Beiträge von Horizont

    Guten Morgen zusammen, freut mich wirklich, dass ihr hier alle mitmacht und mich auf dem Weg begleitet, danke!

    ich fange mal mit den kurzen an:

    Mario, willkommen hier! Ich hab auch schon bei dir gelesen und gesehen, dass du auch viele Bücher brauchst, um dich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Mir geht es genauso. Den Heckel habe ich schon durch, danke für den Tipp. Ich finde es beim ersten Mal teilweise etwas schwer zugänglich, wie ein Musikstück, dass beim ersten Hören ein bisschen sperrig ist und Zeit zur Entfaltung braucht. Werde ich also sicher wieder einmal reinlesen.

    Carl Friedrich, ich freue mich, dass du das Verschenken von Alkohol auch nicht so problematisch wahrnimmst wie andere hier. Danke für die Erinnerung, dass das erste Jahr am schwersten ist. Ich betreibe Risikominimierung, indem ich Situationen, wo ich früher getrunken habe, aus dem Weg gehe. Zur Risikominimierung gehört aber auch, dass man in Situationen, wo man das eben nicht kann, wachsam ist. Du sagst es ja selbst: Gewisse Ereignisse müssen "durchgestanden" werden, man muss lernen, IN diesen Situationen nein zu sagen.

    Sunshine, keine Sorge, ich hab mich überhaupt nicht angegriffen gefühlt durch deine Zeilen. Ich finds wichtig, hier den Kopf gewaschen zu bekommen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man durch die Krankheit schnell in Situationen trügerischer Sicherheit geraten kann. Jetzt im Moment bin ich allerdings sehr wachsam, schon, weil ich mich sehr intensiv mit meiner Sucht auseinandersetze. Ich will auf keinen Fall Alkohol trinken, auch nicht nur ein Bier oder auch nur ein alkohol"freies" Bier. Das ist mir ganz klar und bewusst, ich weiß noch gut, wo das wieder hinführen wird. Auch als ich Mittwoch, Donnerstag und Freitag diese Unruhe verspürte und häufiger an Alkohol gedacht habe, wusste ich das die ganze Zeit. Und habe dabei wieder eine interessante Erfahrung gemacht: Die Unruhe war vorbei, als ich mit zwei Freunden am Freitag Nachmittag zusammensaß (und das schon bevor ich ihnen von meiner Abstinenz erzählt und die Weinflaschen geschenkt habe). Ich führe die nachlassende Unruhe darauf zurück, dass ich diese Situation, in der ich früher in den meisten Fällen Alkohol getrunken hätte, nun eben alkfrei erleben konnte und mich trotzdem wohl gefühlt habe dabei. Plötzlich wusste ich: Es geht auch ohne. Und zwar gut ohne, weil wir viel gelacht und einfach ein paar nette Stunden miteinander verbracht haben. Ich schließe daraus, dass ich solche Situationen gewissermaßen "umlernen" muss, erkennen muss, dass sie ohne Alk nicht nur erträglich, sondern sondern sogar schön sind. Dass es die Freundschaft ist, die mich mit diesen Menschen verbindet und nicht der Alkohol.

    Danke auch für den Tipp mit dem Wasser für aufkommenden Saufdruck. Hatte ich schon wo gelesen und auch schon angewendet. Ich habe mich intensiver mit Craving beschäftigt und was ganz interessantes gefunden: "Urge Surfing". Das heißt im Gunde nichts anderes, als sich den Saufdruck ganz genau und unvoreingenommen anzuschauen, wenn er auftritt. Da ich mich schon früher sehr intensiv mit achtsamkeitsbasierter Meditation beschäftigt habe, weiß ich, dass alle Arten von Gedanken und Emotionen nach kurzer Zeit wieder verschwinden, wenn man sie einfach nur beobachtet (und sich eben nicht dagegen wehrt oder versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen). Mir scheint deshalb, das könnte auch für die Sucht eine sinnvolle Methode sein (was Studien auch nahelegen). Ich werde das bei der nächsten Attacke gleich ausprobieren und hier berichten. Und freue mich natürlich, wenn ihr etwas über entsprechende Erfahrungen schreibt :)

    Schönen Sonntag euch!
    Horizont

    Hier ist ja plötzlich was los! Danke jedenfalls für eure direkten Worte. Ich werde das einmal sacken lassen. Aber trotzdem möchte ich auch jetzt schon ein paar Worte dazu sagen.

    Mir ist klar, dass Alkohol ein Gift für mich ist. Deshalb auch meine Entscheidung, keinen mehr zu trinken. Und niemals würde ich meine Restbestände an Menschen verschenken, die selbst Alkoholiker sind. Aber es gibt eben auch eine große Zahl von Menschen, die keine Probleme damit haben, das Zeug zu konsumieren. Und warum soll ich diesen Menschen nicht etwas schenken, das für sie kein Problem und für mich gleichzeitig ein wichtiges Loslassen ist? Noch einmal: Ich habe nicht vor, je wieder einen Tropfen zu trinken. ICH WILL DAS NICHT! Für mich ist das eben kein Genuss mehr, schon lange nicht mehr. Sondern Sucht, Ende, Abdichten, Stumpfsinn, Koma, Traurigkeit, Schlaflosigkeit, Ärger. Und genau das will ich nicht mehr und deshalb bin ich hier.

