Beiträge von Micha

    P.S.:

    ... und Menschen gegenüber die wirklich wissen möchten wie es mir geht, geht es ja nicht um die Definition einzelner Vokabeln.


    P.P.S.:

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es die meisten Leute halt auch gar nicht so genau wissen möchten. Unsereins beschäftigt sich jetzt folgerichtig sehr viel damit und wir sprudeln über, wenn wir angesprochen werden.
    Aber in Wirklichkeit wollen die Leute nur eine griffige Darstellung und ein gutes Gefühl dabei. Mit gutem Gefühl meine ich, sie wollen das Gefühl haben, es geht dir gut damit, auch wenn sie es nicht verstehen.

    Und wenn es einem wirklich gut geht und man sich selbst sicher ist, kommt das auch so rüber.

    Ich nehme diese Außendarstellung als Übung und Gradmesser für mich, wie weit ich mir selbst gegenüber bin in der Realisierung meines Alkoholismus und wie entspannt ich damit umgehe. Je positiver meine Einstellung zu meiner Trockenheit ist, umso unverkrampfter komme ich damit rüber, wenn ich jemandem erzähle, dass ich mein Leben getrennt vom Alkohol lebe.

    Hi Chrisse,

    eine Frage, die mich auch umtreibt.

    Mein letzter Stand der Beantwortung ist der, dass ich mir nicht allzu viele Gedanken machen sollte, wie der Begriff des Alkoholikers bei anderen besetzt ist, sondern mich auf eine eigene Interpretation konzentrieren.

    Für mich habe ich den Verdacht, dass ich mich da auch immer noch gerne dran vorbei mogeln möchte. Ich hatte den Begriff seit meiner Vorstellung im Forum vor etwa drei Wochen vermieden. Dann habe ich beim lesen gemerkt, das von erfahreren Foris großen Wert auf die Bekenntniss auch gerade mit diesem Wort gelegt wird.

    Ich habe etwas darüber nachgedacht und (ich glaube) gestern in meinem Vorstellungsthread den Satz ergänzt:

    " Ich bin Alkoholiker."

    In meinem Umfeld habe ich ihn noch nicht direkt benutzt und ich werde meine Suchtkrankheit niemals auf die Stirn tätowiert zur Schau stellen. Aber darum geht es auch nicht dabei, sondern nur darum, dass man mit sich selbst damit klar ist.

    Was heißt das schon ?: Alkoholiker.

    das ist ein Mensch der die Suchtkrankheit Alkoholismus hat.

    Naja, da ich nicht mit Alkohol umgehen kann, sondern er mit mir, bin ich wohl Inhaber dieser Krankheit und also Alkoholiker.

    Eigentlich ganz einfach.

    Eine andere Sache ist das Verständlichmachen Leuten gegenüber, die überhaupt keine Ahnung haben von der ganzen Problematik.


    Ich finde zum Beispiel legitim zu sagen ich wäre allergisch gegen Alkohol.
    Es ist meistens auch in Ordnung zu sagen: Ich trinke keinen. Punkt.

    Mein Favorit ist: ich möchte lieber klar bleiben.

    Aber wohlbemerkt sage ich all das nur, wenn auf meine erste Ablehnung überhaupt eine Nachfrage folgt.

    Ansonsten heißt es bei mir nur : nein danke. Man ist ja höflich. :wink:

    Hallo Eveline,

    da hast du ja ganz schön was am Hals. Ich gratuliere dir zu deinem Entschluss, deine Talfahrt zu beenden.

    Das mit dem Puzzle ist ein gutes Bild finde ich. Allerdings ob es zu schwierig ist, wird sich erst 'rausstellen. Ich glaube nicht, denn es ist das Puzzle des Lebens. Das fügt sich sowieso von allein zusammen. Wir haben es nur in der Hand, welches Bild sich zum Schluss ergeben soll.
    Man muss mit dem ersten Teil anfangen und dann ganz geduldig nach dem zweiten suchen und so weiter. Dann ist es nicht schwer, es braucht nur Zeit.

    Nimm' sie dir ... es gibt nichts wichtigeres

    Hallo Yorkie,

    Zitat

    ABER DIESMAL IST ES ANDERS! ICH WILL DA DURCH!!!

    und das ist gut so !!!!!!!!!!!! ... und das einzige, was zählt. Dann kommt erst mal eine ganze Weile gar nichts.

    Ich beurteile das auch ähnlich wie du, dass es jetzt nach ein paar Wochen erst richtig interessant wird. Ich bin auch 2 Monate trocken und kenne alles was du geschrieben hast. Ich meine alles was die anderen Menschen anbelangt.

    Es gibt nur einen einzigen Grund warum ich davon nicht überrascht bin und " keine Probleme " damit habe und das ist, weil ich letztlich schon seit Jahren meinen Ausstieg aus dem Saufen vorbereitet hatte. Nicht bewusst, aber ich würde das mittlerweile so nennen.

    D.h. den Abschied von Saufkumpels hab' ich schon hinter mir. Ich hab' das vorher erledigt. Ich glaube, das ist so mit das schwerste überhaupt, aber es gehört ganz wichtig dazu.

    Bei mir war es gerad' umgekehrt: Mir ging das besoffene Gelaber schon vorher auf den Keks und erschien mir nichtig und unwichtig. Deswegen wollte ich davon weg. Weil ich gemerkt hatte, dass das alles nicht weiterführt. Ich hab' zum Schluss auch am liebsten alleine getrunken, weil es nichts mehr zu labern gab mit anderen. Sie gingen mir genauso auf den Sack wie ich selbst.

