Beiträge von helen38

    Hallo Junebug!

    Es hat dir noch niemand geantwortet, daher will ich das jetzt einmal tun.
    Es tut mir sehr Leid, in was für einer Situation du dich befindest!
    Ich kann das sehr gut nachvollziehen, habe schon meinen Vater vor 12 Jahren durch Krebs verloren und nun vor einem halben Jahr meine Mutter, die Alkoholikerin war.
    2,5 Jahre vor dem Tod meiner Mutter hatte ich nur noch oberflächlichen telefonischen Kontakt zu ihr, weil ich Abstand haben wollte.
    Als sie dann schwerkrank ins Krankenhaus kam, hatte ich Angst sie zu sehen, alles in mir hat sich gesträubt. Aber ich habe es trotzdem getan und von Besuch zu Besuch wurde sie mir wichtiger. Endlich waren mal gute und tiefgreifende Gespräche ohne den Alkohol möglich. All das,was vorher nicht möglich war, ging auf einmal. Ich habe versucht die Zeit zu nutzen. Letztendlich hat das den Abschied zunächst schmerzvoller gemacht, aber rückblickend kann ich sagen, dass ich froh darüber bin, dass wir uns nochmal als Tochter und Mutter angenähert haben und weitestgehend Frieden schließen konnten. All das mit dem, "was man haben wollte und nicht bekommen hat" ist natürlich immer noch todtraurig, aber der Groll auf ihren Starrsinn, ihre Uneinsichtigkeit ist nahezu verflogen. Sie konnte nicht anders. Das ist traurig, aber sie konnte nicht anders. Sie war krank.
    Ich würde dir raten, nutze die Zeit mit deinem Vater, soweit es dir damit gut geht. Manchmal ist dann ja vielleicht doch noch das ein oder andere gute Gespräch möglich, wenn die Zeit abläuft. Das kann sehr wertvoll sein.
    Du wirst das überstehen! Wenn der Alkoholismus in der Familie nicht geschafft hat, uns aus der Bahn zu werfen, dann sind wir schon ziemlich stark :)

    Alles Liebe, Helen

    Hallo Lilllylolo!

    Ich möchte dir erstmal mein Mitgefühl zum Tod deiner Mutter aussprechen. Bei mir ist das alles auch noch recht frisch (siehe ein paar Threads unter deinem). Erst vor gut 2 Monaten ist meine Mutter nach einer langen und schwierigen Beziehungsgeschichte verstorben.
    Ich kann gut nachvollziehen, was du jetzt fühlst. Was auch immer man für ein Verhältnis zu der Mutter hatte, es IST die Mutter und es sind starke Gefühle, wenn sie stirbt. All das habe ich nie angenommen, als es mit meiner Mutter zu Lebzeiten immer so schwierig war.

    Ich finde das ein großes Geschenk, dass ihr noch so schöne letzte Jahre hattet. Behalte das im Gedächtnis!

    Alles, was du jetzt fühlst, ist ok. Versuche es einfach so anzunehmen, wie es ist. Dein Bauchgefühl wird dich schon leiten!
    Ich glaube, es ist das Trauma in uns oder der Zwang zum Verdrängen in uns, der das Fühlen manchmal schwer macht. Ich kenne das auch von mir. Da bin ich dann wie taub.
    Aber es ist ein Teil von dir, das bist du - und vielleicht hilft das "Nichtfühlen" jetzt in der Situation erstmal.
    Die Trauer kommt oder sie kommt nicht.

    Es ist doch schon mal toll, dass du eine Therapie machst. Mir hilft das Verstehen, warum ich aufgrund meiner Geschichte so bin, wie ich bin und vielleicht muss ich mit den Defiziten oder den Gefühlen, die ab und an hochkommen, leben.
    Aber das können wir! Wir sind nämlich ganz schön stark :)

    Ich wünsche dir jetzt erstmal das Allerbeste für die nächste Zeit!

    Liebe Grüße

    Helen

    Hallo ihr!

