Beiträge von Izzy

    So, die ersten zwei Wochen in der Reha sind fast um. Zeit für ein kurzes bisheriges Fazit: Es ist extrem anstrengend, weil der Tagesablauf sehr durchstrukturiert ist und jeden Tag 90 Minuten Gruppentherapie stattfindet. Manche Themen tun echt verdammt weh, aber es ist gut, darüber zu sprechen. Meine Mitpatienten sind toll. Ich habe es echt gut erwischt.

    Was mir leider an mir aufgefallen ist: Meine Konzentration ist echt voll im Eimer... das muss ich mühselig trainieren. Ich wusste ja, dass ich mich nicht gut konzentrieren kann, aber bei einem Sportangebot (speziell für unruhige und unkonzentrierte Menschen wie mich als Alternative zur Entspannungstherapie) ist mir das erstmals bewusst geworden. Ich musste tatsächlich ziemlich schwitzen, weil das mental enorm anstrengend für mich war, mich auf eine Sache zu fokussieren. Manchmal klinke ich mich gedanklich auch aus und bin dann innerlich abwesend. Das ist wirklich schräg, aber das habe ich auch schon länger. Ich denke, das alles braucht seine Zeit, um sich wieder zu regenerieren.

    Liebe Grüße :)

    Wow, danke für die zahlreichen Antworten. Ja, ich denke auch, dass es keinen Sinn hat, ihm das irgendwie begreiflich zu machen. Meine Eltern trinken übrigens gar keinen Alkohol.
    Meine Reha hat heute begonnen, ich gewöhne mich gerade ein. Mir geht es soweit gut - bin froh, dass ich jetzt ein paar Wochen von zuhause weg bin. Danach werden ein paar große Änderungen anstehen, aber darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich hier fertig bin.

    Liebe Grüße

    Hallo zusammen,

    ich möchte ein Thema ansprechen, welches mich betrifft - vielleicht betrifft es ja auch jemanden von Euch? Und zwar geht es um meine Alkoholsucht und die Verharmlosung dieser durch meinen Vater. Er fragte mich gestern, wie meine Laborwerte (insbesondere Leberwerte) gewesen wären. Die waren ja alle in Ordnung. Dann habe ich auch einmal erzählt, was, wieviel und wie oft ich getrunken habe.

    Da kam dann ganz trocken die Aussage: "Du hast ja keine harten Sachen getrunken, Deine Blutwerte sind in Ordnung. Dann bist Du auch keine Alkoholikerin."

    Das ist -laut Aussage meiner Mutter- typisch für meinen Vater. Er hat auch all die Jahre meine psychischen Erkrankungen (und die damit verbundenen Klinikaufenthalte) nie als Krankheit akzeptiert. Wie soll ich damit umgehen? Soll ich überhaupt versuchen, ihm das klar zu machen?

    Falls es das Thema schon gibt, entschuldige ich mich im voraus dafür, ein neues angelegt zu haben...

    Liebe Grüße

    Izzy

    Seit gestern bin ich zuhause. Fühlt sich total komisch an, ich fühle mich irgendwie fremd. Ich habe mich jetzt erst einmal von allen sozialen Kontakten zurückgezogen und bin froh, wenn es nächste Woche in die Reha geht und ich meine Ruhe habe. Ich habe mir einen Skill-Koffer zusammengestellt (u. a. Chili-Bonbons, Igelball etc.) und gehe öfter mal alleine spazieren. Ich versuche, hier im Forum diese Woche etwas aktiver zu werden, habe bisher ja noch nichts geschrieben, aber schon einiges gelesen.

    Liebe Grüße

    Hallo zusammen,

    ich wollte nur ein Lebenszeichen da lassen... ich bin jetzt seit fast 4 Wochen trocken und werde kommende Woche aus der qualifizierten Entgiftung entlassen. Ich habe eine Woche Verlängerung bekommen, weil es mir zeitweise ziemlich schlecht ging. Es war teilweise eine sehr harte Zeit, weil viele traumatische Erlebnisse aus meinem Leben, die ich nie verarbeitet habe, nach der medikamentösen Entgiftung hochkamen, die ich immer verdrängt habe... Ich habe noch einiges zu verarbeiten... Aber jetzt geht es mir ziemlich gut und ich habe bemerkt, welchen Unterschied das "trockene" zum "nassen" Leben ausmacht. Ich habe mehr als 5 kg abgenommen und meine Haut sieht wieder richtig gut aus, ich bin wacher und habe mehr Energie. Ich habe großes Glück gehabt: Meine Laborwerte waren alle in Ordnung, mal abgesehen vom Vitamin-Mangel, der aber behoben wird. Nach der Entlassung werde ich noch eine Woche zuhause sein und dann geht es ab in die Reha.

