Beiträge von dacoucou

    Hallo Bella,
    habe mir gerade alles durchgelesen und kann den anderen nur zustimmen.
    Bleibe bitte standhaft -für dich und deinen Sohn!!!
    Wenn er wirklich in eine Klinik will - umso besser - aber warte ab, ob er es wirklich durchzieht und trocken wird. Ihr müsst den Kontakt ja nicht abbrechen, schon für euren Sohn. Aber erst einmal brauchst du Abstand und musst dich und dein Kind schützen. Ob ein Leben mit ihm wieder möglich ist, solltest du erst überlegen, wenn er trocken ist.
    Und wenn nicht - du bist jetzt noch jung genug, dir ein anderes Leben evt. mit einem anderen Partner aufzubauen und wieder sehr glücklich zu werden!!!

    Ich schreibe dies aus der Sicht einer Tochter eines Alkoholikers und einer Co-abhängigen Mutter, die nie gegangen ist und wo ich mit ansehen muss, wie sie sich langsam beide kaputt machen.
    Wenn du bleibst, machst du dich kaputt und auch das Verhältnis zu seinem Sohn. Das ist es nicht wert - jetzt kannst du noch alles retten und einen anderen Weg gehen, der am Anfang sicher schwer ist, aber vielleicht auch nicht schwerer, als zu bleiben und dieses auf und ab an Gefühlen, an Hoffen und Verzweifeln auszuhalten.

    Ich wünsche dir gaaaanz viel Kraft dabei, dein kleiner Sohn wird dir mit seinem Lachen dabei helfen und dich reich beschenken!
    Schenke ihm und dir ein freies Leben, ohne von den Launen des Alkohols abhängig zu sein.

    Dacoucou

    Hallo Hans,

    Verzweiflung, Trauer, Wut... das kann ich bei dem was du schreibst, nur zu gut nachvollziehen, und so fühle ich mich auch - aber auch nicht schuldig!

    Ja, ich werde irgendwann in naher Zukunft versuchen, das Gespräch zu suchen und evt. berichten... vielleicht kann dies zumindest für mich die Situation klären. Ob es bei meinen Eltern etwas verändern kann, hoffe ich nicht mehr wirklich, aber immer noch ein bisschen.

    Danke für die "heilenden" Worte : Es gibt keinen Rat, das werde ich wohl so lernen müssen, zu akzeptieren.

    Und ja, ich werde auf mich achten und lernen, dies noch besser zu tun! - und wenn ich es (noch) nicht so gut kann, tut es mein Mann zum Glück, der unsere Familie (d.h. wir beide und unsere Kinder) vor alles andere stellt, aus Selbstschutz.

    Viele Grüße,
    Dacoucou

    Hallo Zimttee,

    das tut gut, zu hören, dass es dir leider ähnlich ging, aber auch, dass es dir jetzt besser geht.

    Das trügerische bei meiner Familie ist, dass es zeitweise wirklich gut läuft und das Verhältnis gut ist, teilweise gibt es "traumhaft schöne Tage" mit ihnen, ... bis zum nächsten "großen" Trinken meines Vaters, mit evt. Polizei... dann ist alles wieder zerstört. Und so war es früher auch schon, da war er nach außen hin noch nicht auffällig, aber es gab zu Hause dann den großen Streit. Mein Jugendtagebuch liest sich so... "ich hasse ihn"... und dann wieder "es ist so schön mit meinen Eltern".... immer auf und ab, dadurch kommt einem das "ab" manchmal wie eine Wahnvorstellung vor, die es gar nicht gab..., bzw. die man schnell vergisst.
    Kennst du das auch?


    So geht es mir jetzt auch schon fast wieder, es ist 3 Wochen her und ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen oder gesprochen und wenn ich da auftauche habe ich Angst, dass es so ist, als wäre mal wieder nichts gewesen.

    Ich weiß gar nicht, wie ich ihnen gegenübertreten, was ich sagen soll. Ich weiß, ich muss mich weiter distanzieren, aber ich hätte nochmal gerne ein "klärendes " Gespräch, wenigstens für mich, ob es bei meinen Eltern etwas bewirkt, ändert, weiß ich nicht, dann muss ich halt weitersehen und für MICH und meine Familie die richtige Entscheidung treffen.
    Das kann noch ein schwerer Weg werden...

    Wie hast du es geschafft, dich emotional zu distanzieren?
    Hast du eine Therapie gemacht?

    LG Dacoucou

    Hallo liebe Aurora,

    vielen Dank für die hilfreiche, lange Antwort und dein Verständnis - das tat sehr gut, es zu lesen. Leider bin ich bis jetzt durch meine Zwerge nicht zum Antworten gekommen....

    Ich habe sehr gut verstanden, wie du das meinst. Beide verhalten sich wie Kinder, um die ich mich kümmern soll, das würden sie aber so nie zugeben.
    Ich habe gestern mit meinem Mann darüber gesprochen und mir ist aufgefallen (nach 20 Jahren!), dass ich damals nach einem Streit zwischen ihnen immer meine Eltern getröstet, wieder zusammengeführt, aufgebaut habe. Dass sie mich aber nie gefragt haben, wie es mir eigentlich geht oder auch nicht gesagt haben, dass ist nicht deine Aufgabe. Das müssen wir unter uns regeln. oder wenigstens... es tut uns leid, dass dich das so belastet... So hätte es wahrscheinlich sein sollen...

