Ihr Lieben, es sollte nicht Quälerei, sondern QUALMEREI UND heißen. Sorry.
Beiträge von FatFreddy
-
-
Hallo allerseits,
leider habe ich es lange wieder nicht geschafft, etwas zu schreiben. Ich bin weiterhin ohne Unterbrechung trocken und rauchfrei, aber die Folgen der Alkoholsucht bzw auch der Tatsache, früher alles ignoriert zu haben, sind doch gravierend. Wobei die Folgen des Alkoholismus das eine sind, das andere und zum Teil noch schwerwiegender sind die Folgen meiner 30 Jährigen starken Quälerei. Die Lungenwerte der COPD haben sich innerhalb eines Jahres nun drastisch verschlechtert, niemand kann sagen, warum. Als Folge der COPD leide ich nun unter einem fortgeschritten Lungenemphysem. Das bewirkt, dass die Lunge überdehnt wird und ich nur 48 % des CO2 wieder ausatmen kann. Folge ist, dass die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff viel zu gering ist. Dazu nachts Atemaussetzer, dann gehen die Sauerstoffwerte auf 78 runter. Das heißt, bei der kleinsten Bewegung plus das verdammte Übergewicht bekomme ich keine Luft mehr, bin vollkommen fertig, fange an zu schwitzen wie in keiner Entgiftung und werde so müde, dass ich schon im Gehen eingeschlafen bin. Erst im. Juli kann ich ins Schlaflabor, erst danach bekomme ich ein Sauerstoffgerät.
Ich bin jetzt mal ganz böse: vielleicht hofft die Kasse, dass ich das nicht mehr erlebe....wie gesagt, ganz böse.
Zur Zeit macht alles Schwierigkeiten, der Diabetes, die Schmerzen, die ewige Angst davor, dass die Tumore zurück kehren oder sich dich Metastasen gebildet haben, die Depressionen und die immer und immer wiederkehrenden Albträume.
Ich setze alle Hoffnung in eine deutliche Besserung aller Symptome, wenn ich mehr Sauerstoff habe und zum Schlafen eine Maske bekomme.
So ist man morgens nur kaputt, fertig, alles tut weh, man steht auf, frühstückt und ist wieder fix und fertig. Und je mehr man selbst weniger leisten kann, umso mehr ist man auf fremde Hilfe angewiesen. Für jemanden, der wie ich auch Kontrollzwänge hat, ist das sehr belastend. Ich kann durch mein fehlendes Vertrauen, welches daraus resultiert, kaum Hilfe annehmen, und wenn, belastet mich das sehr, weil ich ständig nach kontrollieren muss ob das so ist, wie es sein soll.
Drückt mir die Daumen, dass vielleicht jemand anspringt und ich früher ins Schlaflabor kann.
Bis demnächst der Freddy
-
Einen wunderschönen guten Tag ins Forum!
Etwa 2 Wochen ist mein letzter Eintrag her. Seitdem hat sich nichts getan, außer dass ich beim Pneumologen war, der, sorry schon mal für die Ausdrucksweise, an dem Tag wohl schlecht geschi.....hatte. Was seine Untersuchung bezüglich der Verschlechterung der COPD angeht, weiß ich nichts, er sagte, er schickt es an den Hausarzt, er werde nicht bezahlt, dass er mir das erklärt. Da ich nicht mobil bin, sehe ich mich genötigt, dorthin zu gehen, denn es ist nicht weit von mir.
Jetzt hatte ich schon länger hohen Blutdruck, also wurde mir auch etwas dagegen zusätzlich zum Betablocker verordnet. Das vertrage ich nicht, ich nehme es nun eine Woche und seitdem ist mir kotzübel. Der Arzt befürchtet, dass die Dosis zudem noch nicht reicht. Das ist mit meinem Übergewicht echt ein Problem. Und all diese Mittel verschlimmern das noch. Wenn ich wenigstens viel essen würde, dann könnte ich hier dran schrauben. So aber nehme ich Medikamente, die nicht abgesetzt werden dürfen und bin aufgeschwemmt wie seinerzeit der gute Elvis, der ja auch eine ganze Batterie Tabletten schluckte.
Die Operation des Bruchs konnte noch nicht stattfinden, da ich erst erkältet und dann irgendwelche multiresistenten Keime hatte. Nächste Woche ist noch mal Check, ich hoffe, es geht dann bald los, denn der Bruch wird immer größer und schiebt das Zwerchfell (zusammen mit der Plautze) nach oben, so dass ich nur noch ganz flach atmen kann. Ein widerliches Gefühl.
Ich habe früher immer gedacht, das hält man nicht aus, ich bin dem nicht gewachsen und habe getrunken, bis es zum Selbstläufer wurde. Heute staune ich, dass ich das alles mit klarem Kopf aushalten. Klar gerate ich durch meinen Gesamtzustand schnell in Überforderung, aber ich habe gelernt, dann auf alles zu pfeifen und erst mal durch zu schnaufen. Früher wollte ich immer alles sofort und überall meine Nase reinstecken. Ich denke, der wesentliche Fortschritt in meinem Leben ist es, zu akzeptieren, dass alles nur begrenzt geht und ich mich ohne das anerzogene schlechte Gewissen zurück ziehe. Und dass ich sagen kann: ich schaffe dies und das alleine nicht, bitte helft mir. Das ging früher gar nicht.
In diesem Sinne bis die Tage
Der Freddy -
Hallo an alle hier im Forum!
Ich möchte ein kurzes Lebenszeichen von mir geben, ich habe lange nichts mehr geschrieben. Es ist alles ein ewiges Auf und Ab, mal sind die Depressionen stärker, dann geht gar nichts, dann ist es besser. Körperlich ist alles weiter schwierig, weil ich viele Arzttermine immer wieder verschoben habe, denn wenn die Zwänge, Depressionen und Phobien überhand genommen haben, gehe ich nicht raus. Ich war zudem in den letzten 4 Jahren bzw auch in den letzten nassen Jahren so oft bei Ärzten oder im Krankenhaus, dass ich die Schnauze voll habe und manchmal einfach behaupte, es geht mir nicht gut. Am meisten macht mir meine Angst vor Menschen zu schaffen, ich sitze im vollen Wartezimmer und fange an zu schwitzen, als wäre ich frisch auf Entzug. Ich bin total verkrampft und denke, jeder schaut auf jede Bewegung von mir. Mir ist klar, dass das aus der Kindheit herrührt, alles aber wirklich alles wurde von unseren Eltern negativ kommentiert. Ich hörte von meinem Vater nur) und ich schwöre, daß ist die Wahrheit): guck mich nicht so an, ich Schlag dich tot, halt dein Maul, du kannst das nicht, du bist zu dumm, du bist hässlich, geh nicht so laut, was sitzt du da, ich brech dir die Arme.....
Ich glaube, mehr muss ich nicht sagen. Sobald das Zimmer fast leer ist entspanne ich und höre SCHLAGARTIG auf zu schwitzen. Es ist unter den zahlreichen Medikamenten, die auch die Persönlichkeit etwas ändern, nicht wesentlich besser nur die extreme Traurigkeit ist erträglich. Dafür wird das andere Extrem, die grenzenlose Freude, auch abgeflacht. Man bewegt sich irgendwie im Mittelfeld.
Aber die gute Nachricht ist, dass ich nächsten Monat dann 4 Jahre trocken bin. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas für mich zu schaffen ist, war doch mein ganzer Alltag immer darauf ausgerichtet, dass zu bestimmten Zeiten eine bestimmte Menge Alkohol da sein musste. Und Zigaretten.
Das Schlimme, im Nachhinein betrachtet, war am Alkohol, dass er mir scheinbar über 30 Jahre über Zwänge und Phobien sowie depressive Episoden hinweghalf, aber dadurch natürlich die ursprünglichen Probleme nie gelöst, nie aufgearbeitet wurden, sondern man sie nur zugedeckt hat, solange, bis der Körper nicht mehr mitmachte und die Ausfälle sowie sozial Probleme immer stärker wurden.
Die nächste Zeit stehen diverse Arzttermine an, gleich morgen der erste, dann Mittwoch eine Voruntersuchung fürs Krankenhaus, wo in Kürze der Bruch der Bauchdecke operiert werden soll. Das ist eine Folge der Bauchoperationen, als man Bauchspeicheldrüse, Milz, Galle und ein Stück Magen und Zwölffingerdarm rausgerupft hat.
Ich habe Angst, dass ich das nicht schaffe. Ich komme morgens nicht raus, ich habe besonders in depressiven Episoden morgens den absoluten Tiefpunkt. Ich habe zwar eine Sozialarbeiterin zur Seite, die, wenn sie Zeit hat, mit mir die Termine mitmacht, aber oft mag ich nicht fragen, weil ich tief in mir diese Angst habe, zuviel zu verlangen. Wenn wir Kinder daheim etwas hatten, krank waren, egal was, haben wir es lieber für uns behalten. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was unsere Eltern für ein Theater gemacht haben, wenn wir krank waren, es wurde gebrüllt, bestraft, geschlagen. Mein Vater hat oft wie von Sinnen auf uns eingeprügelt. Der Rest der Verwandtschaft war auch so, man hat nur negative Dinge gehört, alles war verboten. Wir waren ungewollt und unerwünscht. Das haben wir zu spüren bekommen.