    Liebe Grüße

    Izzy

    Mein Suchtberater ist großartig, ich bin so froh, dahin gegangen zu sein. Er hilft mir wirklich sehr, insbesondere beim Reha-Antrag und beim Finden einer vernünftigen Klinik für den Entzug (ich habe sehr viel Psychiatrie-Erfahrung und habe ihm direkt gesagt, wo ich auf gar keinen Fall einen Entzug machen werde). Ich habe ja erst überlegt, einen ambulanten Entzug und eine teilstationäre Reha zu machen, weil ich nicht so gerne von zuhause weg möchte. Da hat er mir explizit abgeraten, weil ich jemand bin, der abends (bis in die frühen Morgenstunden) trinkt. Und das ist halt für mich gefährlich. Von daher hab ich mich für stationären Entzug und stationäre Reha entschieden. So, jetzt sind es noch ca. 1,5 Wochen bis zur Entgiftung (am 23.7. geht es los) und ich "verabschiede" mich vom Alkohol. Aber nicht in dem Sinne, dass es weniger wird sondern ich gebe noch einmal Vollgas, weil ich weiß, dass ich danach verzichten will (und auch muss, um mich und alles andere nicht zu zerstören). Ich habe ja in den letzten 5 Wochen (seit meinem Outing) mehrmals versucht, selber zu entgiften - in dem Irrglauben, ich könnte ja ohne Probleme verzichten. Mal abgesehen davon, dass ich weiß, dass es auch nach 3 Tagen noch sehr gefährlich werden kann, habe ich keine 48 Stunden ausgehalten. Jetzt weiß ich, was Suchtdruck ist. Wie ein Hunger hat es sich angefühlt.

    Ich werde ja eine Wartezeit bis zur Reha haben. Das wird bestimmt nicht so einfach, aber ich gebe alles und nehme mir vor, auch in dieser Zeit schon eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen (also eine Vor-Ort-Gruppe). Bin gespannt, ob mir eine Vor-Ort-Gruppe hilft, durch meine jahrelange Psychiatrie-Erfahrung habe ich festgestellt, dass Gruppentherapie immer kontraproduktiv bei mir war, weil ich mich lieber um die Probleme der anderen als um meine eigenen gekümmert habe...

    Ich hoffe, ich gehe Euch nicht auf die Nerven mit meinen Beiträgen...

    Und ein großes Kompliment an Euch: Ihr seid großartig und ich bin froh, mich hier registriert zu haben :)

    Danke, ich werde mich auf jeden Fall wieder hier melden, wenn der Entzug durch ist. Ich mache einen sogenannten "qualifizierten Alkoholentzug", der geht über drei Wochen, die erste Woche körperliche Entgiftung, danach zwei Wochen volles Programm mit Therapien und Teilnahme bei den AA. Ich brauche auf jeden Fall eine Selbsthilfegruppe, und ich bin sehr froh, mich hier registriert zu haben, weil man hier direkt anonym ist. Trotzdem nehme ich mir vor (insbesondere nach Entzug bzw. nach Reha) an einer Selbsthilfegruppe mit Präsenz teilzunehmen. Und dann sehe ich ja, was für mich gut funktioniert

    Danke Dir - die Panikattacken habe ich auch schon vor dem Alkohol gehabt. Ich hoffe trotzdem, das nach der Behandlung alles besser wird. Angst ist irgendwie schon immer ein Thema in meinem Leben gewesen und ich habe so viele Therapien gemacht, egal ob tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch - ich habe anscheinend nie etwas daraus gelernt.

