Beiträge von Fibonacci

    Es ist schon verlockend, zuzugreifen, aber dann kommt schnell der Gedanke, diese Flucht aus dem Alltag wäre nur kurz und das Problem ist danach wieder da.

    Liebe Sonne,

    Ich lese da immer noch eine positive Assoziation mit dem Alkohol heraus. Was genau würde denn der Alkohol machen? Du schreibst ja selbst, die Flucht aus dem Alltag wäre kurz. Vor was willst du denn fliehen?

    Sorry wenn ich so bohre, aber versuche mal dir zu beantworten was in dem Moment des Trinkens besser wäre... Du wärst sicher nicht glücklich. Probleme lösen könntest Du dann auch nicht besser. Und ungesund bzw. gefährlich wäre es darüber hinaus auch.

    Alkohol macht nichts besser. Und du musst endlich nichts mehr trinken! Ist das nicht großartig?

    LG

    Hallo zusammen,

    Habe lange nichts mehr im eigenen Thema geschrieben, daher kurzes Update.

    Tag 71. Bislang ohne Verlangen zum "alten" ICH zurück zu kehren. Irgendwie nicht mehr vorstellbar. Und dennoch unglaublich wie viel Energie ich auf das be- und entsorgen von Flaschen verwendet habe. Ich schäme mich, dass ich oft am Wochenende unter einem Vorwand nochmal was besorgt habe. Und meine "kreativen" Verstecke. Das ich nicht lache. Die Frau hatte es damals bestimmt gecheckt und hatte vermutlich nur keinen Bock mehr mich zu konfrontieren.

    Jedenfalls war heute der letzte Tag unserer Corona Quarantäne (ganze Family hat es erwischt). Wir waren eine ganze Woche nur zuhause. Im eigenen Garten. Es war zwar anstrengend aber irgendwie auch schön. Ich habe keine Ahnung wie ich das zur Saufzeit gemacht hätte. Vermutlich vor dem Test gut vorgesorgt und mir 3 Flaschen Whiskey gekauft. Total krank! Und jetzt habe ich das einfach so gemeinsam mit der Family geschafft und nicht ein einziges Mal Verlangen nach Alkohol gehabt.

    Ich müsste lügen, natürlich denke ich auch ab und zu an Alkohol, alles andere wäre nicht normal. Es ist wie ein kurzes Aufflackern des Saufgedankens. Es dauert immer nur kurz. Dann ist es weg, vor allem wenn ich gleich gegensteuere mit Ablenkung, was essen, raus gehen usw.

    Und die Träume, naja, die kommen auch immer wieder. Neulich habe ich im Traum eine ganze Flasche Hochprozentiges weggeschüttet.

    Aber insgesamt fühle ich mich mit meiner Entscheidung sehr wohl. Ich bin auch viel ausgeglichener. Und nehme mich auch im Beruf eher zurück, gönne mir mehr Ruhepausen. Lese auch nicht mehr ständig Mails in der Freizeit, das habe ich zu Saufzeiten regelmäßig gemacht. Als ob ich mir beweisen musste, dass ich trotz Alk super funktioniere... Lasse ich jetzt sein.

    Wünsche allen noch einen schönen Abend!

    LG

    Ich weiss,dass es mit den anderen nichts zu tun hat, ich bin auf mich wütend.

    Liebe Sonne,

    Hast du eine Idee warum du auf dich wütend bist? Dass du früher getrunken hast? Oder dass du jetzt immer mal wieder an Alk denkst?

    Dass du raus gehst ist super. Ablenkung, kühler Kopf. Fokus auf etwas ganz anderes. Das machst du gut.

    Wie ich schon geschrieben habe, bei mir sind es eingebildete Gerüche und immer mal wieder Träume mit Alk. Ich stehe dann immer vor der Herausforderung zu trinken. Bislang bin ich weder im Traum noch in der Wirklichkeit seit meiner aktuellen Trockenheit schwach geworden. Ich versuche dann immer zu ergründen, warum ich trocken bleibe. Denn das ist meine Motivation es auch weiter zu sein.

    Vg

    Huhu.. darf ich Dich mal fragen, was heisst Du hast die 60 Tage nicht durchgehalten? Bist aber froh, deine Familie nicht zu enttäuschen?

    Das verwirrt mich!

