Sonnenschein CoA - Was tue ich zuerst?

  • Hallo zusammen,

    ich habe einige Beiträge gelesen und festgestellt, dass ich nicht alleine bin. Sehr vieles kommt mir bekannt vor. Ich kann seit ca. 2 Jahren von mir behaupten, dass ich bewusst CoA bin. In den letzten Jahren hab ich mich immer weiter zurückgezogen und meinem alkohlabhängigen XY aus meinem Leben und meinem Alltag ausgeschlossen. Leider sind meine Schritte sehr klein und ich muss zugeben, dass ich noch nicht weit gekommen bin. Ohne mich in Ausreden zu flüchten drehen sich immer wieder die selben Fragen in meinem Kopf, die dafür sorgen, dass ich abwarte. Ich möchte, dass er aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, aber es hängen Kinder mit drin. Ich will ihn in der gemeinsamen Arbeit nicht immer decken, weil ich am Ende meiner Kräfte bin. Was tu ich zuerst? Wenn ich die Trennung verkünde, dann hab ich ein Spießrutenlauf in der Arbeit und umgekehrt. Kann ich überhaupt sooooo viel Kraft aufbringen?

    Was ist der richtige Weg?

  • Hallo Sonnenschein,

    herzlich Willkommen bei uns.

    Der Austausch mit den anderen Betroffenen wird dir gut tun. Ich drücke dir die Daumen, daß du einen für dich gangbaren Weg findest.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Sonnenschein,

    ich habe dich freigeschaltet und dein Thema in den Angehörigenbereich unserer Selbsthilfegruppe verschoben

    Hier kann nun der Austausch beginnen. Schreibe bitte die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich bei den neuen User, ansonsten kannst du jetzt überall schreiben.

    Ich wünsche dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ich möchte, dass er aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, aber es hängen Kinder mit drin.

    Was ist der richtige Weg?

    Den Satz und dein Denken ändern in:

    Ich möchte, dass er aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, WEIL Kinder mit drinhängen.

    Hi und willkommen, hier gibt es einige, die deine Situation kennen. Komm in Ruhe an,

    Hera

  • Hey Sonnenschein, du bist nicht alleine! Das steht fest. Und du setzt dich mit der Situation und den Möglichkeiten auseinander. Das ist super.

    Ich bin sicher, dass es nicht auf die Größe der Schritte ankommt. Es ist gut, wenn die Richtung stimmt. Hast du eine Vorstellung, was es für den nächsten Schritt braucht?

    Ich stimme Hera zu. Kinder sind ein wichtiger Grund, die Situation zu verändern. Wie geht es ihnen deiner Einschätzung nach in der aktuellen Situation?

    Ich kann deine Gedanken nachvollziehen, dass du Angst vor der Situation bei der Arbeit hast. Aber zur Zeit scheint es für dich so oder so nicht einfach zu sein. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viel Kraft du aufwendest, um es unter Kontrolle zu haben. Oder?

    Liebe Grüße

  • Hallo Hera und ByMyselfFlowers,

    ihr hab vollkommen Recht. Wie sich die Kinder fühlen, weiß ich nicht so wirklich. Wir haben eine enge Bindung und ich versuche immer einen offenes Ohr für sie zu haben. Sie sind inzwischen schon groß (17 und 14). Die 14 Jährige leidet wahrscheinlich am meisten unter seinen Stimmungsschwankungen und den ungerechten Unterstellungen. Ich bin fast nie weg, um in solchen Momenten für sie einzuspringen. Die Große ist voll im Bilde. Da fallen immer wieder Sätze wie: er hat wieder getrunken, oder warum ist er so gemein? Ich versuche es zu erklären, doch wie kann man das ohne sein Verhalten zu entschuldigen? Ich scheu mich nicht davor offen mit den beiden darüber zu reden, aber ich will ihn auch nicht schlecht machen. Sie lieben ihren Vater trotzdem sehr.
    Leider macht er auch immer wieder diese Spielchen mit uns. Gestern Abend nachdem ich hier geschrieben habe, kam er wie gewohnt viel zu spät und viel zu betrunken nach Hause. Diesmal mit einer Tüte Süßem für die Kids und einem Blumenstrauß für mich. Ich kann das einordnen und es macht mich sauer, aber wie verstehen es die Kinder?

