Beiträge von gavris

    Hi Leute!

    Danke mal für eure Antworten. Das mit dem Aufschreiben wie ich mich wo und wann fühle bzw. Tagebuch führen, was mich heute gefreut hat und was nicht. Wann beginnt der Kopf so unruhig zu werden, dass man es kaum aushält und vor allem was ist eben davor passiert. Was kann der Grund sein? Und was kann ich dann GENAU in dieser Situation machen?

    Ich war heute bei meiner Psychiaterin, die ist so ruhig und baut einem auf. Das tut gut, da geht man direkt positiv gestimmt wieder raus.
    Festgestellt wurde eine Persönlichkeitsstörung, Depression und möglicherweise auch bipolar, das muss ich dann weiter abchecken lassen.
    Sie hat mir nun edit Medikamentenname entfernt - edit hochdosiert verschrieben (200mg) um meine Stimmung mal aufzuhellen, am Abend nehm ich dann edit Medikamentenname entfernt - edit, ein einschäfernd wirkendes AD, das mich also einschlafen lässt und auch noch die stimmung aufhellt. edit Medikamentenname entfernt - edit ebenfalls. Die soll ich dann nehmen, wenn mich gerade besonders schlecht, verlassen oder einsam fühle. Tagsüber nur geringe Dosen, am Abend könnt ich dann das Vierfache nehmen, weil es auch müde macht.

    Mein Problem ist halt momentan, dass ich mich innerlich völlig tot und leer fühle. Ich kann gar nicht sagen, welche Ziele ich habe. Ich kann es nicht rausfinden. Der letzte Job war ganz okay, aber jetzt, naja.

    Vielleicht scheitert es auch daran, dass ich mir diese Ziele, welche ich habe einfach nicht zutraue und sie deswegen verdrängee. Ich wär zum Beispiel sehr gern Meteorologe und bin begeisterter Wetterbeobachter. Und ich hab sogar Kontakt zu vielen Meteorologen und sogar zu einem Chefmeteorolgen, wo wir gemeinsam dann über eine gewisse Wetterlage diskutieren. Aber um Met zu werden, müsste ich studieren. Das traue ich mir absolut nicht zu. Ich kenn mich zwar gut mit dem Wetter aus und versteh die Geophysik, die dahinter steckt, aber das Studium hat sehr viel mit höherer physikalischer Mathematik zu tun. Das war schon immer meine Schwäche. Wenn du dann mal Met bist, brauchst du das Mathe ÜBERHAUPT nicht mehr, weil dir das ohnehin die Modelle berechnen, und du musst es halt dann richtig einschätzen bzw. interpretieren. Aber das Sch*** Studium halt!

    Deutsch ist eine meiner größten Stärken, hab in der Schule schon Referate gehalten, wo sich selbst der Professor vor mir verneigte und klatschte. Das Referat erstellte ich erst EINE STUNDE davor - nämlich in der Freistunde.
    Seit rund zwei Jahren hab ich schon die Idee ein Buch zu schreiben und auch schon längst eine (hoffentlich) interessante Idee dafür. I-wie lähmt mich aber die Depression so, dass ich es nicht anpacke. Außerdem stehen hinter jedem Schreiber 100 andere. Und das hat auch viel mit Marketing zu tun usw.

    Ich gehe auch in Psychotherapie seit zwei Jahren. Vielleicht bin ich etwas selbstbewusster geworden, weniger Phobien aber sonst hat sich an meiner Persönlichkeit nicht viel geändert. Ich finde diese Therapie total schlecht, weil ich mich einfach nicht öffnen kann. Und ich glaube, dass mir diese "Starrtherapie" gut ist für mich. Das heißt, wenn mir gerade nichts einfällt, was ich zu sagen habe oder es mir nicht sagen traue (weil einfach das Verhältnis zu ihr nicht besonders gut ist), dann fühl ich mich i-wie abgelehnt. Sie starrt mich nur unendlich lang an. Es scheint so, dass sie sich dann eben nicht mit mir beschäftigen möchte. Und wenn ich mal von Fehlern von mir spreche, dann sagt sie bloß, dass das eben so ist, wenn ich nix ändere oder ändern will.

