Beiträge von wille2011

    Hallo schnuffig,

    ich hoffe, es geht Dir gut. Ich bin heute (erst) bei Tag 13.

    Zwar trank ich in den letzten Jahren fast ausschließlich allein "im Kämmerlein" und gehe nicht aus (außer mal zum Essen), aber ich sehe den Situationen entgegen, in denen ich den angeboteten Alkohol ablehnen werde (eine solche hatte ich schon) und gegenüber Freundinnen sagen muss, dass ich nicht mehr trinke.

    Wie machst Du das denn jetzt ? Gehts Du nicht mehr weg oder lässt Du die Freundinnen, mit denen Du zu Hause getrunken hast nicht mehr zu Dir ?

    Ich verstehe das, dass man sich nicht jedem gegenüber outen möchte, aber das nähere Umfeld wird doch automatisch einbezogen. Bei letzterem stellt sich dann die Frage der echten Offenheit.


    Liebe Grüße und einen schönen Tag !

    Wille

    Hallo Clara,

    ich bin ja auch noch sehr neu hier, jedoch ist das Thema des Gesprächs mit dem Umfeld über die Abstinenz wohl gerade am Anfang akut.

    Ich habe da derzeit wenig Probleme, da wir sehr wenig weggehen und ich bislang (Tag 11) gar nicht in "erklärungsbedürftige" Situationen kam. Ich für mich werde jedoch differenzieren zwschen, Menschen, die es angeht und Menschen, die es nicht angeht. Wenn ich der Meinung bin, dass es sich um jemanden handelt, mit dem ich meine persönlichen Themen nicht besprechen würde, würde ich meine Grundsatzentscheidung, abstinent zu leben, wahrscheinlich gar nicht mitteilen. Ich habe da relativ leicht reden, da es in meinem Umfeld auch gar nicht so auffällt, wenn man nichts trinkt.

    Manchmal denke ich, dass es bei mir auch ein "Altersthema" ist. Während des Studiums wäre es bei mir auch etwas ganz anderes gewesen, diese Entscheidung zu treffen und umzusetzen. Hut ab davor, dass Du das schaffst ! Bei uns gab es immer Leute, von denen wusste man, die trinken was und andere trinken eben nichts. Ich habe eine Freundin, die trinkt nie Alkohol, hat sie noch nie gemacht und es fällt eigentlich gar nicht auf. Ich fiel eben in die Kategorie "trinkt ganz gerne und gerne auch mehr", so dass eine Abkehr Fragen aufgeworden hätte. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob man wenn man seine Entscheidung fernstehenderen Menschen mitteilt, auch immer die Motivation (Alkoholiker) mitteilen muss, oder ob es auch "zulässig" wäre, zu sagen, dass man eben nicht mehr will z.B. weil man sich schlecht dabei fühlt, die gesundheitlichen Aspekte sieht oder ähnliches. Wenn jemand aufhört zu rauchen, wird doch auch Anerkennung gezollt und nicht blöd nachgefragt - geschweige denn eine Zigarette angeboten.

    Die Diskussion, ob man nun Alkoholiker ist oder nicht, kenne ich leider auch. Auch hier würde ich die Kraft und Mühe der Erklärung auf die Menschen beschränken, die mir wichtig sind. Ich versuche es in der Regel so zu erklären, dass die Menge unwichtig ist, da der Konsum des Suchtmittels eine Tätigkeit (man trinkt Alkohol) und die (Suchtmittel-) Abhängigkeit eine Eigenschaft des Menschen ist, die er (egal wo sie herkommt) nicht wieder los wird. Viele Menschem konsumieren, sind aber nicht abhängig. Viele konsumieren (vielleicht auch weniger als andere) und sind abhängig. Man muss diese beiden Punkte differenzieren. Nur den Konsum zu vergleichen ist falsch.

    Wovor haben Deine Frende denn Angst, wenn Du keinen Alkohol mehr trinkst - abgesehen von der möglichen eigenen Erkenntnis und Konfrontation ? Bist Du nur dann deren Freundin oder deren passende Freundin, wenn Du trinkst ? Das ist aber nicht Dein Problem, sondern das Problem Deines Umfeldes, welches Dich doch auch nüchtern akzeptieren sollte. Versuche, Dich nicht runterziehen zu lassen. Es ist eine positive und absolut anerkennenswerte Entscheidung keinen Alkohol mehr zu konsumieren - vorallem für Deine Zukunft. Ich bin im Moment oft traurig, dass ich es nicht früher geschafft habe und ich mir jahrelang etwas vorgemacht habe.

    Soviel zu meinen Gedanken. Ich wünsche Dir einen schönen Tag - und bis bald.

    Wille

    Hallo Clara,

    tja - ich habe mich ja dann, nachdem es abends wegen des Trinkens immer zu viel Stress gab, auf den frühen Nachmittag bis Abend verlegt. Ich hatte dann am Abend mein Pensum schon. Jahrelang habe ich geglaubt, es merkt keiner. Wie dumm, dumm, dumm.

    Noch geht es bei mir ganz gut, die Situationen bwz. den üblichen Trinkbeginn zu überbrücken. Aber ich bin auch erst bei Tag 10.

    Hoffentlich hören wir bald mehr voneinander.

