Hallo Junebug!
Es hat dir noch niemand geantwortet, daher will ich das jetzt einmal tun.
Es tut mir sehr Leid, in was für einer Situation du dich befindest!
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, habe schon meinen Vater vor 12 Jahren durch Krebs verloren und nun vor einem halben Jahr meine Mutter, die Alkoholikerin war.
2,5 Jahre vor dem Tod meiner Mutter hatte ich nur noch oberflächlichen telefonischen Kontakt zu ihr, weil ich Abstand haben wollte.
Als sie dann schwerkrank ins Krankenhaus kam, hatte ich Angst sie zu sehen, alles in mir hat sich gesträubt. Aber ich habe es trotzdem getan und von Besuch zu Besuch wurde sie mir wichtiger. Endlich waren mal gute und tiefgreifende Gespräche ohne den Alkohol möglich. All das,was vorher nicht möglich war, ging auf einmal. Ich habe versucht die Zeit zu nutzen. Letztendlich hat das den Abschied zunächst schmerzvoller gemacht, aber rückblickend kann ich sagen, dass ich froh darüber bin, dass wir uns nochmal als Tochter und Mutter angenähert haben und weitestgehend Frieden schließen konnten. All das mit dem, "was man haben wollte und nicht bekommen hat" ist natürlich immer noch todtraurig, aber der Groll auf ihren Starrsinn, ihre Uneinsichtigkeit ist nahezu verflogen. Sie konnte nicht anders. Das ist traurig, aber sie konnte nicht anders. Sie war krank.
Ich würde dir raten, nutze die Zeit mit deinem Vater, soweit es dir damit gut geht. Manchmal ist dann ja vielleicht doch noch das ein oder andere gute Gespräch möglich, wenn die Zeit abläuft. Das kann sehr wertvoll sein.
Du wirst das überstehen! Wenn der Alkoholismus in der Familie nicht geschafft hat, uns aus der Bahn zu werfen, dann sind wir schon ziemlich stark
Alles Liebe, Helen