Hallo Co-Elfi,
bist du sicher, dass darüber nie gesprochen worden ist in der Familie?
Vielleicht hat die Oma aufgegeben darüber zu reden, weil es gar nichts bringt.
Mein Vater war alkoholiker und er wurde arg beschimpft von meiner Mutter, und von meiner Oma, er wurde quasi im Dreck gezogen innerhalb der Familie, und ich als Kind dachte, er trinkt deswegen, weil er Streit nicht aushalten kann.
Ich lebte in einem kleinen Dorf, dort wussten es alle, doch wer wurde deswegen gehänselt?
Er war der lustiger, geselliger Typ, meine Mutter war scheinbar diejenige, die ihm von daheim wegschob, mit ihre ewige Streitereien.
SIE war die Böse.... nicht ER.
Mein Mann ist nicht so tief in der Sucht wie es mein Vater war, obwohl ich genau weiss, was nicht ist, kann noch werden, mit meinem Mann habe ich genug geredet, nicht mal im Streit, ich habe ihm vom PC ausgedruckt, was er wissen soll über die Krankheit.
Ich habe mit unserem Hausarzt darüber geredet....
Mit meine Söhnen musste ich nicht reden, sie sind sowieso erwachsen und nicht blind.
Ich selber redete jahrelang viel und offen über dem Thema, mit ihm, am Tisch, auch wenn fremde Leuten dabei sind, und was hat es geholfen?
Auch ich wurde oft als störender Faktor hingestellt, mein Mann war der lustiger, der sein Feierbier brauchte, der beliebt war und ich war diejenige, die ständig über Problemen meckerte.
Also habe ich aufgehört darüber zu reden, vor allem vor seine Kumpeln, die mindestens soviel saufen wie er....
Ich spiele nicht mehr den Pastor, sollen sie alle selber gucken, was sie tun wollen oder nicht.
Früher, kam es soweit, dass ich nur noch an ihm dachte, wieviel er trinkt, ich machte mich das Leben zur Hölle, weil ich ihm helfen wollte, kontrollieren wollte, mahnen wollte... und wurde Co-abhängig...
Nun habe ich mich emotional von ihm so stark abgegrenzt, dass mich das Thema nicht mehr so wichtig geworden ist, ICH bin mich wichtig geworden.
Meine erwachsene Kindern, wissen natürlich vom Alkoholproblem, aber auch sie reden mit ihm nicht davon, warum auch, wenn es sowieso nichts nützt?
Mit Leuten, die mit ihm trinken, habe ich das Thema so oft angesprochen, dass sie mich vermeiden (auch gut so!), nun kommen sie einfach nicht mehr zu mir herauf in der guten Stube, sie saufen mit ihm im Bastelraum...
In der Gesellschaft ist Alkohol toleriert, wer dagegen spricht ist ein Spielverderber, wenn eine Frau gegen den Mann hetzt ist sie eine böse Hexe, die seinem Mann kein Schluck gönnt.
Darum schweigen viele Leuten, und auch, weil es gar nichts bringt, darüber zu reden, die Person, die trinkt, weiss genau, dass sie krank ist, mein Mann weiss es, er hat es schon genug von mir gehört, er hat es von den Söhnen gehört, er hat es vom Arzt gehört, die Nachbaren haben ihm auch darüber aufmerksam gemacht.
Und was hat es gebracht?
Nichts, ausser dass er aufpasst, sich nicht mehr öffentlich mit der Flasche zeigt...
Ich bin der Meinung, deine Nichte würde nichts erreichen, wenn sie mit dem Opa reden würde, ausser dass er sich schämen würde und sein Verhalten ihr gegenüber danach nicht mehr so liebevoll wäre.
Wer trinkt nimmt Leuten, die ermahnen, aus meiner Erfahrung heraus, als persönliche Feinden.
Der Kranker kann ein liebervoller Opa sein, die Enkeltochter darf seine Liebe und seine Aufmerksamkeit geniessen, wenn sie aufgeklärt ist, über dem Thema, ist er für sie keine Gefahr, denke ich.
Vielleicht wird sie sogar mal ihr eigenes Trinkverhalten später sogar beobachten, ich bin selber auch nicht Trinkerin geworden, obwohl ich mein Leben lang mit einem Alkoholiker gelebt habe (Zuerst Vater, später Ehemann).
Klar wäre es besser, wenn der Opa nicht trinken würde, aber es ist nicht die Rolle der Enkeltochter auf dem Opa aufzupassen, und das würde sie tun, wenn sie das Thema anschneiden würde, dann würde sie Co-abhängig werden, würde vielleicht anfangen, der Opa zu beobachten, zu kontrollieren, zu ermahnen....
Ich bin der Meinung... der Opa weiss bestimmt, dass er ein Problem hat, auch wenn er es nicht an der grosse Glocke hängt, aber es ist immer noch SEIN Problem...