Beiträge von CoLibri

    Hallo ihr Lieben,

    so etwas ähnliches, wie ihr beschreibt, hat meine Therapeutin auch gesagt. Ich solle versuchen, in diesen Momenten, in denen es mir schlecht geht, mir zu vergegenwärtigen, dass ich nicht mehr der unsichere, verlassene Mensch von damals bin, der (zu recht) von allem überfordert war. Sondern dass ich mein Leben jetzt selbst in der Hand habe, mir eine Sicherheit aufgebaut habe und komplett unabhängig von ihr bin.

    Ich habe irgendwo im Forum gelesen, dass wir EKA's oft in der Vergangenheit oder in der Zukunft sind (gedanklich), jedoch selten in der Gegenwart. Das ist auch bei mir so. Deshalb wäre eine Art Achtsamkeitstranining wahrscheinlich auch eine ganz gute Hilfe. Werde ich mir wohl demnächst mal bestellen. Bin oft in der Vergangenheit, bei dem Trauma, und bei der endlosen Alkohol-Geschichte. Und andererseits blicke ich oft (mittlerweile positiv!) in die Zukunft und mache unglaublich detaillierte "Was wäre, wenn...?"-Spielchen.

    Der Vorgang der Loslösung beschäftigt mich immer noch sehr. Ihr berichtet von "Kontakt einschlafen lassen". Was heißt das konkret? Dass ihr euch immer seltener gemeldet habt, und von der anderen Seite her nichts mehr kam?
    Bei mir ist es so in der Art. Von ihr geht sehr wenig Meldefreudigkeit aus. Wenn ich mich nicht melde, haben wir sowieso keinen regelmäßigen Kontakt. Seit einiger Zeit melde ich mich gar nicht mehr.. Ich bin da so eine Sorte von Mensch, die es da manchmal ein bisschen übertreibt... so nach dem Motto entweder ganz oder gar nicht .. und manchmal vielleicht etwas zu rigoros reagiert... Aber ich kann einfach nicht mehr so tun, als ob mich das interessiert oder gut tun würde. Jedes Gespräch trifft mich im Mark, und zwar jetzt viel mehr als früher.

    Jetzt bin ich abgeschwiffen.. Eigentlich wollte ich damit sagen, dass es sich im Moment auch auf eine Art "Kontakt einschlafen / im Sand verlaufen lassen" einpendelt...

    Auf der anderen Seite meinte meine Thera, dass es besser wäre, ihr irgendwann die Wahrheit zu sagen. Mal ganz davon abgesehen, dass es ja auch nur fair wäre, ich aber gar keine Lust mehr habe, fair zu ihr zu sein...
    Es wäre aber auch für mich vielleicht besser, oder? Dass man für sich einen Abschluss hat bzw. dass man dem Suchtkranken die ehrliche Meinung gesagt hat und sein Päckchen "losgeworden" ist.
    Allerdings glaube ich nicht, dass sie das verstehen würde... aber das muss sie ja auch gar nicht...
    Bin hin- und hergerissen. Was ich am kuriosesten finde: In meinem Kopf taucht ständig die Frage auf, WAS ich ihr denn (ehrlicherweise) antworten würde, auf die Frage, warum ich mich nicht mehr melde und sie auch nicht mehr besuchen komme...

    "Ich habe keine Kraft mehr für die Situation, in der wir uns seit Jahren befinden. Deine Alkoholkrankheit .... macht ... ja, was macht sie?

    Tue mich sehr schwer, da etwas zu formulieren..
    Ich glaube, ich könnte ihr da wirklich nicht gegenübertreten und meinen Entschluss mitteilen. Würde stottern und nicht die geeigneten Worte finden... Oh, allein der Gedanke an diese Situation schnürt mir schon die Kehle zu!

    Jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben...
    Aber es tut so gut, die Gedanken hier im Forum zu lassen...

    Wünsche allen eine gute Nacht...

    Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir gerade geholfen habt...

    Hatte wieder eine Heulattacke ... habe das Forum aufgerufen und als ich eure Beiträge gelesen habe, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen...

    Es gibt euch, die Menschen, die mich verstehen, die wissen, wie schmerzhaft dieser Weg ist, und die mich unterstützen.

    Danke, dass ihr mir Mut gebt und die Erlaubnis, meine Gefühle zuzulassen. Und das Gefühl, dass es okay ist, wenn ich das tue. Nicht krank, verrückt, depressiv, sondern okay.

    Danke....

