Beiträge von treibsand

    Beim Lesen eurer Beiträge wurde mir regelrecht schlecht.

    Für euch zählt nur euer eigenes Leben und euere finanzielle Sicherheit. Sich nicht zu trennen, nur weil man dann für den Partner aufkommen muss, es auszusitzen und dabei das Leid verstärken, ist mehr als nur erbärmlich. Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise.

    Den Antrag soll ich ihn unterschreiben lassen, wenn er genug intus hat und sich am nächsten Tag nicht mehr erinnert.

    Liebe Frau 3003,
    das hat schon etwas von einem kriminellen Touch. Er ist immer noch dein Ehemann, egal ob er krank ist oder nicht.

    Wir sind hier in einer Selbsthilfegruppe, also bleibe ich nun ganz bei mir. Was machen jetzt solche Aussagen mit mir selbst? Was machen solche Aussagen mit mir als Mensch mit einer Alkoholkonsumstörung? Was würde es mit mir machen, wenn mein Partner genauso denken würde? Es fällt mir schwer mich da reinzufühlen, weil es im Grunde einfach nur menschenverachtende Gedanken sind.

    Ich bin froh, dass ich selbst, egal, wie mir das Leben mitgespielt hat und egal, auf welche Menschen ich im Leben gestoßen bin, solche Gedanken niemals in mir aufgetaucht sind. Ich bin froh, dass Geld für mich nichts weiter ist als bedrucktes Papier und mir Besitz noch nie etwas bedeutet hat und ich bin so froh noch nie einem anderen Menschen den Tod gewünscht habe. Was macht es jetzt mit mir? Ich fühle mich gut, trotz allen Rückschlägen und trotz allem Leid in meinem Leben, menschlich und mitfühlend geblieben zu sein.

    Was wünsche ich dir? Die Einsicht, dass jeder Mensch - sowohl der Alkoholkranke als auch der Co. - für sein eigenes Leben und die folgenden Konsequenzen selbst verantwortlich ist und keiner dem anderen die Schuld dafür aufbürden kann. Eigenverantwortung zu übernehmen ist nicht leicht, aber es kann gelernt werden.

    Hallo Elarine,

    Momentan fühle ich mich einfach furchtbar leer und unendlich traurig. Weil mein Partner mir dann Dinge gesagt hat, mit denen ich nicht weiß umzugehen und ich auch nicht weiß, ob unsere Partnerschaft so noch einen Sinn macht.

    könnte es nicht eher sein, dass du dich leer und unendlich traurig fühlst, weil du wieder nicht die Kurve bekommen hast? Ich denke nicht, dass du dich nun wegen deines Mannes so fühlst. Kein Mensch ist für deine Gefühlslage verantwortlich. Nur du alleine bestimmst, wie du dich fühlst. Aber es macht keinen Sinn, darüber nachzudenken, warum es geschehen ist. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen.

    Wie möchtest du denn weitermachen? Was ist dein Plan und wie denkst du, dass du beim nächsten "Umstand" reagieren wirst?

    Guten Morgen lilamond,

    habe ich einfach nicht zugehört, oder ist das ein neues modethema

    nein, es ist kein neues Modethema. Der Mensch sieht und hört nur immer das, was er sehen und hören möchte. Es kommt immer darauf an, worauf der Mensch seinen Fokus legt. Du beschäftigst dich gerade mit deinem Konsum und dem Alkohol im Allgemeinen. Da ist es nur normal, dass du auch darauf achtest und auch solchen Beiträgen vermehrt deine Aufmerksamkeit schenkst.

    In meiner Trinkeiszeit hätte ich bei dem Thema wohl eher den Radiosender gewechselt. Weil ich es nicht hören wollte. Ich habe das Thema also einfach ausgeblendet. Denn wenn ich hingehört hätte, dann wäre meine Welt wohl zusammengestürzt und ich wäre gezwungen gewesen, etwas daran zu verändern. Es ist gut, dass du nun hinhörst und nicht mehr weghörst und deine Aufmerksamkeit auf das Thema fokussiert ist.

    jeder, der sich frage, ob er zuviel trinke, trinke definitiv schon zuviel

    Da ist definitiv was dran. Wobei es wohl schon eine ganze Ecke benötigt, bis jemand, der dem Alkohol zugewandt ist, sich fragt, ob er evtl. zu viel trinkt.

    Schön, dass du da bist und herzlichen Glückwunsch zu 16 trockenen Tagen. Bei mir ist Tag 16 nicht so lange her. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie stolz ich auf mich war, als ich die 2 Wochenmarke geknackt hatte. Ein tolles Gefühl. Wenn du dich genau beobachtest, dann wirst du auch im weiteren Verlauf viele kleine positive Veränderungen bei dir bemerken.

