Beiträge von destiny90

    Wieder ist viel passiert seit meinem letzten Eintrag. Seine Exfrau und ich gehen zusammen nochmal zu einer Beratungsstelle. Er hat sich nun einen Termin bei einer Suchtberatung geholt. Ich hoffe es, aber bin nicht sicher, ob er tatsächlich auch hingeht. Am Freitag hatte er wohl (nach seinem Totalausfall am Donnerstag) etwas getrunken, als ich nach Hause kam. Man hat ihm zwar nichts angemerkt, aber er roch nach Alkohol. Samstag hatten wir Besuch und es wurde natürlich auch Bier und Wein getrunken. Ich war die Einzige, die keinen Tropfen angerührt hat. Gestern waren wir unterwegs und es war einer dieser tollen Tage ohne Alkohol. Auch am Abend hat er nichts getrunken. Heute früh hat er mir geschrieben, dass er wieder Alpträume hatte und das bedeutet für mich -> heute wird er wieder trinken. Es würde mich wundern, wenn es anders wäre. Nach einem Totalausfall ist er meistens gesprächsbereit und einsichtig und auch gewillt, etwas zu ändern. Stunden später aber möchte er bereits nicht mehr darüber sprechen, es ist ihm unangenehm und von dem absoluten Änderungs-Willen merkt man dann leider auch nicht mehr viel.
    Und trotzdem: Seit seine Exfrau bescheid weiß, hat sich etwas verändert. Ich fühle mich plötzlich nicht mehr alleine. Fühle mich auch etwas stärker. Sie hat es auch lange Jahre mitgemacht und eigentlich möchte sie ihm auch nur helfen. Wir wissen aber beide, dass es nicht geht, solange er sich verschließt. Vielleicht muss ich mich trennen, vielleicht kommt auch alles ganz anders. Erst einmal warte ich noch ab, ob er tatsächlich zu seinem Termin geht. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt.

    Guten Morgen,
    ich melde mich nach einem sehr entspannten Kinder-Wochenende (aber dem Wissen, dass es nicht so bleiben wird) zurück. Gestern wurde die nächste Eskalationsstufe eingeleitet.

    Eigentlich bereits am Mittwoch:
    Er hat an diesem Abend schon wieder zu den härteren Sachen gegriffen. Ich bin früh ins Bett gegangen, irgendwann kam er total betrunken nach und wollte natürlich noch mal "ran". Ich nicht, habe ihn also mehrfach weggeschoben und irgendwann ist er dann auch eingeschlafen. Gestern morgen bin ich früh aus dem Haus, habe also gar nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Abends sollten die Kinder kommen und ich bin Donnerstags immer etwas später zu Hause. Auf den Bus wartend, habe ich einen Anruf von seiner Exfrau erhalten.

    Sie sagte mir, dass sie am Nachmittag mit ihm telefoniert hat und es war deutlich zu merken, dass er betrunken war. Als sie ihn darauf ansprach, hat er ihr dann auch nach einigem Zögern gebeichtet, dass er ein Alkoholproblem hat. Er hat damit zugegeben, was er wohl ihr gegenüber seit Jahren abgestritten hat. Denn sie hat ihm bereits vor über 15 Jahren gesagt, er hätte ein Alkoholproblem und soll sich helfen lassen. Wir haben uns lange unterhalten und ich habe aus seiner Vergangenheit noch ein paar mehr Dinge erfahren. Ich wusste nicht, dass es mit seiner Trinkerei bereits so lange geht. Allerdings ist er noch immer der Meinung, dass er als intelligenter Mensch den Entzug alleine schafft.

    Ich bin so froh, dass ich mit ihr darüber sprechen konnte. Bin erleichtert, dass es endlich "raus" ist. Wir werden uns sicher auch noch einmal zusammensetzen und schauen, wie es mit den Kindern weitergehen soll. Die Kinder sind gestern selbstverständlich auch bei ihrer Mutter geblieben.

    Als ich nach Hause kam, lag er total betrunken im Bett und hat immer wieder aufgeschrien (irgendwelche obszönen Dinge, die ich hier nicht wiedergeben will). Das ist leider immer so. In der Küche war das Chaos ausgebrochen. Er hatte wohl noch versucht, etwas zu kochen, es dann aber aufgegeben. Auch im Bad hat er Spuren hinterlassen, überall Zahnpasta. Wenn man bedenkt. dass er ansonsten ein sehr ordentlicher (fast schon putzsüchtig) Mensch ist.
    Irgendwann später ist er nochmal aufgewacht, wusste nicht, wieviel Uhr es ist und was los ist und ist nach wenigen Minuten wieder im Bett verschwunden.