    Nach einiger Zeit melde ich mich mal wieder.
    Mittlerweile hat die Urnenbeisetzung meiner Mutter stattgefunden. Die Bestatterin hat eine wirklich schöne Feier organisiert und viele Teile ihrer Rede waren für meine Schwester und ich, damit wir loslassen können.
    Nun ja, ich war vorher noch nie bei einer Urnenbeisetzung und es ist schon irgendwie skurril: In der Urne soll meine Mutter sein?
    Merkwürdig und schwer zu fassen.
    Mittlerweile "funktioniere ich wieder so halbwegs normal - was 6 Wochen nach dem Tod irgendwie auch schon wieder merkwürdig ist.
    Aber ich glaube, dieses Verdrängen, dieses Wegschieben, dass funktioniert schon völlig automatisch bei mir. Lebenslanger Überlebensmodus. Der Gedanke an meine Mutter ist trotzdem immer da, aber eben auch noch sehr unfassbar, dass sie nicht mehr da ist. Sehr unwirklich.
    Es ist eben so wie die 2,5 Jahre, in denen ich nur telefonischen Kontakt hatte, nur dass sie nun eben nicht mehr anruft.
    Am Tag vor der Beisetzung war ich bei einer Trauerbegleiterin, die mir sagte, dass ich auch nach dem Tode meiner Mutter noch ein gutes Verhältnis zu ihr bekommen könnte: Ich soll meine Mutter bewusst in Gedanken zu schönen Dingen mitnehmen. Das kann auch nur ein Spaziergang im Schnee sein, wenn der Schnee so schön knirscht. Ich soll meine Mutter ganz bewusst mit schönen Dingen in Verbindung bringen. Eigentlich ein schöner Gedanke. Ich werde das mal probieren.

    Brigitte 1947: Meine Mutter kam ins Krankenhaus, weil sie massiv Wasser in den Beinen hatte, was zum Aufplatzen der Haut geführt hat, die sich dann entzündet hat.
    All das waren Symtome eines sehr schwachen Herzens, woran sie letztendlich auch verstorben ist. Die Blutwerte meiner Mutter waren in Ordnung, so dass der Arzt uns zunächst nicht geglaubt hat, dass sie trinkt.

    Liebe Grüße

    Helen

    Hallo ihr!

    Lieben Dank für eure Antworten und Nachfragen.

    Es geht mir etwas besser und ich quäle mich nicht mehr pausenlos mit den Fragen herum. Manchmal "funktioniere" ich auch schon wieder ganz normal und ich kann lachen.
    Dann kommen Momente, in den ich zusammenzucke und denke: "Nichts ist ok", "Meine Mutter ist tot", "Nie wieder". Besonders dieses "Nie wieder" lässt sich momentan noch gar nicht für mich greifen. Aber das ist auch zuviel verlangt, dafür ist es auch zu frisch.
    Ich bemühe mich unter Leute zu gehen und habe sehr viel mit Freunden gemacht, die alle ganz lieb zu mir sind. Das ist schön.

    Weihnachten habe ich mit der Familie meines Schwagers verbracht. Das war eigentlich sehr schön. An 1. und 2. Weihnachtstag hatte ich meinen Neffen zu Besuch.

    Ja, ihr habt recht. Meine Mutter war erwachsen und hätte sich immer anders entscheiden können, aber das hat sie nie. Auch uns zuliebe nicht. Das ist besonders schwer zu verkraften und nagt am Selbstwertgefühl, aber das kennt ihr wahrscheinlich ja nur zu gut.
    Zusammen mit dem Gefühl: Warum ist mir das gerade passiert? Ist das echt meine Lebensgeschichte? Ich werde da innerlich immer ganz starr und mein Hals schnürt sich zu.
    Ungerechte Verteilung von Lebensglück. Verdammt. Eine heile Familie ist ein großes Geschenk für das Leben, ich merke das immer wieder.