    Es war so gemeint, dass die 60 Tage von mir nicht als durchhalten empfunden wurden, sondern ich jeden Tag froh war nicht mehr saufen zu müssen. Da musste nix durchgehalten werden...

    Darum geht es ja schlicht, dass man als Trockener nicht bereut sondern dankbar ist.

    Und natürlich geht es hier um dich und das Kind, ich wollte euch wegen der Reha nicht verunsichern. Natürlich solltet ihr fahren und nicht jeden Tag daran denken ob er rückfällig wird.

    LG

    Soll sich denn die „Familie" auf Kosten der eigenen Gesundheit weiter aufopfern und eine wie in diesem Fall eine geplante Reha absagen, damit jemand trocken bleibt, der es eventuell gar nicht möchte? Oder seit Jahren sein Saufen durch Manipulation der Familie aufrechterhalten hat

    Auch das habe ich so nicht geschrieben. Am besten halte ich mich jetzt hier raus. Ich wollte nur meine Vermutung äußern, dass er trinken wird. Und meine Strategie funktioniert sehr gut, es geht natürlich um Motivation für das Nicht-Trinken und die ist bei mir unter anderem (aber nicht ausschließlich) die Familie.

    Ok, vielleicht habe ich mich nicht ganz klar ausgedrückt.

    Natürlich muss der Süchtige es selber wollen. Es muss klick machen und man muss zur Erkenntnis kommen dass man abstinent leben will. Aber viele Faktoren drumherum beeinflussen einen trotzdem wie ernst man es meint und sind natürlich auch für die Rückfall-Prophylaxe wichtig.

    Und dazu gehört für mich auch die Familie. Zur Erkenntnis gehört auch die Einsicht wie sehr man der Familie durch den Konsum geschadet hat.

    Ich habe die 60 Tage nicht "durchgehalten" sondern bin froh dass ich meine Familie nicht mehr enttäuschen muss und dass ich endlich mit meiner Familie ein unbeschwertes Leben führen kann.

    Hallo zusammen,

    Als seit 60 Tagen trockener Alkoholiker schreibe ich eigentlich nicht bei den Co's, aber ich lese hier sehr viel, weil es auch mir hilft langfristig trocken zu bleiben.

    Ich möchte nur meine Bedenken bzgl. der anstehenden Reha äußern: wie bereits geschrieben, es wird der entscheidende Punkt sein, ob er in eurer Abwesenheit trocken bleiben kann.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe da so meine Zweifel ob er dieses Ziel alleine erreicht, wenn er es euch zuliebe schon nicht schafft trocken zu bleiben.

    Mehr kann ich aus meiner frisch trockenen Sicht nicht sagen.

    LG

    Hallo zusammen,

    Vielen Dank euch für die Vorschläge zur Meditation. Ich werde es mal testen.

    Heute ist Tag 55.

    Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich werde langsam routiniert in meinem neuen Leben.

    Ich hatte ja in den anderen Themen schon über meine Strategie geschrieben, dass für den Alk und mich kein Platz und kein gemeinsamer Raum mehr vorhanden sind.

    Wir waren kürzlich bei den Schwiegereltern und da gibt es dann nachmittags gerne auch mal ein Glas Sekt. Ich muss dazu sagen, dass die Schwiegereltern noch nicht Bescheid wissen, auch weil mein Verhältnis zu ihnen jetzt nicht mega vertraut ist. Aber ich denke, sie haben gemerkt dass ich es aus welchen Gründen auch immer nicht mehr mag.

    Nun es gab also Sekt, meiner Frau wurde nichts angeboten, denn sie trinkt generell keinen Alk, hat sie noch nie. Mir wurde ein Glas angeboten, ich habe dankend abgelehnt ohne weitere Erklärungen. Das war alles, kein komischer Blick oder Kommentar. Ich bin dann im Garten zu den Kids und habe mit ihnen gespielt und habe mich damit sozusagen aus der Situation heraus genommen.

    Demnächst haben wir Grillfest, es kommen aber keine Leute die sich wegbeamen wollen sondern eher vernünftige. Ich weiß noch nicht ob ich hin gehe, das entscheide ich spontan.

