Beiträge von inga

    Mir fällt immer wieder auf, daß ich Probleme damit habe, andere um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzunehmen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Was vielleicht paradox zu sein scheint: ich helfe anderen und das häufig sogar ungefragt aber brauche ich selbst Hilfe, schiebe ich es ständig auf die lange Bank bis es nicht mehr geht. Es ist mir schlichtweg unangenehm.
    Vielleicht liegt es daran, daß ich über die Dinge, die ich selbst tue eine gewisse Kontrolle habe, gebe ich es aber ab, gebe ich auch diese Kontrolle ab.
    Meine Ex-Partner hatten alle keine Sorgen damit, eher im Gegenteil, sie haben mit meiner Hilfe sogar fest gerechnet. Hab ja alles ohne Murren und Klagen gemacht.

    Beispielsweise schiebe ich schon eine ganze Weile die Sache mit meinem Auto vor mir her. Ich bekomme für mein altes Auto nun keinen TÜV mehr und muß mich nach einem anderen Auto umsehen. Ich habe nicht die Ahnung, welches zuverlässig ist. Der Meister meiner Werkstatt hat mir angeboten, sich um ein entsprechendes Auto zu kümmern. Aber ich muß halt hingehen und Bescheid sagen. Und da liegt mein Problem, ich brech mir einen Zacken aus der Krone, diese angebotene Hilfe anzunehmen. Auch wenn ich weiß, daß er seinen Vorteil davon hat, mich dadurch nämlich als Werkstattkunden zu behalten. Viel leichter würde es mir fallen, wenn ich irgendwo lernen könnte, soviel Ahnung von Autos zu haben, daß ich Fehler problemlos erkennen könnte.

    Hallo Stefanie,

    eigentlich müßte ich Dich bewundern, wie Du das alles schaffst. Ich setze voraus, daß du Dich um alles auch richtig kümmerst: um Deinen Mann, Dein Kind, Deine Hunde, den Sport, den Rest Deiner Familie (Deine Mutter).

    Denn:

    Als ich schwanger war, kam es zur Trennung vom Vater meiner Tochter. Er war und ist Alkoholiker und notorischer Fremgänger (war damals der Hauptgrund). Ich habe mich damals schon überfordert gefühlt - zwei Hunde, Vollzeit arbeiten gehen und ein abhängiger Mann.

    Jahre später lernte ich meinen Ex kennen. Nach beinahe zwei Jahren kam es ebenfalls zur Trennung. Ich war so fertig, daß ich nicht mehr leben wollte.

    Bei allen meinen Beziehungen (nicht nur bei den letzten beiden) kamen jedesmal meine Interessen zu kurz bzw. fielen sie schließlich ganz flach. Es waren jedesmal Problembeziehungen. Jetzt lebe ich so, daß es mir gut geht - ich lebe mit meiner Tochter allein und lebe mein Leben, ohne daß ich mich zwangsweise um meinen Partner kümmern muß.

    Wie gesagt, daran, was Du alles so schaffst, müßte ich mir wohl eine Scheibe abschneiden.
    Warum... ?
    ... bist Du eigentlich hier? Dir scheint es blendend zu gehen.

    lg inga

    Hallo Roseanne,

    das mit dem Schöntrinken ist völliger Quatsch. Da brauchst Du Dir keine Schuldgefühle einreden oder einreden zu lassen. Wenn meiner nach einer Entgiftung für höchstens zwei Tage mal nüchtern war, konnte er nicht. Er war unfähig, dann mit einer Frau zu sch..... War er betrunken, wollte er immerzu (klappte aber nicht immer). Ich habe solche Aussagen mit diesem Schöntrinken nur von Leuten gehört, die selber gerne etwas zu tief ins Glas schauen, von denen die selten mal trinken, kenne ich so etwas gar nicht.

