Beiträge von Fera

    Hallo Atze,

    klar mach ich das für mich. Jetzt mache ich es für mein Kind in meinem Bauch. Sie würde ihr Leben lang darunter leiden wenn ich jetzt Alkohol trinken würde. Ich möchte dafür nie verantwortlich sein. Und schaffe das ja auch gut. Da wirft sich mir gleich die Frage auf: warum habe ich mich nicht als so wchtig genommen, mir zuliebe aufzuhören. Warum musste da erst die Schwangerschaft kommen? Warum hab ich eigentlich erst angefangen?

    Ich komme aus einem Suchthaushalt, mein Vater (lebt leider nicht mehr) hat seine Ehe mit dem Suff kaputt gemacht. Meine Mutter hat einen Mann geheiratet, der mich jahrelang missbraucht hat. Sie ist noch heute mit ihm zusammen und das zu aktzeptieren fällt mir nicht leicht. Ich habe eine Therapie gemacht, eigentlich einige, die Letzte ging über 3 Jahre und hat mir wirklich etwas gebracht. Da habe ich es dann geschafft den Kontakt zu ihm abzubrechen. Ich hatte jahrelang das Gefühl, ich mache die Familie kaputt.
    Schwierig ist es trotzdem damit zu leben, dass der Abschaum meiner Mutter mehr bedeutet als ich. Denn so sehe ich das leider. Mein Bruder hat mich als Kind missbraucht, ich war im Grundschulalter. Das allerdings wurde nie thematisiert.
    Ich glaube sogar, der denkt ich habe das vergessen.

    Manchmal frage ich mich ob es einfach die Gene sind, die einen zum Süchtigen machen. Ich bin recht exzessiv in gewissen bereichen. Ich habe mich mit Essstörungen rumgeplagt bevor ich zur Flasche griff, war depressiv...all so was.

    Und das ist so weit weg und doch so nah. Denn, so wie ich inzwischen glaube: die Arbeit fängt für mich erst an. Nämlich dann, wenn ich nicht mehr schwanger bin, nicht mehr stille, meinen normalen Alltag mit Arbeit, Haushalt und all dem was dazu gehört, wuppen muss.
    Und wie das wird, da bin ich gespannt und auch ängstlich.

    Fera

    Ihr Lieben,

    eure Worte machen mir noch zusätzlich ein gutes Gefühl im Bauch. Ich weiß und muss sagen: ich habe Angst vor dem Tag an dem sie mich nicht mehr braucht. Ich habe schon 3 Kinder und bin durch gewisse Umstände eben in die Abhängigkeit gerutscht. Ich weiß, wie es sich anfühlt die Achtung zu verlieren vor mir selbst. Das tut so weh. Ich habe in den letzten Monaten mal rekapituliert was ich eigentlich auch für Unsummen von Geld ausgegeben habe, die ich meiner Familie, meinen Kindern hätte zukommen lassen können.
    Ich sehe das heute aus einem anderen Blickwinkel und hoffe, wünsche, flehe täglich, dass mir dieser Blickwinkel auch nach meiner Schwangerschaft erhalten bleibt.
    Meine Blutwerte sind prima, ich habe seit Jahren endlich mal kein Blut im Urin (auch wenn ich nicht weiß ob das Gift dafür verantwortlich war). Ich habe keine Augenränder wenn ich morgens aufwache.
    Das sind so Dinge, bei denen ich nie dachte, sie zu bemerken.

    Heike, manchmal braucht man so einen Satz um sich das begreiflich zu machen, wie sehr die Kinder darunter leiden.

    Meine große Tochter wird im kommenden Jahr 16, sie darf ab dann lt. Gesetz Alkohol trinken. Mir graut jetzt schon davor!! Ich weiß, dass sie einen starken Rücken hat und ich hoffe so sehr, dass sie es schafft in den richtigen Momenten verantwortungsbewusst zu handeln.
    Ich versuche mit ihr zu sprechen über das Thema. Selbst mit meinen Jungs. Die Beiden gehen schon auf die Barrikaden wenn ich mal Saft trinke, der wie Wein aussehen könnte. Und sie überprüfen das. Ist das normales Verhalten? Ich weiß es nicht, hoffe es aber. Meine Antwort darauf ist: man darf in der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken, weil das Baby sonst schlimm krank wird. Ich versuche ihnen ganz klar zu machen, dass ich das nie machen würde. Ist mein Verhalten da überzogen? Ich weiß es auch nicht... ich möchte so viel richtig machen!!!

    Lg Fera

    Kurzer Zwischenstand....

    Ich bin jetzt in der 35. Woche schwanger. Der große Tag rückt immer näher und ich lebe in 6 Tagen sage und schreibe 7 Monate ohne Alkohol.

