Beiträge von SternchenY

    Zitat

    Wenn ich mir nicht vorstellen kann "einfach nur" geliebt zu werden, neigte ich dazu, mich als Kümmerer zur Verfügung zu stellen.
    Gebraucht werden, sich unentbehrlich machen, dann mußte man mich doch lieben.

    Ach Mist, jetzt hatte sich in meinem Kopf schon so eine schöne Antwort formuliert. Kollege xy "funktioniert" ja noch, ich wusste bis vor kurzem nicht wieviel er trinkt und ich "kümmere" mich sicher nicht um einen 10Jahre älteren Mann, den ich nicht mal besonders gut kenne. Ja, und dann sind mir die kleinen Zettel wieder eingefallen, die ich oft hingelegt habe. Vergiss deinen Termin nicht, du wolltest heute unbedingt xxx anrufen, Hast du eigentlich schon...

    Ja, er ist schusslig und vergesslich und manchmal kontrolliere ich seine Arbeit und stecke ihm dann heimlich, wo er noch Fehler korrigieren muss. Sch..., ich bin im Büro mehr CO als zu Hause. Das macht die Situation jetzt nicht wirklich besser. Wie komme ich da jetzt wieder raus?!?!?!

    Guten Morgen an alle!

    Wie schon gestern angedeutet habe ich die erste Woche eigentlich nichts umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe. Es gab ein ganz blödes Erlebnis, das mich ziemlich kalt gelassen hat. Meine Vorgesetzten sehen das als souveräne Reaktion, mich erschreckt es eher, wie abgestumpft ich geworden bin. Dann gab es auch einige Erfolgserlebnisse mit viel Lob und Komplimenten. Die haben mich nicht kalt gelassen. Im Gegenteil - das war mir so elend unangenehm. Ein bisschen freuen konnte ich mich erst abends zu Hause. Ist das normal??? Das ist doch fast wie beim nassen Alkoholiker selbst, dass man einfach nur noch als Hülle durch den Alltag läuft und die normalen Gefühle irgendwie nicht funktionieren wie sie sollen.

    Da die Woche ziemlich stressig war sah ich wohl auch teilweise etwas getresst aus. Mindestens einmal am Tag kam von irgendwem ein Spruch wie"nächste Woche ist ja xy wieder da", "Vermisst Du ihn schon?, "ich hätte dich fast nicht erkannt ohne xy" o.ä. Ja, der kommt nächste Woche aus dem Urlaub wieder und trinkt bestimmt immer noch täglich seine drei Bier. Ich bin inzwischen sicher, dass ich nicht so tun kann, als wüsste ich das nicht. Aber wie komme ich da raus, ohne dass allen Kollegen auffällt, dass da etwas nicht stimmt?

    Ja, ich habe mich ziemlich klar entschieden, dass ich das Trinkverhalten so nicht mit ansehen kann. Ich verarbeite noch die letzten Jahre mit meinem Mann und kämpfe um jedes Stückchen Normalität. Ich bin noch nicht soweit, Ähnliches mindestens 35 Stunden pro Woche wieder vor der Nase zu haben. Daheim ist momentan alles so schön harmonisch und erschreckend einfach, aber das kleine Teufelchen auf meiner Schulter schreit ständig: "halt, das ist zu einfach, hier stimmt was nicht". Und im Büro das gleiche in grün, nur dass ich weiß, hier stimmt was nicht.

    Meine Kleine ist gerade erkältet, am liebsten würde ich mich is Montag mal kurz anstecken. Aber irgendwann muss ich da sowieso wieder hin. Die Versuchung, mich einfach wie immer komplett zurückzuziehen und meinen Kopf auf "interessiert mich alles nicht" zu programmieren ist gerade so groß, und das bei allen guten Vorsätzen.

    Was wahrscheinlich jedem beim Lesen schon auffällt und ich auch einfach nicht begreifen kann, ist die Frage: wenn sie jetzt versucht hat, mal wieder eine normale freundschaftliche Beziehung aufzubauen, warum dann ausgerechnet wieder mit einem (wahrscheinlich) Alkoholiker? Schön blöd, oder?

