Beiträge von DFR

    Moin Tierra (ach nee, "Servus" sagt man ja bei Euch) :lol:

    Bei Dir im Kopf dreht sich ja im Moment noch das ganz große Karussell – das ist es jetzt erst einmal wichtig, daß Du im wesentlich an eine Person denkst: An Dich.

    Auch wenn Du ein schlechtes Gewissen hast wegen Deiner Kollegen; mit guter Wahrscheinlichkeit verstehen die Dich aber sogar. Am besten wäre es, wenn für die Zeit Deiner Therapie die ganze Berufswelt erst einmal draußen bleibt und Du vor allem nicht bedrängt wirst, sondern selbst den Kontakt aufnimmst, wenn es an der Zeit ist.

    Z.B. lassen sich sogenannte Rehabilitationstage (Reha-Tage) oder Belastungstage gut dazu nutzen, beim Arbeitgeber und den Kollegen mal reinzuschauen. Sie sollten auch Verständnis dafür aufbringen, wenn Kontakt zur Zeit nur als Einbahnstraße funktioniert.

    Und warum darfst Du nicht mit offenen Karten spielen? Wer verbietet Dir, Deinen Kollegen gegenüber die Sachlage zu erklären?

    So denn, das war's...
    ... Dirk

    Moin Martha!

    Zitat von Martha66

    So finde ich es viel erstrebenswerter auch Zeiten der Unzufriedenheit mit sich aushalten zu können


    "Zeiten", ja, sicher. Vorübergehende Phasen.

    Aber im Grunde sollte man mit dem gewählten, trockenen Leben schon zufrieden sein und nicht ständig damit hadern; sich nicht fühlen, als ob man sich was verkneifen, auf etwas verzichten müßte und irgend etwas nachtrauern (nämlich dem Trinken). Dann geht es schätzungsweise schief.

    Und wie heißt es so schön:
    Ein solides Fundament ist die Basis einer jeden Grundlage.
    :wink:

    So denn, das war's...
    ... Dirk

    Moin Bruce!

    Zitat von Bruce

    Zufriedene Abstinenz ist der richtige Weg, aber wie ich herauslese, weisst Du das ja schon.

    Ja, das weiß ich. Und ich weiß auch, daß Zufriedenheit das Wichtigste ist.
    Unzufrieden trocken zu sein ist nicht von Dauer.

    Und ich weiß auch, daß es schwierig ist, das immer hinzubekommen.
    Und daß ich dafür viel Geduld brauche.

    Moin zusamm'!

    Wer mich nicht aus der Vorstellungsecke kennt:

    Ich bin männlich, 44, trinke seit meinem 16. Lebensjahr Alkohol – seit Ende der 90er problematisch, seit 2003 auf jeden Fall mißbräuchlich und kurz darauf mit Sicherheit abhängig.

    2005 war mal ein "freiwilliger" (na ja, der Arzt bemängelte den gammaGT) Versuch der Abstinenz. Der Erfolg ließ sich in Wochen ausdrücken, die Blutwerte danach waren OK, also wieder grünes Licht und Prost.

    Ende 2007 ging es einfach nicht mehr. Depressionen kamen dazu (oder waren sie schon da? Habe ich wegen der Depressionen gesoffen? Habe ich vom Saufen Depressionen bekommen? Man weiß es nicht...), ich hing nur noch durch, verschlief den halben Tag und mußte letztendlich nachts oder spätestens frühmorgens 'n Bier nachlegen.

    Immer schön den Tag dran lang, Spiegeltrinker also. Als Hausmann mit Nebengewerbe hat man ja den Vorteil freier Zeiteinteilung. Aber das kennt Ihr ja.

    Gut, 2008 kam der erste ernsthafte Anlauf: 3 Wochen qualifizierte Entgiftung. Ich habe danach noch ein paar Monate die Motivationsgruppe der Klinik besucht, jedoch kam ich zu dem Schluß, keine Therapie zu machen. Selbsthilfegruppe wollte ich auch nicht, das war nicht mein Ding.

    Ich wollte da alleine durch, schließlich brauchte ich ja einfach nur nicht mehr zu trinken. Es hat auch zwei Jahre funktioniert.

    Dann habe ich mich mit alkoholfreiem Bier wieder in die Richtung getastet und irgendwann auch mal wieder nach einem "Richtigen" gegriffen. Ein halbes Jahr habe ich es meiner Frau (und allen anderen) verheimlicht, bis ich schließlich wieder voll drauf war und merkte, daß ich es nicht in den Griff bekam.

    Nächste Entgiftung, danach 16 Wochen Stationäre, ambulante Nachsorgegruppe und auch AAs. Diesmal wollte ich alles richtig machen. Ich wollte mich ändern, damit meine Ehe erhalten bleibt; ich wollte Arbeit suchen (schließlich auch therapeutisch wertvoll sowohl bei Sucht als auch bei Depris); ich wollte allen zeigen, daß ich es schaffe.

    Nur geschafft habe ich es nicht, denn es hat sich nichts verändert.
    Vor allem ich nicht.

    Diese erste Therapie habe ich "machen lassen" – für andere. Danach setzte irgendwann Frust ein, weil alles so war wie vorher. Keine Arbeit, im Bett lief immer noch nichts, meine Frau entfernte sich zusehends von mir. Ich habe es nur nicht begriffen. Allerdings konnte ich den Frust ja nicht mit Alkohol bekämpfen.

    Nicht? – Doch. Und das tat ich irgendwann auch!

