Beiträge von Dante

    Hallo eveline,

    dass mit der Ungeduld & der extremen Unzufriedenheit, wenn etwas nicht funktioniert, kenne ich auch von mir. Das scheint eine allgemeine Begleiterscheinung der ersten trockenen Wochen zu sein. Gerade da musst du ein gewisses Sitzfleisch entwickeln wie auch ich, glaube ich mal. Mittlerweile hat sich es bei mir auch etwas beruhigt.

    Im Kern haben wir nur festgestellt, dass es an vernünftiger Vorbereitung zu meiner ReHa fehlte.
    Ich wusste gar nicht, dass so etwas notwendig ist & meine Psychotherapeutin ging wohl davon aus, dass ich das so packe. Zudem hat sie ja ihren Umzug im Kopf & nimmt auch seit einiger Zeit keine Patienten mehr an.

    Letzten Montag war ich zum letzten Mal bei meiner Psychotherapeutin. Leider gibt sie ihre Praxis in Berlin zum Quartalsende auf. Sie wird mir sehr fehlen; ich habe sie auch persönlich sehr gemocht.
    Mit dem zweiten Anlauf meiner ReHa sieht es gut aus. Heute war ich bei Tannenhof e.V. & bin mit dem Vorstellungsgespräch sehr zufrieden. Ab nächsten Mittwoch geht es wöchentlich zum Vorbereitungstreffen & irgendwann ist dann auch die ReHa-Bewilligung umgeschrieben. (Bei der Knappschaft dauert das immer etwas länger.)
    Nur im Freizeitverhalten will sich bei mir nichts bessern. Entweder bin ich mit Wegen eingespannt oder zu müde, um meine Vorstellungen umzusetzen. Auch die SHG habe ich in dieser Woche nicht besucht.
    Aber ich hoffe, dass das noch anläuft. Wenn ich regelmäßig die Vorbereitungssitzung habe, kann ich um diesen Termin andere bauen.

    Da liegt der Hase im Pfeffer. Ich selbst bemerke, dass ich die Freunde, bei denen Alkohol die wesentliche Rolle spielt, meistens meide. Wo das mal nicht der Fall ist, langweilen mich diese Leute recht schnell. Das war schon zu meiner feuchten Zeit so, als ich noch regelmäßig den Gewerkschaftsstammtisch besuchte, & nach der Spätschicht dazu meist keine Lust hatte, weil die anderen schon einen gehörigen Vorsprung ersoffen hatten. Selbst andere Gewohnheiten, wie nach der Schicht etwas gutes essen zu gehen & noch auf einige etliche Bier, Schnaps, Wein sitzen zu bleiben macht mir ohne Alkohol einfach keinen Spass. Also lass ich es.

    Hallo vanni,

    das mit deinem Bruder klingt sehr übel! Ich rate dir dringend, sich mit dem zuständigen sozialpsychologischen Dienst des Gesundheitsamtes in Verbindung zu setzen. In dem von dir beschriebenen Zustand ist dein Buder nicht fähig, alleine zu leben, von Arbeitsfähigkeit ganz zu schweigen.
    Das klingt dramatisch, aber ich glaube nicht, dass familieninterne Initiative wirksame Hilfe entwickeln kann. Es geht schlicht darum, ob dein Bruder buchstäblich versiecht oder nicht.

    Lass mal, eveline, mir geht es auch nicht viel anders. Es ist das Fäden ziehen auf dem Rummelplatz: Man gibt immer mehr Geld aus & glaubt nur Nieten zu ziehen.
    Auch meine Stärke ist die Geduld bestimmt nicht. Aber das gibt sich, denke ich mal.

    Hallo Bärchen,

    nach meiner gescheiterten staionären konzentriere ich mich auch auf eine Therapie in einer Tagesklinik. Allerdings sollen die Voraussetzungen sehr hoch angesetzt sein. Wichtigster Punkt scheint mir ein nicht durch Alkohol geprägtes Freizeitverhalten zu sein. Da frag mal besser nochmal nach bei der Caritas.
    Ich habe am Freitag so eine Art Bewerbungsgepräch im Tannenhof in Berlin. Vielleicht klappt es ja...