    Es gibt Momente, keine Tage mehr, an denen ich unruhig bin. Aber ich kann an einem Weinregal vorbei gehen ohne unruhig zu werden. Mein Baby, es ist ein Mädchen, ist gesund. GESUND!!! Ist das nicht der schönste Lohn? Ich habe Zugang zu meinen Kindern bekommen, ich kann mich, trotz Schwangerschaftsdemenz ;) an den Vorabend erinnern und ich fiebere dem Tag entgegen an dem mein Baby geboren wird. Nicht weil ich dann wieder trinken könnte, sondern weil ich so voller Vorfreude bin, sie zu sehen.
    Mein Umfeld ist mit mir so gut wie alkohlfrei geworden. Meine Schwiegereltern bieten mir, trotzdem ich schwanger bin (finde ich eine Frechheit und kommuniziere das auch so!) Alkohol an.
    Ich schaffe es, mit Streitigkeiten zwischen meinem Mann und mir, inzwischen anders umzugehen.
    Und ich kann mir im Spiegel in die Augen schauen!! Ich war inzwischen mit meiner Freundin tanzen, sie hat getrunken, ich natürlich nicht. Und es war zuerst komisch, aber beim 2.Mal völlig ok.

    Ich muss gestehen, ich fühle mich manchmal..... sagen wir: überlegen, stark, sicher. Und dafür lohnt es sich allein schon. Für dieses Gefühl, nicht jeden Morgen mit Kopfweh und dem Gefühl als hätte mich ein Zug überfahren, aufzuwachen.

    Und ich gestehe, ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe.

    Dieser kleine Mensch in mir, meine Rettung....

    Fera

    Hallo,

    ich war lange nicht da. Ich habe gekämpft, immer und immer wieder und immer wieder dachte ich: ich kann es nicht. Ich schaffe es nicht. Und dann passierte etwas....
    ...etwas unvorhergesehenes.

    Ich wurde schwanger. Am 10.5. dieses Jahres machte ich einen Schwangerschaftstest und dieser war positiv. Bis zu dem Tag trank ich täglich. Viel.
    Und auch wenn ich weiß, dass es nicht gut ist, sofort aufzuhören, tat ich es! Ich trank seitdem keinen Tropfen mehr.

    Und ich habe Angst. Ich weiß, dass ich es schaffe nichts zu trinken, aber ich habe Angst vor der Zeit danach, nach der Schwangerschaft. Nun, ich "ruhe" mich im Moment darauf aus, dass mein Baby ja erst im Winter geboren wird und ich bis dahin auf jeden Fall nichts trinken werde. Aber danach? Gut, ich möchte stillen und ich weiß, dass ich auch dann sicher schaffen werde nichts zu trinken, denn die Verantwortung meinem jetzt ungeborenen Kind und dann meinem Säugling gegenüber ist so groß, dass jeglicher Gedanke an einen Tropfen Gift extrem abwegig ist.

    Aber dann..... was ist dann?? Dann bin ich wieder "allein" und da ist meine Angst so extrem groß!!

    Könnt ihr das nachvollziehen?? Der Schutz meines ungeborenen Kindes schützt mich selbst.

    Ich habe schon vor 2 Jahren gesagt: würde ich nochmal schwanger werden, würde ich aufhören können.

    Ich habe 2006 eine Abtreibung gehabt. Damals habe ich noch nicht so viel getrunken. Eher mal ab und an. Und diese Abtreibung hat mich fertig gemacht. Ich habe es bereut und bin nie damit fertig geworden. Und nun, dieses Kind. Trotz Verhütung, trotz eingeschränkter Zeugungsfähigkeit....

    Aber ich habe Angst vor der Zeit danach.... so groß und es wird immer schlimmer.

    Ich sehe mich jetzt mit anderen Augen, ich finde mich schön, ich kann mir in die Augen schauen, ich fühle mich stark, ich bin gerade die Frau, die ich sein möchte. Und ich habe Angst, dass ich mich wieder verliere...

    Danke fürs Zuhören...

    Fera

    Hallo Linde,

    da ich hier die Möglichkeit habe an den PC zu gehen (ich diese Möglichkeit aber doch als Ausnahme betrachte), möchte ich doch schreiben wie es mir hier geht... ich bin in einer Mutter-Kind-Einrichtung und es ist wunderschön hier. Ich bekomme Unterstützung, der Therapeut ist klasse, ich kann mit ihm reden, er gibt mir Rückmeldungen, ist dabei sehr kritisch, was ich jedoch gut finde...

