Beiträge von Spes

    Hallo Krümmelkäfer,

    mal meine Erfahrung und/oder Sicht : Bin seit 18 Monaten trocken nach 30 Jahren Trinken. War immer stark, sozial nie abgerutscht. Familie, Kind, Managerjob und habe nach meinem Entschluss, aufzuhören, nie daran gezweifelt, dass ich das auch schaffe. So, und trotzdem :
    Ich habe jede Chance, um die Wahrscheinlichkeit für Erfolg zu erhöhen, wahrgenommen und jedes Risiko gemieden. Ich habe mich gar nicht gefragt, ob jetzt ich eine Therapie brauchte oder nicht. Wusste natürlich warum ich trank ;)
    Ich habe ein dreiviertel Jahr eine ambulante Therapie gemacht und das war sehr, sehr gut. Es ging, zumindest in den persönlichen Therapeutengesprächen, um mich, ja, in den seltensten Fällen um Alkohol.
    Vielleicht überlegst Du's dir ja nochmal. Das Ding, dieser Teudel ist auf jeden Fall komplizierter und heimtückischer, als "man" denkt.

    Viel Glück!
    Spes

    Hallo Viola,

    danke ! Hab' im Geschlossenen angefangen, Dein Tagebuch zu lesen. Kommt mir schon sehr viel seeeehr bekannt vor. Wir sind also auch fast gleich lang trocken !
    Vielleicht pack' ich's ja doch mal, dort auch anzufangen.

    LG
    Bettina

    Hallo Matthias,

    danke für Deine Glückwünsche. Ja, ist schon toll, die Trockenheit. Was ich mit leicht meinte :
    Verwundert erinnere ich mich an früher, wo ich mir nie vorstellen konnte, dass man mit Genuss lesen, Musik hören, basteln, telephonieren, im Garten werkeln, am PC sitzen oder was auch immer tun kann, ohne dass dabei irgendwo ein Glas Wein rumsteht. Und das ist heute sowas von überhaupt kein Thema mehr. Ich hab zwar auch viel Belastung weggeballert, war aber auch vor allem ein Trinker, der sich Schönes immer noch schöner machen wollte - welche Irrwege !

    Alles Liebe
    Bettina

    Hallo Maya,

    ja, das mit der Antriebslosigkeit kenne ich nur zu gut. Ist aber nicht untypisch. Im Gehirn fehlen halt erstmal so ein paar Stoffe. Ich weiß nicht, wie genau Du über die Alkoholkrankheit Bescheid weißt, aber es gibt gute Bücher, die sich wirklich lohnen !
    Das dauert einfach seine Zeit, die man sich gönnen muss. Ich musste mühsam lernen, nicht zu viel von mir zu verlangen, alles ganz langsam anzugehen, jeden Tag ein kleines Stückchen. Ich musste lernen, mit mir zufrieden zu sein !

    In diesem Sin viel Glück !
    Bettina
    Dieses ganze "immer noch mehr" und "immer noch schneller" und "geht schon noch" und "ich hab' immer alles gepackt" musste weg.

    Hallo Steff,

    ich war nach 1,5 Jahren Trockenheit am Wochenende das erste Mal mit einer alten, nicht saufenden, Clique nachmittags in einem Jazzbiergarten. Ich habe mir und meinem Gehirn das jetzt zugetraut.
    Habe aber die ganze Zeit bis dahin jegliches Risiko gemieden. Ich hatte nie Suchtdruck ( was mir immer keiner glaubt ) und wenn mich nach 3 Monaten jemand gefragt hätte, ob mir das was ausmacht, mit trinkenden ( nicht saufenden ! ) Freunden wegzugehen, hätte ich sicher "nein" gesagt.
    Aber ich wusste : Es ist einfach ein Risikofaktor und deshalb habe ich es gelassen.
    In meiner 1-jährigen Therapie, ist jeder rückfällig geworden, der aus zu großer Sicherheit gegen die Grundregeln (bzw -bausteine) verstoßen hat.

    Du warst 6 Monate trocken, dann 8 Monate. Willst Du das wirklich so fortsetzen ? Das Dumme daran ist, dass Dein Gehirn auch lernt: Ach was, geht ja, ist ja gar nicht so schlimm, wieder neu anzufangen. Ich glaube schon, dass es wichtig ist, alle Risiken auzuschalten, auch wenn man meint, sie seien für einen selbst nicht riskant.

    Alles Gute, nicht nur für die nächsten Monate !
    Bettina

    Hallo Kossi,

    mal ganz was anderes. Mir springt immer wieder der Begriff "Selbstwertgefühl" ins Auge, wenn ich Deine Beiträge lese. Du fühlst dich gut, wenn du Deine Gruppen leitest. Da merkst Du, was du kannst : Gut zuhören, sehr genau spüren, was den anderen fehlt, deine Erfahrungen weitergeben.