    Die Depression meines Vaters kommt zu großen Teilen vom Alkoholismus, das ist mir klar, ich habe mich ja auch schon in einiges an Fachliteratur reingelesen. Und dass sein weiteres Trinken und die Tabletten nicht gut zusammenpassen, ist auch allen klar - aber scheint nichts zu ändern.

    Mit meinem Vater rede ich ja nicht einmal richtig darüber, wenn er sich wieder so sehr betrunken hatte, dass die Polizei ins Spiel kommt oder er erst morgens mit blauen Flecken nach Hause kommt, er sagt dann evt. nur hinterher, er habe Mist gebaut, es tut ihm leid und er sagte mir auch, es wäre nicht meine Schuld, ob er immer so denkt, weiß ich aber nicht.
    Die "Vorwürfe", dass es auch an uns und unserer Beziehung zu ihnen liegt und dass meinen Vater wohl alles sehr bedrückt, kommen von meiner Mutter. Wahrscheinlich ist das ihre Interpretation der Sache oder es sind auch seine Argumente vor ihr, um sich irgendwie ein wenig zu rechtfertigen und ihr Mitgefühl zu bekommen, das sie ihm dann ja auch gibt.

    Ja, mir ist klar, dass sie sehr Co-Abhängig ist, das sage ich ihr auch immer wieder und ihr ist das auch bewusst, aber wie sehr, dass weiß ich vor allem nach dem letzten Telefonat, von dem ich hier bereits geschrieben hatte.
    Ich finde ihr krankhaftes Verhalten fast belastender als das Trinken meines Vaters, so seltsam das jetzt klingen mag.

    Ich habe im letzten Jahr so langsam versucht, mich von ihnen "freizuboxen", wollte keine ständigen Spontanbesuche (laut meiner Mutter, war das "Früher" auf dem Dorf bei ihr auch so, das man da immer wohin kommen konnte - ich habe das aber nicht kennengelernt und gerade, weil meine Eltern ja auch immer alles bei mir kritisch beäugen, mag ich es nicht), Sonntagskaffee, und dass sie ständig in meinem Garten arbeitet (bis es dunkel wird! und wir mit Kind rein wollten, mussten) - wie absurd so etwas ist, versteht sie nicht. - aber so ein "freiboxen" stößt eben auf Unverständnis, Kritik und Widerstand, der nicht leicht auszuhalten ist, wie du es ja auch beschreibst.

    Aber sie versteht es herrlich, mir ein so schlechtes Gewissen zu machen. Dann heult sich am Telefon und sagt, sie weiß gar nicht mehr, wann sie noch kommen kann, weiß gar nicht, warum wir hierhergezogen sind und warum sie dann noch lebt, wenn unser Verhältnis so schlecht ist. Dabei hatte ich nur gewünscht, dass sie bei uns nicht immer unangemeldet reinschneien, sondern kurz vorher durchrufen, ob es gerade passt. Und dann kommen sie doch einfach vorbei, entweder beim Mittagessen oder Abends, wenn ich gerade essen machen will und keine aufgekratzten Kinder gebrauchen kann - eigentlich total egoistisch von ihnen, finde ich jedenfalls. So ist auch ihre ganze Haltung. Wir hatten auch schon das Wochenende für uns "freigeboxt", dann heißt es von ihr "selbst samstag dürfen wir nicht kommen, wenn wir auch mal Zeit hätten" ( sie sind beide in Rente!), wir arbeiten beide - bei so einem Kommentar ist mir dann auch mal der Kragen geplatzt.

    Mir ist schon klar, bzw. ich vermute, dass sie sich lieber in unserem Garten und Unkraut "vergräbt", um nicht immer zu Hause zu sein, vor allem, wenns da nicht so gut läuft- Freunde haben sie ja leider auch keine. doch ich bin leider nicht ihr Therapiezentrum und auf Dauer hilft das doch auch nicht.
    Das wollen wir jetzt auch nicht mehr. Nach unserem letzten Urlaub vor einem Jahr, wo sie nur evt. gießen und reifes Obst und Gemüse ernten "sollten", wenn sie es haben wollten, waren meine Eltern fast jeden Tag bei uns (laut der Nachbarn) und haben fleißig gejätet, dabei war nicht alles Unkraut, aber es muss ja sauber sein bei uns! Das hat uns sehr aufgeregt, mein Mann wäre fast explodiert, weil es für ihn, viel mehr als für mich, ein Angriff auf unsere Privatsphäre, auf unser Leben ist. Damit hat er sicher recht - ich merke ja an seiner Reaktion, wie verschwommen bzw. belastet mein Denken ist und das mir das Abgrenzen sehr schwer fällt, auch, weil es immer mit Streit, Schulgefühlen und Trauer verbunden ist.

    Aber selbst ich habe da wirklich in meinem Garten gestanden und geschrien, als ich die Rosenstecklinge u.a. Zeugs sah, wo vorher nichts war ... es hat mich so geärgert, dass sie nichts respektieren können, wie es ist, bei mir...
    ich rutsche gerade im Thema ab und das klingt für Außenstehende gerade ziemlich seltsam, aber so krank sind wir inzwischen, dass uns selbst solche „Lapalien“ belasten und tierisch ärgern.

