Matcha - Wer will, findet Wege

  • Genau SO ist es. Ich rede ja auch nicht vom Kölner Karneval ! Aber , es gibt doch wirklich kaum Veranstaltungen, wo nicht wenigstens ein Sekt oder Wein gereicht wird.

    Da sind wir uns einig. Meine Wohnung ist komplett alkoholfrei, aber ich lebe alleine, Kind aus dem Haus und ich mag mich hier nicht ein dauerhaft einschliessen, ich muss unter Leute. Ich bin nie ausgegangen um zu trinken, in Gesellschaft trinke ich gar nicht. Bis auf die Freundin mit dem Eierlikör ( 2x schon Probleme) ist es mir in den vergangenen 6 Wochen auch nichtpassiert, dass nachgefragt wurde und ich mich rechtfertigen musste. Silvester bin ich extra zu Hause geblieben, Karneval werde ich das auch tun, das sind die Klassiker, im Schuetzenverein oder Kegelclub bin ich doch nicht. Einkaufen heute, das war gefaehrlicher.

  • Meine Arbeitstage für diese Woche liegen hinter mir, ich habe es geschafft, dem Alkohol zu widerstehen. Aber es war ein Kampf, besonders am Freitag, weil ich da eine Situation auf der Arbeit hatte, die schwierig war und bei der ich mit einem unbefriedigten Gefühl rausgegangen bin. Der Suchtdruck war heftig, obwohl ich darauf geachtet habe, mir den "Bauch richtig vollzuschlagen", das hilft mir sonst immer gut. Es hat 3 Stunden gedauert, bis sich das auf dem Sofa liegend und im Forum lesend verflüchtigt hat Ich habe einen Thread von Petter gelesen, bin gerade erst damit durch und bin erschüttert. Dieser Mensch hat so viele Veränderungen und Schicksalsschläge alkoholfrei überstanden, ich würde das nicht schaffen, denke ich gerade, ich habe Angst und fühle mich schwach. Ich habe selber schon viel mitgemacht und in meiner süchtigen Zeit ( etwa 20 Jahre) war die Lösung ja naheliegend, der Griff zur Flasche, um abschalten z u können. Ich habe meine Probleme trotzdem einigermaßen gelöst, o.k., hätte besser sein können..........Hoffentlich gibt das Leben mir noch Zeit bis zur nächsten Prüfung, ich fühle mich sehr verwundbar.

  • ich habe es geschafft, dem Alkohol zu widerstehen. Aber es war ein Kampf,

    Wogegen oder wofür kämpfst du?


    Egal, was passiert, Es gibt keinen Alkohol.
    Weil er ja überhaupt nix an der Situation ändern kann.
    Die einzige Veränderung wäre: Ich wäre nicht mehr nüchtern. Mein alkoholfreies Leben wäre kein alkoholfreies Leben mehr. Eine Katastrophe.

    Ein alkoholfreies Leben ist es aber , was ich haben will, für immer. Das ist das, was ich will. Und weil ich Alkoholiker bin und meine Alkoholsucht lediglich zum Stillstand bringen konnte, kommt Alkohol nicht infrage, egal, was passiert.
    Ein Glas und ich wäre wieder drin in dieser Suchtspirale. Ich bin sicher, dass ich den Ausgang nicht noch mal finden würde. Denn die Suchtspirale dreht sich immer schneller ….und immer nur nach unten.

    Gegen den Alkohol kann kein Alkoholiker gewinnen. Ich nicht und du auch nicht. Niemand. Kämpfen ist vergebliche und kräftezehrende Mühe.

    Das zu akzeptieren macht es mir möglich, mit meiner Alkoholsucht zu leben und gar nicht erst im Alkohol eine Lösungen zu suchen. Weil es im Alkohol keine Lösung gibt.

    Ich kann, wie jeder andere Alkoholiker auch, meine Alkoholsucht nur stoppen. Und zwar genau so lange, wie ich keinen Alkohol trinke. Es gibt keine Heilung.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Wogegen oder wofür kämpfst du?

    Gegen den Alkohol kann kein Alkoholiker gewinnen. Ich nicht und du auch nicht. Niemand. Kämpfen ist vergebliche und kräftezehrende Mühe.

    Danke Stern für deine Bemerkungen, das ist alles richtig, was du schreibst. Viele hier, die erfolgreich in ihrer Abstinenz sind , berichten von dem Tag X, an dem es klick gemacht hat.