    Auch diese Unterstellungen des Fremdgehens sofern ich die Wohnung verließ kenne ich zu Genüge. Die Folge war, daß ich immer wieder drauf angesprungen bin, auf hundertachtzig war, weil ich klarstellen wollte, daß ich nicht fremdgehe. Er hat meinen Widerstand so ausgelegt, an seiner Vermutung sei etwas dran, denn sonst würde ich mich ja nicht so sehr drüber aufregen. Das schlimmste war: er hat mich betrogen und nicht ich ihn, ich habe es noch nicht mal mitbekommen. Erst als ich mich getrennt hatte, war die Neue schon da und er hatte sogar schon einige Sachen bei ihr.

    lg inga

    Hallo Roseanne,

    Schreiattacken in dem Sinne nicht, aber ständiges nächtliches Wecken alle 2 bis 3 Stunden. Er wollte dann immer S.. haben, wenn es auf Grund seines Alkoholpegels nicht klappte, wurde er aggressiv und rastete aus. Manchmal weckte er mich auch, weil sein Bett naß war. Um wieder einschlafen zu können, sah er sich P..... an oder schaltete das Radio an - in einer unheimlichen Lautstärke.

    Er hat diese Dinge immer abgestritten, wobei ich aber den Eindruck hatte, daß er es schon mitbekommen hat, es aber nicht zugeben wollte (er macht keine Fehler, immer nur die anderen). Obwohl ich als Beweis die Nachbarn hatte, die sich zuerst bei ihm und später beim jeweiligen Vermieter beschwerten, stritt er es immer noch ab. Sie würden mit mir unter einer Decke stecken.

    Das nächtliche Wecken ging nach der Trennung von seiner Seite aus weiter, per Telefon. Da konnte ich mir aber helfen, nämlich seine Nummer vom Anbieter sperren lassen und nachts das Telefon ausschalten. Mach ich bis heute noch, denn ich weiß jetzt ungestörte Nachtruhe sehr zu schätzen.

    Während wir zusammen waren, war es sinnlos mit ihm drüber reden zu wollen, es endete entweder im Streit oder er schaltete auf Durchzug. Von meiner Seite aus also reine Kraft- und Energieverschwendung. Manchmal hatte ich den Gedanken, ein Tonband mitlaufen zu lassen, habe es aber nie durchgeführt.

    lg inga

    Hallo Stefanie,

    weißt Du eigentlich auf was für einer Bombe Du sitzt? Du bist auch nicht dabei, sie zu entschärfen sondern hantierst am Zünder. Die Mischung nasser Alkoholiker, Baby und Hund (vollkommen egal welche Rasse) ist kreuzgefährlich. Weder Du noch ich wissen, was im Kopf eines nasssen Alkoholikers vor sich geht - das weiß nur ein einziger: er/sie selbst, wenn sie einen sogenannten Filmriß haben, wissen noch nicht einmal sie, was in ihnen vorgeht, sie können es in den Momenten nicht beeinflussen und hinterher können sie sich an nichts mehr erinnern. Die Stimmung eines nassen Alkoholikers kann von jetzt auf gleich kippen. Eben war er noch liebenswürdig, aber plötzlich lief ihm aus heiterem Himmel eine Laus über die Leber und er stand neben sich. Solche Situationen habe ich mit meinem Ex mehr als genügend erleben müssen.

    Ich würde Wahnsinnsängste ausstehen, wenn ich mein wenige Wochen altes Baby einem nassen Alkoholiker zur Aufsicht überlassen würde!

    Dasselbe wäre es mit Hunden. Hunde ertragen sehr viel, aber irgendwann fällt die Beißhemmung und sie wehren sich ihrer Haut und ihres Lebens. Dem Tier bleibt da keine große Auswahl: entweder Flucht (was eine Geste der Unterwerfung ist) oder wenn diese Möglichkeit nicht besteht, weil das Tier in die Enge getrieben ist, die Zähne.
    Als mein Ex und ich bei einem damaligen Arbeitskollegen zu Besuch waren, passierte es: Mein Ex war liebenswürdig und spielte sogar mit dem Mischlingshund, aus heiterem Himmel ging er auf das Tier los und begann es zu mißhandeln. Wir sind dazwischen gegangen.
    Ich selbst habe auch zwei Hunde, aber nur einen sogenannten Dienst- und Gebrauchshund (Welpe) und einen Mix(Althund). In meiner Freizeit habe ich mit Hunden zu tun, ich weiß daher wovon ich rede.

