Beiträge von nevermind

    Hi Siri, das klingt ja toll mit deinen Therapien!

    War diese analytische Einzeltherapie so eine, wo du hauptsächlich selber erzählst und die Therapeutin gar nicht viel sagt?

    Ich warte gerade auf einen Therapieplatz bei einer Therapeutin (systemische Therapie) bei der ich vor ein paar Jahren schon mal war.
    Ich erinnere mich nur ganz wenig an meine Kindheit. Ich frage mich manchmal, ob ich die Erinnerungen aber in mir habe, und die irgendwie hervorgeholt werden könnten.

    Daran musste ich gerade denken, weil du von “hochkommen” geschrieben hast.

    wie gesagt, es war ca. 8 Jahre komplette Funkstille meinerseits.

    Irgendwann gab es wieder Kontakt von seiten der Eltern aus. Aber ich merkte, daß es sich für mich innendrin anders anfühlte.

    Danke für deine Antwort. Ich finde es interessant, dass du den Kontakt dann wieder zugelassen hast, weil deine Eltern dir nichts mehr antun können.

    Ich kann gerade auch überhaupt nicht abschätzen, wie es bei mir in der Zukunft weitergeht. Ich bin mir gerade eigentlich sicher, dass ich den Kontakt komplett abbrechen muss, da mein Vater noch aktiv versucht zu manipulieren, emotional erpresst etc. Das will ich meinem Kind ersparen (er macht es auch bei meinen Neffen, die schon etwas älter sind als mein Kind). Von Altersmilde kann hier noch keine Rede sein.

    Zu erkennen, wann es sich nicht mehr lohnt zu kämpfen, erfordert wirklich viel Reflektion.

    Ja, es ist ja das Erstaunliche, dass es wahnsinnig vielen Menschen so geht. Nur als Kind und Jugendliche fühlt man sich so, als wenn man der einzige Mensch auf der Welt, der das durchleben muss. Ich frage mich zur Zeit immer wieder, ob es mir geholfen hätte, wenn es zumindest im Fernsehen in Kinder- oder Jugendsendung irgendwie solche Geschichten erzählt werden würden. Und ich frage mich auch, ob es heutzutage Programme gibt, um Kinder wie uns zu erreichen.

    Alles Gute dir. Soweit ich es in der amerikanischen Literatur gelesen habe, machst du das genau richtig. Erst trocken werden und dann EKA angehen.

    Ich weiß noch, wie ich einmal, als sein Auto bei mir auf dem Parkplatz und er vor meiner Haustür stand, ich oben im ersten Stock mit einer Panikattacke auf dem Boden herumgekrochen bin. Als Erwachsene. Damit er mich nicht sieht. Obwohl mein Auto auf der Straße stand und klar war, daß ich da sein mußte.

    Ich habe Tage gebraucht um mich wieder zu beruhigen. Damals war ich schon in Traumatherapie. Das hat mir geholfen mich zu stabilisieren.

    Lieber Gruß, Linde

    Ich kann das gut nachvollziehen, ich würde bestimmt auch in eine Schockstarre verfallen. Ich wohne zudem im Erdgeschoss, da kann man sich auch nicht so leicht verstecken.

    Darf ich dich fragen, wie es dir heute damit geht? Du hast ja in der Vergangenheit geschrieben.
    Und blieb es bei dem einen Kontaktversuch?

    Steht dein Vater denn schon mal unangekündigt vor deiner Tür? Oder woher kommt deine Angst?

    Nein, noch nie. Ich wohne 2,5 Stunden von ihm entfernt. Ich hatte vor ca 20 Jahren als Teenie schon einmal den Kontakt abgebrochen, da hat er es auch respektiert (na gut, er hat sich nach 1,5 Jahren vorsichtig gemeldet und ich wollte ihm zu dem Zeitpunkt auch vergeben). Aber das ist halt 20 Jahre her und ich weiß nicht, ob er immer noch so respektvoll sein kann.

