Hallo Gerhard,
ich habe dieses Gefühl, weil du einerseits sagst, dass du aufhören willst, dich andererseits aber nicht um schnelle Hilfe bemühst.
Aber ich denke, der Termin bei der Suchtberatung wird dir sicherlich helfen, zu entscheiden, welches der richtige Weg ist.
Die von Carl Friedrich beschriebene ambulante Therapie hätte mir nicht geholfen.
Ich habe grundsätzlich nur abends nach der Arbeit getrunken, zuerst nur Wein. Als ich merkte, dass die Zeit zu kurz ist, da sich ja die Toleranz verändert, bin ich auf Wodka und Gin umgestiegen.
Auch ich bin auf der Arbeit nie auffällig geworden und habe mich nie krank gemeldet.
Als ich in die Suchtreha gegangen bin, habe ich meinem Arbeitgeber gesagt, dass ich in eine psychosomatische Klinik gehe.
Ich habe vor der Reha keinen Entzug gemacht. Als der Bescheid von der Rentenversicherung kam, dass meine Reha bewilligt ist und ich für 16 Wochen in die Klinik soll, habe ich auch bis zum Termin weiter getrunken.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich mich nicht freiwillig dazu entschieden habe.
Letztendlich war ich 19 Wochen in der Klinik!
In der Zeit musste ich einmal für 3 Tage nach Hause fahren, quasi als Teil der Therapie. Um zu schauen, wie es mir in meinem häuslichen Umfeld ergeht.
Und zusätzlich mit der Aufgabe, einen Termin bei meinem Chef zu machen und ihm die wirklichen Gründe meiner Krankschreibung zu "beichten"!
Das Gespräch habe ich mit meinem Bereichsleiter und mit meinem direkten Vorgesetzten geführt. Beide saßen da und waren sprachlos. Das hat mich im ersten Moment total verunsichert.
Ich habe nachgefragt und sie sagten mir, dass sie geschockt wären, weil ihnen nie etwas aufgefallen wäre.
Sie fanden es aber sehr positiv, dass ich mich geoutet habe.
Auch hier gilt, dass jeder seinen Weg finden muss, wie er mit seiner Krankheit umgeht.
Gruß
Ute