Beiträge von ringelblume

    Lieber Karl,

    es gibt inzwischen viele Forschungsarbeiten über die Folgen für Kinder, wenn sie mit suchtkranken Eltern aufwachsen. Angefangen hat dies in den 70iger Jahren, also vor über 40 Jahren. Du kannst die Augen nicht verschließen vor dem Leid deiner Kinder, du bist verantwortlich für deine Kinder! edit Karsten - bitte keine anderen Internsetseiten kopieren- edit

    Also, mach Deine Augen auf, kontrolliertes Trinken ist bei einem Alkoholiker meines Erachtens nicht mehr möglich.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Hallo Tjorven,

    bin gerade in einer ähnlichen Situation: brauche enorm viel Kraft um mich meinen Ängsten zu stellen und habe das Gefühl für Nicht-Ekas ist so etwas nicht so anstrengend.

    Immer öfter werden mir aber die Parallelen zwischen Alkoholismus und Coalkoholismus deutlicher: ich verniedliche den Coalkoholismus (ich hab' halt ein Herlfersyndrom, nicht so schlimm....), ich kümmere mich nur wenig, um das Problem bei der Wurzel zu packen (im Prinzip bräuchte ich auch eine Langzeittherapie, weg von zu Hause, Klinikaufenthalt oder Tagesklinik).

    Andererseits muss ich vielleicht mehr Nachsicht mit mir haben, es gibt Fortschritte und ich bin jetzt seit 40 Jahren Co, das ist eben schon eine lange Zeit. Übrigens hilft mir mein Konatktabbruch zum Vater in dem Sinne, dass ich ruhiger sein kann, mehr Zeit zum Nachdenken habe und nicht so schnell gestresst bin, die wirklichen coalkoholischen Probleme löst der Kontaktabbruch aber nicht.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Liebe Ramona,

    ich habe, als ich für mich am Tiefpunkt angelangt war (Mutter schwere Leberzirrhose, Vater ständig betrunken) eine Suchtberatung aufgesucht. Hier wurde ich beraten. Auch wenn man mir keine Lösung anbieten konnte.

    Ein Jahr später (meine Mutter starn an einem Sturz) habe ich den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, weil ich dachte, dass er, wenn er sich zwischen mir und dem Alkohol entscheiden muss, natürlich mich wählt. Er hat sich für den Wein entschieden. Eine zeitlang kam ich mir dann wirklich weniger wert vor als eine Flasche Wein. Durch den Kontaktabbruch habe ich aber plötzlich Zeit gefunden, über mich nachzudenken. Und das war gut so. Ich habe eine Therapie angefangen, auch um die Kraft zu haben, die Kontaktsperre aufrechtzuerhalten. Habe mir neue Hobbys gesucht, habe aufgehört zu rauchen. Ich habe so viel mehr Energie. Aber der Weg ist nicht einfach, und war für mich richtig, für andere mag dies nicht so sein. Im Nachhinein habe ich auch gemerkt, wie sehr mich mein Vater manipuliert hat, damit ich ihm ein Leben mit seiner Sucht ermögliche oder erleichtere.

    Du musst diese Probleme nicht alle alleine lösen, hole Dir Hilfe und Beratung.

    Ich würde der Suchtklinik Bescheid geben, weil ich auf keinen Fall mehr alles vertuschen und geheim halten möchte, aber das ist mein Weg.

    Viel Kraft wünsche ich Dir

    Ringelblume

    Hallo Ihr,

    ich lese wieder und wieder von Waltraut Barnowski-Geiser ihr Buch Vater, Mutter, Sucht. Hat von Euch schon jemand mit ihren 7 Schritten (AWOKADO) gearbeitet?

    Schön finde ich, dass sie auch positive Eigenschaften hervorstellt, die EKAs haben.

    Viele der Rollen, die sie beschreibt (Superman, Robin Hood...), kann ich in mir wiederfinden. Es fällt mir dadurch leichter zu verstehen, warum manche "normalen" Mitmenschen manchmal Probleme mit mir haben. Im Alltag fällt es mir aber schwer, ihre Tipps umzusetzen.

    Im Moment habe ich aber das Gefühl, dass ich trotz aller Bemühungen, in meine alten Verhaltensmuster und meine Ängste zurückrutsche.

    Ich freue mich auf Eure Antworten

    Ringelblume

    Lieber Ratz-Fatz,

    Du schreibst:"Es ist auch eine Situation, in der ich wenig unterstützen kann, außer eben für ihn da zu sein."