    Hallo Leute!

    Sorry, dass ich einen neuen Thread aufmache, weil ich ja schon einen habe.
    Mir gehts besch***** gerade.

    Ich war eben auch 14 Monate trocken. Vielleicht hab ich auch einfach zu wenig Trockenarbeit geleistet in letzter Zeit. Jedenfalls war es so: Ich verlor Freundin und Arbeit (wobei mir völlig unklar ist warum), dann kam ich in eine tiefe Depression. Ich dachte mir, dass die ganze Welt ohnehin unnötig und grundlegend schlecht ist. Es geht heutzutage nur mehr um Korruption, Freunderlwirtschaft, Schiebereien in Firmen - man müsste halt jemanden kennen, der ne Macht besitzt.
    Dazu gibts Krieg, lauter Idioten usw.

    Ich kam damit nicht zurecht - ganz und gar nicht.
    Warum ich nicht sofort zum Arzt ging, der mir vielleicht geholfen hätte, trank ich dann eben. Ich dachte mir, dass mir der Arzt auch nicht so schnell und umfassend da rausholen kann - wie auch?

    Dann hatte ich einen irrsinnigen Kampf mit mir selbst. Die eine Stimme in mir sagte, dass du schon so lange trocken bist. Du hast gelernt, dass man schlechte Emotionen verarbeiten muss. Bei schlechter Laune such dir unbedingt was Beruhigendes und Wunderschönes. Essen gehen, ein Bad mit Öl oder einfach einen scharfen Plan für den Tag zu erstellen, und den dann umzusetzen. Zum Beispiel so und so viele Bewerbungen wegschicken etc. Ich weiß mitlerweile dass Alkohol nicht hilft, auf Dauer ruiniert er dich. Absolute Trockenheit strebe ich (wir alle) an.

    Die zweite Stimme: Zum Arzt gehen bringt nix, der kann jetzt auch nicht so schnell helfen, das Leben ist zum vergessen, weil ich Arbeit durch Hinausekeln verlor, die Freundin sich jezt auf gleich einfach so schlich.
    In dieser Zeit dachte ich mir: Was soll diese Welt - alle sind verlogen, falsch, korrupt, gierig und gehen über Leichen. SO ein Leben bringt nix dachte ich mir.

    Nun: Ich lag teilweise am Boden, und zwar in echt und wusste nicht, was ich tun soll. Ich dachte mir: Wie sollst du das jetzt aushalten - allerdings MUSST du ja trocken bleiben. Und dann: Praktisch reflexartig und sehr schnell (wahrscheinlich um mein schlechtes Gewissen zu verdrängen) ging ich erst zum Supermarkt, holte mir 10 - edit, Markennamen entfernt - und trank diese auf dem Heimweg auf Ex.
    Dann gings wieder einigermaßen, ich war enthemmter und ging somit in die Kneippe, erzählte denen wie scheiße eig. alles ist. Natürlich stimmt da jeder zu, weil ja jeder Alki so tickt.
    Erst trank ich nur ein Seidel Bier, traf dann aber einen Bekannten und zog mit ihm zu nächsten Kneippe. Wir bestellten eine ganze Flasche - edit, Markennamen entfernt - pur und tranken ihn ziemlich schnell zusammen aus. Dann trank ich noch einen doppelten Wodka nach dem anderen - keine Ahnung wieviel, weil ich nen Filmriss hatte.

    Ich konnte kaum mehr laufen nach Hause, mir war übel und zuhause hab ich dann während ich ins Haus ging, schwallartig erbrochen.

