Guten Morgen zusammen, freut mich wirklich, dass ihr hier alle mitmacht und mich auf dem Weg begleitet, danke!
ich fange mal mit den kurzen an:
Mario, willkommen hier! Ich hab auch schon bei dir gelesen und gesehen, dass du auch viele Bücher brauchst, um dich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Mir geht es genauso. Den Heckel habe ich schon durch, danke für den Tipp. Ich finde es beim ersten Mal teilweise etwas schwer zugänglich, wie ein Musikstück, dass beim ersten Hören ein bisschen sperrig ist und Zeit zur Entfaltung braucht. Werde ich also sicher wieder einmal reinlesen.
Carl Friedrich, ich freue mich, dass du das Verschenken von Alkohol auch nicht so problematisch wahrnimmst wie andere hier. Danke für die Erinnerung, dass das erste Jahr am schwersten ist. Ich betreibe Risikominimierung, indem ich Situationen, wo ich früher getrunken habe, aus dem Weg gehe. Zur Risikominimierung gehört aber auch, dass man in Situationen, wo man das eben nicht kann, wachsam ist. Du sagst es ja selbst: Gewisse Ereignisse müssen "durchgestanden" werden, man muss lernen, IN diesen Situationen nein zu sagen.
Sunshine, keine Sorge, ich hab mich überhaupt nicht angegriffen gefühlt durch deine Zeilen. Ich finds wichtig, hier den Kopf gewaschen zu bekommen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man durch die Krankheit schnell in Situationen trügerischer Sicherheit geraten kann. Jetzt im Moment bin ich allerdings sehr wachsam, schon, weil ich mich sehr intensiv mit meiner Sucht auseinandersetze. Ich will auf keinen Fall Alkohol trinken, auch nicht nur ein Bier oder auch nur ein alkohol"freies" Bier. Das ist mir ganz klar und bewusst, ich weiß noch gut, wo das wieder hinführen wird. Auch als ich Mittwoch, Donnerstag und Freitag diese Unruhe verspürte und häufiger an Alkohol gedacht habe, wusste ich das die ganze Zeit. Und habe dabei wieder eine interessante Erfahrung gemacht: Die Unruhe war vorbei, als ich mit zwei Freunden am Freitag Nachmittag zusammensaß (und das schon bevor ich ihnen von meiner Abstinenz erzählt und die Weinflaschen geschenkt habe). Ich führe die nachlassende Unruhe darauf zurück, dass ich diese Situation, in der ich früher in den meisten Fällen Alkohol getrunken hätte, nun eben alkfrei erleben konnte und mich trotzdem wohl gefühlt habe dabei. Plötzlich wusste ich: Es geht auch ohne. Und zwar gut ohne, weil wir viel gelacht und einfach ein paar nette Stunden miteinander verbracht haben. Ich schließe daraus, dass ich solche Situationen gewissermaßen "umlernen" muss, erkennen muss, dass sie ohne Alk nicht nur erträglich, sondern sondern sogar schön sind. Dass es die Freundschaft ist, die mich mit diesen Menschen verbindet und nicht der Alkohol.
Danke auch für den Tipp mit dem Wasser für aufkommenden Saufdruck. Hatte ich schon wo gelesen und auch schon angewendet. Ich habe mich intensiver mit Craving beschäftigt und was ganz interessantes gefunden: "Urge Surfing". Das heißt im Gunde nichts anderes, als sich den Saufdruck ganz genau und unvoreingenommen anzuschauen, wenn er auftritt. Da ich mich schon früher sehr intensiv mit achtsamkeitsbasierter Meditation beschäftigt habe, weiß ich, dass alle Arten von Gedanken und Emotionen nach kurzer Zeit wieder verschwinden, wenn man sie einfach nur beobachtet (und sich eben nicht dagegen wehrt oder versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen). Mir scheint deshalb, das könnte auch für die Sucht eine sinnvolle Methode sein (was Studien auch nahelegen). Ich werde das bei der nächsten Attacke gleich ausprobieren und hier berichten. Und freue mich natürlich, wenn ihr etwas über entsprechende Erfahrungen schreibt
Schönen Sonntag euch!
Horizont