Mimi93 - Alkoholabhängiger Freund von zuhause abgehauen.

  • Was heißt, du lässt ihn nicht hängen. Im Prinzip unterstützt du ja seine Sauferei.

    Ja, das sehe ich genauso. Diese Erkenntnis zu erlangen ist so wichtig.

    Für ihn ist ja insofern alles okay, du bist weiterhin da und umsorgst ihn, während er schön weiter saufen kann, machst dich dabei aber kaputt. Untergehen kann er auch alleine, aber du musst nicht mit untergehen, du hast die Wahl, ob du dir das weiter antun willst.

    Und wenn du die Situation verlässt, ist das, um dich zu retten, das darfst du nicht als aufgeben sehen.

    Da rauszukommen und aufzuhören, ist sein Kampf, nicht deiner. Deiner ist Selbstfürsorge und Grenzen setzen sowie diese auch einzuhalten und ja, wenn er nicht aufhören kann, bleibt dir nur zu gehen, wenn du dich wieder besser fühlen willst. Das heißt ja nicht zwangsläufig, dass alles zwischen euch vorbei sein muss, kommt er irgendwann zur Vernunft, wird trocken und stabil, könntet ihr dann immer noch schauen, was von euch als Paar übrig ist. Aber es sich nur von ihm zu wünschen, sich jedes Mal Hoffnungen zu machen, die eh nur enttäuscht werden und in der Situation in Schockstarre zu verharren wird nichts besser machen oder ändern, soweit bin ich inzwischen auch schon gekommen, das einzusehen.

  • Hallo Mimi,

    Ich hab das totale Gefühl die Kontrolle zu verlieren.

    Das ist leider schon geschehen. Dein Mann hat die Kontrolle verloren und Du auch.
    Du hast nur Kontrolle über Dich selbst.

    Er ist ein toller Vater aber wenn er trinkt wird’s unschön.

    Das ist leider ein Widerspruch in sich.

    Und wenn du die Situation verlässt, ist das, um dich zu retten, das darfst du nicht als aufgeben sehen

    Indem Du die Situation verlässt, bekommst Du zumindest wieder die Kontrolle darüber, was Du und vor allem Dein Kind mit erleben musst.

    Indem Du ihn nicht hängen lässt und in der Situation bleibst, lässt Du ja andererseits Dein Kind hängen (indem es Situationen miterleben muss, wo es unschön wird, wie Du es nanntest).

    Ich weiß, das hört sich hart an. Aber glaub mir: Ich bin selbst zu spät mit meinen Kindern aus einer schlimmen Situation. Und sie waren jünger. Und haben viel mehr mitbekommen und gelitten, als ich dachte.

    Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, zur Ruhe kommen zu können.

    LG Cadda

  • Hallo Mimi,

    Es ist sehr stressig im Moment. Am liebsten würde ich mir eine Auszeit nehmen und abhauen. Nur wohin ? Job und co kann man auch nicht vernachlässigen.

    An diesem Punkt war wohl jeder schon einmal, aus verschiedensten Gründen. In den meisten Fällen ist das natürlich nur so dahingesagt und ist keine wirkliche Option. Normalerweise packt man dann den Stier bei den Hörnern und schafft das Problem aus der Welt.

    Sobald Du aber im Kopf eines anderen Menschen etwas ändern willst, stösst Du auf eine dicke Panzerglasscheibe.

    Du siehst es, kommst aber nicht heran.

    Es ist zum verzweifeln und Du bist nur Statist. Und je länger Du vor Deiner eigenen Hilflosigkeit stehst und mit der Brechstange etwas versuchst, umso kraftloser und resignierter wirst Du.

    Die Alkoholkrankheit wird auch als Familienkrankheit bezeichnet. Er nimmt alle im Umfeld mit. Eltern, Partner, Kinder. Einer trinkt, aber alle leiden darunter.

    Schau Dich an, Du bist 24/7 mit der Flasche beschäftigt ( bei ihm ist das übrigens auch so, nur aus anderen Gründen ), deine Gedanken rotieren und immer eine Faust im Magen. Das kostet Energie, welche Du gut woanders einsetzen könntest.

    Du hast ja geschrieben das Du alles zerdenkst. Versuchst Lösungen zu finden, auf welche er eigentlich kommen müsste um aus seiner Sucht- Spirale nach unten herauszukommen.

