Wie gehts weiter Wolfgang?
Diese Frage lässt mir natürlich keine Ruhe. Das viele lesen hier im Forum führt natürlich auch zwangsläufig dazu, dass man sich auch mit den anderen hier misst- unterbewusst zumindest. es entsteht ein gewisser Druck, den ich aber nicht negativ empfinde. Ich bin heute seit 8 Wochen abstinent/nüchtern. Mein Entschluss nie wieder zu trinken steht. Er steht sogar gut, genauso wie ich auch um halb zehn Abends noch gut stehe was viel zu lange nicht der Fall war. Meinem Willen mir mein nüchternes Leben zurückzuholen vertraue ich immer mehr.
In vielen Beiträgen hier kann ich lesen wie gut organisiert euer Weg schon zu Anfang ist, was Therapie und weitere Hilfe von ausserhalb angeht. Das meine ich wenn ich schreibe mich mit euch zu messen. Habe ich hier ein Defizit? Es geht um mich und meinen Weg- hab ich auch schon gelesen. Fange ich an mich auszuruhen/ faul zu werden( der berühmte Weg des geringsten Widerstands). die Prüfung dieser Gedanken beschäftigt mich.
Die Teilnahme an diesem Forum war der erste, bisher auch fast einzige Schritt den ich gegangen bin. Dass ich alkoholkrank bin und zwar seit vielen Jahren das spreche ich jetzt offen aus- zumindest hier. Dass ich ohne Therapie nicht dauerhaft zurechtkommen werde kann ich mir nicht vorstellen und will ich mir nicht ein weiteres Mal einreden. Meine Abstinenz habe ich da auch noch auf der Haben Seite. Auf die bin ich Stolz, sie fällt mir aber auch nicht sehr schwer.
Also stünde doch als Nächstes die Therapie an oder? Kommt mir vor wie ne Liste zum Abhaken. Nein ist die Antwort. Es geht einfach noch nicht. Ich hab ne sch*** Angst davor is auch ne Antwort.
Ich habe heimlich getrunken, zumindest habe ich alles getan (bei dem Gedanken kommt mir ein Lachen aus) damit es niemand merkt. Hab mein Leergut versteckt, keine Bierdeckel in meiner Werkstatt, Kaugummi gegen die Fahne, Kundenbesuche nur Frühmorgens nach max. zwei Bier, ach da werde ich nicht mehr fertig....
Ihr merkt: Da hat jemand ne riesige Fassade vor die Wahrheit hingestellt! Der Abriss dieser Fassade oder dieses Lügengebäudes bringt Dinge zum Vorschein die ich so lange nicht mehr gesehen habe, dass sie mir fremd sind. Die Scham über diese hässliche Fassade ist so gross. Der Schatten den sie geworfen hat hat nicht nur mich selbst ins Dunkel gestellt sondern auch meine liebsten und noch mehr. Ich packs einfach noch nicht. Selbst wenn ich mir nur vorstelle auszupacken kommen mir die Tränen. Ausser nem Dauerheulkrampf hätte ich wahrscheinlich nicht viel zu bieten. Das ist anstrengend tut weh und macht traurig/depressiv.
Also wie gehts weiter? Die Früchte der Abstinenz ernten und laufen lassen? Nein! Meine Anwesenheit hier im Forum ist Pflichtprogramm. Permanentes Auseinandersetzen mit meiner Sucht auch, Aufhebung meiner selbstgewählten Isolation, Wiedergutmachung bei den Opfern (kleine sichtbare Schritte) und und und...
Was denkt Ihr? Euer Urteil ist mir wichtig!
Gruss Wolfgang