So, das soll es erstmal für heute gewesen sein, drückt mir mal die Daumen, dass ich morgen ohne Probleme den Arzttermine durchziehen kann, ohne dass mir die Psyche in die Quere kommt.
Bis dann, euer Freddy
-
Hurra und guten Abend ins Forum!
Lange habe ich mich nicht gemeldet. Zum einen ging es mir erst nicht gut um Ostern herum. Dann waren einige Untersuchungen nicht erfreulich. Es wurde eine Muskelbiopsie vorgenommen, weil permanent Muskelzellen zerstört werden, als ob ich Hochleistungssport machen würde. Niemand weiß die Ursache, wenn das so weiter geht, ende ich im Rollstuhl. Das war alles sehr schmerzhaft.
Die Leber wird immer kleiner und zerstörter. Also alles nicht so toll.
Durch das alles hatte ich viel um die Ohren. Da ich durch das alles und die ganzen Medikamente sowieso immer müde und schlaff bin, fand ich erst nicht mehr die Kraft, hier was Sinnvolles zu posten. Ja und dann konnte ich mich plötzlich nicht mehr anmelden. Jetzt hat's nach erneutem Passwortwechsel plötzlich mit einem anderen Browser geklappt.
Es geht mir den Umständen entsprechend. Es stehen viele Untersuchungen in und ganz ehrlich kotzt mich das an. Die Hausärztin schreibt zig Überweisungen und das war es. Um alles muss ich mich nun kümmern, Termine, Transport weil ich ja gehbehindert bin. Und meine Phobien und Zwänge verhindern, dass ich jeden Tag locker irgendwo anrufen kann.
Ich lebe weiter abstinent - übrigens mittlerweile gerne. Ich führe mir manchmal vor Augen, wir frei ich trotz allem bin, weil alles was ich mache freiwillig ist. Als ich noch nass war war ich ein Sklave den Flasche. Wenn man trinken muss, hat man keine Wahl, das ganze Leben wird vom Kampf gegen Entzugssymptome bestimmt.
Was mir halt Probleme macht sind die Depressionen, die Phobien und die Zwänge. Neulich sass beim Arzt im Wartezimmer eine Frau, die war am Husten und Röcheln, ich habe Angst vor Infektionskrankheiten. Ich musste mir Papiertücher vors Gesicht halten, dann habe ich mich so geekelt dass ich im Treppenhaus gewartet habe.
Das soll es erstmal gewesen sein, ich wollte im wesentlichen ein Lebenszeichen von mir geben.
Bis die Tage sagt der Freddy
-
Ein herzliches Hallo in die Runde,
bei mir dümpelt das Leben derzeit so vor sich hin. Mir geht es zur Zeit sowohl von der Gesundheit als auch psychisch gar nicht gut. Ich habe jetzt die beiden Wochen um Ostern keine Termine und werde mich auch auf gar nichts einlassen.
Ich fühle, ich brauche die Zeit ausschließlich für mich, will Musik hören und lesen. Alles ohne Zwang und diesem "Man Muss", was mir von klein auf im wahrsten Sinne des Wortes eingeprügelt wurde. Genau das ist nämlich einer der Gründe damals für mein Trinken gewesen. Dass ich immer glaubte, funktionieren zu müssen.
Das läuft so nicht mehr und ich lasse sm kommenden Wochenende auch Ostern ausfallen. Egal, was meine Exfrau, meine Geschwister, meine Eltern dazu meinen. Und auch, was mein erwachsenes Kind dazu meint ist mir egal. Sie meldet sich normalerweise schon lange nicht, und nur an einem Feiertag, weil "sich das so gehört" - ich bitte Euch
Ich habe mir mal so durch den Kopf gehen lassen, welche Menschen ich durch Alkohol und die Folgen verloren habe und wie sie so in Bezug auf das Funktionieren und Konventionen waren. Bei vielen war es genauso. Nicht bei allen von ihnen, aber bei vielen.
Ich habe mich entschieden, nach Jahren der Kochabstinenz, etwas für meine Gesundheit insofern zu tun, als dass ich die Mangelernährung trotz Übergewicht abstellen möchte.
Auf der anderen Seite überfordert mich die Kocherei, das Kochen, Abschütten, Braten, Fettspritzerei, Unordnung usw. Das alles erinnert mich zu sehr an die alten Trinkzeiten.
Also habe ich mir einen sogenannten Slow Cooker besorgt. Ich werde erst einmal in Ruhe Rezepte studieren und dann mal schauen, ob ich damit ohne Stress zu Recht komme. Mir kommt das Schmoren und langsame Garen in einem Topf recht, denn ich vertrage keine scharf angebratenen Sachen mehr. Und auch schon beim Gedanken an Röstaromen dreht sich mir der Magen um. Wie gesagt, ich vertrage nur noch Essen in der Intensität von Krankenhausessen.
Ich habe schon überlegt, ob ich Essen auf Rädern bestelle, was die Senioren bekommen. Das ist aber richtig teuer.
Jedenfalls ist der Slow Cooker was für die Faulen und Gemütlichen. Alles zurecht schnippeln, in das Teil, Deckel drauf, auf Low oder High, es gibt nur diese Einstellungen und nen halben Tag laufen lassen. Man muss dann irgendwann nur noch essen. Und man muss nicht Pfannen, Töpfe, Herd usw. reinigen, sondern nur den Innentopf ....
OK, Ihr Lieben, denn sage ich mal bis die Tage. Eine Entscheidung wegen OP usw. habe ich erst einmal verschoben, bzw das hat die Sozialarbeiterin gemacht, da mir das zu viel wurde.
-
Hallo Thalia, hallo Martin, hallo alle im Forum,
danke für Eure Antworten. Bevor ich berichte erst einmal zu Martin: ich danke dir für deine Meinung zu Feiern. Im Moment, wo ich das hier schreibe, läuft auf RTL Stern TV ein Bericht über einen Alkoholiker, der sein Leben mit einer Kamera dokumentierte. Ein Gast im Studio leitet eine Tagesklinik. Der sagte, Rückfälle bzw die Motivation zu trinken hat such viel mit Gefühlen, mit denen man nicht umgehen kann zu tun.
Ich denke, generell werde ich Feiern meiden, erst einmal, weil besonders bei Familienfesten,aber auch mit alten Schulfreunden immer viel getrunken wurde. Ich lebe nicht abstinent, dass ich mir dann das dämliche Gequatsche anhören muss, wenn die Leute nach einer Stunde bereits Ausfallerscheinungen haben.
Aber ich werde das alles auch wegen meiner sozialen Phobie meiden, denn ich bin so nervös und unsicher in diesen Situationen, dass ich das in der Vergangenheit ohne Alkohol oder alternativ Benzos nicht überstehen konnte. Und genau durch diese Phobie kann ich mit Ablehnung und Rückschlägen nicht umgehen, ordne Verhalten anderer Leute oft falsch ein, weil ich mich angegriffen fühle.
Es macht Sinn, in der Therapie mein Selbstwertgefühl erst wieder so aufzubauen, dass ich sicher bin.
Mit der Sozialarbeiterin habe ich vernünftig gesprochen, sie hat zur Zeit Stress und fühlt sich angegriffen. Ich kann das momentan nicht ändern, ich habe genug Probleme, die gelöst werden müssen.
Tja, am Dienstag bin ich extra zeitig aufgestanden, habe unter Schmerzen in Hektik geduscht, schnell gefrühstückt und war fertig um loszugehen. Da dachte ich mir so, es ist ja verwunderlich, dass die Alarmfunktion meiner Kalenderapp nicht eine Stunde vorher anspringt, wie das sonst war. Ich gucke, stellte fest, dass der Termin eingetragen war. Für den 05.04.. Dumm nur, dass es der 04. war. Keine Ahnung, wie mir das passiert ist. Also war heute noch mal das Procedere.
Jch möchte nicht ins Detail gehen, das Ergebnis von Labor und Untersuchung ist nicht gut. Überhaupt nicht gut, es müsste operiert werden. Ich werde erst eine Zweitmeinung einholen. Die OP ist nicht ganz ohne.
Und morgen, das ist diesmal richtig, morgen ist Donnerstag, geht es früh morgens zur Uniklinik, es muss eine Biopsie vorgenommen werden. Kann sein, dass wir den ganzen Tag dort mit Warten verbringen.
Bis die Tage, eine trockene Zeit wünscht euch Freddy.