    Und wie ihr Garten aussieht, kannst du dir vielleicht vorstellen - da wächst kein Halm quer - dagegen ist meiner die reinste Wildnis.
    Sie sollte sich lieber um ihre richtigen Probleme kümmern...

    Ich überlege nun, ihr ein Buch zu geben, dass ich gerade lese "Ich will mein Leben zurück", dass sich, glaube ich, mehr an sie richtet. Adressen von SHGs hatte ich ihr immer wieder mal gegeben. Aber den Schritt, da mal irgendwo wirklich hinzufahren, macht sie nicht.
    Als mein Vater vor 16 Jahren in der Therapie war, waren sie auch in einer SHG, das ist aber wohl nicht so gut gelaufen und seitdem gehen sie da auch schon ewig nicht mehr hin.

    Ich habe sie bald seit 4 Wochen nicht gesprochen und gesehen… irgendwie würde ich gerne mal hinfahren, weiß aber gar nicht, was ich sagen sollte – es ist traurig. Im Moment halte ich mich noch jeden Tag davon ab, hinzufahren… vielleicht nächste Woche. Ich weiß auch nicht…

    Jetzt ist auch das ein Roman geworden - tut mir leid ;-).
    LG Dacoucou

    Hallo Hans,

    lieben Dank für deine Antwort.
    Mein Vater kennt seine Krankheit durchaus, war vor 16 Jahren schon einmal im Entzug und einer stationären Therapie in einem speziellen Therapiezentrum, aber so etwas will er wohl auf keine Fall wieder machen, er hat wohl schreckliche Panik davor, wieder in ein Krankenhaus oder eine andere Art von Therapie zu gehen.
    Als er dann anfang des Jahres dazu bereit war, wurde das Programm anscheinend eingestellt und dabei blieb es dann auch...
    Selbst als er nach einem Sturz betrunken ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollte er nur gleich wieder raus.

    Sein Hausarzt weiß Bescheid. Der kannte auch die Depression meines Vaters, die man von weitem schon sah und als mein Vater endlich deswegen zu ihm ging, sagte der nur, ja das weiß ich schon lange, dass du depressiv bist... toll... soviel zu dessen Hilfe.

    Er war damals auch in einer SHG, aber da fühlte er sich irgendwann nicht mehr wohl. Er müsste für eine andere in eine andere Stadt fahren... allein das ist für ihn schon ein Grund, nicht hinzugehen.

    Leider kann man ihn ja nicht einliefern lassen.
    Ich habe ihn jetzt seid 4 Wochen nicht gesehen, obwohl er im gleichen Ort wohnt. Würde gerne mal hinfahren, weiß aber nicht, ob es gut wäre und was es bringt. Vielleicht bringt es ihn ja mal zum Nachdenken, wenn man nicht hinterherrennt, oder er macht einfach so weiter... ich weiß es echt nicht.

    Ich würde ihn gerne mal in einem Gespräch fragen, wie er sich eigentlich fühlt, ob er noch trinkt, wie viel eigentlich und ob er sich wirklich tottrinken will... wir haben nie richtig unter 4 Augen darüber gesprochen. Er hat sich zwar immer entschuldigt und gesagt, es wäre nicht meine Schuld, aber dann wars auch wieder vergessen.
    Mmh.. bleibe weiter ratlos,

    Grüße, Dacoucou

    Hallo Sunshine,

    vielen Dank für deine ehrliche Antwort.
    Ich finde es toll, dass du (und die vielen anderen hier!) es geschafft hast und in deinem Alter das Leben jetzt auch noch genießen kannst und evt. auch mit deinen Kindern und Enkeln....

    Warum muss man das alles kaputt machen?

    Ja, das ist alles sehr schwierig und wird vielleicht wirklich traurig enden, darauf muss ich mich wohl nach der letzten Aktion, bei der er auch 3 Tage und Nächte noch weg war, weil er sich nicht nach Hause traute nach dem Wutausbruch meiner Mutter auf sein Trinken... , irgendwie langsam seelisch vorbereiten, damit es mich nicht wieder so reinreißt, auch schon für meine Kinder.

    Er hat so gar kein Selbstbewusstsein und ist ja dazu auch noch depressiv... und einfach nicht den Mumm, da mal was anzugehen, es ist ja einfacher, wieder zu trinken, auch wenn er immer wieder sagt, dass er es eigentlich nicht will. Er beheult dann zwar das alles, entschuldigt sich... aber das ist ja immer wieder das Gleiche.
    Es hat in den letzten drei Jahren eine so dramatische Verschlechterung genommen.
    Er hat sich innerlich irgendwie schon aufgegeben, glaube ich.

    Was mich dann so bedrückt ist, dass er, wenn er bei der Polizei sitzt, lieber zu mir will und nicht zu meiner Mutter nach Hause, sagt er hat Angst, weil sie so meckert (die ist ja auch ganz aufgerieben von dem Ganzen).
    So kam schon mal abends die Polizei bei uns vorbei, als ich hochschwanger war, um anzufragen, ob ich ihn nehme. Als die mich sahen, wussten die aber auch, das das keine gute Idee war.
    Aber das dann abzulehnen fühlt sich nicht gut an - ich arbeite daran, zu sagen, dass es nicht meine Aufgabe ist.


