Beiträge von Naii

    Hallo,
    Ich war früher ein Co-Abhängiges Kind. Ich habe gedacht ich hätte meinem Vater helfen können, aber habe nur Ablehnung und Schläge bekommen als ich so viel für ihn gemacht hab. Letztes Jahr habe ich ihn nach seinem selbstmord in seiner Wohnung gefunden.

    Er wusste, dass ich ihn besuchen kommen wollte. Er wusste genau dass ich ihn so finden würde.

    Ich fühle mich jetzt schuldig. Meinetwegen hat er sich geschämt und wie ein Versager gefühlt. Meinetwegen war es einfach für ihn zu trinken. Ich habe ihm sozusagen gezeigt : ich mach das schon, sauf ruhig...

    Wäre ich einfach stärker gewesen und nicht so dumm, könnte er vielleicht noch leben, dann hätte ich ihn nicht gefördert zu trinken durch meine Co - Abhängigkeit

    Ich kann damit einfach nicht abschließen. Die Zeit nach dem Tod ist noch viel schlimmer, obwohl jetzt das ganze Theater vorbei ist

    Hallo,
    ich kann die Situation sehr gut verstehen, auch mein Vater wurde immer aggressiv und hat uns terrorisiert.
    Vielleicht wäre ein Neuanfang nicht schlecht. Damit meine ich eine neue Wohnung. Dass du weg bist, Abstand gewinnst. Es schützt dich und vor allem deinen Sohn. Du machst das schon so lange mit. Du hast erkannt wie schlimm die Lage ist. Er wird höchstwahrscheinlich erstmal nichts ändern, also änder du was.

    Wie alt ist dein Sohn? Wenn er noch jung ist und bei dir wohnt, trägst du die Verantworten. Also trage sie und schütze ihn. Es ist traurig, dass er Schutz vor dem eigenen Vater braucht, aber die Lage lässt sich nicht ändern. Er muss es selber wollen. Als damals Co-Abhängiges Kind habe ich heute die bittere Einsicht darüber.

    Also denke bitte nochmal in Ruhe darüber nach. Natürlich nimmer es einen mit, aber nur wenn du einen Schritt heraus wagst, ändert es sich für dich. Es ist schlimm was dir angetan wurde und wird. Aber bitte versuche dein Leben nicht davon abhängig zu machen. Du selbst bist verantwortlih für dein Glück oder dein Unglück. Genau wie dein Mann.
    Denkst du nicht auch ein Umzug würde helfen?

    Hallo.
    Ich bin neu hier im Forum.
    Mein Vater ist leider letztes Jahr an Selbstmord gestorben.
    Ich selbst bin ein Co-Abhängiges Kind gewesen. Habe mich als ich 14 war sogar gegen meine Mutter gestellt, um meinen Vater jedes Wochenende zu besuchen. Es war eben so, dass ich mein Leben nach meinen alkoholkranken Vater gerichtet habe. Er war leider sehr agressiv und immer sauer auf mich. Meine Co-Abhängigkeit definiert sich dadurch, dass ich ihm von klein auf gefallen wollte, mich abgekapselt habe, um auf ihn "aufzupassen" und auf sehr viele Dinge verzichtet habe, da ich nicht wusste ob es ihn sorgt oder wütend macht. Mit 12, nachdem sich meine Mutter von ihm getrennt hat, bin ich dann zu ihm gegangen und habe mich um ihn gekümmert und den Haushalt geschmissen, da es verheerend bei ihm aussah.
    Dann letztes Jahr habe ich ihn leider tot in seiner Wohunung gefunden, ich weiß nicht ob es allein am Alkohol lag, aber ich denke das war der Grund, warum sein Leben außer Kontrolle geriet.

    Nun zu meiner eigentlichen Frage:
    Ich dachte eigentlich ich würde ihm damit wieder Kraft geben, ihn dazu ermutigen weiterzumachen, ihn dazu ermutigen aufzuhören. ich wollte ihm helfen davon frei zu kommen. Aber letztens bin ich mit meinem Therapeuten auf das Thema Co-Abhängigkeit gekommen, worüber ich mir vorher nie Gedanken gemacht habe. Ich denke jetzt anstatt ihm zu helfen, habe ich ihn eher dazu gebracht noch weiter zu trinken. Wegen mir konnte er saufen und saufen... weil ich ihm sozusagen gezeigt habe: Hey, keine Sorge, ich mache das schon für dich...