    So setzte ich mich quasi schon prophylaktisch vom harten Kern meines Trinkerdaseins ab und hörte dann auf zu trinken. Wenn ich schreibe, ich hätte damit keine Probleme, meine ich jetzt nicht mehr. Weil das bei mir alles schon seit Jahren läuft. Ich schafffte mir erst eine brauchbare Situation und hörte dann mit dem saufen auf.

    Ich weiß allerdings, dass das ein ungewöhnlicher Weg ist, den man nicht einfach für jemand anders umsetzen kann. Ich erwähne das nur damit du dich nicht wunderst, dass ich nach 2 Monaten damit keine Probleme habe. Glaub' mir: Ich hätte sie ganz gewiss, bzw. habe derartige Versuche schon viele hinter mir.

    Genau daran bin ich dann gescheitert. Ich merkte, dass ich nicht mehr in meine Welt passte. Und wurde davon überrascht. Ich fühlte mich verloren und so trank ich mich in meine Welt zurück.

    Ja, ich schrieb ich bin allein und auch ich unterscheide Alleinsein von Einsamkeit. Annika hat dazu noch hinzugefügt:

    Zitat

    Alleinsein ist ein Zustand den man bewußt schafft.
    Den jeder mal braucht, der gut tun kann.

    Genau das war bei mir der Fall. Zumindest so halb bewusst, aber auf jeden Fall mit Absicht. So richtig kapieren was ich da tat, als ich schon mal nach und nach aussortierte in meinem Umfeld, tu' ich erst jetzt so langsam richtig.

    Ich bin jetzt allein weil nicht viel übrig blieb von meinem Umfeld. Kein Partner, keine Freunde (waren eh nicht viele), es geht bis zur Familie. Ich bin seit einigen Monaten recht intensiv dabei, mir etwas neues an sozialen Kontakten aufzubauen, was über meine Arbeit läuft und langsam anfängt ins private zu schwappen. Langsam. Und es fällt mir verdammt noch mal nicht leicht weil ich sowieso nicht so leicht auf Leute zugehe.

    Ich habe auch totale Probleme mich da in dieser Hinsicht neu zu definieren und ein glückliches Maß zu finden, dazwischen Leute an mich ranzulassen und mich vernünftig abzugrenzen. Manchmal habe ich mitten in einem Gespräch plötzlich das Gefühl, man hat mich im Theater in einen Darsteller gebeamt, dessen Rolle und Text ich nicht kenne.

    Aber selbst wenn mir das noch Jahre so gehen sollte oder von mir aus auch für immer (was ich weder hoffe noch glaube, aber selbst wenn), werde ich für die Ewigkeit wissen, dass ich auch nicht das geringste Schrittchen noch einmal zurücklaufen werde und auf Leute zugehen, die nur den alten be-oder angetrunkenen Micha haben wollen und sich weigern, andere Facetten an mir zur Kenntnis zu nehmen. Denn ich fühle mich lieber allein, als in Gesellschaft einsam. Für mich gibt es nichts schlimmeres. Und das wäre mein Gefühl, wenn ich jetzt in eine Kneipe gehen müsste und mir unter Alkohol das dämliche Gelaber anhören müsste. Ich würde da nie wieder daran teilhaben wollen. Meine Abneigung sitzt zu tief. Ich würde auch bei 3 Promille noch wissen was das für eine beschissene Selbstäuschung das ist und was für eine Zeitvernichtung.

    Ich bin das sehr kompromisslos geworden und ich habe mir das hart erarbeitet. Mir sind die Konsequenzen auch egal. Das Schlimmste was passieren kann wenn mich jemand nicht so nehmen will wie ich bin ist, dass sich unsere Wege trennen. Und wenn es sich dabei um jemanden handelt, der mich lediglich über mein ehemaliges Sauffverhalten definieren möchte, dann ist mir nichts lieber, als das sich unsere Wege trennen, auch wenn ich von dort allein weitergehen muss. Das muss ja nicht so bleiben.

    Lieber als der ausgelatschte Rundweg ist mir jede andere Richtung.

    Gute Güte, ich komm' manchmal ganz schön ins schwafeln, aber wir sind ja zum schreiben hier .... :wink: also Yorkie, lass' die Synapsen offen und bedenke: Es gibt Gesellschaften in denen ein Außenseiter zu sein eine Auszeichnung ist .....

    Halo Yorkie,

    bei mir sind es jetzt auch 2 Monate die ich keinen Alkohol in mich aufgenommen habe. Und auch ich fühle mich irgendwie ausgebrannt und urlaubsreif.

    Aber um ehrlich zu sein bin ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, das auf meine Abstinenz zu beziehen.
    Im Gegenteil. Mein Alltag ist zur Zeit derart gestaltet, dass ich wirklich viel um die Ohren habe. Arbeitsmäßig. Und ich realisiere, dass ich alleine bin. Das wird mir nüchtern jetzt richtig klar. Das macht mir so "nebenbei" Sorgen. Mein ganzer Zustand hat was von einer Midlife-Krise ....

    Aber ich bin mir sicher, dass ich die gleiche Lebensituation nicht annähernd bis überhaupt nicht im Griff hätte, wenn ich als "Berater" mein Bier"chen" hinzuziehen würde.

    Ich finde da black-billiys Gedankenanstoß sehr wertvoll zu bedenken, dass sowas in Phasen jeder kennt, Alkloholiker oder nicht. Der Nichtalkoholiker würde nur eben nicht auf die Idee kommen, ein Energie- oder Motivationsloch mit Alkohol in Verbindung zu bringen.

    Ich denke, ich werde es demnächst wie Sophia halten und mir demnächst (also die Woche) eine kleine Auszeit nehmen. Ich arbeite selbstständig und bin in einer Phase meiner Arbeit, wo sich das auch geradezu anbietet einen kleinen break zu machen. Zumindest kürzer treten.