    Es scheint ihn zwar zu bedrücken, dass er die Enkel nicht oft sieht und sie nicht alleine zu ihnen kommen, aber das ist wohl nicht Grund genug für ihn.
    Er schaffte es auch, bei uns vorbei zu kommen und etwas vorbei zu bringen und den Kindern nicht mal "Hallo" zu sagen, das tut schon weh - andererseits kann er sich auch ganz viel Mühe geben.

    Ich habe auch vor dem Angst, was du beschreibst. Wenn ich mit der "Moral" komme, bzw. auf seine Vernunft poche, sind es ja irgendwie Vorwürfe und dann trinkt er vielleicht erst recht - dann wäre es noch meine Schuld.
    Wir hatten auch versucht, dass man sich regelmäßig sieht, haben ihm hier Aufgaben gegeben, um ihn aufzuheitern, einen Sinn fürs Leben zu geben (Babysitten für Opa nennt mein Mann das etwas zynisch), aber das läuft immer nicht lange gut, und bringt wohl auch nichts.

    Was mich noch bedrückt ist, dass meine Mutter da ganz fest mit drin hängt. Eigentlich wollte sie ihn beim "nächsten" Mal rausschmeißen. Das war schon und es nichts passiert. Als er verschwunden war, war sie richtig fertig und hat gesagt, dass es ihr lieber ist, er ist da und trinkt, als gar nicht, das wir ja eine Familie sind und sie hat nur ihn....
    Wenn ihm etwas passiert, dann weiß ich nicht, was aus ihr wird.

    Ohje... warum nur das alles?

    LG Dacoucou

    Hallo Viola,

    habe gerade die Antwort an dich gelöscht... so ein Mist... also nochmal...

    Ja, ich weiß schon im Kopf, dass es ein WUNSCHdenken ist und bleibt. Mit anderen Wünschen wie dem nach einem normalen Vater, auf den man Stolz sein kann und nach Anerkennung, Komplimenten für das was wir hier tun, für unsere Kinder habe ich schon ganz gut abgeschlossen, das andere ist noch in Arbeit...

    Ich weiß auch, das meine Gefühlswelt viel dramatisiert und das ich das nicht will wie beim letzten Verschwinden meines Vaters. Es war für mich wie ein Weltuntergang- dabei rannte er nur durch die Gegend ohne an seine Familie und deren Sorge zu denken.
    So ging es mir schon beim Mal davor: ich mache mir schreckliche Sorgen, schäme mich, dass er bei der Polizei sitzt und denke, wenn es mein Kind wäre, das Mist gebaut hätte - ok, das wäre meine Aufgabe, es da rauszuholen, aber doch nicht meinen erwachsenen Vater! Die Welt ist zu verdreht.

    Und keine Sorgen:
    unsere Kinder gehen nicht mehr alleine zu den Großeltern, wir wissen ja nie, wie die Lage ist, depressiv, gut gelaunt, angetrunken oder nicht... und falls ich schwach werde und wieder allen nur einen Gefallen tun will, hält zumindest mein Mann mit seinen klaren, sicherlich gesünderen Standpunkten hart dagegen. Er würde meine Eltern inzwischen am liebsten gar nicht mehr sehen.
    Vorallem nach dem letzten Vertrauensbruch:
    Ich war mit dem jüngsten (Baby) nochmal im Krankenhaus und wir hatten sie gebeten bei uns auf den 3-Jährigen aufzupassen, weil mein Mann arbeiten musste. Sie haben ihn dann aber gleich mit zu sich nach Hause genommen und genau zu der Uhrzeit, als mein Mann ihn abholen und ins Krankenhaus fahren wollte, war mein Vater alleine, ohne Handy mit dem Kleinen mit dem Laufrad zum nächsten Spielplatz gegangen (obwohl meine Mutter wußte, dass er nicht alleine mit ihm los darf, weil er auch körperlich viel zu wackelig ist, um im Notfall mit Kleinkind wieder nach Hause zu kommen). Natürlich waren wir da s..sauer, und ernteten nur Unverständnnis und mussten uns noch rechtfertigen.
    Das macht es dann noch zusätzlich anstrengend.

    Er hat geistig schon sehr abgebaut... im Gespräch bzw. nach einem Rückfall meint er, er habe daraus gelernt und wolle aufhöre, hatte auch eine Gesprächstherapie... aber das scheint wohl noch nicht zu reichen.
    Kann man denn von außen gar nichts tun? Muss man einfach zusehen?
    Meine Mutter sagte, es mache ihm auch zu schaffen, dass er nichts helfen kommen darf und er den "Großen" nicht oft bei sich hat... aber trinkt man deshalb wieder????
    Es ist ja so, weil er immer wieder trinkt.

    Ich weiß, ich muss da noch an mir arbeiten, aber eure Reaktionen helfen mir sehr dabei! Vielen Dank!
    Dacoucou

    Hallo Morgenrot,

    vielen Dank für deine Antwort aus deiner Sicht. Das hilft mir ein wenig, mich nicht so als Sündenbock in den Augen meiner Mutter zu sehen.
    Aber wie kann ich ihr helfen? Wir reden über den Alkoholismus meines Vaters, aber manches kommt nicht bei ihr an, z.B. mein Leiden dabei und wie gesagt, sobald die Eskapade vorbei ist, ist ja wieder alles gut und die angestrebte Therapie doch nicht mehr so notwendig...
    Wir feiern schon Geburtstage mit ihnen oft ein paar Tage nach dem eigentlichen Geburtstag, heilig abend bleiben wir unter uns, Muttertag ist auch ein ganz schwieriges Thema... weil er einfach mit seiner schlechten Laune, Art, brummeligen Verhalten (nicht angetrunken, aber auch so dann unausstehlich) schon so viele Feiern vers... hat. Verstehen und akzeptieren können sie das natürlich nicht.


