Beiträge von marianee

    Das mit dem BEI MIR IST ALLES ANDERS habe ich deshalb gewählt, weil ich fast die ganze Nacht nur im Thema Suchtdruck rumgewühlt habe.
    Weil bei mir wirklich, wenn ich trocken bin, kein Suchtdruck existiert.
    Den Suchtdruck kenne ich natürlich ab dem ersten Glas. Dann ist manchmal alles zu spät gewesen.
    Das ich krank bin und ein schwerer Fall von Alkohliker, das ist mir klar.
    Und so wie du sagst: "Das erste Glas stehen lassen." Nur das kann die Devise sein. Deshalb haben wir zu Hause striktes Alkoholverbot veranlasst. Meine Frau zieht mit, obwohl sie gern ein Glas Wein (und es bleibt bei einem) trinkt. Alles weg.
    Ich möchte nach diesem Rückfall auch keine Feiern besuchen, mindestens ein Jahr nicht. Ich muss das nicht haben. Ich muss mich auf mich konzentrieren und brauch nicht zuzusehen, wie andere sich scheinbar mit Genuss etwas in die Birne kippen.
    Auch das hab ich verkündet, egal was die über mich denken.
    Das ich meine heutige Lebenssituation ändern werde, ist auch klar. Ich werde, wenn es möglich ist, nie wieder einen so stressigen Job annehmen. Und wenn ich nochmal bei 0 anfange und was anderes mache. Aber auf die Piste, in den Vertrieb mit Umsatzschlägen im Nacken, never. Solln es andere machen. Mir wird ein Stein vom Herzen fallen, wenn die nun endlich mal den blöden Dienstwagen vom Hof holen. Das ist dann der 1. Schritt einer persönlichen Freiheitsrückerlangung für mich. Dann sehe ich weiter. Mir hat das kein Glück gebracht, ich habe mich durch persönlichen Ehrgeiz immer weiter in die Ecke getrieben und war mit mir und der Welt unzufrieden. Das ist vorbei. Endgültig. Ich weiß, wenn ich doch wieder losziehe, gibt es den nächsten Knall. Ich mach das nicht mehr.

    Weißt du wo ich eine ungemeine Achtung kennengelernt habe?
    Im buddhistischem Kloster. Es war unglaublich, sorry, mir stehen gerade die Tränen in den Augen.
    Ich habe noch nie solche freundlichen Menschen kennengelernt. Noch nie. Ich wurde in eine Gemeinschaft aufgenommen, als ich zerschossen ankam.
    Nach einem halben Tag musste ich unterschreiben. Kein Alkohol, kein Tabak. Okay, hab ich gemacht.
    Ab dem 2. Tag hab ich in der Küche geholfen. Abwasch. Eine alte Nonne brachte mir einen Kaffee und sagte, wenn es nicht geht, 5 Minuten Arbeit, 5 Minuten ausruhen. Wenn es gar nicht geht, lass es stehen. Wir sind bei dir.
    Wir wissen durch dein Anmeldeformular (hatte meine Frau geschrieben, weil ich unfähig war), dass du ein sehr gebildeter Mann bist. Das ist gut. Wir hier sind alle gleich. Egal ob gebildet, oder weniger gebildet. Wir sind alle gleich.
    Als ich nach einer Stunde fertig war mit dem ganzen Zeug, stand hinter mir der Abt. Bhante Dhammadipa. Er streichelte mir über den Kopf und sagte: "Komm mit in meine Bibliothek. Ich gebe dir ein Buch. Das Buch heißt: Die Kuh, die weinte."
    Da ist mir vieles klar geworden.
    Und als er meine Frau umarmte und sagte "...geht zum Fluß, The endless river, ihr kennt sicher die CD von Pink Floyd, geht dahin und umarmt euch. Euer Leid hat der Fluss schon längst weggespült."
    Und die alte Nonne aus der Küche brachte uns asiatischen Tee. Noch nie so eine Geschmaksrichtung erlebt.
    Wir waren irgendwie glücklich.
    Meine Frau will übrigens zu einem Seminar in das Kloster gehen. Die bieten sowas zweimal im Jahr an. Amitayus Retreat Monastery ist das Thema.
    Wiederherstellen und Erhalten der Lebensenergie.
    Ich bin in keinster Weise an einen Glauben gebunden, bin atheistisch erzogen worden. Doch diese Zeit hat mich trotzdem ziemlich geprägt.
    Es kamen zwei Mönche vom Flughafen. Gelaufen. Mit je einem 50-kg schweren Rücksack. Ich habe dann erfahren, dass sie aufgrund ihrer Kutte und ihres Aussehen, Haare abrasiert), kein Taxi mitgenommen hat. Sind sie eben gelaufen.