    Ich wünsche dir einen schönen Tagesstart.
    VG treibsand

    Hallo Maeron,

    Diese Gedanken hatte ich auch. Was sage ich wenn mich jemand darauf anspricht. Nichts von all dem, was mein Kopf sich ausgedacht hat, ist eingetroffen. Absolut nichts.

    Du brauchst dich vor niemanden rechtfertigen, wenn du dir kein Gift trinkst. Was andere denken ist egal. Was aber wichtig sein kann, ist : Was denkst du über die anderen wenn sie trinken?

    Denkst du: ' Schön, dass brauch ich nicht mehr'. Oder denkst du: 'Mist, ich darf nicht? "

    LG treisand

    Guten Morgen Stromer,

    Herzlichen Glückwunsch erst mal, für die für mich doch schon recht lange Zeit, in der du trocken bist. Ich bin "erst" bei Tag 38. In meinen Augen ist es aber nicht die Anzahl der Tage, die ein Alkoholiker trocken ist, was den Erfolg betrifft, sondern die Denkweise und die innere Einstellung, die aus einem nassen Alkoholiker einen trockenen Alkoholiker, machen.

    Ich habe vielleicht einen kleinen Vorteil gehabt, der mir dabei geholfen hat, trocken zu werden und die dafür nötigen Veränderungen leichter radikal durchzuziehen. Meine Sichtweise auf mich selbst und auf meine Handlungen haben sich dadurch komplett verändert, aber ich habe es dabei auch in Kauf genommen, dass ich damals auch meinen kompletten Freundeskreis aufgeben musste, den ich mir über ein paar Jahre aufgebaut hatte. Das, was wir denken, was wir sind, das ziehen wir auch unbewusst an. Wenn du denkst, dass dir Alkohol nichts ausmacht, dann wirst du auch Situationen unterschätzen oder aber dich weiterhin in den Kreisen aufhalten, in denen eben getrunken wird.

    Wer im Problem behaftet ist, wird nicht die Lösung sehen. Dieser Grundsatz kommt aus der systemischen Therapie und hat mir unheimlich geholfen, mich nicht mehr isoliert zu betrachten, sondern alles, was um mich herum ist, in meine Betrachtungen einzubeziehen.

    Ein kleines Beispiel dafür:

    Vor vielen Jahren war ich, laut meinen Ärzten und meinem komplette Umfeld, einschließlich der Personen, die ich mir damals als Freunde ausgesucht hatte, unheilbar "körperlich" krank. Die Rentenkasse schickte mich in die volle Erwerbsminderungsrente und ich bekam Pflegestufe 2 anerkannt. Zudem hatte ich einen Behindertenausweis mit dem Merkzeichen G. Was für ein Luxus. Ich hatte genügend Geld zum Leben, brauchte das Bett nicht mehr zu verlassen, nicht mehr arbeiten und war zugedröhnt mit sämtlichen Opiaten und Schmerzmittel, die du dir vorstellen kannst. Zudem habe ich damals schon getrunken, zwar nicht ganz so viel wie zum Schluss meiner Trinkkarriere, aber immerhin bereits täglich meinen Wein. Ich wurde versorgt, weil ich ja körperlich sehr krank war. Am Anfang habe ich es so angenommen. Hatte Freunde, die mir versicherten, dass ich nicht mehr gesund werden würde, und meine Ärzte ebenso. Was für einen Grund hätte ich gehabt, gegen all das anzukämpfen?

    Bis mir eines Tages aufgefallen ist, wie sich mein damals komplett kranker Freundeskreis, im Grunde verhielt. Sie waren nur damit beschäftigt, herauszufinden, wie auch sie in die volle Erwerbsminderungsrente kommen können. Sie hatten nur noch im Kopf, was sie alles nicht mehr können und bedauerten sich gegenseitig, wie arm und krank sie doch sind.

    Aber alle hatten eines gemeinsam, sie trauerten ihrem alten Leben nach und wollten es unbedingt zurück.

    Das genau funktionierte nicht mehr. Sie wollten genau das Leben zurück, was sie krank gemacht hatten. So geht es wohl vielen trockenen Alkoholikern auch. Sie wünschen sich ihr früheres "gesundes" Leben zurück. Und leben somit immer im Gedanken, auf etwas verzichten zu müssen und werden dann zwar trocken sein, aber eben niemals frei sein.

