Beiträge von SammyLee

    Hi, ich möchte meine Geschichte erzählen und vielleicht hat ja der eine oder andere Lust, etwas dazu zu sagen:

    Ich bin Sammy, bin 49 Jahre alt und lebe mit einem Alkoholiker zusammen.
    Kennengelernt haben wir uns vor 1 ½ Jahren und seit einem halben Jahr leben wir zusammen.
    „Jack“ ist seit dem 06.04 dieses Jahres trocken und ich fürchte zur Zeit, dass sich das ändert.
    Aber der Reihe nach:
    Jack ist Lehrer und als wir uns kennen lernten, war er nasser Alkoholiker. Nun wusste ich damals (natürlich nicht), was das nun speziell bei ihm bedeuten würde. Ich nenne ihn hier Jack, weil er sehr an „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ erinnerte – immer anders drauf, je nach Pegelstand oft darum bemüht, durch harschen Zynismus mich und sein Umfeld zu brüskieren oder dann im anderen Fall mit deutlichen Worten und erschreckender Offenheit über sich und seine Situation zu sprechen…
    Ich lernte ihn immer besser kennen und er erzählte mir nach und nach seinen Lebensweg: Als "waschechter" Dortmunder seit Jugendzeiten mit dem Bier vertraut, schon einmal eine Alkoholtherapie gemacht und erfolgreich knapp 4 Jahre trocken gewesen. Die letzten 2 Jahre hatte er sich dann durch „kontrolliertes Saufen, was dann natürlich irgendwann keines mehr war“ immer wieder weiter in die „aktive Phase“ zurück gebracht. Gründe hierfür lagen in einem zerbrochenen Privatleben, Depressionen und Einsamkeit und: Alkohol. Bei letzteren weiß ich nicht, was zuerst da war, bzw. in welcher Reihenfolge das Elend seinen Lauf nahm. Aber das ist hier auch nicht wichtig, denke ich mal!

    Jedenfalls ging es ihm zu Beginn dieses Jahres so schlecht, dass ich ihn mit zu mir nach Hause genommen habe und mich in schönster Co-abhängigkeitsmanier (allerdings kannte ich da diesen Ausdruck noch nicht) um ihn kümmerte. Das habe ich von Anfang an willentlich gemacht, auch mit dem Wissen, dass das nicht ewig dauern kann – aber diesen kranke Mann, eben auch mit den Depressionen und einer akuten Darmerkrankung mochte und wollte ich nicht sich selbst überlassen. Ich liebte ihn damals schon und das war ausschlaggebend.
    Nach 2 Monaten hab ich ihn dann vor die Wahl gestellt: Entweder er würde sich in eine Klinik zum Entzug bringen lassen oder ich würde ihn wieder nach Hause bringen, dem örtlichen Sozialdienst mitteilen, dass er dort sei und ihn ansonsten sich selbst überlassen.

    Ich bin eine ziemlich direkte Person und er wusste von mir, dass ich auch das tue, was ich sage. Und auch Ihr könnt sicher sein: ich hätte Rotz und Wasser geheult – aber ich hätte es getan. Doch die Entscheidung lag beim ihm:
    und er hat sich für den Entzug entschieden, machte dann mit der Tagesklinik weiter, ist jetzt in einer ambulanten Entwöhnungstherapie und - wie gesagt - seit über 7 Monaten trocken!

    Soweit alles schön und gut…
    bis er vor 14 Tagen den ersten Rückfall hatte und nach einem Streit zum Einkaufen fuhr und auf dem Rückweg in einer Kneipe halt machte. Diesen Schuh ziehe ich mir allerdings nicht an! Es gibt viele Möglichkeiten, einer Konfliktsituation zu begegnen, trinken ist nur EINE davon und für welche er sich entscheidet, ist seine Sache… Wobei er später auch sagte, dass unser Streit nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen sei.

    Dann war Ruhe und ich hatte tatsächlich das Gefühl, die „Lage“ hätte sich beruhigt. Vor zwei Tagen allerdings erzählte er mir, er würde jetzt gerne mit mir ein Bier trinken gehen (was wir natürlich nicht gemacht haben). Ich weiß auch nicht, welcher Auslöser das Suchtgedächtnis aktiviert hat – jedenfalls hat sich dabei auch ein Trinkplan entwickelt und am kommenden Abend kam er (wieder) alkoholisiert nach Hause!

    Das allein hat mich schon alarmiert, aber am darauffolgenden Tag (also heute!) hatte er einen Gesprächstermin mit seiner Therapeutin. Ich fragte ihn heute morgen, ob er ihr bei dieser Gelegenheit von seinem Rückfall erzählen wolle und er meinte, er wüsste es noch nicht. Ich sagte ihm dann: wenn er es nicht täte, dann würde ich es tun. Nun hat er dann diesen Termin durch eine AB-Ansage dort wegen „Krankheit“ abgesagt… und ich hab bei der Therapeutin angerufen, um ihr zu sagen, was es mit dieser „Krankheit“ auf sich hätte.
    Die Sache ist ziemlich akut – denn er ist wieder noch nicht zu Hause. Ich werde ihm auch sagen, dass ich dieses Telefonat mit der Therapeutin hatte, aber wie es weiter gehen soll, weiß ich nicht…

    Soweit der Stand der Dinge!
    Liebe Gruß
    Sammy