    Liebe Grüße

    Helen

    Ich möchte euch erstmal für eure lieben Worte danken!

    Besonders Lindes und Sunshines Worte haben ziemlich genau getroffen, was ich fühle. Es ist schön so verstanden zu werden.

    Ja, wir sind uns in Liebe begegnet, obwohl meine Mutter nie sehr überschwänglich war. Körperkontakt war nicht ihres. Wir haben häufig mal ihre Hand genommen, sie konnte das wohl nicht so.
    Da sie sehr krank war und dann schnell ermüdet war bei Besuchen, gab es dann (wahrscheinlich) doch das ein oder andere böse Wort von ihr, z.B. hat sie einmal gesagt, dass ich ihr schon früher hätte helfen können und nicht erst jetzt.
    Dabei hätte ich ihr immer geholfen, wenn sie hätte es etwas gegen ihre Sucht tun wollen. Alles andere konnte ich nicht mehr. Diese Gefühlsachterbahn war einfach zuviel.
    Solche Aussagen rotieren jetzt aber im Kopf inklusive der verpassten Zeit, die man nicht miteinander verbracht hat und die jetzt auch nie nachgeholt werden kann. Verdammt. Die Gefühle, die ich gegenüber meiner Mutter hatte, als sie noch getrunken hat, sind verschwunden. All die Wut, die Enttäuschung, nur noch Trauer ist da.
    Hat sie gewusst, dass sie stirbt? Sie hat noch in unserem Beisein Pläne gemacht. Meine Schwester hat mal versucht ein Gespräch in diese Richtung zu lenken, sie ist darauf nicht eingegangen.
    In der letzten Nacht soll sie randaliert haben und harte Dinge gegen die Fensterscheiben geworfen haben. Ich frage mich, was hat sie dort gesehen? War sie wütend? Oder war sie einfach verwirrt? Sie hat auch während der Zeit im Krankenhaus Dinge gesehen, die nicht da waren.

    Wir konnten ihr ihr ganzes Leben land nicht helfen. Das ist so traurig.

    Trotzdem muss ich ins Leben zurück. Zum Glück habe ich liebe Menschen um mich herum, die zumindestens zeitweise für mich da sein können. Leider ist die Zeit, die man mit seinen Gedanken doch allein ist lang.

    Ach, das was einem das Leben präsentiert ist schon nicht einfach...

    LG, Helen38

    Hallo ihr!

    Vor einiger Zeit hatte ich hier schon einmal gepostet. Wer es sich durchlesen mag, es findet sich in den untenstehenden Threads:


