Hallo Nici,
ich habe keine Ahnung wie sich die Menge an Alkoholikern prozentual auf Männlein und Weiblein verteilt. Aber es gibt nicht gerade wenig Frauen die abhängig sind und nicht gerade wenig Männer die Co sind. Die Verteilung von Männlein und Weiblein bei den Alkoholikern und Co's hier spiegelt nach meiner Erfahrung einfach das Verhalten und die Sichtweise der Gesellschaft in der wir alle leben wieder.
Saufen ist männlich, da wird gern mal drüber hinweg gesehen wenn sich einer des öfteren abschießt, er ist eben ein ganzer Mann. Er kann ohne Probleme öffentlich saufen. Bei Männern ist es normal wenn sie nach einem schweren Tag mal einen heben. Wenn sie denn dazu stehen Alkoholiker zu sein, sind sie jedoch nicht weniger Mann als vorher.
Frauen die sich abschießen und entsprechend benehmen sind Schlampen. Sie können ihrer Sucht meist nur im Verborgenen nachgehen. Auf Frauen, die sich als Alkoholikerinnen outen wird herab gesehen, wenn sie dazu noch Mütter sind, wird es noch schlimmer. Eine ordentliche Frau hat sich anständig zu benehmen und dazu gehört nicht sich zu betrinken und schon garnicht süchtig zu werden, empörend. Und was heißt hier Überforderung und mal mit Alkohol ausspannen. Es ist doch Aufgabe der Frau sich klaglos aufzuopfern und für ihre Lieben da zu sein.
Dementsprechend finden sich mehr Männer die mit ihrer Sucht offen umgehen als Frauen. Für sie ist es „einfacher“ sich zu ihrer Sucht zu bekennen.
Bei Co's ist es genau umgekehrt. Da wird die Frau, die sich für ihren saufenden Mann abrackert und den sprichwörtlichen A.... aufreist in den Himmel gehoben und über den grünen Klee gelobt. Da gilt es als Auszeichnung sich selbst zu vergessen und nur für die Familie da zu sein. Wehe sie wendet sich ab, es ist schließlich ihre Aufgabe sich für die Familie aufzuopfern.
Männer mit einer saufenden Frau, haben ihre Frau nicht im Griff. Sie müssten doch einfach mal ein Machtwort sprechen. Wie sie lassen sich von ihren Gefühlen für ihre Partnerin beeinflussen? Ein richtiger Mann ist ein Mann der Tat, der mal auf den Tisch haut und ein Machtwort spricht und nicht einer der angesichts dessen zu was sich die geliebte Frau verwandelt verzweifelt.
Dementsprechend finden sich mehr Frauen bei den Co's als Männer. Für sie ist es „einfacher“ dazu zu stehen mit der Sauferei des Partners nicht mehr klar zu kommen.
Das tief in uns allen verankerte Gesellschaftsmodell, die konventionelle Rollenverteilung und wie alles zu funktionieren hat, steht bei der Hilfe im Weg. Da sind viel weniger drüber erhaben, als sie meinen. Es wäre schön wenn man da schon weiter wäre, aber so ist es auch in unser ach so aufgeklärten Welt immer noch sehr oft. Davon will ich mich mit Sicherheit nicht ausnehmen. Ich nehme mir allerdings inzwischen das Recht heraus, entgegen meiner zugedachten Rolle als Frau zu handeln, wenn es mir gut tut.
Was die Verständnisschwierigkeiten der einzelnen User angeht, kann ich nur sagen nicht das geschriebene interpretieren, mit vorgefassten Meinungen und Erwartungen an die Posts ran gehen. Einfach mal nur lesen, was da geschrieben steht und sich dann die Frage stellen kann ich was damit anfangen oder nicht. Kann ich etwas damit anfangen gut, dann kann ich mich ja weiter austauschen. Kann ich nichts damit anfangen, Klappe halten und einfach stehen lassen. Irgendwo finde ich schon was für mich. Im Zweifelsfall einfach mal nachfragen wie etwas gemeint ist und nicht gleich Skandal schreien.
Jeder ist wie er ist und jeder zeigt hier von sich was er zu zeigen bereit ist. Das heißt noch lange nicht, dass man ihn in irgendeine Schublade stecken muss.
Einfach lesen, annehmen oder bleiben lassen und sich ansonsten auf sich konzentrieren. Ich will hier nicht kuscheln, ich will hier lernen. Dazu braucht es Höflichkeit und Respekt im Umgang miteinander, nicht mehr, nicht weniger. Weder das eine noch das andere habe ich hier bisher vermisst.
Das einzige was ich will ist ein zufriedenes Leben für mich und ich entscheide, was ich dafür besser ändern und annehmen sollte und was gut ist, wie es ist.
Gruß
Skye