    Liebe Grüße

    Wille

    Hallo XXLBaer,

    herzlichen Dank für Deine Begrüßung. Diese Erfahrung hatte ich in der einen Sitzung, in der ich bislang war, auch gemacht. Ich hatte dort zwar gar nichts von mir erzählt, aber ich wurde ausdrücklich darauf angesprochen, wie gut ich denn aussehen würde und es wurde von den anderen berichtet, in welchem desolaten Zustand sie jeweils bei den ersten Sitzungen angekommen waren. Für mich war das damals klasse, weil ich ja dann wieder eine super Ausrede hatte - denn ich bin ja kein richtiger Alkoholiker. Darin bestärkt hat mich mein Umfeld (Vater, Mann), die auch sagten, ich sei ja nicht so eine. Das Bild des Penners und der Parkbank herrscht irgendwie noch vor. Ich konnte da mittlerweile ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, wobei ich mir da schon seltsam vorkomme. Aber das ist auch ein Teil meines "Klicks" - vorher habe ich solche Aussagen immer zum Anlass genommen, mir selbst vorzumachen, dass ich ja weitertrinken kann. Jetzt erkläre ich, dass und warum das nicht stimmt...

    Mein Hausarzt hat bei den Mengen, die ich trank (5 Tage die Woche, 1-2 Flaschen Wein) ohne zu zögern gesagt, dass ich Alkoholiker bin, ohne zu wissen, wann ich sie trinke. Viele andere machen das komischerweise an der Tageszeit fest. Abends ist das normal, tagsüber ist das schon irgendwe komisch.....


    Grüße
    Wille

    Hallo liebe Forumsteilnehmer,

    ich möchte und darf mich nun auch hier vorstellen. Heute ist Tag 10 ohne Alk und es geht mir sehr gut.

    Von mir kann ich folgendes erzählen:

    Ich bin 41 Jahre, verheiratet, 3 Kinder und berufstätig (selbständig). Ich bin behütet aufgewachsen und Alkohol war in unserer Familie nie ein Thema. Die Schule, Abi und Studium habe ich wie im Durchlauf erledigt. Ende der Schulzeit und während des Studiums war ich viel unterwegs, hatte viele Freunde und es wurde auch -teilweise auch viel - getrunken. Ich habe auch getrunken, jedoch hat der Alkohol mich nicht bestimmt. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wann, ob und wieviel ich trinken kann. Nach dem Studium habe ich sofort einen sehr guten Job bekommen und sehr viel gearbeitet. Ich war aber (noch) ein Gesellschaftskonsument und habe zu Hause nie Alkohol getrunken. Wobei ich auch damals schon mehr als andere (Frauen) getrunken habe. Ich konnte es nie verstehen, wie man den ganzen Abend an einem oder zwei Gläsern Wein nippen kann.

    Aus heutiger Sicht fing der schleichende Prozess damit an, dass ich in eine andere Stadt zog (weit weg von Freunden und Familie) und dort mein erstes Kind bekam. Ich kannte dort niemanden, hatte das Baby und ersetzte quasi das Weggehen durch abends telefonieren - mit Wein. Dies setzte sich fort, auch dann als die weiteren Kinder kamen (während der Schwangerschaft und eine Zeit danach hatte ich nicht getrunken). Mein Mann akzeptierte dies nicht - weil ich ja erst anfangen konnte, wenn die Kinder im Bett waren und ich telefonierte oft bis spät in die Nacht und trank. Damit er die Trinkmenge nicht merkte, fing ich an die Flaschen zu verstecken. Es ist nun sechs Jahre her, dass er sie das erste Mal fand. Ich verlagerte dann mein Trinken auf den frühen Nachmittag bis abend - in der blödsinnigen Hoffnung, dass er es nicht merkt. Es wurde immer schlimmer. Vor zwei Jahren und letztes Jahr legte ich zwei Trinkpausen (je ca. 6 Monate) ein, wobei ich nur dann nicht trank wenn er da war. Ich freute mich regelrecht darauf, einen Abend allein zu sein, da ich dann schön und ohne Kontrolle/Vorwürfe bereits ab Nachmittag saufen konnte. Ich wusste, dass mein Trinkverhalten nicht normal war - aber ich konnte (und wollte) es nicht lassen. Ich schob es immer darauf, dass ich ja nicht durfte und es deshalb verheimlichen musste. Mit der Zeit wurde mir klar, dass das nicht stimmt - aber da war es eigentlich schon zu spät. Der Alkohol macht fett und hässlich, aber das hielt mich auch nicht ab. Ich war im Oktober 2010 bei einer AA-Sitzung und habe mir trotzdem am Nachmittag meinen Alk gekauft. Mit dem Thema Alkoholismus hatte ich mich auseinandergesetzt, alle möglichen Bücher gelesen, aber ich wollte (noch) nicht. Auch als ich von Freunden und meiner Mutter angesprochen wurde, dass man das am Telefon hört, habe ich "reagiert" und die wichtigen Gespräche halt dann in der Zeit geführt, wenn ich (noch) nicht so betrunken war.

    Angefangen wirklich nachzudenken habe ich, als ich auswärtig auf einer Veranstaltung betrunken war und mir dies extrem peinlich war. Die Veranstaltung war abends und ich hatte schon ab Nachmittag getrunken und dort weitergemacht. Sonst war ich zwar auch angetrunken tagsüber unterwegs, aber ich glaubte stets, dass es niemand merkt. Nach weiteren zwei Wochen habe ich mich hier angemeldet und gehe es meiner Meinung nach nun richtig an. Ich kann es irgendwie nicht erklären, aber es hat Klick gemacht und ich nehme die Krankheit an und ernst.

    Ich bin wöchentlich bei einem Therapeuten, bin hier im Forum und möchte mir noch eine reale SHG suchen.

    Soviel ersteinmal von mir. Ich freue mich auf den Austausch mit Euch.

    Liebe Grüße
    Wille