    Irgendwie fühle ich mich gerade wie in Watte, alles scheint so unwirklich zu sein. Aber ich habe das Gefühl, dass der Stein gestern ins Rollen gekommen ist. Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Ich fühle mich plötzlich auch nicht mehr so allein. Versteht ihr das?

    Auch ich kopiere meine Zeilen aus der Vorstellungsrunde:
    Hallo Klaudia,

    wow! Ich bin sprachlos!
    Deine Geschichte ist meiner so ähnlich. Nur, dass bei uns (bisher) kein Blut geflossen ist. Aber ansonsten finde ich mich da absolut wieder.
    Und ich habe den Wunsch, mich mit dir auszutauschen. :)
    Ich habe hier bisher schon ganz viele verschiedene Geschichten gehört und auch sehr hilfreiche Tipps bekommen.
    Auch ich bin noch nicht soweit, dass ich gehen kann. Aber ich weiß, ich muss es tun. Das ist "unsere" einzige Chance. Und wenn nicht das, dann ist es zumindest "meine" Chance.
    Viele Grüße
    destiny

    Hallo lütte,
    natürlich hoffe ich, dass sich das "Problem Alkohol" in Luft auflöst und sich alles von alleine regelt. Das ist meine Hoffnung, aber ich weiß auch, dass das nicht passieren wird und ich für mein Glück selbst verantwortlich bin.
    Sicher muss ich aktiv werden und konsequent sein. Aber ich weiß nicht, ob es heute, morgen oder nächste Woche (nächsten Monat) sein wird. Und ich habe Angst davor. Ich denke, dass es dir ähnlich ging.

    Hallo Caruso,
    das sollte kein Schönreden sein, es war lediglich ein Update der letzten Tage und die Summe meiner Beobachtungen aus der ganzen Zeit mit ihm. Ich weiß, dass er wieder trinken wird (besser: ich befürchte es) und dass es nur eine Frage der Zeit ist.

    Hallo Aurora,
    ich hatte heute morgen schon etwas geschrieben, aber entweder nicht auf "Absenden" geklickt oder es ist irgendwo sonst hängengeblieben. Also versuche ich es noch einmal.
    Ich denke sehr viel darüber nach, was mich tatsächlich hält. Der bedeutendste Grund ist sicherlich, dass ich diesen Mann auch ganz anders kenne. Dass ich weiß, was für ein wunderbarer Mensch er eigentlich ist. Gefühlvoll und aufmerksam. Ich bin aber nicht so naiv zu glauben, dass sich die aktuelle Situation kurzfristig (oder mittelfristig) wieder ändern wird. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    Er hatte jetzt einige gute Tage. Zwar mit ein paar Bier und schlechter Laune (Entzugserscheinungen) am Abend. Aber eben nicht mit dem härteren Alkohol. Und er war infolgedessen weitesgehend nüchtern. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er sehr viel zu tun hatte, geschäftlich unterwegs war und er an diesen Tagen sowieso nicht soviel trinkt.
    Gestern Abend war ich alleine und konnte ganz entspannt den Abend genießen. Ich musste nicht ständig daran denken, was oder wieviel er trinkt und auch nicht seine schlechte Laune ertragen. Aber trotzdem habe ich ihn vermisst. Den Mann, den ich einmal kennengelernt habe. Den vermisse ich sehr. Immer.
    Heute Abend beginnt das "Kinder-Wochenende" und meine Gedanken kreisen ununterbrochen darum, was mich erwartet. Heute, morgen und am Samstag. Ich weiß, es ist nicht gut. Aber ich kann die Gedanken nicht abschalten.
    Und um deine Frage mit einem Satz zu beantworten: Ein kleiner Funken Hoffnung hält mich noch dort.

