Beiträge von Chris82

    Ich verfolge dieses Forum schon sehr lange, da ich selbst betroffen bin. Warum ich mich bis heute nicht angemeldet habe hat einen einfachen Grund, ich war nie richtig trocken als ich das hier alles gelesen habe.

    Da ich nun aber den Willen, die Kraft und die Überzeugung habe es endlich zu schaffen, stell ich mich hier vor und möchte aktiv mit euch schreiben, Tips geben und mir Tips holen.

    Mein Name ist Christoph, ich bin 27 wohne in der Nähe von Stuttgart.


    Ich gebe mal einen kurzen Suchtverlauf/Krankheitsverlauf, soweit ich mich noch erinnern kann.

    Mit 16 erster Kontakt mit Alkohol, totaler Kontrollverlust, aufgewacht in meinem eigenen Erbrochenen im Bad meiner Eltern, die gerade im Urlaub waren. Das war so ein Schockerlebnis, das ich zwei Jahre kein Alkohol trank. Mit 18 dann an den Wochenenden regelmäßig Ábstürze mit Freunden, Partys, Feste usw. Diese Phase ging bis 21, im Laufe der Zeit wurde es immer öfter, teilweise beim Zelten eine Woche durch oder in den Ferien Tage am Stück. Mit 21 ging ich für 3,5 Jahre nach Spanien, wo ich in kürzester Zeit einen Job erlangte der sehr verantwortungsvoll war und wo ich teilweise 40 Leute betreute bzw. die von meiner Arbeit abhängig waren. In Spanien ging das gesaufe dann richtig los, ich dachte mir nix dabei, viele Partys unter der Woche, zum Mittag eine Flasche Wein, Kokain in hohen Mengen usw. Meiner Arbeit kam ich immer nach, Entzugserscheinungen hatte ich keine. In dieser Zeit lernte ich auch meine Freundin kennen, die ich bis Januar diesen Jahres hatte.

    Zurück nach Deutschland 2007 erlebte ich einen Kulturschock. Nix mehr mit Haus am Meer, nix mehr mit Job, ich lebte Anfangs in einem kleinen Zimmer auf einem Dorf. Auf einmal war auch nicht mehr soviel Geld da. In dieser Zeit überlegte ich erstmals was ich falsch gemacht hatte. Verdiente ich doch in Spanien in schlechten Monaten 2500 €, in guten bis zu 20.000 € und das über dreieinhalb Jahre. Im Durchschnitt würde ich sagen warens dann um die 7500 €. Wo war das ganze Geld hin? Vor allem was hatte ich noch? Nen Cabrio was stark reperaturbedürftig war, nen paar persönliche Sachen und zusammengestelltes Möbiliar. Na ja dachte ich mir, wird schon wieder aufwärts gehen.

    Ging es auch, ich fand schnell einen neuen Job, der mir keinen wirklichen Spass machte, aber ich hatte einen. Mein Alkoholkonsum war Abens eine Flasche Wein, manchmal auch zwei. Machte mir nix aus. Aber in dieser Zeit begann der totale soziale Rückzug. Die Beziehung lief schon lange nicht mehr, aber sie war noch da. Ich musste mich regelrecht zwingen am Wochenende mal wegzugehen, blieb lieber in meinem Zimmer und guckte TV.

    Mein Leben plätscherte vor sich hin. Dann der für mich befreiende Anruf. Er kam aus Dortmund, war im Januar 2008, die Firma, mit der wir kooperierten in Spanien wollte mich unbedingt, ich bekam wieder eine Führungsrolle, die höchte unter der Geschäftsführung. Irgendwie ging ein Traum für mich in Erfüllung, Dortmund - mein Verein, jedes zweite Wochenende Südtribüne, Fussball. Ich pendelte mit großen Erwartungen jedes Wochenende, mein Alkoholkonsum sank, aber nur für kurze Zeit. Aus Euphorie wurde Frust, die Versprechungen und die Arbeit waren alles, nur nicht das was ich mir vorgestellt hatte. Mein Alkoholkonsum stieg wieder auf bis zu 2 Flaschen Wein am Abend. Ich kam meiner Arbeit nicht mehr nach und alles endete bereits im Mai 2008 wieder. Ich wurde fristlos gekündigt nach einem heftigen Streit mit der Geschäftsführung. Im Nachhinein gesehen, die Schuld lag auf beiden Seiten.