    Was schlägst Du Dir denn innerlich für eine Lösung vor um wieder ruhiger zu werden? Einfach nur hoffen das er plötzlich eine Eingebung hat und aufhört zu trinken?

    Ich persönlich sehe das als Alkoholiker nicht. Ich kenne diese Situationen aus der Sicht des Trinkenden. Er schiebt seine Prios immer weiter in Richtung Alkohol, und natürlich gibt es auch Phasen in denen es ihm krankheitsbedingt schlechter geht. Aber im Großen und Ganzen sehe ich keine Notwendigkeit für ihn auch wirklich aufzuhören.

    Es funktioniert doch ( noch) und es wird jetzt immer schlimmer.

    Schau Dir das Zitat oben nochmal genauer an, in einer Suchtsituation stellt es tatsächlich eine Lösung dar über die Du nachdenken solltest. Das Zauberwort heisst: Abstand. Evtl. solltest Du tatsächlich darüber nachdenken wie Du den für Dich und Euch herstellen könntest um die Flasche aus dem Kopf zu bekommen.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Was soll ich den deiner Meinung nach tun ? Ihn auf die Straße setzten ? Ihn die Schlüssel zu unserer Wohnung abnehmen ? Ihn sein Geld wegnehmen? Ich unterstütze das nicht, ich versuche das Beste aus der Situation zu machen.

    Trotzdem danke ich dir für deine Antwort und die Unterstellung.

    Wenn ihr beide im Mietvertrag steht, kannst du das natürlich nicht tun und es wird bestimmt auch nicht von heute auf morgen gehen. Sein Geld wegnehmen - nein, wozu? Wenn er es vertrinken will, ist das ja seine eigene, erwachsene Entscheidung, warum solltest du daran etwas ändern können.

    Du könntest aber klare Kante zeigen und ihm sagen, dass du so nicht mehr mit ihm leben kannst und du dich (vielleicht auch zunächst nur räumlich) trennen wirst, wenn er nicht aufhört und zwar zeitnah- hast du das schon getan? Wenn du es tut, solltest du allerdings auch wirklich innerlich bereit sein, Konsequenzen zu ziehen, andernfalls nimmt er dich nicht mehr ernst.

    Er geht es weiterhin nicht ernsthaft an, trocken zu werden oder schafft es momentan eben nicht? Gut, als nächsten Schritt könntet ihr dann, wenn er mal einen nüchternen Moment hat, besprechen, wer in der Wohnung bleibt und wer sie verlässt oder ob sich beide in einer angemessenen Frist etwas Neues suchen und mal den Wohnungsmarkt sondieren.

    Ich weiß, es ist am Anfang immer hart und schmerzhaft hier im Forum unangenehme Wahrheiten zu hören, vor denen man lieber die Augen verschließen würde, aber keiner tut das, um dich zu verletzen oder weil er dir Böses will, sondern damit du die Augen aufmachst und neue Impulse bekommst, dir selbst zu helfen.

    Du kannst ihn nicht heilen, es gibt kein Zaubermittel, das hätten wohl alle Angehörigen gerne... Aber du kannst deine Lebensqualität zurück gewinnen. Du unterstützt es insofern, als dass du es tolerierst, wieso sollte er etwas ändern? Für ihn ist doch alles okay und in seinem benebelten Kopf sieht er bestimmt gar nicht, wie sehr du dich kaputt machst. Oder es interessiert ihn nicht mal mehr, weil saufen nun eben Priorität hat und nicht du/die Kinder/eure Beziehung/ seine eigene Gesundheit.

    6 Mal editiert, zuletzt von Bleibenodergehen (30. November 2024 um 23:12)

  • Danke für eure lieben Worte.

    Ich bin offen für Kritik und vertrage diese auch, es kommt nur immer darauf an wie man diese ausspricht. Er weiß das zuhause alkoholfrei Zone ist. Ich trinke nicht, hab noch nie viel getrunken oder ähnliches. Ich dachte das es ihm gut tun wird, hab mich aber wohl getäuscht. Wie ihr / du schon sagst er ist in dieser Spirale drin und da muss er selbst rauskommen.

    Zu denn Kids, die sind wirklich abgeschottet. Sobald er trinkt und anfängt sich gegenüber uns komisch zu verhalten sind wir dabei die Kinder wegzubringen. Sei es zu Freunden oder Verwandten. Das geht aber eben auch immer nur paar Tage.