    Hallo zusammen, die erste Woche, in der ich mich nach dem Urlaub wieder auf die Menschheit losgelassen habe ist jetzt fast vorbei. Naja, Fortschritte sehen anders aus... :cry:
    In den meisten Fällen bin ich doch wieder die alte Schiene gefahren: Raushalten, Weggehen. Im Job ist das vielleicht manchmal sogar noch okay, aber zufrieden bin ich mit mir nicht.

    Andererseits habe ich einiges gelernt. Ich habe bewusster wahrgenommen was und warum ich da tue. Ich glaube, diese "mir gehts gut, lasst mich in Ruhe"-Fassade ist längst keine Fassade mehr. An mich kommt wirklich nichts mehr ran, selbst wenn ich versuche es zuzulassen. Ich stehe da, sehe bei Streitereien u.ä. zu, und versuche das zu verstehen. Ja,ich versuche emotionale Dinge mit dem Verstand zu begreifen. Das ist wie Suppe mit der Gabel essen. Momentan komme ich mir vor wie ein getarnter Außerirdischer, der gar nicht mehr wirklich dazugehören kann.

    Abends klappts dann übrigens. Wenn ich gemütlich mit meinem Mann zusammensitze und meinen Tag erzähle kommt der Ärger oder die Freude über das was am Tag passiert ist. Vielleicht liegts an der sicheren Umgebung, die ich jetzt endlich wieder habe.

    Zusammenfassend bin ich ziemlich frustriert und enttäuscht. Aber mehr dann am Wochenende.
    Einen schönen Tag wünsche ich euch allen!

    Hallo Nys,

    das Folgende war echt ein guter Punkt:

    Zitat

    Das wie man über andere urteilt - ist aber oft auch ein Spiegel der Selbst-be (bzw)Selbst-ver Urteilung

    .

    Ich glaube, ich muss Fehler bei anderen akzeptieren, aber ich kann selbst entscheiden, mit welchen ich in meinem Umfeld leben kann. Bei jedem Menschen gibt es kurze Momente, in denen er neidisch, ist oder Vorurteile hat. Aber mir sind diese Momente vor mir selbst peinlich. Wenn jemand reich heiratet und kurz nach einer Geburt wieder toll aussieht ist das doch okay. Ich kenne die Frau nicht mal, gönnen wirs ihr. Würde die "Augenhöhe" denn nicht bedeuten, mitzulästern?

    Ich grüße weiterhin höflich, bin aber einfach froh, dass ich mir solche Gespräche nicht mehr anhören muss. Es ist ein kleiner Ort, aber auch hier gibt es andere Menschen - mit Fehlern und Macken die mich nicht so stören.

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    Könntest Du von Dir behaupten, daß Du in Dir selbst Ruhe findest?


    Ach, schön wärs... Aber es ist besser geworden in den letzten Wochen. Obwohl meine Veränderung hauptsächlich auf Ablehnung gestossen ist, geht es mir irgendwie besser. Vielleicht weil ich meine Meinung - immer noch ziemlich vorsichtig und vielleicht zu zaghaft - dort rauslasse, wo sie hingehört. Damit hört sie auf, in meinem Kopf Achterbahn zu fahren. Alleine geht es mir seit dem viel besser und ich komme der Ruhe zumindest mal näher.

    Der Nachteil ist, dass ich jetzt viel schneller in die Schusslinie von irgendwelchen kleinen Streitereien gerate. Also viel weniger Ruhe mit anderen Menschen. Raushalten war einfacher. Irgendwo gibt es da betimmt ein vernünftiges Gleichgewicht, aber lasst mir Zeit das zu finden, ich fange ja gerade erst an.

    Ich wünsche allen eine schöne Woche!

