Beiträge von Katharsis

    Hallo Frank,

    aufrichtig bewundere ich Deinen Mut und die Tapferkeit, mit denen Du deine Situation meisterst.
    Ich denke, gerade jetzt ist jede noch so kleine Freude oder das bewusste Wahrnehmen von schönen Dingen überaus wichtig und so freue ich mich trotz all der Anstrengungen, die Du da auf Dich nehmen musst, so sehr darüber, dass Du eine zufriedene Trockenheit für Dich erreichen konntest.
    Im nassen Zustand fehlt uns ja das Bewusstsein.
    Es gefällt mir auch, dass Du über „die armen Tröpfe“, die da noch an der Pulle hängen, keine verächtliche Bemerkung machst. Es klingt für mich eher nach distanziertem Bedauern, das Dich aber nicht aufhalten wird auf Deinem Weg.
    Ich wünsche Dir, dass Du den letzten Turnus jetzt gefühlt ganz schnell hinter Dich bringen und dann wieder erholen und neue Kraft tanken kannst.

    Auch von mir alles Gute.
    Liebe Grüße
    Katha

    Guten Morgen

    Nie zuvor habe ich so lange und vor allem so gründlich überlegen müssen, wie ich meine Antwort formuliere – vermutlich aber so lange, dass sich niemand mehr an die Fragen erinnern kann außer mir selbst ;-).
    Zwischenzeitlich habe ich sogar ernsthaft einen Beitritt in die Geschlossene erwogen – und bereits die ersten Schritte eingeleitet - damit ich privat ungefiltert drauflos tippseln kann, den Gedanken dann jedoch wieder verworfen.
    Ich kann nicht erwarten, dass jemand nach vier Monaten noch irgendein Interesse an meiner Antwort hat und ich weiß ja nicht einmal, ob z.B. Du, Andreas, überhaupt noch hier herumturnst (Correns, Thalia und Frank konnte ich lesen), aber ich versuche es jetzt trotzdem:

    Deine „Brammelaktion“ :) konnte ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn sie mich verletzt hat. Nun ist es aber so, dass ich gerade bei Freunden und vor allem in der Suchthilfe versuche, so sachlich und objektiv zu bleiben, wie es mir nur möglich ist, denn alles andere hilft Menschen nicht weiter. Viele von uns sind sehr loyal und das gefällt mir sehr, sehr gut. Nun hatte ich bei mir einen Hang dazu entdeckt, eben aus dieser Loyalität und Sympathie heraus etwas Objektivität über Bord zu schmeißen und meinte, bei Dir etwas Ähnliches zu bemerken. Ich bin nicht der Weisheit letzter Schluss und so habe ich mich vielleicht auch getäuscht. Falls nicht… den Gedanken vielleicht noch einmal durchs Hirni kugeln lassen ;-). Ganz sicher aber möchte ich nie jemanden absichtlich verletzen und so bringen mich Brammelaktionen zum Nachdenken, treiben mich aber nicht in die Flucht ;-).

    Die Sackkarre.. :D. Alleinstellungsmerkmale sollen wir ja offensichtlich vermeiden und so sage ich vorsichtig, dass ich zumindest vermute, eine der wenigen Frauen gewesen zu sein, die jemals in einem Job als Assistentin der Geschäftsleitung mit einer Sackkarre zur Arbeit erschienen sind ;-). Das Teil habe ich dann auch so einsetzen müssen, dass ich es komplett geschrotet habe. Dafür haben mir meine ehemaligen Kollegen, die sehr wohl wissen, wie man manche Frauen glücklich macht, eine neue Sackkarre geschenkt, die selbst den Ansprüchen der Umzugsleute genügte ;-).

    Und nun zum schwierigen Teil, der mir so viel Kopfzerbrechen machte: Das Manuskript.
    Es begann mit einer außergewöhnlichen Geschichte und endete mit Frust meinerseits. Erst wollte ich mich nicht dazu äußern, sowenig wie ich ein halbfertiges Bild vorzeigen würde. Dann stand mir meine eigene Loyalität im Weg. Die Arbeit daran machte irrsinnigen Spaß, auch wenn ich manchmal bei einer Bullenhitze bis zu acht Stunden in die Tasten hauen musste. Ich habe jeden einzelnen Satz neu formuliert und stellte dabei fest, wie ungleich schwieriger es ist, anderer Menschen Worte in Form zu bringen, weil sie bereits durch Dein Hirni purzeln und sich dort festkrallen anstatt einfach selbst schreiben zu können. Was in den ersten Kapiteln erschütternd und sehr bewegend war und mir den größten Respekt abnötigte, mir Mut machte und mir Lebensfreude und die Freude an kleinen Dingen noch näher brachte, verkam dann doch auf beklemmende Art und Weise eher zu einer Abrechnung mit dem Arbeitgeber und auch der bereits verstorbenen Frau. Ich schätze Ehrlichkeit über alle Maßen, denn sie gibt mir Sicherheit (auch wenn sie mich zeitweise erstmal zu Boden bringt), ich sehe jedoch wenig Sinn darin, Kindern im Nachhinein Dinge mitzuteilen, die ihnen eine Illusion rauben und damit die Bemühungen eines ganzen Menschenlebens zunichtemachen würden. So habe ich gegrübelt, gesabbelt und gefeilt – alles unter dem Aspekt, dass die absolute Wahrheit nichts Positives bringen würde, denn die Vergangenheit kann niemand ändern. Ich fühle mich besser damit, mag mich jetzt aber nicht mehr damit beschäftigen. Muss ich auch nicht, denn es ist fertig gestellt ;-).

    Mein Mitbewohner ist ja mein bester Freund und deshalb prädestiniert dafür, auch über das ganze romantische und wenig praktische Gedöns ;) zu fachsimpeln. Suff und Depris verhindern allerdings, dass er so richtig aus dem Quark kommt, aber was soll ich sagen: Wenn ich trinke, werde ich auch depressiv und Leben spielt sich nur in der Theorie ab. So einfach isses.. und so schwierig.
    Ich jedenfalls habe mich so unbändig auf dieses Jahr gefreut und bin voller Pläne. Wie Teufel aus der Kiste tauchte doch immer wieder der Ex auf (interessant, meine Opfer-Haltung in dieser Beziehung ;-)) und brachte mich mit schöner Regelmäßigkeit zu Boden. Diesen vermeintlichen Helden habe ich jetzt endgültig zu den Motten geschickt.
    Durchhalten, durchatmen, ausatmen, aushalten – das muss ich öfter mal, aber ich muss mir auch immer genau überlegen, wo es wirklich nötig ist, weil es zum Leben resp. zu meinem Leben gehört und wo es Leben einfach nur blockiert oder sogar verhindert.
    Immer öfter sehe und erlebe ich, wie Menschen sich über Jahre hinweg so intensiv bemühen, wieder auf die Füße zu kommen und scheitern, weil sie das Grundsätzliche, was sie so sehr belastet, nicht ändern. Es ist oft, als müsste man sich selbst das Herz herausreißen, aber irgendwann stellt man dann fest, dass man freier durchatmen kann, plötzlich wieder gelacht hat (oops!), sich auf irgendetwas wieder fast so sehr freut oder über irgendetwas, wie man das früher konnte. Und dann versteht man plötzlich den fetten Schleier, der über allem gelegen hat. „Man“ hat in der Selbsthilfe nix zu suchen – weiß ich – aber ich hab jetzt grad nach dem letzten Absatz keinen Bock mehr, Worte zu klauben. Ich, ich, ich – das sollte reichen jetzt ;-).

    Weihnachtsbeleuchtung. Die Sonne strahlt vom Himmel an diesem wundervollen Frühlingstag und ich traue mich kaum, dieses Thema nochmal anzuschneiden, aber es gilt ja für viele Bereiche und deshalb tue ich es jetzt doch ;-): Ich habe – wie so oft – schallend gelacht, als ich mir vorgestellt hast, wie Du grummelnd an der Beleuchtung herumzerrst. Vielleicht bin ich doch ein bisschen vernünftiger geworden – eher weniger wahrscheinlich – oder mir sind doch viele Bilder in meinem Kopf abhanden gekommen im Laufe der letzten Jahre: Ich wünsche mir Freude für alle und so würde ich mich lieber mit weniger eigener Freude ans Werk machen bei der Deko als jemandem dabei zusehen zu müssen, der sich dann doch eher damit herumquälen muss, weil´s einfach nicht sein Ding ist.
    Geburten sind nicht wie im Fernsehen, Hochzeiten irgendwie oft auch nicht, nicht jeder Mann ist extrem scharf darauf, mit mir Schuhe oder Klamotten einzukaufen und wenn ich im Juni dann auf Glühwürmchen im Wald lauere, habe ich bis dahin den größten Schweiger des Universums aufgetan oder selbst schweigend das Staunen gelernt. Hoffe immer noch, dass mir Tor 2 erspart bleiben wird ;-), obwohl mir die Technik von Pink Lady da überaus gut gefällt.
    Ich habe mich letztes Mal bei der Weihnachtsdeko so vorbildlich zurückgehalten, dass ich ganz erschüttert war, als mir von zwei Seiten gedrückt wurde, dass es wohl „nicht gerade wenig“ war.
    Dafür habe ich mich dann an den Ostereiern schadlos gehalten, denn die dürfen auch wunderschön werden, sofern man sie denn essen kann und sie somit auch einen praktischen Nutzen haben :-).
    Ich hatte jedenfalls Freude daran, das mache ich daran fest, dass ich mich einlassen kann, kein Stück zappelig werde und es in Ruhe auch zu Ende bringe. Schönes Gefühl.