    -der Tag an dem man wegen Alkohol ganz unten war

    -der Tag, an dem der Kampf in der Abstinenz aufgegeben wurde, wenn man eher aus Vernunftgründen an den Alkoholstop herangegangen ist

    Diese 2 Gruppen sind mir aufgefallen beim Lesen, es gibt sicher viel mehr, das ist eine sehr subjektive Einteilung von mir. Ich bin in der Gruppe Vernunftgründe, ich glaube, dort werden mehr innere Kämpfe ausgetragen, die anstrengend sind und den Suchtdruck aufrecht erhalten, weil der Alkohol zum Teil noch positiv besetzt ist. Wie ich dem begegnen kann, weiss ich noch nicht. Ich stehe am Anfang.

    Alkoholfreies Bier trinke ich nicht mehr, davon wird hier abgeraten. Ich habe Tomatensaft für mich entdeckt.

  • Liebe Matcha,

    erst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich es wirklich stark (und hilfreich für Dich) finde, wie Du Dich hier mitteilst und Dich mit unseren Rückmeldungen auseinandersetzt.

    DAS ist, neben ganz viel Lesen in den vielen Erfahrungen hier, ein erfolgversprechender Weg zu einer zufriedenen Nüchternheit!

    Gut, dass Du erkennst, dass der Alk bei Dir zum Teil noch positiv besetzt ist. Das ist - neben der nicht heilbaren Sucht- auch eine Denkgewohnheit. Und die lässt sich in neue Bahnen lenken, so wie Du es gerade mit dem Tomatensaft machst.

    Mal ehrlich: Was ist am Alk noch positiv besetzt bei Dir? Ging es dir mit Alkohol wirklich besser? Eine wichtige Lehre aus Erfahrung lautet hier ja: Nur nicht trinken reicht nicht - wir müssen und können mehr ändern, und das ermöglicht uns spannende neue Erfahrungen und viel mehr Lebensqualität!

    Zum Thema Tiefpunkt vs. Vernunftgründe:

    Bei mir war es eine Mischung aus beidem: ich hatte für mich selbst im Laufe meines Lebens festgestellt: Ich muss der neugierigen Welt da draußen nicht alles sagen, aber wenigstens mir selbst gegenüber schonungslos ehrlich sein, sonst geht es irgendwann nach hinten los, egal, bei welchem Thema. ..

    Und so konnte ich mir irgendwann nicht mehr einreden, dass ich meinen Alkoholkonsum, obwohl ganz klar zu viel und zu regelmäßig, noch "im Griff" hatte. Ich konnte nicht mehr verdrängen, dass die zunehmenden gesundheitlichen Probleme durch meinen Konsum nicht besser und wahrscheinlich sogar mitverursacht wurden. Ich habe auch große Angst vor Demenz. Ich wusste, dass das Thema Pflege der alten Eltern irgendwann ansteht, die durch Alk nicht einfacher wird. Ich hatte Angst, irgendwann bei der Arbeit oder im Straßenverkehr unangenehm aufzufallen. Ich hatte immer weniger Energie für Dinge außer dem bloßen Existenz- und Pegelerhalt. Und ich merkte, dass es mir langsam aber sicher gar nicht mehr so gut schmeckte und ich wegen der gewünschten Wirkung immer mehr und immer mehr durcheinander trank. Der Blick in den Spiegel (innerlich wie äußerlich) wurde immer unerfreulicher. Usw. Usw.

    Da wurde bei mir irgendwann Ende 2022/Anfang 23 das Gefühl übermächtig: so geht es mit dem Alk nicht weiter, sonst gehe ich irgendwann unter.

    Da bemerkte ich plötzlich "überall" in den Medien Berichte von zufriedenen Ex-Säufern und stellte fest: Ein Leben ohne Alkohol ist anscheinend gar kein spaßbefreites Jammertal, das hat mir wohl nur die Sucht (und die Werbung) eingeredet ...

    Und dann recherchierte ich immer weiter, weil ich merkte: Ich will auch ohne Alk besser leben, aber ohne Hilfe schaffe ich das bestimmt nicht (da wusste ich noch nichts vom kalten Entzug). Da ging es mir auch ganz stark darum: Wie schaffe ich das, ohne mich vor aller Welt als Alkoholikerin outen und mich womöglich lebenslang kritisch beäugen lassen zu müssen? (Das hat mich da mehr beschäftigt als der lebenslange "Verzicht" auf Alk.)