    Sternchen

    Hallo Nys,

    wenn ich mir meinen letzten Post durchlese kann ich verstehen, wie Du darauf kommst. Es fehlt die Vorgeschichte. Ich kenne die Dame, die den Rest "anführt" schon einige Jahre. Eigentlich haben wir uns ganz gut verstanden, haben uns beim Einkaufen usw. immer mal unterhalten wenn wir uns getroffen haben. Dabei verwechselt sie gerne mal eigene Meinung mit Tatsache und ich war immer jemand, der das eher ignoriert und seine Meinung für sich behält. Bei der Aussage "es ist heutzutage unverantwortlich, sein Kind aufs Gymnasium zu schicken" habe ich mich vor ein paar Wochen getraut, sehr freundlich und vorsichtig auf die Verallgemeinerung hinzuweisen, die so einfach nicht richtig ist. Seitdem werde ich von ihr ignoriert.

    Ja, deshalb bekommt diese Dame und ihre Clique von mir jetzt ganz bewusst den Stempel "blöde" aufgedrückt. Es gibt sicher genug Fehler, die ich bei mir suchen und finden könnte, aber bei dieser Geschichte spare ich mir das. Wenn ich mit meiner Meinung nicht akzeptiert werde brauche ich das momentan nicht. Ich tauge gerade nichts als JA-Sager.

    Bei vielen anderen Menschen ist es definitiv eine Art Selbstschutz. Ich gebe mich oft bewusst arrogant und überheblich um nicht angesprochen zu werden. Das weiß ich auch schon länger, neu ist mir aber, dass es anderen so schnell auffällt. Deshalb vielen Dank für Deinen Hinweis! Daran arbeiten muss ich sowieso, ich weiß nur nicht wo ich damit anfangen soll. Ich dachte, ich hätte bei meinem Kollegen erste Schritte gemacht, und dass das wieder so daneben ging hat mich gerade komplett ausgebremst :(

    Guten Morgen ihr Lieben,

    schon der zweite Morgen ohne Kopfschmerzen, alleine das ist ein Grund zur Freude. Gestern habe ich mir einen Tussi-Tag gegönnt: Shoppen, Haare färben und andere unntötige Kleinigkeiten die mir ja viiiiiel zu doof sind :wink: . Der Erfolg kam gleich in Form einiger böser Blicke als ich Töchterchen vom Kindergarten abgeholt habe. Hehe, Neid ist auch eine Form der Anerkennung. Komischerweise hilft dieses Tussi-Zeug übrigens tatsächlich, ich würds weiterempfehlen. Ich hing ziemlich in der Mama-Ehefrau-Rolle fest und hatte die Silbe "frau" aus dem Blick verloren. Aber auch das gehört zu mir. Hat Spaß gemacht.

    Am Montag ist mein Urlaub vorbei. Das ist soweit okay, aber die Woche drauf kommt auch mein trinkender Kollege wieder. Und ich habe immer noch keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Im Moment kann ich mein Hirn nicht davon abhalten, kleine Pläne zu schmieden, was ich in den Mittagspausen im Laden nebenan kaufen muss oder wie ich Termine legen kann, um in der Frühstückspause in einem anderen Gebäude zu sein. Hauptsache weglaufen.

    Guten Morgen zusammen,

    es war ähnlich wie bei Clärchen. Ich habe mich rausgehalten und mein Mann hat sich Hilfe gesucht. Nicht "nächste Woche" sondern sofort. Ich hätte nicht mehr gekämpft und werde es auch nicht mehr tun. Für unsere Ehe jederzeit - gegen alltägliche Probleme, die sicher jeder mal hat. Gegen den Alkohol nie wieder. Dabei kann ich nur verlieren - meinen Mann und noch dazu mich selbst.

    Seine Abhängigkeit dauerte übbrigens auch noch nicht so lange. Er hatte noch nicht die Möglichkeit zu viel Schaden anzurichten. Und wir kannten uns vorher schon über 10 Jahre ohne Alkohol. Vielleicht sind das auch Kleinigkeiten, die entscheiden, ob man Vertrauen wieder aufbauen kann, ohne das eine Beziehung sowieso nicht funktionieren würde.

    Wünsche euch einen schönen sonnigen Tag!!!