    Was irgendwie total seltsam ist, ich rieche zur Zeit regelmäßig zu unterschiedlichen Gelegenheiten Spirituosen, meist sind es vertraute Gerüche. Ich habe in diesen Situationen oft nicht einmal ein Glas in der Hand. Es triggert mich allerdings nur wenig, ich lache dann kurz über diese kläglichen Versuche des Suchthirns mich wieder zum Stoff zu bringen.

    Entledigt sich hier mein Bewusstsein der alten Assoziationen? Oder sind das sowas wie Phantomschmerzen?

    LG

    Liebe Sonne, toll, dass du bislang standhaft warst.

    Was vermisst du denn genau wenn du an die Gemütlichkeit denkst? Was hat dir der Alk gegeben?

    Du hast seit du nüchtern bist bestimmt bemerkt, dass man wunderbar, nein, sogar besser ohne Alk entspannen kann. Versuche doch mit dem Freitag etwas anderes positives zu verbinden. Etwas das dir gut tut, gut schmeckt (natürlich ohne Alk, was aber nicht schlimm ist, denn es gibt viele leckere Sachen) oder dir sonst Freude bereitet.

    Du hast sicher die ganzen Links hier aus dem Forum gelesen, schau sie dir nochmal an. Die Bausteine für ein glückliches Leben z.B.

    Denke auch einen Schritt weiter, wie es wäre wenn du wieder trinkst. Die negativen Folgen! Du könntest nicht mehr aufhören und würdest vermutlich gefährlich viel trinken. Und würdest vor allem alles wegwerfen was du bislang geschafft hast.

    Und du hast es schon so weit geschafft!

    Können wir dir noch irgendwie helfen?

    LG

    Hallo zusammen,

    Von mir gibt es auch noch Senf dazu.

    Ich bin heute Tag 52 nach meinem Rückfall. Fühle mich zwar gut, habe aber Alkohol noch ganz klar zu meinem Feind erklärt. Für uns beide ist kein Platz. Wo Alkohol ist, bin ich nicht. Und wo ich bin, gibt es keinen Alkohol.

    Ich habe mich vor meinem Rückfall geschämt dass ich Alkoholiker bin. Und es vor fast allen verheimlicht. Habe versucht mich aus der Sucht zu stehlen, wie es hier gerne genannt wird. Das hat aber zum Rückfall beigetragen.

    Jetzt gehe ich sehr offen mit der Sucht um. Manchmal haue ich zweideutige Sätze raus und warte gespannt darauf wie das Gegenüber reagiert. Bisher hat keiner nachgebohrt, aber ich bin mir sicher dass ich ehrlich über meine Sucht reden kann.

    Gestern kamen die Kinder am Tisch irgendwie auf das Thema Alkohol, mein 6-Jähriger meinte, dass Männer immer Bier trinken. Meine 8-Jährige fragte dann, ob ich denn Bier trinken würde (habe früher immer heimlich getrunken, sie kennen es also nicht). Ich habe ihr geantwortet, dass ich keinen Alkohol mehr trinke, weil ich davon krank werde. Damit war das Thema für die Kinder erledigt. Meine Frau hat erstaunt geschaut, es war das erste Mal, dass ich so etwas in ihrer Gegenwart gesagt habe.

    Also, Borussia, bisher hat dein Plan funktioniert, sei stolz darauf. Ich für mich habe entschieden, dass ich aktuell kein Risiko eingehen möchte.

    LG

    Habe neulich eine selbst gemachte Praline in den Mund gesteckt, es kam sofort ein Alkohol Geschmack in meinen Mund und ich habe sie direkt in den Müll gespuckt. Habe hinterher erfahren, dass da Rum Aroma drin war.

    Bei manchen Fertigsoßen riecht man direkt, dass Alk drin ist.

    Fassbrause habe ich noch nicht probiert, ich trinke eigentlich alles, was ich früher nicht mit Alk gemischt habe. Deshalb kann ich die Geschichte mit dem Wodka-O ohne Wodka total nachvollziehen.

    LG

    Ich habe durch meinen Rückfall bitter lernen müssen, dass ich die Sucht nicht verstecken darf. Ich gehe seitdem viel offener damit um. Vielleicht nervt es mein Umfeld, aber ich frage z.B. wenn auf Arbeit ein Kuchen oder Tiramisu oder Pralinen mitgebracht werden, ob Alkohol drin ist. Manche reagieren dann sogar besorgt, von wegen "oh da habe ich nicht dran gedacht dass manche keinen Alkohol mögen".