    Denk bitte mal drüber nach!
    lg inga

    Hallo einafets03,

    Du fragst nach Chancen. Hier gibt es viele, die ihren Partnern Chancen gegeben haben. Hab ich auch getan, ich hab ihm viele Chancen gegeben. Er hat alle Chancen versoffen. Ich habe meinem Ex die große Chance eingeräumt endlich aufzuwachen: ich habe mich getrennt. Er hat sie genutzt: sofort war eine Neue da, die gleich eine große trinkfreudige Verwandtschaft mit vielen ausgiebigen Familienfeiern mitbrachte und dem Alkohol selbst ebenfalls nicht abgeneigt ist. Da wir noch im selben Ort wohnen, sind Begegnungen nicht ausgeschlossen. Ich bekomme immer mehr seinen körperlichen Verfall mit - für ihn immer noch kein Grund etwas zu ändern.

    Mein Ex hat immer dann davon geredet, daß sich etwas ändern müsse, wenn er sich mal wieder etwas gebrochen hatte oder aus diversen anderen alkoholbedingten Gründen im Krankenhaus gelandet war. Auch der Verlust seines Führerscheins auf Lebenszeit nach einem Unfall mit Personen- und Sachschaden hat bei ihm nichts bewirkt. Mein Ex könnte noch so viele Chancen bekommen - die bewirken nichts. Solange wie ich mit ihm zusammen war und noch Kontakt hatte, habe ich es nicht bemerken können/wollen. Erst nach der Trennung mit Kontaktsperre (von meiner Seite aus) fing ich an klarer zu sehen und mein Leben zu leben.

    Mein Ex war/ist ebenfalls ein sogenannter Mehrfachsüchtiger. Immer wenn er mal wirklich anfing von einer seiner Süchte wegzukommen, wurden die anderen umso schlimmer.

    Dein Mann ist auch nicht trocken. Es sind nur (kurze) Trinkpausen, die er nutzt um Dich einzulullen. Weiter nichts.

    lg inga

    Hallo Rhein,

    ja mit der Gefahr der Rückschläge müssen wir wohl genauso leben wie die trockenen Alkoholiker, die es in Griff bekommen, damit umzugehen. Auch wir kriegen das hin.

    Wichtig für mich fand ich auch die Erkenntnis, daß sich meine Co-Abhängigkeit nicht nur auf meine jeweiligen Partner bezog, sondern auch auf andere Bereiche - Freunde, Bekannte, eigenes Kind. Nur ein einziger Bereich war davon ausgeschlossen, um den ich mich gar nicht kümmerte: mich selbst.

    Den Teil mit Freunden und Bekannten habe ich zwischenzeitlich auch "bearbeitet", ich habe jetzt nur noch wenige Freunde - aber das sind wirkliche und echte. Auch in bezug auf meine Tochter hat sich einiges geändert. So habe ich ihr bis vor etwa einem Jahr noch alles (wirklich alles) nachgeräumt, Ranzen und Turnsachen gepackt, wenn sie etwas wollte, habe ich dafür sofort meine jeweilige Arbeit unterbrochen... Das hat sich geändert, so räumt sie beispielsweise ihren Kleiderschrank selbst wieder ein, wenn sie eine "Modenschau" veranstaltet hat, ich mache es nicht mehr (der Kleiderschrank war nämlich anschließend leer und sämtliche Sachen überall verstreut).

    Somit habe ich Zeit für mich und kann mich um mich kümmern. Dazu gehört auch gemeinsame Zeit mit meinem Kind, nur jetzt stehe ich dahinter und mache es nicht mehr nur weil meine Tochter es wollte/will. Da auch Neinsagen zu können fand ich sehr schwer. Man tut Kindern keinen Gefallen, ihnen alles abzunehmen. Keine leichte Erkenntnis.

    Ich wünsch Dir nicht zuviele Steine auf Deinem weiteren Weg zu Deinem Ziel in der Zukunft.
    inga

    Hallo Schmetterlingsfee,

    Zitat von Schmetterlingsfee

    Jetzt bin ich erstmal froh, dass ab morgen der geregelte Alttag wieder beginnt.