    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic26900.html

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic29875.html

    Das Zusammenleben mit meiner Mutter war alles andere als einfach. Aufgrund einer gescheiterten Beziehung (und mal wieder dem Gefühl alleingelassen worden zu sein - was aus meiner Familiengeschichte resultiert) und sich dem verschlimmernden Verhalten meiner Mutter, habe ich entschieden Distanz zu ihr einzunehmen, d.h. wir hatten in den letzten 2,5 Jahren nur noch telefonischen Kontakt, der meistens oberflächlich war.
    Ein Nachbar rief mich dann an, dass er sie ins Krankenhaus gefahren hätte. Ab diesem Zeitpunkt haben meine Schwester und ich sie im Krankenhaus besucht. Zuerst täglich, dann abwechselnd alle 2 Tage. Ohne den Mist - Alkohol waren zum ersten Mal wieder vernünftige und auch tiefe Gespräche möglich und ich habe gemerkt, wieviel Liebe und Sehnsucht ich die ganzen Jahre doch für meine Mutter hatte. Alles nur zu meinem eigenen Schutz weggedrückt. Ich hatte teilweise das Gefühl am liebsten in sie "hineinkriechen" zu wollen, um verpasste Dinge nachzuholen. Zuerst hieß es, es würde wieder besser werden und wir haben sie in einem Pflegeheim angemeldet.
    Meine Hoffnung auf eine normale Beziehung mit meiner Mutter war so groß, wenn sie dann hoffentlich unter Aufsicht und unter Menschen wäre (meine Mutter war sehr einsam). Ich habe ihr auch gesagt, dass ich gerne einen Neuanfang machen würde und ich nicht möchte, dass es wieder so schlimm wird wie vorher. Sie wollte das auch und es war möglich, dass wir uns sagen, dass wir uns lieb haben.
    Leider stellte sich dann im Laufe der Behandlung heraus, dass sie an ihrer Erkrankung versterben wird. Sie ist jetzt vor einer Woche verstorben, ohne das Krankenhaus verlassen zu haben. Wir hatten nur noch 5 Wochen.
    Nur wenige haben Verständnis für meine Gefühle, da ich so häufig auf meine Mutter geschimpft habe. Davon ist momentan nicht mehr viel übrig. Momentan sehe ich eher das traurige Leben meiner Mutter (Kriegsflüchtling, traumatisierte Mutter, mein Vater, der sie häufig mit anderen Frauen betrog(ist bereits vor 10 Jahren verstorben)). Ich habe Schuldgefühle, da ich auf Abstand zu ihr gegangen bin und auch auf Angebote durch die Blume auf ein Treffen mit ihr nicht eingegangen bin (weil ich Angst hatte, wieder in den Strudel hineingezogen zu werden - ich war schon einmal ein Jahr depressiv erkrankt wg. der Familiengeschichte). Schuldgefühle wegen der verdreckten Wohnung - wie wird sie die letzten Wochen dort gelebt haben?
    Jetzt ist es zu spät, es wird keine Annäherung mehr geben, keine Chance mehr auf ein Happy End. Schade um die vielen verlorenen Jahre.

    Mir geht es nicht gut und meine Gedanken rotieren und wieder mal ist das Gefühl alleingelassen worden zu sein so dominant. Immer wieder dieses Gefühl in meinem Leben...nicht leicht auszuhalten. Ich habe keinen Partner und keine eigene Familie :(

    Ich musste meine Gedanken mal mit jemandem teilen, der mich vielleicht auch verstehen kann und vielleicht habt ihr ja Tipps wie es mir wieder besser gehen könnte...

    Liebe Grüße

    Helen38

    Hallo Fingertip!

    Das klingt bei dir ja auch ganz schön schlimm!
    Darf ich mal fragen, ob deine Behinderung durch den Alkoholismus deiner Mutter verursacht ist?

    Es ist eben mit normalem Menschenverstand nicht zu verstehen, dass eine Mutter so kalt sein kann. So, dass man meint, sie würde nicht das Beste für Ihr Kind wollen und es in allem unterstützen. Das ist nicht nachvollziehbar!
    Und doch ist es so.

    Weißt du, wir sind zu recht wütend und das ist auch sehr gesund, dass wir diese Gefühle empfinden, nur ich glaube....es wäre irgendwann gesünder loszulassen. Wut ist kein gutes Gefühl, dass man immer in sich haben sollte. Vor allem, wenn diese Wut ins Leere läuft. Den großen Knall wird es wohl nicht mehr geben und alles ist gut.

    Wir müssen uns mehr auf uns konzentrieren. Nicht mehr: Jetzt habe ich meine Mutter seit Herbst nicht mehr gesehen, dass muss doch was bei ihr verändert haben! Sondern: Ich habe meine Mutter so lange nicht gesehen, MIR tut das gut!

    Was für ein Studium machst du denn und warum endet das zwangsläufig in Hartz 4?

    LG!

    Hallo Frozen Tears!

    Vielen Dank erstmal für deine lange Antwort!

    Du hast in vielen Dingen ganz bestimmt recht und ich wäre froh, wenn ich die Dinge so gelassen sehen könnte.
    Das kann ich an sehr vielen Tagen auch, aber an einigen Tagen (und das sind häufig die Tage, die traditionell mit der Familie verbracht werden), schaffe ich das nicht. Das liegt auch sicherlich daran, dass ich keinen Partner und keine Familie habe. Das ist dann immer volle Konfrontation mit dem "ich bin mal wieder alleine gelassen worden". Das Gefühl kenne ich eben nur allzu gut und das hat sich in meinem Leben nur allzu häufig wiederholt. Und ja, ich habe Freunde, die sind aber an solchen Tagen eben mit ihrer Familie zusammen.