    Und sie schafft es kaum, mal alleine zu uns zu kommen, sondern "schleppt" ihn dann mit an, auch wenn er schlecht gelaunt es, sei es aufgrund des Alkohols oder der Depression.

    Wenn ich ihr sage, dass mein Vater weiter trinkt (weil ich es immer gleich rieche), vertuscht sie es vor allem vor sich selbst und meint, nein, im Moment kommt er gut ohne aus, oder sie will uns nicht damit belasten... das sind doch eher Selbstlügen, oder?

    Sie macht sich aber selbst kaputt damit und natürlich macht ihr das schlechte Verhältnis zu uns auch zu schaffen. Sie wünscht sich eigentlich wohl so wie ich, das alles "gut" wäre, ist es aber nicht.

    Kann ich ihr irgendwie helfen -auch um uns zu helfen?

    Grüße, Dacoucou

    Hallo an alle,

    ich habe hier aus einer anderen Position heraus mal eine Frage an alle trockenen Alkoholiker hier im Forum.
    Ich bin eine Erwachsene Tochter eines Alkoholikers, wer mehr über darüber erfahren will, ich habe im Forum der Erwachsenen Kinder von Alkoholikern berichtet. Ich mache mir sehr große Sorgen um meinen Vater!

    Mein Vater trinkt seit 25 Jahren, hat einen Entzug mit Therapie gemacht (vor 15 Jahren), zwischendurch eine kurze Gesprächstherapie, war immer mal wieder "trocken", auch wenn ich mir da nicht so sicher bin, ist eher ein Quartalstrinker, hält aber evt. auch regelmäßig einen gewissen Spiegel, da ich seinen Aussagen und denen meiner Mutter nicht mehr vertraue, weiß ich das nicht so genau, aber er riecht oft nach Alkohol (der Körper dunstet diesen typischen Geruch aus).

    Er ist jetzt Ende 60, wir wohnen in seiner Nähe, er hat zwei süße kleine Enkel, doch er trinkt weiter, kann wohl auch mal eine Zeit lang ohne auskommen und dann trinkt er inzwischen so "viel", d. h. viel braucht er wohl nicht mehr, dann fällt er schon und liegt irgendwo über Nacht, bis er wieder nach Hause findet.

    Dieses Verhalten hat sich in der letzten Zeit gehäuft und ich habe nun wirklich Angst, dass er sich todtrinkt, d.h. fällt und nicht gefunden wird oder sogar suizid begeht....
    Ich stehe als Kind eines Alkoholikers zwischen Haß und Liebe und mache mir große Sorgen um ihn, weiß aber nicht, was ich tun muss, damit es nicht zu einem fatalen Ende führt.

    Nun meine Frage an Eure Erfahrungen:

    Was hat euch zum Aufhören bewogen?
    Konnten euch eure Kinder dabei helfen und wenn, wie?
    Hilft gutes Zureden an die Vernunft, ein besinnen auf die Enkel?
    - hier habe ich das Gefühl, das er dann im "Drang" nach dem Alkohol alles ausschaltet, die Scham, ihn kaufen zu gehen und der Gedanke an seine Familie.

    Hinterher ist dann immer das große Geheule los, es tut ihm leid etc... aber das geht seit 25 Jahren bald so (immer wieder halt). Irgendwann ist es das letzte Mal... davor habe ich schreckliche Angst.

    Aber ich will ihn auch nicht hängen lassen bzw. wenigstens nichts unversucht lassen, ich will ihn nicht wie seine Schwester irgendwann wo tot auffinden müssen.

    Kann jemand aus seinen Erfahrungen berichten?
    Vielen Dank im Voraus an Euch!
    Dacoucou

    Hallo Thalia,

    vielen Dank für Deine Reaktion :-).
    Es tut schon gut zu wissen, dass sich überhaupt jemand dafür interessiert. Ich komme mir im Moment sehr allein damit vor. Es geht immer in meinem Kopf rum und ich weiß nicht, was ich tun soll.

    Ja, Abgrenzung ist nötig, da stimme ich dir zu. Nur wie komme ich aus dieser Abhängigkeit raus?
    In so einer "Funkstille" wie im Moment zwischen meinen Eltern und mir, geht es mir erst einmal wieder besser. Dennoch denke ich immer wieder an sie und ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf raus.... - das ärgert mich.
    Für sie scheint wahrscheinlich wieder alles gut zu sein und sie sind wahrscheinlich sauer, dass ich mich nicht melde und sie die Kinder nicht sehen...
    Ob sie überhaupt einen Gedanken daran verschwenden, wie es mir geht? In den Schwangerschaften war ihnen das auch nicht wirklich wichtig, was mir auch weh tat.