    Bevor ich hier heute schreiben konnte, habe ich gestern meinen Thread in voller Länge durchgelesen. Es kamen mir tatsächlich die Tränen, als mir wieder mal bewusst wurde, mit wie viel Anteilnahme, Fürsorge und auch lustigen Geschichten zur Ablenkung Ihr mir über die so ziemlich schlimmste Zeit meines Lebens hinweg geholfen habt. Ich habe es mit Unbeständigkeit gedankt und schäme mich dafür in Grund und Boden. Dies soll kein Abgesang werden, doch ich wünschte, ich könnte mehr Beständigkeit versprechen, anstatt diese Schwarz-Weiß-Taktik weiterhin verfolgen zu müssen :-(. Ich habe in der Zwischenzeit um jeden Millimeter Gesundheit kämpfen müssen und es geht mir schlechter als jemals zuvor. Trotzdem werde ich mich jetzt wieder um einen Vollzeitjob bemühen, weil ich nicht vorankomme. Keine Ahnung, wie das funktionieren soll, aber Versuch macht ja bekanntlich auch kluch ;-). Aufrichtig kann ich jedoch sagen, dass ich hier heute nicht einfalle, nur weil es mir schlecht geht und ich mir Zuspruch erhoffe. Ich halte absolut nichts davon, Menschen immer nur dann zu belatschern, wenn man sie gerade mal wieder braucht und man muss dann die Suppe auch selbst auslöffeln, wenn man die Geduld der Anderen überstrapaziert hat. Heute allerdings habe ich nicht einmal in meinem Terminkalender nachgesehen, ob irgendetwas ansteht. Es war mir total egal, denn dies hier war wichtiger. Ausbügeln, was ich heute im RL eventuell vermasselt habe, muss ich dann eben morgen wieder.

    Trotz der Schmerzen spüre ich, dass dies ein wundervolles Jahr werden kann und da vertraue ich und werde deshalb meinen Drahtesel komplett auseinandernehmen und aufpolieren. Auf den Balköng hab ich ihn bereits geschleppt, so dass er Frühlingsluft schnuppern kann.
    Diese Woche steht mein erster Opernbesuch an. Vielleicht wird’s doof und anstrengend, aber ich freue mich unbändig auf eine neue Erfahrung. Mein Mitbewohner klemmt und so habe ich mir kurzerhand einen Mann aus dem Internet gezerrt, der zumindest vorgibt, Interesse daran zu haben :-). Da ich den auch nicht kenne, kann es ja nur spannend bleiben, aber es würde mir in der Seele weh tun, wenn da eine Karte verfällt für ein Ereignis, das einem anderen Menschen vielleicht auch Freude bereiten könnte. Manchmal erschrecke ich noch immer über meine eigene Schnellschusstaktik, spüre aber auch, dass alles besser ist, als sich enttäuscht allein auf den Weg zu machen oder sich sogar auf seine Insel zurückzuziehen. So bleibt es dann wohl bei unberechenbar, aber bemüht und hoffentlich weniger unbeständig…

    Ich danke Euch und wünsche einen bezaubernden Frühlingstag.
    Das „guten Morgen“ lasse ich stehen, denn heute Morgen habe ich angefangen, zu schreiben.
    Es zeigt jedenfalls, wie sehr ich mich bemüht habe, gerade die Sache mit dem Manuskript so zu formulieren, dass ich es für mich vertreten kann.
    Schwerstarbeit.
    Ausatmen.
    Durchstarten.
    Doch erst einmal etwas essen, denn wir wissen ja, was Hunger, Durst, Schlaf- oder Frischluftmangel mit unserem Hirni anstellen können.

    Ganz liebe Grüße
    Katha

    Hallo ihr Lieben :)

    Bekenne mich schuldig im Sinne der potentiellen Anklage ;)
    Wie es mir geht?
    Zwei Monate habe ich vor und nach meinem Umzug gewirbelt wie eine arme Irre und mit meiner Sackkarre bin ich zeitweise quasi verschmolzen :D. Wegen des guten Vorsatzes, meinen Titanschatz nicht anzukratzen, hab ich 60 Kartons am Zielort geparkt und bin dann hin und her gepeest, um sie dort zu füllen. Macht bei meiner Anzahl an Büchern 2,5 kg Gewichtsverlust in drei Tagen :-).
    Zwischendrin hatte ich mitten in der Botanik ein paar Termine zur Besprechung des Manuskripts, Reha-Sport und Arztbesuche, musste 600 Kilometer gurken, um bei der nächsten Behörde vorzusprechen und erst einmal zu gucken, wohin ich überhaupt ziehe und hab mich dann noch schnell in der anderen Richtung in meine Klinik einweisen lassen, weil ich gehofft habe, sie könnten mich in drei Tagen reparieren, ergo hatte ich ganze zwei Wochen Zeit, um meinen gesamten Kram einzutüten.
    In meiner pedantischen Art – die in völligem Gegensatz zu dem steht, was ich andererseits ständig so völlig unbekümmert abreiße – habe ich mich zwei Tage vor meiner Umsiedelung noch beim Umzugsunternehmen erkundigt, ob sie denn auch pünktlich aufschlagen werden und erfahre abends um 18 h, dass sie die Absicht haben, mich bereits am nächsten Morgen umzuziehen.
    Früher hätte ich bei einer solchen Gelegenheit den Tankwart meines Vertrauens aufgesucht und mich dann so gewaltig weggeschossen, dass es mir gleichgültig gewesen wäre, was der Rest der Welt veranstaltet. Jetzt habe ich beim Loshüpfen in Sekundenschnelle einen Plan gemacht und die Dinge nach Dringlichkeit erledigen können.
    Den Satz: „Das Wichtigste zuerst!“ habe ich in realen SHG´s wohl schon über 1000 Mal gehört und er hat auch nur ca. 20 Jahre gebraucht, um sich endlich effektiv in meinem Hirni einzunisten. Da fällt mir auch gleich wieder ein, dass da was dran ist an der Sache mit der Geduld *düsternigg*.

    Jedenfalls stand ich am nächsten Tag mit glasklarer Rübe fertig zum Durchstarten da – der Rest war Peanuts. Klingt irgendwie seltsam, aber mir fällt grad auf, dass ich diese Zeit durchaus genossen habe, auch den Moment, als ich am letzten Tag meinem Vermieter und dem Nachmieter am liebsten die Kaffeetassen aus der Hand gerissen hätte bei der Wohnungsübergabe, um sie loszuwerden – meine Hand lag schon auffordernd auf der Türklinke – weil der Mann mit dem Spaten über der Schulter bereits durch mein Wohnzimmer tobte, um die Rose aus dem Garten auszubuddeln. An den letzten Sekunden meines Timings muss ich wohl doch noch feilen.

    Hier im Schwabenländle konnte ich dann wieder von vorn anfangen mit allem, weil die Bude aussah wie ein Handgranatenwurfstand, was mich einen weiteren Monat gekostet hat statt der sieben Tage, die ich für meine Klamotten und Handwerkerarbeiten berechnet hatte.

    Die Bude ist fertig, die Weihnachtsdeko steht und hängt rum und wenn ich jetzt noch Kekse backe, riecht es auch wieder lecker. Im Moment stinkts nach Ammoniak, denn ich habe mir gerade die Haare gefärbt. Das ist mir zum ersten Mal seit 30 Jahren gut gelungen und so bin ich jetzt total ausgeglichen und freue mich und habe die Ruhe im Bauch zum Tippseln :-).

