ich bin der neue

Hallo Frank,

hier ist Rainer, ich habe vor einer Woche erkannt, dass ich Alkoholiker bin.

Als ich Deine Beiträge gelesen habe, hab ich spontan gesagt "Hey, das bin ja ich", nur mit dem Unterschied, dass ich 47 Jahre alt bin.
Ich stand genau vor einer Woche mit genau den gleichen Problemen da, wie Du heute. Wir sind also beide neu hier und haben viele Parallelen.
Auch ich fing in meiner Jugend an, Alkohol zu trinken, man wirkte ja soo viel älter und auf Feten, Schulausflügen etc. war das ein Muss - mal gucken, wer mehr verträgt...
Am Anfang habe ich dann nur am Wochenende, wenn irgendwo was los war, Alkohol getrunken, später, genau wie Du, jeden Abend, angefangen bei der Bundeswehr, aber immer nur Bier...
Ich habe mich regelrecht auf den Feierabend gefreut und das erste, noch in der Firma mit Kollegen und Chef, war `ne Flasche Bier.
Zu Hause, als Belohnung für den stressvollen Tag, ging es dann weiter, noch mal zwei / drei Flaschen Bier.
Das war ein Ritual das ich jahrzehnte lang "genossen" habe.
In der letzten Zeit, ich wurde arbeitslos, kam dann erschwerend hinzu, dass ich nach dem Einkaufen etc. "mal eben" in die Kneipe ging.
Seit einem halben Jahr spiele ich in einer Band, und wieder dieses Ritual nach den Proben:
Feierabend, eben noch einen Absacker trinken.
So häuften sich zusätzlich zu meinem "Feierabendbier" mit der Zeit die Kneipenbesuche. Und, je öfter ich dahin ging, desto länger blieb ich und desto schneller trank ich.
Da blieben die Eheprobleme natürlich auch nicht aus. Es war dann so weit, dass meine Frau vor 1 1/2 Wochen ausziehen wollte. Sie hatte die Nase voll von meinem Alkoholkonsum und meinen Kneipengängen und war dabei, sich eine andere Wohnung zu suchen.
Erst da bin ich wach geworden und habe mir - genau wie Du jetzt - Gedanken über meine Trinkgewohnheiten gemacht.
Auch ich bin hier ins Internet gegangen, habe auch einige "kleine Alkoholtests" gemacht ( ps.: Ich habe meine Antworten so oft überarbeitet, bis ich so wenige Fragen mit ja beantwortet hatte, dass ich nur noch gefährdet war, ICH bin doch kein Alki... ). Ich war dann in dieversen Foren, suchte jemanden, der mir bestätigte, nein Rainer, Du bist kein Alkoholiker, aber ich musste feststellen, dass mein Problem größer war, als ich dachte.
Ich habe schließlich meine Probleme ausführlich geschildert und wurde herzlich aufgenommen. Ich konnte mein Herz mal richtig ausschütten, denn hier sind Menschen, die "zuhören". Nicht wie in meinem Umfeld ( Kneipe, Bekannte usw. ), wo Probleme ins Lächerliche gezogen werden und dann erst mal ein Bier getrunken wird.
So habe ich spontan am letzten Sonntag meinen ersten Tag ohne Alkohol erlebt.
Mit der aufmunternden Unterstützung der Freunde hier habe ich es tatsächlich geschafft, und habe nun schon eine ganze Woche ohne Alkohol leben können.
Und was soll ich Dir sagen, ich fühle mich pudelwohl und meine Eheprobleme sind wie weggeblasen, was natürlich noch mehr anspornt.

Ich bin froh, diese Internetseite gefunden zu haben, denn hier sind Menschen, Freunde, die mich verstehen, weil hier alle das gleiche Problem, den Teufel Alkohol haben. Hier akzeptiert mich jeder, keiner lacht mich aus und ich lerne viel, weil ich lese, wie andere mit dem gleichen Problem erfolgreich oder weniger erfolgreich umgehen. So kann ich mir meinen Lösungsweg durch die geschilderte Erfahrung der anderen langsam erarbeiten.

Lieber Frank, Du hast nun, genau wie ich, den ersten mutigen Schritt getan. Ich hoffe, ich konnte Dich ein bisschen dazu ermutigen, nun den zweiten Schritt zu tun, den ersten Tag ohne Alkohol zu verbringen.
Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.
Schreibe einfach, wie es Dir ergeht, das macht die Sache leichter. Vielleicht erzählst Du auch Deiner Frau, dass Du Dich nun intensiv mit Deinem Alkoholproblem beschäftigst. Es tut ihr und Eurer Beziehung sicherlich gut, wenn sie sieht, dass Du Dich ernsthaft bemühst, Dein, und schließlich Euer Problem zu bewältigen. Sie wird sich sicherlich freuen und Dich unterstützen.

gute 24 Stunden,

Rainer