    Ums jetzt aber kurz zu machen. Ich habe mit meiner neuen Sichtweise damals, sämtliche Freunde (alle krank mit der gleichen Diagnose) sehr verärgert und sie haben sich alle von mir abgewandt. Ich war eben überzeugt, dass ich wieder völlig gesund werden kann. Habe mich von dem Gedanken gelöst, mein altes Leben zurückzuwollen und mich auf den Weg gemacht. Leichtsinnig, wie ich war, habe ich der Rentenkasse geschrieben und meine volle Erwerbsminderungsrente gekündigt und einen neuen Antrag auf "Teilhabe am Arbeitsleben" eingereicht. Tja, und meine Pflegestufe habe ich auch gekündigt, obwohl ich finanziell danach tatsächlich komplett ohne einen Cent dastand. Wenn ich da heute drüber nachdenke, war es mehr als nur leichtsinnig. Hab’ meine Ernährung umgestellt, sämtliche Opiate in die Tonne geworfen und wieder angefangen, mich trotz Schmerzen zu bewegen. Erst 200 Meter, dann einen Kilometer und zum Schluss täglich 10 Kilometer. Und siehe da, es ging, trotz aller Warnungen zum Trotz, dass ich mir alles nur einbilde und ich in die Geschlossene gehöre, weil ich ja chronisch krank war und es keine Heilung für mich gibt. Blöd nur, dass ich dann tatsächlich nur noch meinen Alkohol hatte. Den habe ich damals nicht einbezogen, wer weiß, ob ich es ohne wirklich so gemacht hätte. Alkohol enthemmt eben.

    Meine Familie und meine damaligen Freunde haben mich alle gewarnt und gemeint "Pass auf, irgendwann wirst du feststellen, dass du auf dem Holzweg bist, und dann wieder angekrochen kommen." Sie wollten mich aber alle nur zurück ins gewohnte Fahrwasser bringen, denn wenn ich es geschafft hätte, dann hätten sie wohl über sich selbst nachdenken müssen und Veränderungen vornehmen. Veränderungen sind eben anstrengend und ja, Veränderungen machen auch Angst. "Wer bin ich ohne meine Krankheit?" Wenn man zu lange in der Krankheit lebt, dann weiß man das tatsächlich nicht mehr.

    Ich bekam eine Umschulung. Aus der Umschulung wurden dann noch 3 weitere Ausbildungen und im Nachgang dann eine Vollzeitarbeitsstelle in einem Bereich, der früher undenkbar gewesen wäre. Nein, meine Krankheit ist nicht weg, aber ich habe gelernt, damit konstruktiv umzugehen. Körperliche Arbeiten kann ich nicht mehr verrichten, auf alle Fälle keine, ohne danach 3 Tage Schmerzen zu haben. Aber das muss ich inzwischen auch nicht mehr. Für den Hausputz habe ich eine Reinigungskraft und die Einkaufskörbe oder andere schwere Dinge, trägt mein Mann.

    Bin ich denn immer noch krank, wenn ich mich gesund fühle, nur weil ich die Diagnose immer noch habe? Das ist etwas, worüber ich mir immer Gedanken machen. Ja, das bin ich, wenn ich nicht auf meinen Körper höre und Dinge eben nicht weglasse, die mir nicht guttun oder wenn ich denke, mit anderen körperlich durchtrainierten Menschen "mithalten" zu müssen. Wenn ich aber auf meinen Körper höre und mich nicht im "Kranken Umfeld" aufhalte, dann fühle ich mich gesund und bin es dann auch.

    Was hat das nun mit dem Alkohol zu tun? Viel, denn wenn ich weiterhin in meinem alkoholischen Umfeld bewege, kann nichts Neues kommen und irgendwann, wenn ich einen schwachen Moment habe, dann taucht vielleicht wieder Erik (mein Suchtgedächtnis) auf und versucht mir einzureden, dass das alles doch keinen Sinn macht und ich irgendwann doch wieder zurückkommen werde.

    NEIN - werde ich sicherlich nicht.

    Weiß jetzt nicht, warum ich dir das alles schreibe. Bauchgefühl? Keine Ahnung. Es ist aber auch egal. Es war mir ein Bedürfnis :S.

    Hab einen schönen Feiertag.

    Viele Grüße treibsand.

    Für mich und da spreche ich auch nur für mich, wird mir vieles zu inflationär eingesetzt. Als Allheilmittel angepriesen. Nicht jeder Arzt ist auf Sucht Fragen spezialisiert und er handelt eben nur nach dem medizinischen Schema F.

    Medizinisches Schema F = Leitlinien getreues BE-handeln.