    Ich habe schon in einiges hier reingelesen... komme mit zwei Kleinen Kindern leider nicht so oft dazu.
    Falls jemand mit ähnlichen Erfahrungen berichten kann, was ihm/ihr geholfen hat, würde ich mich freuen.

    Nochmals vielen Dank!
    Dacoucou

    Hallo liebe Forenmitglieder,
    ich möchte mich hier erst einmal vorstellen und versuchen, von meiner Situation zu berichten. Es ist sicher nicht so schlimm wie andere Schicksale, aber ich kann auch schon gar nicht mehr einschätzen, was noch "akzeptabel, oder erträglich ist" und was nicht... vieles wirkt ja irgendwann auf einen normal, weil man es nur so lebt... fallt ihr versteht, was ich damit meine.
    Es ärgert mich, dass mich der Alkoholismus meines Vaters immer wieder emotional mit reinzieht und mich und meine Familie belastet.

    Ich muss das hier einfach mal loswerden und vielleicht mag mir der/die eine oder andere ja Antworten bzw. darauf reagieren. Ich würde mich sehr freuen.

    Ich bin ein erwachsenes Kind eines alkoholkranken Vaters. Ich selbst trinke nicht, mein Mann auch nicht und wir haben zwei wunderbare noch sehr kleine Kinder, Haus und Garten, beide Arbeit und keine finanziellen Sorgen. Ich war wohl so etwas wie der Held und das stille Kind, als ich noch zu Hause war (Einzelkind). Irgendwie habe ich mein Leben ganz gut selbst organisiert, meine Eltern haben mich immer unterstützt, bei Umzügen und auch finanziell, aber das emotionale blieb irgendwie etwas auf der Strecke.

    Mein Vater begann für mich ersichtlich an zu trinken, als ich ca. 12 Jahre alt war. Hierfür gibt es den einen oder anderen "Auslöser", Grund mag ich das nicht nennen.
    Natürlich konnte ich zu dem Zeitpunkt dem Ganzen keinen Namen geben, habe Flaschen versteckt, oder weggekippt, es irgendwann auch meiner Mutter gesagt, die riecht den Alkohol nicht, dann war ich die "Petze" bei meinem Vater, wer ist das schon gerne?
    Es ging gefühlsmäßig immer auf und hab, zwischen Haß und Liebe.
    Zwischen meinen Eltern gab es immer wieder Streit, oft habe ich geschlichtet, weinende Eltern getröstet... Meine Mutter tat mir leid, aber ich war auch auf sie sauer, dass sie dem nicht ein Ende setzte.
    Mein Vater hat wohl regelmäßig getrunken, war aber nie betrunken, hat wahrscheinlich nur seinen Pegel gehalten, man hat es so nicht gemerkt, im Urlaub kam er auch gut ohne aus. Er hat nie geschlagen, war aber zu mir dann oft sehr unfreundlich, agressiv, beleidigend... die Reaktion meiner Mutter war oft nur zu sagen, dass wir uns mehr zusammenreißen sollten (als wäre ich mitschuldig an den Streitereien). In Schutz genommen hat sie mich nicht, höchstens dann wieder mit meinem Vater gestritten, weil er getrunken hatte.
    Nach außen hin waren wir eine nette Familie, mein Vater immer gern gesehen und sooo freundlich, so ist es oft immer noch, nur mit mir und meinem Mann kann er soooo unfreundlich, angreifend, verletzend sein., wenn er "trocken" ist, ist er aber auch sehr nett und ein toller Opa.
    Als ich jung war, konnte ich mit niemandem darüber sprechen, ich fühlte mich von allen "beobachtet", komisch angeschaut, wußte ja nie, wer es vielleicht weiß, wer ihn beim Einkaufen sieht (Kleinstadt).
    Inzwischen ist mir der Gedanke, dass er sich irgendwo was holt und dann betrunken wo sitzt, immer noch mehr als unangenehm, aber ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist und kann auch offen zu Leuten sagen, ja, er ist Alkoholiker, ich will mich nicht verstecken, ich kann nichts dafür - aber Stolz ist man darauf auch nicht.


    Als ich 20 (ich war inzwischen aus- und weggezogen) war machte er eine Therapie, da er sonst seine Stelle verloren hätte. Danach ging es wohl eine zeitlang "gut". Mit dem Beginn der Rente wurde er noch depressiv und trank auch wieder mehr. Wir versuchten, ihn zu motivieren, sich und seinem Leben einen Sinn zu geben, zu reisen... aber meine Eltern sind da sehr auf sich bezogen, sehen nur "Ihre Arbeit" an Haus und Garten, es ist ja soo viel zu tun.