    Hallo girasole,

    auch ich komme mal auf Stippvisite vorbei.
    Habe mich ein wenig durch deinen Thread gelesen und möchte dir sagen, dass ich es toll finde, wie viel Durchhaltevermögen und Kraft du hast. Ich finde, du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein.

    Ich habe auch überlegt, mit Meditation anzufangen, weiß nur nicht so ganz, ob nun per CD oder in einem Kurs - wie sind deine Erfahrungen?

    Liebe Grüße und einen schönen Abend,
    colibri

    Danke...

    Aber seit ich mich mit der Situation auseinandersetze, kommen immer wieder diese "Heul-Attacken". Auch heute geht es mir nicht gut. Ich bin viel verletzlicher als sonst.

    Das letzte Telefonat hat mir wieder recht weh getan. Sie hat wieder Zweifel angemeldet. Immer zweifelt sie an mir, sieht auf mich herab, obwohl ich ein Leben führe, auf das andere Eltern EXTREM stolz wären (ohne mich hier selbst loben zu wollen, aber es ist einfach so). Und sie macht mich immer noch nieder. Findet immer was, was sie schlecht reden kann.

    Ich kann nicht mehr!!!!!! Diese Frau macht mich krank!!!! Und das ist meine eigene Mutter?!? Ich kann es manchmal einfach nicht glauben...

    Ich komme immer näher an den Punkt, den Kontakt ganz abzubrechen. Ich kann einfach nicht mehr....

    Es tut so weh.......
    Ich bin so wütend... traurig.. enttäuscht..

    Wann hat dieser ganze Wahnsinn nur ein Ende?

    Hallo sarawen,

    vielen Dank für deine ermutigenden Worte.

    Ich versuche mir weiterhin, zuzugestehen, dass ich diesen Weg beschreiten darf. Dass ich mir die Ruhe und Distanz nehmen darf. Dass ich keine schlechte Tochter bin. Und die, die mich dafür halten, versuche ich außen vor zu lassen. Ich habe alles versucht. Nichts hat funktioniert, in dem Sinne, sie wieder "auf die richtige Bahn im Leben" zu bringen. Sie will nicht. Und ich kann einfach nicht mehr. 9 Jahre des kräftezehrenden Kontakts, der einseitigen Beziehung, der fehlenden Liebe, der Lügen, Intrigen und Psychospielchen reichen einfach.
    Ich lebe etwas langsamer, und genieße wieder mehr. Mich auf mich zu konzentrieren ist toll. Ich bin es wert.

    Habe ihr zum Geburtstag Blumen geschickt. Habe lang überlegt, ob ich das mache, und mich dann dafür entschieden.
    Zwecks Besuch: Nächste Woche bin ich zwar in der Gegend, bin aber noch SEHR am überlegen ob ich hinfahre. Ich glaube fast, dass ich es nicht tun werde. Ich habe so tolle Erfolge in den letzten Wochen gemacht, ich habe Angst, dass ich mir damit alles kaputt mache. Oder zumindest wieder einige Schritte zurückfalle.

    Ich kann auch die Zeit mit meinem Partner mehr genießen. Ich bin sehr, sehr glücklich mit ihm. Und ich glaube, er mit mir auch :) Wir machen schöne Unternehmungen und er sagt mir oft, dass er mich liebt. Ich glaube, unserer Beziehung hat es auch gut getan, dass ich mir Hilfe gesucht habe.

    Alle engen Freunde, denen ich von den jetzigen Änderungen erzählt habe, waren begeistert und haben mir zugesprochen. Sie seien sehr stolz auf mich und ich befände mich auf dem richtigen Weg.
    Das zu hören ist Balsam für die Seele!

    Mittlerweile kann ich mir auch eine komplette Loslösung in Form eines Kontaktabbruchs vorstellen. Denn ich weiß jetzt, dass es mir richtig gut tut. An sich ist das gar nicht so schwer: Da von ihr ja SEHR wenig Initiative in dieser Richtung kommt, haben wir , solange ich mich nicht melde, sowieso so gut wie keinen Kontakt.

    Ich frage mich nur, ob ich es einfach "im Sand verlaufen lasse" und mich einfach nicht mehr melde, oder, und das ist vielleicht besser für mich und fairer ihr gegenüber (ob sie das verdient, dass ich fair zu ihr bin, sei mal dahingestellt), mit offenen Karten zu spielen und ihr (nur einmal) klar und deulich meinen Entschluss mitzuteilen. Soweit bin ich allerdings noch lange nicht.

    Aber ich bin schon mal 200% weiter als noch vor einem halben Jahr.