    Er ist im nüchternen Zustand super, ich kenne keinen besseren Mann. Der Alkohol jedoch verändert ihn. Er macht dann seiner Ex und mir verbal das Leben schwer. Handgreiflich ist er Gott sei dank nie geworden.


    Sein Konto ist bereits gesperrt, er hat im Rausch alles verloren. Das heißt im Moment hat er grad keine andere Wahl als Diebstahl oder nüchtern werden.

    sobald er klar ist, wird das Gespräch kommen. Räumlich trennen ist derzeit nicht möglich allerdings könnten wir immer wieder ein paar Tage gehen. Nur das will er nicht und dann verschwindet er aus unserer Wohnung und macht die Gegend unsicher. Irgendwann hat er dann die Schnauze voll und kommt heim wird nüchtern, und nach 7-10 Tagen geht der Spaß von vorne los. Das ist seit September jetzt Fall.

    Im Moment kann ich für mich nicht viel tun. Ich bleibe im Stress, da ich im Moment zwei Jobs, mein Kind und den Haushalt habe. Ich hoffe gerade das ich bald einen Platz in der Therapie bekomme, um zu lernen besser mit Dingen umzugehen. Es immer auch aus anderen Blickwinkeln betrachte.

    Ich danke euch nochmal herzlich für die Antworten.

    Schönen Sonntag

  • Oje, Mimi, das ist wirklich nicht einfach.

    Für die Kinder muss es doch auch furchtbar sein, zum eigenen Schutz immer wieder aus Ihrem Zuhause gerissen zu werden. Das scheint ja sogar er so zu sehen, wie du schreibst.

    Und mit 4 und 8 Jahren bekommen auch die jüngeren Kinder genug mit, glaub mir, vielleicht nicht von allen Ereignissen, aber von der Stimmung, und das macht was mit ihnen, das kannst du hier bei den EKAs nachlesen. Bist du vielleicht selbst EKA?

    Und warum arbeitest Du gerade in 2 Jobs? Wie lange soll das gehen?

    (Bitte nicht persönlich nehmen: Wir schreiben und fragen hier in der Regel sehr direkt, aber nicht, um jemanden anzugreifen, sondern um möglichst etwas mehr Klarheit ins Gefühlschaos zu bringen. ( @Forum: Hier spreche ich mal bewusst aus Erfahrung fürs Forum, maße ich mir sonst nicht an.))

    Im Moment kann ich für mich nicht viel tun.

    Ist das wirklich so? Oder magst Dir das nicht zugestehen, für Dich zu sorgen ( und damit meine ich jetzt nicht Wellness).

    Gut ist ja schon mal, dass Du mit seiner Ex offenbar sprechen kannst, und dass Freunde und Verwandte dir beistehen. Und dass Du Dich hier gemeldet hast.

    Weitere Stützpfeiler sind möglich und nötig, z. B. Die örtliche Suchtberatung für Angehörige und die Familienberatung. Du schreibst, sein Konto ist schon gesperrt, hat er eine rechtliche Betreuung? Falls nicht, kann das bei seinem Zustand bestimmt veranlasst werden. Denn Du bist nicht seine Mutter, nicht mal seine Frau (und auch Mütter und Ehefrauen müssen nicht alles ertragen bzw. allein schaffen).

    Meine bescheidene Meinung: Solange er sich so asozial verhält ( egal, warum und mit welchem schlechten Gewissen hinterher), sollten seine Kinder bei der Mutter bleiben, das kannst Du nicht noch nebenbei aufzufangen versuchen.

    Und suche so schnell wie möglich nach einer Wohnung für Dich und dein Kind und kündige die gemeinsame Wohnung, damit Ihr nicht noch mehr in seine Abwärtsspirale hineingezogen werdet, auch finanziell. Er muss deswegen nicht auf der Straße landen, es gibt Wohnheime für solche Fälle.

    Fühlt sich wie Hängenlassen an? Ist aber die einzige Chance für Dich und die Kinder, nicht mit unterzugehen.

    Und NEBENBEI auch die einzige Chance für ihn, vielleicht doch noch zur Besinnung zu kommen und ernsthaft abstinent werden zu wollen. Aber zuallererst geht es um Dich und die Kinder...und das kannst du ihm auch genauso sagen.

    Alles Gute!

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