    So jetzt lasse ich wie gesagt mal sacken, aber das musste trotzdem raus.

    Lieben Gruß
    Horizont

    Hallo Panem,

    weil du in meinem Thread aufgetaucht bist, habe ich jetzt deinen gelesen... :) Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung! Ich kann die Situation mit dem depressiven Gefühl nach der bestandenen Prüfung sehr gut nachvollziehen. Ich hatte jahrelang einen extrem stressigen Job mit wöchentlichen Deadlines. Und Woche für Woche das gleiche Gefühl, die freudige Erwartung, dass es alles "gut" wird, wenn die wöchentliche Deadline erreicht ist. Doch dann: nichts. Totale Leere. An der wöchentlichen Wiederholung ist mir dann irgendwann aufgefallen, dass es auch andere Situationen gab, bei denen das passiert ist. Immer waren die mit einer ganz bestimmten Vorstellung verknüpft, wie es sein würde, wenn ich diesen neuerlichen Berg hinter mich gebracht hätte. Leider kann das Gefühl, das sich einstellt, mit der Erwartung meist nicht mithalten. Ich versuche seither - jedenfalls wenn ich mich daran erinnere - mehr die kleinen Dinge wertzuschätzen. Nicht alles andere hintanzustellen und auf das Große zu warten, sondern drauf schauen, was jetzt gut ist (oder ich mir Gutes tun kann). Das passt ziemlich zur Erkenntnis, dass der Weg das Ziel ist...

    Heftig finde ich, dass es dich suchtmäßig nach dreieinhalb Jahren noch einmal so niederreißt. Stimmt das denn wirklich, dass du seit dem 13. Lebensjahr niemals positive wie negative Gefühle ohne Alkohol erlebt hast? Hast du seit 13 ununterbrochen getrunken? Und wie war das in den vergangenen dreieinhalb trockenen Jahren?

    Ich drück dir jedenfalls die Daumen!
    Horizont

    Hallo garcia, hab deinen Thread auch eben entdeckt :) Schön, dass man hier aus der Erfahrungen der alten Hasen so viel lernen kann! Danke für die Wünsche! Und danke auch für die Buchempfehlungen, die habe ich gleich mal bestellt. Vor allem von der Suchtfibel verspreche ich mir viel, da ich dringend mehr Hintergrundwissen brauchen kann. Gestern z.b. habe ich in einem Podcast gehört, dass der Körper Dynorphin ausschüttet, wenn man Alkohol trinkt. Dynorphin ist ein körpereigenes Schmerzmittel, was auch dazu führt, dass man sich schlapp und traurig fühlt. Und es bleibt wesentlich länger im Körper aktiv als der Alkohol selbst. Womit ich endlich verstanden habe, warum ich verkatert oft so trübsinnig war. Statt Kopfschmerzen o.ä. war ich meistens eher traurig. Solche Infos finde ich enorm hilfreich.

    Hallo panem, danke, Glückwünsche werden erst am 13.5.2019 angenommen, wenn das erste Jahr vorbei ist ;) Aber im Ernst: Ich befürchte genau das, was du beschreibst. Die "Ernüchterung", wie passend... Ich hab schon ein bissl drüber nachgedacht über das Sicherheitsnetz aus netten Menschen. Ich habe zum Glück so ein Sicherheitsnetz schon, wenn auch bislang nicht bezogen auf Alkohol. Und alle, denen ich bislang davon erzählt habe, haben sehr positiv reagiert und mich in meinem Entschluss bestärkt. Was ich mich nur frage: Wie kann jemand, der selbst keine Sucht überwunden hat, wirklich helfen? Außer gut zureden (und in den Arm nehmen etc.) kann man doch eigentlich als Außenstehender nicht viel tun, oder? Ich muss da noch genauer drüber nachdenken, wie Hilfe in dem Fall konkret aussehen könnte.

    Heute treffe ich zwei weitere Freunde und werde ihnen alles erzählen. Auch die beiden bekommen Wein geschenkt. Also keine Sorge: Der Keller ist so gut wie leer. Ich seh nicht ein, das Zeug einfach wegzuschütten. Ich schmeiße ja auch keine Lebensmittel in den Müll. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass liebe Menschen damit auf meine Nüchternheit anstoßen. Was besagten Freund betrifft: Es ist sicher gut, sich das in ein paar Monaten noch einmal anzuschauen. Und überhaupt hinzuschauen, wie sich das Bild unserer Freundschaft in den nächsten Wochen/Monaten entwickelt. Derzeit macht es mich traurig, wenn ich daran denke. Aber es war trotzdem die richtige Entscheidung. Und eine, die ich seit sicher zwei Jahren vor mir hergeschoben habe.