    Was sollte ich jetzt machen? Bei vielen ist es ja so, dass ein Rückfall eine totale Verschlechterung darstellt wegen des Suchtgedächtnisses und so.
    Andere wiederum sagen, dass man daraus einen weiteren Lernfortschritt machen kann.

    Nun: Nen Lernfortschritt konnte ich bisher nicht daraus feststellen - es geht mir auch heute wieder sehr schlecht nach dem Rausch - trank aber heute noh nicht und will es auch keinesfalls - aber wie soll ich dann meine Probleme in den Griff kriegen?

    Ein ratloser gavris, liebe grüße und ich hoffe auf antworten.

    Ja, es ist tatsächlich so, dass ich manchmal gerne die Schuld auf andere schiebe.
    Aber ich weiß nicht - deswegen gibts ja nen Arzt, damit er sich um das Wohl seiner Patienten kümmert. Ich bin schon sehr enttäuscht von ihm. Und einem Arzt sollte man normalerweise schon vertrauen - zumindest dem eigenen!
    Der Kopf arbeitet immer noch aber es ist schon wieder etwas besser.
    ICh habe (natürlich) nicht getrunken!

    So, bin beinahe ein halbes Jahr trocken!!!!!!
    Mann, was für ein erhabenes Gefühl. Es ist echt heftig wo ich heute bin und wo ich vor einem halben Jahr war - immer wieder Rückfälle und so weiter.

    Im Prinzip gehts mir auch recht gut - ich lern in meiner Therapie eben schon seit langem, dass wenn ich mich schlecht fühle nicht automatisch schlecht bin. Ist ja eines der Probleme beim Depressiven.
    Außerdem lern ich andere Problembewältigungsstrategien und muss mein Selbstvertrauen nachhaltig aufbauen.
    Ich bin echt glücklich über die erworbene Trockenheit - klar sind Gedanken an den Alk, an den Rausch da, aber eigentlich immer seltener!

    Tja, wenn da nicht ein Problem vor ein paar Tagen gewesen wäre. Wegen starker Gallenkrämpfe bekam ich vom Arzt ein zentral wirksames Schmerzmittel , welches die Schmerzlinderung über das Gehirn (also zentral) entfaltet. Man kann sich vorstellen, dass man sich dabei wie auf Droge fühlt, weil die Bluthirn-Schranke überwunden wird.
    Mann, ich war sofort wieder im Sumpf.
    Es war sooooooo heftig. Dachte sofort wieder an die alten Alk-Zeiten, bekam irrsinnigen Saufdruck.
    Das Schmerzmittel brachte mich in einen irrsinnig angenehmen Zustand. Es kamen Gedanken wie "warum tu ich mir das an", "dröhn dich wieder mal zu".
    Ich bin schon so weit, und dann kommt sowas dazwischen.

    Ich muss sagen, dass ich zieeeeeeeeeeeeeeemlich sauer auf meinen Arzt bin - er weiß von meiner Sucht und verschreibt mir dann ein Opioid als Schmerzmittel.
    Wie dumm kann man sein?????????????????
    Weiß gerade nicht, wie ich mich wieder voll und ganz auf die Abstinenz fokussieren kann.

    Lg, Stefan

    Hat dir schon mal ein Arzt Depressionen bescheinigt?
    Ich glaube auch es wäre das Beste noch heute deinen Hausarzt aufzusuchen!
    Vielleicht kriegst irgendwelche Medikamente, die dich wieder klarer denken lassen könnnen?
    Jeder will was vom Leben. Du doch sicherlich auch? Wovon träumst du? Was würdest du gerne erreichen? Dreh´schöne Musik auf und beginn zu träumen.
    Du musst nur dran glauben. Deine Gedanken bestimmen dein Leben. Verhalte dich so, als würdest du jetzt deinen Traum leben. Geh raus und mach genau das, was du schon immer tun wolltest.