    Ich bin hier gut gelaunt und voller Tatendrang aufgeschlagen und habe mich gefreut auf alles, was da kommen mag. Ich habe alles gegeben, um von meiner Seite aus die bestmögliche Ausgangsposition zu schaffen, dabei aber das Wichtigste irgendwie außer Acht gelassen, nämlich meinen Mitbewohner. Als ich ihn fragte: „Hey, wo können wir denn mal hingehen und uns etwas ansehen, wo ist es schön und vor allem: Wo ist das Wasser???“ antwortete er, „Weiß nicht“. Da hab ich gelacht und gesagt: „Aber Du weißt doch, wo Du schon mal gewesen bist, wohnst hier doch schon länger“. Meint er: „Weiß nicht mehr, war kaum weg“.
    Hab ich geschluckt und dann gestrahlt und ihm vorgeschlagen, dass wir die Gegend dann eben zusammen erkunden.
    Ein guter Plan funzt nicht zwangsläufig und deshalb benötigt man einen Plan B – für Alkoholiker sowieso unerlässlich.
    Erst war ich traurig und niedergeschlagen, dann wütend, weil mir alles unnötig mühsam und zäh vorkam und dann kam mir der Gedanke, dass dies doch genau die Sache ist, die ich dringend mal lernen sollte und auch wollte: Nämlich mich allein auf die Socken zu machen.
    Auf der Suche nach dem heißgeliebten Wasser bin ich hier mit den Stöcken durch die Pampa getobt und habe Flüsse und Seen gefunden, Wälder und wunderschöne Plätze. Bei schönem Wetter nehme ich die richtige Seite des Flusses und so scheint mir die Sonne ins Gesicht und dann überkommt mich die pure Lebensfreude und ich möchte hopsen da oben auf dem Deich.

    Hopsen kommt aber auf Dauer nicht so gut, deshalb hab ich tatsächlich meinen Drahtesel noch aus dem Keller gezerrt. Da ich ewig nicht gefahren bin – schon gar nicht mit dem neuen Ballast intus – hab ich erst einmal heimlich in der Tiefgarage geübt und bin dann ab durch den Wald an den Fluss gefahren. Mir tat drei Tage der Mors weh, aber noch länger habe ich gelächelt bei der Erinnerung an die Fahrt.
    Und am Wochenende zeige ich manchmal meinem Mitbewohner die schönen Stellen, die ich entdeckt habe und manchmal kann er sogar zeigen, dass er sich darüber freut.

    An der Uni hab ich an einer Studie teilgenommen, die Suchtbolzen aller Art weiterhelfen soll und wollte mir danach die Stadt angucken. Bei dem Anblick der vielen Menschen dort habe ich allerdings gekniffen und bin geflüchtet. Dafür brauche ich also noch einen Anlauf, aber morgen kommt meine Sonne für ein langes Wochenende und dann werden wir das Town von hinten aufrollen :-).

    Ich musste schmunzeln, als ich bei Dir, Correns, gelesen habe, dass der Jahresendspurt eingesetzt hat bei den Menschen. Bei mir hat er das auch – wie jedes Jahr, aber es läuft nicht hektisch, sondern zügig. Ich redigiere gerade die letzten Seiten des Manuskriptes, da ich möchte, dass der alte Herr es zu Weihnachten bekommt und habe endlich den Kandinsky eingefangen. Der sollte ja eigentlich auf meinen Schrank gepinselt werden, aber das Bild strahlt die pure (Lebens-)Freude aus und…*hüstel* vielleicht auch ein bisschen Übermut und so habe ich es als Aquarell gemalt und werde es meiner Tochter schenken, zu der es am besten passt.
    Zu Weihnachten bin ich eingeladen worden und habe mich selbst damit überrascht, dass ich die Einladung freundlich aber bestimmt abgelehnt habe. Kein Genöle von Halbwüchsigen, denen die Geschenke nicht passen, kein Ignorieren der Mühen jener Person, die sich beim Einkauf und der Zubereitung eines köstlichen Weihnachtsessens wieder einmal überschlagen hat, keine Querelen zwischen Expartnern, kein Materialismus, kein Geschimpfe auf das Weihnachtsfest und abfällige Bemerkungen über Gläubige – ich möchte einfach nur dasitzen und den Kerzenschein genießen und die dunkle, stille Zeit, wenn die Welt sich etwas langsamer dreht nach meinem Empfinden und ich die Muße habe, über Dinge nachzudenken und diese Gedanken und Erkenntnisse dann auch hängenbleiben und genutzt werden können, ich möchte mir etwas Gutes kochen und auch das in Ruhe genießen und vielleicht noch zur Mitternachtsmesse wackeln und mich über all die Menschen freuen, die dann zusammen sitzen können, weil sie möchten – nicht weil sie müssen.
    Und ganz bestimmt werde ich an Abschiede denken, denn da waren so viele, von Menschen und Orten und weil ich bin, wie ich bin und häufig auch in einer schwierigen Situation war, hatte ich oft nicht wirklich Zeit zum Trauern und so schwebt dieser Teil manchmal noch so halbfertig im Raum.
    Ganz sicher aber werde ich an meinen Bruder denken, der sich – als er die Menschen an Weihnachten nicht mehr ertragen konnte – drei Tage lang mit einer ganzen Gans einschloss und niemandem mehr die Tür öffnete :D. Dann werde ich wieder in herzhaftes Gelächter ausbrechen, weil er so viele ulkige Dinge gemacht hat und ihm der Schalk im Nacken saß, und dann ganz sicher in Tränen ausbrechen, weil er nicht mehr da ist.
    Ich glaube tatsächlich, ich werde mir Zeit nehmen für die weiche Stelle in mir und für das Weinen und es ist nicht schlecht, nicht negativ, nicht depressiv – eher wie ein sanfter Regen, der melancholisch macht und von dem man weiß, dass er wieder aufhört. Und so habe ich vielleicht endlich auch innen drin verstanden, dass auch Trauer ein starkes Gefühl ist, das man positiv nutzen kann, um zu heilen.
    Aber das muss noch warten, denn für heute habe ich noch ein volles Programm und werde mich wieder ans Werk machen :-).

    Lieber Frank, ich würde so gern wissen, wie es DIR geht. Genießt Du den Winter mit Büchern und Musik und Tee oder heißem Kakao mit einem fetten Sahnehäubchen obendrauf auf dem Sofa und machst es Dir puschelig oder treibt Dich etwas um? Bist Du zufrieden mit Ruhe im Bauch?
    Es ist schon witzig irgendwie, durch Eure Erzählungen hier denke ich besonders häufig im Sommer an Andreas – wahrscheinlich wegen des Konzerts und des Teiches , im Herbst an Dich, Frank, und im Winter an Correns, der mit Spikes im Schnee läuft und seine Bahnen zieht. An all die Mädels hier, die mir sehr lieb geworden sind, denk ich seltsamerweise das ganze Jahr über gleich oft – ausgenommen an Maria, die ich jetzt wegen der Glühwürmchen dem Juni zuordne :-). Okay, ich bin bekloppt, aber das wusstet Ihr ja längst *fg*.

    Euch wünsche ich eine wirklich schöne Adventszeit und mir Antworten auf meine Fragen an Frank ;-).

    Ganz liebe Grüße und bis zum nächsten Mal
    Katha

    Hallo Correns,

    das kann ich bedingungslos unterschreiben:
    Ein Alkoholfreies Haus ist auch für mich
    der Grundbaustein, über den nicht zu
    diskutieren ist, weil er mich häufig genug über
    die Runden gerettet hat.
    Ich war überrascht, zu lesen, dass Dich Gefühle
    nach so langer Zeit der Abstinenz immer noch
    übermannen können und ich wünsche Dir,
    dass Du sie zukünftig besser nutzen kannst für
    Deinen Weg – die positiven wie die negativen.

    Allen einen entspannten Sonntag
    Katha

    Hallo Frei,

    in meinen Augen ist das kein kleiner Fortschritt, den Du da beschreibst, sondern ein Riesenschritt, der Mut erfordert!
    Mich hat erreicht, was Du von Deiner Tochter geschrieben hast. Meine eigene – die Sonne pur - hatte versucht, „erwachsen“ zu werden, weil sie glaubte, der Gesellschaft und ihrem Job gerecht werden zu müssen, was sie gleichsetzte mit Ernsthaftigkeit und einer ausdruckslosen Miene, wie so viele Menschen.
    Es ist mir aufgefallen und ich merkte es nur an – kurz und sachlich, dabei blutete mir das Herz, weil mir klar war, was der Welt damit verloren ging.
    Heute rief sie mich an, um mir mitzuteilen, sie wäre auf dem falschen Weg gewesen, denn sie hätte verstanden , dass ein fröhliches Gemüt und Kompetenz sich nicht automatisch ausschließen müssen. Ich war so erleichtert!
    Und noch während des Anrufs kam ein Päckchen von ihr, dass sie abgeschickt hatte aus einem Urlaub in Venedig: Eine Statue der Justicia war darin.
    Wenn mein eigenes Kind mich so sieht, dann habe ich keine Fragen mehr, dann kann ich einfach vertrauen. Und jedes Mal muss ich an das „Brot“ denken, was ich nicht erläutern kann, weil es das Geschenk eines Menschen aus dem geschlossenen Bereich ist.