    Aus der Fülle der Angebote, sich das passende auszuwählen, ist allerdings ohne Vorwissen, aber mit dem durch Alkohol doch etwas vernebeltem Kopf, irre schwer. Da kann es schon passieren, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und dann eben mehrere Anläufe braucht, bis man etwas gefunden hat, mit dem man SELBST arbeiten kann. Eine Beratung oder eine Therapie sollte vom Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Und was viele nicht bedenken, es ist nicht damit getan, dass man eben zur Therapie geht. Die eigentliche Therapie beginnt an der Ausgangstüre des Therapeuten.

    Im Grunde therapieren wir uns doch alle selbst. Wir holen uns Denkanstöße und arbeiten dann damit, ob nun unterbewusst oder bewusst. Ob das nun in der online SHG oder ob es beim Therapeuten geschieht, ist im Grunde doch egal. Hauptsache, wir setzen uns in Bewegung und kommen selbst ins gesunde Handeln.

    Hallo Stromer,

    Hallo Treibsand, hast Du dir eigentlich weitere Hilfen für ein trockenes Leben gesucht? Hast Du mal über eine (ambulante) langzeitterapie nachgedacht? Bist Du in einer Selbsthilfegruppe?

    Nein, über eine Langzeittherapie habe ich bisher nicht nachgedacht. Ich bin dank meines Arbeitgebers optimal versorgt. Wir können Supervisionen ohne Kostenlimit wahrnehmen bzw. haben wir auch ein Mitarbeiterunterstützungsprogramm im Angebot, wo sich jeder Unterstützung holen kann, der irgendwelche Problematiken hat. Das Unterstützungsprogramm ist auch für alle Familienangehörigen offen. Dort gibt es auch eine Suchtberatung und wenn das nicht reicht eine systemische Kurzzeittherapie ohne Wartezeit. Dies würde ich aber nur in einer extremen Krisensituation in Anspruch nehmen.

    Die Supervision nehme ich allerdings regelmäßig in Anspruch, auch für andere Themen, einfach um das Problem/ die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dafür suche ich mir aber Therapeuten aus, die nicht über die Kasse abrechnen. Du weißt sicherlich, wer im Problem verhaftet ist, hat keinen freien Blick auf die Lösung. Betrachte ich aber das Problem oder die Situation aus der Metaebene, wird vieles offensichtlicher und klarer.

    Therapeuten sind gut, aber leider haben viele, die kassenärztlich abrechnen, nur einen minimalen Spielrahmen, was ihre Methodik anbelangt. Im Grunde haben sie nur 2 Möglichkeiten, 1. Verhaltenstherapie und 2. Tiefenpsychologie. In den letzten Jahren akzeptieren auch manche Krankenkassen die Hypnose, aber das alles ist nichts für mich.

    Der oberste Grundsatz einer Therapie oder Beratung sollte dahin gehend sein, eine Therapie oder eine Beratung so schnell wie möglich wieder überflüssig zu machen. Wenn man aber die Zahlen betrachtet, die ein Therapeut pro Patient von der Kasse bezahlt bekommt, dann ist es nicht verwunderlich, dass sie ihre Patienten möglichst lange behalten wollen. Aber das ist wohl ein anderes Thema, dass nicht hierher gehört. Ich habe gerade nichts gesagt ;).

    Hallo Whitewolf,

    bei uns ist das nicht so, dass es immer Gedränge gibt. Was er liebt, sind die Aufführungen und die Menschen, die er dort trifft. Er mag einfach die Stimmung und die ungezwungenen Gespräche dort. Im Gegensatz zu mir ist er immer der Fahrer und hat ohnehin nie was dort getrunken.

    Wir waren deswegen schon im Austausch, weil ich auch etwas Bedenken habe dort hinzugehen. Aber wir haben einen Kompromiss gefunden. Bei uns in der Nähe gibt es einen Kinderweihnachtsmarkt. Dort gibt es keine Glühweinstände, aber ein großes Kinderkarussell. Wir gehen dieses Jahr mit unseren Enkeln dorthin und nehmen unsere Thermoskanne mit selbst gemachten Punsch für alle mit.

    Den normalen Weihnachtsmarkt, mit den vielen Saufständen, lassen wir in diesem Jahr. Aber vielleicht bekommen wir ja unsere Freunde dazu, mit uns und ihren Kindern uns auf den Kinderweihnachtsmarkt zu begleiten. Mal sehen, ob das funktioniert. Wir sind an der Planung. Wir müssen nicht auf alles verzichten, aber wir müssen uns eben anders und sorgfältiger organisieren.