    Ich bin allerdings mal gespannt, was dabei auf mich zukommt und hoffe sehr, nicht feststellen zu müssen, dass mich meine äußeren Aufgaben ganz gut von mir selbst abgelenkt haben.

    Aber das ist dann schon die nächste Geschichte. Ich werde ich ja erleben. Ich bin sehr gespannt was sich von weiter drinnen so melden wird.

    Ich weiß nur eins ganz sicher: ich lehne ab, jedem blöden Zipperlein und jeder müden Stimmungslage zu gestatten, mir zu suggerieren, das hätte etwas damit zu tun, dass ich keinen Alkohol trinke. Oder noch abwegiger: das würde besser wenn ich welchen tränke.

    Ich glaube, das sind alles Stimmungen, die man eben hat, schon früher hatte aber eben weggespült hatte, nicht bemerkte. Ich werte sie in meiner Philosophie keineswegs als Zeichen dafür trinken zu sollen/wollen.

    "GEDULD" ist hier mehrfach genannt worden. Ich halte sie auch für superwichtig zu erlernen. Ich war auch immer so ein kleiner Gipfelstürmer. Auch in meinen frühen Versuchen das Saufen aus meinem Leben zu tilgen. Ich meinte, alles in meinem Leben müsste sich von jetzt auf gleich positivst verändern.

    Mittlerweile überrrascht mich die Erkenntnis zum Glück nicht mehr auf dem falschen Fuß, dass ein nüchternes Leben nicht automatisch auf die rosa Wolke führt, sondern im Gegenteil nach der Anfangseuphorie recht gräulichen Alltag zum Vorschein bringen kann.

    Aber erneuter Sprit würde das Grau nur verdunkeln und man würde es vorrübergehend dadurch nicht mehr erkennen.
    Aber bunt geht nur nüchtern ...

    Ich wünsch' dir und uns die Geduld und die Kraft, die man braucht, um die Farbtöpfe wieder ausfindig zu machen

    ... ich bin's nochmal, Micha ...

    Ich habe seit ich hier im Forum angemeldet bin durch euch inspiriert noch mehr über mich und den Alkohol nachgedacht.

    Ich bin dadrauf gekommen, dass ich bei meiner Vorstellung eine Kleinigkeit vergessen habe, wenn ich den Eiertanz wahrhaftig beenden möchte:

    Ich bin Alkoholiker.

    Ich habe auch nicht jeden Tag getrunken. Über das Jahr gesehen. Aber Bevor ich Anfang Juni das Alkoholtrinken endgültig quittierte hatte ich z.B. schon eine dieser Phasen, in denen ich schon jeden Tag etwas trank.
    Etwas waren dann täglich +/-3 Liter Bier.

    Je länger ich am Stück klar bin, desto klarer wird mir auch, wie gut ich mir gerade damit etwas vorgemogelt habe, indem ich sagte:

    " Ich trinke ja nicht jeden Tag."

    Ich könnte heute gar nicht sagen, wann ich vor dem 8. Juni zuletzt nichts getrunken hatte. Meine Güte: ich bin so ein verfechter der Wahrheit und verabscheue nichts so wie die Lüge und habe mich selbst derart betrogen. Und so lange. Und so selbstverständlich.

    Mir wird so allmählich erst klar, auf was mein Unternehmen hinausläuft. Es ist für "unsereinen", der meinte eben nicht jeden Tag voll-hacke gewesen zu sein und in den wichtigen Lebensbereichen noch leidlich gut funktioniert zu haben, jetzt natürlich ganz was anderes mal 2 Tage nichts zu trinken, wenn man weiß, dass es 2 Tage von der Ewigkeit sind.

    Ich bin allerdings sehr froh, eine Einstellung zu der Entscheidung, mein Leben in Klarheit weiterzuverleben gefunden zu haben, die macht, dass ich keine Panik bei der Vorstellung bekomme.
    Aber es ist natürlich ganz was anderes plötzlich.

    Es ist mir sehr wichtig eine positive Einstellung dazu zu haben, beizubehalten und weiterzuentwickeln [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/midi/froehlich/a070.gif] . Ich weiß genau, dass ich trinken würde, wenn sich bei mir diesbezüglich nachhaltig ein Verlustgefühl breitmachen würde.

    Meine einzige Möglichkeit liegt darin, mir das Bewusstsein zu erhalten und auszubauen und zu verfestigen, mit meiner Entscheidung einen Riesengewinn erzielt zu haben. Meine persönliche Disziplin würde dauerhaft nicht ausreichen, um einem Verlustgedanken zu trotzen. Das weiß ich.
    Das mit dem Gewinn möchte ich mir auch nicht einreden müssen, weil ich ein viel zu kritischer Geist bin, als das mir das gelänge.

    Es muss schon stimmen, ich muss es spüren, es muss jeder Nachfrage standhalten. Ich werde nicht aufhören, mir selbst gegenüber Überzeugungsarbeit zuleisten.

    Ich habe vor 2,5 Jahren das Rauchen beendet. Spätestens seitdem weiß ich auch etwas genauer, was für ein Suchtbolzen in mir steckt. Ich hätte nicht die geringste Chance ein Nichtrauchen durchzuhalten, wenn ich Lust hätte, eine Zigarette zu rauchen.
    Ich habe für mich aber gelernt, mein Suchtverhalten und meine bevorzugten Suchtmittel so zu durchleuchten und zu entzaubern, dass sie mich nicht reizen. Ich bin ausschließlich froh, nicht mehr rauchen zu müssen. Und wenn es andere tun schwanke ich je nach Tagesform zwischen Angewidertsein, Mitgefühl und Gleichgültigkeit.

