Hallo Papaya,
der Kontakt zu meinem Vater ist noch da. Auf Arbeit laufen wir uns halt über den Weg, er fragt, wie es mir geht, ich antworte und gehe weiter. Das war es. Ich frage nicht mal, wie es ihm geht. Einfach weil ich die Antwort schon kenne und ich muss mir nicht immer anhören, wie schlecht es ihm geht. Am Anfang hat er noch gefragt, wie es meiner Schwester geht. Weil sie hat keinen Kontakt mehr. Ich habe ungefähr 45 mal gesagt, dass ich es ihm nicht sagen werde, weil ich nicht sie bin. Nun fragt er mich nicht mehr.
Aber meine Mutter füttert ihn mit Infos, obwohl sie getrennt leben.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater irgendwann Demenz bekommt. Das liegt in seiner Familie. Aber darüber mache ich mir heute keine Gedanken. Es kommt wie es kommen soll. Ich kann es nicht beeinflussen. Aber ich übernehme ganz sicher nicht die Pflege. Es gibt ja Pflegeheime.
Ich weiß, dass meine Eltern nur das Beste für uns Kinder wollten. Nur sie konnten es nicht so gut umsetzen. Ich sehe nicht nur meine Situation, sondern sehe auch wie sie aufgewachsen sind. Welche Vorraussetzungen sie für ihr Leben hatten, und die waren alles andere als gut.
Für mein Vater ist es das Schlimmste, dass er seine Kinder verloren hat. Ich bin mir sicher, dass er irgendwo weiß, dass er es ändern könnte, aber er wird bald 70, da ändert man sich nicht mehr.
Diese Dinge sind so wie sie sind, ich kann sie nicht mehr ändern. Ich will meinen Eltern auch nicht ständig vorwerfen, was schief gelaufen ist. Das bringt mich nicht weiter. Deshalb versuche ich mein Leben zu leben, so wie ich es will.
Letztes Jahr hatte ich einige Gespräche mit meinem Vater, er versteht es natürlich nicht. Aber das ist sein Problem. Ich kann ihn ja nicht zwingen, mich zu verstehen. Darum lasse ich es. Ich brauche ihn nicht in meinem Leben.
liebe Grüße
Laura