Beiträge von simsala

    Hier treffen viele verschiedene Positionen aufeinander. Die Situation von EKAs, die nassenen und die trockenen Alkoholiker, die bleibenden und gegangenen Cos. Das ist natürlich ein Pulverfass. Aber wir sollten nicht aufeinander losgehen sondern bei den sachlichen Argumenten bleiben. Aufgerieben werden wir durch den Alltag genug. Und im Grunde wollen doch alle Dasselbe. Ruhe.

    Die Patentlösung: dein Mann/deine Frau ist Alkoholiker, "pack die Kinder und weg bist du" ist immer schnell gegeben und gar nicht so leicht in die Tat umgesetzt. Verständlicherweise ist es für einen/eine EKA mit Eigenerfahrung die bestmögliche Lösung. Ich bin diesen Weg gegangen und es war nicht sofort alles tutti und schön. Auch für die Kinder nicht. Es war in meinem Fall die einzig richtige Lösung aber auch ein schwieriger Prozess. Auch für die Kinder.

    Ich will mit diesem Monolog eigentlich nur sagen: versetzt euch in die Position des Anderen. Wir wollen uns helfen und nicht noch zusätzlich Druck aufbauen. Hier treffen so viele nützliche Erfahrungen aufeinander, das müssen wir nutzen!

    Ja tatsächlich. Und man versucht ja auch alles um zu helfen. Aber irgendwann versiegt die Kraft und man ist nur noch verzweifelt. Und diese ständigen Vorwürfe zermürben auf Dauer. Ich hab vieles aufgeschrieben in der Zeit. Das hilft mir jetzt die Dinge nicht zu verklären. So schrecklich es auch war für ihn aber ich bin auch erleichtert frei zu sein. Klingt bitter. Ist aber so.

    Franzi das hab ich mich auch schon so oft gefragt. Irgendwie ist es ja gemein allen Alkoholikern diesen Charakterzug zuzuschreiben, aber die Geschichten sind so ähnlich. Es steht immer ganz klar der alkoholkranke Partner mit seinen Bedürfnissen über allen anderen. Selbst vor den Kindern. Ist das ein Muster?

    Mir ging es hier im Forum am Anfang auch so, dass ich bei den ersten Antworten, wie ich es empfand etwas in die Mangel genommen wurde. Ich verstehe aber jetzt, dass es wahrscheinlich zb als EKA hart ist von der "anderen Seite " zu lesen und da vielleicht auch Alarmglocken eher klingeln und böse Erinnerungen wach werden. Gerade wenn Kinder im Spiel sind. Und die Warnungen sind gerechtfertigt. Aber ich verstehe dich auch. Man vermutet ja auch nur zuerst dass er betrunken fahren könnte. Man ahnt es, will es nicht wahrhaben und bekommt immer gesagt das stimme ja gar nicht. Bis dann der Punkt kommt wo man es akzeptieren muss und total geschockt ist, dass man die ganze Zeit richtig lag. Das ist ein Prozess. Rechtfertigen musst du dich dafür nicht. Du hast schon eine Menge bewegt.

    Meine Schwiegermutter behauptet bis heute mein Mann habe kein Alkoholproblem gehabt. Obwohl er mit 4 Promille zwangseingewiesen wurde. Lass dir nichts einreden. Die Frage die sie sich selbst stellen sollte ist eher ob sie selbst eine Rolle bei seiner Alkoholkarriere gespielt hat und was da sonst noch alles im Argen liegt. Das solltest du ihr Mal schreiben und dann ganz schnell dein Handy ausstellen (: nein lass das bloß gieß kein Öl ins Feuer. Nützt dir nichts. Soll ich dir was sagen? Ich bin gerade mit den Kindern allein im Urlaub und ich reflektiere hier sehr viel die Vergangenheit. Das Bauchweh was ich fast 2 Jahre hatte ist völlig verschwunden. Ich bin wirklich rundum zufrieden. Und ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder diese innere Ruhe finden würde. Das ist jetzt gerade die übelste Zeit bei dir. Das verstehe ich total glaub mir. Aber das geht vorbei. Wirklich, ehrlich, versprochen. Weißt du was mir immer geholfen hat? Die neue Umgebung für die Kinder und mich einzurichten. Und sei es nur eine doofe Osterdeko an der Wand. Ihr braucht das Gefühl zu Hause zu sein. Und bei deinen Eltern warst du ja auch Mal zu Hause da geht das noch schneller. Halte das Bauchweh jetzt aus und geh nicht zurück. Von Tag zu Tag. Dann sortiert sich dein Kopf neu.

