Hallo, es ist viel Zeit vergangen. Viel Zeit, in der sich viel getan hat und auch wenig. Ganz wie man es nimmt.
2015 begann mein XY zum ersten Mal so richtig ernsthaft den Versuch eines trockenen Lebens. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich bereit war, wirklich loszulassen weil auch noch das letzte Fünkchen Hoffnung geschwunden war.
Ich sah es mir an, mit Abstand, aber mit der Zeit unternahmen wir wieder häufiger etwas zu Dritt. Alles rein platonisch, aber es gab auch keinen anderen Mann in meinem Leben und ich wollte dem ganzen noch – sehr vorsichtig – eine Chance geben. 2016 dann der Rückfall, ich war darauf gefasst. Dennoch waren die damit einhergehenden Lügen und der schauerliche Umgang mit unserem gemeinsamen Kind sehr schlimm und enttäuschend für mich. Ich ließ mich in der Zeit auch 2x beim Jugendamt beraten, weil ich Sorge um das Kindeswohl hatte.
Seitdem aber ist XY trocken, 19 Monate nun schon. Ich hatte es ihm nicht mehr zugetraut.
Aber außer der Trockenheit hat sich für mich nicht viel geändert. Mir fehlte nach wie vor das Gefühl, dass er Verantwortung übernimmt. Finanziell war ich weiterhin z.B. alleine für unser Kind zuständig. Ich gab ihm Zeit, verfolgte es mit Abstand, neben der Elternschaft verband uns Freundschaft, allerdings hab ich auch die immer wieder in Frage gestellt aufgrund der Vorkommnisse.
Für ihn fühlte es sich wohl anders an. Er meint, alles getan zu haben, um die Beziehung zu retten und dass wir wieder eine richtige Familie werden können. Sicherlich hat er für sich riesige Schritte gemacht. Aber er war z.B. auch gar nicht koninuierlich in Therapie, den Entzug hat er beide Mal kalt gemacht, für sich allein.
Irgendwann gab es eine Situation in deren Verlauf ich deutlich sagte, dass ich keine Chance mehr für uns sehe.Aber er hatte es scheinbar „nicht gehört“ oder „anders aufgefasst“, eine zweites Gespräch dazu gabe es auch noch, an das er sich angeblich gar nicht mehr erinnern kann.
Auf seine Initiative haben wir dann einen Beratungstermin in Anspruch genommen und erst da hat er verstanden, dass wir getrennt sind (wir führen seit 2,5 Jahren keine erotische oder Liebes-Beziehung mehr) und ist seitdem psychisch völlig fertig.
Ich muss schon sagen, Coabhängigkeit kann ein harter Brocken sein. Wir Co’s verhalten uns auch nicht besser als unsere alkoholkranken Partner.
Die letzten Wochen haben mich gleich richtig mit durchgewirbelt. Ängste, Panik, viel zu viel MitLEID, und – ja, auch Zweifel an der Entscheidung, aber nur ganz kurz.
Ich versuche neue Wege zu gehen.
Ich darf es mir erlauben neue Wege zu gehen. Es darf mir gut gehen. Das sind meine Mantren.
Ich habe sogar versucht mich auf einen anderen Mann einzulassen. Nur um fest zu stellen, dass ich nach wie vor Probleme habe, meine Gefühle wahrzunehmen und vor allem einzuordnen und zu definieren.
So, und nun denke ich, es könnte hilfreich sein hier wieder öfter mal rein zu schauen.
Viele Grüße an Euch, Aiko