Beiträge von Seerose_40

    Hallo ihr Lieben,
    nun war mein XY erneut bei der Beratungsstelle, um sich über eine Einweisung in eine Entzugsklinik zu informieren, doch die sagten ihm, dass dies nicht notwenig sei, da bei ihm keine Alkoholsucht vorliegen würde. Jetzt bin ich doch ein wenig irritiert. Es ist ja auf der einen Seite schön zu wissen, dass eine körperliche Abhängigkeit in dem Sinne nicht vorliegt, aber der Alkohol wird ja doch in Frustsitutationen missbraucht. Muss es denn erst soweit kommen, dass man abhängig wird? Denn Frust und Kummer wird es ja immer wieder im Leben geben. Ich bin ratlos, denn ich glaube nicht, dass ich in meiner Wahrnehmung übertreibe.
    Lieben Gruß,
    Seerose

    Guten Morgen Morgenrot,
    ja, ich glaube, so war das bei mir auch. Ich habe gezetert wie eine wild gewordene Furie, besonders dann, wenn ein Versprechen wieder mal nicht eingehalten wurde. Anfangs immer in der Hoffnung, ich könnte irgendwas erreichen, ihn erreichen. Das funktionierte immer nur eine gewisse Zeit, irgendwann stand der Alkohol wieder auf dem Tisch. Erst jetzt fange ich an zu kapieren, dass ich machtlos bin. Wenn er trinken will, trinkt er, da kann ich nichts machen. Du hast einen Satz geschrieben, der mir sehr viel gibt. Sich selbst Zeit lassen und sein eigenes Tempo suchen. Ich bin immer eher ein Kopfmensch gewesen und mein Kopf sagte schon des Öfteren, trenne Dich, das hat keinen Zweck und wieso willst du dir das antun? Aber vom Herzen her bin ich gar nicht bereit dafür, so zu handeln, wie mein Verstand das diktiert. Ich liebe ihn halt und das macht es nicht einfacher. Ich möchte jetzt erst einmal zu mir finden, Kraft tanken und dann gucken, wie, was, wohin geht. Ohne mich selbst fertig zu machen und unter Druck zu setzen, denn entscheiden kann ich immer noch. Das ist mein Ziel.

    Liebe Freya,
    ich glaube, hinter meiner Wut steckt jedes Mal auch nur die Enttäuschung, die Verzweiflung und die Ohnmacht, dass er doch wieder etwas getrunken hat. Kontrollieren tue ich in der Regel dann, wenn ich merke, dass er etwas getrunken hat, er mir aber ins Gesicht lügt und sagt, er hätte es nicht getan. Dann gehe ich wie so ein Wachhund durch die Wohnung und gucke, ob es stimmt. Natürlich stimmt es jedes Mal nicht und die Enttäuschung ist noch größer. Aber so möchte ich nicht sein, so ein Kontrollfreak und ich glaube, das geht nur, wenn ich auf mich schaue und ihn lasse. Die einzige Bedingung, die ich jetzt habe, dass Besäufnisse nicht mehr in meiner Wohnung stattfinden, weil dann ist es ganz schnell vorbei mit meiner Ruhe.

    Ich glaube, das Schlimmste ist doch dieses Ohnmacht, nichts, aber auch rein gar nichts tun zu können.

    Im Moment sind wieder große Versprechungen da, dass er noch eine Therapiestufe höher gehen will. Ich würde mich freuen, aber ich sehe nicht wirklich den Willen, dem Alkohol endgültig zu entsagen, im Moment sehe ich es nur als Schadensbegrenzung, sage es aber nicht, sondern warte ab, was passiert und versuche in der Zeit, es mir gut gehen zu lassen.

    Lieben Gruß,
    Seerose

    Vielen Dank für Deinen Willkommensgruß, weinender Engel.