    Wie viele in diesem Forum geschrieben haben, ich hänge mir kein Alkoholiker Schild um den Hals, aber ich würde jetzt z.B. selbstbewußt ablehnen wenn jemand mir zwei Flaschen Wein schenken wollte. Nicht nur weil ich mich stabiler fühle sondern weil ich sofort in Alarmbereitschaft wäre und weil ich mittlerweile eine sehr negative Assoziation mit dem Zeug habe.

    LG

    Also für jemanden der frisch trocken ist, ist es wichtig dafür gelobt zu werden wenn man z.B. eine Situation gut gemeistert hat. Ich selbst erwarte für das Nüchternsein an sich kein Lob. Ich mache das ja aus Überzeugung. Ich werde ja auch nicht für politische oder religiöse Überzeugungen oder für meine generelle Lebenseinstellung gelobt.

    Aber ich habe auch festgestellt, dass es user gibt, die überwiegend euphorisch, überschwänglich und wenig selbstkritisch hier ihren Nüchternheits Score posten und dann dem Lob entgegen fiebern. Und wenn das dann ausbleibt oder gar kritisch geantwortet wird, verfällt man in trotz und geht in Angriffsposition.

    So leicht ist es nun mal nicht.

    Lob mag an der ein oder anderen Stelle hilfreich sein, aber ich kann für Abstinenz kein Dauerlob erwarten.

    LG

    Liebe Sonne,

    wir sind fast gleich weit, ich bin heute bei Tag 39.

    Ich finde Saufdruck eigentlich sehr passend, denn es zeigt, dass wir nur den primitiven Teil unseres Gehirns überlisten müssen. Mit unserem Intellekt, mit differenzierter Betrachtung unseres Lebens und mit Mut und Selbstbewusstsein.

    Ich kenne dich zwar kaum, aber ich kann mir gut vorstellen, dass du alles davon mitbringst!

    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft auf dem trockenen Weg!

    LG

    Lieber Veru,

    Ich gratuliere dir zwar nicht aber ich finde es trotzdem gut, dass du über 100 Tage keinen "richtigen" Alk angelangt hast. Das ist zumindest viel gesünder als mit Alk und reduziert das Risiko frühzeitig zu sterben.

    Kurz zu mir: ich bin heute bei Tag 39 nach Rückfall, davor waren es knapp über 30 Tage, davor habe ich 20 Jahre gesoffen.

    Ich würde und werde mir nicht anmaßen hier irgendwelche Kommentare von langjährig Trockenen zu kritisieren. Und schon gar nicht wegen so Kleinigkeiten wie "der Ton". Meine Güte, wir sind hier nicht aus Porzellan und der harte Ton ist wichtig um zu begreifen wie gefährlich so manches Verhalten ist.

    Deine nüchterne Zeit klingt für mich nach "durchhalten" also mit Hintertürchen. Ich darf so was schreiben, denn ich hatte mir genau so ein Türchen offen gehalten und die Sucht hat gnadenlos zugeschlagen.

    Warum bestehst du denn so auf das 0,0 Zeug? Trink doch einfach was anderes was überhaupt keine Assoziation zu Alk hat. Alk ist doch Gift? Hast du das denn überhaupt internalisiert? Es hat doch nichts Positives! Es kann den Tod bedeuten. Heute 0,0, übermorgen Radler mir 0,2, nächste Woche ein Bierchen usw.

    Die Sucht ist gnadenlos.

    Ich riskiere da nix mehr. Habe mir neulich von der Bedienung alle Bestandteile eines echt tollen Essens auf Alk checken lassen. In 2 von 4 Gängen wäre welcher drin gewesen, habe dann eine Alk freie Version bestellt. Die anderen am Tisch fanden das nicht schlimm, wir haben sogar sehr interessante Gespräche über Alk in unserer Gesellschaft geführt. Viele wissen um das Problem, die Akzeptanz der Ablehnung ist unerwartet groß.

    Sei doch stolz, dass du es nicht mehr brauchst! Bestell dir ne Bitterlemon oder was dir sonst so schmeckt. Sei selbstbewusst! Anhand deiner Beiträge traue ich dir das total zu!

