mir fehlt einfach der Mut!

  • Gruesse an euch alle,
    ihr koennt euch garnicht vorstellen wie sehr ich mich ueber eure lieben Worte gefreut habe. Vielen Dank. Ich musste sie mehere Male lesen, und jedes Mal habe ich mich staerker gefuehlt. Eure Zeilen sind wie Rettungsringe.
    Ich hoffe ich schreibe nicht zu viel. Ich weiss eure Zeit ist kostbar....aber ich habe einfach niemandem dem ich mein Problem anvertrauen kann.
    Mir geht so viel im Kopf herum... ich denke 'vielleicht hat mein Mann gar kein ALk Problem?' Was ist wenn ich es mir nur einbilde? Oder: ach der aermste ohne mich ist er verloren. Er ist doch schon broke. Was wuerde aus ihm werden wenn ich mich nicht um ihn kuemmere? Dann kommt grosses Mitleid auf. Ich weiss das ich fuer sein Leben und seine Entscheidungen nicht verantwortlich bin. Aber immer wieder dieses Riesenmitleid.
    Aber dann wenn ich ihn so wie gestern abend 'voll' vor mir sitzen sehe denke ich wieder anders .....und aerger mich das ich in dieser Mistsituation stecke.
    Das schlimme ist , er trinkt waehrend des Autofahrens. Trotzdem er den ganzen Tag ueber trinkt (angefangen mit vodka morgens, weiter mit Wein und Bier.) ist er ein functional allki.
    Er hatte vor Jahren schon ein DUI bevor wir uns kannten....als ich davon erfuhr, dachte ich er haette daraus gelernt und jeder verdient eine 2. Chance. Heute gebe ich mir die Schuld. Aber ich war damals so naiv, was wusste ich schon von Suechten! Hoert sich bloed an, aber wahr.
    Das seltsame ist, das mein Mann ein Tagesjournal fuehrt und alles aufschreibt was er isst und trinkt etc. Habe alte gefunden demnach trinkt er schon seit dem wir verheitatet sind, wahrscheinlich schon viel frueher. Seit Jan. fuegt er auch die Uhrzeit seines Trinkrituales hinzu. Einmal wurde er boese als er herausfand das ich darin lass.
    Er muss es schwarz auf weiss sehen und dann klickt es evtl. mal.
    Wir beide sind Flugbegleiter fuer eine FLuggesellschaft und gehen nicht wie normale Menschen jeden Tag zur Arbeit.
    Er sagt an seinen freien Tagen ist ihm langweilig darum trinkt er. Aber er muss nicht trinken, Er sagt ' I just like it '!
    Auf Gespraeche die auf sein trinken hinaus verlaufen, reagiert er gereizt. Angeblich ist es fuer ihn normal so zu trinken, wenn auch nicht fuer andere. Dann kommt er mir mit " tue ich nicht meinen Teil hier? Finanziell etc. schlage nichts kaputt...blah, blah, blah.
    Alles bloed....dann weiss ich nicht mehr weiter und denke er hat vielleicht recht. Ausserdem wettet er auf Pferderennen....fasst jeden tag den er zu Hause ist.
    Zum Arzt bekomme ich ihn nicht...er meint sein Arzt wisse doch von seinen Leberwerten und haette ihn bestimmt gesagt wenn er etwas aendern sollte. Zum follow-up Termin ist er nicht gegangen.
    Gestern Abend habe ich ihm gesagt das es so auf kurz oder lang nicht weiter geht...und das er sich entscheiden muesste, ALK oder ich. Wenn ich sauer und mich ueber mich selber aerger kann ich dicke Worte haben. Aber mit dem audfuehren hapert es bei mir. Heute morgen tat er so als waere nichts gewesen.
    Vielen Dank das ich hier alles los werden darf. Ich habe zu viel geschrieben. Sorry. Hoffe ihr verzeiht mir.
    Ich habe grosse Angst vor dem was vor mir liegt und das ich nicht stark genug bin. Vielleicht aendert er sich doch noch? Nein, ich denke ich mache mir nur was vor. Sein Bruder ist ein Drugaddict...der andere verspielt alles. Was bin ich doch fuer ein Trottel...haette mir doch ein Licht aufgehen muessen. Heul. Aber ich war verliebt.....

    Herzliche Gruesse aus USA
    Sabine
    p.s kann es kaum erwarten von euch zu hoeren!