    Ich weiß nicht woher die Angst kommt. Vielleicht weil ich immer wieder darüber nachdenke wie einsam er ist. Er hat auch nix mehr zu verlieren. Er hat mir noch nie körperliche Gewalt angetan, es gibt an sich keinen Grund weshalb ich Angst vor ihm haben muss. Ich denke ich habe Angst vor der Konfrontation, nachdem ich ihn nun digital blockiert habe und ich einfach keine Ahnung habe, wie er darauf in seinem stillen Kämmerchen reagiert.

    Seit einem Monat habe ich keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Nach den ersten ein zwei Wochen in denen es mir vor allem körperlich echt schlecht ging wird es nach und nach besser. Ich denke aber gefühlt 1000 mal am Tag daran. Immer wieder erinnert mich irgendwas an ihn. Ich vermisse ihn nicht, keineswegs. Habe aber dennoch starke Schuldgefühle, obwohl ich rational weiß, das richtige zu tun.


    Er ist auf allen Wegen auf meinem Handy blockiert, könnte sich aber theoretisch bei meinem Mann melden. Ich habe Angst davor, dass er das tut. Noch viel größer ist die Angst er könne hier vor der Türe stehen. Bei jedem Klingeln zucke ich zusammen. Ich frage mich immer wieder, was er jetzt wohl denkt, obwohl es mir eigentlich egal ist.

    Es ist alles einfach nur ein großer Widerspruch in sich.

    Ich kann mit meiner Familie nicht über den Alkoholismus meines Vaters und alles was dazugehört sprechen, auch bis heute nicht. Weder mit ihm, noch mit meiner Mutter (inzwischen getrennt) oder meiner Schwester.
    Es ist als würden wir das Familiengeheimnis untereinander immer noch weitertragen.


    In meinen 20er Jahren habe ich langsam anderen Menschen davon erzählt, angefangen mit meinem damaligen Partner. Inzwischen, ich bin Ende 30, kann ich das Gott und der Welt erzählen. Nur bei meinen Freundinnen aus der Kindheit/Jugend, mit denen ich immer noch befreundet mit, fällt es mir schwer.


    Geht es anderen auch so?

    Nein, meine Eltern sind zum Glück getrennt seit ich Teenie war. Ich habe meiner Mutter nur mitgeteilt, dass ich meinen Vater blockiert habe, damit sie vorgewarnt ist (er schickt auch ihr solche Nachrichten).
    Ich habe aber auch gar kein Interesse daran, mit ihr darüber zu sprechen. Ich glaube ich bin es so gewohnt darüber mit niemandem aus meiner Familie über den Elefanten im Raum zu reden dass es mir viel schwerer fallen würde, da plötzlich auszupacken.

    Mir ging es durch die Verhaltenstherapie wirklich gut. Ich glaube es hatte auch damit zu tun, dass ich relativ zeitgleich von zuhause in eine andere Stadt gezogen bin und irgendwie neu anfangen konnte. Meine psychosomatischen Beschwerden kamen zwar in speziellen Situationen immer wieder (zb Referat in der Uni halten) aber im Großen und Ganzen ging es mir in meinen 20ern gut. Depressionen hatte ich zum Glück nie.

    Mir ist jetzt nur im Nachhinein nochmal eingefallen, dass ich häufig wenn ich Besuch von meinem Vater hatte oder ihn besucht hatte ich auch wieder diese Beschwerden hatte. Sogar wenn ich Freundinnen, die ich aus meiner Kindheit schon habe getroffen habe, hat mein Körper eine bestimmte Reaktion abgefahren.

    Insbesondere die letzten 8 Jahre seit ich einen wundervollen Partner gefunden hatte ging es mir sogar extrem gut. Ich habe durchweg eine große Dankbarkeit für mein Leben gespürt (großes Glück mit meinem Mann und meinem Kind, keine beruflichen oder finanziellen Sorgen, tolle Freunde etc). Ich hatte keine Probleme und selbst wenn mal was aufkam (zb Fehlgeburt) konnte ich gut damit umgehen.