    Hast Du schon mal daran gedacht, eine neue Berufsausbildung zu beginnen ? Umschulung, Beratung beim Arbeitsamt, Fachabitur nachholen, "Soziale Arbeit studieren", neue Lehre in etwas, das Dich nicht (so sehr) körperlich fordert....... Bin sicher, da gibt es tausend Möglichkeiten.

    Hartnäckig sein und nicht so schnell aufgeben, ist schon gut. Aber jahrelang mit etwas zu kämpfen, Deinem Körper, Fitnessstudio, etwas erzwingen zu wollen, was einfach nicht klappt, macht keine gutes Gefühl. Du holst dir nur jedes Mal ( oder meistens ) "Deine" Portion Frust ab. Du kommst mir vor wie Don Quijote, der gegen die Windmühlenflügel anrennt.
    Mein Rat wäre, wenn du denn einen willst oder annehmen kannst : Lass das sein. Entscheidung : Geht einfach nicht mehr, basta !!!!! Könntest du Dir sowas vorstellen ?

    Und einen neuen Weg einschlagen, richtig neu. Mensch du bist 47 ! Dir steht doch alles offen. Therapien sind wichtig und richtig, aber aus meiner Erfahrung sind Erfolgserlebnisse schon sehr starke Heilmittel ( nach denen man auch süchtig werden kann ;-)).
    Besinn Dich auf das, was du kannst : Mit Menschen umgehen! Und gib' mal Deinem Kopf 'ne Chance zu zeigen, was der noch alles kann.

    Soweit mein Senf zu Deinem Thema. Alles Gute für Dich und lieben Dank für Deinen letzten aufbauenden Beitrag in meinem Thread.
    Bettina

    Hallo an alle,

    jetzt ist mein Thread doch glatt bis auf Seite 4 zurückgefallen. Na ja, wieder ein halbes Jahr. Eine PN von Karsten hat mich aufgeweckt.
    Auf jeden Fall geht es mir trocken hervorragend. Kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen, worum der Alkohol mal unbedingt sein musste. Bin natürlich extrem wachsam, befolge alle Regeln, gehe in meine SHG, aber ansonsten - kein Thema.

    Ich kann nur sagen : Es war so leicht, aufzuhören - bis jetzt ( 18 Monate ). Klingt für manche vielleicht komisch, für andere aber auch eventuell ermutigend. Das hätte ich mir früher nie vorstellen können.

    Vielleicht schaff' ich's ja, mich hier öfter lesen zu lassen, obwohl meine Tage ziemlich voll sind. Vor allem mit meiner Querflöte, wo ich letzten Herbst nach 30 Jahren wieder mit Unterricht angefangen habe. Geht super und macht einen Riesenspaß. Musik ist einfach ein riesiges Packet voller Streicheleinheiten für den Geist und die Seele. Jetzt vor den Ferien ist alles voll mit Proben und Konzerten.

    Bis vielleicht bald !
    Bettina

    Also bei mir ist es so, dass ich die Scham nur mir selbst gegenüber wirklich empfinde, bzw empfunden habe. Bin es, glaube ich, jetzt los.

    Mir ist in dem ganzen Jahr mit anderen Menschen nichts und niemand begegnet, was mich dazu gebracht hätte, mich über Vergangenes zu schämen.
    Die meisten näheren Freunde oder Verwandte sagten ( was ich nicht für ganz ehrlich halte, weil man es mir durch Röte und Aufgedunsenheit definitiv angesehen hat ) : O je, wusste nicht, dass es schon so schlimm war. Aber toll, wie Du jetzt damit umgehst. Auch mein Optiker, Akustiker, die ja viel mit dem Gehirn zu tun haben, alle Ärzte ( vor denen ich immer so viel Angst hatte ) : Nur Anerkennung und Mut Machen.

    In Ergänzung zu dem, was Chaosimleben schreibt : viele Menschen sagten zu mir : "Boahh, super, Respekt. Ich trink eigentlich (!!) auch viel zu viel, hab nur nie den Schneid gehabt, es anzugehen. wie hast du das geschafft ?????"
    Auch wenn man früher Mist gelabert hat ( oder Schlimmeres ) : gar nicht so wenige Menschen sehen Gott sei Dank, das, was Du heute bist oder tust.

    Mein Fazit :
    Selbstbewusstsein und Stolz ( nicht Überheblichkeit! ) sind angebracht. Jetzt kommt bestimmt jemand und sagt : Demut - ist auch richtig !