    Liebe Cadda,

    eine sehr ehrliche und rührende Geschichte. Toll ist, dass du dies heute unter dem Blickwinkel der Trockenheit berichtest.
    Sonst würden die Emotionen ja nicht so fließen.
    Ich glaube, dass du dies als Schreckgespennst deines Lebens in dir trägst und wenn du darüber schreibst, klingt auch ein wenig Stolz heraus. So in der Art: "...ich bin frei, ich habe all das hinter mir gelassen. Das ist nur der Blick in den Rückspiegel..."
    Und diesen Spiegel musst du dir immer vor Augen halten.
    Ich habe es am eigenen Leib gemerkt. Rückfall heißt, in ganz kurzer Zeit hängst du wieder im alten Strickmuster, oder es wird sogar noch schlimmer.
    Das kannst nur du verhindern.
    Du hast deine Geschichte. Falls du mal auf der Klippe stehst, lass dir blitzschnell diese Geschichte durch den Kopf gehen.
    Wir machen uns soviel Gedanken um Alkohol, weil wir ihn nicht trinken können, oder nicht mehr.
    Ich frag mich auch manchmal, ob ich nicht zu oft an diese Substanz denke. Ob ich sie verdrängen soll. Eigentlich ist der Alk die ganze Grübelei nicht wert.
    Hm, dann denke ich schon wieder- doch.
    Eine lange Zeit des Lebens hat er mich beherrscht, hat mir Dinge beigebracht, die ich nie gemacht hätte. Hat mich teilweise zum Idioten gestempelt und mir vieles genommen. Warum sollte ich also nicht an ihn denken?
    Wenn die Erinnerungen verblassen, gut sie verblassen schon, aber wenn man beginnt, alles auszublenden (wie ich), zu verharmlosen, dann kann es schon wieder gefährlich werden.
    Ich hab einen Freund. 20 Jahre, genau 20 Jahre trocken.
    Bei seinem letzten Besuch sagte er mir. "Ich denke nichtmal mehr an Alkohol. Er ist weg."
    Vor einigen Tagen ne whats app. "Marianee, liege in der Klinik. 2,7 Promille in die Rüstung geknittert. Wie konnte das passieren?"
    Aber er hat sich wenigstens gleich selbst eingewiesen. 1 Tag und sofort ab.
    Das meine ich mit dem Vergessen. Wir dürfen nicht vergessen!

    LG, marianee

    Liebe Jessica,

    ich möchte mich hier Cadda anschließen.
    Alkohol ist die gefährlichste Droge überhaupt. Wenn du in ihr hängst, geht ab einem Zeitpunkt gar nichts mehr.
    Sie übernimmt für dich die "Verantwortung". Dieser Punkt kommt schleichend, dann geht es plötzlich rasend schnell.
    Du verlierst nicht nur die Kontrolle, du wirst alles andere dem Alkohol unterordnen. Soziale Kontakte, dein normales Denken, du beginst zu lügen, du verlierst evtl. deinen Job, du findest die falschen Freunde und, und, und...
    Wenn du jetzt die Möglichkeit hast, die Kurve zu kriegen, nutze sie.
    Lass die anderen trinken und achte nur auf dich.
    Selbst wenn du jetzt denkst, ein Glas....oh, es werden mehr werden.
    Ich selber bin ein Gegener des kontrollierten Trinkens, zumindest für die, die ihre schmerzliche Erfahrung gemacht haben und sich mühsam aus der Sucht befreit haben. Das funktioniert nicht.
    Es ist allemal besser, jetzt, wo du am Anfang stehst, nicht auf die Zielgerade einzubiegen. Denn dieses Ziel ist nicht das, was du erreichen willst.
    Glaub mir bitte!

    LG, marianee

    Guten Morgen, ihr Lieben,

    Tag 10 hat begonnen.
    Ich habe diese Nacht wieder sehr viel hier gelesen.
    Meine Suche ging in Richtung Sucht-, Saufdruck.
    Ach, da stehen soviel Sachen drin und viele haben ihre eigene Erfahrung und wie sie damit umgehen. Und kämpfen.

    Nun zu mir.
    In meinen trockenen Zeiten habe ich dieses Craving noch nie erlebt.
    Ich habe regelrecht ein Ekelgefühl vor Alkohol jeglicher Coleur.
    Schon allein der Gedanke daran lässt mir fast das K... kommen.
    Selbst an den Tagen eines Rückfalls, selbst 1 Stunde zuvor ekel ich mich noch davor.
    Kann das meine große Gefahr sein?
    Weil ich dann natürlich völlig unüberlegt einen Schluck nehme.
    Ab diesem Moment ist es vorbei. Da geht die Post ab, so richtig.
    Nach dem ersten Schluck kommt der Druck. Dann gehe ich auf Jagd.
    Selbst wenn ich noch 6 Flaschen Bier im Haus habe, kriege ich die Panik.
    Wie komm ich an Nachschub? Auto geht nicht, hast ja die Fleppen schon mal eingebüßt.
    In diesen Momenten wird der Druck mächtig. Alles kreiselt, wo ist Nachschub?
    Ich bin mal vor einigen Jahren früh um 7:00 Uhr losgezogen. Hatte nichts mehr da.
    Im Bademantel und Badelatschen, weil ich mir die Zeit zum anziehen nicht nehmen konnte.
    Die haben sicher alle blöde geguckt. War mir egal, haupsache Bier...