    Der geschützte Bereich, ja, das finde ich gut!!
    Ich melde mich dann nach der Zeit in der Klinik an, aber so 2 1/2 Wochen bin ich ja noch hier... ich fühle mich frei... auch wenn es ungewohnt ist und ich auf mein "zartes Pflänzchen" gut aufpassen muss und das auch tue...

    Alles Liebe, Fera

    Ok, auch wenn ich nicht so viel Resonanz bekomme wie ich mir erhofft habe, so möchte ich doch sagen, dass ich jetzt für drei Wochen weg bin... Ich fahre ich in eine Klinik, dort hoffe ich auf Hilfe auf meinem Weg!!!

    Denn: ich bin Alkoholikerin und ich schaff es nicht allein im Moment! Ich möchte für meine Kinder da sein, ohne den Drang zu haben, ich muss trinken um das zu wuppen!
    Und deswegen nehme ich die Hand, die man mir reicht!

    Alles Liebe für euch und bis bald...

    Fera

    Zeitfenster... für mich... hm, nein. Ich habe das Gefühl, dass ich für alle mitdenken muss, klar, ich bin die Mutter... und dann diese Angst! Ich habe Angst vor so vielem und das bringt mich fast um den Verstand.

    Kennt ihr das? Wie entgeht ihr dem? Wie kommt ihr, trotz Diskrepanzen mit dem Partner darüber weg? Es ist ein Kampf, ich habe mir das leichter vorgestellt...

    Tja, wie läuft mein Tag ab? Ich stehe sechs Uhr auf, kümmere mich um meine Kinder und dann geh ich arbeiten. Mittags Hetze ich nach Hause, meine Kinder warten schon zu Hause, in Stau geraten darf ich auf keinen Fall!!! Dann Mittag kochen und dann Hausaufgaben mit den Kindern, MEGA-Diskussion mit meinem Jüngsten wegen der Hausaufgaben!!!
    Aber die schlimmste Situation kommt noch! Nämlich die Angst vor der Heimkehr meines Mannes! Er hat immer was zu Nörgeln, egal wie aufgeräumt, sauber es ist. Egal wieviel Mühe ich mir gebe, egal wie leise und artig die Kinder sind... Er ist schlecht drauf! Und DAS setzt mich extrem unter Druck, dass es mir jetzt schon fast den Atem nimmt. Wie oft haben wir geredet, diskutiert, erläutert... Es bringt nichts... Un das überfordert mich... Macht mich fertig.

    ... und wieder hier... ich war lange Zeit nicht hier... brauche aber eure Hilfe!

    Man, wie mich das annervt, dieser ständige Druck, das Gefühl mit allem überfordert zu sein, mit den Kindern, sich nicht darauf einlassen zu können und alles ist sooo viel, zu viel um das alles zu schaffen. Ich bin so fertig, habe das Gefühl manchmal gar nicht aufstehen zu können weil mich das Tagespensum überfordert bevor der Tag begonnen hat... Und immer das Gefühl, ich komm da nicht allein raus...

    Was soll ich da nur machen?! Habt ihr da einen Tipp??
    Ich bin so oft so kurz davor alles hinzuschmeißen!

    Fera

    Hallo OPA,

    das mit dem Brief klingt gut... mein Mann hat auch seitdem ich den Entschluss gefasst habe aufzuhören keinen Tropfen angerührt und sagt mir oft: er hat kein Problem damit... stimmt auch!! Sein Vater ist an den Folgen des Alkoholkonsums gestorben, aber doch ist er recht gut auf dem Boden geblieben. Abgesehen von seinen cholerischen Anfällen und Wutausbrüchen mit denen ich nicht gut umgehen kann, ich weiß auch, dass ich mir das immer weggetrunken habe... kein guter Weg ich weiß.

    Hallo Oliver,

    ja, das kann ich dir sagen: alltägliche Situationen. Kochen, putzen, alles mögliche... all das eben bei denen man sonst die Zeit hatte nebenbei noch ein Gläschen zu trinken. Und das sind die Gewohnheiten die einen daran erinnern: da war doch was, irgendwie war das sonst anders... heut trink ich immer dann einen Tee.

    Aber es war auch ein guter Tag heute: ich war anderthalb Stunden mit meinem Hund und meinen Kindern draussen, es war ja herrliches Wetter.
    Und jetzt ruhe ich gerade ganz in mir selbst und bin stolz auf mich weil ich den Tag geschafft habe, einkaufen war und schnurstraks an dem Alkoholregal vorbei gegangen bin und das gut ausblenden konnte...

    Nur mein Mann fragt mich ab und zu: willst du ein Glas Wein? Das nervt mich und ich sags ihm und er sagt es trotzdem!