    Mir geht es nach jetzt nach 2 Monaten des trockenen Lebens mit dem Wissen, es ist für immer genauso. Ich hoffe, es bleibt so. Aber ich ruhe mich nicht aus, denn ich weiß um meinem Charakter um sein Gefährdetsein.

    Mein größter Feind ist die Überheblichkeit (was ich jetzt auch schon oft bei euch gelesen habe). Ich habe mir dadurch schon so oft ein Bein gestellt, dass ich denke behaupten zu können, endlich etwas gelernt zu haben.

    Ich komme manchmal so ins Faseln, habe die Frage gar nicht beantwortet, was ich empfinde in dieser ersten Zeit.

    Ich versuch's mal, aber ich finde das gar nicht so leicht:
    Ich habe kein Bedürfnis Alkohol zu mir zu nehmen, das über einen unterbewussten Impuls hinausgeht. Sowie mir ein Gedanke dieser Richtung durch den Kopf schießt, ist im identischen Augenblick ein Reflektionsgedanke da, der automatisch den Alkgedanken realisiert, hinterfragt, entzaubert und dann verwirft.
    Es ist wie ein sehr gut funktionierendes geistiges Imunsystem.

    Leider kann ich's nicht besser beschreiben. Aber ich finde es schon hilfreich, es mal versucht zu haben.
    Die Auseinandersetzung mit mir im Allgemeinen und im Bezug auf Suchtmittel und speziell Alkohol im besonderen scheint mir überhaupt ein ganz zentraler Punkt zu sein.

    Ich ahne auch langsam, worum es hier geht und ich denke ich werde nicht so schnell wieder verschwinden...

    Hallo NeoNagapJoe,

    auch ich möchte das Selbstverständliche vorausschicken: Am Ende beantworten musst du dir deine Frage allein.
    Und das am besten praktisch. Es gibt nichts gutes außer man tut es.

    Du bringst alle Vorraussetzungen dafür mit, einen Weg zu gehen auf dem es (wenn nicht schon längst) zu argen Problemen kommen wird/kann im Umgang mit Alkohol.

    Ich habe so lange daran "gearbeitet", ein normales Trinkverhalten aufzubauen. Ich stellte mir das auch so vor wie du. Die meißte Zeit nichts trinken. Auch mal längere Zeit. Dann nach "Bedarf". Vielleicht auch mal mehr - aber dann wieder nicht ... und so fort.
    Was ich mir glaube ich wünschte war, dass es ein lockerer Umgang wäre. Ohne viel darüber nachzudenken. Ohne viel damit zu planen.
    Aber je mehr ich mir das wünschte, umso mehr wurde der Umgang zwanghafter und je zwanghafter der Umgang wurde, umso mehr größer wurde dieser Wunsch ...

    Du fragst

    Zitat

    Ist es möglich für mich ein normales Alkoholkonsumverhalten aufzubauen?

    Ich glaube da für mich nicht mehr dran. Entweder du hast ein solches Verhalten oder du hast es nicht.
    Das du ein solches hast merkst du daran, dass du dir eine solche Frage gar nicht stellst.
    Deine Frage als solche ist bereits die Antwort ... so sehe ich im Nachhinein jedenfalls meine eigenen Fragestellungen in dieser Richtung.

    Ich kann dir nur ans Herz legen, deine Signatur mit einem Ausrufezeichen zu versehen.

    Hallo zusammen,

    ich denke auch darüber nach und irgendwie erschreckt es mich auch, wenn man von Leuten hört, die es schon so lange geschafft hatten und dann rückfällig werden.
    Wenn man selbst noch nicht so fest ist, könnten einen solche Nachrichten ganz schön demotivieren. Und man könnte denken: Anscheinend kann man es nie endgültig schaffen.

    Aber was ist auch schon endgültig festzuhalten? Nichts, aber auch gar nichts.
    Das ist der Lauf, die Natur, normal.
    Da denke ich mir: Warum sollte das beim Trockensein anders sein.

    Alles muss man sich immer und immer wieder erarbeiten und weiterverfolgen. Wie geht der Spruch? Wenn man aufhört zu rudern, treibt man zurück ...

    Ich habe früher immer den Fehler gemacht, zu denken, man muss es nur einmal raffen und dann sollte das keinen Rolle mehr spielen. Und wenn es dann doch dauernd eine Rolle spielte, schloss ich daraus, dass ich es nicht gerafft hatte. Ich setzte mich dadurch sehr unter Druck.

    Heute weiß ich, dass es bei mir immer eine Rolle spielen darf. Wenn der Alkohol in meinen Sinn kommen möchte, so darf er das. Ich lade ihn nicht dazu ein, aber wenn er mal da ist , so denke ich den Gedanken auch immer ganz gemütlich zu Ende. Ohne Panik, dass das ein Zeichen ist, etwas nicht verstanden zu haben. Was ich weiß reicht, um nicht zu trinken. Und das ich Alkohol in Gedanken habe zeigt, dass er noch nicht aufgegeben hat. Und solange werde ich mich auch damit auseinandersetzen. Es wird immer seltener und leichter, aber ich schließe daraus nicht, dass das so bleiben muss von allein, oder ich mir ausrechnen kann, wann es ganz verschwindet. Sondern ich nehme das von Situation zu Situation so an wie es kommt.
    Morgen könnte es doller sein als jetzt - ich werde deswegen nicht alles in Frage stellen. Ich bleibe auf dem richtigen Weg.
    Vielleicht kann es aber auch mal längere Zeit ganz verschwinden und vielleicht ist dann die Gefahr besonders groß zu denken, es würde nun nie wieder zurückkommen. Und vielleicht würde ich dann auf dem falschen Fuß erwischt, wenn es dann doch noch einmal zurückkommt.

