Hallo alle zusammen,
auch ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem beide Eltern tranken.
Mein Vater trinkt noch immer.
Meine Mutter ist letzten Dezember an den Folgen Ihrer Sucht gestorben, und ich bin froh (so schlimm das klingt) für sie, weil sie in Ihrem Leben zum Schluss keine Würde mehr hatte, und für mich, weil ich keine Verantwortung mehr für sie übernehmen muss.
Ich kann jetzt Vieles, was ich vor ihrem Tod nicht konnte:
-Ich habe aufgehört zu rauchen, nach 28 Jahren und vielen gescheiterten Versuchen, jezt hat es geklappt
-ich habe den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, nachdem er mir vorgeworfen hat, ich wäre Schuld daran, dass er weitertrinken müsste.
-Oft erkenne ich, dass mein Verhalten in bestimmten Situationen(Streit, Stress, Unordnung...) die Überreaktion eines verschreckten Kindes und nicht die normale Reaktion eines Erwachsenen ist.
-ich gehe in eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Anghörige, das tut gut, leider bin ich dort das einzige "erwachsene Kind", alle anderen Angehörigen sind Partner oder Eltern.
Ursula Lambrou schreibt in ihrem Buch "Familienkrankheit Alkoholismus":
Er (der Alkoholiker) erlaubt keinem in der Familie, besser mit dem Leben
klarzukommen als er, ‹niemand darf gesünder sein als der Alkoho-
liker›.
Kann ich mir deshalb erst jetzt helfen lassen?
Ich bräuchte so dringend eine Therapeuten, habe schon mit meiner Hausärztin gesprochen, aber mir fehlt noch der Mut, eine Therapeuten anzurufen. Wie finde ich den Richtigen? Was mache ich, wenn er eine stationäre Therapie empfielt, das bekomme ich nicht organisiert (Familie, Hund, Arbeit).
Und um ehrlich zu sein, habe ich Angst vor einer Therapie.
Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren.
Angst, Verantwortung für mich alleine zu übernehmen.
Angst, die Ausrede zu verlieren, dass ich mich ja vor allem um andere kümmern muss und deshalb gerade überhaupt keine Zeit habe, mir selbst zu helfen
Geht es jemand ähnlich, ich bin gespannt auf Eure Antworten.
Liebe Grüße Ringelblume