    Hallo Volkmar,

    witzig, dieses Thema hatte ich gerade erst mit meinem Mann (trocken seit 3 Monaten). Ich glaube, Alkoholiker überschätzen tendentiell die "Zumutung", dass auch der Partner dem Alkohol aus dem Weg gehen muss. Für mich als Mensch mit normalen Trinkgewohnheiten bedeutet das bisher keinerlei Einschränkung meiner Lebensqulität. Ganz ehrlich, wäre plötzlich nie wieder Schokolade daheim wäre das soooo viel schlimmer :wink: .
    Was sagt denn Deine Partnerin dazu?

    Zum Rückfall: Ich habe mich nach den ersten Wochen mit meinem Mann zusammengesetzt und die das gemeinsam geplant. Hört sich vielleicht schlimm an, hat uns aber beiden gut getan. Wir haben lange besprochen wo er kurzfristig wohnen kann und unter welchen Bedingungen (weitere Therapien) zumindest der Kontakt zu unserer Tochter wieder möglich sein würde. Ob unsere Ehe einen Rückfall überstehen würde kann ich natürlich nicht planen. Aber irgendwie gibt das gegenseitige Einverständis ein bisschen Sicherheit - für mich, damit ich konsequent bleibe und für ihn, zu wissen dass er uns nicht runterziehn kann.

    Liebe Grüße,

    Sternchen

    Hi Matthias,

    ich bin auch eine bei der es bisher klappt (Partner trocken seit 3,5 Monaten).

    Zum Thema Patentrezept: vielleicht funktioniert es nur, wenn es sich nicht mehr lohnt?!?

    Ich hatte bei meinem Ultimatum (ab sofort kein Schluck mehr und Hilfe suchen spätestens nächste Woche oder raus hier) überhaupt keine Hoffnung, dass es sich lohnt. Ich hatte diese Ehe abgeschrieben.

    Irgendwie scheinen auch nasse Alkoholiker genau zu wissen wann man das ernst meint. Vielleicht kann man erst wieder hoffen, wenn man die Hoffnung aufgegeben hat, erst wieder kämpfen wenn man den Kampf verloren gibt.

    So war meine Erfahrung.

    Clärchen, ich drücke Euch die Daumen!

    Gruß,

    Sternchen

    Hui, so viele Aufrufe schon ?!

    Dann lasse ich allen die hier mitlesen mal ein kurzes HALLO hier. Gerade habe ich wenig zu erzählen, da bei diesem komischen Wetter und den darus resultierenden Dauerkopfschmerzen bei mir rein gar nix los ist. Was ich zu Haus im Urlaub alles erledigen wollte bleibt liegen - mit schlechtem Gewissen, obwohl nichts davon wirklich wichtig und dringend ist. Selbstreflektion wie vor einigen Tagen so intensiv begonnen bleibt auch liegen - mit deutlich weniger schlechtem Gewissen. Die Antwort auf die Frage, warum mir meine selbst gestellten "Pflichten" anscheinend wichtiger sind bleibt mir somit fürs nächste Mal.

    Bis dann und lieben Grüße,

    Sternchen

    Juhu, mein Mann hat heute einen Sperrmüll-Termin gemacht. Ist zwar erst Ende Oktober, aber ich freu mich schon. Nach Jahren der Antriebslosigkeit und zufrieden sein wenn das nötigste gemacht wurde, wird jetzt mal so richtig entrümpelt. Tut irgendwie gut wenn man mit dem inneren Ballast auch den tatsächlichen Müll loswerden kann. Ich werde mir auch den Tag vorher freinehmen und diesmal wissen, dass ich nicht alleine alles auf die Straße schleppen werde. Ich freue mich richtig darauf!

    Guten Morgen zusammen,

    wisst ihr woran ich mich echt nur schwer gewöhnen kann? Die morgendliche miese Laune. Mein Mann war schon immer ein Morgenmuffel, während seiner nassen Zeit natürlich gleich viel extremer. Und mir fällt es echt schwer, ihm diese Einsilbigkeit und das "Gebrummel" jetzt wieder zuzugestehen. Macht mich gleich wieder misstrauisch. Dabei weiß ich, ich würde es jetzt merken. Ich würde es riechen, am Verhalten merken, am Schnarchen hören. Trotzem reagiere ich gleich mit ebenfalls schlechter Laune. So was blödes eigentlich. Habe ich heute zum ersten Mal bemerkt. Da lasse ich mir den Start in den Tag vermiesen, nur weil mein Partner einen anderen Tagesrythmus hat als ich. Ging doch vor dem Alkohol auch ganz gut. Und das könnte ich schon mal ändern. Guter Vorsatz für mogen Winken

    Euch allen einen schönen Tag!