    Ich habe noch eine interessante Erfahrung gemacht: Vorgestern hatte ich ab mittags beinahe durchgehend ein nagendes Gefühl im Hinterkopf. Eine Unruhe, die mich immer wieder hat an Alkohol denken lassen. Ich war dann nachmittags auch noch verabredet, zwar in keiner Bar, aber einem Restaurant. War zum Glück kein großes Problem, mein Gegenüber hat auch alkoholfrei getrunken. Und erst gestern Mittag, als das Gefühl immer noch nicht weg war, bin ich drauf gekommen, was es ist: Stress. Am Nachmittag stand ein wichtiger und für mich ungewöhnlicher Jobtermin an. Nachdem der gestern überstanden war, verschwand das nagende Gefühl langsam. Insgesamt waren das eher unangenehme anderthalb Tage, aber zumindest kann ich jetzt einen Trigger besser identifizieren. Für solche Situationen brauche ich definitiv noch passende Ersatzhandlungen. Ich bin mir sicher, dass es mir geholfen hätte, Laufen zu gehen. Kann man im Anzug und kurz vor einem Businesstermin aber schlecht machen... Was sind eure Ersatzhandlungen bei akuten Alk-Gedanken?

    Was ich mich allerdings auch frage, ist, ob sich das nagende Gefühl nicht einfach offen ansehen lässt und danach von selbst verschwindet. Oft geben wir solchen nervenden Gedanken/Emotionen ja gerade Kraft, weil wir versuchen, ihnen auf Teufel komm raus aus dem Weg zu gehen.

    Schönen Tag euch!
    Horizont

    Hallo taxi und Carl Friedrich, schön, dass ihr hier reinschreibt!

    taxi: "ahoi" höre ich immer gern, das befeuert meine Sehnsucht nach Meer... Die Wahrnehmung selbst speichern geht gar nicht so gut. Gestern war wieder recht neblig. Aber ich kann mir zumindest merken, dass ich die Wahrnehmung hatte und sie sich richtig gut angefühlt hat.

    Und doch, natürlich kratzen mich Sachen. Ich weiß schon, meine Beiträge hier klingen insgesamt sehr positiv. Das liegt an meiner momentan ziemlich positiven Grundstimmung. Nicht nur sind es die ganzen neuen Erlebnisse (alles noch mal neu im trockenen Zustand), sondern auch das starke Gefühl, entkommen zu sein. Das ist natürlich kein dauerhaftes oder gar endgültiges Gefühl, aber es ist zweifelsfrei da und fühlt sich prima an. Und es ist eins der Dinge, die mich momentan schützen. Ich schrieb ja vorher schon, dass ich mir mehr Sorgen mache, wenn ich an den Winter denke. An die Zeit, wenn nichts zu trinken nichts Neues und Erstaunliches mehr ist, sondern mehr oder weniger normal geworden und damit nicht mehr spannend ist.

    Gestern gab es einen leichten Rückschlag. Der Freund, über den ich anfangs geschrieben habe, hat sich mit einer netten, aber sehr kurzen Nachricht zurückgemeldet. Er wünscht mir für meinen Weg alles Gute. Heißt übersetzt: Ich habe einen Freund verloren - und ein mir sehr ans Herz gewachsener Mensch säuft sich weiter konsequent zu Tode. Als die Nachricht kam, musste ich schon ziemlich wehmütig an früher denken, an die "lustigen" gemeinsamen Besäufnisse. Verbunden mit der Frage: Ist es wirklich richtig, was ich tue? Rational weiß ich ja, dass es vollkommen richtig ist. Aber ein nagendes Gefühl der Wehmut nach der "guten, alten Zeit" war trotzdem da. Sowas kann schon ziemlich gefährlich werden. Waren es solche Situationen, bei denen es bei dir "haarscharf" war? Und wie konntest du dir keines Auslösers bewusst sein? Das finde ich spannend!

    Carl Friedrich: Danke für die positiven Worte. Die kolossale Veränderung des Denkens kann gern kommen :)

    Mit dem Hörbuch von Alan Carr tu ich mich echt ein bissl schwer. Er gibt leider null Erklärungen, sondern wiederholt nur gebetsmühlenartig, was für ein schreckliches Gift Alkohol ist (und was für ein toller Typ er selbst ist, weil er es erkannt hat). Ich werds trotzdem fertighören, aber "This Naked Mind" ist um Längen besser. Als nächstes kommt das Borowiak-Buch, da bin ich schon ziemlich gespannt drauf. Was war euer bestes Anti-Alk-Buch?