    Guten Morgen zusammen,

    ein kleines Update meinerseits. Heute bin ich bei Tag 34 angekommen und es geht mir ziemlich gut. Ich kann schlafen, ohne zwischendurch immer mal wieder aufzuwachen und fühle mich einfach nur in meiner Mitte angekommen. Ein herrliches Gefühl. Ich habe angefangen mir die positiven Auswirkungen aufzuschreiben und es kommen immer mehr Veränderungen hinzu.
    Um nur ein kleines Beispiel zu nennen - In meiner Trinkeiszeiten saß ich abends immer auf dem Sofa und hab’ neben dem trinken, aus reiner Nervosität an meinen Fingernägeln herumgekaut. Jetzt habe ich tatsächlich wieder schöne gepflegte Nägel. Ich brauch’ jetzt meine Hände nicht mehr verstecken. Die komplette Nervosität in mir ist wie weggeblasen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass mein Gesicht nicht mehr verquollen ist und ich wesentlich gesünder aussehe.

    Wie konnte ich das meinem Körper und mir nur so lange antun? Aber darüber nachzudenken, ist ohnehin irgendwie blöd. Was zählt, ist nur meine Zukunft und meine Vergangenheit, war halt so, wie sie war. Ich schmiede wieder Pläne für meine Zukunft, ich möchte raus und etwas unternehmen. Mein Leben wird wieder aktiv und das fühlt sich einfach nur toll an.

    Gestern waren wir einkaufen. Mein Mann blieb beim Glühwein stehen und wirkte dabei sehr nachdenklich. Er liebt die Weihnachtsmärkte. Er überlegte, ob er in Zukunft darauf verzichten muss. Da ich inzwischen wieder ziemlich kreativ wurde, habe ich vorsorglich Orangen, Zimt, Kardamom, Nelken und allerhand andere Zutaten in den Einkaufswagen gelegt. Zu Hause haben wir uns dann unseren eigenen Zucker und Alkoholfreien Punsch kreiert. Wir brauchten ein paar Anläufe, bis beiden der Punsch richtig gut geschmeckt hat. Den werden wir nun in einer Thermoskanne mit auf die Weihnachtsmärkte nehmen, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir jetzt unser warmes alkoholfreies Getränkt haben, hat das gemeinsame Experimentieren unheimlich viel Spaß gemacht. Ich habe das Gefühl, dass wir wieder mehr zusammenrücken und die gemeinsame Zeit einfach nur gemeinsam genießen.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag

    VG treibsand

    Guten Morgen Berni,

    hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, Dir selbst einen Therapeuten zu suchen, der mit Dir gemeinsam an Deiner Problematik arbeitet?
    Ich lese schon die ganze Zeit bei Dir mit. alles, was ich herauslese, ist ein Mann, der so sehr darauf fixiert ist, für sein eigenes Unglück einen anderen Menschen verantwortlich zu machen. An Deinem Unglück ist aber nicht Deine Frau verantwortlich, sondern Du selbst.

    Kennst Du denn Spruch "Du kannst niemandem helfen oder glücklich machen, wenn Du Dir nicht selbst helfen kannst bzw. Du selbst nicht glücklich bist"?

    Wann bist Du bereit, Dich um Dich selbst zu kümmern und wann gehst Du in die Eigenverantwortung? Wo siehst Du Deine eigenen Anteile? Und wer, glaubst Du, kann Deine Situation verändern? Es ist so einfach, die Schuld immer beim anderen zu suchen. So einfach andere für sein eigenes Unglück verantwortlich zu machen. Du betonst immer, was Du alles machst und für Deine Frau aufgibst, Du das Opfer sprich sie der Täter. Das ist ja so einfach. Du bist kein Opfer, sondern selbst Täter.

    Was wäre denn, wenn Deine Frau von heute auf morgen aufhören würde zu trinken, und dann herausfindet, dass sie Dich gar nicht mehr möchte? Was wäre, wenn Du Dein Ziel erreichst und sie dann trocken bleibt, aber lieber alleine glücklich sein möchte ohne einen Aufpasser und Moralapostel neben sich zu haben?

    Ist Deine Angst, dass Deiner Frau etwas geschehen könnte und sie dann Dich dafür verantwortlich machen könnten, nicht schon eine seelische Störung deinerseits, die dringend nach einer Auflösung schreit? Es geht auf alle Fälle weit über das "normale" Maß der Sorge hinaus. Mach Dich mit dem Gedanken vertraut, dass Du genauso abhängig bist wie sie und befasse Dich mit diesem Gedanken.