    Mittlerweile ist aus meiner Trauer aber auch weitestgehend Wut geworden. Eben stand meine Mutter unangemeldet vor der Tür und wollte etwas vorbeibringen und als ich sah, dass sie vor der Tür stand schoss sofort der Adrenalinpegel hoch und ich dachte, mein Gott, die ist meine Mutter? Diese Frau sieht fertig und eklig aus. Nicht gerade schöne Gedanken über die eigene Mutter. Der Besuch dauerte dann auch nur 2 Minuten, weil ich sofort hochkochte.
    Weißt du, ich bin wütend über die fehlende Liebe in meinem Leben. Wütend darüber, dass ich nicht das bekommen habe, was mir eigentlich zugestanden hätte und das mich das immer noch jeden Tag beeinträchtigt.
    Mein Trauma hat mich garantiert auch in meiner Partnerwahl beeinflusst. Ich denke, es waren häufig die Falschen, die mich eben nicht ausreichend geschätzt haben, für die ich nicht Mittelpunkt war. Aber nicht Mittelpunkt zu sein, dass kenne ich ja oder aber die Angst, sowieso wieder verlassen zu werden, denn das kenne ich ja auch.

    Ich möchte gerne die Wut loswerden, gleichgültiger werden....daran muss ich arbeiten.

    Meine Mutter ist übrigens eine relativ wohlhabende Frau. Ihr tun die 100 Euro garantiert nicht weh. Aber um die Höhe des Betrages ging es ja gar nicht, sondern um das "Wie" des Geschenkes.

    Ich freue mich sehr, dass dein Vater es geschafft hat, trocken zu sein. Was für eine großartige Leistung und wie schön für deine Familie!

    LG, Helen

    Ja Nathalie,

    da könntest du recht haben!
    Bei mir ist das so, dass ich auch das Gefühl habe, dass mir die Basis fehlt. Diese Gewissheit, dass alles gut wird. Denn gut wurde nie etwas in meinem Leben, was mit nahestehenden Personen oder Beziehungen zu tun hatte. Ich hatte nie das Gefühl, ich könnte in die Welt rausgehen, mich ausprobieren und wenn ich scheitere kann ich in einen sicheren Hafen zurückkehren.
    Diesen sicheren Hafen gibt es bis jetzt nicht, sei es durch eine eigene Familie oder eine Partnerschaft. Ich habe Freundschaften, aber nicht alle wissen von der trinkenden Mutter und was ich mitgemacht habe. Das sind vor allem die Freundschaften, die über den Beruf entstanden sind. Da möchte ich meine Familiengeschichte gerne außen vor lassen.
    Ich habe mal den Satz gehört: Always lonely in a happy crowd. Dieser Satz trifft häufig auf mich zu, aber so will ich das gar nicht!

    Ich habe schon ganz viel an mir gearbeitet und bin viel reflektierter als früher und ich bin auch nachsichtig mit mir, aber was mit definitiv fehlt, ist der sichere Hafen....

    Hallo Nathalie!

    Deine Einstellung finde ich sehr gut. Mir fällt es sehr schwer, so ein Verhalten nicht persönlich zu nehme, denn letztendlich ist es genau das: Lieblos und damit sehr unpersönlich. Das kann man drehen und wenden wie man will. Leider. Ich muss mir da ein dickeres Fell anschaffen. Dringend.

    Wo holst du dir denn deine Bestätigung?

    Ich habe einen Freundeskreis, aber keine eigene Familie und keine Partnerschaft. Ich glaube, dass macht mich anfälliger für solche Lieblosigkeiten....