    Hallo Sunny,

    das mit den Kindern ist mein größtes Problem.
    Die beiden sind 15 und 12. In der Beratung wurde mir noch einmal gesagt, dass ich verpflichtet bin, etwas zu unternehmen. Ansonsten mache ich mich zur Mittäterin, wenn ich nur zuschaue. Das Wort Kindeswohlgefährdung ist mehrfach gefallen.
    Am Wochenende habe ich ihm gesagt, dass ich beim nächsten Mal die Kinder sofort zu ihrer Mutter bringen werde. Etwas anderes fällt mir nicht ein. Habe ich noch eine andere Wahl?
    Ihm ist auch bewusst, dass dann der Stein ins Rollen kommt. Denn seine Ex wird Fragen stellen.
    Ich habe lange mit ihm gesprochen, es war aber mehr ein Monolog. Und ich befürchte, dass es nicht wirklich bei ihm angekommen ist.
    Ich habe von meinem Beratungsgespräch erzählt und von diesem Forum. Er hat zugehört und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Ansonsten kam von ihm kein Wort.
    Ja, ich hoffe noch, dass er es schafft.... Wahrscheinlich bin ich aber auch noch nicht soweit, dass ich loslassen kann.
    Alkohol ist ein Arschloch!

    Hallo Caruso,
    vielen Dank für deine Worte. Gab es bei dir einen Auslöser für die Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann und darf? Etwas, dass den Leidensdruck hat zu groß werden lassen? Ich bin wohl auch viel zu nachgiebig und verständnisvoll. Ich habe sogar manchmal den Eindruck, er würde sich wünschen, dass ich mehr Druck mache und den Stein endlich ins Rollen bringe. Nach gestern habe ich jetzt wohl auch keine andere Wahl mehr, um die Kinder zu schützen. Aber es fällt mir unendlich schwer.
    Hast du dir dann Hilfe geholt und in welcher Form? Oder hast du es tatsächlich alleine geschafft?

    Update: Er hat sein Versprechen nicht gehalten. Als ich nach Hause kam, war er schon total betrunken und die Kinder waren schon da. Wir hatten eine heftige Diskussion deswegen. Aber ich vermeide den Streit, wenn er in diesem Zustand ist. Es bringt dann überhaupt nichts. Er hat mir gestern mehrfach gesagt, ich solle wieder ausziehen und dass es seine Sache wäre, wenn er trinkt. Und dass es mich nichts angehe, weder was oder wieviel er trinkt, noch was die Kinder angeht. Ich hätte nichts mit den Kindern zu tun und solle mich nicht einmischen. Diese Aussagen kamen ständig im Wechsel mit: Ich habe dich total lieb und bin froh, dass du da bist.
    Er hat Recht, wenn er sagt, dass es seine Entscheidung ist, zu trinken. Aber es geht mich sehr wohl etwas an, wenn die Kinder darunter leiden. Ob ich nun die Mutter bin, oder eine Außenstehende. Das Wochenende haben wir für uns und ich werde einen Zeitpunkt abwarten, an dem er nüchtern ist und dann muss ich mit ihm sprechen.
    So geht es auf jeden Fall nicht weiter.
    Wenn er keine Einsicht zeigt und weiterhin nicht bereit ist, sich Hilfe zu holen, werde ich mir eine Wohnung suchen. Aber vorher dafür sorgen, dass die Kinder ihn in diesem Zustand nicht mehr erleben müssen.
    Und es tut weh - sehr weh!
    Denn eigentlich möchte ich nur, dass er aufhört zu trinken und ich mit ihm zusammen glücklich bin.
    Ich weiß, dass ihr dieses Gefühl kennt. :)

    Hallo Lütte,

    sorry, es gab einiges zu tun am Wochenende und Anfang der Woche, daher erst jetzt die Antwort.
    Es war ein sehr guter Termin. Zwar habe ich nicht sehr viel Neues erfahren, da ich bereits vorher viel gelesen habe. Trotzdem war es wichtig für mich, einmal darüber mit jemandem sprechen zu können.
    Auch habe ich einige Adressen von SHG bekommen. Das wird mir sicher helfen.
    Ansonsten war das Wochenende zweigeteilt. Samstag hatte er getrunken, aber sich noch so irgendwie im Griff. Sonntag hat er nichts getrunken, war aber ziemlich zittrig und schlecht gelaunt. Gegen Abend sind dann auch wieder einige Türen zugeflogen. Er ist früh ins Bett gegangen und auch Montag und Dienstag hat er "nur" etwas Bier getrunken.
    Er hat dann aber so schlecht geschlafen, dass natürlich gestern der Griff zur Flasche wieder vorprogrammiert war.
    Heute sind seine Kinder wieder für eine Nacht da. Ich habe ihm gestern gesagt, falls er heute einen schlechten Tag hat, soll er klären, dass die Kinder nicht kommen. Ob er sich daran hält, werde ich später sehen. Versprochen hat er es mir.
    Ich habe bei meinem Gespräch mit der Suchtberatung gelernt, dass es grundsätzlich nicht meine Aufgabe ist, die Kinder oder seine Ex ins Boot zu holen (schon gar nicht die Kinder) und ich zuerst einmal mit ihm sprechen muss. Ihm klarmachen muss, was die Konsequenzen sind, wenn er so weitermacht. Wenn er die Konsequenzen kennt, ist es seine Entscheidung, was er daraus macht.
    Es wird sicher noch einiges passieren, dennoch fühle ich mich durch die Anmeldung hier und mein Gespräch letzte Woche etwas gestärkt.