    Lieben Gruß
    Horizont

    Liebes Tagebuch ;)

    heute hatte ich mehrfach eine ganz seltsame Wahrnehmung: Mir war, als sei ich aufgewacht. Als könnte ich zum ersten Mal seit langem wieder klar und scharf denken. Vielleicht wie Neo in Matrix, als er sich für die richtige Pille entscheidet. Ich will damit gar nicht andeuten, dass ich jetzt geheilt bin, das wäre vermessen und dumm. Und ich bin auch nicht euphorisch und damit kurz vor dem Rückfall. Eher ist es so, als wäre jetzt, nach sechs Wochen, endlich der ganze Alkohol aus meinem Körper draußen. So, als sei ich viele Jahre ununterbrochen entweder drauf oder verkatert gewesen, aber nie ohne alkoholische Beeinflussung. Immer gab es eine Art von Schleier über allen Wahrnehmungen, selbst wenn ich zwischendurch zwei oder drei Tage nicht getrunken habe. Heute war dieser Schleier mehrfach weg, was sich sehr ungewohnt, aber auch ganz ruhig und klar angefühlt hat.

    Guter Zeitpunkt, mich mit dem Alan Carr-Hörbuch ins Bett zu legen. Gestern habe ich schon ein bisschen reingehört und finde es äußerst selbstverliebt, aber es waren auch ein paar Punkte dabei, die genau ins Schwarze treffen. Seinen Vergleich mit der Venusfliegenfalle zum Beispiel finde ich ziemlich treffend.

    Lieben Gruß
    Horizont

    Hallo Carl Friedrich,

    das kann gut sein, ich habe es auch schon mehrfach gelesen. Ich esse auch gern Süßes, insofern passt das, egal ob es bleibt oder wieder geht.

    Das mit der Kopfwäsche glaube ich gern. Man wächst halt langsam in die neue Situation hinein, so kommt es mir jedenfalls vor. Heute habe ich besagtem Freund ein langes Mail geschrieben, in dem ich ganz klar gemacht habe, warum ich derzeit nicht mit ihm sprechen will. So etwas habe ich in der Form auch noch nicht gemacht. Es fühlt sich aber richtig an und ich bin es jetzt losgeworden, das ist die Hauptsache.

    Schönen Sonntag
    Horizont

    Hallo Calida, dein Frühwarnsystem klingt ziemlich interessant. Ich könnte mir vorstellen, dass mir das ziemlich weiterhelfen wird. Ich hatte vor zwei Tagen eine ähnliche Erfahrung. Wie oben geschrieben hatte ich über Nacht Besuch von einer guten Freundin und ihrem Freund. Beide sehe ich eher selten, zusätzlich läuft die Kommunikation teilweise auf Englisch (wegen ihrs Freundes). Weil wir uns selten sehen und Kommunikation auf Englisch mir auch nicht so leicht fällt, weil ich eine starke perfektionistische Ader habe und Englisch eben nicht perfekt spreche, fühle ich mich oft ein bisschen unrund, wenn wir uns das erste Mal nach längerer Zeit wiedersehen. Und in der Tat hatte ich dann auch ständig Gedanken an Alkohol bzw. daran, wie mich dieser in der Situation entspannen könnte. Irgendwann habe ich das Thema angesprochen und ihnen meine neue Situation geschildert. Und erst dann - als sie Bescheid wussten, ich also ganz authentisch sein konnte - ließen die nassen Gedanken nach. Das heißt für mich nicht, dass ich ab jetzt jedem meine Lage schildern werde. Aber es ist ein gutes Warnsystem. Ich werde das weiter beobachten.

    Carl Friedrich, ich habe einen großen Teil deines eigenen Threads gelesen und gesehen, dass dir anfangs auch ganz schön der Kopf gewaschen wurde ;) Das war ganz lehrreich für mich. Ich werde mich definitiv intensiver mit dem Thema Rückfall befassen. Bei der Recherche dazu habe hier ziemlich viel lernen können: edit Moderation - bitte keine Links einstellen - edit

    Wie gesagt gehe ich solchen Situationen sonst aus dem Weg. Es gab z.b. schon drei Betriebsfeiern in meiner trockenen Zeit (dabei arbeitet bei uns abgesehen von mir definitiv kein einziger Alkoholiker). Zu keiner davon bin ich hingegangen. Gesten Abend war auch ein Freund bei uns zu Besuch. Alkohol gab es keinen, wurde nicht einmal thematisiert. Ihn werde ich auch noch einweihen, gestern hatte ich aber keinen Bedarf, schon wieder über das Thema zu sprechen.

    Ach ja, und meine ersten drei Weinflaschen habe ich gestern auch weggegeben. Das war eigentlich gar nicht schwierig. Bin schon gespannt, wie sich das anfühlt, wenn ich die letzte Flache herschenke...

    Noch was ganz Interessantes, das ich eben in "This Naked Mind" gelesen habe: Angeblich kommt das Rauschgefühl des ersten Getränks vor allem daher, dass Glukose durch die Magenwand direkt ins Blut gelangt. Nach 20 Minuten lässt der "Zuckerschock" nach und der Körper giert nach mehr. Das finde ich spannend, weil es erklärt, warum so viele frische Abstinenzler so gerne Süßigkeiten essen. Ich zum Beispiel habe derzeit erstaunlich oft Lust auf Eis, das kenne ich so gar nicht von mir. Und ich gebe diesem Drang gern und ohne schlechtes Gewissen nach. Ist doch was Schönes, sich was zu gönnen. Vor allem, wenn man weiß, dass man sonst zum Alk gegriffen hätte.