    Hallo liebe Mitschreibende!

    Wie geht ihr mit den immer wieder hochkommenden Gefühlen um?

    Damit meine ich vor allem mit der immer wiederkehrenden Enttäuschung, der Lieblosigkeit?

    Ein Beispiel von mir: Meine Mutter habe ich Weihnachten noch nicht gesehen, da sie Heiligabend betrunken war. Auch den nächsten Tag hat sie ein Treffen abgelehnt, da es ihr nicht gut gehen würde.

    Meine Schwester ist dann zu ihr gefahren, um bei ihr etwas abzuholen, sie hat dann das "Geschenk" für mich mitzugeben: 100 Euro in einem aufgerissenen Briefumschlag. Nichts sonst dabei.
    Geld wohl schnell zusammengesucht, Weihnachten kam wohl zu schnell!
    Was für eine Lieblosigkeit!!

    Wie geht ihr mit sowas um? Ich habe geweint, mich dann darüber geärgert, dass ich darüber weine und sie dann angerufen, da ich das Gefühl hatte, ich müsste meine Wut bei dem abladen, bei dem sie verursacht wurde. Erschreckender Weise sah sie wieder überhaupt nicht ein, dass das alles so schlimm wäre.

    Ich merke, dass meine Sehnsucht nach einer liebenden Mutter einfach nicht aufhört. Wie geht ihr damit um?

    LG, Helen

    Ja, davon darf man nicht ausgehen. Schlimmer geht
    's immer, nur das macht unsere Situation nicht besser oder weniger schlimm.
    Ich muss sagen, nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, habe ich von Verstand her gewusst, dass es schlimm war. Jetzt wo ich älter bin, fühle ich es nun. An manchen Tagen so schlimm, so dass alte Bilder auftauchen, die ich so nicht mehr erinnert habe. Schön ist das dann nicht. Aber so ist das dann wohl, wenn man traumatisiert ist....irgendwann kommts wieder hoch. Meistens dann wenn man bereit ist, sich damit zu beschäftigen. Vielleicht ist das so, jedenfalls habe ich in den letzten Jahren sehr viel über das Grenzen setzen gelernt, was mir richtig gut getan hat.

    Meine Mutter hat sich mittlerweile entschuldigt und ich habe ihr gesagt, dass ich mich nicht von ihr terrorisieren lasse. Sollte es noch EIN EINZIGES MAL vorkommen, dann werde ich mir vorbehalten den Kontakt abzubrechen.

    Bis jetzt hat sie es geschluckt und ruft nicht mehr betrunken an und wenn sie anruft, dann ist sie von ausgesuchter Höflichkeit. Fragt sich nur wie lange :)

    Das finde ich sehr gut, solche Gespräche nicht mehr zu führen. Erspart dir bestimmt viel Stress! Sei froh, dass dein Vater nicht einsam ist. Das erspart dir bestimmt nochmal so einiges, wenn man in diesem Fall von "ersparen" sprechen kann.

    Ich versuche das auch nicht mehr zu tun, nur manchmal, wenn sie wieder so tut, als ob alles ganz normal wäre, bin ich auch sehr direkt. Ich habe da lange genug geschluckt. Das mache ich nicht mehr.

    Meine Mutter weiß eigentlich auch nichts mehr von mir. Wichtige Dinge bespreche ich nicht mehr mit ihr. Von mir aus, nehme ich auch keinen Kontakt mehr zu ihr auf und Telefonate laufen auf meiner Seite aus sehr einsilbig und werden schnell beendet.

    Im Grunde genommen könnte ich ihr ständig vor Wut ins Gesicht springen, dafür das sie ihre Verantwortung als Mutter nicht wahrgenommen hat.
    Über diese Phase muss ich auch noch hinwegkommen. Ist auch nicht gut.