    VG treibsand

    Update:

    ich hatte die letzten Monate, bevor ich mit dem Trinken aufgehört hatte, solche Probleme auf der Tastatur zu schreiben. Es fiel mir zusehends schwerer, die richtige Tastenfolge anzuschlagen und ich musste ständig verbessern. Zudem musste ich mich extrem auf die Tasten konzentrieren, dass es überhaupt irgendwie funktionierte. Ich den Eindruck, dass die Koordination Kopf und Finger nicht mehr richtig funktioniert hatte. Zum Teil haben sich meine Finger auch einfach nur nach einiger Zeit verkrampft und dann musste ich tatsächlich meine Arbeit unterbrechen.

    Jetzt in der Abstinenz, hat sich dieses Problem scheinbar einfach so in Luft aufgelöst. Meine Finger fliegen leicht über meine Tastatur, ich kann wieder schreiben ohne dabei auf die Tastatur zu sehen und vor allem geht es wieder ohne das ich meine ganze Konzentration auf die Tastatur und meine Finger lenken muss. Einfach nur genial.

    Ich weiß nicht, ob es tatsächlich mit meiner Abstinenz zu tun hat. Vielleicht hat mir hier ja jemand eine Antwort darauf, ob es damit zu tun haben könnte.


    Es ist auf alle Fälle toll, diese "kleinen" Veränderungen wahrzunehmen und vor allem den eigenen Blick auf mich selbst, nicht mehr verschließen zu müssen.

    Heute bin ich bei Tag 25. :) Jeder Tag zählt, denn mit jedem Tag wird es besser, frei ohne diesen Mist leben zu dürfen.

    Kurzes Update, um zu reflektieren, was der gestrige Abend mit meinem Suchtgedächtnis gemacht hat.

    Wir sind gestern mit einer Bekannten ins Theater. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie in einem Theater war und natürlich war ich ziemlich gespannt auf das Stück und die Menschen, die auf solche Veranstaltungen gehen. Wir fuhren also dorthin und betraten das Theaterforum. Alles soweit gut. Und dann kam der Schock. Überall Tische mit Wein und Sektflaschen zur Selbstbedienung. Ich blickte in die Runde und konnte im ersten Moment nur noch Menschen sehen, die an ihren Gläsern mit Wein und Sekt festhielten. Erik schrie "JUHUUU endlich." und ich suchte nach Möglichkeiten, mich der Situation zu entziehen. Gehen wollte ich aber nicht, denn das Theaterstück interessierte mich tatsächlich.

    Erst als ich mich aktiv daran gemacht hatte, nach Menschen ohne Alkohol im Glas Ausschau zu halten, wurde mir bewusst, dass mir Erik einen ganz gewaltigen Streich gespielt hatte. Es waren doch ziemlich viele Menschen dort, die eben keinen Alkohol getrunken hatten, sondern in ihren Gläsern Wasser hatten. Nur sahen halt ihre Gläser, auf den ersten Blick für mich aus wie Weingläser und nicht wie Wassergläser.

    Mein Fokus war also nur auf die Weingläser gerichtet, weil eben auf jedem Stehtisch Weinflaschen standen und das, was man sehen will, das sieht man dann auch. Ich bin dann an die Theke und habe nach einem normalen Wasserglas gefragt. Wollte kein Glas in der Hand, dass nach Weinglas aussah und habe natürlich sofort ein anders bekommen. Ich konnte einfach nicht einschätzen, was das Glas, dass soviel Ähnlichkeit mit einem Weinglas hatte, in meiner jetzigen Situation mit mir gemacht hätte und wollte es einfach nicht austesten.


    Das Theaterstück war richtig gut und ich war am Ende so froh und stolz, die Situation so gut gemeistert zu haben. Wäre ich dorthin gegangen, wenn ich es im Vorfeld gewusst hätte? Ich denke eher nicht. Aber es wird mir immer wieder passieren. Ich hoffe so sehr, dass mein eigener Fokus irgendwann nicht mehr so sehr auf den Alkohol fixiert ist. Aber was sich über so lange Zeit eingeschlichen hat, ist eben auch nicht nach ein paar Tagen einfach so aus dem Kopf.

    Heute sind es ganze 3 Wochen und ja, es fühlt sich völlig richtig und gut an. :)

    Falls abends noch kurz Besuch kam, hab ich auch ein Glas angeboten (ungern). War ja eigentlich alles meins und die tranken mir das weg! Während sie 1 Glas tranken, leerte ich 2 oder 3. Ich versuchte langsam zu trinken aber das klappte selten. Ich hatte dann auch immer Angst, es würde mir nicht reichen.