    Diese Gedanken gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich fühle mich schuldig an dem Selbstmord meines Vaters. Ich habe das Gefühl sein Alkoholproblem nur noch schlimmer gemacht zu haben. Es frisst mich auf, ich komme mit den Gedanken nicht klar. Als Co-Abhängiger fällt es mir natürlich schwer nachzuvollziehen wieso er diesen Weg gewählt hat. Ich höre oft nur das Wort "ich" von Alkoholikern. Aber was ist denn mal mit uns? Ich habe meine Kindheit geopfert, er hat sich als Dank umgebracht, oder teilweise auch wegen mir?

    Hallo Klecks,

    also ich selbst war damals 12, als sich meine Mutter von meinem Vater getrennt hat. Ich kann dir sagen, dass es eine Erleichterung gewesen ist. Als Kind geht das meistens noch, aber wenn ich bedenke ich hätte als Jugendlicher mit meinem alkoholkranken Vater zusammenleben müssen, wäre es bestimmt schwerer gewesen. Natürlich wird die ganze Situation auch für deinen Sohn nicht leicht werden, das ist klar. Aber das ist nicht deine Schuld. Du bist nicht diejenige, die ihren Sohn im Stich lässt.

    Die Trennung schafft Distanz, aber trotzdem hat man verständlicherweise eine Bindung zu seinem Vater. Ich habe mich sehr gesorgt, aber es war für mich damals einfacher nicht 24/7 in seiner Nähe sein zu müssen. Das tut mir zwar Leid zu sagen, aber wir sind auch keine Maschinen, wir müssen auch einen Schlussstrich ziehen irgendwann, auch mal an uns denken. Da ich ein Co-Abhängiges Kind, heute sehe ich die Dinge klarer.

    Du musst dein 5-Jähriges Kind auch nicht bei seinem alkoholkranken Vater alleine lassen. Wenn er eine Gefährdung für die Kinder darstellt, kann ihm das Sorgerecht entzogen werden. Es bedeutet auch nicht, dass er keinen Kontakt zu seinem Vater mehr haben kann. Er kann ihn trotzdem noch sehen. Meine Mutter hat es damals auch so gemacht. Wir haben unseren Vater trotzdem gesehen.

    Hallo :D

    Ich habe mich mal durch den Thread hier gelesen, da ich es sehr interessant und finde. Als Angehöriger interessiert es mich natürlich sehr, auch mal zu wissen wie sich die Abhängigen fühlen und was typische Gedanken eines Alkoholikers sind.

    Auch ich habe eine Frage. Ich habe oft von dem Thema Schuld gelesen. Ich selbst denke auch nicht, dass es unbedingt Schuld ist, dennoch gibt es keine Entschuldigung für das Verhalten, dafür wie mit uns Angehörigen umgegangen wird. Ich möchte aber auch niemanden hier Anmachen dafür, da es ja eben eine Sucht ist, das Handeln und die Gedankengänge eines Menschen verändert.

    Ich selber würde mich dafür interessieren was ihr fühlt und denkt, wenn euer Sohn oder eine andere geliebte Person vor euch steht und euch sagt, wie sehr man sich eine gesunde Beziehung zueinander wünscht. Wie sehr man seinen Vater, Partner oder was auch immer liebt, ihn bittet auch mal auf uns zu achten.
    Und merkt man als Alkoholiker überhaupt das Zugrundegehen der Angehörigen? Wenn man genau weiß wie die Familie leidet und trotzdem lieber den Alkohol wählt ,wie schwer muss der Weg hinaus sein? Das ist für mich, der nie ein Alkoholproblem hatte unbegreiflich. Auch als damals Co-Abhängiges Kind und Teenager. Da man sein Leben aufgeopfert hat, damit es der Person besser geht. Wieso möchten, oder könnnen Alkoholkranke es oft nicht wahrnehmen?
    Ich urteile wie gesagt nicht, ich möchte einfach endlich verstehen.