    Ich werde weiter daran arbeiten gewappnet zu sein. Für jeden Fall.

    Für mich ist dies Forum eine neue Möglichkeit, die Gedanken die ich ohnehin an Alkohol haben würde nicht zu verschwenden, sondern in konstruktive Bahnen zu lenken, indem ich versuche, sie in Worte zu fassen. Eine Möglichkeit meine Einstellung zum Alkohol weiter zu bearbeiten, zu verfeinern, zu aktualisieren. Immer von der Plattform aus des Nüchternseins.

    Ich habe mich jetzt etwas verquatscht. Ich wollte nur sagen, dass nach meiner Philosophie Rückfall duch Stagnation kommen kann. Nicht durch sommerliche Temperaturen.
    Und durch diese Überheblichkeit, von der ich hier viel gelesen habe und die zu haben ich auch gefährdet bin. Die Überheblichkeit zu meinen, sich Stagnation erlauben zu können und die Auseinandersetzung mit seiner Suchtstruktur nicht mehr nötig zu haben.
    Ich kann und will mir Stehenbleiben nicht erlauben, in keinerlei Hinsicht und so freue ich mich angeregt durch euch, hier die Möglichkeit zu haben, meiner Beschäftigung mit dem Alkohol nachgehen zu können.

    Hallo Rudolf und Vievienne,

    ich finde es schon fatal, wenn man etwas tut, was immer direkt mit Alkohol verbunden ist. Das ist schon nicht "normal" (obwohl ich über dieses Wort schonmal eine Stunde schreiben könnte).
    Dieses "Weggehen" ist ist ja scheints zu 100 % mit Alkohol verbunden. Das ist schlecht. Was heißt denn weggehen ? Es heißt Spaß haben wollen. Ein wenig ausbrechen wollen aus dem Alltag. Es heißt soziale Kontakte haben wollen. Es heißt vielleicht flirten wollen. Womöglich dabei den Partner kennenlernen wollen. Und das alles im Suff? Das ist nicht gut.
    Es geht doch bei vielen so los und bei mir war es nachher so, dass ich dann irgendwann feststellte, dass ich noch nie nüchtern getanzt hab', dass ich gar nicht wusste wie man nüchtern etwas feiert und Spaß hat. Dass ich nüchtern keinen Mut fand, auf Leute zuzugehen oder zu flirten.

    Ich fand das früher normal, Feiern mit Alkohol zu verbinden. Einfach weil ich meinte, dass das alle machen. Und wenn man Ausnahmen mal weglässt, ist das in unserer Gesellschaft auch normal. Die meisten machen das selber so und der Rest akzeptiert es als gottgegeben.
    Und doch gibt es mehr Menschen als viele so wahrhaben wollen, die beim "Feiern" für sich den Grundstein legen für eine lebensverändernde Sucht.

    Das ist ja der Mist an dem Zeug bzw. an der Verknüpfung, die man mit ihm im Kopf hat, dass das in der Regel erstmal die schönen Zusammenhänge sind. Feiern=Alkohol=lustig.
    Was man nicht realisiert weil man nicht drüber nachdenkt, ist, was der Alkohol eigentlich schon von Anfang an bewirkt.
    Nämlich: Feiern ohne Alkohol nicht lustig weil Hemmungen oder keine gute Laune. Dann Alkohol=Schlechte Laune oder Hemmungen übertünchen durch wegsaufen= Anpassung an künstlich -gewollte Fröhlichkeit.

    Es ist nicht gut einen bestimmten Bewusstseinszustand mit einer Substanz produzieren zu wollen.
    Ich will unbeschwert lustig feiern?= Alkohol.
    Ich habe jetzt Kopfschmerzen?=Tablette.
    Ich bin müde?=Kaffee.
    Alkohol reicht nicht um die Nacht durchzutanzen?= Pillen obendrauf.

    Besser ist es, sich selbst in den Vordergrund zu stellen.
    Bin ich in der Stimmung zu feiern? Oder passe ich mich nur künstlich einem Ritual anderer an? Bin ich nur"lustig" weil es andere wollen, weil mich der Gruppenzwang sonst ausschließt.? Bin ich in einer Clique, wo Alkoholtrinken Pflicht ist?

    Ich finds toll Vievienne, dass du da mit 19 drüber nachdenkst und deinen Alkoholkonsum hinterfragst.
    Und bei dir find ich das auch gut, Rudolf, auch wenn man mit 26 wirklich kein Küken menr ist ;)
    Ich bin selbst auch ein ziemlicher Spätzünder, der sich mit 26 noch als jugendlich empfunden hat. Das muss auch nicht schlimm sein. Es kann aber passieren, dass das mit 36 immer noch der Fall ist, denn Alkohol konserviert auf seine Art. Er blockiert bestimmte natürliche Entwicklungen weil er verhindern kann, dass man aus bewusst gemachten Erfahrungen dazulernenn und sich seelisch weiterentwickeln kann.

    Das ist, was ich mir vorstelle: Er friert die Seele ein ....

    Zitat

    Saufdruck, oder, wie ich es nenne Suchtdruck, ist die Hoffnung eines kranken Menschen, der sich alles oder nichts wünscht...

    Ich bin nicht sicher ob ich verstanden habe,was du damit meinst, aber für mich ist Saufdruck ein Zeichen dafür, dass man nicht geschnallt hat, dass man ohne Alkohol nichts verloren hat, sondern gewonnen. Ein Neues Leben.
    Auch wenn man bei der Entgiftung nicht fast draufgegangen ist. Bin ich auch nicht, aber ich fühle mich trotzdem wie neugeboren und lerne mich und meine Welt neu kennen.