    Und Sterben durch Alkohol ist sicher nicht schön - schöner wär doch sicher, sich jeden Tag zu freuen, dass man das erleben darf.
    Ich hoffe, ich konnte dir irgendwie wenigstens ein bisschen helfen.

    Oberste Priorität muss für den heute trocken Lebenden eben die weitere Lebensgestaltung sein, keine Frage.

    Das mit dem Frauenwahlrecht und dem Fließendwasser bezweifle ich doch sehr, wenn man heutzutage etwa zum dritten Kontinent blickt.

    Zum Thema: Man kennt den medizinischen Teilbereich der Psychosomatik. Das, was du als völlig irrelevant bezeichnest ist sehr wohl von Bedeutung. Auch bei Asthma, Gallensteinen, Augenproblemen kanns (oder muss es nicht sogar?) seelische Gründe geben. Warum bekommt ein 20-jähriger Bursch Gallensteine trotz bisher gesunder Lebensweise?

    Menschliches Verhalten ist bedürfnisorientiert. Kein Mensch kauft sich eine Schnapsflasche, wenn er diese nicht auch trinken möchte. Aber warum möchte jemand trinken? Warum gefällt dem Betreffenden das Alkoholisiert-Sein um soviel mehr als anderen? Er möchte was verdränge, vergessen oder aber der Alkohol ist eine Ersatzhandlung, weil dieser Mensch in seinem Verhalten beschränkt ist.
    Und deswegen gehört eben eine Persönlichkeitsstörung zur Sucht dazu.
    Und das behaupten nicht einzelne "Möchtegern-Experten" oder Scharlatane, sondern das ist der momentane wissenschaftliche Stand der Dinge.

    Soweit meine Einschätzung. Und nun können wir uns wieder auf die kommenden Ziele konzentrieren ;)

    Interessante Diskussion und ein hochkomplexes Thema.

    Nun ja, Spedis und meine Meinung haben etwa so viel gemeinsam wie Tag und Nacht.
    Aber was wäre das für eine Demokratie, wenn jeder gleich denken würde ;)

    Fakt ist, und darüber sind sich Experten einig, dass eben eine Persönlichkeitsstörung zum Trinken nötig ist. Das muss Spedi auch akzeptieren.

    Nachdem ich grundsätzlich schon ein Mensch bin, der erst denkt und dann spricht (oder schreibt) habe ich mir natürlich auch deinen Beitrag, Spedi, durchgelesen.

    ABER: Interessant an deiner Aussage ist, dass du glaubst der Alkoholkonsum könne vor der eigentlichen Sucht willentlich gesteuert werden. Und man kann sich schon davor Hilfe holen.

    Okay, das ist deine Meinung und das ist auch gut so. Da kann ich jetzt auch nix mehr dagegen argumentieren ;)

    Aber ist das wirklich so einfach? Ich kann es mir nicht vorstellen. Durch die Fixierung auf den Alkohol und weil man im täglichen Leben auch noch funktioniert und die Tatsache hinzukommt, dass man ja (zumindest glaubt man das) noch nicht süchtig ist, kommen die meisten Menschen nicht auf die Idee sich Hilfe zu holen.

    Ja klar, der Wille gehört dazu. Und den haben wir, die "Trockenen", gott sei dank auch. Aber das ist nicht das Einzige.

    Lg

    @Spedi: Keine Frage, dass wir selbst getrunken haben. Wer denn sonst ;)

    Aber das ist ja gerade eines der Symptome der Alkoholkrankheit - diese Verdrängungstaktik. Wenn man mal bereit ist daran zu arbeiten weisen sich natürlich neue Wege. Man erlernt ein trockenes Leben.
    Aber dazu muss ich einmal krank werden. Wie ein Vorposter schon schrieb, wir sind nicht aufgestanden und haben beschlossen, dass wir gerne Alkoholiker wären. Mal da eine alkoholische Erleichterung, mal dort ein Erleichterungsdrink. Es gibt zu dieser Zeit ja noch keine offensichtliche Abhängigkeit. Die will ja auch keiner, logisch.