    Lieben Gruß
    Horizont

    Hallo Calida!

    Du triffst den Nagel auf den Kopf, ich bin diesbezüglich wirklich sehr unentschlossen. Ich habe lange viel heruntergeschluckt in Beziehungen, wahrscheinlich war das auch ein Grund dafür, viel in Alkohol zu ertränken. Ich arbeite schon länger daran, mehr zu mir zu stehen und klarer und vor allem direkter zu äußern, wenn mir etwas nicht passt. Dein Hinweis ist Bestärkung für mich, dies noch intensiver zu praktizieren. Ich merke zum Glück auch, dass mir die Abstinenz dabei hilft, weil ich nicht nur viel klarer wahrnehme, wie es mir geht, sondern mir schlicht der alkoholische Ausweg fehlt.

    Hallo Carl Friedrich, danke für die Kopfwäsche ;) Ich geb dir (und Calida) ja vollkommen recht: Risikominimierung ist das A und O. Genau deshalb habe ich eben auch keinerlei Kneipen aufgesucht, seit ich nüchtern bin und habe mit den Leuten, mit denen ich hauptsächlich getrunken habe, andere Aktivitäten unternommen. Fürs Konzert habe ich mir explizit vorgenommen, die Veranstaltung zu verlassen, wenn ich Lust auf Alkohol bekommen sollte. Da ich die Band nicht kannte (und deshalb auch unbedingt dort hätte bleiben wollen), wäre das auch nicht schwer gewesen. Ich gehe sehr selten auf Konzerte, insofern wirken diese auch nicht per se als starker Trigger. Aus meiner Sicht war das Risiko in diesem speziellen Fall also überschaubar.

    Hinzu kommt, dass ich es gerade richtiggehend genieße, nichts trinken zu müssen. Ich habe bei dem Konzert nicht den geringsten Saufdruck verspürt, sondern immer nur Erleichterung und Staunen, wie gut sich das "ohne" anfühlt. Wenn es eine "pinke Phase" am Beginn der Trockenheit gibt: Ich habe sie anscheinend... Sorgen macht mir eher der Winter, weil dann der Reiz des Neuen weg ist und die Jahreszeit natürlich auch nicht gerade die Stimmung hebt. Dafür ist es gut, vorbereitet zu sein, und harte Worte wie deine helfen mir dabei.

    Keine Ahnung, ob das oben so rübergekommen ist, aber logischerweise ist kein anderer für mich verantwortlich. Aber in den ganzen anderen Threads hier liest man sehr häufig, dass das Umfeld Nüchterne oft dazu nötigt, mitzutrinken. Und ich freue mich gerade, dass ich davon an diesem Abend NICHT betroffen war.

    Hi Karsten, danke für die Erinnerung. Die Schritte sind mir eh schon bewusst. Ich habe jetzt offen mit einer Psychiaterin geredet, die früher selbst im Entzugsbereich gearbeitet hat und mir deshalb gute Tipps geben konnte und mich an andere Einrichtungen weiterverwiesen hat. Das werde ich jetzt angehen. Außerdem beginne ich jetzt, meine restlichen Weinflaschen zu verschenken, die noch im Keller liegen. Heute kommt Besuch, denen gebe ich gleich ein paar Flaschen mit. Ich bin schon gespannt, ob das einen Trennungsschmerz auslösen wird.

    Danke euch noch mal und einen schönen Tag!

    Hallo Calida,

    danke für das nette Willkommen! Der Freund von mir sieht sich durchaus als Alkoholiker, jedenfalls im privaten Gespräch. Fremden gegenüber hält er das aber natürlich unter Verschluss. Ich habe jetzt für mich entscheiden, das Gespräch zu ihm nicht zu suchen, mich dem aber auszusetzen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Zumindest gebe ich ihm so die Chance, meine Einstellung dazu überhaupt wahrzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen. Ich hab ein bisschen Bammel vor dem Gespräch, aber nachher wird es sich sicher gelohnt haben.