-
Guten Abend,
ich hatte vorhin einen Cousin zu Besuch, wir haben uns Jahre nicht gesehen. Er wußte, was mit mir ist, wohnt nun in der Nähe und wir haben darüber gesprochen, wie ich die letzten drei Jahre trocken blieb.
Ich habe ja einiges bereits geschrieben, das möchte ich noch ein wenig ergänzen, aber wie gesagt, es handelt sich um meine individuellen Erfahrungen.
Ich hatte ja beschrieben, dass ich möglichst alle alten Gewohnheiten und Verhaltensweisen meide. Das gilt auch für die Ernährung. Mal abgesehen davon, dass ich viele Lebensmittel nicht oder nur schlecht vertrage, habe ich bereits damals im Krankenhaus festgestellt, dass ich meine Ernährung Jahre lang an das Trinken angepasst hatte. Da ich abends immer eine Kombi aus Wodka und Bier zum Essen konsumierte, aber auf das Bier nicht immer Durst hatte, habe ich grundsätzlich extrem scharf und sehr salzig und fettig/ölig gegessen. Eine Zeit lang habe ich auch fast alles frittiert, Zucchini, Pilze, einfach alles. Ich habe immer drauf geachtet, dass das Essen abends durstig macht und zum Bier passt. Dazu habe ich mit reichlich Knoblauch gegessen, teilweise habe ich Knoblauch roh und pur konsumiert. Ziel war, dass ich am nächsten Morgen eine Knoblauchfahne habe, die den Restalkohol überdeckt.
Da meine Bauchspeicheldrüsene kaputt und krank ist, kann ich ohne Substitution mit Enzymen kein Fett mehr verdauen, mit Substitution auch nur bedingt, scharfe Speisen und Knoblauch sowie Zwiebeln, Paprika, Tomaten usw. usw. gehen gar nicht mehr. Jetzt esse ich Speisen, die früher nicht auf dem Speiseplan standen, weil sie nicht zum Bier passten. Jetzt esse ich also gerne Quarkspeisen, Fruchtjoghurts, Pudding.
Mein Cousin wollte wissen, wie ich es mit alkoholhaltigen Speisen halte? Nun, früher, als ich noch nach zwei Tagen ohne Alkohol glaubte, ich wäre Superman, war mir egal, ob Speisen Alkohol enthalten oder nicht.
Das sehe ich nun komplett anders: ich habe mir überlegt, dass der Verzehr von Speisen, die Alkohol enthalten, im Kopf etwas verändert, man denkt, ach das Bisschen schadet nicht... Dann kommt der Gedanke, der Pudding mit Weinbrand hat nicht geschadet, also macht es auch nichts, wenn ich ein Bier trinke... Und so setzt sich die Spirale in Gang
Ich denke, jch brauche keine Speisen, die Alkohol enthalten, es gibt genug Alternativen. Würde ich nämlich durch solche Sorglosigkeit rückfallig, könnte mich bereits der erste Rückfall das Leben kosten, auch durch die gleichzeitige Einnahme all der Medikamente. Ich verzichte daher auch an den Festtagen auf Marzipan da ist oft Alkohol als Aroma enthalten, der nicht deklariert ist), gefüllte Schokoladen usw.
Des Weiteren meide ich Familienfeiern, Abitreffen und andere Veranstaltungen. Mein Umfeld versteht das, es isoliert mich aber natürlich noch weiter. Auf der anderen Seite schäme ich mich aber auch, nun Leuten von früher gehandicapt, gelähmt, von Atemnot geplagt und schwer adipös gegenüber zu treten.
Aber auf Dauer geht der Rückzug in die Einsamkeit nicht. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wie es sich anfühlen wird, eine Feier mit zu erleben, auf der Alkohol konsumiert wird. Das sage ich ganz offen. Also habe ich die knapp 3 1/2 Jahre geschafft auch deswegen, weil ich sowieso nicht weggehe, außer zum Einkaufen, zum Arzt, spazieren.
Auf der anderen Seite habe ich früher auf Feiern nicht oder nur wenig getrunken, damit kein Verdacht aufkommt. Dafür war ich dann immer ganz mies gelaunt und habe meine kleine Familie genötigt, dass wir nach zwei Stunden heim fahren.
Ich hoffe, dass der eine oder andere was mit meinen Erfahrungen anfangen kann. Und wenn es nur ist, dass ich alles falsch gemacht habe.
So, ich gehe für meine Verhältnisse früh schlafen, muss ja morgen früh zum Arzt.
Bis dann sagt der müde Freddy
-
Hallo Martin,
Danke für die Antwort. Ja, ich werde sie darauf ansprechen. Ich weiß, dass sie wohl ab und zu mal reinhaut, also man sieht es auch ein wenig. Das ist aber zunächst einmal ihre Privatangelegenheit. Für mich ist es dadurch, wie ich aufgewachsen bin in dieser unsagbar instabilen Beziehung zur Mutter oft sehr schwer, die Dinge adäquat einzuordnen. Ich kenne oft nur schwarz oder weiß. Und durch die Depressionen schwankt der Stimmung oft extrem. Hängt auch mit dem Blutzucker zusammen.
Fällt übrigens einigen Angehörigen negativ auf, dass jetzt meine Stimmungen sowie schwanken und ich mich "verändert" habe, früher wäre ich "verträglicher" gewesen. Es ist gut, dass Veränderungen bemerkt werden, es ist Pech für manche aus meinem Umfeld, dass sie nicht nicht verändern oder nun feststellen, dass wir auseinander driften. Damit muss man leben. Ich habe auch Mitpatienten gehabt, da ist der Partner mit dem trockenen Menschen nicht klar gekommen und die Beziehung ging in die Brüche. Das passiert oft. Die Leute merken eines nicht: früher war ich vielleicht für sie einfacher, weil meine Krisen und Schwankungen vom Alkohol zugedeckt waren. Deswegen habe ich wohl Spiegel getrunken, so war ich immer in der gleichen Stimmung. Es sei denn, es hat nicht mehr gewirkt.
Jedenfalls werde ich sie fragen, ob ihr das bewusst war, dass mich diese Situation hätte belasten können? Ich weiß, dass in diesen Berufen wir auch in Pflegeberufen und bei Medizinern teilweise mit Alkohol kompensiert wird, aber ich würde es dennoch begrüßen, wenn ich Konsum und Kauf nicht mit ansehen müsste. Ich habe, abgesehen von meiner Geschichte, viel Leid bin Betroffenen, aber noch mehr von Angehörigen, Partnern und Kindern erlebt. Wirklich viel Leid und auch Gewalt. Deswegen lehne ich heute jede Art von Droge ab. Ich bin auch gegen Legalisierung von Drogen etc.
Und sie sieht doch auch da Leid jeden Tag im Job.
Wie gesagt, ich lehne das komplett ab.
Ich halte euch auf dem Laufenden, was nun weiter wird wegen der Eingriffe usw.
Bis dahin eine angenehme Woche für alle! -
Hallo Sunshine, hallo Aurora, hallo Martin, hallo allen im Forum,
danke für Eure Postings und fürs Daumendrücken.
Sunshine, ich bin Dir dankbar für Deine Anmerkungen, denn so konnte ich über meinen Text noch mal nachdenken und eventuelle Missverständnisse, die bei den Unentschlossenen oder denen, die am Anfang stehen, auszuräumen.
Meine Geschichte ist natürlich meine ganz persönliche Sichtweise. Es gibt zwar, je nach Trinkertyp, Gemeinsamkeiten, bis vielen (nicht bei allen natürlich!) gibt es ein verringertes Selbstwertgefühl, aber jede Geschichte ist individuell.
Die Grundbausteine, die hier im Forum dargestellt sind, halte ich für richtig und sie bilden eine gute Richtschnur, wenn man trocken werden und vor allem bleiben will.
Dabei fällt mir ein, dass ich die Risikominimierung vergessen habe. Deswegen möchte ich darauf hier noch mal eingehen.
Ich bin der Meinung, dass man dann am ehesten trocken bleiben kann, wenn man sein Umfeld einmal durchleuchtet und ggfl. "ausmistet". Die Umstände sind aber auch individuell unterschiedlich. Beispiel: der eine trinkt stets in Gesellschaft, hat ein Umfeld, das mittrinkt. Ich beispielsweise habe fast ausschließlich von Anfang an allein getrunken. Zwar spielte Alkohol seit meinem 17. Lebensjahr eine zentrale Rolle auch im Freundeskreis, aber den habe ich zum Teil deswegen danach ausgesucht. Ich habe später, als ich bereits körperlich abhängig war, bei Entgiftungen mich mit Leuten angefreundet, die ich nur betrunken ertragen konnte. Im nüchternen Zustand hätte ich mich mit diesen Menschen niemals zusammen gesetzt. Der einzige gemeinsame Nenner war der Alkohol. Sonst nichts. Einige haben mich bestohlen, einem habe ich welche vor den Latz gehauen, irgendwann lagen wir alle wieder im Krankenhaus.