    Danke für Dein Verständnis und sorry, dass ich ein bisschen überreagiert habe...das war nicht böse gemeint! ich habe eine verdammte Scheiß-Angst vor allem.... Ich denke immer drei Schritte voraus und habe Panik, das alles schiefgeht. Das ist eine Eigenschaft von mir (auch schon vor meiner Alkoholsucht). ich habe sogar noch vor 4 Wochen (kurz nach meiner Krankmeldung beim Arbeitgeber) auf Bitte meines Chefs Sachen für die Arbeit erledigt - obwohl ich krankgeschrieben bin. Ich war komplett überfordert mit allem und habe aber trotzdem nach 1,5 Tagen abgeliefert. Weil ich meinen Rechner zuhause habe und ein schlechtes Gewissen habe... aber das ist doch nicht richtig? Mein Suchtberater meinte heute zu mir "Im Ernst, Ihr Arbeitgeber verlangt während der Arbeitsunfähigkeit, dass Sie etwas machen??? Was ist das für ein Arbeitgeber?"

    Jaaa, aber... Ich habe auch gesagt, dass ich überlegt habe, nach der Entgiftung zur Überbrückung bis zur Reha wieder arbeiten zu gehen. Ist in meinem Fall eigentlich eine ganz schlechte Idee und der Suchtberater hat mir auch umgehend davon abgeraten...Echt, ich bin voll kaputt, und habe es über Jahre nicht wahr haben wollen. Heute, als ich mit dem ÖPNV auf dem Weg zum Suchtberater war, hatte ich das erste Mal seit langem einen "Anflug" von Panikattacke. Ich musste echt mit mir kämpfen. Jedenfalls ist jetzt alles für die Reha auf den Weg gebracht. Ich hoffe, es klappt alles. Vielleicht hilft es auch noch einmal zum Verständnis: Ich war schon lange vor meiner Alkoholsucht psychisch erkrankt und bin eh schon ein kleiner "Sozialphobiker". Ich habe sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht. Deswegen meine Panik. Ich gehe schon mein ganzes Leben lang immer vom Schlimmsten aus, egal ob es beruflich oder privat ist. Kann sich vielleicht jemand vorstellen, unter welchem permanenten (emotionalem/psyschischen)n Druck ich stehe?

    Darf ich Euch vielleicht fragen, wie lange es bei Euch gedauert hat, bis Ihr nach der Entgiftung mit der Reha beginnen konntet? Ich habe auf dem Reha-Portal der Rentenversicherung gesehen, dass die Wartezeiten in den Kliniken teilweise sehr lange sind. Ich habe als Wunschklinik in meinem Antrag blöderweise nur eine Klinik angegeben, danach aber erfahren, dass die 4 Monate Wartezeit haben. Das ist definitiv viel zu lang. Da ich noch auf den Sozialbericht der Suchtberatungsstelle warte, sind meine Unterlagen für den Reha-Antrag noch nicht ganz vollständig, die Rentenversicherung hat mir die Frist zum Nachreichen der Unterlagen bis Anfang August verlängert. Leider hat sich alles etwas verzögert, weil meine Fachärztin zwei Wochen für den Befundbericht gebraucht hat, ich den Reha-Antrag aber schon Mitte Juni online eingereicht habe (zumindest die Unterlagen, die ich selbst ausfüllen muss). Und der Suchtberater braucht den Befundbericht für den Sozialbericht. Da habe ich übermorgen einen Termin vereinbart, um die Unterlagen vorbei zu bringen. Kann man vor Genehmigung des Antrags noch weitere Wunschkliniken bei der Rentenversicherung angeben, die eine kürzere Wartezeit haben? Habt Ihr da Erfahrungen?

    Meine Erfahrung bezüglich Hausärzten und Outing als Alkoholikerin möchte ich gerne noch teilen, weil ich in ein paar Beiträgen gelesen habe, dass manche Ärzte blöd reagieren: Bei meiner Hausärztin bin ich auch Mitte Juni gewesen, und diese war total verständnisvoll und wusste auch direkt, welche Laborwerte auf jeden Fall überprüft werden müssen. Leider hätte sie erst Ende Juli einen Termin frei (also kompletter Gesundheitscheck mit Labor, EKG etc.). Da sich das mit meiner Entgiftung überschneidet, habe ich die Termine auf Mitte August verschieben müssen. Aber in der Klinik werden auch die Laborwerte geprüft, was schon einmal gut ist.

    Vielen Dank an Euch beide! Ich habe schon einige Beiträge im Forum gelesen und es ist beruhigend zu wissen, nicht alleine mit dem Problem zu sein. Das ein kalter Entzug gefährlich ist, wurde mir auch schon von der Suchtberatungsstelle und der Psychologin in der Klinik gesagt. Von daher mache ich da keine Experimente bis zur stationären Entgiftung.