  • „Unter Kontrolle „ habe ich es schon lange nicht mehr. Der Alltag kostet einfach so viel Kraft, dass nichts mehr übrig bleibt um das eigentliche Problem aus der Welt zu schaffen. Dazu kommt die ständige Scham, die Traurigkeit wenn man sich eingestehen muss, dass er es nicht für mich ändern kann oder will und die Hilflosigkeit.

  • Liebe Sonnenschein, wie gut, dass du zu deinen Töchtern eine enge Bindung hast und ihr gut in Kontakt seid! Das wird ihnen helfen.

    Meine Tochter ist ungefähr so alt wie deine jüngere Tochter. Ich hatte mich auch entschieden, mit ihr offen zu sprechen, damit sie weiß, dass sie ihrer Wahrnehmung trauen kann und mit Papa etwas nicht stimmt.

    Ich habe mich beraten lassen, wie ich altersgerecht und möglichst neutral mit ihr über die Alkoholkrankheit sprechen kann. Das war auch gut, da sie sich im Internet über die möglichen Folgen schon informiert hatte und voller Sorge war.

    Sie verdrängt das Thema (sowohl Alkohol als auch Trennung)nach meiner Einschätzung. Sie redet nicht darüber. Da sie ansonsten aber fröhlich ist und es keine Auffälligkeiten gibt, wurde mir geraten, weitere Gespräche nicht aufzudrängen. Sie weiß aber, dass ich für sie da bin und wir jederzeit Sprechen können.

    Ich finde es so wichtig, das Problem zu benennen. Es ist ja deine und ihre Realität. Wie sagt man so schön: Der Elefant steht ja im Raum.

    LG

  • Danke BuyMyselfFlowers,

    deine Antwort hat mir sehr geholfen. Ich denke bei meinen Mädels ist es genauso und ich kann meiner Intuition trauen. Schön zu wissen, dass man etwas richtig macht und nicht immer den Elefant aus dem Porzellanladen zerren muss. Wie schaffst du den Alltag? Wo nimmst du die Kraft her? Woher weißt du, wann einfach genug ist?

  • Schön zu wissen, dass dir meine Antwort hilft. Mir hilft es auch zu wissen, dass die Erfahrungen sich teilweise so ähneln und ich mit dem Problem nicht alleine bin.

    Wie du war ich am Ende meiner Kraft. Und ich weiß, dass ich ansonsten stark bin. Stark genug, um meine Tochter (und am Ende auch mich) zu schützen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, was es mit meiner Tochter macht, wenn ich ihr das Leben mit einem Alkoholiker noch länger zumute. Die Sorge um ihre Zukunft treibt mich an. Ich hatte so viel über die negativen Folgen gelesen.

    Bei aller Traurigkeit und Wehmut, die natürlich immer wieder auftauchen, fühle ich mich jetzt besser. Der Alkohol hat meine Ex-Partner irgendwie zu einem Fremden gemacht, der hier mit uns im Haus wohnte. Mir hat die Unterstützung von guten Freunden und meiner Familie während dieser Zeit geholfen. Die Kraft kam aber erst zurück, als er ausgezogen ist.

    Meine Tochter hatte die Sorge, dass das Haus für uns allein zu groß ist. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass wir es umgestalten. Da war sie ganz begeistert und ist nun fleißig am planen. :)

    LG

  • ich finde die Ehrlichkeit gegenüber den Kindern auch sehr wichtig. Es vermittelt ihnen das Gefühl ernst genommen zu werden, und dass ist sehr wichtig für sie.