    Ist das nicht das Wichtigste? Einfach zu sagen, ich sehe, dass Du Probleme hast und biete Dir meine Hilfe an. Dann kann der andere sich frei entscheiden, ob er die Hilfe annimmt.

    Mich würde noch interessieren, ob Du mit Deinem Bruder über die Probleme, die Ekas haben, redest und ob Ihr vieles Ähnlich seht.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Liebe Zimttee,

    als ich "noch jung" war, habe ich auch viele Dinge kompromissloser betrachtet als jetzt.

    Ich habe keine Berufsausbildung. Obwohl ich studiert habe, Diplomprüfung gemacht habe, habe ich den letzten Schritt Diplomarbeit nicht geschafft. Hätte mir damals jemand gesagt, dass diese Unfähigkeit an die Uni zu gehen eine Angststörung ist und nicht meine eigene Feigheit, dass mein zu Hause sitzen vielleicht eine Depression ist und nicht Faulheit, wie ich es mir eingeredet habe und dass die Ursache im Allkoholismus meiner Eltern liegt, tja dann... Wobei ich mit meiner Vergangenheit gar nicht hadere und mit meinem Leben ganz zufrieden bin.

    Jeder ist für sich selbst verantwortlich - keine Diskussion - aber manche Menschen brauchen Hilfe und manche Menschen brauchen einen Anstupser.
    Das hat nichts mit coalkoholischem Verhalten zu tun - meiner Meinung nach- .

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Hallo Ratz-Fatz,

    ich bin auch so eine, die weit unter ihren Möglichkeiten geblieben ist. Wenn ich jetzt über die Gründe nachdenke, so glaube ich, dass ich damit die Wünsche meiner -alkoholabhängigen- Eltern erfüllt habe, die es nicht ertragen hätten, dass es unabhängige, erfolgreiche Familienmitglieder gibt, die nicht mehr manipulierbar sind. Zum anderen habe ich durch mein schlechtes Selbstbewusstsein immer geglaubt, dass ich eben zu dumm, zu faul und ungeeignet bin und bin nicht auf die Idee gekommen, dass ich durch mein dysfunktionales Elternhaus viele Dinge nicht gelernt habe und Schaden genommen habe an meiner Seele.

    Na, jetzt bin ich älter und klüger.

    Für meine Kinder würde ich mir wünschen, dass sie als Geschwister ein Leben lang Kontakt zueinander haben und sich unterstützen. Klar darf sich deshalb keiner aufgeben und die Verantwortung für den anderen völlig übernehmen, denn zwischen unterstützen und sich aufopfern ist ja auch ein Unterschied.
    Und wir leben ja in Gemeinschaften und nicht als Einzelgänger.

    Viele Grüße

    Ringelblume

    Hallo Paco,

    kannst Du mir kurz erzählen, warum für Dich die Verhaltenstherapie im Vergleich zur tiefenpsychologischen Therapie besser ist.

    Ich mache gerade eine Therapie bei einem Verhaltenstherapeuten und bin nicht ganz so glücklich.

    Bei mir löst das Gefühl, allein gelassen zu werden (auch in Bezug auf Arbeit) sehr große Wut aus. Ich merke aber, dass diese Wut mich nur immer gegen Wände rennen lässt und nicht weiterbringt. Denn meine Mutter ist wegen des Alkohols gestorben und meinen Vater könnte ich noch so anschreien, Alkohol ist ihm einfach wichtiger als ich. Also versche ich die Wut umzuwandeln und etwas Schönes für mich zu machen.

    Grüße Ringelblume

    Liebe Linde,

    ich denke, dass (für mich) am Anfang des Prozesses, sich um sich selbst kümmern zu lernen, die Kontaktsperre zum Alkoholiker steht.

    Ich bin ja ein EKA und habe vor über einem Jahr den Kontakt zu meinem trinkenden Vater abgebrochen (er ruft alle 3 Monate an, das ist immer noch schwierig für mich).

    Schön (aber am Anfang war es für mich völlig unlogisch) ist aber, dass ich merke, wenn ich mich wirklich um mich kümmere, d.h. etwas Kreatives mache, aussprechen kann, wenn mir Dinge über den Kopf wachsen, um Hilfe bitten kann, dann geht es mir gut, dann geht es aber auch meiner Familie besser. Wenn ich wieder nur für andere da bin, mich nicht mehr wichtig nehme und nur noch "funktioniere", wenn ich mich also schlecht behandle, dann behandle ich auch meine Familie schlecht.