    Zurück in meinem Zimmer auf dem Dorf dachte ich nun muss was passieren, hatte meine Freundin mich doch gerade erst aus Dortmund in einer Nacht und Nebel Aktion abgeholt.

    Es dauerte nicht lange und wie der Zufall es so wollte bekam ich ein Job Angebot einer der besten Firmen der Region. Ich nahm an, zog in eine vernünftige Wohnung und es ging langsam wieder bergauf. Am Wochenende war ein guter Freund oder meine Freundin da, alles schien normal. Rückblickend, nur der Alkoholkonsum nicht, der blieb, aber den bemerkte ich nicht.

    Der Vertrag war befristet, wurde aber aufgrund guter Arbeit verlängert.

    Ich stieg von Wein um auf Bier, es waren abens immer 4-6, manchmal 8.

    Dann die absolute Katastrophe im Oktober 2008, wir saßen im Meeting zusammen, auf einmal drehte mein Körper durch, ich bekam keine Luft mehr, zitterte, mein Herzschlag war bei 180, schwitzen usw. Ich dachte sofort aus unwissenheit an Herzinfakt. Sofort ins Krankenhaus konnte niemand was festellen ausser dem hohen Herzschlag, lag da noch bei 110 ungefähr. Angst machte sich in mir breit, jeden Tag ein bisschen stärker. Die Attacken kamen häufiger. Immer das gleiche Spiel - Krankenhaus. Nie wurde was gefunden. Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, fühlte 100 mal am Tag Puls, war total unruhig. Nur Alkohol beruhigte mich. Ich schleppte mich durch die Arbeit, irgendwie. Dann ging ich zum Psychater - Diagnose Panikstörung. Ich bekam Tabletten, die machten die Sache auch nicht besser.

    Silvester 2008, mein Vater war zu Besuch, war erschrocken wie ich aussah. Wir feierten zusammen, ich verabschiedete mich schon um 22 Uhr und ging ins Bett. Am nächsten morgen, sofort der Griff zum Bier. Meine Freundin und mein Vater packten mich ins Auto, brachten mich ca 800 km in eine Klinik in meinem Heimatort. Ich weiß nix mehr von der Fahrt, sie dauerte wohl 11 Stunden und angekommen dort musste ich pusten. 3,6 Promille und das nach 11 Stunden Fahrt. Die Schwestern und Ärzte waren wohl stark erschrocken. Ich hab dann wohl da noch nen bisschen rumgepöbelt, wollte nen Einzelzimmer usw usw. Sie legten mich in den Aufenthaltsraum auf eine Couch. Mein Glück, mein Großvater und mein Vater arbeiten beide in der Klinik, zwar in anderen Bereichen, aber man kennt sich untereinander. In jedem anderen Krankenhaus hätten sie mich fixiert und liegen gelassen. Irgendwann wachte ich mal auf und das das erste woran ich mich wieder erinnern kann, es war ein riesen Raum, Esstische und TV und ich lag auf einer Couch. Wo bin ich denn hier fragte ich mich und auf einmal stand eine Schwester neben mir, überaus attraktiv, sie müssen jetzt hier raus, ins Zimmer. Was wollen sie von mir? Na ja dachte ich mir und ging ihr nach. Ein altes Gemäuer, komische alte Betten, aber ich dachte nicht weiter nach und legte mich in das Bett was mir zugewiesen wurde. Um mich rum komische Menschen dachte ich mir noch und schlief weiter. Irgendwann wachte ich wieder auf. 8 Personen um mein Bett, alle in weiß und einer sagte: "Pusten sie mal bitte" 2,2 Promille. Er sagte zu einem Arzt, immernoch 1,2 drüber, verdammt nochmal. Häh, was wollen die von mir, ich realisierte immernoch nicht was los war. Sie zogen von danen und es kam wieder diese Schwester: "Wie gehts Ihnen?" Häh? Ich fragte Sie: "Was wollen Sie von mir, wo bin ich, was machen sie mit mir" Sie erklärte mir wo ich bin, Stralsund, Suchtstation und sie nüchtern gerade aus. Was ist los? Ich begann zu lachen - Sind sie verrückt geworden sagte ich in meinem Lachanfall immer wieder. Der verging mir aber ganz schnell. Ich richtete mich auf, guckte um mich und dachte ich bin in der Hölle. Völlig zerstörte Menschen die mich mitleidig anguckten, sich bei mir vorstellten und mir auf die Schulter klopften. Einer sagte, halt durch Junge, dauert nicht mehr lange.