    Mai bis Oktober 2013 waren eine einzige Katastrophe. Trinkphasen, Entgiftungen – jeden Monat ein Zyklus. Ein Wochenende im Juli waren für mich drei Tage Blackout. Danach Antrag auf erneute LZT, die auch genehmigt wurde und Anfang November begann.

    Wieder war ich fest entschlossen, alles besser zu machen. Vor allem wollte ich unbedingt an meiner Ehe festhalten, weil ich meinte, daß diese für mich der größte Rückhalt und das Wichtigste im Leben wäre. Ich habe mich in den Indikationsgruppen und Einzelgesprächen außer zu Rückfallprophylaxe u.ä. vornehmlich in die Richtung Kommunikation, Vertrauensaufbau, soziale Netzwerke, Parternschaft usw. bewegt, weil ich dachte, damit was retten zu können.

    Allerdings war mir klar: Es reicht nicht, wenn ich allein mich ändere. Wenn eine Beziehung krankt (und das tat sie schon länger), gehören zwei dazu. Meine Frau hingegen war nicht bereit, an sich zu arbeiten, sondern sie hatte sich inzwischen soweit von mir gelöst, daß sie mir 10 Tage vor Ende meiner Therapie sagte, daß sie die Trennung durchziehen wollte und bereits eine Affäre hatte.

    Für mich brach erstmal alles zusammen.

    Und dann, in den letzten Wochen, passierte das, was wohl endlich mal passieren mußte:
    Ich habe gemerkt, daß


      1.) mehr dazu gehört als "nur nicht zu trinken"

      2.) ich Abstinenz nicht für irgendwen oder irgendwas leben kann, sondern nur für mich

      3.) ich auch alleine existenzfähig bin und mir (für mich!) schöne Zeiten machen und schöne Dinge unternehmen kann

    Die Zwölf Schritte der AA und das Büchlein "Heute" habe ich im letzten Jahr immer betrachtet und auch gleich hinterfragt nach dem Motto: "Kann man machen – muß man aber nicht", "Ist das wirklich notwendig, das so zu sehen?", "Ist das nicht nur so ein grober Leitfaden?", "Was der da jetzt draus macht..."

    Inzwischen ist es so, daß ich beim Lesen oder Zuhören immer öfter ein "So isses!" oder "Das ist ja genau wie bei mir" o.ä. denke. Es kommt an!

    Ich lasse es mehr an mich heran – und ich lasse auch mehr aus mir heraus, was auch Rückmeldungen zufolge anderen aufgefallen ist. Ich bin nicht mehr auf der Suche nach jemandem, dem ich die Schuld für all das geben kann, was passiert ist, was ich angestellt habe, sondern sage:

    Es ist Vergangenheit. Ich werde es nie vergessen, aber ich werde es auch nie ändern können. Ändern kann ich nur mich und das Heute (und darüber vielleicht ein bißchen die Zukunft). Und ich kann nicht heute den Rest meines Lebens perfekt bis in alle Einzelheiten planen. Das geht schief und führt zu Enttäuschungen, und die sind ja bekanntermaßen gefährlich für manchen. ;)

    Interessant und natürlich schön finde ich, daß ich trotz der Situation, in der ich jetzt stecke, nicht versuche, die alte "Medizin" zu nehmen. Vielleicht ist das auch einfach der Punkt in meinem Leben, der sich ändern mußte.

    Anfang der Woche stand im "Heute" etwas über den Groll. Er und seine Verwandten, die negativen Gefühle Kritiksucht, Selbstgerechtigkeit, falscher Stolz und vor allem Selbstmitleid sind ein "Luxus, den ein Alkoholiker sich nicht leisten kann". Für ihn ist es Gift.

    Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, das Büchlein mit zum Meeting mitgenommen und vorgelesen. Wir hatten eine Basis für sehr anregende Gespräche.

    Vielleicht ist das jetzt das Erkennen der Höheren Macht, die Bereitschaft und der Weg zur Gelassenheit.

    Er wird noch lange nicht zu Ende sein, wie mir viele sagten. Vielleicht ist er nie zu Ende, sondern der Weg ist das Ziel. Irgend etwas wird kommen, irgend etwas wird passieren. Und es kann eigentlich nur besser werden – vor allem, wenn ich die Kontrolle darüber behalte.

    Ich wünsche mir, daß ich "auf Kurs" bleibe.

    Moin zusamm'!

    Nach einer – nee, ich will nicht sagen "gescheiterten", aber nun getrennten – Ehe steht für mich fest, daß ich nicht auf ewig allein bleiben möchte.

    Es geht auch nicht darum (wie in dem anderen Thread), ob ich nun eine in der Kneipe kennenlerne oder bei "Bauer sucht Frau" mitmachen will. :wink:

    Ich werde Partnerbörsen im Netz nutzen, und es stellt sich mir die Frage:

    Mache ich gleich in meinem Profil auf den Sachverhalt "alkoholkrank" aufmerksam? Wenn ja, wie?

    Vielleicht in der Form "Ich möchte mein Leben nüchtern genießen. Kannst Du, wenn wir zusammen sind, auch ohne Alkohol glücklich sein?"

    Ich fürchte, wenn ich nicht mit offenen Karten spiele, kommt das Thema u.U. schon beim ersten Date auf den Tisch: Zum Essen einen Wein?
    Oder später... ein Champagner am Kamin... oder wo... :oops:

    Ich denke, ich spare mir und ihr eine Enttäuschung, wenn ich es gleich offenlege.

    Wie denkt Ihr bzw. was habt Ihr für Erfahrungen?