    Und ich denke, dass ich begriffen habe, dass meine Kinder leiden, wenn ich weiter alles ertrage, alles erledige, was mein Vater von mir fordert, dass ich ähnliche Fehler mache, wie meine Eltern, wenn ich die "Aufopferung" für andere als Entschuldigung für das Nichtübernehmen der Verantwortung für mein eigenes Leben mache (ich kann das gerade nicht anders formulieren),
    hat mich dazu gebracht, eine Therapie zu beginnen.

    Diese Therapie ist nur ein Anfang. Manchmal denke ich, es ist der Anfang eines langen und großen Kampfes um mein besseres Leben. Und ich muss noch lernen, dass ICH wichtig genug bin und sich der Kampf lohnt.

    Liebe Grüße Ringelblume

    Liebe Fatima,

    seit Anfang des Jahres mache ich eine Therapie. Ich habe bestimmt 20 Jahre gewusst, dass ich sie brauche, aber für mich immer Ausreden gefunden, noch zu warten, oder ich habe alles verharmlost und mir eingeredet, dass ich halt ein bisschen schrullig und anders als die anderen bin.
    Eine Ausrede war, dass ich doch für meine (2) Kinder da sein muss. Im Nachhinein war ich zeitweise eine ganz schlechte Mutter, weil ich durch die große Belastung mit zwei alkoholkranken Eltern viel rumgeschrien habe und oft die Geduld nicht hatte und die Kraft mich mit den beiden auseinanderzusetzen.

    Eine Therapie ist auch immer nur der Anfang eines Weges. Es tut mir gut und es bringt mich weiter, wenn ich über meine -manchmal verqueren- Gedanken im Zusammenhang mit Kontrolle, Verantwortlichkeit und Ängsten reden kann, ich weiß aber auch, dass ich noch weiter arbeiten muss, mit einem anderen Therapeuten, der mir hilft, mich an mein Trauma ranzutasten. Aber alles in meinem Tempo und so wie ich es will.

    Ich hatte immer Angst, der Therapeut würde mich dazu drängen, meine Familie zu verlassen, um mich selbstverwirklichen zu können, das ist aber überhaupt nicht so. Das Verhältnis zu meinem Mann und zu meinen Kindern hat sich verbessert, weil ich mich ernster nehme, auch mal was für mich fordern kann und merke, dass ich nicht weniger geliebt werde, wenn ich mehr fordere. Ich schreie nur noch sehr selten, weil ich gelernt habe, dass ich nicht auf meine Kinder und meinen Mann wütend bin, sondern auf meinen Vater.

    Therapie ist anstrengend, aber auch hier kann man seinen eigenen Weg finden. Weil mir wöchentliche Sitzungen zu anstrengend waren (ich bin danach völlig erschöpft und bekomme an diesem Tag eigentlich nichts mehr geregelt), gehe ich jetzt nur alle 14 Tage hin.

    Im Nachhinein war es meine beste Entscheidung seit Jahren, diese Therapie begonnen zu haben.

    Liebe Grüße

    Daniela

    Ich hatte diese Woche meine zweite Therapiestunde, bin nicht sicher ob ich beim richtigen Therapeuten bin, bin mir aber auch nicht sicher, ob diese Zweifel kommen, weil ich ja nun doch viele "Familiengeheimnisse" ausgeplaudert habe und mir das immer noch nicht erlaube.

    Nach zwei Tagen Verzweiflung sieht heute Morgen die Welt wieder besser aus und ich habe mir die folgenden wirren Gedanken gemacht, die Ihr vielleicht kommentieren wollt. (das wäre schön)

    Sein Leben bekommt man geschenkt, man muss sich nicht dafür rechtfertigen. Ein Geschenk gehört einem selbst, man darf damit machen, was man will (geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen). Also darf ich sein, wie ICH will. Ich darf mein Leben für mich leben und muss nicht für meine kranke Ursprungsfamilie leben.

    Bisher habe ich versucht, für meine Mutter zu leben, habe die Ansprüche, die mein Vater an meine Mutter gestellt hat, erfüllt, weil ich Harmonie und Zuneigung wollte und nicht nächtelange Streite mit Verzweiflung und Weinen und bin ganz in diesen Nächten meiner Kindheit stecken geblieben.

    Aber keiner kann sich opfern, um als Belohnung Liebe zu fordern, die es vielleicht gar nicht gibt.

    Und dann kommt die Frage aller Fragen, warum kann ich das erst heute erkennen?
    Ringelblume

    Hallo Gartenblume,

    ich frage mich oft, warum ich nicht unendlich wütend auf meine Eltern war/bin. Zu wissen , dass eine Flasche Wein oder Schnaps wichtiger für meine Eltern ist als ich oder meine Kinder, müssten mich doch sofort von jedem schlechten Gewissen befreit haben und von jedem Pflichtgefühl, sich um sie zu kümmern.

