Liebe Yvonne,
es tut mir wirklich sehr leid, was du erleben musstest. Ich kann mir vorstellen, wie es dir nun geht und wie verletzt du bist. Es zeigt mir aber auch, was von uns "Co" alles abverlangt wird und wie bereitwillig wir erst einmal alles erdulden, bevor wir hoffentlich irgendwann einmal an einen Tiefpunkt kommen, an dem wir etwas ändern. Ich hoffe, ich bin nun an solch einem Punkt und schaffe es.
Gestern kam mein ältester Sohn zu Besuch. Da er schon vor einigen Jahren ausgezogen ist, konnte ich die letzten 3 Jahre den Rückfall seines Vaters vor ihm verbergen. Er hat in seiner Kindheit so vieles mitgemacht und war die letzten Jahre so intensiv mit seinem Studium und dem Aufbau seines Lebens beschäftigt, dass ich ihn nicht mit den Problemen seines Vaters belasten wollte. Er sollte endlich einmal in Ruhe und unbelastet sein eigenes Leben führen können. Da sich mittlerweile jedoch vieles zugespitzt hat, dachte ich gestern, dass ich es ihm erzählen muss. Er war natürlich enorm geschockt und meinte, er müsste sich jetzt erst einmal klar darüber werden, ob er überhaupt noch Kontakt zu seinem Vater haben möchte. Er hätte für den Rückfall vor 3 Jahren und der Tatsache, was mein Mann seinen Angehörigen damit antut, keinerlei Verständnis. Krankheit hin oder her.
Er zeigte jedoch enormes Verständnis für mich und der Tatsache, dass ich eigentlich mit meinem Mann nicht länger zusammen leben will. Seiner Meinung nach hätte ich mich eh schon vor 20 Jahren trennen sollen. Er hat mich also in meinen Absichten bestärkt und das tat gut. Wir haben dann lange überlegt, wie so eine Trennung vonstatten gehen könnte. Eins ist klar, mein Mann wird nie ausziehen, was natürlich die einfachste Lösung wäre. Für mich ist das Ausziehen schwieriger, da noch 2 Söhne bei mir leben und ich auch 2 Hunde habe, die ich mitnehmen müsste. Mal davon abgesehen, dass die Miete für eine entsprechend große Wohnung mein Budget überschreitet, müsste ich auch erst einmal eine finden, deren Vermieter 2 große Hunde mit aufnimmt. Ich bin mir sicher, dass es hier bestimmt eine Lösung gibt, aber die findet sich sicherlich nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit. Eine Lösung brauche ich aber gleich. Wenn mein Mann in einer Woche aus der Entgiftung kommt, möchte ich definitiv nicht wieder mit ihm unter einem Dach leben. Ich habe Angst, dass sich sofort die gleichen Gewohnheiten wieder einschleichen und er mich ganz schnell wieder in seinen Bann zieht, so dass ich wieder genauso funktioniere, wie er es möchte. Natürlich werde ich auf ihn einwirken, dass er auszieht. Das wird er aber nicht tun. Rauswerfen kann ich ihn nicht, da unser Haus zur Hälfte ihm gehört und er das auch immer wieder betont. Die einzige "Notösung", die ich mir im Moment vorstellen könnte, wäre eine räumliche Trennung innerhalb unseres Hauses. Wir haben unter dem Dach 2 Zimmer und ein Bad, die nicht benutzt werden. Hier könnte er sofort nach der Entgiftung einziehen und ich wäre wenigstens in "meinen Räumen" nicht mit ihm konfrontiert. Das habe ich zwar in der Vergangenheit auch schon immer mal von ihm gefordert und er hat sich massiv dagegen gewehrt, aber hier habe ich noch die größte Hoffnung, dass ich das nächste Woche durchsetzten könnte.
Nun meine Frage. Ich bin mir sicher, der eine oder andere von euch hat das schon praktiziert hat. Macht eine solche Lösung überhaupt Sinn? Man hat das "Problem" ja dann immer noch um sich rum und wird irgendwie doch ständig damit konfroniert. Bringt das tatsächlich eine Erleichterung oder ist das nur eine halbherzige Lösung, die das Leiden für mich nur verlängert? Was meinen Mann angeht, habe ich natürlich auch meine Zweifel. Sollte er sich darauf einlassen, hat sich für ihn ja nichts geändert. Er sitzt weiterhin im gemachten Nest, nach Außen hin wirkt alles normal und die Tatsache, dass er dadurch von mir und den Kindern räumlich getrennt ist, ist ihm doch egal. An uns hat er doch eh kein Interesse mehr.
Ich bin gespannt auf eure Antworten.
Liebe Grüße
Amy