Beiträge von Toivo Ja Voima

    Hallo ihr Lieben, dieser Text ist noch nicht fertig aber der Schluss ist für mich ein bisschen schwer zu erzählen, darum setzten ich den ersten Teil schon Mal hier rein. Und auch so habe ich noch nie ganz bewusst diese Geschichte erzählt. Ich muss, damit es nicht ewigkeitenlang wird, sehr viel weg lassen. Habe aber gemerkt, ich möchte es für mich (und mein Buch) irgendwann einmal komplett aufschreiben. Das wird aber emotional mich noch Mal fordern. Hätte ich nicht so gedacht. Eigentlich vertrete ich die Meinung, ich kann es eh nicht mehr ändern, also was bringt "rumheulen" über längst vergangene Sachen.


    Hallo,
    ich möchte euch hier über meine leibliche Mutter erzählen. Warum leiblich, weil meine Schwester und ich adoptiert wurden.

    In unserer Familie besteht seid Ewigkeiten ein Suchtproblem. Mit allen Möglichen Substanzen.
    Mein Mutter war schwer Heroin und wohl auch da schon Alkoholabhängig, als meine Schwester und ich in der Wohnung halb verhungert gefunden wurden. Ich war etwa 1 Jahr und habe dank meiner Schwester überlebt. Sie holte damals gerade mal 3 1/5 Jahre , überall wo sie dran kam, Essen und Trinken für mich.
    Irgendwann war nichts mehr da.

    Meine Mutter befand sich zu der Zeit angeblich im Koma, ob das so alles stimmt oder wir einfach nur uns selber überlassen wurden, keine Ahnung. Ich weiß aus den Gerichtsakten, dass sie wohl wirklich lange im Krankenhaus war.
    Ich kam Heroin-Abhängig auf die Welt, bei meiner Schwester wissen wir es nicht ganz genau.

    Wir wurden dann in einem Hauruck-Verfahren in eine total ungeeignete Familie gepackt.

    Das kurz zur Vorgeschichte.

    Als ich 15 Jahre war und schon in Heimen und/oder auf Straße lebte, meine eigene Drogenkarriere schon im Gange war, da fand uns unsere Mutter. Wir sind nicht Deutsch und sie ging zurück in unser Heimatland, weil sie selber sagte, in Deutschland wäre sie nie vom Heroin clean geworden.

    Der Tag als ich, unerlaubterweise da nicht volljährig, Bescheid bekam das meine Mutter sich gemeldet hat, werde ich nie vergessen. Es war Gefühlsachterbahn total. Auch jetzt kommen mir die Tränen. Es war das krasseste was ich in meinem Leben erlebt habe. Selbst als sie irgendwann vor mir stand, war das nicht so heftig als das man mir sagte, Deine Mutter hat dich seit Jahren gesucht. Und weil deine Schwester jetzt 18 Jahre wurde, durfte sie Kontakt haben.
    Deine Schwester will aber nicht. Mir wollten die Leute im Heim das aber nicht verheimlichen.

    Das erste Mal Interessierte sich jemand für mich und ich dachte, jetzt wird alles gut. Na ja was ich da noch nicht wusste, man lässt die Drogen nicht einfach beim Dealer, nur weil seine Mutter sich gemeldet hat.

    Mit 16 bin ich dann zu ihr in unser Heimatland, es war die schönste Zeit meines Leben. Warum ich nach ein paar Monaten zurück musste lass ich hier weg, damit man nicht sofort weiß wer hier schreibt von meiner Familie. Es lag aber nicht an ihr. Trotzdem muss ich heute gestehen, war da ihr (erneutes?) Alkoholproblem deutlich sichtbar. Damals fiel mir das nur nicht so auf, war ich doch selber ein süchtiger Mensch, wenn auch zu der Zeit mal sauber in Sachen Heroin/Benzos. Allerdings trank ich manchmal fleißig mit.

    Sie fing eigentlich morgens schon mit Alkohol an, spätestens Mittags. Wie bei so vielen, fiel es aber nicht so auf, weil sie normal Arbeiten ging und, weil jeder in ihrer Umgebung fast den gleichen Umgang mit Alkohol hatte.

    Trotz das ich auf der Straße lebte in Deutschland, hatten wir immer Kontakt. Ich bin in Telefonzellen, hab sie schnell angerufen nur eine Nummer durch gegeben und sie rief zurück.
    Man kann von meiner Mutter halten was man will aber sie war, zumindest wie ihr möglich, für mich da. Sie kam auch mehrfach hier hin geflogen um mich aus der Scheiße zu holen. Sie durfte mich aber nicht mitnehmen. Oder zum Glück, sonst wäre ich vielleicht heute auch Alkoholkrank.