    Sind jetzt alle verrückt geworden dachte ich mir noch. Was ist hier los? Na ja, ich schlief wieder, schwitzte das ganze Bett voll und zitterte. Wieder standen viele Menschen um mein Bett. Pusten, 0,85 Promille. Auf einmal atmeten alle auf, waren auf einmal fröhlich und der Pfleger sagte: "Endlich" Was endlich fragte ich. Eine Schwester gab mir 4 kleine Tabletten die ich ohne zu fragen schluckte. Boah, was war das denn dachte ich mir nach 10 Minuten und fiel vom sitzen im Bett direkt in den Schlaf. Es dauerte wohl 2 Tage bis ich wieder aufgewacht bin.

    Völlig nüchtern standen sie um mein Bett, meine Familie. Alle ein bisschen traurig, Oma hatte Tränen in den Augen. Meine Freundin hielt meine Hand. Ich wusste immernoch nich was los war und musste dringend auf Toilette. Versuchte ich auch, stand auf und fiel fast um. Mit wackligem Gang ging ich auf Toilette, von Wand zu Wand. Beim Händewaschen blickte ich in den Spiegel. Das war der Schock schlechthin. Völlig unrasiert, ungepflegt, völlig abgemagert. Wer war das? ICH!

    Die folgenden Tage gab es Gespräche mit Ärzten, Psychologen usw. Ich machte einen regelrechten Untersuchungsmarathon mit. Alles in Ordnung, beste Blutwerte, beste Leberwerte. Die Ärzte staunten nicht schlecht. Ich ordnete mich unter, habe regelmäßig gegessen, machte Sport und nahm in zwwei Wochen 12 kg(!) zu. Aus den komischen Gestalten die ich Anfangs sah wurden Menschen aus allen Schichten, vom Bänker bis zum Obdachlosen. Ich war erschrocken, alle wegen Alkohol da und ich mittendrin. Nach zwei Wochen wurde ich entlassen, die Pschologin sprach von einer günstigen Prognose und meinte, sie trinken um ihre Angstattacken in den Griff zu bekommen, sie sind jetzt medikamentös richtig eingestellt und ich denke sie bekommen es in den Griff. Weit gefehlt. Tatsächlich war die Angst und Panik weg, ich fuhr voller Energie mit dem ICE nach Stuttgart, doch schon im Zug trank ich wieder zwei Bier. Meine Freundin holte mich ab, alles schien gut. Sie hatte wieder ein lächeln.

    Tja, weit gefehlt, ich machs kurz, es folgten 4 weitere stationäre Aufnahmen in Stralsund. Hier ca 10 Kurzentgiftungen.

    Dazu kam Führerscheinverlust, Verlust der Partnerschaft, Höhepunkt war eine Fixierung in der Psychatrie. Ich trank immer wieder und immer wieder. Beleidigung von Beamten, Widerstand gegen die Staatsgewalt usw usw

    Bewusst war mir nur ich bin Alkoholiker, alles andere blendete ich aus. Krankschreibungen um zu saufen, belügen von Personen die mir nahe stehen usw. Ich las viel über Alkohol, weiß alles, von A-Z, kenne alle Hilfsangebote doch es war mir egal, ich flog sogar nach Spanien in den Urlaub, trank und feierte wie immer. Koks, Alkohol, Nutten usw.

    Ich machte mir schon nen Spass draus jedem zu sagen das ich Alki bin.

    Doch dann, aus Spanien wiedergekommen, passierte das was ich mir nicht erklären kann. Ich glaube nicht an Dinge die rational nicht zu erklären sind, ich glaube nicht an Gott und auch sonst glaube ich nicht an übermenschliche Fähigkeiten, im Grunde glaube ich nur an meinen BVB

