Hallo zusammen,
da ich wie alle Angehörigen hier in einer schwierigen Situation stecke und dringend Austausch mit Leuten brauche, die meine Sorgen und Erfahrungen verstehen und mir helfen können, wage ich doch den Sprung, hier zu schreiben, auch wenn mir das so öffentlich doch etwas Unwohlsein bereitet.
Es geht um meinen Partner, mit dem ich 6 Jahre zusammen bin. Wir hatten ein sehr harmonisches Zusammenleben und wir lieben uns sehr.
Wir haben gemeinsam einmal die Woche oder alle zwei Wochen etwas getrunken (kein Absturztrinken), was manche wahrscheinlich schon als viel empfinden, aber für uns hat es gepasst. Ein paar Ausreißer gab es mit seinem besten Freund, aber das war noch okay für mich.
In den letzten 2 Jahren hat, wie er selber sagt, die Belastung und der Streß durch die Arbeit sehr zugenommen und er hat dann zunächst zweimal die Woche getrunken, ich leider auch, obwohl es mir damit nicht so gut ging.
Das hat sich dann natürlich in sein Gehirn eingeschliffen -Streß= trinken- und dazu natürlich noch anlassbezogenes Trinken und tausend weitere Gründe öfters zu trinken. Ich hab ihn da schon drauf angesprochen, dass er vorsichtig sein muss, wenn er abhängig wird, kann er nie mehr etwas trinken.
Inzwischen war er (ich wollte da nicht mitziehen) bei 3-4 mal die Woche bei 6 Bier angekommen und es gab deswegen natürlich zunehmend Streit bei uns, obwohl wir sonst nie gestritten haben. Wenigstens ist er ein friedlicher Trinker, naja drei Beleidigungen gab es schon, wenn er mit 14 Bier intus von seinem Kumpel kam, der unserer Meinung nach, eh ein Alkoholproblem hat.
Dann kam ein absoluter Tiefpunkt, bei dem er einen Kasten Bier getrunken hat und sich in eine gefährliche Situation gebracht hat, die Konsequenzen nach sich zog, was uns beide stark belastet hat. Ich habe da meine Grenze gezogen und gesagt, meine Liebe leidet darunter und ich fühle mich zunehmend unwohl und auch nicht mehr hingezogen zu ihm. Er muss aufhören (vorher hatte er es natürlich mit kontrolliertem Trinken probiert ☹️) sonst kann ich leider nicht mehr mit ihm zusammen sein,und er hat mir versichert, er will das auch und schafft das alleine - jaja...
Zwei Wochen später war es wieder soweit, also er hat trotz der heftigen Situation nur eine kleine Pause gemacht. Ich merke sofort, wenn er was getrunken hat und er hat mich angelogen und nun auch zu Hochprozentigem gegriffen und heimlich getrunken.
Puh, das war sehr schlimm für mich, denn mein Vertrauen hat er noch nie mißbraucht, ich war innerlich im Alarmzustand und auch kontrollierend, was ja nichts bringt. Ich habe ihn aber nur gebeten, mich zumindest nicht mehr anzulügen.
Er hat jetzt selber einen Termin bei der Beratungsstelle vereinbart und schlägt jetzt nochmal richtig über die Strenge, was mir zeigt, dass er selber nicht aufhören will.
Heute morgen habe ich dringend Abstand gebraucht, weil ich leider echt angewidert bin und es daheim nicht mehr schön ist. Er dünstet den Alkohol aus allen Poren aus und seine Persönlichkeit verändert sich schon zum Negativen. Ich wollte auch erstmal nicht mehr mit ihm reden, es ging einfach nicht mehr. Er hat das zum Anlass genommen, mit seinem besten Freund einen draufzumachen.
Ich will das aber nicht mehr mit ansehen, ich kann das einfach nicht mehr gerade und bin jetzt in ein Hotel gegangen, was mir gerade wahnsinnig wehtut, wie weit es gekommen ist. Ich bin zwar stolz, dass ich eine angesagte Konsequenz durchgezogen habe, sehe aber leider pessimistisch in die Zukunft, weil ich das Gefühl habe, er macht die Beratung nur, um mich nicht zu verlieren. Ich denke, das wird nicht klappen.
Und ich mache mir natürlich gerade wahnsinnig Sorgen, wie er eskaliert und sich womöglich in Gefahr bringt,wenn er betrunken heim kommt und sieht, dass ich es echt gemacht habe, denn angekündigt habe ich es.
Ich lese hier ja schon länger mit und man soll ja definieren, was man sich hier für sich selbst erwartet, denn er kann sich ja nur selber helfen.
Da ich beim Totalabsturz nachts so verzweifelt war, habe ich das erste Mal in meinem Leben die Telefonseelsorge angerufen (das kann man ja keinen erzählen, der ihn auch kennt, das wäre für mich bloß stellen), und ich denke, wenn es weiter eskaliert, brauche ich dringend Unterstützung, meinen Weg gegebenfalls auch ohne ihn zu finden.
Danke fürs Zuhören, das hat schonmal gut getan, mich weiter zu sortieren.