    ABER: Der Körper verlernt die endogene Bewältigung negativer Zustände. Es ist geradezu so, als ob ein gewisser Muskel verkümmert. Gleichzeitig steigt aber die Toleranz dem Alkohol gegenüber. Folglich muss immer mehr und auch häufiger getrunken werden.

    ABER: Ich kann dich eh nicht davon überzeugen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Für dich ist es halt nach wie vor eine Willensschwäche. Das glaubte die Menschheit ja auch bis zu dem Zeitpunkt, als man sich wissenschaftlich damit auseinadersetzte.

    Wenn es denn eine charakterliche Schwäche, wie von dir dargestellt, sei, dann beantworte mir die Frage warum dann trotz größter Bemühungen Alkoholiker nie trocken bleiben können, außer man unternimmt etwas dagegen.
    Einfach nur nicht trinken reicht nicht. Warum nicht? Sicher nicht, weil es eine Charakterschwäche ist.

    Nix für ungut ;)

    Lg

    @Spedi: Aha, der Alkoholiker WILL also saufen, weil der Alkohol ja so lieb ist und weil ihm das irrsinnigen Spaß macht, wenn er im Leben nix auf die Reihe kriegt, ständig abstürzt, gegen Entzugserscheinungen kämpft etc.

    Noch einmal: Ich wollte dich nicht provozieren oder sonst was damit bezwecken, sondern mir geht es schlicht um eine konsensorientierte Diskussion. Und da haben Aussagen wie "Alkoholiker sind selbst Schuld", "Sie wollen saufen", "sind süchtig, weil sie halt trinken", nix verloren.

    Auch von meiner Seite mit Verlaub gesagt; deine eigenen bisherigen Lebenserfahrungen diesbezüglich sind unwichtig, weil jeder Mensch ein Individuum ist und du die Weisheit wohl auch nicht mit dem Löffel geschluckt hast!

    Zur Erklärung: Alkoholiker trinken NICHT weil sie das so GERNE WOLLEN, sondern weil Schmerzzustände für sie unerträglich geworden sind. Wenn du dir einen Arm abtrennst, dann brauchst du auch Schmerzmittel.
    Und noch einmal: Man kann der Sucht auch schon vor dem eigentlichen Trinken den Weg ebnen - Persönlichkeitsstörung! Natürlich muss sich jeder selbst um seine Genesung kümmern und das ist in hoch entwickelten Ländern wie Ger oder Aut zum Glück auch möglich. Es gibt viele Einrichtungen. Aber der Alkoholiker weiß sich zunächst nicht anders zu helfen, als durch Alkohol.
    Wenn das alles so einfach ist, warum schreibst du dann nicht sämtliche wissenschaftliche Bücher um.

    UND: Anzunehmen, die Ursachenforschung sei unwichtig, ist nichts anderes als naiv. Schließlich kann ich eine dauerhafte Abstinenz erreichen, wenn ich es denn schaffe diese Urprobleme zu lösen. Das ist schmerzlich und akut rückfallgefährdend, führt oft zu heftigen Weinattacken, aber deswegen wird das ja auch oft bei stationären LZT durchgeführt.

    @Spedi: Darf ich widersprechen?
    Natürlich, wenn ich nicht trinke kann ich nicht abhängig werden, logisch.

    Doch jetzt kommt das große ABER; Kämpferherz meinte mit seiner Frage ja, warum nahezu alle Europäer mit Alk in Berührung kommen und trozdem der weitaus größte Teil der Bevölkerung keine Probleme mit dessen Genuss hat?

    Und da kann die Antwort nicht lauten, dass man durch bloßes Trinken eben süchtig wird. Denn warum wird denn getrunken?

