Beiträge von cpt

    Der ein oder andere kennt mich ja vielleicht noch von vor ein paar Jahren, teils sogar persönlich. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass es mich noch gibt. Vor fast 4 Jahren habe ich eine ambulante Therapie gemacht und bin seit dem immer noch Alkohol- und Rückfallfrei!

    Es war nach wie vor eine super Entscheidung nicht mehr zu trinken und bin froh es durchgezogen zu haben. Der Alkohol fehlt mir nicht und ich möchte ihn auch nicht zurück. Ich möchte nicht einmal "normal" damit umgehen können, ich will das Zeug nicht mehr in meinem Leben haben. Und dass ich mir diese Einstellung dazu bisher behalten konnte, das macht mich froh denn es erleichtert mir den Umgang mit der Sucht enorm.

    Mit meiner überschüssigen Energie, die ich seit dem Trocken sein habe, habe ich auf meine alten Tage noch ein Studium (berufsbegleitend) angefangen und bin so gut wie durch. Es fehlt noch 1 Modul und die Bachelorarbeit (die ich schon begonnen habe). Danach werde ich noch ein Masterstudium anhängen, denn scheinbar liegt mir das Studieren :) Scheinbar hat mein Gehirn noch nicht irreparabel viel abbekommen :D

    Ich bin inzwischen sogar verheiratet, wer hätte das gedacht...

    Und allen, die noch am Anfang stehen oder vielleicht sogar noch mittendrin: Es lohnt sich so sehr nicht mehr zu trinken! Nur ohne Alkohol geht's zurück ins richtige Leben. Und auch wenn der Anfang schwer ist abstinent zu sein, wird es mit der Zeit immer leichter.

    Ich glaube das Ganze ist sehr abhängig von der betroffenen Person. Es kann durchaus sein dass bei einigen durch die Intervention der Denkprozess angeregt wird und das Ganze den Start zum Umdenken ermöglicht. Gleichzeitig sehe ich auch die Gefahr dass manche Personen dann komplett dicht machen und sich eher von ihrer Familie abwenden als die Hilfe anzunehmen.
    Ich glaube dass jeder seinen eigenen Punkt hat an dem ihm bewusst wird dass er etwas ändern muss. Ob das nun immer ein Tiefpunkt sein muss glaube ich eigentlich nicht. Ich persönlich hatte zum Beispiel auch keinen richtigen Tiefpunkt. Ich hatte meinen Job nicht verloren, bin nicht betrunken Auto gefahren oder sonst irgendetwas.

    Ob das Ganze auf eine dauerhafte Abstinenz hinausläuft wird auch davon abhängig sein ob das Ganze nur eine Starthilfe zum Umdenken war. Wer weiter Trinken will der macht das auch. Die Frage ist nur wann er wieder damit anfängt. Ich glaube nicht, dass eine erzwungene Abstinenz eine dauerhafte Abstinenz sein wird. Dieser Zwang kann allerdings der Anstoß sein z.B. in die Suchtberatung zu gehen und später kann das Umdenken statt finden.
    Aber wenn damit auch nur wenigen auf Dauer geholfen werden kann, dann lohnt es sich in meinen Augen trotzdem.

    Was meiner Meinung nach viel mehr helfen würde ist allgemeine Aufklärung. Alkohol ist bei uns gesellschaftlich komplett akzeptiert und toleriert. Es ist nicht ungewöhnlich dass viele sich am Wochenende komplett abschießen und das wird überall als ganz normal hingenommen. Als Raucher wird man heutzutage überall darauf hingewiesen wie schlimm das doch ist. Es gibt Rauchverbote noch und nöcher, Bilder auf den Zigarettenschachteln, extrem hohe Steuern auf Tabak,.... Warum ist das bei Alkohol anders? Zumal ich beim Zigarettenkonsum noch Herr meiner Sinne bin(weswegen es für mich deutlich weniger schlimm ist als Alkohol) Würde über Alkohol so aufgeklärt werden wie über Tabak, dann würden sicherlich viel mehr Menschen ihren Konsum kritisch hinterfragen. Jetzt bin ich wohl etwas abgedriftet :D