    Mir geht es ein bisschen wie dir, ich habe das anfangs auch niemandem erzählt und bin jetzt dabei, meine Freunde einzuweihen. Dem Alkohol setze ich mich definitiv weniger aus, wobei ich gestern Abend ein sehr erstaunliches Erlebnis hatte. Ich war zu einem Rockkonzert eingeladen, vorher gab es dort noch ein Essen. Alles war gratis, die Getränke logischerweise auch. Dabei waren zwei Freunde und ein paar Leute, die ich entfernt kenne. Kurz gesagt, ein Abend, wo ich unter 4 Litern Bier nicht nach Hause gegangen wäre. Zwei von den Anwesenden (die Freunde) wussten Bescheid, die anderen nicht. Und coolerweise hat mich niemand zum Trinken animieren wollen. Wobei die Leute alle vergleichsweise wenig getrunken haben. Ich war vorher ein bisschen unsicher wegen des Abends und hab mir vorgenommen, dass ich mich der Situation sofort entziehe, wenn es in irgendeiner Form brenzlig wird. Aber stattdessen war es ein total schöner und lustiger Abend. Seltsam war es nur zu Beginn, als der Sekt ausgeschenkt wurde und stattdessen einen Erdbeersaft geordert habe. Aber weder gab es seltsame Blicke noch irgendwelche Kommentare.

    All das heißt nicht, dass ich jetzt ständig auf Konzerte oder andere alkoholgeschwängerte Events gehen werde. Reinen Kneipenabenden möchte ich mich weiterhin entziehen. Aber ich freu mich trotzdem wie ein Schneekönig, dass der gestrige Abend so schön war, obwohl ich meine Krücke nicht dabei hatte. Oder vielleicht sogar, WEIL ich sie nicht dabei hatte.

    Lieben Gruß
    Horizont

    Dante, genau diese Frage stelle ich mir ja auch. Und sie ist gar nicht leicht zu beantworten. Das Telefonsaufen ist allerdings ziemlich lange her, bestimmt ein bis zwei Jahre. In der Zeit hat er mich nicht animiert, sondern einfach in Ruhe seine paar Bier während des Gesprächs getrunken. Aber kann natürlich sein, dass er mich zu animieren versucht, wenn seine Trockenheit vorbei ist. Den Kontakt suche ich gerade sicher nicht.

    Gerade lese ich "This naked mind", ein in den USA ziemlich gehypetes Anti-Alk-Buch. Hat das jemand hier schon gelesen? Ich hab gerade einmal die Suchfunktion verwendet, aber es scheint nirgendwo besprochen worden zu sein. Ich finde es teilweise schwierig zu verdauen, weil es typisch amerikanisch übertrieben geschrieben ist. Aber es macht trotzdem sehr gut auf die Gehirnwäsche aufmerksam, mit der die Werbung (und Gesellschaft) ein bestimmtes - positives - Bild vom Alkoholkonsum in unseren Köpfen verankert hat. Wer Interesse hat, das Buch aber nicht kaufen mag, kann sich auch den Podcast anhören oder sich das bei Youtube reinziehen.

    Muss jetzt arbeiten, schönen Tag euch!

    Hallo ihr, danke für eure lieben Worte! Heute gehts mir ziemlich gut, die Sonne scheint, ich war zwei Stunden radeln und freue mich, dass ich nicht verkatert bin (heute wäre entweder Tag1 oder Tag2 vom Wochenendkater) :)

    Thalia: Gehört die reale Gruppe zu den AA? Siehst du für dich einen Unterschied zwischen der "realen" und der "virtuellen" hier? Ich bin ja damals gleich zu den AA gegangen, auf die Idee, im Internet zu suchen, wäre ich gar nicht gekommen. Aber derzeit fühlt sich diese hier genau richtig an.

    Die Frage mit meinem Freund ist nicht so leicht zu beantworten, da es mehr ein schlechtes Gefühl ist als etwas, was ich rational durchdacht habe. Er hat schon relativ viele Trinkpausen hinter sich, alle haben maximal ein paar Wochen gedauert. Er meinte auch vor einiger Zeit einmal, er könne sich eben nicht mehr vorstellen, nie mehr zu trinken. Er ist außerdem nicht bereit, sich Hilfe in irgendeiner Form zu holen. Ich glaube, mit ihm zu reden, wird mich ziemlich runterziehen. Auch und vor allem, weil er so ein hoffnungsloser Fall ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es Co-Abhängigen so gehen muss. Und schlechte Gefühle kann ich gerade gar nicht brauchen, so egoistisch das klingt.

    Danke für den Tipp, ich hatte mir selbst schon überlegt, einmal mit einer Psychiaterin zu reden. Einen Hausarzt habe ich gar nicht, weil ich nicht so oft krank bin und wenn, dann gleich zum Fachmann gegangen bin. Wollte . ich aber eh schon seit Längerem mal ändern.

    Dante: Wir haben uns in der Tat ziemlich oft zugeprostet, ob beim Skypen oder früher beim Telefonieren. "Telefonsaufen" hab ich eh gern gemacht, immerhin trinkt man dann nicht alleine und kann sich dadurch einreden, dass eh alles paletti ist. Das Ausmaß des Selbstbetrugs ist schon arg! Wir haben über alles mögliche geredet, wobei es meist an der Oberfläche bleibt. Ich habe andere Menschen, mit denen ich richtig in die Tiefe gehen kann. Das ist bei ihm kaum möglich, weil er fast immer abblockt. Das macht die Gespräche schon bisher oft schwierig, weil er sich eben so kaputtmacht. Deshalb hab ich auch schon länger nichts mehr getrunken, wenn wir geredet haben. Einfach um zu zeigen, dass ich nicht mehr mitmache. Von außen betrachtet könnte man wahrscheinlich einfach sagen, ich soll auf den Kontakt verzichten. Aber wir kennen uns schon ziemlich lange und ich mag ihn gern.