  • Hallo Sabine,

    ich weiß, es ist eine schwierige Situation für Dich. Du tust mir richtig leid!
    Du schreibst, dass Dein Mann schon seit Jahren heimlich aufgeschrieben hat, was er täglich isst und trinkt. Er weiss genau, dass er ein Alkohol - Problem hat. Er will es aber nicht zugeben und war natürlich sauer, als Du seine alten Journals entdeckt hast, Du hast ihn erwischt. Jetzt konnte er Dich nicht mehr anlügen und alles verharmlosen, denn Du hast schwarz auf weiss gesehen, wieviel er trinkt. Er geht nicht weiter zum Arzt, weil dieser seine zu hohen Leberwerte entdeckt hat, weil er genau weiss, dass er dem Arzt nichts vorlügen kann. Wenn Du mit ihm über seinen Alkoholkonsum redest reagiert er gereizt, weil er genau weiss, dass er ein Problem damit hat.
    Er versucht alles, sein Problem zu verheimlichen, das hat auch jahrelang geklappt. Jetzt merkt er plötzlich, dass das nicht mehr funktioniert, und versucht jetzt verzweifelt, alles zu verharmlosen, wie ein kleiner Junge, der bei einem Streich erwischt worden ist. Er belügt sich selbst und er belügt Dich, weil er nicht eingestehen kann, dass er Alkoholiker ist.
    Das schlimmste, was Du nun fühlen kannst, ist Mitleid. Das nutzt ein Alkoholiker aus! So lange Du Mitleid hast, wird er weiter trinken und weiter lügen.
    Du schreibst, dass er Dir gestern abend wieder betrunken gegenüber gesessen hat, und Du mit ihm geredet hast. Das war der falsche Moment. Du musst ihn zur Rede stellen, wenn er nüchtern ist, und ihn ganz klar vor die Wahl stellen: entweder Du oder der Alkohol.

    Meine Frau hat die gleichen Probleme gehabt wie Du. Ich habe auch täglich getrunken, hatte immer Ausreden und habe schließlich auch gelogen. Meine Frau hat immer diskutiert, ich habe auch immer alles verharmlost. Es wurde immer schlimmer, wenn sie dann mit mir über Alkohol gesprochen hat, wurde ich laut, und hab schließlich ihr Die Schuld dafür gegeben, dass ich trinke, weil sie mich nicht mehr gern hat. Ich habe ihr immer wieder versprochen, dass ich weniger trinke. Genau das Gegenteil habe ich gemacht, ich hatte sie ja wieder beruhigt und konnte weiter machen bis zum nächsten Streit.
    Irgendwann hat meine Frau mich "links liegen gelassen", hat nur noch das wenigste mit mir gesprochen, hat sich in ein anderes Zimmer gesetzt, und wenn ich fragte, was mit ihr los sei, sagte sie nur: "nichts". Ich machte mir Gedanken und habe dann weniger getrunken. Das ging dann wieder eine Weile gut, bis ich nach ein paar Tagen wieder betrunken war.
    Zum Schluß hat meine Frau mich gar nicht mehr beachtet, sie machte nichts mehr in der Wohnung, hat nichts mehr gegessen, musste mal weg, ohne mir zu sagen, wohin, kam vom Einkaufen später nach Hause, und lies eine Zeitung offen auf dem Tisch liegen. Die geöffnete Seite war die Seite mit den Wohnungs-Inseraten. Dann kam sie nach Hause, ich stellte sie zur Rede, und sie sagte mir, dass sie sich eine eigene Wohnung sucht, dass sie war beim Amt, sie würde von dort Hilfe bekommen und sie hätte sich auch schon eine Wohnung angesehen. Ihr ging es sichbar besser, sie hatte keine traurigen Augen mehr.
    Da wurde ich endlich wach. Diesesmal habe ich ihr nichts mehr versprochen. Ich habe nur gesagt, sie soll mich einfach beobachten und bitte mit der Wohnungssuche noch warten.
    Das war heute genau vor drei Wochen. Ich habe keinen Alkohol mehr angerührt. Ich habe gekämpft - es war ein harter Kampf und meine Frau weiss das, weil sie gesehen hat, wie schwer es mir fiel. Sie ist bei mir geblieben und wir lieben uns wieder wie in alten Zeiten.
    Heute fühle ich mich gut. Ich fühle mich körperlich besser und das Schönste ist, ich brauche nicht mehr zu lügen. Ja, ich habe meine Frau angelogen, obwohl ich sie über alles liebe. Es wird lange dauern, bis ich das wieder gut gemacht habe. Ich hoffe, ich werde nie wieder Alkohol trinken.

    Liebe Sabine, vielleicht helfen Dir meine Worte.

    liebe Grüße,

    Rainer

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