    Stattdessen suche ich nach Entschuldigungen für ihr Verhalten.
    Blöd, oder??
    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Liebe Gartenblume,

    was könntest Du denn durch einen Anruf oder ein Hingehen ändern am Zustand Deines Vaters?

    Ich habe seit letzten Herbst den Kontakt zu meinem Vater auf ein Minimum eingeschränkt, er ruft einmal im Monat an, weil ich ihm übers Internet Daten übermittele, ansonsten telefonieren wir nicht und ich besuche ihn auch nicht mehr.

    Ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem, auch weil viele Bekannte nicht verstehen, wie man seinen Vater so "im Stich lassen kann". Aber je länger dieser seltene Kontakt besteht, desto mehr kann ich mich auf mich selber konzentrieren und desto mehr kann ich auch die Gedanken und Sorgen um ihn wegschieben.
    Ich sehe das im Moment auch ganz existentiell, entweder kümmere ich mich um ihn, so dass er es warm und sauber hat und keinen Grund, das Trinken zu lassen und ich gehe daran kaputt oder ich kümmere mich um mich und meine Familie und er hat es nicht ganz so schön, merkt das doch aber gar nicht so sehr, weil er ja eh selten nüchtern ist.

    Halte durch für Dich !!

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Hallo Shirley,

    meine Mutter lag ungefähr das letzte halbe Jahr vor ihrem Sturz auch nur noch herum.

    Ich habe damals viel im Internet geschaut und für mich war klar, dass es an ihrer Leberzirrhose lag.

    Ich habe versucht mir soviel Informationen wie möglich zu beschaffen, habe Kontakt zu ihrem Arzt gesucht. Viel zu spät haben mein Bruder und ich einen Antrag auf Pflegegeld gestellt. Nach ihrem Tod kam die Einstufung - Pflegestufe 2.

    Im Nachhinein bin ich durch dieses Kümmern viel zu sehr wieder in diese "ich bin für das Wohlergehen meiner Eltern verantwortlich"-Schiene hineingerutscht und zwar tiefer als je zuvor.

    Heute weiß ich, dass mir diese Pflege sehr geschadet hat, ich weiß aber nicht, was ich Alternative gehabt hätte.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Hallo Blue Cloud,

    Zitat von Blue Cloud: "...dass ich gesunde ist einfach die Loslösung von meinem Suchtmittel - egal ob Alkohol oder Partner."

    Das doofe an uns Co-Abhängigen ist doch, dass man eben kein Suchtmittel hat, das man aufgeben kann und dann ist man gesund (obwohl das bei Alkoholiken bestimmt auch nicht so ist). Ich bin co-abhängig, weil meine Eltern Alkoholiker sind. Nach Deiner Theorie habe ich jetzt Glück, weil ich ja ziemlich wenige "Suchtmittel" habe. Mit meinem Vater habe ich keinen Kontakt mehr, meine Mutter ist tot, aber deshalb bin ich immer noch co-abhängig und meine Psyche muss immer noch geheilt werden.
    Auch bringe ich in meine Familie diese coabhängigen Strukturen. Muss ich jetzt meine Kinder und meinen nicht alkoholkranken Mann verlassen?

    Ringelblume

    Hallo Blue Cloud,

    das Schwierige bei uns Coalkoholikern ist, dass wir Menschen verlassen müssen, die krank sind.

    Der Alkohol macht doch die verkehrte Welt und nicht der Coalkoholiker: wie verrückt ist es denn sagen zu müssen:"ich habe erkannt, dass Du krank bist und deshalb werde ich mich nicht mehr um Dich kümmern, egal, ob Du nichts mehr isst, egal ob Du Deine Wohnung nicht mehr aufräumen kannst ..., ich gehe."

    Und um diesen verrückten, völlig unlogischen Satz auszusprechen, braucht es eben Zeit.

    liebe Grüße

    Ringelblume

    Hallo Mia,

    ich würde Dir auf jeden Fall zu einer Therapie raten, denn früher oder später überfahren Dich diese Probleme und Du hast dann nichts, um Dich zu schützen.

    Ich dachte immer, ich komme schon alleine klar, denn ich bin ja stark und unabhängig. In Wirklichkeit kann ich nur nicht um Hilfe bitten und meine so hübsche Fassade von Stärke brökelt in sich zusammen.

    Seit meine Mutter gestorben ist, mein Vater immer mehr verwahrlost, merke ich, wie tief ich in dieser kranken Familiensituation drinstecke und wie ich so langsam meine Kinder und meinen Mann immer stärker mit hineinziehe, obwohl ich das gar nicht will.