    Genau diese Situationen kenne ich auch. Es ist völlig egal was du dir wünscht. Er sieht nur seine Bedürfnisse. In einer ausgeglichenen Partnerschaft wäre das nicht so. Er hatte seine Familienzeit und dir steht deine zu. Sag ihm das in ruhigem Ton. Du sitzt doch jetzt auch nur da und denkst an deine Mutter, die alleine zu Hause sitzt. Ihr könntet doch einen Kompromiss eingehen und Ostersamstag zu ihr fahren. Er soll Mal begründen warum seine Wünsche wichtiger sind als deine.

    Ganz wichtig: seine Nummer blockieren. So muss man erst freischalten wenn man ihn anrufen will. Auch auf WhatsApp und wie diese apps alle heißen blocken. Hat auch den Vorteil, dass er oder sie einen auch nicht mehr belästigen kann wenn wieder "Phase Terror" ist. Es ist eine Erleichterung nicht ständig auf sein Handy zu schauen, weil man die nächste böse Nachricht erwartet.

    Ja das stimmt natürlich. Lügen ist nicht fein und das Kind dazu zu ermuntern ist es natürlich auch nicht. Nur leider ist die ganze Situation zu verfahren, um das auf die feine Art zu regeln. Am Besten wäre es natürlich die Karten auf den Tisch zu legen und der Familie und dem Vater klar zu sagen, dass das Kind aus gegebenem Anlass nicht ohne seine Mutter fährt. Aber das hört sich nur in der Theorie gut an. In der Praxis wird es danach kurzfristig zu extremen Ausbrüchen kommen und das wird das Kind in jedem Fall mitbekommen. Schwierig alles. Ich glaube ich würde einfach direkt mitfahren wenn möglich. Oder es eben ganz lassen aber das Kind dann auch nicht allein mitgeben. Aber ist immer leichter gesagt als umgesetzt.

    Und weiß seine Familie bescheid? Will das Kind fahren und ist alt genug das bewusst entscheiden zu können? DU weißt bescheid. lass dich nicht in die Ecke drängen. Dann habt ihr halt beide Magen Darm. Ach wie schade(: wenn du jetzt noch nicht bereit bist denen die Wahrheit zu sagen auch OK). Dann Spiel den mama Trumpf aus. Wir würden ja gerne aber Streptokokken Test war leider positiv. Lügen ist nicht elegant, kann aber in solchen Fällen die Notkrücke sein.

    Mach einen Termin beim Kinderarzt und sag das Kind hatte Fieber in der Nacht. Es ist eine Lüge. Egal. Das Kind kann nicht mitfahren und du brauchst Zeugen dafür. Lass dich nicht so in die Ecke drängen. Du bist die Mutter und er im Moment kein richtiger Vater. Er kann dich nicht zwingen auch wenn er das meint. Und er kann nicht über das Kind verfügen wie über einen Gegenstand den er jetzt seiner Familie präsentieren will. Wenn er Vater sein will muss er im richtigen Familienleben Verantwortung übernehmen und nicht nur zum Schein für den Urlaub mit seiner Family. Lass dich nicht unterkriegen!

    Und eins noch: du musst Niemandem gefallen. Weder ihm noch seiner Familie. Er macht gerade den Mist nicht du. Er bringt dich in diese Situation ihm das Kind nicht allein zu überlassen zu können. Wären die Dinge anders bzw normal würdest du dich ja eventuell sogar über die kinderfreie Auszeit freuen. So lieb wie man die Kleinen ja nun auch hat. (;