    Auch als es mit den Nachrichten von meinem Vater vor ca 3 Jahren losging konnte ich irgendwie damit umgehen, wobei ich rückblickend schon sehe, dass ich da ein ungutes Spiel mitgespielt habe (war stets ein Zyklus von - Vater schreibt schlimme Nachricht, ich komme in Gedankenkreise und habe schlechte Laune, sobald er wieder normale Nachrichten schreibt die große Erleichterung meinerseits und “alles wieder ok” Gefühl, nur damit es ein paar Wochen später wieder von vorne losgeht).

    Nur jetzt hat es mich vollkommen umgehauen und mir ist immer noch jeden Tag übel.

    Wie geht es dir momentan? Hast du schon mal eine Therapie gemacht?
    Da es bei unseren Geschichten ja einige Überschneidungen gibt würde mich wirklich interessieren wie du damit umgehst.

    Hi Marie, ich kenne das absolut. Bei uns gibt es einige Ähnlichkeiten. Mein Vater war auch nicht gewalttätig und ich habe mir irgendwie immer gesagt, so schlimm kann meine Kindheit dann ja gar nicht gewesen sein.

    Ich habe aber auch in der Teenie-Zeit Probleme mit Angst und psychosomatischen Beschwerden bekommen.

    Bin dank Therapie (Verhaltenstherapie, meine Vergangenheit als EKA hat da kaum eine Rolle gespielt) da rausgekommen. Mich hat es aber nun wieder eingeholt da mein Vater per WhatsApp seit einigen Jahren schreckliche Nachrichten schreibt. Vor einer Woche habe ich ihn blockiert, da sich seine Wut direkt an mich (bisher andere Familienmitglieder) gerichtet hat. Er hat mir vorgeworfen ich würde ihn schon immer hassen.

    In meiner Kindheit habe ich laut meinen Tagebüchern (erinnern kann ich mich nicht) meinen Vater angefleht mit dem Trinken aufzuhören, worauf er wohl immer nur gefragt hat, warum das so schlimm sei und er doch gar nichts mache.

    Und dass er aufhören würde, wenn ich netter zu meiner Mutter und Schwester wäre.

    Hi Tobias,

    mir sind zwei Dinge aufgefallen, die mir bekannt vorkommen. Zum einen das Thema in der Kindheit niemanden mit nach Hause mitgebracht zu haben. Zum anderen das endlich darüber mit Freunden reden können! Ich bin inzwischen auch sehr offen und es immer wenn es irgendwie passt. Neulich saß ich in einem beruflichen Zusammenhang mit einer Gruppe von Leuten zusammen in der fast alle einen Alkoholiker in serf Familie haben.


    Ich finde es interessant, dass du mit deiner Mutter darüber reden kannst. Bei uns ist es bis heute Tabuthema und ich will auch gar nicht mit ihr darüber sprechen (ich würde ihr nämlich den Vorwurf machen sich nicht früher getrennt zu haben).


    Ich glaube dass du auf einem guten Weg bist.
    Ich verstehe, dass du ein schlechtes Gewissen gegenüber deiner Mutter hast, aber sie ist erwachsen und selbst für sich verantwortlich. Sie kann jederzeit selber da raus.

    Ich bin EKA, Ende 30. Hatte bislang Kontakt zum alkoholkranken Vater, aber auch viel Abstand. Nachdem ich es nun einige Jahre mitgemacht habe, dass er regelmäßig unerträgliche Nachrichten an alle Familienmitglieder gesendet hat, habe ich ihn nach einer Nachricht die den Vogel abgeschossen hat vor ein paar Tagen auf meinem Handy blockiert.

    Ich habe eine extreme körperliche Reaktion darauf (Übelkeit), von den Gedankenkreisen mal abgesehen.

    Ich weiß, dass dieser Schritt der richtige ist, habe aber Angst was nun weiter passieren wird.

    Ich kann hier im öffentlichen Bereich nicht mehr Details preisgeben, hoffe aber dringend auf Hilfe im Austausch mit anderen.