    Spass beiseite, mal wieder musste mich das DRK abholen, ins Krankenhaus. Von der Fahrt weiß ich nichts mehr. Im Krankenhaus wurde ich wie immer aufgenommen und dann holte mich eine Rettungsassistentin, die mich wohl auch ins KH gebracht hat raus, gehen wir eine rauchen fragte sie oder vielleicht war ich es auch. Der Arzt nickte und sagte auf ihre Verantwortung. Wir setzten uns auf die Raucherinsel und auf einmal kam es aus mir raus, meine ganzen Gefühle, alles was mich bedrückt, alles woran ich leide, einfach alles. Aber erst nachdem sie mir erzählte was sie bedrückt, was sie jeden Tag erleidet, was ihre Berufung ist. Im Hauptjob ist sie jemand anderes, arbeitet nur in Zeiten "wo nix zu tun ist beim DRK". Ich will da jetzt nicht so genau drauf eingehn, will hier niemanden outen. Auf jeden Fall ist es erschütternd für mich gewesen zu hören was andere Menschen in ihrem Alltag machen müssen oder wollen. Ich kann mich an jedes Wort erinnern, an jedes Gefühl von ihr, an jedes Gefühl von mir. Irgendwie konnte ich für einen Moment raus aus meiner Haut, ich war nicht mehr in meinem Körper, ich war auf einmal wieder der, der ich mal war, zwar stark alkoholsiert, aber ich war total klar. Gespräch vorbei, die Polizei sammelte mich von der Raucherinsel wieder ein weil sie dachten ich sei getürmt. Wir sprachen wohl zwei Stunden und hatten die Zeit vergessen.

    An den Krankenhausaufenthalt an sich kann ich mich wieder nicht erinnern, sie gaben mir Tabletten, machten ne Gastroskopie usw usw.

    Na ja, wieder zu Hause, es war vor 10 Tagen war irgendwas anders, ich stand in meiner Wohnung und überlegte was ich machen soll. Bier hatte ich noch reichlich im Kühlschrank. Normalerweise hätte ich es getrunken und wär nen Tag später wieder arbeiten gegangen und in 14 Tagen wieder 3 Tage KH. Aber nein, ich trank es nicht. Ich nahm es in die Hand und las mir die Inhaltsstoffe durch, wie in Trance kippte ich eins nach dem anderen ins Klo. Nachdem ich das getan hatte wunderte ich mich, was sollte das und da klingelte genau in diesem Moment mein Telefon. "Alles klar bei dir, gehts dir gut?" Da war sie wieder diese Stimme, die es geschafft hatte alle Emotionen die ich sonst nicht zeigen kann aus mir rauszuholen. Ich antwortete ja, fragte zur Sicherheit aber nochmal wer da war. Ja es war sie, die Rettungsassistentin. Wir telefonierten noch einige male, oft lange.

    In den folgenden Tagen passierte ein Wunder, ich räumte meine Wohnung auf, begann regelmäßig zu essen, begann ganz einfache Sachen, die für andere normal sind, zu erledigen. Ordnete mein Papierchaos, meine Finanzen, begann wieder die Rollläden offen zu lassen, begann wieder an die Luft zu gehen, auf Arbeit konnte ich wieder denken, ich begann wieder zu funktionieren.

    Dann am vierten Tag, nachts um drei muss es ungefähr gewesen sein, klingelte mein Telefon. Ja, es war wieder die Stimme "Tut mir leid das ich dich wecke, aber ich kann das morgen emotional nicht wiedergeben. Da hab ich das schon wieder vergessen. Wir hatten gerade nen Einsatz, der ist uns unter den Händen weggestorben, der hat literweise Blut gespuckt, wir konnten nix mehr tun außer ihm nen Schmerzmittel zu geben. Seine vierjährige Tochter und seine Frau standen daneben. Er trank nach eigenen Angaben seit Jahren 1-1,5 l Wodka am Tag. Er war erst 30, aber war zu spät, Adern im Bauch waren geplatzt und wir konnten nix mehr tun. Ach ja, er hieß übrigens Christoph. So, ich muss wieder, wir hören uns morgen."

    Hochgeschreckt von diesem Anruf begann ich mich wieder mit Alkohol zu beschäftigen, im Kopf. Ich konnte nicht mehr schlafen ging zur Arbeit und druckte mir mal wieder Studien zum Thema Alkohol aus, las die alle und konnte es nicht auf mich prohezieren.

    Immer noch kein Verlangen nach Alkohol begann ich mir Studien zu allmöglichen psychologischen Themen auszudrucken. Untertrieben liegen ca 4000 DIN A4 Seiten bei mir aufm Tisch, doppelseitig bedruckt, auf Deutsch und Englisch. Am achten Tag war ich fertig, habe sie alle gelesen, durchgearbeitet und markiert.