    Ich habe den Alkohol nicht "aufgegeben" sondern bin froh, ihn losgeworden zu sein. Daher drückt mich nichts wenn ich getrennt von ihm lebe, sondern im Gegenteil: der Druck ist endlich weg ...

    Es geht mir so, wie Karsten gesagt hat. Seit ich keinen Zweifel mehr an meiner Entscheidung habe, empfinde ich auch keinen Druck mehr. Nur vorher immer dieses elende HinUndHer war grausam. Dass ich mir immer wieder eingebildet habe, ich hätte das im Griff oder ich würde etwas verpassen.

    Ich bin deswegen froh, weil ich beides begriffen habe: ich hatte da nichts mehr im Griff und das zunehmend.
    Und ich verpasse nichts. Denn ich bin eher erschreckt darüber wie lange es mir "gefallen" hat, mir die Sinne zu rauben, als das mich das noch einmal reizen würde. Es war nicht schön, nicht lustig, nicht förderlich. Es war hässlich, traurig und behindernd.

    Es ist soo geil endlich mal am Stück klar zu sein. Es ergibt sich ein ganz neues Weltbild. Richtig ganz.

    Ich denke es hängt sehr vom schon erlangten Selbstbewusstsein ab, wie souverain man damit umgeht.
    Viele Anlässe, wo viel gesoffen wird, reizen mich einfach nicht mehr. Ich muss zwar zugeben, dass ich momentan dadurch so gut wie nichts mehr unternehme (Parties, etc.) weil sich ja das meiste um Alkohol drehte, aber das ist mir egal bzw. ist ok für mich. Bei gelegentlichen Stichproben wird mir immer klarer, dass ich bei den meisten Veranstaltungen absolut keine Lücke reiße. Ich trauere diesen sachen nicht nach, sondern bin froh, jetzt den Arsch in der Hose zu haben, solche Verabredungen zu knicken, da die meisten für mich auch früher nicht so toll waren, sonst hätte ich mich ja nicht betrinken müssen, um sie auszuhalten.
    Ich mache heute von meiner Tagesform abhängig, ob ich einer alkoholisierten Gesellschaft etwas abgewinnen kann oder sie mich anwidert.
    Meine Tendenz geht aber eindeutig in die Richtung, dass ich mich zunehmend freue, jemanden kennenzulernen der frei ist und mit dem man sich unterhalten kann ohne sich dabei an einer Pulle festzuhalten.

    Hallo Jones,

    wie immer auch deine Veränderung im einzelnen aussieht ... sie geht ohne Droge wieder in Richtung zu dir selbst. Und das ist ist immer richtig und wichtig.

    Ich hasse so Sprüche wie: " Wenn du nüchtern so drauf bist, dann trink' lieber ..." GRRRRRRRRRRRRRR
    Das sind Leute von denen man sich ohne Reue distanzieren kann/muss/will.

    Zum Reden habe ich Alkohol nicht gebraucht, wie ich mittlerweile weiß. Das ist kein Problem für mich. Ich red' auch nüchtern gern über alles.
    Je besser ich mich nüchtern kenne, desto mehr frage ich mich, wozu ich Alkohol überhaupt jemals benutzt habe. Er taugt genaugenommen zu gar nichts weiter als Krankmachen.

    @marco_1974

    Der Spruch mit den beiden Nachrichten gefällt mir gut. Da steckt alles drin. Wenn man sich (wieder)finden will muss man auch aushalten können was man vorfindet.

    Hallo Ziegenpeter,

    die Beschreibung deines Trinkverhaltens erinnert mich stark an mich vor einiger Zeit. Inklusive des Familienzwists aus dem ich mich mittels Alkohol gerne geflüchtet habe. Die Übergänge zwischen sogenanntem "normalen" Trinkverhalten und zwanghaftem sind ja fließend und jeder muss für sich ermitteln an welcher Stelle er steht. Aber wenn du dich sogar schon bewusst betäubst, tust du gut daran dein Verhalten zu ändern.
    Vielleicht solltest du diese Streitsituation mal nüchtern durchstehen und dann nochmal überlegen, ob du damit nichts zu tun hast. Sollte das wirklich der Fall sein, wirst du dich klaren Kopfes wesentlich leichter tun, dich davon abzugrenzen oder auch dich konstruktiv einzubringen. Nur ein betäubter Ziegenpeter wird der Situation sicher nicht weiterhelfen.

    Als ich das erste Mal ein größeres Familientreffen nüchtern überstanden hatte, war ich erstens überrascht, wie leicht das war und zweitens erschrocken zu sehen, dass fast alle anderen reichlich alkoholisiert bis hackedicht waren.
    Ich war froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, bin sogar bis zum Schluß geblieben und hatte nie wieder ein mulmiges Gefühl vor solchen Anlässen (bleibe allerdings selten bis zum Schluss).