    Wenn Dein Kind weiterhin todunglücklich ist, hole es zurück, Wenn es aber nur ein bisschen Zeit braucht, um sich einzugewöhnen und die Möglichkeiten zu entdecken, halte aus.
    Mich berührt Deine Absichtserklärung: Sich den Dingen zu stellen, so wie sie sind.
    Und nur für mich.. bist Du auf einem guten Weg.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Geduld – weil ich erfahren durfte, dass es sich lohnt.
    Viele Grüße
    Katha

    Moin Rattenschwanz,

    Deine Auffassung von Freundschaft teile ich vollkommen, aber findste es tatsächlich blödsinnig, wenn ich von einem „besten Freund“ rede/schreibe?
    Ich bin ja nun eine Frau und wenn ich nicht verheiratet bin, bezeichne ich meinen Partner als „meinen Freund“. Mein „bester Freund“ ist aber nicht mein Partner und wird es auch nie sein, denn diese Freundschaft würde ich mir nicht versemmeln. Um da keine Mist-Verständnisse aufkommen zu lassen, benutze ich diese Bezeichnung.
    Viel wichtiger aber ist, dass ich meine Freunde sehr mag und schätze, denn sonst wären sie nicht meine Freunde, aber nur mit einem von ihnen würde ich auch tatsächlich zusammenziehen - denn das ist nochmal ein ganz anderer Schnack - und das ist dann eben der „beste“ Freund.
    Wenn Du die Bezeichnung jetzt immer noch blödsinnig findest, würde ich mich freuen, wenn Du mir raten könntest, wie ich ihn stattdessen titulieren könnte.

    Gruß und einen entspannten Tag
    Katha

    Hallo Hartmut,

    Du hast vollkommen recht und der Schuh passt: Ich hätte schreiben müssen „vermutlich“ oder „eventuell“ statt „offensichtlich“. So wurde eine Unterstellung daraus. Die Gesamtsituation habe ich allerdings auch genauso empfunden und das nicht erst seit gestern.

    Hartmut, ich BIN das Suchtthema mit meinen Kapriolen, den vielen Ein- und Ausfällen und meinen dollen Ideen ;-).
    Ich.. äh... vermute (vorsichtig tippsel ;-)), dass Du nicht oft oder über einen längeren Zeitraum hinweg reale SHG´s besucht hast. Ich verstehe sehr wohl Deine Auffassung von der Unterscheidung zwischen dem offenen und dem geschlossenen Bereich, teile sie aber längst nicht mehr, denn ich habe immer wieder andere Erfahrungen gemacht.

    Aus der realen SHG sollte nichts nach draußen getragen werden, deshalb nur soviel: In den vielen realen Gruppen, die ich besucht habe, fiel äußerst selten überhaupt einmal das Wort „Alkohol“ außer natürlich bei den Auffang- und Durchgangsgruppen für alle Betroffenen, die gerade aus dem Entzug kamen.
    Es hat mich total irritiert, bis ich für mich verstanden habe, dass es genau darum geht: Sich in ein trockenes Leben einzufinden, kritische Situationen und auch die Up´s ohne Alkohol zu überstehen, bis man die Programme in seinem Kopf überschrieben hat und auch weiterhin auf sich achtet.
    Wir sollen hier keine Saufgeschichten zum Besten geben, weil es Andere triggern könnte. Das ist auch okay. Was bleibt? Nicht zu trinken ist in meinen Augen die reine Technik. Der Newbie fällt ein, ich tackere ihm die Grundbausteine an die Figur und füge eine kurze Checkliste hinzu, auf der Notfallkoffer und alle Therapieformen aufgeführt sind inklusive der Adressen in seiner Wohngegend. Fertig, ab durch die Tür. Nun weiß er Bescheid und könnte loslegen, denn er hat das jetzt das nötige Werkzeug.

    Offensichtlich funktioniert es aber so nicht. Jetzt kommt der Alltag, die klare Birne, man sieht die Anderen in seinem Umfeld und – viel erschreckender noch – sich selbst mit anderen Augen. Der ängstlichere Typ isoliert sich vielleicht, der mutigere will sofort auf der nächsten Kirmes seine Grenzen austesten. Ist das ein Suchtthema oder bereits Alltag und damit Leben? Können wir das überhaupt trennen? Gibt es hier eine Grenze, zu welchem Zeitpunkt man den Abstinenten in den geschlossenen Bereich dotzen kann oder muss?
    Ich kann Dir versichern, dass meine bunten Geschichten alle dem Suchtthema zuzuordnen sind, denn die Sucht ist ein Teil von mir.
    Ich habe unter Alkoholeinfluss die unglaublichsten Dinge abgerissen und bin bereit, auch das als einen Teil von mir zu akzeptieren, weil ich den Alkohol nur für den Katalysator halte, denn es ist ja offensichtlich in mir drin. Bleibt mir nur, das wilde Tier in meinem Inneren zu betrachten und es zu besänftigen, bis es fort ist. Zähmen kann ich es nicht, denn dann wird es sich wieder gegen mich wenden. Die Suchtkrankheit bleibt, aber ich kann lernen, die Auslöser für Rückfälle zu handeln.
    Langer Rede, kurzer Sinn: Ich war der Meinung, der Eintritt in den geschlossenen Bereich geschieht auf freiwilliger Basis. Falls ich mich getäuscht haben sollte oder ich hier generell vielleicht zu viele Zeilen verbrate, nutze bitte Dein Talent der direkten Rede ;) und sag´ mir einfach Bescheid. Andeutungen sind nicht besser als Unterstellungen ;-).

    Correns hat sich hier über Wertschätzung geäußert. Richtig. Ob er ein Haar gesucht hat? Da wirst Du ihn schon selbst fragen müssen, denn ich persönlich vermisse keines von meinen eigenen ;-). Vom Forenteam resp. Einzelnen wurde keine Wertschätzung eingefordert? Das sehe ich anders. Wenn Du dir die Kommentare der letzten drei Jahre noch einmal durchliest, werden wir uns vielleicht in dieser Hinsicht einig ;-).
    Gruß
    Katha

    Hallo Calida,

    nun gehöre ich nicht zu den Menschen, die sagen: Verbrenne Dein ganzes bisheriges Leben, wenn Du abstinent werden willst. In meinen Augen sind auch Hochzeiten, Taufen, Geburtstage, etc. keine „Situationen“, in denen man sich mit Gewalt in Gefahr bringt, sondern einfach… Leben.

    Bis wir aber eine gewisse Stabilität erreicht haben, ist es für Viele ein langer Weg. Es ist also nur vernünftig, sich Sicherungen einzubauen wie z.B. ein Alkoholfreies Zuhause. Mich hat es mehr als einmal davon abgehalten, zur Flasche zu greifen, weil ich erst die Entscheidung treffen musste, mir den Stoff zu besorgen und mich auf den Weg zu machen. Das hat mich gerettet.
    Auch schlägt das Unterbewusstsein oft die dollsten Kapriolen. Du gehst u.U. ohne Suchtdruck von einer Gartenparty nach Hause, wo andere Leute getrunken haben. Das macht Dir überhaupt nichts aus. Und Tage später erst erwischt es Dich vielleicht kalt und Du könntest vor lauter Unruhe die Wände hochgehen und ahnst nicht im Mindesten, dass dieser Suchtdruck Tage vorher bereits ausgelöst wurde.
    Für mich macht es – gerade zu Anfang – einen Unterschied, ob mich ein Orkan unglücklicherweise vom Landesinneren aus direkt über eine Klippe katapultiert oder ob ich täglich am Steilhang herumtänzle und den Absturz in Kauf nehme.
    Mit Deiner Suchtberaterin würde ich mich gern mal unterhalten über die unglaublich hohe Zahl an rückfälligen Alkoholikern – mir jedenfalls sträubt sich bei solchen Aussagen das Nackenfell.

    Ich wünsche Dir, dass Du die Alkfreien Tage weiterhin genießen kannst, auch Deinen Aktionismus. Dass Du deinen ganz persönlichen Weg findest, die Lücke zu füllen, in der sich bisher der Alkohol breit machte und Du dann zur Ruhe kommen und Deinen klaren Kopf genießen kannst und all die Möglichkeiten, die Dir damit offen stehen.

