Beiträge von engel27

    Tja, leider hatte ich keinen Zugang zu Institutionen, die einem bei Abhängigkeit helfen. Ich musste mir also immer selber helfen - es gab keine andere Möglichkeit. Dies beruht auf der Tatsache, dass ich fast 30 Jahre im Ausland gearbeitet habe und wer glaubt in Afghanistan kann man ins Krankenhaus gehen, lebt im Traum.

    Trotz allem habe ich es geschafft, wirklich alles abzulegen: Alkohol, Dias, rauchen.... Ich mache viel Sport (wenn das Wetter mitspielt) und habe endlich meinen Frieden gefunden. Ich helfe gerne anderen mit Tips.

    Vielleicht sollte ich noch sagen, dass ich als Jugendlicher eine Langzeittherapie gemacht habe (ohne Erfolg), ich habe auch ettliches anderes ausprobiert und bin immer wieder hingefallen. Jetzt geht es mir schon seit langer Zeit gut. So was wie "Druck" verspüre ich nicht. Ich habe mein Carving mit einem Medikament kuriert. Und das hat sehr gut funktioniert. Darüber hinaus habe ich innerlichen Halt gefunden.

    Und das ich aus Deutschland weggegangen bin, war wohl die beste Entscheidung die ich jeh getroffen habe! Obwohl ich schon mal Lust auf einen Schweinebraten hätte. :?:lol:

    DROMEDAR -> Hi, habe hier vor 2 Jahren oft teilgenommen - bevor ich in den Sudan gegangen bin. Immer unter dem Namen "Dromedar". Mal schaun, obs noch klappt...? Also, inzwischen hat sich viel getan, aber ehrlich. Bin also aus Montenegro weg, war dann ein Jahr im Sudan und bin rückfällig geworden. Tja, man glaubt es kaum, selbst (und besonders) in Botschaften gibt es immer einen geschlossenen Raum, wo der "booze" aufgehoben wird. Da ich nun selber dafür verantwortlich war (und auch die ganzen Bestellungen meiner Kollegen und der Botschaft handhaben musste), war der Weg nicht weit zum Rückfall. Irgendwann habe ich dann begriffen, dass es so nicht mehr weitergeht. Bin im wahrsten Sinne des Wortes "abgehauen". Den Sudan habe ich vom ersten Augenblick an gehasst - obwohl ich Afrika sonst liebe. Jetzt nach 27 Jahren im Ausland habe ich meinen Job aufgegeben und werde am 1. Juli auf Rente gehen. Ist sowieso Zeit für mich - am 1 August wäre mein offizielles Datum gewesen. Also einen Monat eher. Diese ständigen Demonstrationen und dann der Krieg - also nein, solche Sachen brauche ich nicht mehr, habe ich oft genug gehabt. Bin noch rechtzeitig rausgekommen und war dann auf Krankschreibung.

    Dann war ich echt eine Zeitlang total krank ( Depression, PTS, Alkohol, self-harm etc.) und habe lange Zeit vor mich hingedämmert, unfähig einkaufen zu gehen - oder nur mit grösster Anstregung etc. Dann mit neuer Kraft selber wieder aufgehört - ohne Krankenhaus! Das ist jetzt schon lange her. Ich bin froh und kann nur sagen - man muss immer aufpassen, denn der Schritt zwischen "Alkohol" und "kein Alkohol" ist wirklich sehr klein. Auch sollte man sorgfältig abwägen was man macht - ich musste leider auf die harte Tour lernen, dass man einfach zu weit gehen kann (auch in der Arbeit -> die ebenfalls zur Sucht werden kann). Es ist auch verdammt schwer, sich wieder einzugliedern, egal in welchem EU Land. Ich hatte jahrelang keinen Wohnsitz mehr hier und es hat mich viele Monate gekostet um das alles in Ordnung zu bringen und zu regeln. Echter Stress.

    Aber -> diesmal habe ich es geschafft. Ich versuche zu ersetzen - mit Sport, Wandern, Fasten, Zukunft planen. Bin im Augenblick in Spanien und gehe bald (im Juli) für ein Jahr in den Süden vom Senegal. Es gibt da 'nen guten Song: "For the last time...". Genau so fühle ich mich und passe wirklich höllisch auf. "Nie mehr" - mein neues Motto. Ja, und Hilfe habe ich auch, allerdings bin ich auch oft allein. Familie treffe ich erst wieder im Juli (obwohl sie zweimal hier zu Besuch war). Ich beschäftige mich viel - lesen, Musik, Abreisevorbereitung etc.

    Man kann hinfallen, aber man muss auch wieder aufstehen. Sagt sich leicht. Ich fahre jetzt lieber im "Rollstuhl", da kann man nicht hinfallen. Ein Unfall aber ist tödlich, das ist klar.

    Schöne Grüsse aus Spanien (ist im Augenblick echt kalt hier... sollte man nicht denken).

    Dromedar

    Vielen, vielen Dank für den Input. Ja, krank. Das vergesse ich immer. :(

    Komisch, bei einem Kollegen der das gleiche Problem hatte, habe ich mich wirklich stark gemacht - er wurde nicht entlassen, sondern hat seinen Job aufgrund meiner Intervention behalten. Ich scheine manchmal mit mir selber härter zu sein, als mit anderen. Ich kann mich selbst nicht leiden, andere sehr wohl und auch Verständnis aufbringen. Das ist komisch. über die Jahre kamen auch Depressionen, Ängste, PTS dazu - führte bis zu Selbstverstümmelung. Das alles konnte ich hinter mir lassen, da ich die Ursachen abgestellt habe.