    Mein Kollege und ich haben zum Glück keine Konkurrezsituation. Wir sitzen nebeneinander, arbeiten an den gleichen Projekten, aber an ganz anderen Themen. Er hat ein technisches Studium, ich ein kaufmännisches, keiner von uns könnte die Arbeit des andren machen. So fällt dieses Problem wenigsten weg.

    Normalerweise gelingt es mir prima, Beruf und Privatleben zu trennen. In diesem Fall hat es sich über die letzten Jahre eben entwickelt, dass wir immer öfter auch die Pausen zusammen verbracht haben und dann kommt man ins Gespräch. Irgendwie wurde er für mich so eine Art Vorbild. Egal was in anderen Abteilungen für Mist gebaut wurde, wo ich manchmal kurz vorm Explodieren bin kommt von ihm nie ein lautes Wort. Geduldig wird da gewartet bis beim 17. Versuch vielleicht mal alles richtig bei uns ankommt, der Rest wird vielleicht sogar heimlich selbst korrigiert. Lästern kommt ebenfalls kaum in Frage. Außerdem ist er seit 20 Jahren verheiratet und was er da erzählte klang immer so harmonisch und einfach.

    Eigentlich so ein Mensch, wie man selbst gern sein möchte. Immer nett und fair, selbstbewusst, bei allen beliebt und mit sich und seiner Situation zufrieden. Ich glaube ich wollte das lernen, gerade in einer Phase in der meine Beziehung praktisch nicht mehr exisitierte, ich einfach nur unglücklich war und dazu neigte, überzogen zu reagieren, wenn irgendetwas schief lief. Ich konnte mir jeden Tag ansehen, dass es eben doch geht diese Zufriedenheit zu erreichen, und das gab mir Hoffnung.

    Mir fehlt das einfach. Oder habe ich auch Angst, dass dieses Idealbild, das ich immer angestrebt habe, nicht der richtige Weg ist? Wenn man sich immer vorbildlich verhält, sich immer perfekt im Griff hat, muss man seine wirklichen Gefühle dann zwangsläufug "runterschlucken"? Oder waren seine Ansprüche an sich selbst einfach zu hoch um vor sich selbst noch bestehen zu können? Dann befinde ich mich auf einem sehr ähnlichen Weg.

    Mir liegt weniger daran, dass mein Kollege aufhört zu trinken. Das ist sein Problem. Ich suche für mich einen Weg, damit umzugehen. Und egal was ich mache oder nicht mache, es fällt etwas weg, das mir Halt und Hoffnung gegeben hat. Oder habe ich aufgehört jemand anderen zu idealisieren, weil ich jetzt soweit bin, wieder selbst an mir und meiner Zufriedenheit zu arbeiten?

    Die "Sozialphobie" hatte ich schon vor der Alkoholkrankheit meines Mannes. Wahrscheinlich schon immer, aber so extrem erst, seit vor etwa 10 Jahren meine beste Freundin gestorben ist. Mein jüngerer Bruder hat ähnliche Probleme, ist aber in Therapie. Unsere Mutter hatte Depressionen und Panikattaken und meiner Meinung nach hat sie mich immer wieder emotional erpresst. "Wenn ich Dir nicht so egal wäre hättest Du..." "Weil Du den Müll nicht runter gebracht hast geht es mir jetzt so...". Wahrscheinlich bin ich da schon abgestumpft.