    Sie brauchen Mut um ihre Wahrnehmungen mitzuteilen. ohne Angst davor zu haben, dass ihnen diese abgesprochen werden.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen,

    heute ist wieder ein schlechter Tag.
    Grundsätzlich bin ich ein sehr starker Mensch und meine Sorgen sieht man mir nicht an. Ich kann mich gut verstellen und wenn man IHN nicht „erlebt“ hat, dann würde man mir nichts ansehen. Daheim komm ich mit der Situation meistens klar. Ich lasse ihn links liegen und gehe ihm aus dem Weg. In der Arbeit funktioniert das leider nicht. Wir sind Teilhaber einer Firma und arbeiten dort. Er ist auch mein Vorgesetzter. Vorgestern hat mich ein Geschäftspartner auf seinen Zustand angesprochen. Das er ihn nur in der Früh anruft, weil er mittags schon betrunken ist und das ihn auch schon Kunden angesprochen haben, dass er am Telefon lallt und er alles vergisst. Das ist mir nicht nur unglaublich peinlich, sondern widerstrebt meinen Idealen vollkommen. Ich versuche immer alles perfekt und allen gerecht zu machen. Tag für Tag übernehme ich seine Aufgaben im Büro um die Angestellten zu schützen. Dadurch arbeite ich grundsätzlich für 2 Jobs und seit 2 Wochen mach ich 3, da ich eine Urlaubsvertretung übernehmen muss, wofür er eigentlich zuständig ist. Er kommt jedoch erst nachmittags ins Büro, ab 11:00 Uhr lallt er schön am Telefon, und dann ist er nach 1-2 Stunden wieder verschwunden ohne etwas großartig getan zu haben und kommt aber nicht vor 20:00 Uhr nach Hause.
    Gestern Früh ging es mir sehr schlecht. Nachdem er gefahren und die Kinder in der Schule waren, bin ich unter der Dusche zusammengebrochen. Ich habe lange geweint und mir eine schützende Person gewünscht, die mir all die Last von meinen Schultern nimmt. Heute geht es mir nicht viel besser. Es steht ein wichtiger Termin heute an und er wird es versauen oder mich damit hängen lassen und nicht auftauchen. Ich bekomme tagtäglich alles ab.
    Seit Wochen stehe ich jeden Morgen auf und verbringe erst einmal die meiste Zeit auf der Toilette. Magenkrämpfe, Übelkeit, Duchfall. Ich nenne es „meine morgendliche Panikattacke“. Zusätzlich kann ich die meiste Zeit nicht essen und schlafen. Ich funktioniere nur und versuche alle belastenden Gefühle auszuschalten.

    Ich habe hier sehr viel davon gelesen, dass man etwas Gutes für sich tun soll, doch wie kann ich das in meiner Situation? Ich versuche aktuell irgendwie jeden Tag durchzustehen und mir für die Kinder nichts anmerken zulassen. Ich kann doch nicht meinen Job hinschmeißen und meinen Mann aus der Wohnung und das in meinem emotionalen Zustand. Davon abgesehen würde er dann sehr wahrscheinlich seinen Job verlieren und und irgendwo einsam weitertrinken. Ich bin seit über 20 Jahren seine beste Freundin und seine Familie. Es gibt niemanden mehr in seinem Leben. Hab ich da nicht die Pflicht ihn bei seiner Krankheit zu helfen und beizustehen? Darf man einen besten Freund so fallenlassen?

    Ich dreh mich in einer Spirale und finde nicht raus. Was soll ich tun?

  • Liebe Sonnenschein,

    Das ist wirklich eine schlimme Situation für Dich. Aber wenn Du nicht die Reißleine ziehst, wirst Du vor ihm umkippen. Und dann?

    Du schreibst er ist wie Dein bester Freund. Meine besten Freunde lassen mich nicht so im Regen stehen

    Zumal hilfst Du ihm nicht. Er muss ja keine Konsequenzen tragen. Du deckst Alles ab. Er kann schön weiter trinken.

    Zu seinem Geschäftspartner. Warum spricht er Dich an? Du kommst ja nicht lallend ins Büro. Er muss da zu Deinem Mann gehen.

    Du solltest Dich da komplett rausziehen, keine Aufgaben von ihm übernehmen, ihn nicht decken, etc.

    Das macht Dich kaputt. Das wäre mal etwas was Du für Dich machen kannst.

    LG Momo

  • Ich habe lange geweint und mir eine schützende Person gewünscht, die mir all die Last von meinen Schultern nimmt

    Du bist diese Person! Schütz Dich und bring Dich in Sicherheit!