    LG

    Danke euch allen für die Antworten. Insbesondere hilft es, dass es euch teilweise genauso geht, dass ihr auch Träume habt.

    Gestern Nacht schon wieder, im Traum, Wein auf dem Tisch, alle haben mich förmlich angefeuert zu trinken, habe mir ein riesiges Glas eingegossen. Aber dann weggestellt und nicht getrunken. Also bleibe ich aktuell auch im Traum standhaft.

    Ich habe einen weiteren wichtigen Baustein zur Nüchternheit für mich identifiziert. Den Gedanken zu Ende denken. Fahre zur Zeit mit dem Fahrrad zur Arbeit und komme auf dem Heimweg an "meinem" Supermarkt vorbei. Früher wurde dort die Abendration gekauft und gleich auf dem Rest der Strecke angefangen zu trinken. Beim Vorbeifahren hatte ich kurz Suchtdruck. Habe angehalten und den Gedanken zu Ende gedacht. Kaufen, trinken, gutes Gefühl. Nach Hause kommen. Meine Fahne verbergen, Flasche verstecken. Mich verstellen. Lügen. Abends weiter trinken. Nachts komatös aufwachen, ins Bett kriechen. Frau dreht sich enttäuscht weg. Alles umsonst.

    Wow, das hilft echt! Danach hatte ich echt keinen Druck mehr. Bin fröhlich heim geradelt.

    Zum Schluss noch eine Sache: mir hilft es hier im Angehörigen Bereich zu lesen. Es schwarz auf weiß zu lesen wie meine Ehe wohl kurz vor dem Ende stand, weil meine Frau mir vermutlich seit Jahren nicht mehr vertraut hat, nachts vermutlich Schlafstörungen hatte wegen mir. Angst hatte dass sie mich tot auf dem Sofa findet. Und dass sie mir vermutlich immer noch nicht vertrauen kann. Das merke ich manchmal zwischen den Zeilen.

    Ich kann ab jetzt nur alles tun, damit sie wieder glücklich wird, dass meine Kinder ohne einen Säufer aufwachsen und dass ich auf mich Acht gebe.

    Gestern war Tag 30 der Nüchternheit nach dem Rückfall.

    LG

    Guten Abend zusammen,

    Die letzten 14 Tage habe ich mich bewusst hier etwas zurück genommen. Ich habe aber viel in den anderen Beiträgen gelesen und bin weiter täglich in Selbstreflektion gegangen. Ich habe einige Trigger identifizieren können, die in der Vergangenheit zu Saufdruck geführt haben. Diese Trigger habe ich nun anders bewertet und zu etwas Positiven gemacht.

    Zum Beispiel war für mich das Wochenende immer eine Gelegenheit besonders viel zu trinken. Da ich nicht zur Arbeit musste, konnte ich praktisch schon mittags anfangen. Dadurch sind die Wochenenden aber recht schnell vergangen, weil ich eben knülle war. Und Sonntag Abend kam dann das tiefe Loch, die Angst, die Depression (?). Oft bin ich mit einem Vorwand nochmal an der Tanke vorbei und habe meinen Vorrat aufgefüllt, damit es ja reicht. Obwohl ich mich Freitag ordentlich mit Spirituosen eingedeckt hatte.

    Jetzt freue ich mich als nüchterne Person sehr auf die Wochenenden. Die freie Zeit wird nicht zum Gefühl der Leere oder Langeweile sondern wird gefüllt mit Aktivität. Ich genieße sogar die Sonntagabende. Das habe ich seit der Jugend nicht mehr. Ich hatte tatsächlich regelrecht Panik Sonntags. Ich glaube ich sollte das wirklich mal in einer Psychotherapie aufarbeiten, was da los war.

    Ansonsten gehe ich dem Alk gut aus dem Weg. Ich habe es aktuell geschafft, mit dem Stoff ein Ekelgefühl zu verbinden. Gestern war ich mit meiner Tochter einkaufen und bin an einer Flasche meines ehemaligen Lieblings Whiskey vorbei gekommen. Ich hatte kein Verlangen sondern Ekel. Ich wöllte mich selbst nicht mehr mit einer Fahne riechen. Ich verzeichne das mal als Erfolg. Bin aber nicht leichtsinnig deshalb.

