Zitat von wolfgang1971Alles anzeigenHallo zusammen,
ich lese schon seit ca. zwei Jahren in den öffentlichen Teilen des Forums mit. Heute habe ich mich angemeldet, weil ich Hilfe brauche. Leider habe ich keine reale SHG; aber ich habe in den letzten Monaten sehr viel Kraft aus den vielen Forumsbeiträgen gezogen und würde mich sehr freuen, wenn irgendjemand auch zu meinem Fall etwas sagen mag.
Ein paar Details zu mir: mein Name ist Wolfgang, ich bin 39 Jahre alt, wohne in der Nähe von Kassel und bin Alkoholiker.
Ich bin seit fast zwei Jahren abstinent. Ich habe am 13. März 2007 das letzte Bier getrunken und danach nach einer Trunkenheitsfahrt mit 1.93 Promille (ohne Auffälligkeiten, Routinekontrolle der Polizei) nach 12 Kilometern meinen Führerschein verloren und ein neues Leben angefangen (auch wenn ich es an diesem Tag sicherlich noch nicht so gesehen habe).
Ich habe danach kalt entzogen - auch wenn ich zu dem Zeitpunkt gar nicht wusste, was das ist. Bis zu meinem Führerscheinverlust war ich sicher, den Alkohol im Griff zu haben. Daher dachte ich auch gar nicht daran, dass das Weglassen von Alk ein Entzug sein könnte. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir noch nicht eingestehen, süchtig zu sein.
Die Trunkenheitsfahrt war damals in meinen Augen reines Pech. Da ich den Lappen unbedingt wiederhaben wollte, habe ich eine Verkehrstherapie gemacht. Ich hatte großes Glück und habe einen Therapeuten erwischt, dem nicht nur daran gelegen war, dass seine Klienten schnell wieder auf die Straße durften. So konnte ich einen großen Teil meiner Trinkmotive aufarbeiten.Ich hab dann nach neun Monaten eine MPU bestanden. Das war ein ganz, ganz wackeliger Tag. Bis dahin hatte ich nix getrunken. Die Taktik war, als Missbräuchler durch die MPU zu kommen, aber ohne den Anschein zu erwecken, Alkoholiker zu sein. Als bekennender Alkoholiker dauert es noch viel länger, bis der Lappen wieder zurückkommen. Meine Taktik ging auf - ich bestand die MPU und durfte wieder autofahren.
An diesem Tag habe ich mich dazu entschieden, mich zu meinem Alkoholismus zu bekennen. Das war ein sehr befreiendes Gefühl!
Ich hatte schon vorher meine Freundin eingeweiht. Da wir eine Fernbeziehung führen, hat sie meine Trinkexzesse nicht so richtig mitbekommen. Ich habe in den fünf Jahren vor der Trunkenheitsfahrt sehr regelmäßig viel Bier getrunken; von 2001 an habe ich jeden Tag mindestens zwei 0.5 Bier getrunken. Meistens waren es eher vier bis fünf Flaschen; mit dem Arbeiten hat es so noch ganz gut geklappt. Zudem war ich in der Zeit an der Uni und konnte leicht immer jemanden finden, der mit mir trank. Unter sieben bis acht Halben ging es nie ab. 2004 bin ich dann mit meiner damaligen Frau in eine andere Stadt gezogen. Sie hat dort eine Anstellung als Ärztin gefunden. Ich bin dann jeden Tag 100 km weit gependelt und abends immer mit Arbeitskollegen saufen gegangen; mindestens zweimal die Woche Vollanschlag. Am Wochenende hab ich oft niemanden zum Mitsaufen gefunden; so dass ich ab 2004 regelmäßig alleine zuhause getrunken habe. Meine damalige Frau hatte als Ärztin oft Wochenenddienst und so konnte ich am späten Nachmittag anfangen und war am nächsten Tag halbwegs wieder fit.
Ich hatte immer einen guten Grund zum Trinken. Daher hatte ich mich auch nicht als Alkoholiker gefühlt. Zudem lief mein Leben ja noch ganz gut.
Nach der Trunkenheitsfahrt hat es ca. 3 Monate gedauert, bis ich als Folge meiner Abstinenz erkannt habe, wie tief ich schon im Sumpf gesteckt hatte.
Ich hoffe, ich darf hier von meiner Abstinenz und Trockenheit sprechen...
Ich habe zwar einige der Grundbausteine des Forums erfüllt, aber ich habe halt keine klinische Entgiftung hinter mir und auch keine dezidierte Alkoholtherapie gemacht. Ich bin mir sicher, dass ich nie wieder Alkohol trinken will!!Jetzt komme ich zu dem Grund, warum ich mich heute hier angemeldet habe:
Ich war gestern mit meiner Freundin in der Stadt zum Einkaufen. Normalerweise gehen wir nach dem Einkaufen immer einen Kaffee trinken. Gestern sind wir zur Abwechselung in eine neue Cocktailbar gegangen. Meine Freundin trank früher fast gar keinen Alkohol; seitdem ich mich zu meinem Alkoholismus bekenne, lebt sie abstinent. Wir mögen alkoholfreie Cocktails als geschmackliche Alternative zu Wasser, Cola oder Kaffee. In meinen nassen Jahren mochte ich Cocktailbars nicht so gerne - der Alkohol war teuer und oft war mir die Trinkgeschwindigkeit zu gering.
Ich habe einen alkoholfreien Cocktail bestellt. Die Bedienung brachte mir ein gut gemachtes Glas mit viel Eis und Limetten. Aber nach dem ersten Schluck war klar: der Cocktail war mit Alkohol.Ich habe ihn natürlich sofort zurückgehen lassen. Aber jetzt ist es passiert: ich habe aus Versehen einen Schluck Alkohol getrunken.
Ich ärgere mich riesig über mich selbst!! Erste Lehre ist: Coctails immer erst von meiner Freundin überprüfen lassen. Zweite Sache: werde ich rückfällig?
Seit gestern habe ich eine Scheiß-Angst davor, was jetzt passieren könnte. Ich habe zwei Jahre nichts getrunken, habe meine Wohnung alkoholfrei gemacht, mein Umfeld geändert, habe die Stadt gewechselt, gehe nie in Kneipen, kann ganz entspannt Nein sagen, wenn mir Alkohol angeboten wird, habe meine ganze Familie eingeweiht (auch wenn die mir nicht glauben will, aber das ist eine andere Geschichte) - und jetzt passiert mir so ein dummer Anfängerfehler.
Was meint ihr? Wie gefährdet bin ich? Was mach ich jetzt?
Sorry, wenn die Vorstellung vielleicht zu lang ist - aber ich musste das jetzt loswerden. Bitte fragen, wenn nicht klar ist, was ich meine.
Viele Grüße & schönen Abend,
Wolfgang
Mach Dir keine sorgen. Passiert gar nichts. Du willst ja auch nicht das was passiert.
Übrigens, ich finde es total toll, das Deine Freundin wegen Dir nicht mehr trinkt. Dir wird immer mal wieder so eine Situation passieren, das Du vielleicht in etwas reinbeist wo Alk. drin ist.
LG Lulu