    Liebe Flower,

    Ich kenne diese Situationen nur zu gut. Mein Mann und ich waren selbstständig im gemeinsamen Betrieb und einer von uns musste immer anwesend sein, der andere blieb zu Hause mit den Kindern. Oft genug stand ich mit Bauchschmerzen bei der Arbeit und fragte mich was zu Hause passiert. Bis ich eines abends immer wieder von der Arbeit anrief und Niemand ans Telefon ging. Ich wurde immer nervöser und schloss den Laden früher. Zu Hause lag mein Mann betrunken im Bett und die damals 7jährige versuchte dem 2 jährigen Abendessen zu machen. Schön am Herd. Das war für mich so ein Schock. Danach ließ ich ihn nie mehr für 1 Minute mit den Kindern allein. Ich brach lieber einen Streit vom Zaun mit ihm als die Kinder nochmal in so eine Situation zu bringen. Und ich sagte es ab dem Punkt seiner Mutter. Sie glaubte mir selbstverständlich damals nicht aber ich musste mich von da an nicht mehr rechtfertigen, warum ich ihn mit den Kindern nicht allein ließ. Und sein größerer Sohn der weiter weg wohnt hat nun nach dem Tod meines Mannes überhaupt keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter, da die Mutter dieses Kindes so entsetzt war, dass sie nicht über die Alkoholsucht meines Mannes informiert war und ihr Sohn so oft mit ihm allein war. Was ich mit diesem Monolog sagen will: sei nicht so nachsichtig bzw dumm wie ich es war und warte bis die Kinder in eine gefährliche Situation kommen. Streite lieber mit ihm und fahr allein mit dem Kind. Du wirst keine ruhige Minute haben wenn du da Kompromisse eingehst.

    Nach meinem Auszug mit den Kindern wollte meine ältere Tochter gar nicht mehr in das Haus um ihren Vater zu besuchen. Das saß alles zu tief bei ihr. Und wenn ich daran denke wie oft er mit den Kindern Auto fuhr obwohl ich schon ahnte, dass irgendwas nicht stimmte, wird mir immer noch schlecht.

    Ich weiß es ist hart. Aber du kämpfst dich da durch. Schütze dein Kind.

    Ich drück dich.

    Liebe Eisregen,

    Ich denke du hast das schon gut erfasst und kannst deinem Gefühl vertrauen. Das Schlimmste ist, dass einem immer eingeredet wird man übertreibe. Und das möchte man dann auch gerne glauben, denn die Konsequenz die es nach sich zieht wenn man richtig läge, wäre sich und das Kind da raus zu bringen. Und das ist erstmal ein großer Berg. Und im Grunde will man ja nur eine funktionierende, harmonische Familie. Es ist aber nicht deine Schuld, dass diese Familie nicht harmonisch ist. Und auch nicht deine Schuld, dass er zu viel trinkt. Im Grunde liegt man in einer Beziehung mit einem Menschen, der Alkoholprobleme hat immer auf der Lauer. Man scannt ständig das Verhalten des Anderen und fragt sich "lallt er/sie?" "Ist das eine normale Antwort?" "Eigentlich war es doch heute ein normaler Tag....oder?" Und genau das haben Familien ohne Alkoholbelastung nicht. Und das zermürbt.

    Es ist ein Prozess, sich innerlich so weit zu lösen, dass man wirklich ausziehen möchte. Ich bräuchte auch mehrere Anläufe und ein Schlüsselerlebnis bis ich es durchgezogen habe. Aber dann ging es. Meine Tochter war da auch 8, knapp 9 und mein Sohn 3. Ich hatte wahnsinnige Angst und Sorgen und mir tat es so leid die Kinder aus ihrem "schönen" Zuhause zu reißen. Wenn ich damals gewusst hätte wie schlimm es noch wurde mit ihm, hätte ich dieses Bauchweh nicht gehabt. Ich bin froh, dass die Kinder ihren Vater in seiner schlimmsten Zeit nicht mehr gesehen haben. Und er war es auch, wenn noch ein klarer Gedanke bei ihm durchkam. Du wirst das Richtige tun. Der Mutterinstinkt sagt irgendwann bis hierher und nicht weiter. Und auch diese schlimme Zeit wird vorübergehen. Ich drück dich.

    Hallo Mollyfish,

    Diese Sache mit deiner Schwiemu die kenn ich auch gut. Da macht man schon so viel mit und ist dann noch die Schuldige. Du hast das echt durchgezogen, Respekt. Mein Mann verlor auch erst den Lappen, auch mit 3 Promille, heißt dann 1Jahr Führerscheinverbot mit anschließender MPU. Da hättest du ihn dann noch überall rumkutschieren dürfen.