    Vielen Dank Lütte. Du hast sicher recht, mit dem was du sagst. Aber die Kinder wurden schon längst mit reingezogen. Wenn die Frage kam, was denn mit Papa los ist, habe ich bisher nur geantwortet: "Es geht ihm nicht gut". Grundsätzlich ist es ja auch nicht gelogen, dennoch fühle ich mich wie eine Lügnerin.
    Aber sicher ist es die bessere Entscheidung, mit der Mutter, statt mit den Kindern zu sprechen. Ich bin gerade völlig überfordert mit der Situation.
    Es hilft mir aber schon sehr, dass ich hier im Forum darüber schreiben kann und Feedback von anderen Betroffenen erhalte.
    Auch ist mir der Termin bei der Suchtberatung sehr wichtig und ich erhoffe mir einiges davon.
    Ich liebe diesen Mann und ich hoffe so sehr, dass er es schafft und wir eine gemeinsame Zukunft haben.

    Mein Partner ist alkoholabhängig. Er befindet sich gerade in einer Abwärtsspirale, trinkt immer häufiger. Teilweise fängt er morgens schon an. Da er überwiegend im Homeoffice arbeitet, hat er auch jederzeit Zugriff auf seinen "Stoff". Wenn ich am Morgen aus dem Haus gehe, weiß ich nicht, was mich Abends nach meiner Rückkehr erwartet. Am Schlimmsten aber sind die Tage, an denen seine Kinder da sind. Alle zwei Wochen für 4 Tage/Nächte. Er setzt sich dann selbst so unter Druck, weil er weiß, dass er gerade dann nichts trinken darf. Und greift wieder zur Flasche, weil er diesem Druck nicht standhalten kann.
    Bisher konnte er noch alles verheimlichen und ich musste ihm versprechen, nicht darüber zu reden. Aber die Kinder sind nicht blöd und merken es immer wieder, dass er nicht nüchtern ist. Trotzdem traut sich keiner, das Thema anzusprechen.
    Nur einmal war er bisher so betrunken, dass sein Sohn ihn angeschrieen hat, dass er nicht mehr kommen will, wenn er nochmal so "komisch" ist.
    Am nächsten Morgen hat er sich bei seinen Kindern entschuldigt und versprochen, dass es nicht mehr vorkommt. Nur: seine Versprechen in dieser Hinsicht kann er schon lange nicht mehr einhalten.
    Ich weiß gerade nicht wirklich, wie ich mich verhalten soll. Sollte ich die Kinder beiseite nehmen und mit ihnen darüber reden? Sie haben doch ein Recht darauf, zu erfahren, was los ist, oder nicht? Oder lehne ich mich damit zu sehr aus dem Fenster? Sollte ich mit der Mutter der Kinder reden? Ich bin auch Mutter und könnte sie verstehen, wenn sie die Kinder nicht mehr zu ihm lässt. Hintergehe ich ihn damit? Oder helfe ich ihm?
    Er hat einmal damit gedroht, sich umzubringen, wenn die Kinder nicht mehr zu ihm dürfen. Lasse ich es einfach so laufen, fühle ich mich selbst wie eine Lügnerin. Es ist doch unfair den Kindern gegenüber. Spreche ich jedoch mit ihnen, bringe ich evtl. einen Stein ins Rollen, dessen Auswirkungen ich noch überhaupt nicht abschätzen kann. Das macht mir Angst.
    Vielleicht erhalte ich hier einige Tipps, vielleicht aber auch erst nächste Woche bei der Suchtberatung.
    Heute Abend und das Wochenende werden wieder kritisch.