Hallo Clara,
ich bin ja auch noch sehr neu hier, jedoch ist das Thema des Gesprächs mit dem Umfeld über die Abstinenz wohl gerade am Anfang akut.
Ich habe da derzeit wenig Probleme, da wir sehr wenig weggehen und ich bislang (Tag 11) gar nicht in "erklärungsbedürftige" Situationen kam. Ich für mich werde jedoch differenzieren zwschen, Menschen, die es angeht und Menschen, die es nicht angeht. Wenn ich der Meinung bin, dass es sich um jemanden handelt, mit dem ich meine persönlichen Themen nicht besprechen würde, würde ich meine Grundsatzentscheidung, abstinent zu leben, wahrscheinlich gar nicht mitteilen. Ich habe da relativ leicht reden, da es in meinem Umfeld auch gar nicht so auffällt, wenn man nichts trinkt.
Manchmal denke ich, dass es bei mir auch ein "Altersthema" ist. Während des Studiums wäre es bei mir auch etwas ganz anderes gewesen, diese Entscheidung zu treffen und umzusetzen. Hut ab davor, dass Du das schaffst ! Bei uns gab es immer Leute, von denen wusste man, die trinken was und andere trinken eben nichts. Ich habe eine Freundin, die trinkt nie Alkohol, hat sie noch nie gemacht und es fällt eigentlich gar nicht auf. Ich fiel eben in die Kategorie "trinkt ganz gerne und gerne auch mehr", so dass eine Abkehr Fragen aufgeworden hätte. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob man wenn man seine Entscheidung fernstehenderen Menschen mitteilt, auch immer die Motivation (Alkoholiker) mitteilen muss, oder ob es auch "zulässig" wäre, zu sagen, dass man eben nicht mehr will z.B. weil man sich schlecht dabei fühlt, die gesundheitlichen Aspekte sieht oder ähnliches. Wenn jemand aufhört zu rauchen, wird doch auch Anerkennung gezollt und nicht blöd nachgefragt - geschweige denn eine Zigarette angeboten.
Die Diskussion, ob man nun Alkoholiker ist oder nicht, kenne ich leider auch. Auch hier würde ich die Kraft und Mühe der Erklärung auf die Menschen beschränken, die mir wichtig sind. Ich versuche es in der Regel so zu erklären, dass die Menge unwichtig ist, da der Konsum des Suchtmittels eine Tätigkeit (man trinkt Alkohol) und die (Suchtmittel-) Abhängigkeit eine Eigenschaft des Menschen ist, die er (egal wo sie herkommt) nicht wieder los wird. Viele Menschem konsumieren, sind aber nicht abhängig. Viele konsumieren (vielleicht auch weniger als andere) und sind abhängig. Man muss diese beiden Punkte differenzieren. Nur den Konsum zu vergleichen ist falsch.
Wovor haben Deine Frende denn Angst, wenn Du keinen Alkohol mehr trinkst - abgesehen von der möglichen eigenen Erkenntnis und Konfrontation ? Bist Du nur dann deren Freundin oder deren passende Freundin, wenn Du trinkst ? Das ist aber nicht Dein Problem, sondern das Problem Deines Umfeldes, welches Dich doch auch nüchtern akzeptieren sollte. Versuche, Dich nicht runterziehen zu lassen. Es ist eine positive und absolut anerkennenswerte Entscheidung keinen Alkohol mehr zu konsumieren - vorallem für Deine Zukunft. Ich bin im Moment oft traurig, dass ich es nicht früher geschafft habe und ich mir jahrelang etwas vorgemacht habe.
Soviel zu meinen Gedanken. Ich wünsche Dir einen schönen Tag - und bis bald.
Wille