    Die ganze Situation belastet mich trotz der Hilfe sehr.
    Habe immer öfter emotionale Downs. Kenne ich von früher. Ist unglaublich anstrengend und Kräfte zehrend. Auch in schönen Situationen kommt das. Macht mir etwas Angst. Aber ich vertraue darauf dass das irgendwann wieder weg geht. Ich gönne mir viel Ruhe. Meine Mutter hat mich kurz angerufen letzte Woche. Hab gesagt ich hab keine zeit und ich melde mich. Hab ich aber nicht. Kann nicht. Will nicht.

    Hab einfach keine Kraft mehr für diese Beziehung.

    Noch ein wenig Brainstorming:
    Wut, Trauer, Hass, Enttäuschung, Urvertrauen, Sicherheit, verlassen werden, im Stich gelassen, egal, ungeliebt, Mutterliebe, Versagen, Loser, Ekel, abstoßend, reden lassen, Nein sagen, Mut, Optimismus, Zukunft, Freude, Liebe.

    Zitat von girasole


    Du mußt Dich nicht rechtfertigen.
    Vor niemanden, außer vor DIr selbst!

    Danke, das ist gut zu hören. Ich rechtfertige mein (richtiges) Verhalten immer noch viel zu oft. Ich habe ein Recht darauf, mich um mich selbst zu kümmern und mich nicht ungerecht behandeln zu lassen.

    In den letzten Tagen ging es mir ganz gut. Habe mich viel ausgeruht.
    Das letzte Telefonat mit meiner Mutter war in Ordnung. Keine großen Spitzen / persönliche Beleidigungen oder große Vorwürfe. Ganz "normal" und damit emotional nicht so sehr belastend wie das letzte Gespräch. Sie scheint bereits darüber nachzudenken warum ich sie schon solang nicht mehr besucht habe.

    Bei der Thera war ich heute auch wieder. Wir haben gemeinsam beschlossen, eine richtige Therapie zu beantragen, da wir denken, dass es zwischen uns stimmt und ich auf jeden Fall davon profitieren würde.

    Habe eine schöne Diagnose bekommen: Posttraumatische Belastungsreaktion. Das heißt, vieles von meinem Verhalten ist der Vergangenheit, sprich dem plötzlichen Tod meines Vaters und der Zeit danach, also als meine Mutter angefangen hat zu trinken, geschuldet.

    Meine emotionalen Downs bestehen demnach sowohl aus Gefühlen aus der Vergangenheit, als auch aus einer aktuellen Komponente.

    Alleine, dass ich das jetzt weiß, hilft mir schon, besser damit umzugehen. Und in den Momenten, in denen ich traurig bin, zu erkennen, dass ich im Hier und Jetzt lebe - und nicht in der Vergangenheit. Dass ich mir Sicherheit aufgebaut habe, die ich früher nicht hatte. Dass ich auf eigenen Beinen stehe und auf niemanden angewiesen bin. Und außerdem eine schöne und gute Beziehung habe. Dafür bin ich wirklich unglaublich dankbar.

    Gute Nacht an Alle...

    Hallo Hilflos,

    bei einer Doppelbelastung musst du NOCH mehr auf dich achten!
    Höre auf deinen Körper und deine Seele und setze Grenzen.

    Wenn dein Vater im alkoholisierten Zustand Verträge abschließt, ist er doch in dem Moment nicht geschäftsfähig. Ich bin jetzt in Jura nicht wirklich bewandert, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Verträge rechtlich wirksam sind, sollte es tatsächlich vor Gericht gehen oder darum, dass du einspringen sollst.

    Abgesehen davon: Warum lässt du dich denn anpumpen? Wieso spielst du bei den Spielchen mit? Wieso sagst du, du MUSST es bezahlen? Dem ist nicht so. Ich verstehe das aber gut. Es ist oft schwer für uns, "Nein" zu sagen, wenn wir um Hilfe gebeten werden. Aber er muss selbst die Verantwortung für sein Leben und seine Handlungen übernehmen. Nicht du.

    Das mit dem überteuerten Telefonvertrag kenne ich von meiner Mutter auch. Auch das in unseren Augen sinnlose Geld ausgeben. Vom Alkohol ganz zu schweigen.

    Wenn er nicht mehr ist, kommt es vom Erbe her drauf an. Wenn er dir nur Schulden hinterlassen sollte, musst du das Erbe meines wissens gar nicht antreten. Falls dich das sehr beschäftigen sollte, lass dich doch einmal rechtlich beraten. Dann bist du auf der sicheren Seite.
    Das wäre auch schon eine der Möglichkeiten, dir helfen zu lassen. Denn dann hast du schon mal die Infos darüber, was du juristisch für Rechte und Pflichten hast. Und zu wissen, wo du stehst, hilft!