    Hallo Auguste,

    ich bin hier auch noch ein Frischling und gratuliere dir nachträglich herzlich zum Geburtstag. Aber noch viel mehr dazu, dass du das Sektfrühstück sektfrei gestaltet hast.
    Mir geht es etwas ähnlich wie dir, weil mir auch niemand auf die Schulter klopft, dass ich vorhabe den Rest meines Lebens klaren Kopfes zu verbringen.
    Ich glaube bei mir liegt das genauso daran, dass nicht wirklich jemand mitbekommen hat, dass ich Probleme hatte mit dem Alkohol. Ich muss nach außen ziemlich glaubwürdig einen spielerischen Umgang mit dem Gift vorgetäuscht haben.
    Ich habe in letzter Zeit überhaupt mehr über mich selbst nachgedacht und denke, dass ich das meiste mit mir selbst abmache. Zur Zeit ist es aber für mich völlig in Ordnung und ausreichend, dass ich mir selbst auf die Schulter klopfe. Ich habe noch nicht mal jemandem direkt gesagt, dass ich den Alkohol kategorisch aus meinem Körper/Leben verbannt habe, was anscheinend auch nicht auffällt, weil ich nicht immer und permanent dicht war.
    Ich mache aber auch kein Geheimnis daraus. Wenn mich jemand fragt, sage ich ihm klipp und klar, dass ich und der Alkohol keine gemeinsame Zukunft haben werden.
    Ich denke, es ist überhaupt entscheidend, dass man für sich selbst die richtigen Entscheidungen trifft für sein Leben. Wenn darüberhinaus sich ein anderer auch darüber freut ist das eine wunderschöne Zugabe - nicht mehr, allerdings auch nicht weniger.
    Mein Umfeld besteht hauptsächlich aus Leuten, die sowieso nur beargwöhnen würden, wenn jemand etwas tut, wovon sie nur träumen können. Aber in den letzten Wochen habe ich genau aufgepasst, wie ich mich mit wem unterhalten kann und wer sich eigentlich wirklich für mich interessiert und bei wem ich nur meine Rolle weiter spielen soll.
    Das ist sehr interessant für mich und nur zum Teil schmerzhaft. Bei mir überwiegt die Freude über die Menschen, die ich bzw. die mich neu kennenlernen und wo ich sein kann, wie ich bin.

    Von mir ein "Weiter so" an dich und an alle die auf dem richtigen Weg sind ...

    Micha

    Hallo und willkommen marmelade.
    Ich bin auch noch ganz neu hier. Ich denke, man kann jeden beglückwünschen zu einem so heilvollen Entschluss, wie du ihn gefasst hast und kann nur absolut unterstreichen, dass es gut ist, seine Gedanken in irgendeiner Form zu äußern, um sich ihnen intensiver stellen zu müssen (wollen!).
    Was ich nicht glaube ist, dass man seine Vergangenheit auslöschen kann. Man muss sich ihr schon stellen und zu ihr stehen und sie aufarbeiten, um sich selbst zu begreifen und die Zukunft anders gestalten zu können.
    Das du schreibst, du findest es fast tragisch, dass du im Job immer noch gut bestehst könnte fast mutmaßen lassen, dass du selber Sorge hast, dass es dir noch zu gut geht und du den Punkt der Umkehr noch nicht erreicht hast.
    Aber du schreibst : " ich habe trotz Alkohol die größten Hürden genommen ..." und unterliegst nicht der Illusion, dass du die Hürden etwa wegen des Alkohols nehmen konntest.
    Darauf lässt sich doch aufbauen.
    Ich wünsch' dir beim weiteren Aufbau jedenfalls alles Gute ...

    Micha

    Hallo und vielen Dank für eure nette Begrüßung ...
    so fällt es leicht, sich auch ein wenig mit einzubringen.
    Ich möchte mal einen eurer Wünsche an mich aufgreifen ... nämlich den der Kraft.
    Ich bin besonders glücklich darüber, begriffen zu haben, dass ich nicht viel Kraft benötige, um meinen Entschluss umzusetzen, sondern dass ich durch das Umsetzen meines Entschlusses Kraft spare und dazu sogar noch welche geschenkt bekomme. So empfinde ich statt einer Anstrengung eine erhebliche Erleichterung. Und statt einer Irritation eine große Klarheit.
    Aber trotzdem habe ich schon das Gefühl, mich quasi neu erfinden zu müssen. Erst jetzt wird mir so peu à peu deutlich, wie sehr ich mich direkt oder indirekt über das Trinken von Alkohol definiert habe und in wieviele Lebensbereiche (letztlich alle) dessen zersetzende Wirkung hineinwaberte um sich anzuschicken schlussendlich völlig das Ruder in die Hand zu kriegen.
    Ich bin froh, dass ich im Gedankenmachen über uns beide (den Stoff und mich) schon fortgeschritten bin und mir Einsichten aneignen konnte, die mir sehr helfen auch in Krisensituationen nicht zu vergessen, dass ein Rückfall in alte Verhaltensmuster das Gegenteil von dem hervorrufen muss , was ich mir für mein weiters Leben vorstelle und wünsche und anstrebe. So fühle ich eine große Sicherheit in mir, diesen meinen neu-definierten Weg nicht zu verlassen, ohne allerdings meiner zu sicher und leichtsinnig zu werden.
    Manchmal hat das Älterwerden doch imense Vorzüge ... jedenfalls wenn es mit Reiferwerden oder gar Weiserwerden Hand in Hand geht. Ich bin sehr froh, aus selbstgelebter Erfahrung sagen zu können, dass es sich sich lohnt niemals im Leben aufzugeben und sich nach Rückschlägen immer wieder aufzurappeln, niemals faul zu sein oder sich abzufinden, stets lernbereit zu bleiben und sich selbst zu hinterfragen und offen zu bleiben für ehrliche Veränderung.

    Ich freu' mich auch, bei euch gelandet zu sein, denn schon beim Schreiben meines zweiten Beitrages verspüre ich einen weiterheilenden Effekt und das Bedürfniss, mich positiv mit diesem Thema weiter zu beschäftigen.