    Viele Grüße
    Katha

    Liebe Pink-Lady, liebe Maria,

    mit Männern komme ich wunderbar klar und finde Frauen so wertvoll. Ihr habt mir eine Riesenfreude gemacht.
    Ich würde auch wieder gern mehr schreiben hier, aber nach wie vor klatsche ich nichts zwischen Tür und Angel hin.
    Im Moment bin ich ununterbrochen damit beschäftigt, die notwendigen Dinge zu erledigen, aber im Gegensatz zu früher ist da die Ruhe in mir, auch wenn ich nach außen hin manchmal fuchteln mag.
    Dieses Bild von dem Jongleur geht mir nie aus dem Kopf, der bunte Bälle wirft, die alle irgendwann zurückkommen. Jede einzelne Chose nehme ich in Angriff und kann geduldig auf das Ergebnis warten, wobei das Resultat zweitrangig ist. Weil ich weiß, dass ich mich nach allen Kräften gründlich bemüht habe. Erstaunlicherweise gab es – bis auf meine Ärztetournee – nur positive Bescheide bislang. Vielleicht hat das auch was mit Vertrauen zu tun, einfach vertrauen, während man gleichzeitig seinen Mors bewegt.

    Maria, Du wirst lachen: Ich habe tatsächlich ab und zu aus heiterem Himmel entweder eine Unruhe oder aber eben dieses warme, friedliche Gefühl. Schwappt so ein bisschen wie eine Welle über mich. Bei ersterem präpariere ich mich innerlich schon, denn dann kommt etwas auf mich zu. Dass dieses schöne Gefühl jetzt aber von Dir kam, konnte ich nicht orten :-). Ich freue mich aber höllisch darüber, dass Du dieses Erlebnis hattest und auch, dass Du dabei an mich gedacht hast.

    Ich danke Euch und wünsche Euch noch eine wunderschöne Sommerzeit.
    Ganz liebe Grüße
    Katha

    Boah, hab´ ein total schlechtes Gewissen. Ich habe so viel zu tun gehabt, dass ich nicht mal dazu gekommen bin, Euch zu schreiben :-(.

    Lieber Andreas,
    erinnere mich bitte daran, dass ich Dir kräftig gegens Schienbein trete, wenn ich Dich treffe :D.
    Ich werde Ausschau halten nach so einem Clown, der bei 39 °C mit gespitzten Lippen auf einem Dach um die eigene Achse kreiselt, einen kleinen Gedichtband in der einen, und einen Bleistift (nein, keinen Zimmermannsbleistift!) in der anderen Hand hält und nonstop das Wort „Muse“ nuschelt.
    Jung, so wird das nix! ;)
    In der Zwischenzeit gilt meine Bewunderung allerdings voll und ganz Deiner Frau :D.
    Geduld und Müdigkeit – diese Gemütszustände verwechseln ältere Männer ja häufig genug *g*.

    Genau: Warum eigentlich nicht?! Eine WG würde ich sowieso nur mit einem Mann zusammen gründen, weil die mir gegenüber nachsichtiger sind als Frauen, wenn ich wieder mal meine ureigene Logik ins Feld führe ;-). Außerdem sind jetzt endlich alle Beteiligten erwachsen genug, damit es nicht zu den üblichen Verwirrungen wie in der Vergangenheit kommt. Ich weiß heute, dass ein bester Freund oder auch eine beste Freundin zu den wichtigsten Dingen im Leben gehören – dagegen sind ein Dutzend Vergnüger gar nichts – und habe damit das 28. Zelt der Weisheit erreicht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich wegen bekannter Schnellschusstaktik Zelt 2-27 übersprungen habe.

    Ich denke, für jeden Menschen gibt es einen Waschzettel – Deine Frau hat Deinen offensichtlich gefunden ;) – und dann hört man einfach zu, wenn der Andere seine Bedürfnisse anmeldet, nimmt es ernst und handelt danach. Wenn mir jemand sagt, dass er mal einen Moment Ruhe benötigt, löchere ich den dann nicht drei Stunden mit der Frage nach dem Warum. Ich halte mich für pflegeleicht, werde aber einen Teufel tun und andere Menschen nach ihrer Meinung hierzu befragen ;-). Mit mir kann man eine Menge Spaß haben. Oder eher über mich lachen. Sofern man sich danach sofort in Sicherheit bringt ;-). Meine Ruhe brauche ich auch. Meinen Bereich. Da sollte man mir nicht hineinpfuschen, es sei denn, ich bitte um Unterstützung. Ich dränge mich aber auch nicht auf, so wird ein Schuh draus.

    Momentan möchte ich weniger Bindeglied sein zwischen fertigen Fronten. Jetzt wünsch ich mir Menschen in Jeans und T-Shirt, ohne Vergangenheit, die mich selbst herausfinden lassen, was für liebenswerte und wertvolle Menschen sie sind, ohne mir gleich eine komplette Selbstdarstellung zu servieren. Buddhismus ist okay, wenn man nicht darüber spricht. Lange Haare sind okay, wenn der alte Zopf nicht nur dazu dient, sich an längst vergangenen, besseren Zeiten festzuklammern. Ich falle auch nicht mehr auf Männer mit coolem Piratenkopftuch herein: Der Letzte trug es nur, weil er sich eine Tinktur auf die Kopfhaut schmieren musste. Cool war also völlig unbeabsichtigt *g*. Ich bewundere hemmungslos jetzt jeden Menschen, der sich in einfachen klaren Sätzen kurz, prägnant, präzise ausdrücken kann UND dann auch danach handelt. Besser noch, wenn sie erst gar nicht sprechen ;-).

    Mensch, Mensch, der Glühwürmchen-Mann ist natürlich nicht mein bester Freund :D. Wer meinen einzigen Anfall von Romantik in den letzten 300 Jahren so im Keim erstickt, dem zeige ich gern wo es lang geht in eine bessere Welt :-).
    Was den Halt angeht.. da weiß ich nicht so recht, wer nun wem Halt gibt oder ob überhaupt. Eher ein Ziel, Pläne, son Zeugs. Wir können herrlich fies zusammen lachen mit echt dunklem Humor, aber jeder weiß vom Anderen, dass es nichts mit dem Herzen oder der Einstellung zu tun hat. Er könnte jemandem nicht mal etwas Böses antun, wenn er sich krampfhaft bemühen würde ;-).

    Ich schreibe nicht gern über Andere, sondern lieber mit ihnen, aber Correns pausiert. Klingt vielleicht hart, aber ich sehe es so, dass er in erster Linie für sich selbst geschrieben hat. Schon wegen der Beständigkeit. Und viele Mitstreiter hier konnten gute Dinge für sich daraus ziehen. Prob ist nur, wenn ich wirklich was verändern will, muss ich komplett rauslassen, um ans Eingemachte zu kommen. Dafür ist das hier nicht der geeignete Ort. Dafür guck ich jemandem direkt ins Gesicht und entscheide dann, ob ich ihm oder ihr gegenüber überhaupt dazu bereit bin, sein kann. Und es spielt da für mich keine Rolle, ob ich mit Menschen im offenen oder geschlossenen Bereich zu tun habe – sie sind mir ja alle fremd. So ist man also immer gezwungen, zu filtern und das schafft auf Dauer nichts weg. Man kommt so nicht voran. Deswegen halte ich diese Pause auch für wichtig und sinnvoll.

    Wir haben übrigens jetzt eine Behausung gefunden, den Umzug organisiere ich gerade. Gesundheitlich bin ich noch nicht wieder high on top, aber ich bleibe dran. Mir werden Spezialisten empfohlen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie überhaupt gibt. Ich bin geduldig. Meistens. Manchmal sag ich dann aber auch: „Mönsch, Doc, kann doch nicht so schwer sein. So viele Organe hat doch der Mensch nun auch wieder nicht!“ Dann bin ich wieder still und tipple brav zum nächsten Arzt. Irgendwann schließt sich der Kreis.

    Ich hoffe wirklich, dass Ihr den Sommer auch genießen könnt und nicht alles in Stress und Hektik ausgeartet ist, sodass Ihr das bisschen Luft dann ausschließlich zum Erholen verbraten müsstet. Ich könnte wetten, dass Ihr dieses Jahr nicht durch den Wald gestolpert seid, um Glühwürmchen beim Glühen zuzusehen und das ist ein echtes Versäumnis :-).

    Ganz liebe Grüße zurück
    Katha

    PS: Was das Ganze nun mit Alkohol zu tun hat, wo dies doch nun ein Forum für Alkoholiker ist? Gar nichts! Und genau das ist das Schöne daran :)

    Huhu Andreas :)

    Schön, Dich zu lesen. Terminator *prust* - nicht mit diesen Ärmchen :D.
    Rar. Stimmt schon, obwohl doch Selbsthilfe ein fetter Teil von mir ist und auch immer sein wird. Ich bin auch weiterhin aktiv. Real. Nicht so blutleer, ohne Rechthaberei, ohne Beleidigungen.