    Ansonsten fallen mir noch folgende Möglichkeiten ein, die dir helfen könnten:
    - Hausarzt
    - Suchtberatung
    - Hier im Forum schreiben
    - Psychotherapie
    - Selbsthilfegruppen
    - evtl. Entspannungstrainings oder andere Aktivitäten, die dir gut tun: Autogenes Training, Achtsamkeitstraining, Meditation, PME nach Jakobson, Yoga, Sport etc.

    Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Wünsche dir ganz viel Kraft !!

    Lg Colibri

    Liebe girasole, vielen Dank für deinen Beitrag.

    Zitat

    Du wirst dahin kommen, dass Du Deine Mutter einfach nicht mehr besuchst, wenn Du nicht willst.
    Dass Du Dich ihr nicht erklären brauchst, sondern Dich eben einfach kaum noch meldest.

    Wenn ich das lese, denke ich mir: Ja, so in etwa ist der Plan.
    Passives "im Sand verlaufen lassen".

    Warum?
    Weil ich Angst davor habe, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe.
    Weil ich nicht glaube, dass sie es überhaupt versteht.
    Aber weil ich weiß, dass von ihrer Seite aus sowieso kein Interesse an mir und meinem Leben besteht. Also dass sie sicher nichts gegen ein "im Sand verlaufen" unserer Beziehung unternehmen wird.

    Denn die anderen müssen sich bei ihr melden.
    Wenn sie das nicht tun, sind sie die bösen, die sich nicht für sie interessieren.
    Warum sollte sie sich bei anderen melden? SIE ist doch das Opfer, um das andere sich kümmern müssen.

    Sie war letzte Woche wieder echt ekelhaft zu mir, und ich hab keine Kraft und Lust mehr.

    Bei der Krebsnachsorge war wohl irgendwas auffällig...

    Wenn der Krebs wiederkommt,
    - wundert es mich nicht
    - kann ich nicht nochmal für sie da sein. Letztes mal habe ich mich aufgeopfert, und sie hat meine Mühen mit Füßen getreten. Das lass ich nicht nochmal mit mir machen. Dann tut es mir zwar sehr leid, aber sie ist dann schuld und muss die Konsequenzen ihres Umgangs mit mir spüren. Und dann alleine durch.

    Habe weitere Erfolge zu verbuchen, was das Berufliche angeht. Freue mich total, und bin stolz auf mich.

    Mit dem "neuen", positiveren Blick auf die Zukunft neige ich mittlerweile sehr dazu, mich sogar auf diese zu freuen :) Allerdings habe ich im Hinterkopf immer die Angst, dass meine Mutter mir - mit was auch immer - einen Strich durch die Rechnung macht. Krebs-Rezidiv, Pflegebedürftigkeit, Demenz, Tod ..... Ich muss immer öfter dran denken.
    Aber selbst wenn. Dann muss sie sich um ihre Pflege selbst kümmern. Ich kann das nicht mehr.

    Es tut so gut, sich hier die Gedanken, die immer wieder im Kopf kreisen, von der Seele zu schreiben...
    und verstanden zu werden..

    Heute geht es mir richtig mies.

    Bis heute nachmittag war noch alles okay, danach sind Wut und Traurigkeit regelrecht über mich herein gebrochen...

    Musste viel weinen und nachdenken, habe auch etwas geschlafen zwischendurch. Ich bin immer noch recht schwach und müde. Ich habe Kopfschmerzen, und meine Augen mir auch weh.

    Das Telefonat und die Mobilisation meiner Kräfte in der letzten Zeit waren sehr anstrengend.
    Ich versuche, mir die Zeit und die Ruhe zu geben, die ich brauche. Müsste eigentlich beruflich noch was arbeiten, aber das muss heute eben liegen bleiben.

    Es ist so anstrengend, schwierig, kompliziert und kraftraubend, diesen Weg zu gehen.
    Und auch wenn ich so unsagbar froh und dankbar bin, einen Partner und Freunde zu haben, mit denen ich offen reden kann - Diesen Weg gehen muss ich doch allein. Den inneren Schmerz nimmt mir keiner. Da muss ich allein durch.

    Aber ich weiß, wofür: Für ein Leben ohne Schuld, Scham, schlechtes Gewissen, Ekel, Abneigung gegenüber der eigenen Familie.

