Hallo Fliegender Stern,
habe heute morgen nach einer fast nicht vorhandenen Nacht, die ich mehr oder weniger weinend verbracht habe, mich gefreut von dir zu lesen. Habe deine Geschichte gelesen und mich wieder gefunden.
Wieso tun wir uns so etwas an? Wir sind doch was wert und machen uns doch selbst wertlos.
Mein Mann hat auch gestern abend um 21.45 Uhr telefonisch wieder richtig toll verbal zugeschlagen.
Tagsüber ohne alk (und er ist wie so viele hier wohl auch immer wieder beschreiben auch ohne alk kein einfacher mensch) hat er gesagt ICH hätte noch eine Chance bei ihm und vor allen Dingen auch verdient.
Dann gestern abend: Vorwürfe, warum ich ihn denn gebeten hätte zu gehen. Ich hätte doch gewußt, wenn er gegangen ist, dann gibt es kein zurück mehr. Das hätte er in seinem Leben noch nie getan und das würde er nie tun. Sein Stolz verbietet es ihm.
Ich habe gestern nachmittag hier auf Knien gebettelt das er zurückkommt. Mein Sohn hat das mitgekriegt und meinem Mann war das peinlich. Obwohl, wer weiß ob es ihm peinlich war oder ob er es nicht genossen hat.
Dann beim Telefonat hat er mich nur runter gemacht und meine Wut geweckt.
Wir wären hier alle krank, nicht er, wir müßten in Therapie, nicht er, meine Kinder würden mir völlig entgleiten, die würden tun was sie wollen (welche 18jährigen tun das denn nicht?)
Ich würde mich unter Wert verkaufen. Der Druck von mir im Bezug auf das zurückkommen zu mir würde ihn vernichten und deswegen trinkt er jetzt ....... blablabla ..... und trotzdem hats gesessen. Es hat so weh getan. Ich liebe ihn doch oder was ist das. Dieses Gefühl, das einem das Herz platzt. Diese Tränen die runterlaufen, ohne das man etwas dafür tut.
Ich habe ihm dann gesagt, ok, wenn das deine Entscheidung ist, dann muß ich die dann so akzeptieren. Dann ist es eben vorbei. Vorbei mit allen Konsequenzen, nicht mehr sehen, nicht mehr telefonieren und was bei uns beiden ja auch noch das Problem ist, nicht mehr zusammen arbeiten. Dann muß er alleine zusehen, wie es klappt. Aber er ist ja so großartig, der wird das schon schaffen.
Ach Fliegender Stern, habe deine Geschichte gelesen..... sind wir alle hier denn so erbärmlich dumm oder was ist mit uns passiert.
Fühle mich wie nach einer Gehirnwäsche. Alle, und das sind ja nicht mehr viele, mit denen ich mich unterhalte sagen: Laß die Finger von ihm. Laß ihn untergehen.
Ich habe so viel für diesen Mann getan. Ihn begleitet, geschützt, beschützt, in seiner Trauer um seine verlorenen Kinder aus 1. Ehe gehalten, seine Tränen getrocknet, seine Bierkisten getragen, seine verbalen Angriffe runtergeschluckt und alles was übrig bleibt ist: Du kriegst mich nicht zurück, wenn ich einmal gehe, dann für immer......
Warum habe ich mir dieses Telefonat angetan? Warum legt man dann nicht auf? Warum läßt man sich das gefallen? Immer diese stille Hoffnung, er wird sich ändern, er liebt mich, ......
Dann diese schäbigen Worte: Ich weiß auch gar nicht mehr so richtig ob ich dich liebe. Du machst es mir so schwer mit dem Druck, den du auf mich ausübst. Andere Frauen kann man leichter haben......... pfui....
Als er dann bemerkte, das ich mich nicht auf seine Bemerkungen einlasse und sagte, ok, dann richtig vorbei, da lenkte er wieder ein? Überraschung..... Soll ihm Zeit lassen (wofür - für trinken?) Muß richtig nachdenken dürfen (mit Whisky & Co.)
Was habe ich verbrochen, das ich mir das gefallen lasse. Meine beste Freundin arbeitet in der Psychiatrie und sagt mir, mach so weiter, dann bist du bald hier und nicht er...... Laß dir professionnell helfen - aber wenn ich das hier so lese, bis man da jemanden findet, der einem wirklich zuhört, da ist bestimmt zu viel passiert.
Habe Selbstmordgedanken, die ich nicht haben will und die ich auch nicht zulassen möchte. Meine Mutter hat sich schon das Leben genommen, ich möchte nicht so enden und niemanden das zumuten, was ich da vorfinden mußte. Mein Vater ist dann 4 Jahre später an Krebs verstorben, keiner mehr da für mich. Keine Geschwister.
Kann nicht allein sein, möchte aber auch niemanden mit meinen Problemen ständig belästigen. Bin glücklich hier schreiben zu können und unglücklich allein zu sein.
Der Tag heute ist endlos lang. Keiner da, nur meine Hunde, wenigstens die. Kinder lange Schule, ich allein hier.
Hatte vorgestern schon den Strick um den Hals und weiß das ich das nicht darf. Ja, ich bin mittlerweile wirklich krank. Und ich werde es schaffen, wie auch immer.
Fliegender Stern, ich wünsche uns allen hier soviel Kraft. So viel Kraft, die uns die Männer entzogen haben und die wir nun besser selbst gebrauchen könnten.
Meine Lebensgeschichte ist geprägt von Verlust, Aufgabe und Verlassen. Bin jetzt fast 47 und da wo ich nie mehr sein wollte.
Bitte helft mir...... ich bin doch kein schlechter Mensch.....
Danke fürs zuhören
Tina