    Hallo Leonie,


    da brauchte bei mir gar kein Besuch kommen, es reichte schon, dass mein Mann mittrank. Ich habe ihm seine Gläser zugeteilt, damit es mir auf alle Fälle noch reichen bzw. habe ich seinen Konsum gleich beim Einkauf eingerechnet 8). Besuch kam ohnehin kaum noch, ich hatte sie regelrecht vergrault, sie störten mich beim Trinken. Aber eines halte ich ihm echt zugute, er ließ mir immer das letzte Glas aber wohl nur, weil er meinen Frust nicht ertragen wollte, wenn ich keinen Wein mehr hatte.

    Es ist schon komisch, wie sich das Suchtverhalten einzelner so sehr ähnelt. Wenn man mittendrin steckt, dann sieht man vieles eben nicht oder möchte es auch nicht sehen. Klar wird es erst in der Abstinenz.

    Wie fühlt sich Saufdruck an?

    Ich hatte in meiner Saufkarriere, nie als Aufdruck gesehen. Für mich war es vollkommen normal, dass ich morgens schon den Kühlschrank geöffnet habe, um nachzusehen, ob für den Abend noch genügend im Kühlschrank war und dann die Unruhe über den Tag, weil ich wusste, dass ich nach der Arbeit unbedingt noch einkaufen musste, weil ich eben abends zuvor den Kühlschrank geleert hatte. Wenn ich einkaufen war, dann habe ich immer nur so viel eingekauft, dass gerade mal so viel Lebensmittel da war, dass ich dringend am nächsten Tag wieder einkaufen musste.

    Ich habe regelrecht Panik bekommen, wenn kein Wein mehr da war. Diese Unruhe in mir, das kribbeln in den Händen und die Gedankenkreiseln, die sich ständig nur um die Beschaffung vom Alkohol und den Zeitpunkt, wann ich endlich damit anfangen kann, drehten. Sehr anstrengend empfand ich, mich vollständig auf meine Arbeit zu konzentrieren, weil meine Gedanken ständig abschweiften und ich dann Mühe hatte, mich wieder auf des Thema zu konzentrieren.

    Ich legte mir Zeitpläne zurecht. Wenn ich nach der Arbeit gleich ein Glas Wein trank, dann konnte ich das Abendessen zubereiten vergessen und musste mein Mann losschicken, damit er etwas Warmes besorgt und wenn ich zuerst kochte, dann gab es meist etwas ganz Schnelles, denn alles andere hielt mich nur unnötig vom Saufen ab.

    Guten Morgen Cadda,

    Ich finde es auch erstaunlich, dass Dein Partner Dich anscheinend lieber wieder trinkend haben möchte. Warum denn?? Das schreit für mich danach, dass er sich dann besser fühlt, weil er dann selbst wieder trinken kann, ohne dass er sich blöd vorkommt.

    Er hatte die Hoffnung, dass ich nach einer gewissen Karenz, eben wieder "normal" funktionieren kann. Ihm war es in diesem Ausmaß nicht so bewusst, da ich für ihn bisher nicht in sein Weltbild von einem Alkoholiker passe, obwohl ihm mein hoher Konsum, doch immer sehr gestört hatte.

    Nach nun doch längeren Gesprächen über das Thema lebenslange Abstinenz und Suchtdruck, wurde nun aber auch für ihn klarer, dass seine Gedanken ihm gerade einen Streich spielen und er sein Verhalten überdenken muss.

    Ich weiß, dass ich nie wieder ein Glas anfassen werde, indem sich Alkohol befindet. Bin so froh, dass ich noch so glimpflich die Kurve bekommen habe. Der Spruch "Ohne Chaos, keine Ordnung", trifft es wohl auf den Kopf. Ich habe jetzt unser gemeinsames Leben einmal auf den Kopf gestellt und jetzt ordnet sich eben wieder alles neu. Wenn ich ehrlich bin, dann macht es mir sogar richtig Freude zu beobachten, wie sich alles verändert, wie ich mich verändere und dadurch sich auch mein Umfeld, in meiner Anwesenheit verändert. Meine ursprüngliche Angst, nicht zu wissen, wer ich ohne Alkohol bin, löst sich langsam in Luft auf und wich der Freude, es gerade mitzuerleben.

    Guten Morgen Hartmut,

    Ich weiß noch von mir in der nassen Zeit, dass ich meiner EX vorgehalten habe, dass sie zu viel säuft. Lenkt ja auch schön von einem selbst ab.