    Nee, besonders schön ist dieser Ausdruck wirklich nicht. Ich habe schon sehr viele Geschichten gelesen und habe mich in vielen Dingen wiedererkannt. Es gibt einem zumindest das Gefühl, dass man nicht alleine ist und schon viele diesen Weg beschreiten mussten.

    LG Seerose

    ...und doch ist es an der Zeit, mir einzugestehen, dass ich in eine Abhängigkeit gerutscht bin, die ich mir nie so hätte träumen lassen.

    Hallo liebe Forumsmitglieder,
    nachdem ich schon längere Zeit heimlich mitgelesen habe, möchte ich mich nun gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Ich bin 40 Jahre und lebe schon in jahrelanger Beziehung mit einem Partner, der meiner Meinung nach ein ernsthaftes Problem mit dem Alkohol hat. Oder habe viel eher ich ein Problem mit seinem Alkoholkonsum?

    Getrunken wurde schon immer gerne. Anfangs habe ich mir nicht viel dabei gedacht, denn auch ich bin jemand, der gerne feiern gegangen ist und auch in meiner Familie wurde immer gerne getrunken und gefeiert. Doch wenn ich zurückdenke, gab es auch schon am Anfang unserer Beziehung Momente, wo ich merkte, dass sein Umgang mit Alkohol doch ein anderer ist als meiner. Dann irgendwann, Jahre später, wurde es schlimmer.

    Es gibt in der Woche immer wieder nüchterne Phasen, es wird nicht durchweg getrunken, aber der Alkohol wird definitiv missbraucht, um mit Frustsituationen fertig zu werden. Aus eigener Initiative hat XY sich auch bereits an eine Suchtberatungsstelle gewandt, die er regelmäßig besucht. Scheinbar liegt noch keine "echte" Alkoholsucht vor (was immer das auch ist), aber ein Alkoholmissbrauch, der in eine Sucht enden kann. Na, dann kann man doch weitermachen, oder? javascript:emoticon(':evil:')

    Nun zu mir: Ich habe in letzter Zeit schon sehr viel über Co-Abhängigkeit gelesen und habe, glaube ich, so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Meckern, Schimpfen, Kontrollieren, Androhungen von Trennungsabsichten, aber nie wirklich durchgeführt. Nun merke ich immer mehr, dass das Ganze an meine Substanz geht und ich aus diesem Kreislauf raus will. Vom Kopf her weiß ich, dass eine Trennung wahrscheinlich das Beste wäre, aber ich bin noch nicht so weit, warum auch immer. Aber mir ist auch klar geworden, dass ich ihm nicht helfen kann, sondern mir nur selbst helfen kann und deswegen habe ich mich angemeldet, um mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Mich würde z.B. interessieren, wie geht ihr mit der Wut um, die ich oft im Bauch habe, wenn ich sehe, dass XY eine Flasche Bier am Hals hat? Wie habt ihr es geschafft aufzuhören, zu kontrollieren? Auch hier weiß ich vom Kopf, lass es, tue es dann aber doch. Dabei finde ich es furchtbar, ihn wie ein Kleinkind zu behandeln.

    Zu unserer Situation kann ich sagen, dass wir zum Glück getrennte Wohnungen haben, ich finanziell unabhängig bin, auch eigene Interessen, Hobbies und Freunde habe. Und doch fällt es mir sehr schwer loszulassen.

    Nach dem x-ten Streit habe ich nun gesagt, dass ich nicht mehr kann und auch so nicht mehr will und es einfach nicht mehr ertrage, ihn so zu sehen. Beide haben wir geheult. Bei mir in der Wohnung besteht jetzt Alkoholverbot, wenn er trinken will, hat er das woanders zu tun, nicht bei mir. Bei dem Rest muss XY jetzt selbst zusehen, was er macht und ich hoffe, ich habe die Kraft, nun wirklich vermehrt auf mich zu schauen und das auch durchzuziehen.

    Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich auf den Austausch mit Euch.

    Lieben Gruß
    Seerose