    Sich auf die Arbeit konzentrieren zu müssen ist eine gute Ablenkung.

    klingt nicht unbedingt danach, daß die freien Tage für Dich erholsam gewesen sind. Für Deinen Partner allerdings scheinbar schon. Die nächsten freien Tage, die unweigerlich kommen werden, werden noch einen kleinen Tuck weniger erholsam für Dich, aber für Deinen Partner sicherlich wieder schön und bequem... Noch kannst Du Dich auf Deine Arbeit konzentrieren, wie wird es in einem Monat, einem Jahr, in zehn Jahren aussehen?

    lg inga

    Wenn ich durch unseren Ort durch muß, passe ich auf, meinem Ex nicht über den Weg zu laufen. Zwar zieht es mich nicht mehr runter, wenn ich ihm begegne oder es vermiest mir nicht mehr die Laune, aber die Begegnungen sind mir halt peinlich. Als ich vormittags aus dem Garten nach Hause wollte, sah ich ihn schon von weitem aus einer Nebenstraße kommend auf der Hauptstraße in Schlangenlinien mit dem Fahrrad (natürlich fahrend). Ich konnte so noch rechtzeitig ausweichen, da es mehrere Wege nach Hause gibt. Mich wundert bloß, daß da noch nichts passiert ist.

    Meine Laune ist immer noch sehr gut, weil ich mich auf einen Kurs in der nächsten Woche freue, auch wenn ich die anderen Teilnehmer nicht kenne. Es geht um Steine, um echte Steine und nicht die, die einem von anderen in den Weg gelegt werden. Von diesen Steinen hätte ich mir schon ein großes Haus bauen können. Wie habe ich das vemißt, mich freiwillig auf die Schulbank setzen zu können und ohne Streit es überhaupt zu dürfen, niemand telefoniert mir hinterher und unterstellt mir, ich würde fremdgehen sofern ich die Wohnung verlasse. Daß ich da allein hingehe und ich niemanden kenne, stört mich nicht im geringsten.

    Zeit zu leben heißt für mich auch, nach einem stürmischen regnerischem Spaziergang durchgefroren nachhause zu kommen, die nassen und kalten Sachen zum trocknen aufzuhängen, in bequeme Sachen zu schlüpfen und bei einer Tasse Kaffee mit dem Kind zu malen oder Kleidungsstücke zu reparieren bzw. aufzupeppen.
    Schön dabei ist es, daß wir uns dabei mit den Malsachen "breit" machen können ohne Gemeckere und ohne daß jemand daran etwas auszusetzen hat. Ich fand und finde es immer noch verletzend, wenn mein Ex über Zeichnungen gelacht und meine Tochter dafür ausgelacht hat, weil sie mit ihren damals sieben Jahren noch nicht perfekt malen konnte.

    Er konnte immer alles besser, hat aber nie den Beweis dafür geliefert. Vieles aus dieser Zeit wurmt mich immer noch, dafür sehe ich Dinge jetzt intensiver als früher, vielen alltäglichen Dingen messe ich nun mehr Bedeutung bei. Wahrscheinlich habe ich die Zeit mit meinem Ex erfahren müssen um endlich aufzuwachen und zu erkennen, daß jetzt der Rest meines Lebens beginnt.

    Aus der Zeit mit meinem Ex heraus bin ich in mehreren Dingen empfindlicher geworden, was mich früher eigentlich kaum gestört hat, jetzt aber umso mehr. Da ist die Sache mit dem Rauchen. Mitte des Monats treffen sich wieder die Eltern unserer Klasse privat wegen der Abschlußfahrt (4. Klasse, danach gehen die Kinder alle auf andere Schulen, da es bei uns nur eine Grundschule gibt). Die Abschlußfahrt soll für die Kinder etwas besonderes sein, weil sie danach "auseinander gerissen" werden. Von 15 Eltern sind 13 Raucher. Ich bin glücklicher Weise an diesem Tag verhindert und werde auch die Schicht nicht tauschen, die andere "Nichtrauchermutti" übrigens auch nicht.
    Schon der Gedanke, in einem kleinen Raum mit zwei kleinen Fenstern beinahe zwei Stunden lang mit starken Rauchern verbringen zu müssen, verursacht bei mir Gänsehaut. Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen weil ich zu dieser Versammlung abgesagt habe, das entsprechende dicke Fell fehlt mir leider noch. Der anderen Mutti ist das egal, sie setzt sich nicht in einen vollgequalmten Raum und damit basta - ohne Gedanken was die anderen darüber denken. Soweit möchte ich auch mal kommen. Diesen an mir haftenden kalten Rauch empfinde ich als dermaßen eklig und abstoßend, daß ich mich mich hinterher komplett umziehe und unter der Dusche (mit Haarewaschen) verschwinde.