    Weil gewisse Schmerzzustände im Suff erträglicher sind. Weil der Alkoholiker eben, warum auch immer, die Alltagsprobleme nicht verarbeiten kann. Er muss sie folglich "chemisch", mit Hilfe des Alkohols, vergesen, verdrängen etc.
    Der Alkoholiker ist in Sachen Konfliktverdrängung nahezu perfekt. Zumindest bei mir ist es so, dass ich mir eine ganze Palette an Konfliktverdrängungsstrategien aneignete. Wird aber wohl bei allen Alkoholikern so sein. Denn eine dieser Strategien, oder im fortgeschrittenen Krankheitsstadium dann eh schon die einzige, ist ja das Vergessen durch Alkohol.

    Und da ist es naiv (nicht persönlich oder gar bös gemeint ;)) zu glauben, dass alleiniges Trinken die Sucht induziert. Denn dann wäre wohl ja auch jeder so intelligent zu wissen, dass er besser aufhören sollte, bevor es zur Sucht kommt ;) Sucht = Persönlichkeitsstörung.

    Bei den typischen "Saufurlauben" von 18- oder 20-Jährigen wird aus geselligen Anlässen heraus auch oft eine Woche durchgetrunken. Trotzdem werden die nicht süchtig. Zumindest die Gesunden nicht. Und diejenigen, die eben diese Persönlichkeitsstörung entwickelten und die volle Wirkung des Alkohols kennenlernten, können im Prinzip ÜBER NACHT zum Alkoholiker werden, weil sie ihn von nun an als perfektes Heilmittel ansehen.
    So gesehen kann jemand sein ganzes Leben ab und zu ein Achterl Wein (oder auch mal wesentlich mehr) trinken, ohne süchtig zu werden. Wohlgeschmack ist zB der Grund des Trinkens.
    Andererseits kann ein 60-jähriger, der NOCH NIE trank über Nacht zum Alkoholiker werden wenn er die spezifische Wirkung als Seelenbalsam und Schmerzmittel empfindet. Zugegeben, ein krasses Beispiel. Aber ist alles schon so passiert.

    Lg

    Ich denke, verstehen kannst du das nicht. Deine Erfahrungswelt ist halt eine andere, als jene von Alkoholikern. Abgesehen davon, dass ohnehin jeder seine Individualität hat.
    Weißt du, der Unterschied liegt ja schon darin, dass beim Alkoholiker andere Gründe fürs Trinken ausschlaggebend sind als beim Gesunden. Der Alkohol ist eine Art Schmerzmittel. Bei starken Schmerzen nimmt das Gros der Bevölkerung auch irgendwelche Mittel, um nicht zu leiden. Und für den Alkoholiker stellt "sein" Stoff eben eine Art Pille dar, mit welcher eine ausgeglichenere Seelensituation erreicht wird. Eine Seelenpille sozusagen.

    Die Kindheit ist sicher entscheidend. Aber es muss immer ein ganzes Bündel an Faktoren betrachtet werden. Ein Grund alleine ist zu wenig. Nicht jeder mit einer überfürsorglichen und gleichzeitig verletzenden Mutter trinkt, als Beispiel.

    Bei mir war es so. Für mich war der Alkohol eben eine Art Stütze. Ein Mittel, welches gewisse Gefühlszustände erzeugt. Ich trank mindestens alle paar Tage. Es war eine Art Rettungsanker, um von den Qualen dieser Welt zumindest für einige Zeit Abstand zu gewinnen.

    Ursache und Wirkung. Die Ursache sind sicher nicht die Allerweltsprobleme, denn jeder Mensch hat Probleme. Aber wir können sie nicht lösen. Das ist der entscheidende Punkt. Wir haben nie eine vernünftige, zielorientierte Problemlösung gelernt. Und hinzu kommt nach einer gewissen Zeit die steigende Toleranz für Alkohol bei gleichzeitig sinkender Hemmschwelle für seelische Probleme, weil der Körper regelrecht darauf gedrillt wird, dass er bei Unbehagen mit Alk zugeschüttet wird. Und so wirkt das dann als selbstverstärkender Prozess.