    Mir geht’s gut, ich kann nicht besser klagen ;-). Zwar werde ich weiterhin Scheibchenweise untersucht, um herauszufinden, warum ich nur noch im Sitzen schlafen kann, aber das handle ich nach und nach ab. Ich mag Ärzte und das ist praktisch: Ich sehe jede Woche ca. drei Stück ;-).

    Du erinnerst Dich vielleicht an den Mann, von dem ich erzählt habe. Der Mann auf dem Feldweg, der wieder ein Buch schreiben wird. Ich habe ihn Monatelang nicht erreichen können und habe mir schon echt Sorgen gemacht.
    Neulich wollt ich dann zum Fitnesscenter, kämpfe kurz mit meinem Schweinehund – stöckeln oder bequem mit der Karre vorfahren – ringe ihn im Flur nieder, springe in meine Trainingsbüx und peese los und treffe besagten Mann im Dorfzentrum :-). Hätte ich das Auto genommen, wären wir aneinander vorbei gegurkt. Ich hab mich dann so höllisch gefreut, dass ich fast überfahren worden wäre. Aber nur fast und deshalb konnte ich bereits am nächsten Tag loslegen mit der Arbeit.
    Es ist höllisch spannend, aber nicht gerade leicht zu verdauen und so bin ich sinnvoll beschäftigt.

    Verwaggelt? Nee. Ich hatte mich doch längst entschieden. Never say never again – schon klar, aber was soll ich sagen: Ich vibriere iwie immer noch, nur nicht mehr so heftig. Ich wache morgens auf, wackle mit den rotlackierten Zehen und schiele dann dran vorbei in meinen Garten mit der Weltschönsten Rose. Die riechst Du noch auf drei Meter Entfernung :-). Wirkt wie Urlaub. Ich freue mich auf den Kaffee und ja… auch auf das Kippchen dazu. Ich dümple durch meine to-do-Listen wie ein Ozeandampfer durch ruhige Gewässer, bedacht und stetig, halte meine Termine ein und mache mich dann an die Arbeit. Heimlich hab ich geübt, über Mauern zu klettern und kann deshalb mein Areal wieder selbst bewirtschaften. Ich sprudele immer noch und wenn da gerade niemand ist, den ich vollsprudeln kann, dann lach ich mit mir selbst. Oder tanze durch die Bude oder stricke was Nettes für die kleinen Mädels, die iwie immer an mir kleben bleiben.

    Ich bin immer noch am Aussortieren und lese deshalb schlechte Bücher von der Sorte, wo der Zweitheld sich nicht in den Raum mit dem Bösewicht wagt, weil der ihm körperlich überlegen ist. Nun kann man ihn ja nicht 200 Seiten lang zögern lassen und so öffnet er dann doch die Tür und traut sich und greift an. Das macht er sogar ganz prima, weil er ja schließlich eine Nahkampfausbildung hat, wie man jetzt erfährt :D. Spätestens jetzt breche ich in schallendes Gelächter aus. Also doch ein humoriges Buch, wenn auch vielleicht eher unfreiwillig ;-).

    Ich werde bepuschelt und umsorgt und das funktioniert ganz prima ohne feste Bindung, um die ich immer noch einen großen Bogen mache. Und der geduldigste Mann der Welt ist mein bester Freund. Einfach unbezahlbar. WG-Plan steht noch und ich freue mich irrsinnig auf die vielen Dinge, die ich mit ihm zusammen unternehmen kann. Es ist nicht einfach, eine passende Behausung zu finden, aber ich bleibe dran und freue mich in der Zwischenzeit einfach weiter.
    Und all das könnte ich nicht, wenn ich saufen würde. Niemals könnte ich mich so freuen, auch darüber, dass Du mir geschrieben hast. Da wäre nur Brei in mir und am Ende die dumpfe Frage: Wozu aufstehen?!

    Ich hab viel an Euch gedacht. Auch an Correns. Ich würde ihm so gern was Schönes über Schnecken berichten, aber all den Schnecken in meinem Garten geht’s einfach nur gut. Im Gegensatz zu dem Igel :-(. Der plumpste nachts hier auf meine Terrasse und baute sich an der Glasscheibe der Terrassentür auf wie Batmann. Mit weit gespreizten Armen. Wollte wohl hier ins Wohnzimmer. Hab ich ihm gesagt, dass er bis zum nächsten Tag warten muss, weil ich keine Lust darauf habe, nachts hinter ihm und seinen Freunden - den mitgeschleppten Flöhen - in meiner Bude her zu wetzen.
    Erst hat er randaliert mit dem gelben Sack, aber den Spaß hab ich ihm gegönnt. Am nächsten Tag guck ich raus: Überall Blut und der Igel verschwunden. Allein kann er niemals von der Terrasse gekommen sein und ich hab mir tagelang Vorwürfe gemacht, weil ich ihn nicht sofort in den Garten gesetzt habe, aber es war stockfinster draußen. Und langsam überlege ich, was das wohl für ein Monstertier gewesen sein muss, das den dicken Igel über die Mauer zerren konnte.

    Ich denke, die WG ist eine gute Sache. Da stell ich mich dann in eine Ecke, stoße spitze Schreie aus und rudere (hilflos und mit Rehbligg) mit den Armen in die Richtung der Katastrophe und warte auf den Auftritt des Alltagshelden, statt wie jetzt die halbe Nacht kein Auge zuzutun und mich am nächsten Tag bei 30° C im Schatten mit Arbeitshandschuhen, langen Hosen, Fellstiefeln und furchtsamen Blick langsam an das Geschehen ranpirschen zu müssen.
    Ich könnte dann im Gegenzug Chefin der Abwehrabteilung werden, wenn Vertreter jedweder Art am Sonntagmorgen um 8 Uhr versuchen sollten, uns einen neuen Kopf aufzudrängen.

    Ich würde sprechen, es geht aufwärts :-). Den langen Sermon hier hast Du dir selbst eingebrockt mit der Frage, was ich zur Zeit so treibe, da hab ich überhaupt kein schlechtes Gewissen jetzt :-).
    Und nun zur Frage: Wie geht´s Dir denn? Kannst Du mal Luft holen oder musst Du den Sommer ausschließlich auf dem Dach "genießen"?

    Schön, dass Du noch hier unterwegs bist.
    Ganz liebe Grüße an Euch und eine schöne Woche mit bunten Überraschungen.
    Katha

    Immer diese Werbung hier.. is ja schlimmer als in der Glotze :D

    Huhu Eni :)

    Neulich hab ich einen total geilen Film gesehen. Er handelte von zwei Jugendlichen, besten Freunden, die zusammen durch Dick und dünn gehen, wobei für den einen Dick und dünn verständlicherweise in erster Linie säggs & drugs & saufen, bis der Arzt kommt, bedeutete, während der andere davon träumte, fliegen zu können.
    Er bastelte sich also Flügel, Fluggeräte und Vogelkostüme und startete durch. Ich wurde zunächst einmal peinlich an meine ersten Versuche erinnert, als ich mit Papis gutem Regenschirm vor den Bug geschnallt vom Garagendach startete und im Gemüsebeet meiner Mutter landete. Das gab Mecker :D.
    Der Kerl kam in seinen Bemühungen genauso weit wie ich und ließ sich deshalb - mit seinen selbstgebastelten Flügeln ausgestattet - von seinem Freund auf dem Fahrrad über eine Müllkippe gurken, um erstmal Geschwindigkeit aufnehmen zu können. Dann segelte er vom angepeilten Hügel hinunter und landete in einem Teich. Okay, er konnte auch nicht fliegen, aber das war mal grad nicht so wichtig. Wichtig war nur, dass der Freund ihn für völlig bekloppt hielt und ihm das auch deutlich gesagt hat, ihn aber trotzdem über die stinkende Müllkippe gefahren hat, weil man das für beste Freunde eben einfach so macht.
    Auf mich prasselten Erinnerungen ein und ich bekam ´ne Sehnsucht und das alles bestärkt mich in meinem Plan B, nämlich mit meinem besten Freund eine WG aufzumachen. Ich muss nämlich unbedingt noch ein paar Dinge ausprobieren, die allein schwierig umzusetzen sind :-).
    Und da musste ich plötzlich an Dich denken. An Dich und Deine Ponderosa und Sommer, Werkzeug, selbstgezogene Karotten und Kompostkisten und barfuß laufen.
    Und wenn ich nebenan wohnen würde, würde ich Dich mit einem Krug kaltem Pfefferminztee mit Zitronenmelisse besuchen, beides in meinem Garten gezogen (keine Ahnung, wie das Zeug schmeckt, aber es klingt so verdammt gesund und ich habe Bilder im Kopf :-)), wir würden ein Kippchen rauchen in der Abendsonne und ich würde sie genießen und Dir zuhören, wie Du auf die verdammte Sucht schimpfst und Du könntest vielleicht die Leiter halten, während ich für die nächsten Selbstversuche aufs Dach krabble :-). Vegane Ernährung überlasse ich Dir, das menschliche Gebiss ist meiner Meinung nicht ausschließlich dafür vorgesehen, Grießbrei zu schlürfen ;-).

