Ich habe auch nicht jeden Tag getrunken. Über das Jahr gesehen. Aber Bevor ich Anfang Juni das Alkoholtrinken endgültig quittierte hatte ich z.B. schon eine dieser Phasen, in denen ich schon jeden Tag etwas trank.
Etwas waren dann täglich +/-3 Liter Bier.
Je länger ich am Stück klar bin, desto klarer wird mir auch, wie gut ich mir gerade damit etwas vorgemogelt habe, indem ich sagte:
" Ich trinke ja nicht jeden Tag."
Ich könnte heute gar nicht sagen, wann ich vor dem 8. Juni zuletzt nichts getrunken hatte. Meine Güte: ich bin so ein verfechter der Wahrheit und verabscheue nichts so wie die Lüge und habe mich selbst derart betrogen. Und so lange. Und so selbstverständlich.
Mir wird so allmählich erst klar, auf was mein Unternehmen hinausläuft. Es ist für "unsereinen", der meinte eben nicht jeden Tag voll-hacke gewesen zu sein und in den wichtigen Lebensbereichen noch leidlich gut funktioniert zu haben, jetzt natürlich ganz was anderes mal 2 Tage nichts zu trinken, wenn man weiß, dass es 2 Tage von der Ewigkeit sind.
Ich bin allerdings sehr froh, eine Einstellung zu der Entscheidung, mein Leben in Klarheit weiterzuverleben gefunden zu haben, die macht, dass ich keine Panik bei der Vorstellung bekomme.
Aber es ist natürlich ganz was anderes plötzlich.
Es ist mir sehr wichtig eine positive Einstellung dazu zu haben, beizubehalten und weiterzuentwickeln [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/midi/froehlich/a070.gif] . Ich weiß genau, dass ich trinken würde, wenn sich bei mir diesbezüglich nachhaltig ein Verlustgefühl breitmachen würde.
Meine einzige Möglichkeit liegt darin, mir das Bewusstsein zu erhalten und auszubauen und zu verfestigen, mit meiner Entscheidung einen Riesengewinn erzielt zu haben. Meine persönliche Disziplin würde dauerhaft nicht ausreichen, um einem Verlustgedanken zu trotzen. Das weiß ich.
Das mit dem Gewinn möchte ich mir auch nicht einreden müssen, weil ich ein viel zu kritischer Geist bin, als das mir das gelänge.
Es muss schon stimmen, ich muss es spüren, es muss jeder Nachfrage standhalten. Ich werde nicht aufhören, mir selbst gegenüber Überzeugungsarbeit zuleisten.
Ich habe vor 2,5 Jahren das Rauchen beendet. Spätestens seitdem weiß ich auch etwas genauer, was für ein Suchtbolzen in mir steckt. Ich hätte nicht die geringste Chance ein Nichtrauchen durchzuhalten, wenn ich Lust hätte, eine Zigarette zu rauchen.
Ich habe für mich aber gelernt, mein Suchtverhalten und meine bevorzugten Suchtmittel so zu durchleuchten und zu entzaubern, dass sie mich nicht reizen. Ich bin ausschließlich froh, nicht mehr rauchen zu müssen. Und wenn es andere tun schwanke ich je nach Tagesform zwischen Angewidertsein, Mitgefühl und Gleichgültigkeit.
Mir geht es nach jetzt nach 2 Monaten des trockenen Lebens mit dem Wissen, es ist für immer genauso. Ich hoffe, es bleibt so. Aber ich ruhe mich nicht aus, denn ich weiß um meinem Charakter um sein Gefährdetsein.
Mein größter Feind ist die Überheblichkeit (was ich jetzt auch schon oft bei euch gelesen habe). Ich habe mir dadurch schon so oft ein Bein gestellt, dass ich denke behaupten zu können, endlich etwas gelernt zu haben.
Ich komme manchmal so ins Faseln, habe die Frage gar nicht beantwortet, was ich empfinde in dieser ersten Zeit.
Ich versuch's mal, aber ich finde das gar nicht so leicht:
Ich habe kein Bedürfnis Alkohol zu mir zu nehmen, das über einen unterbewussten Impuls hinausgeht. Sowie mir ein Gedanke dieser Richtung durch den Kopf schießt, ist im identischen Augenblick ein Reflektionsgedanke da, der automatisch den Alkgedanken realisiert, hinterfragt, entzaubert und dann verwirft.
Es ist wie ein sehr gut funktionierendes geistiges Imunsystem.
Leider kann ich's nicht besser beschreiben. Aber ich finde es schon hilfreich, es mal versucht zu haben.
Die Auseinandersetzung mit mir im Allgemeinen und im Bezug auf Suchtmittel und speziell Alkohol im besonderen scheint mir überhaupt ein ganz zentraler Punkt zu sein.
Ich ahne auch langsam, worum es hier geht und ich denke ich werde nicht so schnell wieder verschwinden...