    In diesem Sinne wünsch' ich euch allen einen schönen Abend


    Micha

    Hallo Leutz,

    ich hab' euch heute beim Surfen entdeckt und mich gleich mal angemeldet. Ich bin Micha, 44 Jahre und denke ich bin hier wohl richtig, weil ich nach langjährigem chronischen Alkoholmissbrauch nun gemäß eurer Laufüberschrift ein Leben ohne Alkohol leben möchte und werde. D.h. natürlich nicht gemäß der Überschrift, sondern weil ich schon lange davon geträumt habe und mir diesen Wunsch nun erfülle.
    Ich war ""nur"" Biertrinker. Der Nachfeierabend-Typ. Wenn alles getan ist. Der Einäugige unter den Blinden. Der der immer noch ganz gut funktioniert hat (von außen gesehen). Ohne sichtbaren sozialen Abstieg oder äußerlichen körperlichen Verfall. Nicht mal eine Bierwampe hat sich dauerhaft eingestellt, da ich als Gärtner immer genug Bewegung hab'.
    Ich scheine in meinem Umfeld der einzige gewesen zu sein, der bemerkte wie sehr ich schon nicht mehr bestimmt habe, wie ich mit dem Trinken umgehe, sondern "Es".
    Vielleicht hat es auch nur keiner gesagt, die meißten meiner Bekannten und auch aus der Familie sicher mit gutem Grund ... weil sie selber auf dem unheilvollen Weg der fortschreitenden Alkoholsucht sind und dieses Thema "natürlich vorsichtshalber" aus eigenem Interesse nicht berührt haben.
    Ich schaue schon seit Jahren kritisch auf meine Weg und mein Umfeld und habe schon seit einiger Zeit nach und nach Verhaltensweisen und meine Umgang mit Leuten verändert - Richtung weg vom Alk - ohne zunächst völlig vom Alkohol zu lassen. Ich hatte immer so Phasen. Mal trank ich ne Woche, dann eine nicht ... aber ohne feste Zeiten oder Regeln. Nur eins war schon lange da und verfestigte sich immer mehr: ich hasste dieses,mein abhängiges Verhalten. Ich wusste schon lange, dass ich nicht aus Genuss trank und - einmal angefangen - immer schlechter aufhören konnte.
    Über meinen eigenen Konsum mache ich mir seit mindestens 15 Jahren Gedanken, seit ich damals einen Kumpel mit dem ich mit 15 oder 16 Jahren auf Partys anfing zu trinken bei einer Langzeitthrapie besuchte und in der Gruppe nicht so recht wusste, ob ich jetzt ein Besucher oder ein Insasse war.
    Mein letztlicher Auslöser zu sagen "Ich werde den Rest meines Lebens klar gestalten" war ich selbst. Ich hörte mich zu eben diesem Kumpel (der nach einigen Rückfällen nun 2,5 Jahre trocken und in der Form seines Lebens ist) sagen: "Manchmal beneide ich dich richtig. Du hast es wenigstens schon hinter dir."
    Gemeint war die Entscheidung, den Alkohol total aus dem Leben zu entfernen.
    Ich laborierte ja immer mal so hin und her und machte mir wohl immer noch einigermaßen erfolgreich vor, dass ich was besseres oder noch nicht so schlimm war, weil ich ja schließlich kein Schnaps wie er trank und nichts tagsüber. Aber dennoch bestimmte der Stoff auf seine Art meinen ganzen Tag.
    Ich hatte, als ich mich diesen Spruch sagen hörte gerade völlig sinnlos-kontraproduktiv mit ein paar deftigen Bierexzessen versucht eine missglückte Herzensangelegenheit zu "bewältigen". Das war Anfang Juni diesen Jahres.
    Seit dem 8. Juni habe ich mich endlich zum ersten und einzigen Male aufgemacht, nicht mehr herumzueiern um eine mögliche Rückschraubung meiner Alkoholkrankheit oder einen dosierten Umgang mit dem Gift, sondern habe begriffen, dass sowohl körperlich wie geistig nichts mehr anderes für mich in Frage kommt, als mich nicht mehr mit dieser süchtigmachenden Substanz zu infizieren. Nur so hat mein Eiertanz und die Quälerei ein Ende. Nur so und sonst nicht.
    Und ich bin froh, an diesem Punkt angelangt zu sein, denn ich wusste schon lange, dass es keine andere Lösung geben würde.Und ich habe beileibe genug Zeit bereits damit verspielt, Seifenblasen zu pusten, die mir schillernd bunt vormachten, ich hätte das irgendwie im Griff.
    Ich weiß, dass ich vom Zeitraum her ein Küken bin, nicht aber von meiner Einsicht.
    Auf die Idee solch' eine virtuelle Selbsthilfegruppe zu besuchen bin ich gekommen, weil ich damit vor über 2,5 Jahren gute Erfahrungen gesammelt habe, als ich erfolgreich meine schwere Nikotinsucht abstreifen konnte.Ich bin real nicht gerade das was man einen "Gruppenmenschen" nennen würde. Ich fühle mich unter 4 Augen wohler. Den Effekt, den ich aus diesem Nichtraucherforum kenne, weiß ich jedoch sehr zu schätzen und habe die Teilnahme daran im Nachhinein für sehr wichtig gehalten und bin bis heute auf eine Art dabeigeblieben.
    Also ich finds prima und imens wichtig, dass es solche wie eure Anlaufstellen gibt und denke, dass das Internet in dieser Hinsicht eine absolute Bereicherung darstellt.
    Ich bin davon überzeugt, dass der schlimmste psychische Effekt jeder fortschreitenden Suchtkrankheit die innere Vereinsamung ist und das Reden darüber -real oder virtuell - der erste Schritt ist zur Wiedererlangung der natürlichen Freiheit ....

    In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Abend

    Micha