    Ich kann doch nicht meinen Job hinschmeißen und meinen Mann aus der Wohnung und das in meinem emotionalen Zustand. Davon abgesehen würde er dann sehr wahrscheinlich seinen Job verlieren und und irgendwo einsam weitertrinken. Ich bin seit über 20 Jahren seine beste Freundin und seine Familie.

    Doch! Oder möchtest Du diesem Job deine Gesundheit opfern?!


    Er verliert ihn so oder so. Du verlängerst gerade lediglich euer beider Leid.

    Seine beste Freundin ist aktuell der Alk.Vielleicht klingt das jetzt alles hart für Dich - trotzdem hoffe ich, dass meine Worte Dich erreichen. Denn wenn Du so weitermachst, wird es für euch beide weiter abwärts gehen. Welche Motivation sollte er haben aufzuhören, wenn Du alles abfederst?!

    Ja, vielleicht trinkt er auch weiter, wenn Du aus dem Suchtsystem aussteigst - aber dann bist Du zumindest in Sicherheit. Vielleicht wacht er aber auch auf, wenn er merkt, dass er alles verliert …

  • Ich würde mir einen Anwalt nehmen und das aufsplitten. Entweder ohne ihn mit der Firma weiter oder gar nicht.
    Zieh einen Strich.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hab ich da nicht die Pflicht ihn bei seiner Krankheit zu helfen und beizustehen?

    Ich melde mich mal von der anderen Seite als abstinenter Alkoholiker.
    Unter diesen Umständen hast Du sie definitiv nicht, eine Pflicht. Er ist ein erwachsener Mensch und eigenverantwortlich für sich.
    Du würdest ihn sicher unterstützen, das macht aber nur Sinn, wenn er Einsicht in seine Krankheit hat und sich selbst Hilfe sucht. Ohne dies hast Du keine Chance gegen seine Sucht.
    Momentan reibst Du Dich auf und verlierst jeden Tag an Kraft, wie auf einem Fahrrad, bei dem die Kette fehlt.
    Du musst für Dich handeln. Richte Deinen Fokus auf Deine Verantwortung, Deine Selbstfürsorge, Deine Kinder, Deine beruflichen Aufgaben und gebe ihm seine Verantwortung zurück.

    Solange Du ihn deckst, wird es für alle Beteiligten nur schlimmer werden.

    Viele Grüsse

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Hallo, das ist ja ne schlimme situation in der du dich befindest. Gemeinsame kinder, gemeinsame wohnung und gemeinsame firma. Kein wunder, daß dir das über den kopf wächst, zumal er ja den alkohol überall integriert hat und dich damit unglaublich rein und runterzieht. Hast du eine freundin, die dich unterstützen Kann? Das mit dem anwalt finde ich auch eine gute idee. Hol dir hilfe, du hast JEDES recht dazu.

    Pass auf dich auf!

  • Vielen Dank für alle eure Zusprüche und Kopfwäschen. Das hat heute sehr geholfen und mich wachsen lassen.
    Ich habe für mich folgendes erörtert: Mein Ehemann ist Alkoholiker und ich werde ihm mehr Grenzen setzen. Der Vater meiner Kinder ist Alkoholiker und ich werde darüber offener mit den Kindern kommunizieren. Mein bester Freund ist Alkoholiker und ich kann ihm nicht helfen und habe die Freundschaft auf Eis gelegt. Mein Vorgesetzter ist Alkoholiker und es geht mich nichts an, denn dafür sind andere zuständig. Und schon ist der Berg auf meinen Schultern erheblich geschrumpft.

    Kurzes Update:

    Nachdem er heute ab mittags wieder seinen Pegel aufgefüllt hat, wurde er gemein und unfair zu mir. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nichts getan habe, sondern immer geholfen und unterstützt und er nicht so gemein zu mir sein soll. Schließlich entscheidet er sich doch jeden Tag aufs Neue für den Alkohol und gegen seine Familie und die Angestellten. Das hat gut getan und mich befreit. Auch wenn er nur dasaß und gegrinst hat. Die erste Grenze ist gesetzt :thumbup:

  • Was soll er auch dagegen erwiedern, ausser grinsen? Er weiß, dass Du recht hast.
    Also bin ich der Situation aus dem Weg gegangen, indem ich sie nicht ernst genommen habe, sie als lächerlich abgetan habe.

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

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