    Dann habe ich im Sommer 23 dieses Forum entdeckt, das war - neben vielen anderen Hilfsangeboten, die ich genutzt habe und noch nutze - das Beste, was mir passieren konnte, auch wenn meine Abstinenz erst ein gutes halbes Jahr später startete. Aber da war dann innerlich mehr als bereit dazu und sogar voller Vorfreude.

    Sucht- und Verzichtsgedanken gab es in meinem ersten Jahr auch (und wird es vermutlich imner mal wieder geben können, denn: Gelernt ist gelernt) , auch eine gefährliche Situation, die ich erst später als Suchtdruck erkannte, aber keine Kämpfe. Denn ich hatte nicht nur vom Kopf her kapituliert und eingesehen: Alkohol und ich, das geht nicht mehr - und das ist auch gut so.

    Warum ich das so ausführlich schreibe:

    Du bist wohl nicht nur in den kalten Entzug , sondern auch ins kalte Wasser gesprungen, und kämpfst erst mal ums Überleben.

    Aber das muss nicht so bleiben: Mit der intensiven Beschäftigung hier im Forum wird sich Deine Einstellung und Dein Bewusstsein positiv verändern, und dann wird es auch für Dich einfacher! Alles Gute, bleib dran!

  • Liebe Rennschnecke und Stern und GenX,

    es tut gut eure Kommentare zu lesen, das macht mich gerade sehr demütig und dankbar.

    Ich hoffe, später auch mal andere unterstützen zu können, zur Zeit traue ich mir, die richtigen Worte zu finden, nicht zu. Das liegt daran, dass ich nicht richtig denke. Ich möchte hier meine Fata Morganas nicht detailliert beschreiben, sonst regt sich irgendjemand auf. Den billigen Wein, der mir den Magen verätzt hat, den Wodka, den ich ausbrechen musste, der morgendliche Kater mit den depressiven Gedanken, daran sollte ich denken, das war Realität.

  • Ich hoffe, später auch mal andere unterstützen zu können, zur Zeit traue ich mir, die richtigen Worte zu finden, nicht zu.

    Mit jedem Beitrag, den du hier veröffentlichst, leistest du ja Unterstützung.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Der Stand der Dinge ist gut bei mir. In der vergangenen Woche weiterhin viel Beschäftigung mit der Alkoholsucht ohne Suchtdruck und natürlich ohne Trinken. Ich habe auf Youtube Filme geschaut, "Der Rückfall", "Der Trinker", ich habe ein Buch bestellt, welches hier angesprochen wurde, das kann ich Montag abholen. Ich habe viel an Alkohol gedacht, jedoch waren das kurze Gedanken, die kamen und gingen und mich nicht tief berührten. Was mit SUCHTDRUCK gemeint ist, habe ich vor 8 Tagen gelernt, für mich war das ein Ganzkörperverlangen, das war nicht nur im Kopf. Das erschreckt mich rückblickend noch sehr.

    Ich freue mich, über meinen aktuellen Zustand, ich fühle mich gelassener, positiver gestimmt und hurra, ich schlafe gut. Mein Gedächtnis ist aber noch sehr schlecht und wenn um mich herum sehr viel, sehr schnell passiert, dann fühle ich mich benebelt. Ich habe gelesen, dass es viele Monate dauern kann, bis sich das bessert oder es bleibt für immer, bin ja auch schon älter........

  • Anfangs habe ich mich da aus viel belesen und angeschaut. Nachdem mir die Augen geöffnet waren, habe ich das gebraucht, um mir über alles vollends klar zu werden.

    dann fühle ich mich benebelt.

    Schläfst Du genug? Ich habe anfangs sehr wenig geschlafen. Viele, ungefilterte Gedanken und wahrscheinlich dachte mein Körper ich bin ausgeschlafen, weil ich nicht total im Eimer war. :) Das war das "nasse" ausgeschlafen.

    Denn richtig ausgeschlafen fühlt sich noch mal viel besser an.

    oder es bleibt für immer,

    Wie lange hast Du getrunken? Und wie lange bist Du jetzt nüchtern? Gib Dir mehr Zeit. :thumbup:

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