Hallo Leute,
ich verstehe zwar, dass Alkoholiker sich ein druckfreies Leben wünschen, mir erscheint das total weltfremd.
Ich gehe doch alle möglichen Verpflichtungen ein in meinem Leben - Verantwortungen - und selbstverständlich erwartet meine Umwelt, dass ich diese Verantwortungen auch erfülle:
-meine Kinder zu versorgen
- meine beruflichen Pflichten zu erfüllen
- meine Kredite zurückzuzahlen
usw.
Wenn ich nun schwerkrank würde, dann könnte ich diese Erwartungen unter Umständen nicht mehr erfüllen, dann ist das so. Traurig, aber ich kanns dann nicht ändern. Dann wird mir das meine Umwelt auch nicht negativ ankreiden.
Wenn ich nun allerdings nix gegen die Krankheit tun würde (z.B. nach einem Herzinfarkt gesünder leben, nur mal so als Beispiel), dann würde es wohl doch Vorwürfe hageln, zu Recht denke ich. Wenn ich es als Raucherin nicht packe aufzuhören, trotz Herzinfarkt, dann würde sich da im Umfeld schon Unverständnis breitmachen, ist doch nachvollziehbar.
Das heißt ja nicht, dass ich die Genesung in der Hand habe, aber das Mögliche sollte ich doch tun. Wenn ich keine Kinder, keine Kredite und keinen JOb hab, na ja, dann kann ich vielleicht tun, was ich will, ist ja mein Körper.
Das Problem beim Alkohol oder bei Sucht generell ist: Es ist zwar eine Krankheit, aber nur der Süchtige selbst hat es in der Hand, also hat er/sie doch auch die Verantwortung. Und muss sich nicht beklagen, wenn da Druck entsteht.
Ich habs ja nun bei meinem Mann genau so erlebt:
Ich hatte mich getrennt, als er nass war. Ich hatte auch zu seinen nassen Zeiten alle weiteren Verpflichtungen (finanzielle oder auch Kinder) mit ihm vermieden, weil mir schon klar war, dass er sie nicht würde erfüllen können.
Dann wurde er trocken, ich wollte erst keine Beziehung wegen der Rückfallgefahr. Habs dann doch gemacht mit allem Pipapo (Kinder, Hauskredit), wohl wissend, dass ich da ein großes Risiko eingehe.
Ich kann doch keine gemeinsamen Kinder haben und nicht irgendwie die Erwartung haben, dass der Alkoholiker trocken bleibt, auch wenn ich natürlich gleichzeitig weiß, dass es auch anders kommen kann.
Ein bisschen paradox war es schon, aber nur unter dieser Annahme konnte ich doch diese Beziehung so leben.
Wie soll man denn als trockener Alkoholiker überhaupt leben, wenn man nicht auch selbst damit rechnet, dass man trocken bleibt.
Dann dürfte man ja wirklich z.B. keine Kinder mehr bekommen,
keine großen Pflichten eingehen.
Lebt ihr so? Dann: Hut ab! Wahrscheinlich wäre das tatsächlich das ehrlichste. Aber das wiederum erwarte ich eigentlich von niemandem...
Doro