    Ich glaube, ich hatte plötzlich einfach wieder das Gefühl, dass Du einsam bist. Einsamkeit ist schwer auszuhalten, aber ganz fies wird es, wenn man sich daran gewöhnt, denn dann verliert man den Bezug zur realen Welt und baumelt wie Major Tom an der Leine im luftleeren Raum. Ohne Job geht’s noch schneller, als man gucken kann.

    Ich mache mir schon einen Kopp um Dich, seitdem Du in der Therapie warst und ich wünsche Dir ein neues Ziel und dass Dir ein Mensch über den Weg läuft, mit dem Du alles teilen kannst, was in Dir rumzappelt und mit dem Du alle Ein- und Ausfälle umsetzen kannst. Der darf auch gern mal doof gucken, aber dann sollte er wieder in die Pedalen treten :-). Manchmal muss man kurz mal von seiner Insel runter, um solche Menschen zu treffen, auch wenn´s am Anfang schwer fällt und deshalb empfehle ich für einen intensiven Austausch den freien Fall aus der eigenen Haustür ;-).

    Liebe Grüße
    Katha

    Nun gut, Rattenschwanz, meine Aufmerksamkeit hast Du. Danke für Deine – freien – Gedanken, ich hatte schon fast den Eindruck, ich wäre die Einzige hier, die nach wie vor selbstverständlich davon ausgeht, dass sich ein erwachsener Mensch die Art der Hilfeleistung selbst aussucht.
    Eine SHG, liebe Sunshine, dient dem Erfahrungsaustausch unter Betroffenen und stellt damit einen geschützten Rahmen dar, in dem gerade auch Newbies sich über mögliche Hilfeleistungen informieren können. Die Grundvoraussetzung für die Teilnahme an einer SHG besteht nicht darin, ein fest verschnürtes Paket eines einzelnen (oder auch 2,3 oder 4 ;-)) anderen Menschen blindlings und umgehend anzunehmen.
    Lieber Hartmut, nun weiß ich nicht genau, wie viele Runden Du drehen musstest, doch habe ich noch nie erleben dürfen, dass in einer SHG ein/e Betroffene/r in fünf Tagen trocken gesabbelt oder geschrieben wurde.

    Hallo Ghost,

    Alk bestimmt Dein Leben „insofern“… „nicht immer, aber oft“… eine „gewisse Einschränkung“… Du hast Dein Leben „halt organisiert“… „Klar“ bist Du manchmal depressiv… „trotz allem“ wirst Du etwas ändern…
    Das klingt alles so beschwichtigend (übersetzt: verwaschen), während doch in Wirklichkeit der Alkohol Dein Leben rund um die Uhr bestimmt :-(.
    Wenn ich auch mit meinen Ein- und Ausfällen über die Jahre nun wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss bin, was lebenslange Abstinenz angeht, so bin ich doch Expertin für diesen Zustand, den Du beschreibst: Funktionieren trotz der abhängigen Trinkerei.
    Nun liest es sich bei Dir wie ein eher sachliches Abwägen, wenn Du in Deiner Aufzählung die Überlegung erwähnst, die du täglich anstellst, ob auch wirklich genügend Alkohol im Haus ist, während der Gedanke an ein „zuwenig“ bei mir bereits „leichte“ Panikattacken auslöste und meine Gedanken nur noch um diesen einen Punkt kreisten.
    Der Weg zur Tankstelle, wenn ich nachmunitionieren musste, kostete mich jedes Mal enorme Energien, da ich mich so zusammen reißen musste. Das wissende Lächeln des Tankwarts war nur das Sahnehäubchen auf den Peinlichkeiten.
    Ich war betroffen, angeekelt, verzweifelt, ängstlich, panisch, depressiv, traurig, müde, dauergestresst, hilflos… Dann stellte ich fest, dass ich diese negativen Gefühle und Zustände durch den Alkohol nicht ausmerzen konnte, sondern sie damit nur jeden Tag aufs Neue zum Leben erweckte. Da erst konnte ich aufhören.
    Bist Du verzweifelt oder ängstlich? Oder bedeutet dieser Zustand für dich eher eine Unannehmlichkeit, ein Ärgernis?
    Die Antwort auf diese Frage ist vielleicht ein Zeichen für die Dringlichkeitsstufe, für den Druck, den Du spürst und für das, was Du bereit bist, zu tun, um einen neuen Weg einzuschlagen.

    Ich schreibe Dir, weil ich gern noch einmal erwähnen möchte, dass trocken werden – also der Entzug – noch etwas anderes ist als trocken zu bleiben, das wäre die Entwöhnung.
    Den reinen Entzug von ca. 14 Tagen kann man in sehr vielen Krankenhäusern machen, es gibt da auch reine Entzugskliniken. Alkoholismus ist weit verbreitet, wir sind Viele. Es ist also absolut keine Geheimwissenschaft, die nur von wenigen Ärzten beherrscht wird.
    Die Entwöhnung, Therapie etc., erfolgt danach und es gibt verschiedene Möglichkeiten wie z.B eine Langzeittherapie, eine ambulante Therapie in einer Tagesklinik, reale oder virtuelle SHG, Einzelsitzungen bei einem Therapeuten oder auch Gruppen mit therapeutischer Begleitung.
    Voraussetzung für alle therapeutischen Maßnahmen ist jedoch der körperliche Entzug, der von einem Arzt unterstützt wird.

    Niemand kann Dir etwas abnehmen, niemand kann dich zwingen oder drängen.
    Du bestimmst den Weg und auch das Tempo.
    Nicht, weil sich das so toll anhört, sondern weil es einfach so ist.
    Du bist ein erwachsener Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft und treffen muss, solange er nicht unter Vormundschaft gestellt werden muss.

    Wenn Du trinken willst oder musst, dann ist das so.
    Wenn Du es aber nicht willst, dann wünsche ich Dir, dass Du an den Punkt kommst, an dem Du aufhören kannst

    Dir alles Gute
    Katha


    Entschuldige, Sunshine, es ist nicht böse gemeint, aber Du hast doch in Sachen Sauferei nie eine Entscheidung getroffen, sondern durchgesoffen bis zur Intensivstation.
    Ich habe manches Mal überlegt, ob es vielleicht „einfacher“ (falsches Wort dafür) ist, die Abstinenz so konsequent durchzuziehen, wenn das eigene Leben am seidenen Faden hing oder tatsächlich auch obdachlos zu werden und alles zu verlieren, einfach, weil man da hin spüren kann und dieses Erlebnis auch ganz sicher nicht vergisst.
    Ich kam mir manchmal vor wie Jemand, der kurz vor dem (eventuellen) Aufprall auf eine weit entfernte Betonmauer aus dem fahrenden Wagen springen soll, während Du eine Karambolage hattest und somit doch deutlich gezeigt hast, dass diese Mauer für jeden von uns viel näher ist, als wir uns einbilden möchten, weil wir alle mit demselben Treibstoff unterwegs sind…

    Viele Grüße
    Katha

    .


    .

    Hallo up and down,

    es geht weniger darum, ob er sich pünktlich zum Termin voll laufen lässt, sondern ob er bereits abstinent lebt.
    Ein Entzug dauert bis zu 14 Tage, dann ist der Alk aus dem Körper raus. Vorher wird er vom Restalkohol, seinem Pegel im Blut, oder auch dem Gedanken an Alkohol (Suchtdruck) immer noch matschig sein im Kopf. Die Schaltzellen sind anderweitig besetzt und man kann sich auf Neues nicht einlassen.

    Herzliche Grüße
    Katha

    Liebe Susanne,

    ganz lieben Dank.
    Es gab manchmal Tage, da hatte ich meine Zweifel, ob ich noch „da“ bin und es gab durchaus auch Tage, an denen es mir gefährlich gleichgültig wurde.
    Meine Sonne rief an und erzählte mir, sie hätte geträumt, ich wäre gefallen. Hat die ganze Nacht kein Auge mehr zugetan, das arme Kind.
    Ich war grad Notfallmäßig im Krankenhaus, weil ich aus Unachtsamkeit eine Grätsche hingelegt hatte … no more to say…
    Da sie offensichtlich genauso gut „sehen“ kann wie ich :-(, habe ich auch äußerlich ein bisschen Tempo herausnehmen müssen. Nächste Woche kommt sie ja vorbei, weil sie mich so lieb hat, mich ganz dolle vermisst… und mir vermutlich vor allem eine Ansage machen will, was Phase ist :D.