    Ich will ein Leben mit Liebe, Freude, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Spaß, Lachen, Unterstützung und Füreinander einstehen.

    Hallo Hilfslos,

    da ich auch Einzelkind und Halbwaise bin, weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn die ganze Last nur auf den eigenen Schultern liegt. Es gibt keine Geschwister, mit denen man sich das Leid teilen kann. Das ist sehr schwierig in unserer Situation - deshalb glaube ich, dass wir erst recht auf uns achten müssen. Es ist wichtig, genau auf die Antennen deines Selbstschutzes zu hören.

    So wie es sich anhört, war "Tag X" für dich ein Tag, an dem deine Grenzen und deine Kraft überschritten wurden. Nimm das bitte ernst, das ist ein Alarmsignal und ein Zeichen deines Selbstschutzes für eine klare Grenze!

    Das mit dem Pflichtgefühl kenne ich auch. Aber mittlerweile habe ich eingesehen, dass Eltern nicht gegen, sondern mit einem arbeiten sollten. Und man aus diesem grausigen Spiel aussteigen muss. Denn sie machen es nicht, solange man ihnen mit dem eigenen Verhalten den Weg ebnet.

    Zu diesen Verträgen: Was soll das sein, was du später übernehmen müssen solltest? Wenn er das auf seinen Namen abgeschlossen hat, läuft das auch auf seinen Namen. Oder hast du irgendwo unterschrieben?

    Komplett habe ich mich noch lange nicht gelöst, aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg.
    Was ich dir aus eigener Erfahrung ans Herz legen möchte: Informiere dich und lass dir helfen! Und wenn dir schreiben hilft, kannst du das hier tun...

    Liebe Grüße und viel Kraft!
    Colibri

    Einen schönen guten Abend...

    @ girasole: Danke für dein Lob und deine ermutigenden Worte. Es ist sehr schön, so etwas zu lesen.

    Hatte inzwischen mein Erstgespräch. Die Therapeutin war sehr nett und ich denke, die Chemie stimmt zwischen uns. Das Gespräch war sehr gut.

    Habe meine Mutter nun zurückgerufen. Wie immer hat sie versucht, mir zu signalisieren, dass ich wenig wert bin, und versucht, mir zu "befehlen" (sie redet gerne im Befehlston- ich glaube das ist der Imperativ?! Schon zu lange her ;) ), dass ich nächstes mal früher anrufen soll...

    Klar hat mich beides getroffen, aber ich arbeite daran, es nicht so nah an mich ranzulassen wie sonst..
    Das fällt mir noch sehr, sehr schwer. Gerade der direkte Kontakt mit ihr. Wie soll ich ihr nur jemals sagen, dass ich den Kontakt reduzieren will, weil ich die ganzen letzten Jahren unter der Situation so sehr gelitten habe?

    Höre jetzt schon die Vorwürfe und Beleidigungen...
    Genau an diesen Reaktionen ihrerseits hakt es. Davor habe ich Angst, weil ich weiß, dass ich diese zu nah an mich ran lasse und sie persönlich nehme.

    Meine Wut auf sie wächst und wächst.... :( .. Aber vielleicht ist es auch gut, weil ich mir eingestehen kann, endlich wütend sein zu DÜRFEN..

    Ich habe am frühen Nachmittag angerufen und genau gemerkt, dass ich sie geweckt habe.... Zugeben würde sie es nie, aber sie checkt wahrscheinlich nicht, dass ich sie einfach zu gut kenne, um den Großteil ihrer Lügen zu durchschauen...
    Das ist so erbärmlich................... ich habe gerade nichts mehr als Verachtung für sie übrig...

    Nach dem Gespräch habe ich nun schon gleich gar keine Lust mehr, dort hinzufahren. Warum auch? Damit SIE zufrieden ist. Damit SIE mich wieder ein paar Wochen nicht mehr damit nervt. Damit der Pflichtbesuch abgehakt ist.

    Sie ist so bösartig!!!!

    Hi ihr Lieben.

    In den letzten Tagen hat sich einiges getan. Ich wurde belohnt, für die Kraft, die ich in MEINE Bedürfnisse gesteckt habe. Es ist eine neue Kraft, die ich so noch nicht kannte. Es ist mir einigermaßen gelungen, mich innerlich von meiner Mutter zu distanzieren, auch wenn das nicht bedeutet, dass ich weniger an sie und an unsere Beziehung zueinander denke. Das tue ich eigentlich eher noch häufiger, aber dieser Problemkasten ist ein Stück weiter von mir weg gerückt, so dass es mich weniger tangiert.