    Gute Nacht
    Bettina

    P.S. Mir ist es übrigens nicht egal, was andere Menschen sagen, finde es sogar sehr interessant, denn es sagt sehr viel über diese selbst aus.

    Hallo Purzelbaum,

    nee, Rohstoffmarkt nicht. Kenne mich auch mit Future - Kontrakten nicht aus. Nur Gold und Silber und das mache ich mit CFDs und Optionsscheinen oder Knock-Outs.
    Aber, wenn ich mir nicht höheren Zorn zuziehen will, sollten wir für Weiteres hierzu ein Freizeitthema aufmachen.

    Oh je, jetzt habe ich wohl etwas angerichtet, als ich von "normalem Dopaminmangel" schrieb.
    Das ist zwar schon richtig, da der Alkohol die Dopamin- und Noradrenalinproduktion anregt, was dann halt fehlt. Deswegen fühlen sich viele trockene Alkoholiker so wohl beim Sporteln, weil das genau wieder die Neurotransmitterproduktion ( das sind diese Stoffe ) in Gang setzt.

    Wie sich das auswirkt, ist aber ganz sicher bei jedem unterschiedlich. Viele Frisch-Trockene ( oder wie nennt man das ?? ) erzählen von einer anfänglichen Euphorie, wo sie Bäume ausreißen könnten, die dann aber wieder abflaut und in einer Delle landen kann. Ich habe es als sehr wichtig empfunden, in dieser Phase in der Therapie zu sein.
    Nachdem ich 2007 meinen Mann verlassen und 2008 meine Stellung in der Industrie aufgegeben habe, hatte ich auch keinen "Zwangsrahmen" für meinen Alltag.
    Mit meiner Therapeutin sprach ich immer über Kontrolleur und Schweinehund. Der Kontrolleur hat bei mir als Perfektionist mit Beruf und Mann und Haus und Kind 30 Jahre lang die Oberhand gehabt.
    Nachdem ich 2007, 2008 noch nass obige Trennungsprozesse vollzogen habe und der Neubau meines Lebens 2009 mit der Trennung vom Alkohol sowas wie die Krönung feierte, witterte der Schweinehund seine Chance : Jetzt bin ich dran !!!!! Kontrolleur und Perfektionist bekamen keinen Fuß mehr auf den Boden.
    Er tat einfach was er wollte, am besten nur lesen, Musik hören und in der Sonne liegen. Und wenn der Perfektionist Bad oder Fenster putzen wollte, dann gab's erheblichen Zoff. Mein Schweinehund benahm sich wie ein 4-Jähriger im Trotzalter. Wahrscheinlich war er in seinem Reifungsprozess tatsächlich in dem Stadium hängengeblieben.

    Inzwischen haben die beiden gelernt , miteinander zu reden und vor allem akzeptiert der Kontrolleur den Schweinehund, der mit sehr viel mehr Selbstbewusstsein jetzt auch dem Perfektionisten mal Seins lassen kann ohne gleich wieder in der Schmollecke zu sitzen oder Tobsuchtsanfälle zu bekommen.

    Soviel dazu bei mir. Ich denke, dass das bei Dir ganz anders aussehen kann und wird, weil meistens ja die Herausforderung antreibt. Ich hatte keine wirkliche, bis auf Trocken werden/leben/mich selbst erkennen und wohlfühlen.

    Schönen Abend
    Bettina

    Hallo "Mag dich mit Deinem Nick nicht ansprechen",

    ich meinte nur, sie hat Dir nichts getan. Warum solltest du sauer sein ?
    Ja, sie hat Dir gezeigt, dass Deine bisherige Liebesmüh vergeblich war, okay. Aber auch das ist ja nichts zum sauer sein, sondern die Aufforderung zur Abgrenzung.
    Aber klar, das ist meine Sicht, Du bist eben tief gekränkt und wütend im Moment, ist auch ok, zum rund machen gibt es trotzdem echt keinen Anlass. Außerdem könnte es sein, dass du Dich wieder ärgerst, wenn es nichts nützt.

    Alles gesagt, möchte nur die Bemerkung von Paul nochmal herausheben : Wir Menschen (viele, die meisten ) leiden nunmal mit mit denen, die uns lieb sind. Das ist wichtig und richtig und empathisch. Wirf Dir das bloß nicht vor !
    Die andere Seite der Medaille - den Selbstschutz, die Abgrenzung- müssen wir uns hart erarbeiten, wenn jemand nicht ein außergewöhnlich ausgeprägter Egoist ist.
    Ich mach sowas zur Zeit mit meinem 20-jährigen Sohn durch, weil er gehörig spinnt ( nicht mit Alk ).
    Ist einfach so !