    Dir wünsche ich noch einen schönen Sonntagnachmittag.
    Die Sonne scheint und ich setze mich jetzt mit einem Buch in den Garten. Das sollte ich ja wohl Unfallfrei hinbekommen ;-).

    Liebe Grüße zurück
    Katha

    Lieber Correns,

    wie immer habe ich mich ganz dolle über Deine Worte gefreut.
    Ich glaube Dir sofort, dass Du einige Schätze im Gepäck haben
    wirst, wenn Du zu Hause wieder eintrudelst.

    Für mich ist es ganz wichtig, dass alles, was ich in der Klinik
    lernen und erfahren durfte, auch in meinem Alltag umsetzbar ist.
    Bei manchen Dingen ist es ganz einfach: Gesundheitslatschen
    machen Plattfüße, also schmeiß´ich die Dinger weg.
    Die Hersteller wissen das natürlich und deshalb gibt es die Latschen in
    verschiedenen Breiten ;-). Der Anschiss lauert also nach wie vor
    überall und der selbstständige Patient bzw. Kunde ist gefragt.

    Nun schreit das gesamte Volk aber ständig nach Entspannungs-
    techniken und selbst dabei machen wir uns in der Regel noch Stress.
    Für mich macht es keinen Sinn, ständig noch weiter und höher
    springen zu müssen oder zu wollen, um mich dann immer wieder
    an einem „Wellness-Wochenende“ reparieren lassen zu müssen.
    Denk ich mir dann doch: Irgendetwas mache ich in meinem Alltag
    bereits verkehrt.
    In der Sonne zu sitzen und ein Buch zu lesen, entspannt mich total.
    Manche Arbeiten auch. Dann tue ich das doch und schmeiße mich
    nicht nach Plan auf eine Isomatte und lasse mir vorschreiben, wann
    und in welcher Reihenfolge ich mein Gesicht zerknüllen muss ;-).
    In einem Raum mit 15 anderen Menschen konnte ich dann die
    störende Stimme der Therapeutin ausblenden und einfach nichts
    denken. Vielleicht habe ich leise vor mich hin geschnorchelt und damit
    das Klassenziel nicht erreicht, aber entspannt war ich allemal :-).

    Wichtig für mich waren die Übungen gegen Verspannungen.
    Ab und zu mal hin spüren, wo es grad klemmt und in fünf Minuten
    ist die Chose behoben. Praktisch vor allem fürs Büro und gerade für
    mich sehr hilfreich.

    Natürlich wird es Dir sehr bald noch besser gehen, denn es liegt nur
    an Dir und Du willst ja :-). Es ist gar keine so komplizierte Wissenschaft
    wie ich immer dachte, sondern im Gegenteil so viel einfacher, als ich
    vermutet habe. Vermuten tue ich allerdings auch, dass Du Freude hast
    an der Erstellung von persönlichen Statistiken ;-).
    Das wäre dann Deins und damit vorzüglich zu Deiner persönlichen
    Entspannung geeignet :-). Mindmap statt Iso-Matte oder Schneewehe
    in Nepal. Why not? ;)

    Weniger lieb, weil Du Dich nicht mehr aus- oder benutzen lassen möchtest?
    Betrachte es einfach mal von der anderen Seite: Du willst anderen
    Menschen doch nicht die Chance nehmen, sich weiter zu entwickeln,
    indem Du ihnen stets immer dieselben Dinge abnimmst? ;)
    Kein Lehrer will und wird seine Schüler bis zur Rente begleiten, Kinder
    wollen lernen und selbstständig sein, damit ihnen ihre Eltern nicht
    lebenslang am Mors kleben.
    Ich gebe gern weiter, was ich gelernt/erfahren habe oder beherrsche,
    damit Andere – wenn es denn für sie passt – dieselbe Freude empfinden
    können, wenn sie etwas eigenständig erledigen können.
    Da spielt es keine Rolle, ob ich über Lasuren fasele oder Jobs,
    die im Büro anfallen oder einen guten Sportarzt empfehle.
    Weniger lieb? Nein, Entwicklungshelfer ;)

    Dir wünsche ich einen wunderschönen Sonntag.

    Herzliche Grüße
    Katha

    Hallo Hartmut,

    sleep in peace when day is done… das war auch meins.
    Die Kunst besteht wohl darin, täglich aufs Neue herauszufinden, was denn nun in diesen einzelnen Tag gehört und nicht alles auf einmal hineinquetschen zu wollen ;-).

    Ein kluger Mann sagte mir: „Trage Dir zunächst die schönen Dinge in Deinen Terminkalender ein und danach erst die Pflichten!“
    Ich muss ziemlich doof aus der Wäsche geguckt haben bei diesem Vorschlag und spontan fragte ich ihn: „Ja, ist denn sowas überhaupt erlaubt in Deutschland?“ :D, aber bekanntlich isses ja so: Versuch macht kluch :-).

    Immerhin war ich schon so weit, dass ich abends zu mir sagen konnte: „Du hast zwar nicht alles geschafft, was Du dir vorgenommen hattest, aber für diesen Tag war es genug!“

    „Im Rahmen meiner Möglichkeiten“… ich sehe mich schon in der nächsten Testreihe :) und „frei im Handeln“ ist vermutlich auch blöderweise nicht dasselbe wie sich Freiheiten heraus nehmen ;-). Zukünftig werde ich Unterstützung jedenfalls annehmen können und das ist ja nicht nix ;-).

    Dir einen schönen (Hart-mut-ter-)Tag ;)

    Herzliche Grüße
    Katha

    Huhu Andreas :)

    Lieben Dank.
    Keine Sorge, mir geht es wirklich gut (also: in echt ;-)).
    Erstaunt habe ich festgestellt, dass mir Niemand sagen kann,
    was ich in Zukunft tun oder lassen soll oder darf oder können
    müsste oder eben nicht.
    Ich muss alles selbst herausfinden und habe das sofort
    für mich übersetzt mit: Alles ist möglich und Grenzen erst
    einmal kaum in Sicht ;-).

    Ich durfte in den letzten Wochen aber geballt so vieles antesten,
    wie das in der freien Wildbahn in so kurzer Zeit nie möglich
    gewesen wäre. Das Angebot war hervorragend und ich habe
    kaum etwas ausgelassen.
    Wenn mir manches aus der Entspannungsabteilung auch nicht
    zugesagt hat, so weiß ich jetzt doch, was für mich geeignet ist
    und was nicht. Enorm hilfreich für die Zukunft.
    Ich bin sehr dankbar dafür. Diese Zeit hat mir technisch mehr
    gebracht als alles andere vorher in den letzten Jahrzehnten.
    Ich hatte aber auch großes Glück mit den Menschen, die ich
    dort getroffen habe.
    Es rattert zwar wieder in meinem Kopf, aber leise und angenehm.
    Es macht mich zuversichtlich.
    Ich sage immer am liebsten, dass es mir gut geht, aber heute
    z.B. sieht man mir das Summen auch an, obwohl kein Ton zu hören ist.

    Der eine Satz, den ich schrieb, bezog sich nicht auf meine mögliche
    Verzweiflung, weil ich nun technisch vielleicht noch mehr eingeschränkt
    bin, sondern auf mein Erstaunen beim Erfassen und Verstehen eines
    Gedankens, der für mich Gültigkeit hat.
    So wie ich heute für mich weiß, dass ALLE Menschen auf das
    Belohnungssystem ausgerichtet sind, nicht nur Suchtkranke.
    Es sieht nur bei Jedem anders aus.
    Es klingt manchmal so einfach, weil man es mit dem Verstand erfassen
    kann, aber jetzt schwappt das Gefühl dazu wie eine Welle in mir.
    Andere nennen es be-greifen ;-).
    Die Umsetzung fürs eigene Leben ist jedenfalls wesentlich einfacher,
    wenn man die Dinge auch gefühlsmäßig innen drin verankern konnte.

    Soviel Text von einer Frau, die das Theoretisieren in den letzten Wochen
    (vorübergehend) fast komplett eingestellt hat. Zu verkopft is auch nix für
    mich, ich hab´s oft lieber praktikabel :-).

    Schön, dass Du in diesen heiligen Hallen immer wieder mal vorbei schaust.
    Ich wünsche Euch ein wunderschönes Wochenende und hoffe, dass Ihr
    gemeinsam am Teich herumfläzen könnt und Deine Familie Dich nicht vom
    Dach zerren muss ;-).

    Liebe Grüße
    Katha