    Mit dem Tod meiner Freundin habe ich dann leider nicht nur sie verloren. Da wir so eng befreundet waren wusste keiner, was er sagen sollte, wie er mit mir umgehen sollte. Nachdem sonst täglich das Telefon klingelte kam dann fast drei Monate lang kein einziger Anruf. Heute habe ich dafür irgendwie Verständnis, habe mich mit manchen auch ausgesprochen, aber damals war ich sowieso schon ziemlich fertig und habe dann alle Kontakte abgebrochen.
    Nach ein paar Wochen Elend und Heulen bin ich aus dem Bett gekrabbelt und hatte gelernt, dass ich das alleine geschafft habe. Ich brauche niemanden. Und ich wollte auch niemanden mehr verlieren.

    naja, ich habs nicht einmal angesprochen. Es wäre mir doch viel lieber nicht zu wissen, wieviel mein Kollege trinkt. Das kam von ihm, bzw. er schneidet das Thema immer wieder mal an.

    Soziale Kontakte gibts bei mir sehr wenig. Bin ja auch drei Jahre lang fast nur zum arbeiten aus dem Haus gegangen. Ansonsten fällt es mir ziemlich leicht, Leute kennen zu lernen und es etwickeln sich schnell oberflächliche Bekanntschaften. Ich bin ein guter Zuhörer, was leider auch daran liegt, dass man so schön von sich selbst ablenken kann, wenn man sich für den anderen interessiert. Es gibt also auch immer mal wieder Menschen, die versuchen den Kontakt zu intensivieren.

    Mein Problem ist kaum, dass ich nicht auf andere zugehen kann, denn sie gehen auf mich zu. Keine Ahnung warum. Und irgendwann kommt bei mir dieser Panik-Punkt. Das letzte Mal vor etwa vier Jahren, als eine Freundin sagte "Ich mochte Dich gleich, bei Dir passt es irgendwie". Mir geht es dann wirklich körperlich elend. Im ersten Moment Bauchschmerzen und Übelkeit, die nächste Zeit dauernde Kopfschmerzen vom krampfhaften überlegen, wie ich mich unauffällig zurückziehen kann. Und dabei tut mir das so leid.

    Zitat

    Ich, ICH soll das sein, die da so in der Ka***e sitzt? Ich? Never ever. Also nach Aussen hin "Mir gehts gut".

    Der Absatz trifft es geradezu erschreckend genau. Was könnte ich denn erwarten wenn ich ehrlich wäre? Mitleid? Nein Danke.

    Ich habe es sogar versucht. Gleich nachdem mir mein Mann sein Problem gestanden hat habe ich es (mit seinem Einverständnis) einem sehr lieben Kollegen erzählt. Die unfassbare Reaktion: "Na wenn er nur Abends getrunken hat ist er ja zum Glück kein richtiger Alkoholiker." :shock:

    Naja, inzwischen ist dieser Kollege soweit, dass er vor mir täglich drei Bier zugibt. Ob das Absicht war oder er nur vergessen hat wem er welchen Menge vorgelogen hatte, kann ich nicht mal sagen. Das letzte Geständnis war am vorletzten Tag vor meinem Urlaub.

    Schreibe ich den Versuch jetzt ab und ziehe mich zurück? Das wäre eher schlecht für mich, weil ich den einzigen Versuch der letzten Jahre als kompletten Fehlschlag verbuchen müsste und garantiert erst einmal weitermache wie bisher. Nehme ich einige kleine Versuche und Andeutungen von ihm als "Hilferuf" und biete ein Gespräch an, bin ich wieder mittendrin in einer solchen Krise. Keine Ahnung ob ich soweit bin. Alkoholbezogen vielleicht ja. Ist nicht mein Problem. Aber es könnte zu mehr Nähe führen als ich ertragen kann - oder zu Ablehnung. Wobei Nähe für mich eindeutig die schlimmere Möglichkeit ist.

    So, ein bisschen schaffe ich noch bis die Kleine wach wird.

    Wie geht es für mich jetzt weiter? Das kann ich erst beantworten wenn ich weiß, wo ich jetzt bin. Ich weiß, ich habe eine Sozialphobie. Ich möchte eigentlich wieder lernen auf andere zuzugehen. Nicht so oberflächlich wie jetzt sondern irgendwie... emotionaler. Andererseits gibt es auch Anzeichen einer Co-Abhängigkeit. Dann wäre Abgrenzen wichtig für mich.