    Liebe Grüße

    Ringelblume

    Liebe Linde

    danke für Deine Antwort.

    Ich würde jetzt gerne schreiben: habe einen Termin bei einem Therapeuten ausgemacht, ich bin aber immer noch auf der Suche und kenne die Listen mit Therapeuten in meiner Nähe fast auswendig. Trotzdem fehlt mit noch ein bißchen Mut zum Anrufen.

    Aber ich bleibe dran.

    Liebe Grüße

    Daniela

    Hallo Helen,

    ich war letztes Jahr auch auf der Suche nach Hilfe für meine Eltern, weil ihre Sucht ein Maß erreicht hatte, das für mich unerträglich wurde (kein Kochen mehr, verpisste Betten, eklige Toiletten...).

    Ich war bei der Suchtberatung, bei Ärzten, habe mit Altenheimen telefoniert und NICHTS erreicht.

    Nachdem meine Mutter an ihrer Sucht gestorben ist, habe ich nochmals angefangen für meinen Vater Hilfe zu suchen und habe tatsächlich Erfolg gehabt: Sein Hausarzt hat ihn ins Krankenhaus eingewiesen, zwei Wochen ohne Alkohol, mein Vater war wieder fit. Nur eine Therapie hielt er für völlig unnötig. Und der Rückfall kam nach zwei Monaten.

    Jetzt hab ich den Kontakt abgebrochen, bin nochmals zur Suchtberatung - diesmal aber wegen mir - und ich habe endlich verstanden, dass ich niemals Hilfe für meine Eltern gefunden hätte, weil ich damals nur nach Menschen oder Institutionen gesucht habe, die mir die Verantwortung für meine Eltern abnehmen.

    Diese Verantwortung habe ich aber gar nicht, (und so doof das klingt, das war mir überhaupt nicht klar) und so habe ich nach etwas gesucht, das es gar nicht gibt.

    Ein anderer Fall ist es, wenn andere Menschen durch den Süchtigen gefährdet sind und wenn die Feuerwehr schon öfter bei deiner Mutter war, ist das vielleicht der Fall.

    Was hat der sozialpsychatrische Dienst gesagt?

    Liebe Grüße

    Daniela

    Hallo alle zusammen,

    auch ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem beide Eltern tranken.

    Mein Vater trinkt noch immer.

    Meine Mutter ist letzten Dezember an den Folgen Ihrer Sucht gestorben, und ich bin froh (so schlimm das klingt) für sie, weil sie in Ihrem Leben zum Schluss keine Würde mehr hatte, und für mich, weil ich keine Verantwortung mehr für sie übernehmen muss.

    Ich kann jetzt Vieles, was ich vor ihrem Tod nicht konnte:
    -Ich habe aufgehört zu rauchen, nach 28 Jahren und vielen gescheiterten Versuchen, jezt hat es geklappt
    -ich habe den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, nachdem er mir vorgeworfen hat, ich wäre Schuld daran, dass er weitertrinken müsste.
    -Oft erkenne ich, dass mein Verhalten in bestimmten Situationen(Streit, Stress, Unordnung...) die Überreaktion eines verschreckten Kindes und nicht die normale Reaktion eines Erwachsenen ist.
    -ich gehe in eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Anghörige, das tut gut, leider bin ich dort das einzige "erwachsene Kind", alle anderen Angehörigen sind Partner oder Eltern.

    Ursula Lambrou schreibt in ihrem Buch "Familienkrankheit Alkoholismus":
    Er (der Alkoholiker) erlaubt keinem in der Familie, besser mit dem Leben
    klarzukommen als er, ‹niemand darf gesünder sein als der Alkoho-
    liker›.

    Kann ich mir deshalb erst jetzt helfen lassen?

    Ich bräuchte so dringend eine Therapeuten, habe schon mit meiner Hausärztin gesprochen, aber mir fehlt noch der Mut, eine Therapeuten anzurufen. Wie finde ich den Richtigen? Was mache ich, wenn er eine stationäre Therapie empfielt, das bekomme ich nicht organisiert (Familie, Hund, Arbeit).

    Und um ehrlich zu sein, habe ich Angst vor einer Therapie.
    Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren.
    Angst, Verantwortung für mich alleine zu übernehmen.
    Angst, die Ausrede zu verlieren, dass ich mich ja vor allem um andere kümmern muss und deshalb gerade überhaupt keine Zeit habe, mir selbst zu helfen
    Geht es jemand ähnlich, ich bin gespannt auf Eure Antworten.

    Liebe Grüße Ringelblume