    Da du es nun so direkt ansprichst, ich befürchte, dass habe ich früher auch schon gemacht, um von mir selbst abzulenken.

    Ich bin achtsamer geworden und lass mich sicherlich nicht vor den Karren spannen. Trinke nicht mehr und dabei wird es bleiben. Natürlich wird er sich jetzt gezwungenermaßen auch mit sich und seinem Alkoholkonsum auseinandersetzen müssen, ohne mich als Rechtfertigung vorschieben zu können. Was er daraus macht, ist sein Ding. Im Grunde finde ich es sehr gut, dass er sich nun damit auseinandersetzen muss. Wobei ich tatsächlich immer geglaubt hatte, dass er nur mir zuliebe abends Wein trinkt :|

    Aber jede Erkenntnis bringt mich weiter und nur so kann ich dazulernen.

    Guten Morgen in die Runde,

    ein kurze Update von mir. Ich bin heute bei Tag 17 und im Grunde geht es mir ziemlich gut.
    Gestern saß ich mit meinem Mann im Auto, als er plötzlich das Thema Alkohol anschnitt. Auch er hat sich abends mit mir immer ein Glas Wein genehmigt, aber hatte, nach seiner Aussage, nie Druck es zu tun. Seit ich nicht mehr trinke, hat er es auch gelassen. Die ersten Tage, ist er auf alkoholfreies Bier umgestiegen, aber wie wir wissen, ist da ja auch noch ein kleiner Alkoholgehalt drin. Seit ca. 10 Tagen, trinkt er nun aber auch das nicht mehr, nachdem ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe.

    Gestern fing er dann plötzlich damit an, dass er es vermisst und ob ich mir sicher bin, dass ich tatsächlich nie wieder etwas trinken möchte. Ich hätte mir ja schon bewiesen, dass ich auch ohne Alkohol zurechtkomme und könnte das bestimmt jetzt auch wieder steuern. Im ersten Moment war ich echt sprachlos und wusste gar nicht, was und wie ich darauf antworten sollte. Er hat sich immer beschwert, dass ich so viel trinke. In dem Moment wurde mir aber bewusst, dass er die Tragweite und was mit unserer Beziehung und mir geschehen würde, wenn ich weitertrinke, nicht wirklich verstanden hatte.

    Nach dem ersten Schock bat ich ihn irgendwo anzuhalten und bin dann ausgestiegen. Ich brauchte dringend frische Lust und etwas Bewegung, um mich wieder zu sortieren. Beim Laufen haben wir uns dann unterhalten und zum ersten Mal habe ich ihm völlig ruhig von Erik und den Auswirkungen auf meinen Körper und mich, aber auch von meiner Angst, es irgendwann nicht mehr ohne stationäre Hilfe zu schaffen, erzählt. Irgendwie war es sehr befreiend für mich, ohne Angst vor Konsequenzen oder Abwertung, ganz frei einfach nur zu reden. als ich dann zu ihm rüber sah, hatte er Tränen in den Augen. Was aber gut war, denn auch ihm wurde dadurch bewusst, wie weit es schon gekommen war. Er nahm mich darauf einfach nur in den Arm und hielt mich fest.

    Gut, wir waren eigentlich auf dem Weg unsere Räder zum Kundendienst zu bringen, dass konnten wir nun vergessen, der Laden hatte leider schon zu und wir somit unseren Termin vergeigt. Das Gespräch war aber wichtiger.

    Kann es sein, dass dieser Versuch, mich wieder zu einem Gläschen Wein zu animieren, im Grunde nur sein "Erik" war. Denn wenn ich wieder trinke, dann kann er auch ohne schlechten Gewissen mir gegenüber, seinen Wein trinken bzw. hätte ich ihm dann quasi die Absolution erteilt. Ich habe ihm allerdings gesagt, dass es seine eigene Entscheidung ist, ob er trinkt und wann er trinkt. Wir sind beide erwachsene Menschen und jeder trägt für sich selbst die Verantwortung.

    Habt alle einen entspannten Tag. VG treibsand.

    Hallo Caro,

    ja, wir sind wohl wirklich die "Frischlinge" hier. Ich find es toll hier zu sein und einfach nur meine Gedanken fließen zu lassen mit dem Wissen hier für nichts verurteilt zu werden. Bei mir ist es aber auch so, dass die Emotionen etwas stärker geworden sind. Alles was ich vorher, sobald es aufgekommen ist, mit Sprit betäubt wurde, kommt nun halt ohne heraus. Beängstigend aber dennoch auch schön, wieder ungefiltert fühlen zu können.

    Hab einen schönen Abend