    Hat jemand die gleiche Erfahrung gemacht?

    [/1 Jahr? Das ist mir fast ein zu langer Zeitraum...]

    Ich hatte mal vor einigen Jahren an einer Studie einer Uniklinik teilgenommen. Kontrolliertes Trinken.
    Die gingen davon aus, dass ein Alkohliker durchaus an der Konsequenz, nie wieder trinken zu dürfen, zerbrechen kann.
    Psychisch nicht vertretbar.
    Ich glaube wir waren so 10-12 Probanten.
    Alle zu diesem Zeitpunkt trockene Alkoholiker.
    Jeder dachte, das kann ein Weg zurück zum "Genuss" sein.
    Exaktes Trinktagebuch. Montag ein Bier, Dienstag keins, Mittwoch ein Bier. Donnerstag und Freitag lassen wir aus. Samstag sogar mal 3 Bier.
    Nach der 2. Sitzung fehlten schon 3.
    Ich weiß nicht mehr. Ich denke, nach der 5. Sitzung hatte ich meine Trockenheit verloren und saß ganz leicht bedattert im Sumpf.
    Dachte so, die Herren Professoren lassen sich tolle Sachen einfallen.
    Ja, sie wollten uns angeblich den psychischen Druck nehmen; Nie wieder Alkohol, oh je.
    Schuss in den Ofen.
    Ich weiß im Prinzip schon sehr lange, es gibt keinen Weg, als die Nüchternheit. Ich, nur ich kann diesen Weg beschreiten. Hilfe eingeschlossen. Aber durch die Leute, die etwas davon verstehen. und nicht durch Scharlatane, die eine merkwürdige Wissenschaft entwickeln wollen.
    Und selbst wenn ich, du, oder weiß Gott wer mit psychologischen Problemen zu kämpfen hat, da kann auch nur derjenige diese verjagen. Indem er sich damit abfindet, dass es nun mal so ist.

    Zitieren klappt bei mir gar nicht. Na ja.

    Hallo, bin Marian und ganz neu hier. Aber eigentlich hätte ich aus meiner Problematik heraus schon ganz lange hier sein müssen.
    Ne, die Erzählung beeindruckt mich. Ich war zunächst bei der Entgiftung (3 Wochen) und habe dort ähnliche Gedanken gehabt, nur nicht aufgeschrieben. Aber ich erkenne mich wieder. Vielleicht ist das manchmal so, das alle diese Erlebnisse, die Ruhe, die Gespräche für den einen oder anderen doch den Punkt im Lebensabschnitt darstellen. Und es einen endlich nur für sich persönlich begreifbar machen, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Denn der Tod wartet und sterben wird man dann in der Regel viel eher.
    Warum ich Dir schreibe? Eins hat mich verblüfft. Das mit dem Kaffee am Abend. Denn bei mir (ich habe nie viel Kaffee getrunken), gehen locker mal so 4-5 Tassen nach 22.00 Uhr durch die Kehle. Deine eigene Erfahrung, Dein Empfinden (Suchtverlagerung) und Deine Meinung würde ich ganz gerne mal wissen. Marian

    Hallo, bin Marian und ganz neu hier. Aber eigentlich hätte ich aus meiner Problematik heraus schon ganz lange hier sein müssen.
    Ne, die Erzählung beeindruckt mich. Ich war zunächst bei der Entgiftung (3 Wochen) und habe dort ähnliche Gedanken gehabt, nur nicht aufgeschrieben. Aber ich erkenne mich wieder. Vielleicht ist das manchmal so, das alle diese Erlebnisse, die Ruhe, die Gespräche für den einen oder anderen doch den Punkt im Lebensabschnitt darstellen. Und es einen endlich nur für sich persönlich begreifbar machen, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Denn der Tod wartet und sterben wird man dann in der Regel viel eher.
    Warum ich Dir schreibe? Eins hat mich verblüfft. Das mit dem Kaffee am Abend. Denn bei mir (ich habe nie viel Kaffee getrunken), gehen locker mal so 4-5 Tassen nach 22.00 Uhr durch die Kehle. Deine eigene Erfahrung, Dein Empfinden (Suchtverlagerung) und Deine Meinung würde ich ganz gerne mal wissen. Marian