Beiträge von Danja

    Zitat von CoA12307


    Ich laufe einem Wunschtraum nach, der nicht realistisch ist: Ich wünsche, er ruft mich an, macht mir ein Valentinsgeschenk, interessiert sich für mich, mag mich, schreibt mir sms,....
    aber er ist ein Alkoholiker und hat noch andere Frauen und will mir eigentlich nur wehtun. Er meldet sich einfach nicht. Drum muss ich alleine sein mit mir selbst und für mein Studium ackern. Das komische ist, wenn der andere Mann, der NICHT-Alkoholiker, etwas macht: Er ruft mich an, er schreibt mir sms, er interessiert sich für mich, er macht mir Geschenke. Das macht er wirklich. Aber ich kann es einfach nicht geniessen. Ich finde es langweilig und es macht mir Angst. Lieber suche ich Liebe bei dem, der mir wehtun will, weil ich seine Aufmerksamkeit mehr geniessen kann. Ist das nicht völlig paradox? Ich habe gelesen von Frauen, die kämpften jahrelang für eine Gesunde Beziehung. Und als ihr Partner endlich trocken wurde, dann war es irgentwie garnicht so toll wie sie sich das vorgestellt haben.

    Das nennt man in der Psychologie "Trauma-Bonding". So etwas Ähnliches wie das Stockholm-Syndrom. Man denkt, "wir haben doch so viel zusammen durchgestanden" und "wenn wir kämpfen können wir das schaffen"! Tatsache ist: Die Geisel hat mit dem Geiselnehmer nichts "durchgestanden" und wird auch nichts "schaffen". Der Alkoholiker steht auch nichts mit Dir durch und ein "wir" gibt es mit ihm nicht. Er kreiert eine Katastrophe nach der nächsten und Du schaust, wie Du damit noch irgendwie klar kommst und nennst das Gefühlschaos und die Erschöpfung die dabei entstehen "Liebe". Mit der Intensität kommt Mr. NiceGuy natürlich nicht mit.

    Ich verrate Dir ein Geheimnis, dass in keinem Hollywood-Film vorkommt: Liebe muss gar nicht schwierig sein. Sie tut auch nicht weh. Ja, wenn der Partner Krebs bekommt oder einen Autounfall hat, dann schon. Aber nicht ständig. Nicht als Normallinie. Liebe ist ruhig, verlässlich und aufrichtig. Sie hüllt einen ein wie ein warmer Mantel. Jeden Tag auf dem Zahnfleisch zu gehen und abends im Bad zu sitzen und festzustellen dass man heult ohne zu wissen warum ist ein Martyrium (für das Dir niemand danken wird). Aber keine Liebe.

    Zitat von Gotti


    Alkohol ist eine Droge, und die verändert den Menschen.
    Mit dem ausreichenden Abstand kann ich Vieles lockerer sehen. Es belastet mich nur noch wenig, und darüber bin ich heilfroh!
    LG

    Ja, Abstand hilft. Mich beschäftigt auch noch die Frage, wie viel schlimmer es mit der Zeit wurde (eben auch durch die persönlichkeitsverändernde Wirkung von Alkohol) oder ob es mir nur immer mehr aufgefallen ist und ich zu Anfang eben völlig die rosarote Brille aufhatte. Wahrscheinlich war beides bis zu einem gewissen Grad der Fall. Wird sich nicht mehr klären und schon gar nicht messen lassen.

    LG!

    Hallo Hartmut,

    gute Fragen!

    Warum man "hilft" und deckt? Ich habe "geholfen", also meinem Alki Dinge abgenommen, weil ich an eine Beziehung als Teamwork glaube. Weil es bis zu einem gewissen Grad gesund ist, sich als Team in der und zum Teil auch gegen die Außenwelt zu fühlen. Weil das mit der Zeit aber immer mehr und mehr wurde. Weil ich Zeit gebraucht habe, bis ich merkte, dass er nicht nur depressiv ist und deshalb ab und an zu viel trinkt sondern dass er ein Trinker mit Depressionen ist. Am Ende habe ich von Situationen gehört, in denen er von anderen angesprochen/konfrontiert wurde. Das fand ich gut und dachte mir "vielleicht merkst Du es jetzt!". Scham habe ich auch empfunden aber nicht wirklich extrem oder so, dass es überwiegend negativ gewesen wäre. Ich freute mich über die Unterstützung von außen.

    Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich von mir nicht glaube, eine dem Alkoholismus vergleichbare chronische Krankheit zu haben. Ich habe mich einmal in einen Alkoholiker verliebt, habe es zu spät geschnallt und dann noch gemeint retten zu können, was nicht zu retten war. Dann dachte ich es NOCH MEHR versuchen zu müssen, weil ich ja schon so viel gemacht hatte und das sonst alles umsonst gewesen wäre. Der gleiche Denkfehler der dafür sorgt, dass wenn man ein paar Minuten in der Warteschleife hängt, man immer weniger dazu neigt aufzulegen, weil "jetzt muss doch mal...". Der gleiche Denkfehler, der Anleger davon abhält Fehlkäufe wieder los zu werden, weil "wenn ich warte geht das vielleicht nochmal auf seinen Einstandskurs und dann habe ich wenigstens keinen Verlust gemacht...".

    Shit happens. Ich werde darauf achten, dass mir nicht nochmal dasselbe passiert und bin unter anderem deshalb dabei, das alles nochmal durchzuackern und mir selbst auch nochmal vor Augen zu halten, wann bereits hätte Schluss sein sollen. Aber nein, ich glaube nicht, dass ich aktiv nach einem Süchtigen gesucht habe. Ich bin jetzt in einer neuen Beziehung und habe weiß Gott kein Problem damit, dass er nicht säuft und ich kann "seins" sehr gut "bei ihm" lassen. Ich genieße, dass ich mich auf Zusagen verlassen kann, dass er emotional ansprechbar und aufrichtig ist und dass es ein Geben UND Nehmen ist. Und kein GebenGebenGeben in ein Fass ohne Boden.

    Ich anerkenne, dass es für andere Frauen anders ist und denke, es hat viel mit einer klassischen Erziehung zu "weiblichen Tugenden" zu tun. Aber man kann auch einfach mal einmal daneben greifen und dann nach und nach Co-Verhalten entwickeln. Das ist dann ein etwas anderes Problem und muss/kann auch anders bearbeitet werden.

    Es ist nicht normal, wenn eine Beziehung ständig entweder völlig überhöht oder fast weggeworfen wird.

    Ich habe mal binnen weniger Stunden einen quasi-Heiratsantrag und die Kündigung der Beziehung vor den Latz geknallt bekommen.

    Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass es dazu bei mir zwar keine äußere aber durchaus eine innere Entsprechung gab. Mal bildete ich mir wieder ein, wir seien füreinander bestimmt, mal dachte ich nur "dann hau doch endlich ab, dann muss ich den Schlusstrich nicht ziehen..."

    Es ist nicht normal, wenn man alle oder so gut wir alle Aufgaben selbst übernimmt weil selbst die Arbeit von zwei Leuten zu erledigen sehr viel einfacher und vor allem ruhiger von der Hand geht als sich dem sonst fälligen Gejammer, Genöle und den Frustausbrüchen für eine am Ende doch sehr überschaubare Leistung auszusetzen.

    Sollte doch einmal eine Heldentat wie ein Päckchen wegbringen und dafür (man höre und staune...) auch noch in der Schlange stehen erfolgen so wird das noch wochenlang regelmäßige Erwähnung finden.

    Ich habe einen mehr als Vollzeitjob UND den ganzen Haushalt gemacht.
    UND ihm Arbeiten für sein Aufbaustudium geschrieben.
    UND die Haustiere versorgt.
    UND einen eigentlich gemeinsamen Umzug vollständig allein geschmissen.


    Ach ja, seinen Auszug habe ich auch zu gut 80% geregelt. Das ist allerdings etwas, das ich nicht bereue.

    Vor einigen Monaten war ich hier schon einmal angemeldet um ein paar Dinge für mich zu sortieren, während ich meinen Entschluss zur Trennung von meinem langjährigen, alkoholkranken Partner Schritt für Schritt in die Tat umsetzte.

    Ohne es zu bemerken und how eine entsprechende Vorgeschichte mit Eltern oder Expartnern gehabt zu haben war ich in die Coabhängigkeit gerutscht und musste mich erst aus dieser lösen, bevor ich mich aus meiner Beziehung lösen, bevor ich die giftige Hoffnung auf ein happy end und mein Bedürfnis Recht zu behalten und einen Kampf zu gewinnen der längst nicht mehr zu gewinne war aufgeben wollte.

    Ich will verhindern, dass mir so etwas je wieder passiert. Festhalten, an was ich mich alles gewöhnt hatte und hinzunehmen gelernt hatte. Wie eine kranke und wie eine gesunde Beziehung aussieht.

    Ich habe den Titel bewusst so gewählt, dass er auch für die Beispiele anderer Cos offen ist oder auch für offene Fragen ob etwas noch normal oder schon typisch Alki/Co-Verhalten ist.

    Liebe Grüße!