    Gestern hatte ich meine zweite Sitzung bei der Sozialbetreuerin meines AG. Im Mittelpunkt stand dabei mein ungünstiges Freizeitverhalten resp. die äußerst ungünstige Schichtlage zur Freizeitgestaltung. Das durchzuarbeiten hat eine volle Stunde in Anspruch genommen. Ich brachte dann noch meine abgebrochene Therapie zur Sprache & erwähnte, dass sich an meinem Wunsch danach im Grunde nichts geändert hätte. Schon gab sie mir Tipps, wie ich mit den beiden teilstationären Einrichtungen in Kontakt treten könnte.
    Es gibt also bis zum nächsten Treffen in 11 Tagen eine Menge für mich zu tun. Dieses Gefühl, ziellos dahin zu dümpeln ist also erst einmal überwunden. Meine Psychotherapeutin meldete sich mittlerweile auch; bei ihr habe ich am Mo Vormittag den nächsten Termin.

    Soeben komme ich von meiner ersten SHG-Sitzung. Es ist alles sehr zwiespältig. Irgendwie fand ich, außer dass ich wie alle Anwesenden Alkoholiker bin & abstinent leben will, keine Schnittmenge.
    Habe ich falsche Erwartungen? Ich will praktische Hilfe & vorsorgliche Tipps in rückfallgefährlichen Situationen, die ich mir auch gar nicht so ausdenken kann. Wie man sich einen Rückfall "baut", weiß ich gar nicht. Es ist für mich alles nicht greifbar.
    Ich weiß gar nicht, ob man mir überhaupt helfen kann. Es ist sehr frustrierend. :(

    Hallo Yorkie,

    auch mir geht es ganz ähnlich wie dir. Alles, was ich mir vornahm, scheitert zur Zeit, vor allem wegen meines beschränkten Zeitrahmens. Nix löst bei mir zur Zeit Freude aus, alles scheint Last zu sein & irgendwie unüberwindbar. Vor allem gestern Nachmittag war es sehr schlimm.
    Nun weiß ich um den endorphinen Kick, den mir Alkohol verschaffen könnte & ich frage mich in solcher Situation immer wieder, warum ich mir das alles überhaupt antue. Saufe ich nicht, fällt mir die Bude über den Kopf zusammen & reißt mich mit nieder; saufe ich, fällt mir die Bude ebenso über den Kopf zusammen, aber ich bin wenigstens betäubt, als dass ich es als allzu belastend empfinden würde.
    Allerdings ist mir dieser Gedanke zu pathetisch. Zudem lösen sich durch Abstinenz nicht alle Probleme von alleine, man ist bloß eher in der Lage, die Probleme anzupacken, auch wenn es anscheinend überhaupt nicht weiter gehen will.
    Am meisten belastet mich der Umstand, dass ich keine Zeit finde, die anstehenden Aufgaben zu absolvieren. Für heute stehen bzw. standen 5 Termine im Kalender, von denen ich max. 3 zu erledigen vermag (wg. einer Vielzahl von Spätschichten). Wenn dann noch ein Termin, der obendrein als der wichtigste erscheint & der in absehbarter Zeit nicht nachzuholen ist, wie in meinem Fall platzt, ist es kaum auszuhalten. Ich werde trotzdem abarbeiten, was zu schaffen ist, obwohl dies mit Freizeit & Erholung nicht mehr gleichzusetzen ist.

    Hallo Lhea,

    vergiss nicht, deinen Wunsch nach dauerhafter Abstinenz mit ins Handgepäck zu nehmen. Gerade solche Geschäftsreisen bieten eine Unzahl an Klippen, wo man mit seinem guten Vorsatz schnell "auf Grund" läuft, zumal die eigene Toleranzschwelle in solchen Situationen recht hoch angesetzt wird (den neuen Geschäftspartner nicht als Miesepeter erscheinen, den guten Abschluss begießen etc.). :wink:

    Hallo Eveline,

    es funktioniert nicht, unangenehme Gedanken im Alkohol zu ersäufen, weil wir uns über das sogenannte "Wirkungstrinken" bewusst sind. Wir wissen, das wer Alkohol trinkt, miese Stimmung neutralisieren oder neutrale Stimmung aufheitern will.
    Wir wissen auch um den Placeboeffekt beim trinken: Die fröhliche Gesellschaft, die einen pichelt & darum so lustig ist, ist genau wie der einsame Trinker, der seinen Frust hinunter spült, ein allgemeiner Erfahrungswert, welcher auf eine völlig falsche Schlussfolgerung des Beobachteten beruht.
    Schon dieses Wissen um das Wirkungstrinken löst bei mir den großen Abwehrmechanismus aus. Bei dir dürfte das auch ganz ähnlich gewesen sein.
    Vielleicht bringt es etwas, die häusliche Isolation zu überwinden.