Für mich war es wichtig, dass ich die Leute mit offensichtlichen nassen Alkoholproblemen meide, und zwar konsequent. Von den anderen Freunden sind drei geblieben, die ich von Kindheit an kenne, sie haben geringen bis gelegentlichen Alkoholkonsum. Keiner von diesen Dreien würde auf die Idee kommen, in meiner Gegenwart trinken zu wollen oder betrunken zu kommen. Ich habe Glück, dass alle drei Nichtraucher sind, denn, das muss ich leider zugeben, während aus Gründen, die ich nicht mal beschreiben oder fassen kann, seit über drei Jahren kein Suchtdruck auf Alkohol bestanden hat, habe ich in Bezug auf Zigaretten immer wieder mal kurzfristig Druck. In diesen Situationen muss ich mich wirklich zusammen nehmen. Das darf nicht passieren, denn ich leide durch die Qualmerei an COPD Gold 4, bin erheblich geschädigt und dadurch auch körperlich schwer eingeschränkt. Außerdem wäre es für die Alkoholabstinenz schädlich, denn ich sage mir, wenn man erst einmal die eine Sucht zulässt, dann ist die andere nicht mehr weit.
Mein familiäres Umfeld ist problematisch, hat sich aber auch therapeutisch beraten lassen, denn es hatte mit meinen Problemen direkt zu tun. Positiv ist, dass man auch hier ohne Probleme auf Alkohol verzichtet. Meine Eltern, so grauenhaft meine Kindheit auch war, lebten immer schon ziemlich abstinent. Bei meinen Geschwistern sah das anders aus, ist aber auch kein Problem.
Des Weiteren habe ich nun noch einen Vorteil, der aus meiner psychischen Erkrankung, der Sozialphobie, herrührt: dadurch, dass ich nicht weggehe, komme ich auch nicht in Versuchung. Also ich war nur ein Kneipengänger. Wenn ich an Biergärten im Sommer vorbei gehe, ist das bislang kein Problem gewesen.
Aber, wie gesagt: das ist spezifisch meine Situation. Ich kann natürlich nicht sagen, wie es wäre, wenn ich jünger und gesund wäre, ich denke, das könnte problematisch werden. Deswegen kann ich nur raten, dass man sich seine täglichen Gewohnheiten und sein Umfeld kritisch anschaut und dann, ggfl. mit Hilfe, umbaut.
Auch bei mir gibt es viele Situationen, in denen ich früher getrunken habe. Auch ohne Kneipe und Parties. Ich habe alle Gewohnheiten und Tätigkeiten, in denen ich getrunken habe, gelassen. Ich habe früher Kochsessions gemacht, bei denen ich extrem scharfe exotische Sachen gebruzzelt habe und mich dabei in Form getrunken. Ich esse heute auch krankheitsbedingt nur Essen, was wie km Krankenhaus oder im Altenheim gewürzt ist.
Jch habe einen strukturierten Tagesablauf, den hatte ich früher nicht. Selbst als jch noch berufstätig war, hatte ich auf Grund meiner spezialisierten Stellung Narrenfreiheit und konnte ohne Struktur walten. Für mich persönlich gibt es einen Indikator, der mir anzeigt, wann eine Krise kommen kann, was auch wegen meiner Depressionen wichtig ist: wenn mir anfängt, die Struktur auf die Nerven zu gehen und ich das Bedürfnis verspüre, mich zurück zu ziehen und nichts mehr zu machen, das ist eine Zeit, in der ich überfordert oder depressiv werde. Beides in Verbindung mit Angst und Unsicherheit, das waren die Haupttriebfedern, zu trinken.
Ob man ein Umfeld hat, was einem hilft, oder Therapeuten usw., ist egal. Wichtig ist, dass man Unterstützung hat, denn man kann nicht alles allein mit sich ausmachen.
So, wie das diese Woche mit Eingriff etc. wird, weiß ich noch nicht, ich habe seit Freitag mal wieder Probleme mit sehr schmerzhaftem Herpes, im Volksmund wird diese Form auch Gürtelrose genannt. Nur dass ich den Mist diesmal im Gesicht habe Ich werde es morgen sehen, was der Arzt sagt.
Ich habe an das Forum noch eine Frage: ich habe meiner Sozialarbeiterin immer vertraut. Sie weiß, dass ich alles meide, was mich an frühere Zeiten erinnert. Wenn ich im Supermarkt einkaufe nehme ich heutzutage den Alk in Regalen und Kästen überhaupt nicht wahr. Bis Freitag. Da hat sie mich gefahren, im Auto geraucht, was ich angesichts der Tatsache, dass ich Cortisonaerosole inhalieren muss, weil ich keine Luft bekomme, eine Sauerei ist. Aber es ist ihr Auto.... Dann im Laden, sie nutzt solche Fahrten um für sich einzukaufen, ist mir das erste mal die Regalwand mit dem Fusel aufgefallen, weil sie dort ausgiebig Liköre und Brandy angeschaut hat. Sie kaufte dann zwei Flaschen und eine große Packung Pralinen mit Schluck. Ich habe erst mal nichts gesagt, das ist meine scheiß Erziehung. Ich kann das nicht, ich habe Angst, dass sie nicht mehr für mich da ist, denn sie ist die einzige, die mich - bisher immer zuverlässig - unterstützt. Ich wurde als Kind so von meiner Mutter traktiert, dass sie nicht mehr meine Mutter ist, mich nicht mehr mag usw. Vielleicht ahnen einige von euch, was ich meine. Verlustängste.
Deshalb meine Frage: wie würdet Ihr damit umgehen? Ich empfand es als respektlos, in meiner Gegenwart Fusel in den gemeinsamen Einkaufswagen zu geben. Bewerte ich das über? Ich meine, sie hätte sich den Dreck ja auch nach Feierabend kaufen können? Bin ich zu empfindlich?
Danke im voraus,
Euer Freddy -
Ich grüße das Forum und hoffe, es geht Euch gut!?
Bei mir gibt es grundsätzlich nichts Neues. Meine Abstinenz sehe ich derzeit nicht gefährdet, ich komme zurecht. Ich schreibe bewusst Abstinenz, weil ich mir grundsätzlich nicht mehr vorstellen kann, außerhalb ärztlich verordneten Medikamente irgendwelchen Substanzmißbrauch zu betreiben. Selbst bei Kaffee bin ich moderat. Während ich früher 1 Liter Kaffee getrunken habe, in Phasen der Entgiftung literweise, trinke ich morgens die erste Tasse Kaffee zügig zum Essen und die zweite und letzte der Tages nach dem Frühstück in Ruhe und mit Genuss. Mehr würde ich nicht vertragen, aber ich habe nach der zweiten Tasse auch kein Bedürfnis mehr nach einem weiteren Kaffee.
Auch wenn ich nun ein Gegner von Alkohol und Co bin, heißt das natürlich nicht (!), dass ich nun gegen einen Rückfall immun bin. Für diejenigen, die hier lesen und sich über ihre eigene Situation nicht sicher sind: wenn man erstmal psychisch und vor allem körperlich abhängig ist, schlummert auch bei Trockenheit die Sucht für immer und ewig in einem.
Daher bleibt ich wachsam und durch harte Arbeit, nämlich Therapie und Selbstreflektion, erkenne ich immer mehr, warum und wann ich getrunken habe. So kann ich gegen Entwicklungen, die brenzlig werden und mich überfordern, gegen steuern.
Das hört sich jetzt alles so einfach an. Aber es ist ganz hartes Brot und ich profitiere VIN meinen psychologischen Kenntnissen, denn ich komme aus diesem Bereich, näher mocht me ich hier nicht darauf eingehen.
Das macht es aber auch nicht einfacher, denn oft frage ich mich, wieso ich anderen helfen konnte und selbst Jahrzehnte lang blind war, was mich betraf? Zudem ist es unglaublich hart, zu erkennen, was für eine erbärmliche Kindheit man hatte, wie man zu dem gemacht wurde, was man nun ist. Ich habe lange Zeit vieles ins Unterbewusstsein verdrängt und benebelt vom Alkohol falsche Schlüsse gezogen.
Und das, was ich erkannte, ist erst die Spitze des berühmten Eisberges. Die Frage ist natürlich, wie weit ich bei der Aufarbeitung gehen kann, wie ich die Erkenntnis verkrafte, denn so etwas kann auch nach hinten losgehen. Deswegen ist es wichtig, dass man sich die Unterstützung eines fähigen Therapeuten holt, dem man vertraut und dem man sich öffnet.
Ich habe gestern darüber nachgedacht, weil sich ein ehemaliger Kollege an mich gewandt hst, was mich sehr überraschte, denn wir waren keine Freunde, im Gegenteil. Er hat wohl auch ein massives Alkoholproblem entwickelt und sein Leben geht gerade in die Brüche. Er wollte einige Dinge von mir erfragen. Ich bin kein Therapeut und ich werde mich hüten, jemandem einen Universalrat zu geben. Ich habe ihm gesagt, er soll mit seinem Arzt als erste Anlaufstelle sprechen und sich, wenn er überzeugt davon ist, ein Problem zu haben, an einen sozialpsychiatrischen Dienst oder eine Beratungsstelle wenden. Wir haben in meiner Heimatstadt genug davon.