    Viele Grüße

    Izzy

    Hallo Ihr Lieben,

    ich möchte mich gerne kurz vorstellen. ich bin leider noch nicht trocken, bin aber fest entschlossen, trocken zu werden und zu bleiben. Ich habe vor 4 Wochen zum ersten Mal vor meiner Psychiaterin und meinem Partner zugegeben, dass ich nicht nur ein Alkoholproblem habe, sondern bereits Alkoholikerin bin. Hinzu kommt, dass ich schon sehr lange psychisch vorerkrankt bin (schon lange vor meiner Alkoholsucht, ich habe etliche Diagnosen gehabt und bin letztendlich bipolar). Ich werde meinen qualifizierten Alkoholentzug in 2,5 Wochen antreten und habe bereits einen Reha-Antrag gestellt und hoffe, das alles gut geht... Ich will es unbedingt schaffen, habe aber zugleich eine verdammte Angst, zu versagen...

    Angefangen hat es bei mir vor gut 14 Jahren. Ich muss dazu sagen, dass ich mittlerweile Anfang 40 bin, seit meinem 12. Lebensjahr mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte und (leider) immer noch habe. Alkohol war im jüngeren Alter (16-30) nie ein Thema. Ich gehörte immer eher zu den introvertierten, depressiven und "unbeliebten" Menschen, die nie zu Partys eingeladen wurden und ich hatte auch keinerlei Bezug zu Alkohol. Mit 16 hatte ich eine sehr schlechte Erfahrung mit Alkohol, von daher habe ich die Finger davon gelassen. Mit Anfang 30 fing es dann mit Problemen im Job an... ich habe nach Feierabend auf dem Rückweg nach Hause Panikattacken bekommen. Und habe dann abends - erst ab und zu- am Wochenende vielleicht 1-2 Flaschen Bier getrunken... Richtig eskaliert ist es dann (von der Alkohomenge) während der Corona-Pandemie. Mein Mann (der total ausgebrannt von seinem Job war), ist durch den Stress auf der Arbeit so krank geworden, dass er in die Psychiatrie musste. Es war für mich ein Schock und zugleich auch riesige Angst - ich habe ja Psychiatrie-Erfahrung und habe da leider auch viele negative Erfahrungen gemacht, die mir lebenslänglich in Erinnerung bleiben werden. Ich durfte ihn nur einmal die Woche für eine Stunde besuchen. Das hat mich richtig fertig gemacht.. In dieser Zeit wurde es bei mir richtig schlimm, ich habe an einem Abend eine Flasche Wein oder mehrere Flaschen Bier geleert. Nicht täglich, aber an mehreren Tagen pro Woche. Hinzu kam eine unangenehme Situation an meinem Arbeitsplatz, gegen die ich mich dann letztendlich erfolgreich wehren konnte. Dann habe ich (nach etlichen Bewerbungen) einen neuen Job gefunden und habe gedacht: "hier passt alles, ich bin erleichtert und zufrieden". Ich habe dann mehrere Monate nicht getrunken. Und dann kam eine "Stresssituation" vor meinem Urlaub. Ich habe danach den ganzen Urlaub durchgetrunken... Danach war Alkohol unter der Woche für mich kein Tabu mehr und ich brauchte immer mehr, um nach Feierabend einen Zustand der Erleichterung zu fühlen. Ich muss dazu auch erklären, dass ich kein Mensch bin, der gut entspannen und abschalten kann. Entspannungstherapie in der Psychiatrie war für mich damals regelmäßig der Horror, ich kann das einfach nicht. Ich schlafe immer schlecht und zu wenig.Mit Alkohol ist es mittlerweile noch schlimmer, weil der Blutdruck natürlich extrem in die Höhe schießt. Naja, ich bin bis 1 Uhr wach geblieben und habe getrunken und bin um 5 Uhr morgens aufgestanden und zur Arbeit... total verkatert, aber ich habe funktioniert. Der Wendepunkt kam dann Anfang Juni, als ich bis 3 Uhr nachts getrunken habe und morgens nicht mehr aufstehen konnte. Das war der Zeitpunkt, zum Arzt zu gehen und mit offenen Karten zu spielen....