    Zwei andere Erfahrungen würde ich auch noch gerne mit euch teilen. Zum Einen wieder ein Traum, ich war mit Kollegen auf Kongress und Abends wurde wie immer gebechert. Ich sah die halb leeren Flaschen auf den Tischen und es war im Traum ein regelrechter Spießroutenlauf. Ich konnte das Zeug regelrecht riechen und habe mich sogar im Traum geekelt. Und natürlich dankend abgelehnt.

    Der Traum hat mir gezeigt, dass ich noch sehr vorsichtig sein muss. Und dass ich definitiv im April noch nicht mit auf Kongress fahre! Ist eh eine Hybrid Veranstaltung mit Möglichkeit der Online Teilnahme.

    Die andere Erfahrung war das Stöbern in einer anderen online SHG. Und die hat mir gezeigt, wie ernst ihr es hier meint und warum ihr daher auch manchmal streng seid. Dort wurde die Ankündigung eines Users dass er geplant in den Rückfall geht wegen eines Trauerfalles einfach akzeptiert und toleriert! Mit den Worten "dann hoffen wir dich morgen wieder mit Tag 1 hier begrüßen zu dürfen".

    Nee also sowas kann ich in meiner aktuellen Phase nicht gutheißen. Und es zeigt mir weiterhin,dass ich hier richtig bin!

    LG

    Lieber Hanseat,

    Ich hatte tatsächlich anfangs Bedenken, mich hier wieder zu melden, nachdem ich meinen Rückfall hatte. War es Scham? Ich denke es war auch die Angst, euch in irgendeiner Weise enttäuscht zu haben. Jetzt hat man schon Menschen gefunden, die sich einem annehmen und dann schlägt man leichtfertig alle Warnungen in den Wind.

    Ich habe mich trotzdem gemeldet, weil ich mich selbst auch mit euren (teilweise auch sehr harten) Reaktionen konfrontieren wollte. Und natürlich weil ich eure Meinungen sehr schätze. Es hilft ja auch nicht wenn man einen Rückfall schönredet.

    LG

    Hallo zusammen,

    Wollte mich nach dem Wochenende mal wieder melden.

    Zunächst einmal Danke für all die Antworten. Ihr schreibt das ja alles in eurer Freizeit und nehmt euch für jeden Einzelnen hier viel Zeit. Das ist echt toll.

    So langsam entspanne ich wieder. Ich habe es selbst an meinen ersten Beiträgen nach dem Rückfall gemerkt, wie gestresst ich noch war, wie überstimuliert mein Nervensystem war.

    Also weiter mit der Fehleranalyse.

    Ich schrieb ja, dass ich mich beim Annehmen der Flaschen zu sicher gefühlt habe. Damit meine ich, dass ich meine Fähigkeiten abstinent und standhaft zu bleiben überschätzt habe.

    Vermutlich habe ich mir auch unbewusst eine Hintertür offen gelassen fürs Trinken. Das spüre ich jetzt sehr intensiv. Ich habe versucht mich geistig nochmal in die Situation zu begeben. Versucht, die Emotionen nochmal zu spüren. Es hat sich tatsächlich so angefühlt als wenn ich in dem Moment etwas verbotenes gemacht hätte. Und darin lag vermutlich der Kick. Ich habe mit meiner Gesundheit gespielt! Oder besser, sie leichtfertig aufs Spiel gesetzt! Denn es war wie ich es hier und auch in den Büchern gelesen habe - bei einem Rückfall trinkt man mehr und noch riskanter, als ob man was aufholen muss... Es war sehr gefährlich was ich gemacht habe...

    Wie nennt man dieses "sich in eine Situation nochmal reinversetzen"? Ist das Autosuggestion?

    Jedenfalls funktioniert das bei mir recht gut. Gestern habe ich mich in mein besoffenes Ich hinein versetzt, mir vorgestellt wie ich nach Alk stinke, wie ich schwitze und wie sich meine Frau angewidert im Bett von mir wegdreht. Diese Vorstellung hat mir sehr geholfen, meinen derzeitigen Zustand wertzuschätzen. Vor dem Einschlafen habe ich dann mehrmals hintereinander im Geiste gesagt "so eine abstoßende Person will ich nie wieder werden"

    Dieses Mal schaffe ich es.

    Jeden Tag ein kleines Stück.

    LG