    Ich befragte mein Flip-Chart, welches ich aus der Rumpelkammer rausholte. Versuchte in Zahlen und Statistiken das gelesene auszudrücken. In Kurven, Kreisen, Diagrammen aller Art usw. (Ich kann nur in Zahlen und Statistiken richtig denken, bzw. das gelesene in eine solche Form bringen.) Mich überraschte der Ausschlag an zwei psychologischen Erkrankungen. Ich dachte nach und las zwei Studien noch einmal. Ja, eindeutig, trifft zu. Hatte ich den Grund für mein Alkoholproblem etwa auf einer Seite Flip-Chart gefunden? Ich ging in mich, machte mir einen Kaffee und auf einmal überkam mich mal wieder eine Panikattacke, keine übliche, sie war anders, durch meinen Kopf spielte ein Film, schwarz-weiß, ein Film über mein Leben. Panik-Attacke vorbei musste ich mich erstmal ausruhen. Ich blinzelte vom Bett zum Flip-Chart, zufrieden, lächelnd und auf einmal weinend, kompletes Gefühlschaos auf einmal. Ja, ich hatte das Problem gelöst, 8000 Seiten Studien in kurzer Zeit gelesen, Tag und Nacht, ja ich hatte die Lösung und die Ursache. JA!!!! Aber es war nicht meine....

    Es war nicht mein Problem und es war auch nicht meine Lösung die ich ausgearbeitet hatte, es war für jemand anders, es war die Person die mich irgendwie verändert hat, die mir zugehört hat und auf der anderen Seite auch was von sich Preis gegeben hat, es war die Rettungsassistentin. Ich weiß nicht viel von ihr, wahrscheinlich zu wenig um gesichert zu sagen das es wirklich so ist wie ich es erarbeitet habe.

    Ich habe ca. 4 Tage für jemand anders gelebt, das nicht mitbekommen, deshalb kein Verlangen nach Alkohol gehabt. Und da drohte es wieder einzubrechen, mein Kartenhaus, im Kopf wieder Alkohol, im Kopf die nächste Tankstelle. Aber blieb stark, schlief und wachte glücklich auf. Warum weiß ich nicht. Ich versuchte sie zu erreichen, schickte SMS, es kam nichts mehr zurück, bis zum heutigen Tag, dem 10. ohne Alkohol.

    Gestern spielte mein BVB in Hamburg, ich glaub das das erste Spiel was ich nüchtern erlebt habe, beim 1:1 nach 3 Minuten brach soviel Gefühl Freude aus mir raus, habe ich lange nicht erlebt. Ich hab mich selbst erschrocken, huch, ich lebe ja noch und bekomme das auch mit. 4:1 haben wir verloren und ich war gefrustet. Huch, noch ein Gefühl was ich lange nicht nüchtern erlebte. Anstatt zu saufen bin ich joggen gegangen, dann ins Bett. Heute früh aufgestanden blickte ich durch die Wohnung, alles sauber, alles ordentlich, die Wäsche gewaschen, keine Bierflaschen. Der Ärger übers Spiel war verflogen. Nanu, normal zieht mich das doch Tage runter. Ich telefonierte mit meinen Eltern, frühstückte und jetzt geh ich gleich wieder laufen. Verlangen nach Alkohol = 0

    Ich weiß nicht was dieses Ereignis in mir ausgelöst hat, ob sie in irgendeinem Gespräch irgendeine Blockade gelöst hat, dass ja eigentlich nicht geht, weil das Suchtgedächntnis bleibt wie es ist. Ich weiß nur das ich es diesmal schaffe, dass mich diesmal nichts mehr umwirft, dass ich wieder lebe, irgendwie völlig neu programmiert, als wenn irgendeiner den Reset-Knopf gedrückt hat und das Betriebssystem neu aufgespielt hat. Irgendwie ist der Virus weg, ich kanns nicht erklären und beginne langsam doch an Dinge zu glauben die man nicht mit Zahlen und Statistiken erklären kann. Was 10 Psychologen in 8 Monaten nicht geschafft haben, haben ein Gespräch, ein paar Telefonate und ein bisschen mit anderen Leuten beschäftigen geschafft.

    Ich lebe wieder, kann wieder fühlen und bin nicht mal traurig darüber das sie sich nicht mehr meldet.

    Ich geh meinen Weg meinen Weg jetzt alleine - als Alkoholiker - als trockener Alkoholiker, der krank ist aber seine Krankheit fürs erste gestoppt hat.

    In diesem Sinne, dass war die Kurzfassung, viele Rechtschreibfehler die ich bitte zu entschuldigen. Es ist genauso passiert, für alle die es nicht glauben wollen, es war genauso!

    Christoph