    Eine Erkenntnis für mich ist eben halt, Nichtraucher und Kettenraucher als Beziehung geht genauso wenig wie extrem nasser Alkoholiker und Nichttrinker, erst recht nicht wenn rauchen und trinken zusammen kommen. Das ist nur meine Erfahrung für mich und meine Zukunft. Daran brauche ich nicht mehr zu arbeiten, weil Kettenraucher und Trinker als Partner definitiv nicht in Frage kommen, auch auf die Gefahr hin, den Rest meines Lebens allein verbringen zu müssen. Nach dem Motto, Hauptsache einen Partner zu haben - egal was für einen - Hauptsache er will mich, habe ich lange genug gelebt und vieles ertragen.

    Hallo Hanna,

    als ich hier her fand, war ich gefühlsmäßig auch nur ein Sandkörnchen, ich wollte nicht mehr leben und hatte mich fast aufgegeben. Fast. Irgend etwas in mir war da, etwas was mir weismachen wollte, daß das was mein damaliger Partner mir immer einredete, nicht stimmte. Nicht stimmen konnte. Ich habe ganz leise an seinen Worten gezweifelt, war aber zu diesem Zeitpunkt überzeugt, daß seine Worte zu mir ehrlich gemeint seien, so wie ich ehrlich zu anderen bin erwartete ich es auch von ihm. Der Threat, den ich damals fand, behandelte das Thema ob Alkoholiker lieben können. Ich weiß aber leider nicht mehr genau wie er hieß und von wem er eröffnet wurde. Mich hat er jedenfalls damals gerettet.

    Aus Sandkörnern können auch wieder Steine werden. Ich habe mir unteranderem als Ziel vorgenommen, ein echter Fels in der Brandung für andere zu werden, wobei ich für mich die Betonung auf echt lege. Damit meine ich: Bisher kamen viele mit ihren Sorgen und Problemen ständig zu mir (auf diese Art und Weise hatte ich auch alle meine Partner kennengelernt), ich habe nach Kräften geholfen, sehr häufig unaufgefordert. Das Motto der meisten dieser Menschen lief dann danach ab, wenn der kleine Finger gereicht wird, wird der ganze Arm genommen. Ich selbst habe mich dabei vergessen, ich habe mich von den Sorgen anderer auffressen lassen. Ich bin immer noch bereit anderen zu helfen - aber - nur bis zur einer ganz bestimmten Grenze. Erst komm ich und dann die anderen - früher war es genau umgekehrt erst die anderen dann eine ganze Weile nichts und irgendwann ich.

    Ich wünsche Dir und den anderen hier ebenfalls noch schöne (Rest-)Feiertage,
    lg inga

    Meine Tochter und ich waren heute nachmittag fast drei Stunden am Stück mit den Hunden im Wald. Ich glaubte allein zu sein, schließlich ist Heiligabend und die meisten Menschen haben eine Familie und haben an solchen Tagen viel zu tun (ich schließe von mir auf andere und gehe von meiner Zeit mit meinen Ex-Partnern aus). Wir haben jemanden mit einer älteren Mixhündin getroffen. Die Hunde fanden das Toben klasse. Ich habe mit diesem mir total fremden Mann geredet - viel geredet über alles mögliche. Eines weiß ich nicht den Namen des Mannes, dafür kann ich den Hund mit Namen anreden.

    Abends nachdem meine Tochter ihre Geschenke ausgepackt hat und glücklich damit spielte, mußte ich unweigerlich an meinen Ex denken - der konnte auch reden, wie ein Wasserfall, sogar richtiggehend gewählt konnte er sich ausdrücken. Kurz kamen auch wieder die Sorgen hoch, ob es ihm gut geht und ob sie ihn gut versorgt. Waren aber nur kurze Gedanken.

    Beim Spaziergang ist mir eine Geschichte eingefallen, die ich vor längerer Zeit mal in einem Büchereibuch gelesen habe.

