Guten Morgen Trixi,
Zitat von Trixy
Denkst du, dass per se alle Partner von Alkoholikern Co-abhängig sind/werden? Wenn nein, was muss passieren oder wie muss jemand/die Situation sein, dass es nicht dazu kommt oder so ist?
Das weiß ich nicht. Die Angehörigen, die ich in SHGs kennengelernt habe, waren es. Die, die es nicht sind, brauchen vermutlich auch keine Gruppe ...
Zitat von Trixy
Dein Rat hört sich so nach "Nimm die Beine in die Hände und renn!" an und das kann ich tatsächlich auch verstehen. Aber ich muss erst für mich ausloten, ob es tatsächlich keinen Weg gibt, ohne mir selbst zu schaden. Ich glaube daran, dass es Abstinente Alkoholiker gibt, die Partner haben, die nicht co-abhängig sind oder meinst du, dass sie es nur gut verstecken? Bitte gerne ehrlich!
Ach nee, rennen musst du nicht, du bist ja noch nicht am Ende
Ein (erprobter) abstinenter Alkoholiker käme für mich als Partner durchaus in Frage! Ich habe hier und in meiner real-life SHG einige kennengelernt und sie waren wirklich starke Persönlichkeiten, die absolut fähig sind, Beziehungen zu führen.
Ich glaube, da muss auch der Co nichts verstecken, weil er sich bei einem nicht-süchtigen Partner gar nicht wie ein Co aufführen muss. Aber für einen unreflektierten Co wäre so ein Partner vermutlich auch gar nicht interessant und umgekehrt.
Ich glaube übrigens auch, dass man es unter Umständen gemeinsam schaffen kann.
Du aber bist an einem Punkt, an dem du noch die Wahl hast, dich überhaupt darauf einzulassen. Ich schildere dir einfach meine persönlichen Überlegungen, ohne dass sie auf dich zutreffen müssen. Ich will dir auch nichts ausreden - was mir ohnehin nicht gelänge.
Ich selbst würde mich in deiner Situation fragen, ob ich wirklich eine Beziehung mit einem gerade kurz vor der LZT-Therapie stehenden Alkoholiker eingehen will. (Ebenso, wie ich mich prinzpiell fragen würde, ob ich eine Problem-vorprogrammierte Beziehung z.B. zu einem Mann, der auf einer Ölbohrplattform arbeitet oder verheiratet ist, führen möchte ...)
Die Voraussetzungen dieser Beziehung sind ein ungleiches Setting: Du gesund und bereit alles auf Rot zu setzen, er noch verstrickt und gefangen in der Sucht, den ersten Schritt in eine nüchterne Welt gehend. Er ist noch krank. Er muss sich helfen, genesen, an sich denken. Ob da überhaupt die tiefen Ressourcen für eine Partnerschaft da sind, weiß ich nicht.
Dein Freund wird vermutlich und zu Recht (!) nun sich erst einmal zum Mittelpunkt seines Lebens machen, wenn sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt hat. Er wird sich um sich selbst kümmern, kämpfen müssen, sich verändern, sich an die erste Stelle seines Lebens setzen, weil es um ihn geht, gehen muss. Klingt gut, aber ich wüsste, dass in dieser Phase wenig Kapazitäten für mich und meine Sorgen da wären- meine Bedürfnisse während dieser (langen Phase) würden nicht gleichberechtigt an erster Stelle stehen. Denn mir wäre die Gesundung des Geliebten wichtiger als meine eigenen Wünsche. Alleine darauf hätte ich schon keine Lust und Kraft - ich bin einfach zu egoistisch dafür geworden.
Dann noch die leider realistische Möglichkeit, dass Rückfälle kommen etc. Der Schmerz, den das mit sich bringt, die Kraft, die es kostet, wieder aufzustehen, sich zu überlegen, wie es weitergehen soll, die Enttäuschung der Frust ... Und dann steigst du wieder aus? Echt? Nach nur einem Rückfall? Nachdem du all das andere mitgemacht hast? Einfach wegschmeißen, das was du an Kraft und Zeit und Zweifeln investiert hast? Und dann ist da ja noch die Liebe ... bleibt man konsequent, wenn man so sehr liebt?
Letztlich muss er in dieser Zeit an sich denken. Und ohne es im verliebten Schädel zu merken, dreht sich wieder alles um ihn. Jedenfalls besteht die Gefahr.
Für mich wäre das nichts mehr. Die Risiken einer solchen Partnerschaft würden bei einer nüchternen Bilanz überwiegen. Und meine romantischen Gefühle waren bislang leider nicht mein bester Ratgeber ...
Einen schönen Tag wünsche ich dir!
Ahoi