    Einer dieser Belohnungen ist ein Therapieplatz. Dies erscheint mir immer noch so unglaubwürdig, dauert es doch normalerweise eigentlich Monate, die man auf einen Platz wartet. Ich hatte Glück, und ich nehme mir das Recht heraus zu sagen, dass ich es auch verdient habe. Nach all diesem Schmerz will und muss ich mich jetzt um mich kümmern. Um meine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse. Diese Woche habe ich noch mein Erstgespräch, ich kann gar nicht sagen, wie happy ich darüber bin :)

    Meine Mutter hat mich heute angerufen. Ich konnte und wollte nicht ran gehen. Ich bin gerade wegen den positiven Ereignissen der letzten Tage so glücklich, dass ich mir das nicht durch ihre Negativität kaputt machen lassen möchte. Vielleicht rufe ich sie morgen zurück. Vielleicht warte ich auch einfach bis nach dem Erstgespräch.

    Jetzt bin ICH dran!!!!!

    War inzwischen bei der Suchtberatung für ein Angehörigengespräch.
    Es war gut, aber auch anstrengend.

    Es hat mir gut getan, von einer neutralen Fachperson zu hören, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
    Sie meinte, ich soll mich noch mehr distanzieren.
    Entspannungstechniken lernen und eine Therapie machen, weil es mich sonst emotional kaputt macht. Und auch, damit ich den Raum habe, in Ruhe um meine Mutter trauern zu können. Denn, auch wenn sie noch nicht tot ist, sind die Eigenschaften, die eine Mutter haben sollte, nicht vorhanden. Keine Unterstützung, bekräftigen, kein Stolz auf mich etc.
    Mit ihr nochmal über einen Entzug zu sprechen bzw. überhaupt über die Krankheitseinsicht, soll ich wenn dann nur per Brief machen. Ich kann es aber auch lassen. Wichtiger sei es, mich um mich zu kümmern und, wie gesagt, mich noch mehr zu distanzieren.

    Ich will es auch einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr mit ihr telefonieren, und mir stellen sich allein bei dem Gedanken, sie zu besuchen, die Nackenhaare auf. Vor Abneigung, vor Ekel.

    Mir war sehr wichtig, von einer neutralen Person Bestätigung zu bekommen. Denn manchmal traue ich meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr: Schätze ich die Situation überhaupt richtig ein? Oder haben die anderen (Mutter&Freundin) recht und sie trinkt eigentlich gar nicht, und ich bin die Böse in der Geschichte?

    Natürlich ist dem nicht so, aber die Gehirnwäsche funktioniert.

    Keinen Bock mehr drauf.

    Gut fand ich auch, dass die Suchtberaterin Gedanken angesprochen hat, die mich beschäftigen: Wie geht es weiter? Nun ja, irgendwann wird sie entweder einfach sterben, oder der Krebs kommt wieder, oder sie bekommt Herzinfarkt/Schlaganfall, oder der Alk greift soweit ins Gehirn ein, dass sie Korsakow etc bekommt. Dann stünde ggf. eine Entmündigung ins Haus. Frage von Betreuung etc. Aber soweit ist es ja noch nicht.

    Ich bin einfach so wütend. Und traurig, dass es so ist, wie es ist.

    Hallo Heidi, vielen Dank für deinen Beitrag.

    Für mich wäre die größte Angst, wenn ich ihr den Brief geben würde, dass sie mich auslachen würde. Sie hat das in den letzten Jahren öfter getan, egal ob es um berufliches oder privates ging. Objektiv gesehen vollkommen unbegründet, ich bin erfolgreich in meiner beruflichen Laufbahn und habe ein stabiles soziales Umfeld.

    Zitat

    Ich bin super-ehrgeizig, fühle mich nur etwas wert, wenn ich wahnsinnig viel Leistung bringe, bin mir gegenüber sehr ungnädig usw.

    Laut Sylvia Berke sind das wohl recht typische Eigenschaften für EKAs. Bei mir ist der Leistungsgedanke auch recht ausgeprägt. Ich traue mir wenig zu, arbeite sehr hart, beurteile mein Ergebnis subjektiv dann als eher schlecht, obwohl es objektiv gesehen wahrscheinlich sogar besser als der Durchschnitt ist.

    Zitat

    Inzwischen ist sie immerhin die "Ich bin schuld, dass er trinkt"-Meinung los. Allerdings hängt ihre Platte jetzt bei "Er ist an allem schuld".