    Taxi: Deine Worte machen mir Mut! Die Erschütterung kann ich ganz gut nachvollziehen, wobei sich die schon etwas länger hinzieht. Vor allem die Male, wo ich aggressiv geworden bin (und mich dann nicht einmal mehr daran erinnern konnte) waren sehr schockierend. "Aufgeräumt", naja. Ich habe ziemliche Stimmungsschwankungen, aber andererseits bin ich auch stolz, bis hierhin gekommen zu sein. Außerdem habe ich in den letzten Wochen wirklich sehr viel über meinen Konsum und Leben generell nachgedacht und ein paar Bücher zum Thema gelesen, dadurch kommt vielleicht auch der aufgeräumte Eindruck. Aber ja, auch traurig. Und zwar zu den seltsamsten Gelegenheiten. Am Freitag z.B. hatte ich bis Mittags eigentlich nur positive Erlebnisse. Und plötzlich: das Loch. Ich hätte weinen können und wusste überhaupt nicht, warum. Danach dann den ganzen Tag emotional total wackelig. Das hat dann auch den Ausschlag gegeben, mich hier anzumelden und zu schreiben.

    Vielleicht sage ich ihm das so, das ist eine gute Idee. Vielleicht schreibe ich es ihm auch, mal sehen. Bislang bin ich dem Gespräch aus dem Weg gegangen. Wie ich mich überhaupt eher zurückgezogen habe in den letzten Wochen. Also nicht komplett, aber zumindest von eher schwierigen Menschen. Ich frag mich nur: Was ist, wenn er wieder anfängt zu saufen? Aber die Frage werde ich wohl dann beantworten.

    Danke euch nochmal, der Austausch tut mir sehr gut :)

    Hallo zusammen,

    und danke fürs Freischalten! Da der Vorstellungsthread ja schnell wieder geschlossen wird, wenn ich das richtig verstanden habe, kopiere ich hier noch mal meine Vorstellung hinein. Ich hoffe nämlich, dass das hier ein sehr langer Thread wird und möchte dann auch den Anfang hier stehen haben.


    Ich fange einfach mal damit an, warum ich aufgehört habe - mit dem Trinken natürlich. Bin ich Alkoholiker? Vor fünf Wochen hätte ich das vielleicht noch nicht von mir behauptet, jetzt allerdings wird es mir immer klarer. Das ist ganz seltsam, schließlich hat Alkohol ein gutes Vierteljahrhundert eine enorm wichtige Rolle in meinem Leben gespielt, vielleicht sogar die Hauptrolle. Und trotzdem kommt die Erkenntnis erst - und auch dann nur schleichend - wenn ich eben nichts mehr trinke.

    Noch mal zurück, ich wollte ja erzählen, warum ich überhaupt aufgehört habe. Vor fünf Wochen war einer meiner ältesten Freunde übers Wochenende zu Besuch. Wir haben schon zu Schulzeiten mit allen Arten von Betäubungsmitteln herumexperimentiert, später, in der Studenten-WG ist es eigentlich nur ärger geworden. Irgendwann haben sich unsere Wege getrennt, weil ich weggezogen bin. Seither sehen wir uns aber in regelmäßigen Abständen, gut zweimal pro Jahr. Und kaum sehen wir uns, ist alles wie immer. Nicht nur verstehen wir uns wie gehabt wunderbar, auch unser Konsummuster ist so, als hätten wir in zwei Jahrzehnten nichts dazugelernt. Saufen bis zum Umfallen. Diesmal waren es zwei Tage und Nächte mehr oder weniger durch, zwei Filmrisse inklusive. Danach der für mich wahrscheinlich längste Kater bislang, der fast eine Woche gedauert hat. Und die Erkenntnis: Es geht so nicht mehr weiter.

    Mir war schon vorher klar, dass ein kalter Entzug lebensgefährlich sein kann, aber da mir nicht klar war, dass ich Alkoholiker bin, hätte ich das nie auf mich selbst bezogen. Ging ja dann auch, ich konnte zwar nicht schlafen, aber das kann ich schon seit Jahren nicht besonders. Während des Katers/Entzugs habe ich dann gleich "Nüchtern" von Daniel Schreiber gelesen und hatte sofort das Gefühl: "Das bin ja ich!" Wie ihr ja alle wisst, neigt man als Alkoholiker dazu, sich mit denen zu vergleichen, die noch tiefer drinstecken. Nur um sich selbst sagen zu können, dass es so schlimm ja längst nicht sei. Super Selbstbetrug, das habe ich inzwischen schon verstanden. Dabei waren die Anzeichen seit vielen Jahren unübersehbar:

    - Filmriss sicher zweimal im Monat
    - sehr oft verkatert ins Büro, machmal auch krankgemeldet
    - zuletzt auch immer mal wieder aggressiv geworden, wenn auch nur mit Worten (das will ich aber gar nicht kleinreden, ist schrecklich und beschämend genug, vor allem, weil ich genau den Menschen weh getan habe, die mir am wichtigsten sind)
    - nasses Planverhalten (mit wem kann ich diese Woche noch was trinken gehen? wann kann ich mir unter der Woche trinken erlauben? etc.)

