Beiträge von Grünes Kistchen

    Hallo Maskottchen!

    Ich danke Dir fur Deine beiden Antworten. Ich bin auch die Erstgeborene, das Macher- Kind. Ich war früh selbstständig, habe geputzt, gewaschen, eingekauft. Meine beiden Geschwister sind einige Jahre jünger als ich, ich wollte sie wohl immer beschützen.
    Ich weiß noch, dass ich einmal nachts dachte, ich werde meinen Geschwistern eine gute Mutter sein. Ich war 12, 13 und meine Mutter ist mitten in der Nacht nach einem heftigen Streit mit meinem Vater aus dem Haus gerannt, natürlich war sie betrunken. Damals dachte ich, sie kommt nicht wieder. Man steht da hinter seiner Zimmertür und schwitzt und zittert, jeden Moment zum Sprung bereit...
    Aber auch ich hatte eine Oma, die mich aufgefangen hat. Von ihr habe ich Liebe geschenkt bekommen, von ihr habe ich kochen und backen gelernt. Sie war die Mutter meines Stiefvaters und sie hat NIE einen Unterschied zwischen meinen Geschwistern und mir gemacht.

    Tja, und "eingeschossen" hat sich meine Mutter auf meine jüngere Schwester und deren Familie.

    Ich wünsche Dir auch viel Kraft zum Aufarbeiten, es ist so gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Diese Wissen hilft mir schon ein Stück.

    Liebe Grüsse!

    Hallo Zusammen!

    Beim Lesen bin ich auf diesen Beitrag von Skye gestoßen und der Abschnitt "Ich habe keine Lust..." hat mich tief bewegt.

    Die Alkoholabhängigkeit meiner Mutter dauert mittlerweile über 30 Jahre und ich empfinde nur noch, was eigentlich? Wut und Zorn auf mich, auf meine Mutter?

    Ich kann noch immer nicht loslassen, ich lasse mich nach jedem Anfuf runterziehen, ob mit oder ohne Alkohol. Mit Alkohol, weil sie jammert, Müll erzählt, ohne weil sie nur von sich spricht und in einem unbedeutenden Nebensatz nach mir fragt, um dann doch wieder von sich zu reden. Andere sind besser, können alles besser, ich bin die Tochter, die ihr nichts nutzt, weil viel zu weit weg wohnt. Ich bin es leid mich immer rechtfertigen zu müssen, ständig ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich will nicht ständig von meinen Kindheitserinnerungen überrollt werden. Ich möchte mich an schöne Zeiten mit meiner Mutter erinnern, aber da war nur Ungewissheit, da war keine Freude, da gab's keine Umarmungen. Da war viel zu oft der Suff und ich mittendrin. Ich habe es gehasst! Es fällt mir heute noch schwer Freude und Empathie zu zeigen, obwohl ich es gern möchte. Mein Selbstwertgefühl ist sehr niedrig, ich habe das Gefühl mich ständig verteidigen, rechtfertigen zu müssen. Ich kann von Wärme jäh in Kaltschnäuzigkeit umschalten und habe damit schon einige Leute vor den Kopf gestoßen. Ich habe Angst, wenn etwas Unvorhergesehenes, nicht kalkulierbares auf mich zukommt. Ich habe die Sauferei meiner Mutter so satt, ich ertrage es nicht mehr!
    Ich versuche mich von meiner Mutter zu distanzieren, da ist keine Liebe, da ist auch keine richtige Wut. Eigentliche ist da nur Leere.
    Zur Zeit ziehen mir meine Erinnerungen, die ungefiltert an die Oberfläche drängen, mir den Boden unter den Füßen weg.
    Ich weiß nicht so recht wie weiter...

    Viele Grüße Grünes Kistchen!

    Hallo Martin,
    meine Geschwister und ich haben uns gleich um unsere Mutter "gekümmert". Wir gehen aber alle unterschiedlich mit unseren Erfahrungen um. Ich kann nicht einfach " Mach dich nicht so fertig" oder "Du darfst das Alles nicht so an dich ranlassen". Ich habe das Gefühl für meine Entscheidung den Kontakt einzuschränken mich rechtfertigen zu müssen. Es fällt mir sehr schwer eine Entscheidung für mich zu vertreten, obwohl ich weiß, dass es gut für mich ist. Mit meinem Selbstvertrauen steht es nicht zum Besten, ich mache mir Gedanken, was andere über mich denken. Es ist dieses Hin und Her, ist es richtig oder falsch. Wäre ich überzeugt, würde ich nicht mitten in der Nacht meine Gedanken niederschreiben. So habe ich mich auch als Kind gefühlt, ständig hin und her gerissen...

    Viele Grüße Grünes Kistchen

    Hallo,
    ich bin seit heute auch neues Mitglied, nachdem ich einige Zeit als Gast mitgelesen habe. Ich bin 46 Jahre alt, verheiratet, 3 Kinder und lebe in Unterfranken. Meine Mutti ist Alkoholikerin. Ich war 8 oder 9 Jahre alt, als mir auffiel, dass irgendetwas nicht stimmt.
    Ich habe mich oft gefragt, warum bin ich so, weshalb reagiere ich so und nicht anders. Woher kommen die plötzlichen Stimmungsschwankungen?
    Lange habe ich überlegt den Kontakt zu meiner Mutter einzustellen. Warum?
    Ich habe als Kind/Jugendliche die ganze Bandbreite mitgemacht. Flaschen gezählt, Flaschen ausgeleert, Strichlisten geführt, wie oft Alkohol, Streit meiner Eltern, Handgreiflichkeiten meines Stiefvaters gegenüber meiner Mutter. Überallem die tägliche Ungewissheit, was ist heute? Das Ungewisse war das einzig Gewisse.
    So geht es mir noch heute, nachdem ich schon lange nicht mehr in ihrer Nähe wohne. Ruft sie mich an, höre ich sofort, ob sie getrunken hat oder nicht. Wenn ja, bin ich sofort in Hab-Acht-Haltung und brauche einige Zeit, bis ich das wieder verarbeitet habe.
    Nachdem ich jetzt eine Weile hier mitgelesen habe, habe ich ihr gestern einen Brief geschrieben. Ich möchte den Kontakt einschränken, anfangen meine Erinnerungen aufzuarbeiten, nicht mehr für sie verantwortlich zu sein. Eigentlich müßte ich mich jetzt gut fühlen, aber es fühlt sich nicht gut an. Ich mache mir Gedanken, was nun sein wird, wie meine Geschwister reagieren. Andererseits ist es meine Entscheidung, ich ertrage es so nicht mehr.
    Ich hoffe auf einen regen Austausch und bin froh jetzt auch im Forum zu sein!

    Viele liebe Grüße!