    Diese ewige Schuldfrage. Klar kann man sie hin- und herschieben. Der Alkoholiker ist schuld daran, dass er trinkt. Der Co ist schuld daran, dass er das mitmacht. Dass sich jemand auch noch die Schuld daran gibt, an der Sucht des anderen Schuld zu sein, ist doch eigentlich aberwitzig. Und eigentlich geht es doch auch gar nicht um Schuld - es geht darum, etwas zu ändern und mutig genug zu sein, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

    Und zum schlechten Gewissen: Da ist meine Mutter auch ganz stark drin. Sie weiß genau, welche Knöpfe sie drücken muss, damit es mir wegen ihr schlecht geht. Es soll mir nicht gut gehen, wenn es ihr nicht gut geht. Je schlechter es mir geht, desto besser geht es ihr. So habe ich zumindest den Eindruck.

    Ich bin auch sowas von wütend. Dass sie mir das antut. Dass sie nur um sich selbst kreist, kein Interesse an mir hat, ich mit ihr nichts unternehmen kann, dass es immer nur um sie geht. Das Desinteresse an mir und meinem Leben, die Missbilligung, das Runtermachen meiner Person und meiner Freunde, die Vorwürfe und das schlechte Gewissen. Und dieser falsche Stolz. Denn im Endeffekt ist SIE es, die ihr Leben nicht in den Griff bekommt.

    Danke nochmal für die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

    Liebe Grüße und gute Nacht !

    Mein letzter Beitrag hat mich wieder etwas zurückgeworfen in meiner "Stärke", die ich mittlerweile erlangt habe. Ich habe viel nachgedacht und eine Idee von mir, wie ich das Thema "Weihnachten" am besten umgehe, ist, dass ich mir einfach bei meinem Nebenjob Dienste eintragen lasse, und meiner Mutter erzähle, dass es nicht anders ginge. Dasselbe habe ich vor ein paar Jahren auch schon mal gemacht.

    Andererseits denke ich mir, ist das nicht eine Art Verdrängung?

    Sie hat mich vor 2 Tagen angerufen und war sehr freundlich, gar nicht vorwurfsvoll. Ich habe das über die Jahre immer wieder feststellen müssen: Je mehr ich mich zurückziehe, desto "verträglicher" verhält sie sich. Je mehr Nähe ich suche, desto öfter kommen Beschimpfungen, Beleidigungen und Vorwürfe.

    Mittlerweile habe ich zudem Angst, dass dieses Thema sich zu sehr in meine Beziehung frisst. Mein Freund leidet sehr darunter, dass ich so unter der Situation leide - quasi eine "Co-Co-Abhängigkeit" ?!

    Es ist so ein langer, kräftezehrender und schmerzhafter Prozess....

    Ich freue mich jedenfalls auf das Gespräch bei der Suchtberatung in einer guten Woche.

    Einen schönen Abend an alle, die das hier lesen...

    Hallo Caro,

    Ich finde es toll, wie reflektiert du bist. Du hast das Problem erkannt und wählst den richtigen Weg.

    Ich bin an einem ähnlichen Punkt, nur dass ich es zuvor noch nicht geschafft hatte, loszulassen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deinem Weg.

    Lg, Colibri

    Ja, ich denke, ich bin tatsächlich an diesem Punkt angekommen. Ich habe gemerkt, dass ich mich in eine falsche Richtung entwickle, wenn ich meine Energie und Liebe weiterhin in eine Beziehung stecke, die sowieso, wenn überhaupt, nur noch rudimentär vorhanden ist.

    Mir ist vor ein paar Tagen, passend zur Situation, ein Spruch über den Weg gelaufen:

    "There comes a time when you have to start crossing oceans for people who wouldn't jump puddles for you."
    Übersetzt also in etwa: "Irgendwann ist es an der Zeit damit aufzuhören, Ozeane für Menschen zu überqueren, die für dich nicht mal über eine Pfütze springen würden."

    Ich finde, das beschreibt die Situation eines EKA's sehr gut und anschaulich.

    Zum Thema Ostern bzw. Feiertage allgemein, v.a. auch Weihnachten, möchte ich sagen, dass der Druck bzw. die Erwartungshaltung an mich, zu ihr zu fahren, fast bis ins Unendliche wächst. Das mag daran liegen, dass ich weiß, dass sie es erwartet, dass ich Weihnachten bei ihr bin. Allerdings feiern wir kein Weihnachten. Ich kann schon froh sein, wenn ich ein Geschenk zugeschoben kriege. Aber ich weiß, dass sie das sowieso nicht selbst gekauft hat. Es ist einfach nicht liebevoll. Ich würde mich über ein selbstgebasteltes Stoffherz z.B. 100x mehr freuen - aber das wird in diesem Leben wohl nicht mehr passieren.