    Irgendwann änderten sich die Telefonate aber sie war immer öfter deutlich angetrunken. Bis dann der Moment kam, wo sie nicht nur angetrunken sondern total betrunken anrief. Zu der Zeit hatte man, selbst auf der Straße, schon Handy. Und so rief sie immer öfters im besoffenen Zustand an und fing an herum zu streiten, oft mit Beschimpfungen.
    Als ich dann dabei war den Absprung von der Straße und von meinem Suchtmittel zu schafften machte ich einen klaren Schnitt.

    Ich brach den Kontakt ab. Mhh mir wird jetzt erst bewusst, eigentlich machte ich mich nur unsichtbar, war es doch das, was ich mein ganzen Leben gelernt habe. Nicht sichtbar sein.

    Sie konnte mich nicht mehr kontaktieren und wusste nicht mehr, wo ich war. Auch meine Schwester wusste ja nicht von mir. Das machte ich allerdings um sie zu schützen.

    Und jetzt frag ich mich, hätte ich ihr den wahren Grund des Kontaktabbruchs gesagt, wäre dann was anders geworden…..Ich weiß, NEIN! Trotzdem sitze ich hier und weine.

    Habe noch nie so bewusst darüber geredet und es kommt doch viel hoch.

    Jahrelang hörte ich dann immer nur über meine Schwester was, wenn ich mal zu ihr Kontakt hatte, genau so schnell tauchte ich aber auch unauffindbar wieder ab.

    Meine Mutter habe ich das letzte Mal an irgendeinem Geburtstag gesehen. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, welcher Geburtstag. Ich war voll drauf und mich fuhr mein Dealer hin.

    Als ich ankam waren alle schon angeheitert, ich trank zu meiner Junkzeit überhaupt keinen Alkohol.
    Meine Mutter versuchte sich nichts anmerken zulassen aber sie war sichtlich geschockt, von meinem Anblick.


    Auf jeden Fall war ich irgendwann soweit stabil das ich sagte, diesen Sommer fliege ich zu meiner Mama. Ich vermisste sie ja auch unheimlich aber gleichzeitig ging, zu der Zeit, mein Eigenschutz vor. Ich wusste ohne diese „Trennung“ komme ich selber nicht von der Sucht los.

    Hallo Linde
    mhh wenn ich dir jetzt sage, dass ich gestern 13 Kilometer gelaufen bin.......und das bei mir wenig ist...
    Ich wäre Ende des Monats eigentlich den Mammutmarsch in Berlin gelaufen, 100KM in 24 Stunden. Den Hike at Home (das war die Corona Alternative) bin ich nur in den eigenen 4 Wänden gelaufen, In 56 qm 100KM in 24 Stunden und 46 Minuten inkl. Pause.gerechnet. Und da hatte ich den Bandscheibenvorfall wohl schon.

    Hatte zwar schon Rückenschmerzen aber so ging beim Laufen echt, sonst hätte ich das ja nicht gemacht. Gesundheit geht vor.

    Ich denke dann beim Laufen sehr viel nach oder ich gucke einfach in der Gegend herum. Was dann zu so Sachen, wie den Schrauben führt.
    Und wenn mir was ständig an einem Tag passiert, begegnet, überlege ich mir, ob das was aussagen soll.

    An Gott oder so glaube ich nicht aber seit dem ich das mache, hat sich vieles echt super gefügt und mir Erkenntnisse gebracht, die es ohne dieses denken, nicht gegeben hätte.

    Also mache ich es einfach weiter ;)
    Und wenn da so tolle Entschlüsse raus kommen, ist alles gut :)

    Wünsche dir einen schönen Tag

    Hallo ihr Lieben,
    bei mir gibt es etwas neues.
    Es ist zwar nichts mit meiner Schwester, ich finde aber es gehört hier trotzdem hin und irgendwie freue ich mich, diesen Entschluss gefasst zu haben.

    Habe ja schon geschrieben, dass ich nur sehr selten was trinke und die letzten Jahre habe ich immer mehr Abneigung gegen den Alkoholkonsum in der "normalen" Gesellschaft bekommen. Seit ich mitbekommen habe, dass meine Schwester Alkoholikerin ist habe ich allerdings eine immer größere...mhh eigentlich mittlerweile eine immer größere Wut auf Alkohol und den gesellschaftlichen Umgang damit.

    Mir kam seit 2,3 Monaten immer öfter der Gedanken, gar nichts mehr trinken ist doch cool. Wirklich zu sagen, ich werde Alkoholfrei auch die 2,3 mal im Jahr ein Glas Wein lasse ich weg.
    Ich habe die letzten Wochen gemerkt, der Gedanke gefällt mir immer mehr.