    Nun sind wir vor ein paar Jahren wieder in die gleiche Stadt gezogen, auch für die "Enkel", wussten aber auch nicht, wie "schlimm" es um ihn stand...
    Er war oft agressiv, unfreundlich, ungenießbar mit uns..... nach vielen Jahre hat er nun die Depression "akzeptiert" und nimmt Tabletten, so sind die Stimmungsschwankungen und Weinerlichkeit weniger geworden. Zwischendurch hatte er eine kurze Gesprächstherapie, die aber auslief und seitdem läuft es so vor sich hin - Aber er trinkt immer wieder.
    Inzwischen ist es in den letzten drei Jahren schlimmer geworden, selbst seit unsere Kinder da sind, was ich umso schlimmer empfinde, da ich hoffte, dass er wenigstens für die Enkel aufhört. Ich hatte mir so gewünscht, dass er für sie eine Therapie macht.
    Ich habe ihn betrunken auf der Straße erlebt und musste die Polizei rufen, was er mir sehr übel nahm. Er ist bei unserem Sport vor unseren "Bekannten" betrunken aufgetaucht.
    Wir haben ihn mit Baby im Auto einen Tag lang gesucht, weil er nach einem Streit abgehauen war und erst am nächsten Tag wieder kam.
    Mehrmals ist er wohl betrunken gestürzt, kommt dann erst nachts nach Hause, wenn er wieder gehen kann. - wenn ich mir das nur vorstelle, wir mir schon ganz anders.
    Kurz vor der Geburt unseres zweiten Kindes wurde er nachts von jemandem mit 2,8 pro Mille auf einer Bank gefunden, Krankenwagen und Polizei wurden gerufen. Er wollte nicht nach Hause und so kam die Polizei bei uns vorbei, verstand aber, dass ich einen angetrunkenen Vater nicht ins Haus wollte. Er hätte uns nur etwas vorgeheult und wäre evt. noch agressiv geworden, wir haben das durchaus schon mal versucht...
    Dennoch fühlte ich mich danach so schlecht, ihn "abgewiesen" zu haben und war zugleich sauer auf ihn, wie er erwarten kann, dass ich ihn so aufnehme, nur weil er sich nicht zu seiner Frau nach Hause traut.
    Meine Mutter leidet mit, ich habe ihr Adressen von Therapeuten, für sie und ihn, für Selbsthilfegruppen etc. gegeben... doch sobald er wieder da ist und alles gut läuft, ist für sie die Welt wieder in Ordnung und alles Geheule wieder vergessen, als wäre nichts gewesen. Er wollte endlich eine Therapie machen, dann wurde das Programm wohl in der Klinik beendet und dann war doch wieder alles "gut".

    Das letzte Mal hat er sich einen Tag nach einer Familienfeier (auf dem er ein toller Opa war) betrunken, kam erst nachts verletzt (durch Sturz) nach Hause und ist nach einem Streit zwischen meinen Eltern danach drei Tage und Nächte verschwunden...Ich habe dies erst zwei Tage nach seinem Verschwinden erfahren, als meine Mutter nicht mehr wusste, wo sie noch suchen soll und sich bei uns ausgeheult hat, bis sie endlich bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgab... er war die ganze Zeit draußen, hatte keine Jacke dabei... und wir wussten nicht, ob wir ihn lebend wieder sehen, oder er schon irgendwo liegt, sein Handy hatte er ausgestellt, ich habe auf trotzdem immer versucht, anzurufen, auf AB gesprochen, eine Nachricht geschickt...... - bis er am nächsten Tag (nach 3 Tagen und Nächten) lebend aufgefunden wurde.

    wie es mir dabei und danach ging kann sich vielleicht der eine oder andere vorstellen... ich war sauer auf ihn, dass er sich nicht meldet und zugleich besorgt - es war, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen, ich konnte seinen guten Zustand auf der Feier und dieses Verhalten nicht zusammenbringen.. und hatte mehr als eine Woche etwas davon (emotional) - eigentlich ist mein Vater ein "armes Sch...", dass nicht den Mumm hat, "nein" zum Alkohol zu sagen und dann noch vor Angst tagelang durch die Gegend irrt, aber es macht mich auch sauer, dass er nur "an sich denkt", sich nicht mal bei mir meldet um zu sagen, "ich lebe noch, muss aber mal nachdenken". Ob er sich überhaupt vorstellen kann, welche Sorgen ich mir dabei mache und wie besch... es mir dabei geht?
    Wir hatten zu der Zeit Urlaub, waren aber zu Hause, die ganze Erholung und Lebensfreude war tagelang futsch... ich musste mich und mein Seelengerüst wieder vom Boden aufkratzen, mein Mann war schlecht gelaunt, weil wir meinen Vater suchen waren und uns Sorgen machten anstatt zum Badesee zu fahren.
    Als er gefunden wurde, war er wohl angetrunken und wollte nicht nach Hause, ich sollte mit meiner Mutter zur Polizei kommen, um ihn nach Hause zu bringen. Das hätte ich auch getan, aber mein Mann war vehement dagegen, womit er wohl auch recht hatte. Aber ich aber enorme Schwierigkeiten, mich emotional von ihnen abzugrenzen und sie ich habe das Gefühl dass sie mich da auch nicht einfach raus lassen - sondern sie sich immer wieder aufdrängen. Meine Mutter war schon etwas sauer, dass ich nicht mitkam (auch wenn ich das von meinem Kind nie erwarten würde, das habe ich ihr hinterher am Telefon auch gesagt) und ich fühle mich da so zwiegespalten, will ihnen helfen, weiß, dass es nicht viel bringt und mir nicht gut tut, und meiner Familie auch nicht, aber auch, dass sie dann sauer sind.
    Es fiel mir schon sehr schwer, endlich auf ihre regelmäßigen Spontanbesuche zu familienunfreundlichen Zeiten zu reagieren und eine vorherige Absprache zu wünschen - aber selbst das haben sie kaum respektiert, sie fanden es nahezu unverschämt, nur auf "Termin" kommen zu dürfen oder es wird mir vorgeworfen "wir wissen ja gar nicht mehr, wann wir noch kommen dürfen" und sie "fühlten sich nicht willkommen" (was leider auch etwas stimmt, da meistens unser Haus und Garten dann kritisch beäugt werden und fast nie ein Kompliment zu hören ist, sondern eher " Wir könnten ja helfen", das läuft aber wenn überhaupt nur einen Tag gut, dann muss mein Vater zwischendurch nach Hause trinken und wird wieder "unausstehlich") Anstatt mit den Enkeln zu spielen, würden sie am liebsten bei uns Unkraut jäten. Und bei meinem Vater weiß ich ja nie, wie seine Stimmung gerade ist, auch wenn die Kinder sie lieben. Unsere Kinder überlassen wir ihnen auch nicht alleine, so hart es scheinen mag, aber leider habe ich da kein Vertrauen mehr, mein Mann noch weniger - auch wenn meine Mutter dies als Vertrauensbruch in ihre Person und ihre großmütterlichen Fähigkeiten sieht.