    Ich habe letztens einen Bericht bei 37 Grad gesehen über depressive Mütter. Dabei habe ich gedacht, was daran denn nun bitte schlimm sein soll....die Mütter haben ihre Kinder nicht terrorisiert und sind "einfach" nur traurig und ziehen sich aus der Familie zurück. Was hätte ich darum gegeben, wenn es NUR das gewesen wäre. Völlig verschobene Wahrnehmung! Dabei ist eine depressive Mutter schon schlimm genug für die Kinder!

    Danke für eure schnellen Antworten!

    Ja, der Pflichtteil wäre aber geringer. Es geht um ein Einfamilienhaus mit großem Grundstück und Geldvermögen. Ich schätze mal, es wäre für mich minimal 250.000 Euro, um die es gehen würde. Es gibt derzeit ein notarielles Testament, das ich auch kenne. Das wird sie nicht geändert haben.

    Da verzichtet man mal nicht eben darauf!

    Ja, das Problem ist, dass sie sich ja leider nicht an Regeln hält. Sie ist betrunken oder auch nüchtern und sie ist sehr einsam (Wer will schon was mit einer unzuverlässigen Alkoholikerin zu tun haben?) und dann ruft sie halt an: Ihre Kinder!
    Das Problem ist, dass sie Realitäten nicht anerkennt. Vor einiger Zeit habe ich ihr gesagt, dass unser Verhältnis ja komplett gestört ist. Sie darauf: Sag doch nicht sowas!
    Häh? Sie merkt halt keine Einschläge mehr. Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass der Alkohol schon soweit seine Wirkung im Hirn hinterlassen hat, dass sie NICHTS mehr klar sehen kann. Mit Vernunft ist da halt nichts zu erreichen.

    Vielen Dank erstmal für deine Antwort!

    Die Suizidandrohungen kennen wir schon zur Genüge. Wurde auch gerne angewandt, als meine Schwester und ich Teenager waren und wir nicht so folgsam waren, wie sie das wollte. Sie verließ dann auch gerne mal betrunken das Haus mit den Worten: Ich bringe mich jetzt um. *Ohne Worte* Ich muss wohl nicht sagen, was das auf Teenager für eine Wirkung hat.
    Mittlerweile und nach dem Spruch auf dem AB denke ich nur noch: Tu's doch!
    Schlimm, aber wahrscheinlich nachvollziehbar.

    Heute Morgen rief sie wieder an, betrunken, aber nicht, um sich zu entschuldigen, sondern mich anzugreifen.

    Ich werde in den nächsten Tagen nicht mehr ans Telefon gehen. Fertig, aus.

    Was mich von einem Kontaktabbruch zurückhält ist die die Befürchtung, dass sie mich enterbt. Das klingt zwar blöd, aber ist so. Man kann jetzt kommen mit dein Frieden ist wichtiger als Geld und das stimmt auch...trotzdem gibt es einiges (bis jetzt) zu erben und ich würde das als mein Schmerzensgeld ansehen, für das was man mitgemacht hat. Mein Gott, bin ich pragmatisch....aber dass ich so bin, habe ich mir nicht ausgesucht und wenn ja, hätte ich garantiert etwas anderes gewählt!

    Nach längerer Zeit mal wieder etwas von mir.

    Mit meiner Mutter gibt es keine Veränderung, alles beim Alten. Seit ich jetzt aber Urlaub habe, kontaktiert sie mich wieder verstärkt. Ich will das aber nicht. Das ist mir zuviel und tut mir nicht gut.

    Deshalb hat sie jetzt wieder ihre Psychospielchen angefangen. Nachdem sie mir gestern gesagt hat, dass sie sich bessere Kinder gewünscht hätte (was für eine Frechheit!) bin ich nicht mehr ans Telefon gegangen. Das hat sie dann gestern Abend zum Anlass genommen, mir Suizidandrohungen (sie war nüchtern) auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Ich habe mich daraufhin nicht bei ihr gemeldet.
    Oh Wunder, heute Morgen hatte sie sich dann doch nicht umgebracht ( mein Gott, was für ein Sarkasmus das so zu schreiben), und wollte mit mir über zu erledigende Dinge reden. Ich sagte ihr, dass ich eine Entschuldigung erwarte und dass ich mich nicht manipulieren lasse (siehe AB vom Vorabend) und worauf sie anfing, heftigst zu schreien. Ich habe ihr gesagt, dass sie aufhören soll anzurufen.