    Gestern lief ich die 5 Kilometer von meiner Bandscheiben- Pysio zurück nach Hause und habe ständig Schrauben auf dem Boden liegen sehen.
    Irgendwann dachte ich mir, was will mir den damit gesagt werden, das die mir gerade auch so auffallen.

    Mhh vllt irgendwas feste machen. und da kam mir der Gedanke, Alkoholfrei leben feste machen.

    Anti-Alkoholiker werden stimmt ja nicht, war ich ja nie. Mir hat dieser Gedanke aber so gut gefallen das ich, durch die Schrauben ( ;) ) jetzt es feste gemacht habe. Ich werde Alkoholfrei leben und es fühlt sich toll an, diese Entscheidung getroffen zu haben.

    Das wollte ich nur kurz erzählen *hihi*
    Jetzt gehe ich wieder Kerzen gießen, ein neues Hobby von mir :D

    Wünsche euch allen einen schönen Tag und bleibt gesund.

    Hallo Helmut,
    ich habe jetzt (noch) keine konkrete Frage, wollte aber sagen, echt super das du den Beitrag ins Leben gerufen hast.

    Obwohl ich selber süchtig war von anderen Drogen, ist Alkoholismus für mich so total unbekanntes Land und so stehe ich hilflos dem Alkoholismus meiner Schwester gegenüber.

    Danke für deine Offenheit und die Chance Fragen zu stellen als Angehöriger.

    Dankeschön.
    Ja, zZ. ist es auch noch schmerzhaft aber das geht auch wieder weg.
    Bin nur gerade, da durch auch 4 Mal die Woche bei der Pysio. 2 für Bandscheibe, 2 für Hüfte.
    Somit voll beschäftigt ;)

    Ich werde auf jeden Fall berichten, wie es gelaufen ist.
    Lese mich gerade durch das Forum. Bei manchen Beiträgen würde ich auch gerne antworten aber oft sind es dann welche von 2017 oder so.
    Ob da noch Antwort sinnvoll ist?

    LG
    Janita

    Hallo Carmen,
    danke für deine Antwort.


    Wenn meine Schwester Hilfe möchte, würde ich sie begleiten. Ich mache das auch ehrenamtlich bei Süchtigen, obwohl natürlich meine Schwester emotional nochmal näher ist und ich da noch mehr auf mich achten würde. Was und ob es mir damit gut geht.
    Aber, wie beim Ehrenamt, sage ich auch bei meiner Schwester, sollte ich eine Sekunde Suchtdruck, Rückfallgedanken haben, es mir damit nicht gut gehe, drehe ich mich um, gehe nach Hause und kümmer mich nur um mich.

    Ich werde nicht dahin zurück gehen, wo ich war. Nämlich ganz unten. Und ich lasse mich auch durch niemanden dahin bringen. Da ist bei mir wirklich Egoismus, allerdings finde ich den gesund und wichtig für mich.

    Der Rückruf kam vorhin auch noch. Wenn Corona "vorbei" ist kann ich mir eine Selbsthilfegruppe angucken, ob sie mir zusagt. Aber auch jetzt schon bleibe ich mit dem Leiter in Kontakt und kann mich bei ihm melden und austauschen. Das hilft, weil ich auch nicht alles bei meinem Mann abladen möchte. Er ist in der Hinsicht "Jungfrau" keine Drogen, auch kein Alkohol/Zigaretten oder so.

    Ja, ich lese mich hier schon fleißig durch das Forum.
    Ich drücke dir die Daumen das der Rückruf bald kommt.

    Hallo,
    ich bin Toivo aus dem Ruhrpott. 42 Jahre alt. Ich war über 10 Jahre schwer Heroinabhängig, mittlerweile bin ich seit fast 15 Jahren vom Heroin weg und seit 6 Jahren komplett clean.
    Mein Leben läuft in total normalen Bahnen und ich habe mit dem damaligen Umfeld auch gar nichts mehr zu tun.
    Mein Freundeskreis und meine Partnerschaft wissen von meiner Vergangenheit, haben aber selber gar keine Berührungspunkte zu Drogen.


    In meiner Drogen und Obdachlosen-Zeit hatte ich nur 3 mal Kontakt zu meiner Schwester.
    Man muss dazu sagen, meine Schwester ist meine einzige und wichtigste leibliche Verwandte und wir haben als Säuglinge/Kinder eine sehr schwere Zeit zusammen durch gestanden. Unsere Eltern waren beide Süchtig und wir wurden ihnen weggenommen. Was für uns aber nicht besser war.