    Lg, Stefan

    Soda, Waschbär.

    Ja, interessant was du da schreibst.
    Ich spiel weder mit Katzen noch mit Alkohol ;)
    Aber ein Alkoholiker ist halt sowieso lebenslang dazu angehalten, immer und immer wieder zu reflektieren, was er gerade denkt, macht etc.

    Und so kommen halt auch immer wieder "ungewollte Gedanken; an den Alk und so. Aber es kommt drauf an, wie wir das meistern. Mir gelang es dieser Tage wieder ganz gut.

    Hallo Leute!

    Mich gibts auch noch, und zwar in trockener Form *gg*
    Danke für die Rückmeldungen, danke Matthias.......doch, doch, ich hab es aufgeschnappt, was du gesagt hast und das sogar mit meiner Therapeutin besprochen und blieb trocken ;)!

    Ich kann eigentlich nur das unterstreichen, was Karsten hier vor kurzem postete. Nämlich, dass man ständig auf der Hut sein sollte, nie überheblich werden darf und sich in Acht nehmen sollte. Wir SIND nämlich Alkoholiker - und zwar immer noch - das Kapitel ist nicht abgeschlossen sondern brandaktuell, und zwar ständig!
    Das wurde mir heute wieder bewusst......Zum ersten Mal seit etlichen Jahren war ich wieder mal, wenn auch nur für 2Tage, in einem Ferienhaus in welchem ich als Kind sehr viel Zeit verbrachte und mit dem ich extrem viele und wunderbare Erinnerungen verknüpfe.
    Damals, als die Oma noch am Herd stand, lecker kochte und wunderbare Fußballmatches zwischen uns Jungs vonstatten gingen.

    Nun, heute seit langem eben wieder an dem Ort. Aber was sieht man dort auch? Viele Schnapsflaschen, Bierflaschen, ja eigentlich vieles, was mit Alkohol zu tun hat.
    Zwar nicht von mir.......aber damals von meinem Opa bzw Vater. Es war komisch......aber ich koppelte die positiven Erinnerungen der Kindheit dann irgendwie an den Alkohol - wahrscheinlich deswegen, weil die Flaschen ja an einem mit guten Gefühlen gefluteten Ort standen.
    Mir gings damals gut, und die anderen (erwachsenen Männer) soffen halt.

    Hm.....ich dachte mir, wie wärs wohl, wenn du den Schnaps jetzt kostest, dich zudröhnst zur Feier des Tages?
    Die Gefühle sind zwar noch nicht weg, aber die Rückfallgefahr für heute gebannt - und morgen werd ich das mit meiner Therapeutin besprechen.......in der letzten Zeit jedenfalls wurde der Suchtdruck immer weniger!

    Liebe Grüße
    Stefan

    Hallo Leute!

