Bis jetzt war ich tapfer, aber die Gefühle sind nach wie vor gemischt. Ich bin einerseits ein klein wenig stolz auf mich, dass ich durchhalte, obwohl ich nicht sicher bin, dass dies der Fall wäre, wenn der Druck seitens meiner Familie und Freunde nicht so groß wäre.
Andererseits ist auch immer noch die Sehnucht nach dem gemeinsmen Leben da, dass ja irgendwann mal schön war. Die Einsamkeit, die mich oft übermannt, ist auch ein für mich noch sehr schwer zu händelnder Aspekt. Aber ich halte durch.
Heute morgen war er das letzte mal da. Wollte rein, wollte reden, beteuerte seine Absicht, eine erneute Therapie zu machen und diesmal trocken zu bleiben. Ich hab es nicht zugelassen. Nach stundenlangen Diskussionen gab ich ihm 8 Euro, damit er im Obdachlosenheim unterkommt die nächsten 2 Tage(eine Übernachtung da kostet 4 Euro), bis er Termin bei der Suchtberatung hat. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen, aber damit habe ich jetzt erstmal 2 Tage Ruhe vor ihm. Diesen endlosen Diskussionen stand zu halten habe ich noch nicht so drauf, ab einem bestimmten Punkt suche ich dann den nächstmöglichen Ausweg. Oft war es das Wieder-rein-lassen, aber das ist ja nun kein Ausweg mehr für mich.
Ansonsten läuft mein Leben ok, ich versuche, mich unter Leute zu bringen, war eine Freundin besuchen, auch 2 Mal abends aus mit Bekannten. Glücklicherweise habe ich in den letzten und kommenden Wochen einige Geburtstage und eine Hochzeit, einige sehr willkommene Anlässe, dem einsamen Alltag etwas zu entfliehen und Mensch zu sein, selbstständiges ICH zu sein, Bekanntschaften aufleben zu lassen, die mal hätten Freundschaften werden können, wenn nicht mein altes Leben so anstrengend und zermürbend gewesen wäre.
Wie lange war ich auf keiner Feier mehr, ohne XY zu bewachen wie ein Schießhund, damit um Gottes Willen nichts schief geht Jahre. Es tut gut, sehr gut sogar, aber ein Wehrmutstropfen bleibt, wahrscheinlich eine kleine Schädigung die ich aus der Beziehung zurück behalten habe: Ich fühle mich ohne meine Kinder an meiner Seite nicht gut.
Obwohl ich weiß, sie sind bei meiner Mutter in guten Händen mache ich mir ständig Gedanken, ob nicht doch was passiert, der Kleine ist noch so experimentierfreudig, schaltet den Herd an, klettert auf Fensterbänke, rennt auf Straßen ohne zu schauen, er ist halt noch klein.
Auch spielt ein schlechtes Gewissen eine Rolle, ich lasse die Kinder alleine, wo ich ihnen doch so viel zugemutet habe, wo ich doch bei ihnen sein sollte, wo sie doch Spaß hätten, wenn ich sie mitnehmen würde, auch wenn sie zu der Zeit im Bett sein sollten. Ich fühle mich furchtbar egoistisch, wenn ich jetzt alleine raus gehe mit dem Zweck, MEIN Innerstes zu heilen, Spaß und Freude in MEIN Leben zu holen, es fühlt sich wirklich nicht gut an. Ich hoffe, das normalisiert sich irgendwann.
Hoffnungsvolle Grüße