    Mit diesen Fragen komme ich alleine gerade gar nicht weiter. Ich weiß, irgendwann sollte auch ich mir Hilfe suchen, aber eben wegen besagter Solzialphobie schaffe ich das einfach nicht. Ich könnte mit besten Vorsätzen Termine machen und losziehen und im entscheidenden Moment kommen aus meinem Mund nur die Worte "mir geht es prima, Danke!".

    Ich habe gerade Urlaub und viel Zeit nachzudenken. Das hat mir die letzten drei Monate gefehlt. Die Energie die ich daheim nicht mehr aufwenden musste konnte ich im Beruf lassen und wieder kam ICH irgendwie zu kurz. Das sollte sich jetzt ändern. Aber in welche Richtung? Zuwenden oder Abgrenzen? Ich würde mich über erste Meinungen freuen.

    Hallo und erst einmal vielen Dank fürs Freischalten. Ich habe hier viel gelesen bevor ich mich angemeldet habe und wenn ich nachsehe wie viele Gäste hier immer unterwegs sind,scheint das für viele der erste Schritt zu sein. Deshalb habe ich mich nach längerem Überlegen nun doch für den offenen Bereich entschieden. Vielleicht hilft es ja nicht nur mir sondern noch irgendjemand anderem, der zufällig darüber stolpert und mitliest. Würde mich freuen :) .

    Aber wie fängt man hier eine sehr lange Geschichte mit hohem Wiedererkennungsfaktor an? Ich versuchs mal mit dem Anfang und bitte entschuldigt, dass ich heute nicht fertig werde. Aber es gehört alles irgendwie dazu...

    Als meine Tochter 3 Monate alt war bekam mein Mann eine schwere Krankheit. Er wäre fast gestorben, hat es aber nochmal geschafft. Nachdem die Krankheit erkannt war sei sie aber mit Medikamenten ganz gut im Griff zu halten, wurde uns gesagt. Die Krankheit hat nach außen sichtbar ähnliche Syptome wie eine Alkoholkrankheit. Während eines stärkeren Schubs soll mein Mann auf ärztlichen Rat keine Entscheidungen treffen, denn es gelangt zu wenig Sauerstoff ins Gehirn um rationales Denken zu gewährleisten.

    Also habe ich mich allmählich daran gewöhnt, dass mein Partner hin und wieder einfach nicht er selbst ist. Er denkt langsamer und weniger logisch, wird vergesslich und gereizt. Und dann kam dazu noch der Alkohol. Dadurch wurde alles schlimmer. In weniger als drei Jahren hat er so abgebaut dass ich sicher war, nochmal drei schafft er nicht. Alle Behandlungen der ursprünglichen Krankheit waren komplett erfolglos, die Schübe wurden häufiger und heftiger trotz ständig steigender Medikamentendosis. Es war mehr eine Sterbebegleitung als eine Beziehung.

    Am 15. Mai habe ich ein Versteck mit zwei leeren Schnapsflaschen gefunden. Wir trinken nicht - dachte ich. Ich habe die Flaschen auf den Tisch gestellt, ihn darauf angesprochen und er hat sein Problem zugegeben. Ich hatte zur Bedingung gemacht, dass er sich spätestens in der nächsten Woche Hilfe sucht, auch das hat er aber noch am selben Abend erledigt. Alles recht unspektakulär. Ein Termin für Montag war gemacht.

    Übrigens sollten die Helfer wirklich schon bei einem ersten Telefonat deutlich vor dem kalten Entzug warnen. Bei uns its das nicht passiert. Wir wussten es nicht. Und mein Mann wollte nicht bis Montag weitertrinken und hat aufgehört. Es war wirklich schlimm und ich kann mir jetzt sehr gut vorstellen dass man daran sterben kann.

    Seit diesem 15. Mai ist er trocken und ich stehe vor einem neuen Leben, in das ich mich irgendwie erst wieder hineinfinden muss. Ich habe so lange nur gemacht was ich "musste" und will jetzt wieder lernen was ich "will". Das sollte so einfach sein, oder?