    LG Bettina

    jetzt hab ich gerade Day Traden genau erklärt und dann irgendeine falsche Taste erwischt. Also nochmal ganz kurz : Ich handle an der Forex, also am Geldmarkt, kaufe Euro oder Pfund gegen Dollar und verkaufe sie dann wieder, so im allgemeinen 1-2 Stunden später, hopefully mit Gewinn.
    Wenn jetzt einer meint, ich wäre einer von den bösen Buben, die den Euro in den Keller jagen, dann stimmt das prinzipiell schon, bei meinen Summen aber nicht. Ich versuch nur mit den Großen mitzuschwimmen.

    Gruß
    Bettina

    Hallo Purzelbaum, Paul,

    ist richtig, habe nur diesen Eintrag gelesen. Was meinst Du Purzelbaum ? Siehst Du Zusammenhänge mit diesem Ereignis vor 5 Monaten, was auch immer das war ?
    Trotzdem, auch wenn Deine negative Gefühlslage tiefgreifender sein sollte, was ich geschrieben habe, wird deswegen für mich auch nach mehrmaligem Durchlesen nicht falsch.

    ein besonders schönes Wochenende !
    Bettina

    ganz lieben Dank für die vielen Gratulationen : Linde, Matthias, Viola ( ist aber wirklich schöner als Kindi ), Karsten, Martin, Kaiserstuhl, Purzelbaum.

    Linde, ja, der Nick : Ich lass ihn, Hoffnung ist immer gut. In Bezug auf meine Trockenheit ist daraus allerdings schon sehr viel mehr geworden : ein gesundes Vertrauen, dass ich das gut schaffen kann, wenn ich aufmerksam bleibe. Meine Therapeutin gibt mir auch sehr gute Chancen ( was mich natürlich nicht in Sicherheit wiegen wird ).

    Der Thread : Erleichterung stimmt auch noch, immer mehr.

    Das Jahr war in Summe wirklich toll. Suchtdruck nahezu gleich Null von Anfang an. Ich brauch's einfach nicht. War auch nie ein Problemtrinker, allerdings unbeherrscht bis zum geht nicht mehr - mit allen Dingen.
    Das erste halbe Jahr hatte ich massiv mit Antriebsblockierungen zu kämpfen, die aber keine Depression waren, sondern schlichtweg der mit der Nüchternheit einhergehende normale Dopaminmangel. Das Gehirn funktioniert ja erst nach ca. 1 jahr wieder so, wie die Gene es vorsehen.

    Die anfängliche Unsicherheit, was muss ich denn jetzt ändern, hat sich gelichtet. Die fast einjährige Therapie ( ambulant kann ich nur empfehlen, wer sich's zutraut, ist unglaublich intensiv ) ging, zumindest im Einzel gar nicht so sehr um den Alkohol, sondern um mich als Persönlichkeit. Ich habe geredet und geredet und geredet, was ich noch niemandem erzählt habe. Ergebnis ist eigentlich, dass ich mich nicht ändern werde und nicht ändern muss. Was völlig anders ist, ist wie ich mich selbst betrachte, also mein Selbstbild. Und da gibt es Persönlichkeitsstrukturen, auf die ich aufpassen muss (s.o.) und die ich weiterentwickeln kann.
    Ich werde extrem wachsam bleiben ( also kein Schweinebraten ohne Nachfrage, ob vielleicht Bier in der Soße ist etc. ). Die fragwürdige Erkenntnis : "Also geht doch, hat mir nichts ausgemacht" darf es niemals geben.
    Ich bin in dem Jahr, fast nicht aus dem Haus gegangen. Gute Freunde schon, aber keine Feste, Märkte, Restaurants..... Das fange ich jetzt langsam erst wieder an.
    Wunderschönes Konzert am Samstag und in der Pause : Glüüüüüüüüühhhhhwein - geruch in allen Gängen. Sowas von ätzend. Ich bin geflüchtet.
    Therapeutin sagt, ich solle mir das erhalten, muss nicht normal werden.

    Ansonsten platze ich vor Aktivitäten in Haus, Garten, Musik, meinem Job als selbstständiger DayTrader.......
    Mit dem Maßhalten habe ich's halt überhaupt nicht, aber das richtige Kanalisieren ist eben wichtig.

    So, ist schon ziemlich spät. Demnächst wollte ich nochmal über ein Beispiel zum Thema Kummer, Ärger, Wut, Angst schreiben, vielleicht am WE.

    Ach Viola, habe mich übrigens für den erweiterten Zugang angemeldet, wie du im Sommer vorgeschlagen hast, also wir hören noch voneinander !

    Gute Nacht !
    Bettina