    - edit, bitte wg. Urheberrecht keine Texte von Dritten einstellen, danke, Linde -

    Mein Ex war mal einer der großen Steine, ich habe damals den Sinn meines Lebens darin gesehen, mich um ihn zu kümmern. Jetzt ist er nur noch ein Kieselsteinchen, irgendwann wird er eines der Sandkörner in meinen Leben sein, sie sind da, aber gehören nicht mehr zu den lebenswichtigen Dingen in meinem Leben.

    Das Wochenender war zur Hälfte richtig schön und zur anderen Hälfte war ich erst betroffen, traurig dann wütend.

    Wir hatten im Verein eine richtig schöne Weihnachtsfeier. Da wir im Laufe des Jahres vieles Hand in Hand mit zwei anderen Vereinen machen, haben wir auch zusammmen gefeiert. Extra für die Kinder (insgesamt 9 Kinder im Alter bis 10 Jahre) war ein Weihnachtsmann engagiert worden. Die Kinder haben gerätselt wer das sein könnte, denn alle Männer waren ja da, es fehlte keiner. Es war der Bürgermeister. Er kam später noch dazu und hat mitgefeiert. Ein gelungener Abend.

    Am nächsten Tag war wieder Training. Eine Frau hatte mich zur Seite genommen, sie brauchte jemanden zum reden, der sich da etwas auskennt. Bei ihrem Mann hatte man einige Tage zuvor einen Tumor entfernt, bösartig. Da mein Vater ebenfalls Krebs hatte und der Großvater meiner Tochter auch, wollte sie reden, ich mußte ja damit damals fertig werden. Hoffentlich konnte ich ihr helfen, gerade in solchen Zeiten ist es für meine Begriffe wichtig, jemanden zu haben, der es versteht. Ich habe im Grunde genommen fast nur zugehört und von meinen Gefühlen in der Zeit geredet. Wir lassen die beiden mit der Krankheit nicht allein. Ihr Mann will ganz normal behandelt werden, so als ob es diese Krankheit nicht gäbe. Abends zuhause kam Wut auf meinen Ex hoch, richtige Wut.

    Warum werden Menschen die ihr ganzes Leben lang gearbeitet und sich als richtige Freunde erwiesen haben mit dieser verdammten Krankheit bestraft und solche wie mein Ex, der es sich gut gehen läßt, indem er in den Tag hineinlebt, verschont? WARUM? Meine Wut hat jetzt schon wieder nachgelassen, aber sie war Sonntag Abend da und ließ sich nicht runterschlucken. Dazu war sie zu groß.

    Hallo Enna,

    glücklicher Weise kratze ich mich nachts nicht mehr auf, von meinen Selbstmordgedanken bin ich auch weg. Auf dem Gebiet des Streßessens kämpfe ich noch. Anfangs nach der Trennung war es noch schlimm, dann wurde es seltener, aber immer dann, wenn wir uns im Ort begegnet sind, weil er mir ständig irgendwo auflauerte, wurde es wieder schlimmer. Ganz aufgehört hat es etwa ein Jahr nach der Trennung. Wenn er mir jetzt über den Weg läuft, zieht es mich nicht mehr runter bzw. es geht mir nicht mehr zu Herzen, es ist mir nur noch peinlich.

    Zitat von Enna

    Bei mir ist es so, dass ich inzwischen keine Hobbys mehr betreibe. Es ist nicht so, dass ich keine Interessen mehr habe. Ich bin 3x pro Woche im Fitnessstudio gewesen, war viel mit dem Mountainbike unterwegs, habe gemalt... Das würde ich gern immer noch tun, habe aber das Gefühl, zu Hause unentbehrlich zu sein, damit ich aufpassen kann, dass alles zumindest einigermaßen läuft und der Schein einer intakten Familie gewahrt bleibt!