Aber mir wurde beim Nachdenken noch einmal folgendes klar, was ich den Unentschlossenen in diesem Forum empfehlen kann: klar, wenn man den Alkoholismus akut behandelt muss erstmal der Körper (und somit der Geist) weg von dem Gift. Je länger man ohne Alk ist, desto mehr verändert sich das Denken und Fühlen, denn der Alkohol verändert vieles negativ. Und erst wenn man länger weg ist und sich Nerven, Emotionen, Interessen und Körper regenerieren, dann kann man dem Grund für den alkoholismus aufarbeiten. Solange man noch in den Nachwehen des Giftes liegt hat es keinen richtigen Sinn, denn die Wahrnehmung ist zum Teil gestört.
Aber eines gilt von Anfang an: es gibt genug Hilfsangebote und Therapien. Ihr müsst euch nicht für den erstbesten Hansel entscheiden. Wichtig ist, dass Ihr mit dem Therapeuten, Sozialarbeiter oder was auch immer kooperiert. Der kann euch nämlich auch nur vor den Kopf schauen. Ihr müsst euch absolut ohne Geheimnisse öffnen, das geht nur, wenn man sich vertraut und sich sympathisch ist.
Ich habe diese Erfahrungen auch erst machen müssen. Ich hatte mal eine ambulante Langzeittherapie und bin über Monate mit der Therapeutin nicht klar gekommen. Ich habe Dinge verheimlicht, wurde rückfallig und habe es verheimlicht, und das lief lange, bis es dann krachte.
Genauso kann es passieren, dass man stationär entgiftet hns mit den Bedingungen im Krankenhaus oder in der Psychiatrie nicht klar kommt. Sehr zu, dass ihr zum Beispiel eine ambulante Betreuung oder eine psychiatrische Pflege bekommt, ihr habt dann für solche Fälle jemanden an eurer Seite, der euch beistehen kann, denn unser Problem, das von fast allen Alkis, ist es, dass wir kein Selbstwertgefühl haben, dass wir wie geprügelte Hunde dastehen und dann gefrustet sind. Dann kommt er wieder, der Drang das mit Alkohol zu behandeln, wo man dann wieder sozusagen groß, mutig und stark wird. Und in Wahrheit überschätzt man sich einfach nur.
Ich habe auch heute noch eine Sozialarbeiterin an meiner Seite. Ich kann nur noch, auch wegen meiner Krankheiten, wenig machen, brauche ständig Auszeiten, weil Körper und Geist ihren Tribut fordern. Es geht nicht mehr wie früher. ABER: früher ging es eigentlich objektiv auch nicht, ich war nur durch den Alkohol immer am Rotieren, künstlich überdreht. Na ja, und dann bin ich eben schon Mitte 50.
Die Hürden um Hilfe zu beantragen sind teilweise, wie auch bei anderen Ämtern wie Jobcenter, sind oft schikanös und hoch. Auch deshalb gebt nicht auf und holt euch Hilfe. Am Anfang haben mein Vater und meine Exfrau geholfen, das war gut, denn sonst hätte ich oft aufgegeben.
Es ist wichtig, dass ihr auslotet, welche Hilfen ihr beantragen könnt, welche Formen von Hilfe es überhaupt gibt. Ihr findet genügend Hilfestellungen hier im Forum, könnt googlen oder einfach zu einem sozialpsychiatrischen Dienst gehen.
Auf jeden Fall habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Stellen, die helfen, auch sehen wollen, dass man ernsthaft trocken werden will und nicht nur solange, bis es neues Geld gibt oder MSN wieder so fit ist, um sich wieder zwei Monate die Kante zu geben.
Ob ich mich nächste Woche melde, weiß ich noch nicht, Dienstag habe ich eine Vorbesprechung beim Arzt und Donnerstag einen Eingriff, der ambulant geplant ist, aber schnell stationär werden könnte, da ich Blutgerinnungsstörungen habe, die Komplikationen verursachen könnten.
Drückt mir bitte die Daumen, bis dann sagt
der Freddy -
Grüß Gott, alle zusammen,
gleich steht mal wieder ein Arztbesuch an. Nächste Woche wird dann hammerhart, da wir im Krankenhaus was rausgeschnitten. Näher kann ich mich im offenen Bereich dazu nicht auslassen, für den geschlossenen fehlt mir mit der EU Rente schlicht die Kohle.
Ansonsten alles im grünen Bereich, bis auf Heuschnupfen, der sich rasant einstellte, denn in den letzten Tagen kam es zu einer regelrechten Explosion der Flora. Übrigens 4 Wochen früher als noch in den 80ern. Mein Vater hat, sozusagen als einziges Hobby, das Wetter bei uns seit 1968 archiviert. Ich habe die Aufzeichnungen gestern mal ausgiebig durchgeschaut.
So, ab zum Arzt, jetzt muss ich mich sputen.
Euer Freddy
-
Hallo Thalia, hallo alle zusammen!
Das Theaterstück war sehr gut, aber schwere Kost, meine Tochter hat entgegen meiner Annahme nicht mitgespielt, sondern das Stück geschrieben und leitet die Gruppe von Schülern. Ich bin sehr stolz und auch froh, dass sie, was Phobien und Ängste sowie mangelndes Selbstwertgefühl angeht, nichts von mir hat, sondern mehr nach meiner Frau kommt. Sie ist gerne unter Menschen, kommt überall gut klar, redet mit dem Bürgermeister, irgendwelchen Journalisten, beim Regional-TV usw., das mir schwindelig wird. Fast bin ich neidisch geworden. Also trotz allem war die Erziehung doch in dem Punkt ganz gut. Allerdings am Thema des Stücks kann ich erahnen, wie sehr sie damals die Streitereien, bei denen sie nie wusste, worum es geht, und die plötzliche Trennung schwer getroffen.
Es war für mich das erste mal seit über drei Jahren, dass ich bei so einer Veranstaltung war, normalerweise bin ich nur daheim, bei Ärzten, im Krankenhaus oder im Supermarkt. Es war in gewisser Weise Stress, die Sozialphobie...., das Stigma Alkoholismus, auch wenn es ja dort keiner wusste, dann die lange Zeit der Isolation, denn auch die Jahre davor, als ich getrunken habe, war ich meistens daheim. Dann dass ich mit Rollator gehen muss, das extreme Übergewicht. Um das alles zu umschiffen suche ich nach einer psychologischen Ergotherapie. Ich hatte eine, aber die Dame erging sich in auswendig gelernten Plattitüden, das brachte mir nichts.
Heute ist dafür ein Tag, den ich unter der Kategorie "abgehakt" vergesse. Es ist nach einer kalten Nacht schlagartig so warm, ich hasse diese Extreme. Es hat derzeit 20 Grad, mein Kreislauf ist platt wie Blattgold und ich bin seit der Umstellung gestern noch müder als sonst. Ich fühle, dass eine depressive Episode im Anmarsch ist. Das bedeutet, unter Umständen kann ich ein paar Tage gar nicht raus, mache nichts, aber seit der Umstellung 2015 auf ein Antidepressivum, das ich ganz gut vertrage, geht es, die Episoden dauern nicht lange. Früher waren mal locker 2 Monate komplett verloren.
Allerdings fällt mir in diesen Phasen etwas auf: wenn ich so platt und depressiv bin habe ich auch kein TV oder Musik angestellt. Dann fällt mir ein Luxus auf, den ich mir immer gewünscht hätte, der mir einfach nicht gegönnt war: absolute Ruhe. Obwohl ich ziemlich zentral lebe, ist hier in den Nebenstraßen wenig Autoverkehr. Das Haus ist Altbau, wirklich dicke Wände und gute neue Fenster. Ich habe weder daheim bei den Eltern, noch in der Studenten-WG und schon gar nicht mit Frau und Kind Ruhe gehabt. Auch auf der Arbeit war immer Stress, Lärm, Hektik und da wir in der City arbeiteten, war auch von draußen immer Lärm.
Das ist etwas, was ich genieße: diese herrliche Ruhe. Ich habe extremen Nachholbedarf, was das angeht.
Bis demnächst, LG vom Freddy
-
Moin allerseits! So, Zeitumstellung auch bei mir vollzogen, wieder mal Probleme mit der Küchenuhr, eine Funkuhr. Die sollte sich ja eigentlich von selbst umstellen. Hat sie natürlich wieder mal nicht
Obwohl wieder eine miese Nacht mit Schlafapnoe, Unterzuckerung usw bin ich zwar müde, aber ungewöhnlich gut Frau. Es ist auch strahlender Sonnenschein. Ich habe beschlossen, meinen besten Freund zu fragen, ob er mich in eine Gemeinde im Umland fährt, dort tritt meine Tochter mit ihrer Theatertruppe auf. Meine Exfrau kommt auch, sie wohnt allerdings auch dort in der Nähe. Das Theaterstück hat meine Tochter geschrieben, etwas modernes, Thema wieder schwere Kost, Mobbing, Suizid, Aufarbeitung Ihrer Erlebnisse (der Trennung).