    Ich würde an dieser Stelle auch noch gerne von meinem Weihnachten 2012 erzählen. Ich war damals in einer Beziehung, wo mich die gesamte Familie wie eine Tochter aufgenommen hat. Sie haben mich unterstüzt wo sie konnten, und mich schließlich auch an Heiligabend eingeladen. Ich freute mich darauf, weil meine Mutter ja sowieso noch in der Klinik war und ich endlich die Aussicht hatte, mal wieder ein Weihnachtsfest mit Christbaum und Liebe feiern zu dürfen.

    Am selben Abend entließ sich meine Mutter gegen ärztlichen Rat aus dem Krankenhaus und war mir sehr böse, dass ich den Heiligabend nicht mit ihr verbringe. Ich war hin und hergerissen, konnte aber den Kompromiss herausschlagen, dass ich den Heiligabend bei meinem Freund und seiner Familie verbringe, und den nächsten Tag (1. Feiertag) mit ihr was schönes koche und Zeit mit ihr verbringe.

    In dieser Nacht ging es ihr so schlecht (ich denke sie hat zuviel gesoffen, aber das kann ich nicht beweisen), dass sie wieder in die Klinik musste. Sie sagte mir aber nicht Bescheid. Ich traf am nächsten Tag ein, fand die Wohnung verwahrlost vor und sie ging nicht ans Handy. Ich hatte wahnsinnige Angst und bekam einen Nervenzusammenbruch.

    Über das Handy ihrer Freundin, die gerade mit ihr in der Klinik fröhlich beim Kaffee saß, erreichte ich sie schließlich. Sie machte mir nur Vorwürfe, dass ich nicht dagewesen wäre und mich nicht kümmern würde. Ich weiß nicht mehr, wer von uns einfach aufgelegt hat. Ich war vollkommen fertig.

    Am nächsten Tag rief eine andere Freundin von ihr bei mir an, und beschimpfte mich auf eine furchtbar respektlose und auch obszöne Art und Weise, was ich für ein schlechter Mensch wäre, weil ich nicht für meine Mutter da wäre.

    Ich hätte sofort auflegen sollen.
    Stattdessen habe ich es mir angehört und mich versucht, mich zu verteidigen. Ging natürlich nach hinten los. Irgendwann habe ich aufgelegt, nachdem sie mir auch noch vorgeworfen hatte, dass meine Mutter aus lauter Kummer über so eine schlechte Tochter Krebs bekommen hätte.

    Dieses Gespräch und diese Beschimpfungen und Vorwürfe ... von meiner Mutter und ihrer Freundin.. sie beschäftigen mich noch heute und es fällt mir nach wie vor sehr schwer, mein Verhalten als richtig anzusehen und meinen Weg weiterzugehen.

    Hallo Heidi,

    vielen Dank für deinen Beitrag.

    Ich hatte ihr bereits vor Jahren schon einmal einen Brief zu diesem Thema geschrieben. Darin habe ich v.a. meine Gefühle beschrieben.

    Die Reaktion war: keine.
    Ich war zufällig dabei, als sie ihn letztens wiedergefunden hat. Sie hat ihn kurz überflogen und dann wortlos weggelegt. Wieder keine Reaktion.

    Sie ignoriert/verdrängt das Problem.

    Allerdings habe ich gerade eben ein paar Zeilen an sie geschrieben. Einfach spontan, handschriftlich. Nur ein paar Sätze. Nicht, weil ich ihr den Brief geben will, sondern weil ich einfach wissen wollte, wie sich das für mich anfühlt. Musste weinen. Fühlt sich wie ein echter Abschied an. Aber vielleicht auch wie ein Neubeginn.. Auf jeden Fall sehr schmerzlich.

    Heidi, wie hast du es deinen Eltern denn versucht zu erklären? Auch per Brief, oder war ein Gespräch möglich? Und wie hat dein Vater reagiert?

    Liebe Grüße
    Colibri

    Ps: Auch ich sage jetzt immer öfter meine Meinung. Vorher hatte ich immer irgendwie Angst, bei meinem Gegenüber "in Ungnade" zu fallen. Langsam gewinne ich meine Selbstsicherheit ein Stück zurück, und das fühlt sich sehr gut an.