    War bei mir auch so. Meine Hobbys hatte ich teilweise ganz aufgegeben (kegeln, Badminton, tanzen, lernen auf der Kreisvolkshochschule, Bücherei) und andere sehr vernachlässigt (Verein, Garten, wandern). Stattdessen blieb ich zuhause bei ihm, um ihm zuzuhören wenn er seine Selbstmitleidsphasen hatte, passte auf daß er nicht brennender Zigarette einschlief, stellte zerbrechliche Dinge wie Bierflaschen oder Aschenbecher so hin, daß sie nicht kaputt gingen (es gab dennoch oft genug Scherben wenn ich von der Arbeit kam), hielt seine Agressionen aus, stand immer zur Verfügung wenn er Lust hatte und vieles mehr. Zeit für mich und meine Interessen blieb da nicht, ich war voll beschäftigt - was ich alles so schaffte - für andere wohlgemerkt.

    Zitat von Enna

    Mein Mann hat außerdem das Bestreben, mich zu überwachen, hängt vielleicht mit seinen Verlassensängsten zusammen. Wenn ich mich zum Beispiel von der Arbeit aus nicht sofort bei ihm melde, wenn er versucht hat nich zu erreichen, macht ihn das in Verbindung mit Alkohol beleidigend und aggressiv.

    Das versucht mein Ex bei mir immer noch. Zwar mit teilweise mehrmonatiger Pause, aber ganz läßt er es nicht. Er versucht mich zu jeder Tages und Nachtzeit anzurufen (ich schalte das Telefon aus), läuft mir "zufälliger Weise" über den Weg und will wissen, mit wem ich was zu tun habe (ich antworte einfach nicht, werde aber leider rot) Bei meinem steckte während unserer Zeit das "intakte Familienleben wahren" dahinter, es sollte niemand merken, daß er Alkoholiker ist. Wenn er sich 4-mal täglich Nachschub besorgt hat, hat er immer sauber und pikfein in Markenklamotten gekleidet die Wohnung verlassen. Nach außen wirkte er nicht wie betrunken (Spiegeltrinker), wer ihn nicht kannte, sah nur einen ordentlich angezogenen Mann einkaufen gehen. Nach der Trennung hat er mich bei anderen als die Böse, die Schuldige die eine funktionierende Partnerschaft kaputt gemacht hat, an ihm lag es nicht, er war vollkommen unschuldig.

    Ich kann Deinen Haß auf Deinen Mann verstehen. Laß Dich bitte von dem Haß nicht auffressen.

    lg inga

    Hallo Melanie,

    naiv ist der angebrachtere Ausdruck. Naiv wie ein Kind, das nur das Gute sehen und das Böse ignorieren oder leugnen will. Das heißt für mich nun nicht, gleich jedem mißtrauisch gegenüber zu treten.
    Wenn mir jemand etwas erzählt hat, haben sich mir oft Fragen aufgedrängt, die ich aber nicht gestellt habe, Fragen die daher kamen, weil irgendetwas an der Geschichte nicht passte, nicht stimmte. Weil meine Überzeugung stärkter war, daß andere eben genauso ehrlich sind wie ich.

    Hallo Aurora,

    ich entnehme bei Dir, daß Du diese Mutterrolle auch nicht unbedingt gewollt hast, zumindest nicht in dem Maße, wie es damals gewesen ist. Dieses "ich will einen gleichberechtigten Partner auf Augenhöhe und kein erwachsenes Kind" ist so leicht gesagt und so schwer umgesetzt.

    Einen ersten Schritt bin ich diesen Sommer schon mal gegangen. Es ging nicht um einen Partner sondern "nur" um einen Hund. Nachdem ich meine dreizehnjährige Schäferhündin im Frühjahr wegen eines nicht operablen Tumors gehen lassen mußte, war ich auf der Suche nach einem Welpen. Ich bin zu einigen Züchtern gefahren und habe von dort keinen Welpen genommen, obwohl diese Menschen zu mir freundlich, richtiggehend nett und zuvorkommend waren, mich regelrecht bequatscht haben, gleich einen Vertrag abzuschließen. Ich hatte aber kein gutes Gefühl dabei. Vor einem Jahr hätte ich einen Welpen genommen, obwohl ich innerlich nicht wollte - nur weil diese Leute zu mir eben freundlich, nett und zuvorkommend waren. Es hat mit einem Welpen noch bis zum Herbst gedauert, da wo ich ihn her habe, wurde ich nicht bequatscht und dennoch ist man freundlich zu mir gewesen. Hinzu kam, daß einer der Welpen die anderen weggedrängt hat, um zu mir und meiner Tochter zu gelangen. - der wohnt jetzt hier.