Meine Tochter, das muss ich dazu sagen, hat kaum mitbekommen, WIE ich getrunken habe. Die Flaschen waren für sie nicht sichtbar. Allerdings war sie 10/11, als wir uns trennten und es gab vorher, wenn wir dachten, sie schläft, Rabatz und Schreierei, wegen der Trinkerei. Wobei meine Frau natürlich Co war, ihr ging es dann beim Streit nicht mal um das Trinken an sich, sondern um das Geld, was dafür drauf geht inklusive der "Ideen",die ich unter Alk hatte, zum Beispiel Unmengen richtig teurer Delikatessen kaufen, von denen die Hälfte im Müll landete.
Leider hat unsere Tochter nach der Trennung, als ich mich eine zeitlang aufgegeben hatte, dann die Trinkerei mitbekommen. Sie hat mich in übelsten Situationen vorgefunden, bewusstlos im Erbrochenen liegend am Boden. Sie kam mich einmal in der Entgiftung besuchen, da hatte sie niemand gewarnt, dass ich ein komplettes Delirium Tremens hatte.
Das ist alles eine Sache, die ich mir niemals verzeihen kann. Unsere Tochter ist seit Jahren wegen all dem in Therapie.
Als ich noch getrunken habe, sah ich mich im Recht, erwartete, dass mich alle verstehen, Rücksicht nehmen. Ich hatte nicht im Geringsten auch nur eine Minute an mein Umfeld gedacht, außer, wie ich Diskussionen über meinen nächsten Schluck vermeide.
Es belastet mich nach wie vor sehr, was ich meinem Kind angetan habe. Dabei hatte ich mir auf Grund meiner eigenen beschissenen Kindheit geschworen, dass es mein Kind besser haben soll.
Sie freut sich, dass ich heute komme, mein Kumpel fährt mich, obwohl er etwas mit seiner Familie vorhatte. Er war der einzige, der mich während der ganzen Zeit stets begleitet hat, er hat sich viel gefallen lassen, vor allem, weil ich nass unfair war und absolut unzuverlässig, da ich meine Meinung alle fünf Minuten geändert habe.
Ich kann den Angehörigen von Alkoholikerin nur raten, solange der Betroffene nass ist, sich selbst zu schützen und Distanz aufzubauen. Wenn man aber erkennt, dass der Betroffene wirklich einsichtig ist und Hilfe sucht, dann ist ein stabiles soziales Umfeld wichtig. Ohne das schafft man es nicht. Und wenn es nur ein oder zwei Leute sind.
Bei mir hat mein besagter Kumpel geholfen, mein Vater, was ich ihm trotz den Misshandlungen usw. früher hoch anrechne, vor allem, weil er das erste mal wirklich vernünftig geblieben ist, und eben meine Tochter und meine Exfrau mit letzterer habe ich heute ein gutes freundschaftliches Verhältnis. Aber zusammen leben, das können wir nicht. Das funktioniert nicht.
-
Hallo Aurora, hallo Thalia,
es geht. Ich bin wie jeden Tag immer mal wieder tierisch müde. Kann natürlich von den ganzen Medis kommen. Das ist übrigens eine Sache, die mir auch gewaltig stinkt. Auf der einen Seite bin ich so unendlich froh, frei von Alk und seinen Folgen zu sein nicht mehr ständig überlegen zu müssen, in der Mist noch reicht, wo ich ihn kaufe, damit es nicht so auffällt, ob das Geld reicht, wo ich die Flasche verstecke und so fort. Auf der anderen Seite muss ich nun auch ständig prüfen, ob die Medis reichen, ob das Insulin reicht, die Nadeln, die Teststreifen. Bedenken, wann mein Hausarzt wieder mal seine Praxis komplett geschlossen hat. Aber es ist nicht zu ändern, ohne die Medikamente geht es leider nicht mehr. Ich kann sogar noch dankbar sein, dass die Leber noch einigermaßen alles verstoffwechselt, das kann irgendwann vorbei sein. Als ich vor einiger Zeit Chemo hatte, da bekam die Leber noch mal richtig was ab, war von den Werten her entzündet.
Dafür hat sich die Bauchspeicheldrüse wieder beruhigt, habe allerdings heute auch komplett auf Fett verzichtet.
Es ist wie so oft, alles hat zwei Seiten, eine gute, eine schlechte. Das war immer so, nur ich habe mich den schlechten Seiten niemals gestellt. Konnte ich nicht. Deswegen habe ich getrunken, zwar auch in Gesellschaft, aber am liebsten alleine, weil ich mich dann ohne Interaktion in die Wunschstimmung versetzen konnte.
Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar bin, dass meine Sozialarbeiterin mir teilweise mehr als es mit ihrem Arbeitgeber vereinbart wurde zur Seite steht. Auch mal so, zum Reden. Ich kommuniziere zwar auch mit meinen drei besten Freunden, aber zwei leben nicht hier, und wir können nicht dauernd skypen. Die müssen nebenbei auch noch arbeiten und haben Kinder.
Deswegen ist es gut, mit der Sozialarbeitern zusammen zu reden oder auch hier zu schreiben. Für eine reale SHG behindert mich das Problem mit der Sozialphobie.
Meine Eltern wohnen im gleichen Haus, aber das Verhältnis ist schlecht wie sonstwas. Normalerweise haben wir nichts zu bereden. Die waren in drei Jahren einmal kurz bei mir drinnen, ich war einmal 10 Minuten bei ihnen. Was sollten wir auch bereden? Ich kann und will nicht all die Schläge, Misshandlungen Demütigungen, Lügen und Zustände, die sie mir jnd meinen Geschwistern angetan haben, jemals vergessen. Denn sie sehen sich als absolut unschuldig an, lassen uns alle spüren, dass sie keine Kinder wollten. Wie haben Enkelkinder, die wollten niemals bei Oma und Opa übernachten. Das sagt alles.
Wie dem auch sei, ich freue mich, dass jetzt mittlerweile die Schmerzen im Oberbauch weg sind und ich langsam gut drauf bin. Ich werde jetzt mal schön die Musik aufdrehen, ich denke, entweder Ozzy oder Led Zeppelin.
Bis demnächst sagt der Freddy
-
Hallo Ihr lieben Leute,
zur Zeit hänge ich etwas in den Seilen. Erst mal graut mir vor der Zeitumstellung, denn für mich mit meinen Zwängen und Phobien ist alles, was den gewohnten Lauf unterbricht eine Qual. Bis eine Psychotherapie greift, das kann dauern, wenn sie denn überhaupt erfolgreich ist. Zudem ist es in meiner Heimatstadt sehr schwer, einen Therapieplatz zu finden. Ich hatte eine Therapie, die ich beenden musste, denn ich kam mit der Dame nicht klar. Wenn das Vertrauen und du Sympathie nicht passen, öffnet man sich nicht, dann ist die ganze Sache für den Allerwertesten.
Zudem spinnt der Rest meiner Bauchspeicheldrüse derzeit extrem, die Liste der Lebensmittel, die ich vertrage, wird immer dünner. Und zum Teil teurer, weil ich nur noch das kaufen kann, was auch problemlos vertragen wird.
Nervös bin ich, unruhig, ich weiß nicht wieso. Allerdings habe ich in den letzten drei Nächten auch extrem mies geschlafen, war zwei Mal unterzuckert.
Ich stelle fest, dass das Schmerzmittel, welches speziell gegen die Schmerzen im Oberbauch und den Narben eingesetzt wird, so eine Art Morphin, heute nicht mehr dämpft. Der Schmerz direkt unter dem Brustbein, der von der Bauchspeicheldrüse verursacht wird und bis in die Flanken zieht, fängt an unerträglich zu werden. Dazu passen erhebliche Verdauungsprobleme. So langsam kann ich in diesem Bereich meine Diagnosen selbst stellen. Ich überlege die ganze Zeit, ob und wann es notwendig werden könnte, zur Klinik zu fahren, vorsichtshalber? Ich kann nur abwarten und hoffen. Gestern hatte ich abends Tomate gegessen, das habe ich absolut nicht vertragen, sehr wahrscheinlich wegen der Schale.
Schauen wir mal. Vielleicht bin ich deshalb nervös, weil da was im Gange ist. Drückt mir die Daumen.
Ein schönes Wochenende trotzdem!
-
Hallo Thalia!