    Heute ist etwas sehr komisches passiert. Ich weiß zwar, dass ich mit meinem Problem VIEL VIEL weiter als etwa noch vor 2 Monaten bin (siehe letzte Beiträge). Damals BRAUCHTE ich den Alk einfach noch irgendwie, ich war sehr unglücklich. Jetzt habe ich wirklich schon was von meiner Therapeutin gelernt. Echtes Glück (kein Kick, sondern reales, echtes Glück) kann ich nur durch MICH erreichen - ich muss mein Leben umstellen, muss es so ändern dass meine negativen Gedanken verschwinden - ich hab sehr, sehr stark an Selbstwert gewonnen. Bis vor etwa 3 Monaten dachte ich echt, dass es ohne Drogen (Alk) nicht geht - damals hab ich meinem Bruder eine SMS geschrieben (die ich nie vergessen werde), dass ich in meinem ganzen Leben NUR mit Drogen glücklich sein werde.
    Heute sehe ich die Abhängigkeit in die man sich begibt - ich mache jetzt das was mir gefällt - spüre mich wieder durch Leistung und Vertrauen in mich selbst - sehe das Leben schön sein kann - freue mich schon auf meine Auslandsreise nach Sizilien, die wieder meinen Horizont erweitern wird usw.
    ICH BIN WIRKLICH SEHR STOLZ AUF MICH, HAB SEHR VIEL ERREICHT IN DEN VERGANGEN MONATEN, ABER heute.
    Hm......sah ich gegenüber von meinem Arbeitsplatz einen jungen Mann, der offensichtlich ein geschäftliches Gespräch (oder sowas in der Art führte) und ich konnte beobachten wie dieser von Achtet zu Achtel Wein gesprächiger, lockerer und selbstbewusster wurde.
    Hm.....und genau da sprang mein Suchtmotor irgendwie wieder an. So gut es mir zuletzt auch ging, ich dachte sofort an den Alk. Dass der mich ja im Prinzip ja auch selbstbewusster machen könnte, ich dachte an all das Positive eben - und an den Euphorie-Kick, dass die Last des Alltags abfällt usw.
    Hm....das hat mich irgendwie schockiert....ich dachte ich hätte jetzt mit dem Alk schon mehr abgeschlossen.
    Trocken bin ich aber nach wie vor. gott sei dank ;)

    Ich arbeite grad´ mit meiner Therapeutin daran , um die bisher an den Alkohol gekoppelten Bedürfnisse und Erwartungen von eben diesem wieder zu entbinden.

    Ich hab mir dabei eine Liste geschrieben mit den Gründen, warum ich trank.
    Diese lautet wie folgt;

    Alkohol als Freund, der nicht zurückredet (Beruhiger, Angstlöser etc)
    Veränderung der visuellen Wahrnehmung --> nicht wahrhaben wollen von Tatsachen,
    Der Kick - sonst ists ja eh immer so fad
    Emotionen werden gelöst - weinen, traurig sein fällt leichter
    Die Angst, schöne Momente zu verpassen - dabei ist ja wohl eher umgekehrt!
    Euphorie und Redseligkeit, Lockerheit - kämpf sonst mit ner Sozialphobie!
    Bessere Stressbewältigung aufgrund der abgestumpften, betäubten Sinne.
    Aufgrund meiner Probleme mit meinen Eltern und allen anderen Menschen
    Musik klingt schöner
    Sich durch Trinkfestigkeit zu beweisen - eine scheußliche Disziplin!
    Werbungen, Marken sind manipulativ und suggerieren Entspannung, Wohlfühlen und und und.

    Besonders angezogen hat mich außerdem immer, wenn ich im Fernsehen schon tagsüber trinkende Menschen unter blauem Himmel bspw. bei einem Fest oä sah. Das hängt mit meinem Drang nach Freiheit und Selbständigkeit zusammen - hm, aber viele andere Dinge müssen wir noch enträtseln.

    Lg, STefan

    Mann, 2 SChritte vorwärts, dann wieder 1 zurück.
    Heute war wieder mal ein sehr schwerer Tag!

    Es war der stressige Tag in der Arbeit, den ich erwartete.
    Es macht mich so hilflos, so klein, weil ich mich dann gegen den Suchtdruck so schlecht wehren kann.
    Ja, die Hilfe des Alkohols, sie wäre zu solchen Zeiten scheinbar effizient und wohltuend - da sind wir wieder in dieser Scheinwelt! Ich kann mich dagegen so schlecht wehren, sehe in dieser Zeit all das Schlechte am Alkohol nicht und gleichzeitig vergesse all das Gute an der Abstinenz!
    Ich glaube auch, dass meine Zukuftsziele noch zu wenig scharf umrissen sind.
    Ich will mich spüren, bräuchte Aufgaben die mich fordern, wo mir andere Respekt zollen würden etc.