    Für mich ist dieser erste Schritt ein großer Schritt. Ich habe das erste Mal wirklich in Übereinstimmung mit meinem Gefühl entschieden. Wenn ich weiter in diese Richtung gehe, werde ich wohl weniger Schiffbruch erleiden, wenn ich neue Menschen kennenlerne. Ich muß nicht bis zum Äußersten dafür dankbar sein und alles tun, was der andere will, nur weil derjenige freundlich zu mir ist. Freundlichkeit mit Freundlichkeit zu vergelten ist o.k. aber Freundlichkeit mit Aufopfern zu vergelten ist krank.

    Hallo Enna,

    ich würde Dir vorschlagen, Dir Gedanken darüber zu machen, wo Du Grenzen ziehen willst. Bis wohin Dir der Umgang mit anderen gut tut und wann es Dir dabei schlecht geht.

    Bei mir war es so, daß ich mich nachts wenn ich schlief an den verschiedensten Stellen aufgekratzt habe. Das Laken war morgens oft blutig. Ich habe vieles versucht - geholfen hat nichts. Ich habe viel für andere getan - ich konnte nie nein sagen, ich stand anderen zur Verfügung obwohl ich gar nicht wollte. Wenn ich heute irgendetwas zusage, dann stehe ich auch dahinter und meine ja wenn ich ja gesagt habe. Damit habe ich in meinem Bekanntenkreis "den Spreu vom Weizen getrennt". Ich kratze mich nachts nicht mehr auf.

    lg inga

    Hallo Enna,

    wenn Du die gesunde Grenze zu Deinem eigenen Ich gefunden hast, hast Du das Gefühl gebraucht zu werden nicht mehr. Solange Du meinst, andere brauchen Dich, unterstellst Du den anderen, daß sie nicht für ihr eigenes Leben sorgen können, denn dazu brauchen sie ja Dich.

    Beispielsweise: meine Tochter ist 9 Jahre und braucht mich noch, da sie noch nicht alles selbstständig kann - in weiteren 9 Jahren sieht es anders aus (hoffentlich), da lebt sie ihr eigenes Leben unabhängig von mir.

    oder:

    Viele Eltern mischen sich in das Leben ihrer erwachsenen, längst verheirateten Kinder ein, weil sie der Meinung sind, die Kinder würden allein nicht zurecht kommen und bräuchten sie. Damit unterstellen sie ihren eigenen Kindern Unselbstständigkeit.

    oder:

    Der Partner ist alkoholabhängig und braucht mich (und ich kann mich nicht trennen), weil er sonst in der Gosse landen und vor die Hunde gehen würde - womit wir wieder beim Thema wären.

    Für mich geht dieses Gefühl gebraucht zu werden Hand in Hand mit der Coabhängigkeit.

    lg inga

    Hallo Enna,

    Melanie hat Recht. Sie meint damit bestimmt nicht allein in einer eigenen Welt zu leben.

    Dieses "gebraucht-werden-Gefühl" sorgt dafür, daß man (ich eingeschlossen) an anderen (Partner, egal ob abhängig oder nicht, an Kindern, Arbeitskollegen, Freunden) klammert, nicht losläßt, die Gedanken um andere kreisen. Aus diesem Gefühl heraus opfert man sich auf und vergißt sich selbst. Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, kann ich loslassen und bei mir bleiben.

    lg inga

    Hallo RB,

    versuch mal, den Gedanken weiter zu denken:

    was wäre wenn er plötzlich aus irgendeinem Grund aus dem Leben gerissen werden würde? Dann wäre er nicht mehr da und Du müßtest damit zurecht kommen, ein Zurück gäbe es nicht mehr: keine SMS, keine Anrufe, keine Gespräche ... Was würdest Du mit Dir und Deiner Zeit dann zwangsläufig anfangen, nachdem die schlimmste Trauer (oder Tränen) vorbei wäre? Lesen? Ruhig schlafen? Lustige Filme ansehen? Im Café sitzen? Etwas Neues lernen? Angstfrei leben?

    Solch eine Situation kann manchmal schneller eintreten als man denkt. Was wäre wenn...?

    lg inga