    Mir ergeht es in vielem anders als Wutanfall. Ich fühle mich durch die geplatzte Reha unsicher, unruhig, niedergeschlagen & teilweise gereizt. Heute habe ich bei einer Selbsthilfegruppe voerbei geschaut, die auch in meiner Wohnstraße ist. Diese hat wohl ihren Schwerpunkt in gemeinsamer Freizeitgestaltung, was eigentlich recht schön ist. Aber ich scheine vom Alter nicht in diese Gruppe hineinzupassen. Außerdem habe ich bei meiner Freizeitplanung recht konkrete Vorstellungen. Heute war ich zum ersten Mal beim ESV Lok zum TT spielen. Das ging eigentlich ganz gut an. Ich habe bloß Bange, zu viel und vielleicht auch etwas falsches anzufangen.
    Ich bin zur Zeit jedenfalls von sehr vielen Eindrücken benebelt, ich glaube, ich muss das erst 1 x sortieren. Fr in 8 Tagen habe ich den nächsten Termin bei der Sozialbetreuerin meines AG. Bestimmt habe ich da schon etwas zu erzählen.

    Ich habe an mir ähnliches beobachten können. In der Zeit der Trockenheit hat sich bei mir eine erstaunliche Renitenz entwickelt, die so gar nicht zu meinem sonst üblichen Vermeidungsverhalten passen will. Und ich fühl mich sehr wohl dabei. :wink:

    Die Frage nach dem weiteren Weg ist natürlich schwer zu beantworten, weil ich nicht glaube, dass man sein bisherigen Leben nur eben ohne Alkohol weiterführen sollte (so einem das überhaupt gelingt). Viele alltägliche Angelegenheiten haben einzeln für sich oder in Kombination miteinander den Kern des Alkoholmissbrauchs und in der Folge der Alkoholabhängigkeit in sich.
    Daraus resultieren für mich persönlich folgende Schritte:

    1.
    ich lass mir helfen (Sozialbetreuerin meines AG, Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe)
    2.
    Ich breche aus meiner häuslichen Isolierung aus (ich trank vor allem allein in meiner Wohnung)
    3.
    Ich gestalte meine Freizeit so, dass ich auch Freunde daran teilnehmen lassen oder die ich nicht alleine machen kann (Internet-Radio, Radtouren, ggf. schwimmen, Tischtennis)

    Gerahmt ist das ganze selbstredend von dauerhafter Abstinenz. Das nehme ich mir felsenfest vor & hat ja bis jetzt auch funktioniert.

    Ich schrieb nicht grundlos "einfach" statt einfach, weil dass so einfach bestimmt nicht ist. Seit dem 10. Juni bin trocken & bis jetzt ist alles verdächtig problemlos abgegangen.
    Die Demut gewöhne ich mir gerade ab, ich habe keinerlei Bedarf danach. Allerdings muss es weitergehen, & das werde ich morgen mit der Sozialarbeiterin meines AG absprechen, bei der ich morgen meinen ersten Termin habe. Mit einem betrieblichen Suchtbeauftragten habe ich heute Kontakt aufnehmen können, was daraus wird, weiß ich noch nicht, bleibe aber am Ball. Jedenfalls beschrieb er mir eine Selbsthilfegruppe, die ich vielleicht aufsuchen werde. Auch das bespreche ich morgen mit der Sozialpädagogin.
    Wichtig ist nur, dass ich mich jetzt nicht fallen lasse; von alleine käme ich wohl nicht wieder hoch & ich kenne keinen, der mir behilflich sein könnte. Wenn euch mein weiterer Weg interessiert, schreibe ich euch hier im Forum (dann in einem anderen Thread).