Das ist schlimm. Mir wurde von Experten gesagt, wenn man die Kurve nicht bekommt, dienen die Entgiftungsstationen als Sterbehospiz. Das Durchschnittsalter ist dann Mitte 50, wenn sie versterben. Ich habe gehört, dass von denen, die vor 7 Jahren wie ich immer wieder und wieder in die Entgiftung gingen, fast alle verstorben sind und zwei oder drei so gut wie tot sind, mit Korsakow dement dahin vegetieren.
Ich weiß, wie knapp es bei mir war. Ich weiß auch, ohne den Cut den Ihr aus meiner Geschichte kennt, hätte ich es niemals geschafft. Ich konnte mir ein Leben ohne Alk und Zigaretten nicht vorstellen, ich konnte mir nicht mehr vorstellen, überhaupt etwas zu ändern. Ich habe damals allen Ernstes geglaubt, dass es schon nicht so schlimm wird, dass ich eben mal wieder 10 Tage ins Krankenhaus gehe, die mich mit Diät und Infusionen aufpäppeln. Und das, obwohl ich damals schon vom Fortschreiten der Leberzirrhose wusste.
So blöde es klingt: all dass Leid, welches ich erdulden musste und mit der Ungewissheit mit dem Krebs, der Zirrhose, dem Diabetes und und und, hat mich letztendlich gerettet. Für wie lange weiß ich nicht, aber selbst wenn es nur ein einziger Tag wäre, würde es sich lohnen.
Diejenigen, die ich durch die Folgen der Alkoholkrankheit verloren habe, sind alleine, verlassen, verdreckt und elendig verreckt. Man kann es nicht anders sagen. Meine zeitweilige Lebenspartnerin war fast ein Jahr trocken und hat den ersten Rückfall danach nicht überlebt. Alle die, für die sie zum Mitsaufen gut genug war, die sich über sie lustig machten, wenn sie nicht aufhören konnte, für die sie die Beste war, wenn sie Fusel für alle ausgegeben hat, all diese "Leute" haben ihr keine Träne nachgeweint und sie längst vergessen.
Nein, so wollen wir alle nicht enden! Darum: verzage nicht, trotze der Krankheit!
-
Hallo Hans,
danke für das Willkommen. Du hast recht mit der Isolation. Das ist, zusammen mit meinen Ängsten und Phobien, bei mir ein ganz wichtiges Thema, im Prinzip wurde un der Therapie bereits erarbeitet, dass diese Dinge der Grund für meine Sucht waren und sind. Es kann einen immer wieder erwischen, wenn man nicht wachsam ist.
Und mir hat man leider gesagt, dass ein Rückfall nach der Klinikzeit der erste und der letzte sein würde.
Ich habe seit längerem die Diagnosen Bauchspeicheldrüsenkrebs und einige andere Dinge. Ich habe also wie es aussieht eine begrenzte Zeit, sehr eng begrenzt, deshalb ist es wichtig, nüchtern und abstinent zu bleiben. Trotz all diesem Krankheitselend bin ich glücklich.
Ich hatte eben einen meiner ältesten Freunde zu Besuch, den das alles damals sehr mitgenommen hat. Er war immer ein Mensch, der nie geraucht und nur ganz wenig getrunken hat. Ihm waren die Saufereien zuwider. Wie kennen uns über 40 Jahre. Und haben immer noch viel zu erzählen Das war ein entspannter Nachmittag, ich habe seit Tagen mein Telefon aus, weil ich nicht mehr funktionieren will, so wie andere das gerne hätten.
Ich werde die nächsten Tage wieder was schreiben, ich bin noch vom Wochenende kaputt, ich hatte einen Rappel bekommen und aus meinem Wohnzimmer Diverses entsorgt, weil ich nicht,, so wie früher mit meiner Frau, allen Tüddelkram haben will. Nur wenig, mit Priorität auf das, was mir wichtig ist: meine Bücher, richtige, aus Papier, nicht als Ebook, und meinen Synthesizer. Gut und ne Couch zum Chillen. Mehr brauche ich im Wohnzimmer nicht. Früher hatte meine Frau den Hals nicht vollkriegen können, es musste immer mehr Schnickschnack in die Wohnung, das hat mich krank gemacht.
Ich hatte keine Luft zum Atmen. All diese Situationen, die mir regelrecht körperliches Unbehagen zufügen, meide ich konsequent. Alles, was nur im entferntesten an alte Muster erinnert, mähe jch radikal nieder. Vielleicht ist das der Erfolg, dass jch bislang ohne Suchtdruck so vor mich hin lebe. Und nicht unzufrieden, sondern wirklich zufrieden bin.
Bis die Tage, eine schöne trockene Zeit für euch und für die, die ihre Krankheit noch nicht erkennen: gebt nicht auf. Brecht mit dem, was euch krank macht. Wenn ihr weiter trinkt, ist die Wahrscheinlichkeit, spätestens mitAnfan mit Anfang 50 tot zu sein, groß. Gebt euch nicht auf, es ist schade um jeden Einzelnen!
-
Hallo liebes Forum!
Wie lebe ich trocken?
Ich schrieb ja bereits, dass ich bereits im Krankenhaus auf der Normalstation begonnen habe, darüber nachzudenken, wie ich trocken leben kann. Wenn mein gesundheitlicher Zusammenbruch und das Überleben, welches ich als einmalige neue Chance, die mir wieder kommen würde betrachte, einen Vorteil hatte, dann den, dass ich eine lange Pause sowohl körperlich als auch psychisch von Alkohol und Zigaretten hatte. Ich betone die Nikotinabhängigkeit deswegen immer explizit, weil ich bereits damals an COPD litt und ich mir zwar irgendwie grundsätzlich ein trockenes Leben, aber niemals ein nikotinfreies vorstellen konnte. Ich habe quasi Kette geraucht, wenn mein Hartz nicht reichte, habe ich lieber auf Essen verzichtet. Aber niemals auf Zigaretten. Die Quittung ist heute, dass jch erhebliche Einschränkungen habe, weil die Lungenfunktion schwer beeinträchtigt ist.
Ich dachte mir damals: dü bist nun so und so viele Wochen ohne Alkohol und Zigaretten ausgekommen, es geht also, dann wärst du dumm, das bisher Erreichte wieder zu zerstören. Mit dem Alkohol war das im Krankenhaus ja kein Problem: ich lag wegen der Keime alleine in einem Zimmer, niemand der mich besuchte kam mit Alkohol oder Fahne, ich war dauerhaft bettlägerig und nur in dem Zimmer. Mit dem Rauchen war es etwas schwieriger, denn so manche Schwester, die hereinkam, war offensichtlich kurz vorher draußen rauchen. Bei dem Tabakgeruch gingen immer wieder Trigger an. War aber glücklicherweise auch sofort wieder besser. Beim Alkohol dachte ich, dass ich ja auch in den Entgiftungen oder anderen Klinikaufenthalten nie Suchtdruck hatte. Der kam immer, wenn ich alleine wieder in der alten Umgebung war, alleine mit Ängsten, Depressionen, Trauer, Liebeskummer und Erinnerungen an eine Kindheit, für die man meine Erzeuger heute noch nachträglich in den Knast stecken sollte.
Nach Gesprächen mit einem Sozialarbeiter und dem Seelsorger beschloss ich, da ich ja gar nicht mehr in meine alte Wohnung gehen würde (außerdem lag die im dritten Stock), meine Angehörigen zu beauftragen, möglichst viel Ballast aus der alten Umgebung zu entsorgen und meine Exfrau, sich so viel sie für sich und unser Kind an Möbeln, Geräten usw gebrauchen konnte zu nehmen. Im nächsten Schritt überlegte ich, welche Kontakte ich ab sofort vermeide. Da war vor allem die On/Off-Beziehung mit einer Frau (ehemalige Mitpatientin), mit der ich eigentlich immer nur getrunken hatte. Sie war Quartalstrinkerin, wobei ich denke, dass bei diesen Trinkern eher eine massive bipolare Störung vorliegt, und in der Krise exzessiv getrunken wird. Wie dem auch sei, weil sie eben nach so einer Phase plötzlich von einer Sekunde auf die andere aufhörte zu trinken (oder in einer Klinik landete) und dann monatelang komplett trocken war, sah sie sich nicht als krank und hielt alle anderen für blöd, so drückte sie sich aus. Mir wurde, so sehr ich sie trotz aller Umstände ins Herz geschlossen hatte, klar, dass ich mit ihren Trinkphasenihrem Verhalten währenddessen niemals klarkommen würde. Da wir sowieso bereits mal wieder eine Off/Phase hatten, habe ich mich nie wieder bei ihr gemeldet. Ans Telefon gehe ich sowieso grundsätzlich nur, meine wenigen verbliebenen Menschen, mit denen ich loyal zu tun habe, wissen, wo und wie sie mich jederzeit erreichen. Ich will einfach nur meine Ruhe.