    Es ist unfassbar, was diese Frau und ihre Krankheit seit nunmehr 26 Jahren für einen Terror ausübt.

    Wie würdet ihr euch verhalten, um diesen immer wiederkehrenden Terror und diese Psychospielchen zu unterbinden?

    LG!

    Liebe Bridget!

    Ich bin gerade total wütend geworden über das, was deine Eltern dir angetan haben und was du alles (vor allem) von deinem Vater erdulden musstest. Es ist eigentlich unfassbar, was du mitmachen musstest und was für einem Terror du täglich ausgeliefert warst!

    Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur sagen, dass es am besten ist eine Grenze zu ziehen und den Kontakt selbst zu bestimmen. Du bist kein Kind mehr und du entscheidest über dein Leben. Du hast das RECHT auf ein glückliches Leben!!
    Seitdem ich so verfahre, geht es mir besser.... nicht immer, aber es ist besser!

    Ich denke, die Sehnsucht nach deinen Eltern ist in Wirklichkeit die Sehnsucht nach Eltern, die dir gut getan hätten und die du eigentlich hättest haben sollen. Diese Sehnsucht projezierst du auf deine Eltern. Es klingt hart, aber diese Sehnsucht wird von deinen Eltern wahrscheinlich nicht gestillt werden.
    Vielleicht müssen wir EKAs einfach lernen mit dieser Sehnsucht zu leben.

    Ich wünsche dir, dass du einen guten Weg für dich findest.

    Traue dich einfach in dieser Hinsicht egoistisch zu sein :)

    Alles Liebe,

    Helen

    Deine Schlafprobleme sind ein eindeutiges Zeichen, dass etwas nicht stimmt und dass du etwas ändern musst.

    Als ich noch bei meinen Eltern lebte, hatte ich auch große Schlafprobleme, die ewig anhielten.

    Klar, aus heutiger Sicht war ganz klar, warum. Damals bin ich dann ins Schlaflabor, um herauszufinden, ob etwas Körperliches vorliegt. Tat's natürlich nicht und als der Arzt mich fragte, ob meine Eltern irgendwelche Vorerkrankungen haben und ich sagte, dass meine Mutter Alkoholikerin ist und ich den vielsagenden Blick des Arztes sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Heftig, so eingebunden war ich in die kranken Verhältnisse!

    Meine Schlafstörungen hörten dann auch auf, als ich was an meinem Leben änderte. Raus aus der Berufsausbildung und rein ins Studium. Und vor allem raus aus den kranken Verhältnissen!

    Du bist deinem Vater zu nichts verpflichtet, er hat alle Möglichkeiten zur Hilfe und er will nicht! Versuche das für dich anzunehmen und GRENZE DICH AB!

    Ich wünschte, mir wären viel früher die Augen geöffnet worden.

    Das Gefühl der Wut kenne ich sehr gut. Manchmal ist sie gar nicht da, manchmal würde ich meiner Mutter gerne vor Wut ins Gesicht springen.

    Da weiß ich auch noch nicht, wie ich mit meiner Wut umgehen kann.

    Zum einen ist es gut, dass ich sie habe, zum anderen ist sie aber auch ein Zeichen, dass ich noch zu sehr emotional eingebunden bin. Deshalb finde ich sie nicht gut.

    Wahrscheinlich geht es bei deinem Vater auch schon sehr lange und war nur lange Zeit versteckt. Ich würde mir da keine großen Hoffnungen machen, dass sich da nochmal was ändert. Klingt hart, aber ist wahrscheinlich so. So ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Da kannst nur etwas für dich ändern. Bei deinem Vater bist du machtlos.

    Liebe Grüße!