    Hallo OPA,

    es berührt mich sehr was du schreibst, denn genau die gleichen Worte könnten auch von mir sein: ich überlegte an manchen Tagen so oft, was war nochmal gestern Abend, hab ich den Kindern was vorgelesen, haben sie Zähne geputzt, haben wir noch über etwas gesprochen...??!! Allein das sich bewusst zu machen ist manchmal so schmerzhaft, was für Zeit hab ich damit verschenkt betrunken zu sein, Gefühle nicht so zu fühlen wie sie sich anfühlen....
    Es ist mutig von dir, dass du jetzt bereit bist dich zu stellen, ich finde das sehr richtig!

    Ich freu mich von dir zu lesen,

    liebe Grüße Fera

    Manchmal ist es so leicht, dann denk ich gar nicht dran und dann wieder: ach komm, ich könnte jetzt schnell eine Flasche Wein kaufen fahren und dann wenn er heim kommt, dann lass ich die verschwinden... das ist doch krank! ich kann das zum Glück unterbrechen, aber es fällt manchmal so schwer...
    habt ihr da einen Tipp? Ich bin auch so antriebslos teilweise, die Kinder retten mich wirklich davor nicht in dem Ganzen hier unterzugehen... ich gehe nun auch wieder arbeiten, da bin ich auch abgelenkt.
    Aber nun ist Wochenende und es sind wieder so viele Situationen da in denen ich sonst zur Flasche gegriffen habe... oh man! Wird das leichter? Kann man lernen die stehen zu lassen??

    ... dass es so Zeiten gibt in denen ich allein bin und dann ist es schwierig... das zeigt mir eigentlich wo ich stehe. Es ist täglich ein Kampf und ich kann mich nicht dagegen wehren, ich bin froh wenn der Nachmittag vorbei ist und ich mich nüchtern ins Bett legen kann. Dann freu ich mich darüber, dass ich den Tag geschafft habe... manchmal ist es schwerer, manchmal leichter.

    Geht euch das auch so?

    Wenn ich mir so überlege wieviel Geld ich ausgegeben habe im Laufe der letzten Jahre... nur wegen dem Alkohol... das tut mir schon weh.

    Ich komm auch aus einer Alkoholikerfamilie: Mutter, Vater, meine 2 Brüder, mein Onkel ist daran zugrunde gegangen, meine Tante war auch immer blau. Schlimm ist das... und ich habe meinen Kindern DAS vorgelebt, auch wenn ich nicht so betrunken war, dass ich in der Ecke lag, so macht das die Sache überhaupt nicht besser... ich schäme mich so!!!!!

    ... und es fällt mir schwer das zu schreiben: ich bin wohl alkoholkrank.

    Wie lange, hm schwer sagbar, etwa 2-3 Jahre? Angefangen hat es natürlich schon früher, so etwa 6 Jahre ist es her. Bis Mitte 20 hab ich so gut wie nie getrunken und dann gings schleichend los... Nach meinen Kindern, insgesamt habe ich 3. Ich bin nun also 32 und habe vor 2 Wochen entschieden, dass nun genug ist. Auslöser war das Wegbringen der Flaschen, die im Keller standen... so viele waren das, Weinflaschen. Ich habe mich dann meinem Mann offenbart, dass ich glaube es würde mit mir was nicht stimmen. Er hat mir zugestimmt, mir Beistand versichert und seitdem trinke ich nichts mehr. Es fehlt mir körperlich nicht, soweit gut, seelisch muss ich sagen: es fehlt mir immer weniger. In der letzten Nacht träumte ich, dass ich sämtlichen Alkohol wegschloss, im Keller. Ich denke Träume sind normal, das hab ich hier schon öfter zumindest gelesen... ich war noch nicht beim Arzt, habe Angst vor meinen Blutwerten, habe aber schon mit einer Suchtberatung telefoniert, die mir sagten es würde nur über eine offene Sprechstunde gehen, dass ich kommen kann... ich hätte lieber einen Termin, schäme mich eben sehr da vielleicht anderen Menschen zu begegnen, die sich dann so ihre Gedanken machen...
    Kennt ihr das?

    Ich hoffe sehr, dass ich hier Kontakt zu Betroffenen bekomme. Immer wenn ich an den Alkohol denke, dann lese ich hier und es geht mir dann besser weil ich mich verstanden fühle... 2 Wochen sind nicht viel, aber ein Anfang sage ich mir und doch weiß ich, dass vieles in mir ist, was ich vielleicht einfach nicht anpacken wollte weil es zu weh tut... aber das kennen ja auch viele von euch.

    Ich bewundere jeden, der diesen Weg geht, er ist nicht einfach, das erahne ich...

    Ich hoffe sehr, dass ich nicht zu wirr geschrieben habe.

    Freue mich sehr auf eure Antworten.

    Liebe Grüße, Fera