    Nun ja, diese letzte "Aktion" meines Vater ist nun zwei Wochen her.
    Ich hatte meine Mutter nochmal angerufen, nachdem sie ihn abgeholt hatte, eigentlich wollte sie ihn bei diesem Mal vor die Tür setzen - sie wird es nie tun. Sie hat ja nur ihn und ihr ist es lieber, er ist da und trinkt ab und zu, als ohne ihn weiterzuleben - das hat sie mir so gesagt, als er verschwunden war.
    Ich durfte mir bei diesem Gespräch sogar noch anhören, dass es wohl auch an uns liegt (nicht zum ersten Mal), weil mein Mann und mein Vater sich nicht so viel unterhalten (wie auch, die Gesprächsthemen meines Vaters sind beschränkt, er sich gibt sich da auch nicht wirklich Mühe, mein Mann ist nach solchen Aktionen auf ihn nicht gut zu sprechen - was man wohl auch verstehen kann, oder wie reagieren Eure Partner darauf?, dennoch gibt er sich immer noch Mühe mit meinen Vater / meine Eltern sollen nicht mehr bei uns helfen und nicht ständig vorbeikommen, sie bekommen die Enkel nicht alleine überlassen - aber dies ist erst aus den Streitereien und der Kritik der letzten Jahre als Reaktion von uns entstanden, unser Selbstschutz sozusagen. Wir hatten auch gehofft, von der Nähe der Großeltern zu "profitieren", stattdessen ist es eine zusätzliche Last geworden.

    Ich bekam auch noch zu hören, dass mein Mann ja auch mal eine Therapie machen sollte, da er sich mit seinen Eltern nicht so gut versteht - worauf ich dann doch entrüstet sagen musste, dass meine Eltern wohl erst einmal eine Therapie nötig hätten.
    Und schließlich meinte sie noch, dass es für meinen Vater ja ganz schrecklich sein muss, dieser Drang so stark, dass er nicht gegen ankommt - aber er muss ja gegen die Scham ankommen, das Zeug erst einmal zu kaufen...
    und dass wir diese "Krankheit" (auch wenn Alkoholismus so eingestuft wird) ja vielleicht auch irgendwann bekommen könnten... fand ich schon dreist, darauf fehlten mir dann auch die Worte.

    Zwei Tage später haben wir sie vor Freude strahlend auf einem Stadtfest getroffen. Ich war wie versteinert, mein Vater hat mich wie eine entfernt Bekannte kopfnickend begrüßt und wir sind dann schnell weiter... ich hatte tagelang einen dicken Stein im Magen...
    seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört und mag da auch ehrlich gesagt nicht anrufen oder vorbeifahren (wohnen nur ein paar Minuten entfernt). Bisher war ich es immer, die wieder den Kontakt aufnahm aber ich finde auch, dass sich mein Vater wirklich mal entschuldigen könnte, oder wie sehr ihr das?
    Und danach werden sie irgendwann wieder sagen, aber die Kinder könnten ja auch mal bei uns schlafen und eingeschnappt sein, wenn wir nein sagen?

    Es wäre so schön, ein normales Familienverhältnis zu haben und ein gutes Enkel-Großeltern-Verhältnis zu leben, das zw. mir und meinen Eltern wird sicher irgendwie immer gestört bleiben... aber wenn sich nicht radikal etwas ändert, wird das vielleicht nie etwas.
    Das Schlimme ist für mich dann noch, dass meine Mutter sagt, "wenn ihr euch für uns schämt, dass müsst ihr es sagen und weg bleiben". Damit fühle ich mich dann wieder schuldig und habe das Gefühl, die ganze Verantwortung wird auf mich abgeladen - sie wollen uns ja so gerne helfen und auf die Enkel aufpassen, alles andere sehen sie dann nicht.

    Das ist jetzt sehr viel geworden, aber allein das in Worte fassen hilft schon ein bisschen. Wie einen so etwas beschäftigen kann...

    Wie seht ihr das von "Außen"? Ich stecke da ja mitten drin und kann mein Verhalten und meine Reaktionen meinen Eltern gegenüber nicht objektiv bewerten.
    Sagt einfach, was ihr denkt, auch mit Kritik kann ich inzwischen umgehen - wenn sie konstruktiv ist.

    Liebe Grüße, Dacoucou