    Mit meinem Abtauchen in meiner Jugend wollte ich meiner Schwester ersparen viel von meiner Sucht mitzuerleben. Ob das so gut war, keine Ahnung. So das nur kurz zu mir.


    Jetzt haben wir seit mehren Jahren wieder Kontakt der mit der Zeit auch wieder sehr innig und intensiv wurde. Mir fiel relativ schnell der Alkoholkonsum auf, der bei ihnen an der Tagesordnung ist. Auch in ihrem ganzen Umfeld.
    Ich habe in Sachen Alkoholkonsum in Deutschland allerdings auch eine krasse Meinung, wird mir immer gesagt. Ich selber bin was Alkohol angeht sehr vorsichtig.
    Es gibt immer wieder Monate, mal 3, mal 6+, wo ich mir selber eine Alkoholpause auferlege um zu gucken, ob mich Abstinenz stört. Das würde für mich zur Folge haben, das ich den Rest meines Lebens keinen mehr trinken würde. Fände ich auch nicht schlimm. Trinke eh nur 2,3 Mal im Jahr kleine Mengen.

    Unsere Mutter, die auch Drogenabhängig war und clean wurde, ist zum Schluss an Leberzierrose gestorben durch Suchtverlagerung zum Alkohol. Ganz viele, leider der überwiegende Teil von Substituierten wird zum Alkoholiker. Darum habe ich immer wieder mein Trinkverhalten hinterfragt und bin dort sehr achtsam mit mir.

    Am Wochenende war dann nicht mehr zu übersehen, das meine Schwester Alkoholikerin ist. Sie sagt, sie trinkt zur Entspannung. Oder wenn sie schlecht drauf ist. Na ja ich habe Heroin auch nur zur Entspannung genommen ;)

    Man würde wohl sagen, sie hatte am Wochenende einen kompletten Absturz!!


    Die letzten Tage waren für mich sehr schwer, weil ich mit dem Aussprechen der Tatsache es irgendwie auch real gemacht habe. Mir ist aber sehr schnell klar geworden, ich kann meiner Schwester nicht helfen. Außer sie möchte es. Sie kann sich nur selber helfen und sich professionelle Hilfe suchen. Worin ich sie natürlich unterstützen würde.
    Da ihr Mann aber schon seit 20 Jahren Alkoholiker ist und sie sich niemals trennen würde, sehe ich da wenig Hoffnung. Auch das ganze Umfeld ist dem Trinken doch sehr zugetan.

    Ich selber kann erst mal nur mich schützen. Mich selber stabil halten und mir als Angehöriger Hilfe suchen.
    Das habe ich auch sofort gemacht.
    Die alte Suchtberatung habe ich nach einem Telefonat gefragt und ich suche mir, sobald die Situation es zulässt, eine Selbsthilfegruppe um zu schauen, ob mir das hilft.
    Da wird es heute auch noch ein Telefonat geben, was mir echt schwerer fällt als gedacht. Mittlerweile habe ich aber Angerufen und warte auf Rückruf.

    Übernächste Woche sehe ich meine Schwester alleine. Darum habe ich sie gebeten.
    Nur was dann?

    Mir ist klar das alles was sie dann sagt, ein paar Tage später eh nicht mehr gilt. Das gab es bei anderen Themen jetzt schon paar Mal. Sie hat auch mit schweren Depressionen zu kämpfen.
    Ich möchte ihr aber sagen, dass ich weiß, dass sie ein Alkoholproblem hat. Dass wenn sie mich betrunken anruft, ich auflege.
    Das Thema hatte ich mit meiner Mutter durch. Und das ich keinen Alkohol mittrinken werde. Weil am beim letzten Treffen sollte ich eigentlich nur das, als ich das nicht tat kam von allen Seiten, ich solle mich nicht so anstellen.

    Das mit dem Anrufen ist eher Schutz für mich, das hat mich damals sehr belastet. Nein, ich bin absolut nicht rückfallgefährdet aber ich möchte mich trotzdem ganz klar abgrenzen.
    Denn Kontakt zu meiner Schwester werde ich nicht abbrechen. Aber ich werde auch nicht daneben sitzen, wenn sie sich besäuft.

    Ob das der richtige Weg ist keine Ahnung. Trotz langer Suchtgeschichte habe ich keinen Plan.
    Ich habe auch irgendwie keine gezielte Frage an euch.
    Obwohl doch, mache ich es richtig? Was soll ich beim nächsten Treffen tun oder eher nicht tun?

    Wohin kann ich mich als Angehörige vielleicht noch wenden. Was hilft einem als Angehöriger.

    Danke fürs Lesen. LG Toivo