Ich ging auch meine Freunde und Bekannten durch. Ein Teil war sowieso weg, als ich mich als Alkoholiker outete, wandten Sir sich angewidert ab. Vor allem die, die selbst offensichtlich gefährdet waren oder sich andere Dinge durch die Nase ziehen und glauben, das merkt keiner. Ich habe drei wirklich enge gute Freunde und Vertraute, wir kennen und von klein auf, haben zusammen bis zum Abi die Schulbank gedrückt, kommen aus jeweils völlig unterschiedlichen sozialen Umgebungen und haben doch viel gemeinsam oder ergänzen uns. Wir haben auch und ausgiebig getrunken und gefeiert, unsere alten Kneipenexzesse während des Studiums waren fast legendär. Aber der Unterschied ist, dass wir eben vor allem zusammen gelernt haben, die ersten Mädels kennen lernten, zusammen im Urlaub waren, Angeln und und und. Eben nicht nur trinken. Diese drei akzeptieren mich so, wie ich bin. Sie nehmen Rücksicht auf meinen Gesundheitszustand, niemand von ihnen würde je auf die Idee kommen, in meiner Gegenwart alkoholisiert herzukommen. Klar gehen sie gerns auch noch mal einen trinken, aber der Unterschied gu. mir ist, dass sie nicht trinken MÜSSEN. Ich dagegen weiß heute definitiv, dass ich, wenn ich auch nur ein Bier trinken würde, sofort das Verlangen nach dem alten Level, das Verlangen nach Wodka hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, einfach wegen des Genusses ejn Bier zu trinken und gut ist es. Das war immer so: beim ersten Schluck Bier wollte ich sofort Schnaps. Nur früher habe ich das vor mir selbst geleugnet.
Den Kontakt zu anderen alten Schulfreunden, die damals nur beim Saufen dabei waren, habe ich seitdem gemieden. Einige riefen mich zwar an, aber wenn ich gemerkt habe, dass sie angetrunken anriefen wusste ich, dass sie sich nicht verändert haben und ließ es sein. Ich habe zwei Geschwister, mit einem Bruder war ich oft zum Trinken unterwegs. Eigentlich haben wir uns nur dann verstanden. Jetzt haben wir keinen Kontakt mehr, er weiß wohl nicht, was er mit mir anfangen soll. Meine Schwester dagegen trinkt nicht, jetzt haben wir endlich Kontakt, den sie früher eher nicht wollte, weil ihr die Trinkerei zuwider war
Jeder, der heute zu mir kommt, respektiert meine Abstinenz. Hier wird auch nicht geraucht. Alles, was mich an alte Verhaltensmuster erinnern könnte, meide ich bis heute. Ich ernähre mich anders, was nicht schwer fällt, denn ich vertrage nur noch wenige Nahrungsmittel. Ich habe einen festen strukturierten Tagesablauf, der im wesentlichen durch die zeitlich versetzte Einnahme von Medikamenten, Zuckermessen und Insulin spritzen bestimmt ist. Ich lasse keinen Stress mehr an mich heran, ich werde von einer Sozialarbeiterin unterstützt.
Was sich geändert hat: früher waren alle meine Ängste, Depressionen, soziale Phobie verdeckt durch den allabendlichen Alkoholmißbrauch. Auch wenn man am Tag null Promille gehabt hätte, der jahrzehntelange Alkoholkonsum verändert einen Menschen. Ich war immer gleich (gut) drauf, ich weiß heute, dass ich trinken musste, weil ich nur so leben konnte.
Heute kommen alle Ängste und Phobien komplett immer stärker heraus. Ich habe auch hier durch diverse Therapien Unterstützung. Am meisten hemmt mich die soziale Phobie. Wer mag kann das ja mal googlen. Dadurch kann ich nicht in eine SHG, obwohl bei mir fast um die Ecke eine ist. Aber ich habe nun Kontakt mit einer SHG speziell für Leute mit sozialer Phobie aufgenommen. Das größte Problem ist immer, wie ich dorthin komme, den ich habe erhebliche Einschränkungen der Mobilität.
Als jch 2014 aus der Klinik kam, habe ich bis Mitte 2015 irgendwie nur vegetiert. Die Zeit lief am mir vorbei, ich war wie ein Zombie. Nach dem Wechsel der Psychiaters wurde ein Antidepressivum, welches ich offensichtlich nicht vertragen habe, gegen ein anderes gewechselt. Seitdem ist das Leben nicht einfacher geworden, aber jch bin klar wie nie und arbeite meine Vergangenheit auf. Aus diesen Gründen kommen die Therapeuten immer gerne zu mir, das ist wohl für sie eine Erholung. Andere Patienten sind wohl weniger kooperativ.
Mein Leben war und ist nicht einfach. Es ist schwer wahrhaben zu müssen, dass man körperlich weniger fit ist als seine fast 90-jährigen Eltern. Es ist nicht angenehm, seinen Traumata ins Auge zu sehen. Es ist nicht schön erkennen zu müssen, dass man von Anfang an bereits psychisch vom Alk abhängig war. Aber ich freue mich jeden Morgen, egal wie die Schmerzen sind, dass jch lebe, freue mich auf das wunderbare Brot, auf ein Ei, auf meinen Kaffee. Ich lese viel, da habe ich Nachholbedarf, denn die letzten Jahre des Trinkens waren eine Zeit der Verblödung. Wenn ich mir heute vorstelle, wie ich jahrelang mit im Kopf hatte, wo ich Alkohol herbekomme, wo ich ihn verstecke, wo jch ihn versteckt habe, ob ich noch fahren kann, wie ich letzte Nacht eingeschlafen bin, was passiert ist.... dann wird mir ganz schlecht. Dann freue ich mich umso mehr, dass ich FREI bin von allem, was das Trinken s mit sich brachte.
Ich habe in den über drei Jahren Trockenheit keinen Suchtdruck gehabt, ich vermeide es aber auch, auf Veranstaltungen zu gehen, auf denen getrunken wird. Das möchte ich mir nicht antun. Ich glaube auch nicht, dass ich etwas verpasse. Was wir früher gefeiert haben, das reicht für 100 Jahre. Es ist allerdings auch nicht ganz ausgeschlossen, dass die Kombination von starken Schmerzmitteln und Psychopharmaka irgendwie dazu beiträgt. Das kann man vermuten, aber nicht beweisen. Zumal jeder Psychopharmaka anders verträgt bzw. verwertet. Es gibt keine Pille gegen Alkoholismus. Auch gegen Heroinsucht gibt es nichts. Die Substituierung von Abhängigen mit Meta usw. ist genau die Droge, nur eben nicht gestreckt mit irgendwelchem Dreck und ohne euphorisierende Wirkung.
Es gibt Leute, die verweisen auf den französischen Arzt und seine Erfahrungen mit Medikamenten. Dazu sage ich: lest genau. Er wollte nicht TROCKEN werden, geschweige abstinent. Er wollte nur WENIGER trinken. Auch an Märchen vom kontrollierten Trinken glaube ich nicht. Ich habe abends nie mehr als eine bestimmte Menge getrunken. Und?
Für mich gibt es nur Abstinenz oder sich zu Tode trinken. Ich hatte mich 2009-2011 mit Mitpatienten angefreundet. Wir waren mit mir mal 15 Leute. Nur noch ich und ejn anderer leben noch. Alle (!) Anderen sind bereits verstorben, sie waren zwischen 32 und 61. Alle an den Folgen des Alkohols.
Ich hoffe, dass ich meine Abstinenz bis an mein Ende aufrecht erhalten kann.
-
Hallo Thalia, hallo Aurora,
Energieräuber, das passt. Nein, mir ist klar, dass es nicht direkt gegen mich geht, sondern das hat System. Meine Oma hatte eine künstliche Hüfte, ihr wurde gesagt, sie solle mal aufstehen. Das tat sie, der sogenannte Gutachter sagte: Prima! Das war's.
Ich lasse mich nicht unterkriegen, aber über das Verhalten habe ich mich bereits per Mail beschwert.
Als ich nass war, habe ich alles, was unangenehm war sprichwörtlich herunter geschluckt. Ein Baustein meiner Abstinenz ist es, das nicht mehr zu tun.
Aber man muss sich mal vor Augen führen, wie die oberflächlichen Bewertungen von Menschen für Folgen haben. So ein lächerlicher Gutachter kann einem das ganze Leben versauen. Ich denke da nicht so sehr an mich, sondern an die, die gar nichts mehr selbst können.
Solche Erfahrungen macht man ja auch teilweise in der Psychiatrie, zum Beispiel auf einer Entgiftungsstation. Der Psychiater bewertet und beurteilt das komplexe Leben eines Menschen innerhalb von 5 Minuten, steckt alles jn Schubladen und verordnet Medikamente.
Ich stehe deshalb so manchen Therapien mittlerweile kritisch gegenüber. In den Großstädten hat man ja genug Auswahl, eine geeignete Therapie zu finden, aber ich weiß nicht, wie das auf dem Land ist. Falls das wer liest, der was dazu berichten kann: würde mich mal aufrichtig interessieren.
So, bis in Kürze sagt euch der müde Freddy.