    Freu dich auf die Ruhe und darauf dein Telefon ausschalten zu können, wenn er oder die Familie ihre Hasstiraden ausleben wollen. Bei mir war es so und es war cool einfach zu sagen "so Freunde, genug für heute, Handy aus, Fernseher an!"

    Ich wünsch dir alles Gute!

    Liebe Puhh,

    Tut mir leid dass du das aushalten musst. Mich hat es damals völlig aufgerieben immer einschätzen zu müssen was mich zu Hause erwartet. Du hast ja im Grunde nur 2 Möglichkeiten. Bleiben oder gehen. Ich bin gegangen und bereue es nicht. Natürlich frage ich mich schon ob ich ihn hätte retten können, wenn ich nicht ausgezogen wäre, aber im Vordergrund steht für mich, dass meine Kinder aus der Situation rauskamen. Diese Zukunftsangst kenne ich gut. Aber mit jeder Hürde die du nimmst wird es besser. Diese ständigen Rückfälle, die du beschreibst sind auf Dauer zermürbend. Mein Mann ist leider an den Folgen seines Konsums verstorben. Es kann tatsächlich jahrelang gutgehen oder ganz plötzlich enden. Ich habe eine Sache gelernt, weil ich auch sehr lange in der Situation mit ihm festsaß: entweder man selbst trifft eine Entscheidung oder das Leben nimmt sie einem irgendwann ab. Leider ist die zweite Variante oft härter und man ist dann machtlos. Aber es ist deine Entscheidung und dein Leben. Hör dir alle Ratschläge an und wäge ab. Denn du musst am Ende mit der Entscheidung leben. Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft und Stärke, egal was du tust.

    Danke Achillea, entschuldige die späte Antwort, zur Zeit werde ich überrollt von unserem Nachlassinsolvenzverfahren und komme kaum zum Luft holen. Ich denke auch, dass es ein Stück heilsam ist, wütend zu sein. Vor allen Dingen wenn ich an die vielen Chancen denke, die er hatte und die vielen Menschen, die er ratlos und verzweifelt zurückgelassen hat. Und trotzdem vermisse ich ihn. So wie er früher war. Die Veränderung kam ja im Grunde schleichend und wie so viele Cos hier, wollte auch ich es nicht wahrhaben, obwohl mein Umfeld mir nun eifrig berichtet, dass im Grunde Jeder von seinem Alkoholproblem wusste.... Ich werde im Sommer in meine alte Heimat zurückkehren. Ich brauche jetzt Familie um mich und die Stadt hier ist für mich vergiftet. Vom Schnitt her passt es, da meine Große dann in die weiterführende Schule wechselt und der Kleine vor der Einschulung dann noch 1 Jahr Kindergarten zur Eingewöhnung hier hat. Bis dahin werde ich Haus und Firma sauber übergeben haben, so hoffe ich zumindest und mit der Sache hier abschließen. Ich hoffe, dass ich irgendwann an seinem Grab stehen und ihm vergeben kann. Zur Zeit bin ich noch nicht so weit. Ein so sinnloser Tod ohne jeden Willen zu kämpfen kann man einfach nicht so schnell verarbeiten. Ich wünsche allen hier, die noch in einer ähnlichen Situation sind, dass sie das nicht mitansehen müssen, was wir mussten. Ich bin in Gedanken bei euch. Ich denke mittlerweile auch, dass die Geschichten hier zu ähnlich sind, um auf ein Happy Ende zu warten das von alleine kommt. Vor allen Dingen, wenn Kinder im Spiel sind, sollte man gehen, bevor es zu spät ist.

    Liebe Cadda,

    Danke für deine Worte. Das mit deinen Eltern tut mir sehr leid. Vor allen Dingen diese Machtlosigkeit von der du schreibst. Es ist einfach ungerecht, dass Manche ihr Leben wegwerfen und Andere, die alles tun würden um sich zu retten keine Chance haben. Für mich ist nach wie vor alles unfassbar. Auch diese Endgültigkeit mit der nun alles vorbei ist kaum nachvollziehbar. Und diese Wut, ja auch wenn man weiß, dass es eine Krankheit war, aber diese Wut bleibt.