    Ich war sogar vor mehr als zehn Jahren mal bei den AA, hab damit aber gar nichts anfangen können. Die Einsicht war also tatsächlich schon einmal da, aber anscheinend hat der Selbstbetrug das Match damals für sich entschieden... Wenn ich so zurückdenke, fällt mir auch auf, in wie unterschiedlichen Gewändern sich der Alkoholismus zeigen kann. Damals hatte ich eine Phase, wo ich fast jeden Abend getrunken habe und sicher immer 3-6 Halbe Bier. Danach kamen dann aber immer wieder Phasen, wo ich - sogar halbwegs problemlos - nicht mehr jeden Tag getrunken, mich dafür aber regelmäßig richtig abgeschossen habe. In einer solchen Phase bin ich jetzt auch wieder ein paar Jahre, wobei zuletzt die Filmrisse deutlich zugenommen haben (und am Anfang des Trinkens das unbedingte Gefühl, mich abschießen zu wollen). Was ich ganz sicher sagen kann: Ein Glas Wien oder Bier interessieren mich nicht, interessant wird es ab Glas 3. Auch der Geschmack ist mir mehr oder weniger wurscht, Hauptsache, es fährt. Von Schnaps habe ich dennoch fast immer die Finger gelassen, eher habe ich mit anderen Substanzen kombiniert.

    Von außen betrachtet gibt es übrigens keinen Grund zu saufen (angenehmer Job, nette Menschen um mich (auch solche, die relativ wenig Alkohol konsumieren), weitgehend gesund), also muss es wohl die Sucht sein. Natürlich ist mir bewusst, dass es in mir genug gibt, was den Alkohol so unwiderstehlich macht (Versagensängste, Schüchternheit, Traurigkeit, Langeweile und sicher noch mehr), nicht umsonst ist er mir schon ab dem ersten Rausch mit 15 vorgekommen wie eine Offenbarung. Wie der endgültige Problemlöser. Nun, das dicke Ende kommt anscheinend wirklich zum Schluss. Das weiß ich jetzt, obwohl ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass ich gerade erst die Spitze des Eisbergs gesehen habe und da noch sehr viel mehr kommen wird. Das beunruhigt mich ziemlich, auch wenn ich kaum echten Saufdruck habe. Ich habe sogar vor Kurzem einen einwöchigen Urlaub mit meiner Partnerin ohne Alkohol "überstanden", und das ging ziemlich problemlos.

    Was erhoffe ich mir von hier? Ich habe in den vergangenen Tagen recht viel mitgelesen und mir scheint, dass ihr ein ganz freundliches - und kritisch-aufmerksames - Grüppchen seid. Ich freue mich also, wenn wir uns austauschen können!


    Ich möchte auch gleich einmal mit einem Thema anfangen, das mir gerade auf der Seele brennt. Und zwar hat ein weiterer langjähriger Freund, der ebenfalls nicht in meiner Gegend lebt, auch vor zwei Wochen mit dem Trinken aufgehört. Wir telefonieren/skypen in der Regel einmal im Monat. Gestern fragte er auch an, ob wir telefonieren könnten, ich habe aber erst mal abgelehnt, weil ich mich diesbezüglich sehr unsicher fühle. Er hat wesentlich mehr getrunken als ich (jeden Tag über zig Jahre mehrere Liter Bier, dazu auch härtere Sachen). Er sagt seit Jahren von sich, er sei Alkoholiker, er hat auch immer mal wieder Trinkpausen von mehreren Wochen eingelegt, sich aber niemals Hilfe von außen geholt oder sich anderweitig wirklich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt, also z.B. Fachbücher oder Foren wie dieses gelesen.

    Ich fühle mich jetzt hin- und hergerissen. Einerseits ist es schön, wenn noch jemand, den ich lange kenne und mag, sich auf denselben Weg begeben hat wie ich. Andererseits habe ich Angst, dass er es wieder nicht wirklich ernsthaft meint und der Kontakt mit ihm mir nicht gut tut. Nicht mit ihm zu reden oder den Kontakt abzubrechen macht mir aber wiederum ein schlechtes Gewissen, weil ich das Gefühl habe, ihn im Stich zu lassen.

    Wie würdet ihr mit dieser Situation umgehen? Habt ihr schon mal mit einem euch Nahestehenden aufgehört und kennt diese Ängste?

    Danke fürs Zuhören und lieben Gruß an alle :)