    Sucht war mein ganzes Leben - ich war schon in 18 auf H., habe Therapien hinter mir... kämpfe schon mein Leben lang. Ich nehme mal an, dass wird auch so bleiben.

    Die Notbremse ziehen? Ja, daran habe ich auch gedacht und werde ich auch machen. Hier habe ich jetzt nur noch einige Monate durchzuziehen, dann soll ich noch für einige Jahre in ein muslimisches Land gehen. Allerdings bin ich jetzt schon so weit, dass ich auch daran denken kann, auf Frührente zu gehen - eigentlich ab sofort wenn ich will. Dieser Gedanke hilft mir sehr. Auf jeden Fall ist es dort natürlich möglich, auch was zu trinken, aber da muss man schon "aktiv" werden. Ich schau jetzt mal wie das läuft. Über das WE habe ich mich jetzt wieder gefangen und gehe heute zum erstenmal wieder "ohne" ins Büro. Ich beobachte mich jetzt, - und sollte ich wieder auf die Schnauze fallen, - ja, dann werden Konsequenzen folgen.

    Mit Deutschland ist das so seine Sache: leider sind die meisten Therapien, Doktoren etc. unmöglich. Auch Hilfe vor Ort ist es entweder aus sprachlichen oder anderen Gründen sehr schwer, denn "man kennt sich ja - und es wird leider viel geredet", was dazu geführt hat, dass ich mich ein wenig "absondere". In Deutschland habe ich auch nichts mehr (Familie oder so..). Nur noch zwei alte, gute Freunde.

    Was mir schwer auf der Seele lag, war dass ich keinen Wohnsitz mehr in der EU hatte. Meine Ehe ist am Ende - ich meine 20 Jahre habe ich gearbeitet um sie zu unterstützen, und bin immer nur auf Urlaub dort gewesen - was bleibt da noch übrig? Auf Hilfe kann ich dort nicht mehr zählen.
    Wenigstens habe ich jetzt eine Wohnung gefunden und bin also nicht mehr wohnsitzlos.

    Was mir im Augenblick auch Sorgen macht, ist diese COVID Geschichte. Die hat eigentlich nur einen guten Punkt: Abstand halten und Maske tragen. Das ist nicht zynisch gemeint, das ist war. Angst daran zu erkranken habe ich sehr wohl - und auch hier ist die medizinische Versorgung unter aller S.... und mit meiner Vergangenheit gehöre ich, wie wahrscheinlich viele hier, zur Risikogruppe.

    Nur zur Info: habe viele Jahre in hardship gearbeitet (unter anderem 5 Jahre AFG). Deswegen auch mein Hilferuf hier. Ich bleibe dran - Kommentare machen mir wirklich Mut und nochmal: Vielen Dank dafür. Ich berichte weiter. Heute hoffe ich, gut durchzukommen und dass ich mich aufraffen kann wieder Sport zu machen (selbst im Büro).

    Danke dass es dieses Forum gibt. Ich lebe im Ausland, immer in verschiedenen Ländern (so alle zwei Jahre) - und hier gibt es keine Hilfe. In keiner Form. Ich muss also immer alleine zurechtkommen. Ich hoffe ihr wisst, wie gut ihr es eigentlich in DE habt.

    Ich bin Alkoholiker (Bier) versuche aber immer einen gewissen Bereich nicht zu überschreiten (mehr als 5 Bier habe ich niemals getrunken, oder nur sehr selten). Alkohol ist aber ein echtes Problem für mich, vor allem wenn ich vor der Arbeit trinke. Ich komme einfach nicht über diese "drei Monate clean Regel" hinaus. Es ist ja auch nicht die Menge, sondern die Dauer: und das alles geht jetzt schon 20 Jahre so. Mittags ein Bier zu trinken und Abends wird allgemein akzeptiert (und auch von den meisten Kollegen so gehandhabt). Aber vor der Arbeit trinken? Da wird es kritisch.

    Im Augenblick bin ich auf drei Bier pro Tag, die ich aber immer mit Wasser vermische. d.h. ich muss wenn ich meine drei Bier will, ca. 6 Liter Wasser trinken. Irgendwann kommt dann der Punkt wo weitere Reduzierung einfach automatisch zum Aufhören führt. Dann nehme ich für einen Tag *Wirkstoffname editiert - Barthell* , schlafe eben und das wars. Ausschleichen ist für mich wirklich nichts Neues.

    Was mir aber Sorgen macht:
    1) ist die klare Beziehung von Stress auf der Arbeit, Ausland, funktionieren müssen....
    2) warum, verdammt nochmal, komme ich über diese drei Monate nicht hinaus? Immer passiert dann etwas was wieder zum Rückfall führt - es kann positiv oder negativ sein. Beides ist möglich. Und dann kommt wieder eine Phase von mindestens einem Monat 'saufen' bevor ich wieder anfange mich auszuschleichen.
    3) Ich hasse mich manchmal selber für meine Schwachheit. Dieses Schamgefühl? Kennt ihr das? Das schlechte Gewissen, die Selbstvorwürfe, die Depressionen? Ich kotze mich selber an.

    Irgendwelche Ideen? Input? Ich würde mich sehr über Antworten freuen, dann ich bin hier wirklich alleine und auf mich selber gestellt. Das hilft auch nicht gerade.